Charaktere: Alastor „Mad-Eye“ Moody, Rita Kimmkorn, Harry, Remus, Albus
Genre: Humor/Romanze
Wörter: 3.000
Disclaimer: Charaktere und Orte gehören J.K. Rowling. Die Handlung gehört mir.
Beta: John Xisor
Vorwort:
Diese Geschichte ist mein erster Beitrag zum Jubiläumsmarathon auf hpffa. Die Aufgabe lautete:
„Rita Kimmkorn wird kurz vor dem Valentinstag vom Tagespropheten nach Hogwarts geschickt. Ihr Auftrag: sie soll dort die neuesten Entwicklungen in Sachen Liebe und Paare erkunden und mit einer Geschichte zurückkommen, die die Auflage am Valentinstag locker verdoppelt.
Doch wie blöd, auf Hogwarts ist ‚tote Hose’. Also muss Rita durch geschickte Fragestellungen ihren Interviewpartnern eine Liaison andichten.“
Besagter Interviewpartner wurde per Los gezogen – meiner war Alastor Moody.
Insgesamt haben 16 Autoren an dem ersten Wettbewerb teilgenommen. Heute, am 14.02.2010, wurden die Gewinner bekanntgegeben.
„Viva la Diva!“ ist auf dem 1. Platz gelandet. Im Laufe des Jahres kommen noch weitere 9 Wettbewerbe.
Inhaltsangabe:
Um Rita Kimmkorn ist es ruhig geworden. Zu ruhig. Als sie keinen müden Sickel mehr besitzt, will sie in ihren alten Job zurück, doch das ist nicht so einfach. Der Chefredakteur des Tagespropheten gibt ihr zum Valentinstag eine schier unlösbare Aufgabe. Rita soll nach Hogwarts gehen und mit einem bahnbrechenden Artikel über Pärchen zurückkommen. Kreativer Journalismus lag ihr schon immer …
Viva la Diva!
Ein Gefrierzauber zum Frischhalten von Lebensmittel war wärmer, als das herrschende Wetter. Die klirrende Kälte kroch durch die kleinsten Ritzen in die schäbige Wohnung. Eingewickelt in eine zerfledderte Decke saß Rita Kimmkorn, ehemals gut bezahlte Sensationsreporterin des Tagespropheten, auf dem Boden direkt vor dem Kamin und sah dabei zu, wie ihr letztes Möbelstück von den Flammen verzehrt wurde. Es war aus. Der Tagesprophet wollte schon lange nichts mehr von ihr wissen. Selbst die Hexenwoche befürchtete, mit dem Namen „Kimmkorn“ auf der Lohnliste die Leser zu vergraulen, nachdem Harry Potter öffentlich seine Abneigung gegen die Vorgehensweisen dieser Journalistin kundgetan hatte. Sein Wort hatte in der Zauberergesellschaft Gewicht.
„Sauberer Journalismus ist gefragt“, hatte erst kürzlich der Herr beim Bewerbungsgespräch deutlich gemacht. „Gute Recherche, Objektivität. Aber vor allem die Wahrheit!“
Rita kuschelte sich in ihre Decke ein und schnaufte verachtend, als sie sich das Gespräch durch den Kopf gehen ließ. „In welcher Welt lebt der Mann? Objektiver Journalismus? Ha! Das gehört ins Reich der Fabelwesen, wie der Greif und der Phönix.“ Entkräftet schloss sie die Augen, als ihr klar wurde, dass es diese Wesen in der Zaubererwelt gab. „Verdammt, ich muss etwas unternehmen.“
Am nächsten Tag beäugte Rita ihren restlichen Besitz. Die besten Kleider waren längst verkauft, nur das schönste hatte sie behalten. Darin fühlte sich Rita endlich wieder wie ein Mensch. Das pflaumenfarbene Gewand gaukelte ihr vor, die prominente Frau von damals zu sein. Ihr Weg führte sie direkt in das Büro des Chefredakteurs vom Tagespropheten.
Mr. Moran rieb sich die Augen, blinzelte einige Male. „Rita?“
„Wie sie leibt und lebt!“, erwiderte sie mit vorgetäuschtem Enthusiasmus.
