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Blaue Augen lügen nicht

~Alice~
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Blaue Augen lügen nicht

Beitragvon ~Alice~ » Di 18 Jan, 2011 20:42

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Wen hatte es gewundert? Gerade an einem wichtigen Punkt meines Lebens angekommen, sagte mir mein Freund ab. Das Argument: Sein Chef hatte ihn für die Nachtschicht eingeteilt, weshalb er definitiv nicht am Abschlussball da sein konnte und seine Kollegen waren nicht im Stande, die Zeiten untereinander zu tauschen. Das erste Gefühl, als ich es erfuhr, war die Enttäuschung, doch mehr und mehr mischten sich auch Zweifel dazu. Er war in letzter Zeit so häufig abwesend, weil sein Studium all die freie Zeit für sich beanspruchte und natürlich musste er auch noch nebenher sein Geld verdienen. Die WG mit einem Freund und einer anderen Mitbewohnerin bezahlte sich schließlich nicht von selbst! Für seine Freundin hatte er allerdings kaum einen Tag und genau das machte mich etwas stutzig. Wir sahen uns selten bis gar nicht in der Woche und immer wieder musste er zu einem anderen Termin, arbeiten oder eine Hausarbeit beenden.
Als es dann überraschend zu einem Treffen kam, sprach ich ihn darauf an: „Maurice, was ist eigentlich los mit dir? Bedeute ich dir nichts mehr oder wieso hast du so wenig Zeit für mich?“ Mein leicht ironischer Unterton ließ ihn schmunzeln und lächelnd antwortete er: „Ich verbringe so viel Zeit wie möglich mit dir, aber ich kann weder die Arbeit noch mein Studium für dich aufgeben – auch wenn mir viel an dir liegt.“ Prüfend schaute ich ihm in seine wunderschönen, blauen Augen. Stellt euch die helle, aber dennoch in gewisser Weise kräftige Farbe eines Wassertropfens vor – das war seine Augenfarbe. Man konnte darin versinken und stundenlang so dasitzen, ohne auch nur das Gefühl loszuwerden, als könne man ihm tief in seine Seele blicken. Als ich mich dann wieder fing, meinte ich: „Ich habe halt das Gefühl, dass es dir gleichgültig ist und ich möchte dir auch gar keine Vorwürfe machen oder dir irgendwas unterstellen, aber… Du hast doch keine andere, oder?“ Ich schaute unter mich, denn seinen vorwurfsvollen Blick, der auf jeden Fall jetzt kommen würde, wollte ich nicht sehen, aber dennoch blinzelte ich hoch zu ihm, rein aus Neugierde, und natürlich war er da. „Marie! Ich würde niemals eine andere haben. Das könnte ich gar nicht! Ich… Dafür liebe ich dich zu sehr… Marie.“ Ich schaute ihm wieder in seine Augen und da war für mich die Erkenntnis, dass er nicht gelogen hat. Auch wenn seine Augen zum Versinken waren, ich glaubte den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge zu erkennen. „Ich… Maurice… Es war ja kein Vorwurf. Ich wollte nur sicher sein“, murmelte ich, als er einen Arm um meine Taille legte und wir ein wenig in Richtung Marktplatz schlenderten. Hinter uns schlug die Uhr schon 6 Uhr, als er sich fluchend umdrehte und hoch auf das Ziffernblatt sah. „Verdammt! Oh nein, Mist! Ich komme zu spät!“, stieß er zwischen den Zähnen hervor, verabschiedete sich, gab mir einen schnellen Abschiedkuss und lief mit schnellen Schritten in die entgegen gesetzte Richtung. „Wo willst du… denn hin?“ fragte ich, doch die letzten Worte kamen nur noch wie ein Hauch über meine Lippen.
Und da war sie wieder – die Enttäuschung! Es war so deprimierend, wenn man mal einen gemeinsamen Tag hätte verbringen können und das auch den Bach hinunter ging, weil andere Dinge wichtiger waren. Ich atmete einmal tief aus und ging in Richtung nächster Bar. Vor dem Lokal wartete doch noch eine freudige Überraschung auf mich. „Marie!“ begrüßte mich meine Freundin Fabienne oder einfach nur Fabi. „Was machst du denn hier? Ach ist das schön, dich hier zu treffen! Wollen wir reingehen?“ Mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen schaute mich Fabi an, bis ich zurück lächelte und sagte: „So eine Chance muss ich doch beim Schopfe packen!“ Gemeinsam traten wir hinein und nahmen gleich den Tisch am Fenster, denn sie betrachtete gerne die Leute in der Bar und ich spielte den Beobachter von den Dingen, die draußen passierten. Fabi hatte sich schon hingesetzt und ich war noch dabei, die Knöpfe meines Mantels zu öffnen. „Toll, dass es so spontane Aktionen noch gibt! Komm Marie, setz dich! Ich habe dir so viel zu erzählen, das glaubst du gar nicht! Neulich war ich nämlich… Marie? Setz dich doch!“ Ich schaute allerdings wie gebannt nach draußen, denn dort spielte sich etwas ab, mit dem ich ganz und gar nicht gerechnet hatte. Ich war mir nicht sicher, schnellte die Tür hinaus und ließ Fabi einfach sitzen. Mit schnellen Schritten überquerte ich den halben Marktplatz, stieß auch etwas unsanft so manch ein glückliches Paar zur Seite, als ich ihn dort stehen sah, Hand in Hand mit seiner Mitbewohnerin. Zuerst erkannte er mich nicht, denn der Schock stand mir so ins Gesicht geschrieben, dass es wahrscheinlich völlig verzehrt aussah, doch dann öffneten sich seine ach so tollen, blauen Augen vor Überraschung und er fing an zu stottern: „Ma.. Marie, was machst du denn hier?“ Konnte ich das glauben? Fragte er das jetzt ernsthaft? „Was ich hier mache?“ schrie ich aufgebracht, sodass sich die Leute umdrehten. „Was ICH hier mache? Ist das dein Ernst? Du hast mich hier absolut ohne eine Info stehen gelassen! Und dann… dann triffst du dich mit dieser… dieser Schlampe hier!“ „Marie...! Aber Marie! Ich kann dir das alles erklären!“ Geschockt starrte er mich an. „Pff… Erzähl das… deiner Freundin hier! Du… Du widerst mich echt an. Mach was du willst! Ich bin raus hier!“ Meine rechte Hand schnellte hervor und verpasste ihm noch eine Ohrfeige. Mit entsetztem Blick schaute er mich an und rieb seine Wange, als ich ihn mit einem letzten hasserfüllten Blick ansah, mich dann umdrehte und mir einen Weg durch die gaffende Menge bahnte.
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Lady Midnight
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Beitragvon Lady Midnight » Sa 22 Jan, 2011 21:46

