Ach ja, falls es interessiert: Ich würde die Geschichte dem Bereich Mystery/Humor zuordnen und ansonsten bleibt mir nur zu sagen, daß ich allen, die sich hierher verirren sollten, viel Spaß beim Lesen wünsche.
Liebe Grüße, Nei (die jetzt munter weiterschreiben geht ...)
Keine Rose ohne Dornen
1
Das Innere des schwarzen Chevrolets Impala glich einem Schmiedeofen. Die Hitze steckte in den lederbezogenen Sitzen, in dem Armaturenbrett und sogar im Fußraum des Wagens. So weit wie möglich hatten Dean und Sam Winchester die Fenster heruntergekurbelt, doch es wehte kein Wind, der Abkühlung hätte bringen können.
Die Landstraße vor ihnen erstreckte sich schnurgerade durch Kornfelder zu beiden Seiten. Die letzten Stunden war ihnen kein anderes Fahrzeug begegnet. Noch nicht einmal ein Traktor, obwohl die Ähren mit ihrer goldgelben Farbe aussahen, als wären sie bereit geerntet zu werden.
Eine Karte auf den Knien balancierend versuchte Dean herauszufinden, wo genau sie sich befanden. Sie hatten den Highway verlassen, um an einer Raststätte Halt zu machen und ein Mittagessen zu sich zu nehmen. Funktioniert hatte der Plan aufgrund der Abwesenheit jeglicher Geschäfte in keiner Weise, und so hatte ihr Mal in dem Süßkram bestanden, den Dean im Handschuhfach bunkerte.
Die sonnengebräunten Arme auf den Rahmen gestützt, lehnte sich Deans jüngerer Bruder Sam aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft. Viel Interessantes gab es nicht zu sehen. Kein Farmhaus. Keine Tankstelle. Noch nicht einmal ein besonders gewachsener Baum. Nur eine zerfallene Mauer, auf der eine mitternachtsschwarze Katze saß. Ihr Schwanz peitschte unruhig hin und her, dann zwinkerte sie Sam zu und verschwand mit einem Satz in dem neben der Landstraße befindlichen Maisfeld.
„Dean? Hast du die kleine Katze gesehen?“
„Hmmmm.“ Der ältere der Winchester-Brüder hob nicht einmal den Blick von seiner Karte.
„Sie hatte Schuhe an.“
„So wie Hunde sie im Winter manchmal tragen, um ihre Pfoten zu schützen?“
Sam schüttelte den Kopf. „Es waren rosa Lackstiefel mit Schleifen.“
Die Aussage brachte Dean dazu, den Kopf zu heben. „Tatsächlich?“
„Ja“, bestätigte Sam. „Und noch etwas. War das Schild vorher schon da?“
„Was für ein ...“ Dean verengte seine grünbraunen Augen zu schmalen Schlitzen. Direkt vor ihnen am rechten Straßenrand befand sich ein hölzerner Wegweiser, auf den mit krakeliger Kinderschrift Kings Grove oder Grave –der mittlere Buchstabe war verschmiert- geschrieben stand. Ein Pfeil unter der Schrift leitete auf einen kleinen Weg mitten in das Feld hinein. Hinter den Kornähren hoben sich deutlich erkennbar Häuserdächer und sogar ein Kirchturm gegen den strahlend blauen Herbsthimmel ab.
Dean warf die Karte auf die Rückbank und startete den Motor des Impala.
„Du willst doch wohl nicht dorthin fahren?“ In Sams Stimme schwang deutlich sein Unmut über die Idee seines Bruders mit.
„Warum nicht?“
„Weil dieser Ort bis gerade eben nicht existierte.“
„Richtig.“ Dean gab Gas und lenkte auf den schmalen Weg.
So plötzlich wie dieser aufgetaucht war, endete er. Eine Häuserzeile erstreckte sich vor den beiden Männern. Weiß getünchte Fassaden. Rot in der Sonne glänzende Ziegeldächer. „Besucher willkommen“ besagte ein Schild, das windschief in einer Halterung hing und sacht hin und her schwang.