„Was kann ich für dich …?“ Seine Stimme wurde schlagartig ruppig. „Was tust du hier?“
„Ich werde etwas tun, was schon ich vor langer Zeit hätte tun sollen.“ Skeptisch von Mr. Moran beobachtet ging sie zu ihm, bis sie neben seinem Stuhl stand. „Ich werde es nur einmal tun und nur bei dir.“ Er befürchtete einen Fluch, doch völlig unerwartet ging Rita in die Knie und ergriff seine Hand. „Bitte!“ Verzweiflung in ihrer Stimme. „Gib mir einen Job, Bob.“ Er lachte, vielleicht wegen des Reims.
„Niemand will etwas von dir lesen.“
„Dann schreibe ich unter Pseudo-“
„Nein!“
Sie ließ nicht locker, sprach mit Engelszungen und betörte ihn. Am Ende kam er zu dem Entschluss, sie auf die Probe zu stellen. Potter hatte schon ganz anderen Menschen verzeihen können.
„Es ist bald Valentinstag, Rita. Ich gebe dir einen Auftrag. Hilfe von alten Kollegen brauchst du nicht zu erwarten.“
„Prima! Ich bin voll und ganz zufrieden. Wo muss ich hin?“
Er grinste hämisch. „Ich schicke dich in die Höhle des Löwen, direkt zu Dumbledore nach Hogwarts.“
Sie schluckte kräftig. „Ich habe dort Hausverbot.“
„Die erste Hürde, die du ganz allein überwinden musst. Deine Aufgabe: Berichte von den Liebeleien. Mir ist völlig egal, wen du interviewst. Hauptsache, es wird eine Bombenstory!“
Etwas später klebte sich Rita mit einem Zauber ihre drei Zentimeter langen, karmesinroten Fingernägel an. Sie zitterte, aber nicht vor Kälte. Nach einem langen Gespräch über den Kamin hatte Dumbledore ihrem Gesuch stattgegeben, was nicht bedeutete, sie könnte gleich loslegen. Erst wollte er persönlich mit ihr sprechen. Fehler, die gemacht werden konnten, gab es zur Genüge. Zurückhaltung kannte Rita nicht. Kühle Berechnung lag ihr viel mehr und die war frostiger als die Arktis.
‚Heute keine Krokodilhandschuhe‘, dachte Rita mit teuflischem Grinsen. ‚Ich möchte keinesfalls bissig wirken.‘
Das Gespräch mit Dumbledore war kein Zuckerschlecken. Die Engelszungen hatte er ihr im Nu herausgeschnitten. Er redete Tacheles und verlangte das Gleiche von ihr. Peinlich berührt schilderte sie von ihrem erbärmlichen Leben, von ihrer Armut und von der Aussicht auf eine Neueinstellung beim Tagespropheten, sollte ihr Artikel Anklang finden. Dumbledore, selbst wenn er argwöhnisch blieb, ließ sich erweichen. Eines schrieb Albus nämlich schon immer groß: Mitleid. Ob nun für Hauselfen, für Zentauren oder für scheinbar unverbesserliche Kreaturen wie Rita Kimmkorn.
„Ich möchte es Mr. Moran gleichtun und Ihnen eine Chance geben.“ Ein strenger Blick seinerseits folgte und der nicht ernst gemeinte Satz: „Hogwarts gehört Ihnen.“
„Ach“, winkte sie strahlend ab, „ich will es gar nicht haben, nur ein paar der Worte, die durch die Gänge schweben.“
Mit offenen Augen wanderte Rita durch die Schule und hielt nach einem Opfer Ausschau. Romanzen taten sich an jeder Ecke auf. Pubertierende Burschen machten jungen Damen den Hof. Keiner von denen war interessant genug, um eine Frage zu stellen. Niemand würde sich für Richard Irgendwas interessieren, der das Herz von Lena Dingsbums erobern wollte. Es waren nicht einmal welche unter ihnen, die mit berühmten Eltern prahlen konnten. Die Ignoranz beruhte auf Gegenseitigkeit, denn niemand von den jungen Leuten wusste, wer sich hinter dem Namen Rita Kimmkorn verbarg. Einige von den Lehrern hatten jedoch ein Gedächtnis wie ein Elefant. Die meisten von denen blickten sie missfallend an, wenn sie an ihnen vorbeiging. Da war dieser kleinwüchsige Lehrer. Es irritierte sie, dass er sie trotz seiner geringen Größe von oben herab ansah. Auf dem Schulhof sah sie dessen Pendant, den Riesen, den sie damals interviewt hatte. Hatten Riesen ein Liebesleben?
„Hallo?“, rief sie ihm nach, so dass er stehenblieb. Sie eilte zu ihm. „Sie sind doch Mr. Haggis?“
„Hagrid“, brummte er zurück.