Ui. Ganz schön heftig. Die arme Marie. Schön geschrieben =)
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Beitragvon RavenLaGrande » So 23 Jan, 2011 10:32

Ich mag deine Art zu schreiben sehr gerne. Die hast einen sehr flüssigen und angenehmen Schreibstil, der schnell Lust auf mehr macht. Die Kurzgeschichte oder den Auszug finde ich leider etwas platt bzw. hervorsehbar. So schön der Titel ist, so verräterisch ist er auch. Aber ich freue mich schon darauf mehr von dir zu lesen =)
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Beitragvon Ashlyn » Mo 24 Jan, 2011 18:39

Ui, mal wieder was von Alice! :]
Wie schön!

Ja, den Titel finde ich an sich zwar ganz hübsch, aber es ist dann natürlich vorhersehbar und verrät wirklich zu viel. Da muss ich Raven zustimmen. Zudem finde ich auch die Graphik gut gelungen und passend zum Text!
Deinen Schreibstil mag ich echt gern; deine Kurzgeschichte liest sich flüssig und Fehler, die sich eingeschlichen haben, habe ich keine gefunden - was aber auch an der kontrastreichen Farbe des Textes liegen mag... :lol:

Klar, deine Story ist vielleicht etwas klischeehaft und ... vielleicht auch platt und vorhersehbar, was bei dem Thema und in der Kürze auch wirklich schwer ist überraschend darzustellen, finde ich.
Marie tut mir aber echt Leid ... allerdings kommt mir ihr Freund trotzdem nicht wirklich arschlochmäßig rüber... ich weiß nicht ob das gewollt oder ungewollt ist, aber irgendwie kann ich mit ihm fühlen :/ Merkwürdig.

Naja, gefallen hat es mir im Großen und Ganzen schon. :)
:knuddel:
Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing | Doubting, dreaming dreams no mortal ever dared to dream before | But the silence was unbroken, and the darkness gave no token [...] | poe (the raven)

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Beitragvon ~Alice~ » Di 25 Jan, 2011 18:54

Danke für eure Kommentare :lol:

Ich muss sagen, dass ich mir bei dem Typ echt unsicher war, ob er jetzt so blöd sein soll oder doch lieb... Ich mochte den Namen einfach so gerne, da konnte ich mich nicht mehr entscheiden :lol:
Und na ja... Ich schreibe irgendwie immer sehr klischeehaft, ich weiß einfach nicht, wie ich davon los kommen soll ^^"
Aber es freut mich, wenn euch die Geschichte trotzdem gefallen hat... zumindest ein wenig :)
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