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Emily war schon immer sehr schüchtern. Auch die Ausbildung zum Schulsanitäter gab ihr nicht, wie erhofft, mehr Selbstbewusstsein. Emily wusste gar nicht, warum sie so schüchtern war. Wahrscheinlich war es die Angst, nicht respektiert zu werden, wenn man jemanden die Meinung sagt.
Eines Tages gab es in der Schule eine Durchsage:„Alle Schulsanitäter bitte auf den Pausenhof!“ Emily ließ alles stehen und liegen und hechtete los. Auf dem Pausenhof stand eine Traube von Schülern. Da wird wohl der Unfall passiert sein. Sie hörte die Stimme ihres Kollegen Raphael:„Leute, bitte geht weg, es gibt hier nichts zusehen!“ Doch niemand rührte sich. Mit einem leisen „Entschuldigung“ schlängelte sich Emily durch die Masse. In der Mitte lag ein Junge mit blutendem Knie und daneben hockte Raphael mit dem Erste-Hilfe-Set. „Emily, gut, dass du da bist“, sagte er erleichtert. „Sag den Leuten mal, sie sollen weggehen.“ Na toll, dass kann ich ja so gut, dachte Emily. Sie holte tief Luft und sagte:„Bitte, geht zurück in eure Klasse.“ Ein älterer Junge mit Baseball-Mütze fragte hämisch grinsend:„Was hast du gesagt?“ „Geht zurück in eure Klasse, bitte“, sagte Emily nun etwas lauter. „Was hast du gesagt? Tut, mir Leid, du sprichst so leise.“ Emily biss sich auf die Lippe. Das ließ sie sich nicht gefallen, trotzdem sah sie eingeschüchtert auf den Boden. Nun fing der Junge an zu lachen. Dann fingen auch andere Schüler an zu lachen und Emily platze entgültig der Kragen:„Verdammt, seid ihr taub? Geht zurück in eure Klasse oder sonst wohin! Hier gibt es nichts für euch zu sehen! Wie fändet ihr es, wenn euch die halbe Schule anstarren würde, wenn ihr verletzt wärt?“ Schlagartig hörten alle auf zu lachen und sahen betreten auf den Boden. Euch hab ich es gezeigt, dachte Emily stolz. Doch die Schüler blieben immer noch stehen. Nun klatschte Emily laut in die Hände und rief:„Bewegung, Leute, oder braucht ihr eine Extraeinladung?“ Langsam löste sich die Traube auf und die Schüler liefen zurück in das Schulhaus. „Wow, Emily. Dass war klasse. Respekt!“, sagte Raphael hinter ihr und der verletzte Junge lächelte sie an.
Dieses Erlebnis hatte Emilys Selbstbewusstsein ungemein gestärkt und die fühlte sich viel mutiger. An diesem Abend war der letzte Satz in ihrem Tagebuch: Es sind wohl die großen kleine Schritte, die das Leben nach und nach verändern.