„Erinnern Sie sich an mich?“ Er musterte sie von oben bis unten. Weil er nichts sagte, half sie ihm auf die Sprünge. „Das Interview über Knallrümpfige Kröter.“ Aus der Handtasche entließ sie ihre Flotte-Schreibe-Feder, die neben ihr schwebend auf Worte wartete. Mit diesem unverwechselbaren Utensil erkannte er sie.
„Mmmh“, machte Hagrid wenig begeistert. „Sie hab’n mich über Harry ausgefragt.“
„Ach, das war doch nur …“
„Ich hab zu tun, M‘am.“ Der Halbriese stampfte von dannen.
Rita seufzte, gab sich jedoch nicht geschlagen. Sie machte ihre Runden und traf auf eine Frau, die vom Fahrenden Volk zu stammen schien. Sie war in Schleier und Schals gehüllt, trug Unmengen von Ketten um Hals und Handgelenk. Rita startete einen neuen Versuch.
„Madam? Wenn Sie einen Augenblick Zeit hätten?“
Die Dame zeigte verdutzt auf sich selbst. „Ich?“
„Ja, wissen Sie, ich würde gern mehr über Sie erfahren. Wie ist es beispielsweise mit dem Ehepartner, wenn man in Hogwarts arbeitet? Darf der auch hier leben?“
„Ehepartner?“ Die Frau kniff die Augen zusammen, die durch die dicken Brillengläser enorm vergrößert waren. „Ich habe keine Ahnung, wie meine Kollegen das handhaben. Als Lehrerin für Wahrsagen kann ich mir keinerlei Ablenkung leisten, besonders keinen Mann. Das innere Auge verliert dadurch an Klarheit, verstehen Sie?“ Sie klang sehr von sich überzeugt. „In meinem Beruf kann ich mir das nicht erlauben.“
„Kein Mann?“ Die Lehrerin schüttelte den Kopf. Dabei klimperte es wie in einer Glasperlenfabrik. Rita stutzte. „Funktioniert es?“
„Aber ja, wenn ich mich zum Beispiel auf Sie konzentriere, dann …“ Theatralisch fasste die Lehrerin sich an die Stirn und summte. „Ich sehe jemanden.“ Sie öffnete die Augen ganz weit und sah dabei aus wie ein Raubvogel kurz vor dem Angriff. „Ja, ganz deutlich: Ein Mann, auf den Sie heute treffen werden! Ein Mann, der mehr sieht als andere.“
„Auch mehr als Sie?“, stichelte Rita.
„Nein, das natürlich nicht. Achten Sie auf ihn. Er wird Sie zum Erfolg führen.“
„Genau da möchte ich hin, meine Liebe. Erzählen Sie mir von ihm.“
Die Lehrerin grübelte. „Viel erkenne ich nicht, aber eines ist sicher: Man sieht seine Magie. Und nun entschuldigen Sie mich. Ich muss zurück in meinen Turm.“
Abermals war Rita ein Gesprächspartner entwischt. Nachdenklich wanderte sie durch die Gänge, nahm einige Stufen nach oben. Rita war so sehr mit sich selbst und ihrer Zukunft beschäftigt, dass sie versehentlich in jemanden hineinlief.
„Immer langsam mit den jungen Pferden“, hörte Rita eine tiefe Stimme sagen, während sie eine Hand an ihrem Oberarm spürte, die ihr dabei behilflich war, das Gleichgewicht zu behalten. Die andere Hand hielt einen robusten Gehstock.
Als sie in das Gesicht ihres Gegenübers schaute, fiel ihr Blick sofort auf das rotierende Auge. ‚Man sieht seine Magie‘, hallten die Worte der Wahrsagerin in Ritas Kopf wider. Ihrer Neueinstellung sollte nichts mehr im Wege stehen. „Sie sind mein Mann!“, verkündete sie breit lächelnd.
„Sind Sie da sicher?“
„Aber ja! Ich habe vom Direktor die Erlaubnis erhalten, ein Interview zu führen und Sie“, Rita tätschelte die Schulter des betagten Zauberers, „sind der perfekte Gesprächspartner.“
„Davon hat er mir gar nichts erzählt“, murmelte der Lehrer. „Warum ich?“
„Weil Sie ein wahrer Prachtkerl sind.“ Schmeicheleien zogen immer. Ihr Gegenüber lächelte schüchtern. Sie ahnte, dass sich seine Nase dabei gekräuselt hätte, wäre sie noch vollständig vorhanden. Allein sein vernarbtes Gesicht erzählte Bände. Dieser Mann musste einiges erlebt haben. „Haben Sie einen Augenblick für mich Zeit?“
„Ich muss die nächste Stunde vorbereiten. Bin etwas aus der Übung. Ich mache nur Vertretung für einen … Freund.“
„Oh, wie aufmerksam von Ihnen. Dann sind Sie eigentlich kein Lehrer?“
„Nein, aber wenn Dumbledore ruft, bin ich zur Stelle. Mein Name ist Moody, Alastor Moody.“ Der Herr hielt ihr höflich die Hand entgegen.
„Mein Name ist …“ Moody war ein Freund Potters. Ritas eigener Name könnte die gleiche, abschreckende Wirkung auf ihn haben wie auf alle anderen. „Mein Name ist Sinnett.“ Sie hoffte, der Geist des verstorbenen Journalisten Alfred Percy Sinnet, Gründer der Zeitung The Phoenix, würde sie für die Verwendung seines Nachnamens nicht nächtens aufsuchen. „Können wir es uns irgendwo gemütlich machen?“
Misstrauisch zeigte sich Alastor nicht. Hogwarts war für Außenstehende nicht zu erreichen. Diese Dame wäre nicht hier, hätte der Direktor sie nicht passieren lassen. „Wäre eines der Klassenzimmer angemessen?“
Mit einem falschen Lächeln zeigte sie ihre weißen Zähne. „Mir, Mr. Moody, reichen sogar Besenkammern!“
Es war einer der Unterrichtsräume für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, in den er sie führte. Mit ihren dank der Geldknappheit wieder sehr schmalen Hüften lehnte sie sich an einen der Tische und befreite ihre Flotte-Schreibe-Feder aus der zierlichen Handtasche.
„Sie sind für das Fach Verteidigung eingesprungen?“, begann sie ohne Umschweife mit ihren Fragen.
„Ja.“
Die unbefriedigend kurze Antwort machte sie ungeduldig. „Erzählen Sie etwas von sich. Was sagt zum Beispiel Ihre Frau dazu, dass Sie Aushilfslehrer in Hogwarts sind?“
„Ich bin nicht verheiratet.“ Moodys magisches Auge rotierte und richtete den Blick starr auf eine Wand. „Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden.“ Als er in Windeseile das Klassenzimmer verließ, folgte sie ihm. Er bog um eine Ecke und zeterte mit lauter Stimme: „Was steht in den Hausregeln über das Küssen auf dem Gang?“ Zwei verschreckte Schüler rannten weg, bevor der Lehrer noch Hauspunkte abziehen konnte.
„Meine Güte, wie haben Sie das erraten?“, wollte sie wissen.
„Mit meinem Auge“, er deutete auf das blaue, „kann ich durch Wände sehen.“
„Tatsächlich?“ Endlich taten sich interessante Aspekte auf. „Können Sie womöglich nicht nur durch Steinwände, sondern auch durch Kleidung hindurchsehen?“ Seine Wangen bekamen eine gesunde Rötung, nur die Narben blieben schneeweiß. „Dachte ich’s mir“, schäkerte Rita, bevor sie ihn unterhakte und zurück ins Klassenzimmer führte. „Sagen Sie, warum ist ein Mann wie Sie eigentlich ungebunden?“
Seine weißen Augenbrauen wanderten nach oben. „Haben Sie es nicht bemerkt? Man findet meinen Namen nicht als Beispiel, wenn man im Lexikon unter Schönling nachschaut.“
„Es gibt Frauen, die über Äußerlichkeiten hinwegsehen können.“
„Mmmh“, summte er nachdenklich. „Bisher habe ich keine getroffen. In meinem Berufszweig gibt es außergewöhnlich viele Alleinstehende.“
„Was sind Sie denn von Beruf?“
„Ich war Auror, bin seit vielen Jahren pensioniert, was mich nicht daran hindert, noch heute Verbrecher dingfest zu machen.“
„Gab es niemals eine Affäre? Vielleicht sogar mit einer Dame, die Sie aus einer misslichen Lage befreien konnten?“
„Nein, aber sollte Sie einmal in Not geraten, flohen Sie mich umgehend an!“, erwiderte Moody trocken, bevor er über seinen eigenen Scherz so heftig lachen musste, dass er dabei keuchende Geräusche von sich gab. Das echte Auge begann zu tränen.
Rita war beleidigt, ließ sich aber nichts anmerken, sondern lachte mit. „Na, Sie sind mir vielleicht ein Schelm.“ Sie überredete sich selbst dazu, Moody keck mit dem Ellenbogen anzustoßen. Es könnte seine Zunge lockern, sollte er in romantische Stimmung verfallen. „Verraten Sie mir, Mr. Moody: Gibt es eine hübsche, junge Dame, der Sie zum Valentinstag ein paar netten Zeilen schicken würden?“
Er wischte sich eine Träne weg und spitzte die Lippen, bevor er nüchtern antwortete: „Wenn Sie mir Ihre Visitenkarte dalassen möchten …?“ Er amüsierte sich köstlich, während Rita eine gute Miene zum bösen Spiel machte.
Mit weiteren Fragen müsste sie sich zurückhalten, sonst würde sich das Blatt wenden. „Jetzt aber Hand aufs Herz. Wandert hier eine Kollegin umher, die Sie womöglich nur aus der Ferne bewundern? Vielleicht eine Dame, die bereits fest liiert ist?“
„In meinem Alter hält sich mein Interesse an Damen in Grenzen.“
Die Flotte-Schreibe-Feder schrieb und schrieb. Rita wusste jetzt schon, dass sie den Teil mit dem Alter aus dem Satz streichen würde, damit er für ihre Zwecke einen Sinn ergab.
„Sie sagten vorhin, Sie würden einen Freund vertreten.“
„Der Gute fühlt sich nicht wohl. Wenn er ausfällt, und das geschieht regelmäßig, spring ich ohne zu zögern für ihn ein.“
Vielleicht würde sie dem alten Knaben doch noch ein Liebesgeständnis entlocken. „Dieser Freund scheint Ihnen sehr viel zu bedeuten.“
„Das tut er. Er ist ein ganz liebenswerter Mensch.“
Die Ernsthaftigkeit in seinen Worten war nicht zu überhören. Sie könnte nach dem Namen des Freundes fragen. Andererseits würde es keine Schwierigkeiten bereiten, den Namen des Lehrers herauszubekommen. Schüler gab es hier genug, die sie fragen könnte. Von ganzem Herzen hoffte sie, dass sie aus Moodys Antworten genügend Zweideutigkeiten heraushören würde, die sie in ihrem Artikel als eindeutig darstellen könnte.
„Wie lange kennen Sie ihn schon?“
„Ich kenne ihn bereits eine Ewigkeit. Das sind jetzt“, er rechnete im Kopf nach, „fast schon 25 Jahre. Damals war er gerade von der Schule abgegangen.“ Vielleicht ahnte Moody etwas, denn er fragte: „Wollten Sie das Interview eigentlich mit ihm führen?“
„Keinesfalls! Erzählen Sie mir, wie das in Ihrem Beruf ist. Sie sagten, wenige haben einen Partner oder eine Partnerin?“
Moody rückte ein Stück näher. „Es sind nicht nur die Arbeitszeiten. Viele Auroren möchten niemanden in Gefahr bringen. Ein Lebenspartner könnte schnell zum Ziel werden, sollte sich ein Verbrecher rächen wollen.“
„Dann wäre es demnach klüger“, vermutete Rita laut, „eine Beziehung geheim zu halten.“
Mit einer Hand knetete er unerwartet feinfühlig ihre Schulter. „Genauso machen es viele. Keine Namen. Nur eine verborgene Liaison, diskret und verschwiegen.“
Ihr schwante etwas. „Heißt das, wenn Sie eine Beziehung hätten, würden Sie es mir sowieso nicht verraten?“
„Korrekt!“ Moody grinste bis über beide Ohren. „Enttäuscht?“
„Und wie!“ Frustriert seufzte sie.
„Kopf hoch!“ Ermutigend legte er den Arm um sie. „Wo kann man Ihren Artikel eigentlich lesen?“
„Im Tagespropheten.“ Wenn es dazu überhaupt kommen sollte, dachte sie niedergeschlagen. Aus Moody bekam sie nichts mehr heraus.
Am Abend ging Rita ihre Notizen durch, strich diese und jene Aussage und – das Wichtigste – ersetzte Mehrdeutigkeiten durch ihre subjektive Auslegung. Viele Informationen hatte Moody ihr nicht gegeben. Manchmal reichte jedoch ein einziger Satz, um eine ganze Geschichte drum herum zu erdenken, die unter besten Voraussetzungen sogar der Wahrheit entsprach. Ein Versuch war es wert.
Am 14. Februar zierte die Schlagzeile Herzschmerz in Hogwarts den Tagespropheten, der an unzählige Haushalte ausgeliefert wurde.
Am hergerichteten Frühstückstisch wartete Harry auf Ginny und den Kleinen. Er ließ es sich nicht nehmen, die Tageszeitung aufzuschlagen. Jeder, der in Hogwarts zur Schule gegangen war, würde einen Artikel mit so einer Überschrift verschlingen. Harry las leise für sich.
„Auf rote Rosen, Essen bei Kerzenschein und schwülstige Liebeserklärungen muss manch ein sehnsüchtiges Herz verzichten, wenn es das Wohl des Liebsten in Gefahr bringt.“ Gedankenverloren nickte Harry. „Auf mysteriöse Liebschaften dieser Art stößt man allenfalls, wenn man die Ohren spitzt. In Hogwarts werden sie gehütet, und sogar wohlwollend von oberster Stelle unterstützt. Sinnliche Treffen finden getarnt statt – beispielsweise als einkalkulierte Vertretung im Krankheitsfall. Die Regelmäßigkeit, mit der ein bestimmter Aushilfslehrer die schützenden Wände Hogwarts‘ betritt, wird von Kollegen und Schülern nicht bewusst wahrgenommen. Niemand hinterfragt, warum ein Mann, der über sich selbst sagt, sein Interesse für Damen hielte sich in Grenzen, einmal im Monat die Vertretung für einen alten Freund übernimmt, den er zudem als einen liebenswerten Menschen bezeichnet. Der unverheiratete Auror deutete an“, Harry stutzte das erste Mal, „eine Beziehung geheim zu halten, besonders eine über die gegenseitige Anerkennung hinausgewachsene Freundesliebe, die sich nach fast 25 Jahren offenbar in Begehren und Leidenschaft gewandelt hat. In Zeiten des Friedens haben sich Risiken für Auroren jedoch enorm reduziert. Verschwiegenheit in Herzensangelegenheiten sollten der Vergangenheit angehören. Wir vom Tagespropheten danken Alastor Moddy“, bei dem Schreibfehler hob Harry eine Augenbraue und griff zur Kaffeetasse, um einen Schluck zu nehmen, „für den Einblick in die Problematik, die manche Berufsgruppen mit sich bringen. Der Auror geht mit gutem Beispiel voran. Mit seinem magischen Auge vermag er nämlich nicht nur durch Türen und Wände zu schauen, sondern auch direkt in das Herz seines Liebsten: Remus John Lupin.“
Wie feiner Nieselregen verteilte sich der Schluck Kaffee auf dem Artikel.
Zur gleichen Zeit, als Harry zur Fortsetzung auf Seite drei blätterte, klingelte es an der Alastors Haustür. Er öffnete sofort.
„Ich würde dir ja die Hand geben“, sagte Remus, „aber wegen deiner Türklingel ist mein Arm gelähmt.“
Beschwingt lobte Alastor sich selbst: „Klasse Abwehrzauber, nicht wahr?“ Weniger gut gelaunt war eine rothaarige Tonks, die dem alten Freund den Tagespropheten unter die Nase hielt. Lachend versicherte Alastor: „Habe ich schon gelesen. Herrlich, oder?“
„Ich sagte dir doch, dass er das lustig finden wird“, versuchte Remus seine Verlobte zu beruhigen.
Aufgebracht forderte sie eine Antwort. „Wie konnte es dazu kommen?“
„Das ist nur eine Neckerei zwischen der Journalistin und mir. Ihr gefiel mein Humor, hat mit mir gelacht. Eine ihrer ersten Fragen war, ob ich verheiratet wäre.“ Alastor strich sich über die frisch rasierten Wangen, die nach blumigem Rasierwasser dufteten. „Sie meinte, ich wäre ihr Mann. Hat mich Prachtkerl genannt und machte mir klar, es gäbe Frauen, die über Äußerlichkeiten hinwegsehen.“ Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Und dann noch die Spielerei mit dem falschen Namen, den sie mir gegeben hat.“ Mit verliebtem Lächeln verkündete er: „Ihre ganzen Anspielungen, ihre Fragen ... Ich sag euch: Die Kleine hat sich in mich verguckt!“
Weil Moody sich seinen besten Umhang überzog, fragte Remus irritiert: „Wo soll es denn hingehen?“
„Zur Redaktion. Ich werde Rita zum Essen ausführen.“