Wieder mal etwas harmloses.
Jetzt wo ich Ferien habe, kann ich endlich jedes angefangene Projekt beenden, yay!
Viel Spass...oder so.
Hello Darkness, my old friend
Stille lastete wie eine schwere Bürde auf den Schultern der Nacht und verschluckte alle Geräusche, die tagsüber so real und umumgänglich waren. Einzig die Stiefel einer jungen Frau wollten sich nicht der Umwelt anpassen, sondern klackerten im Takt des Schrittes über den harten Steinboden, ein unnötiges, hässliches Hallen während dieser stillen Zusammenkunft. Die junge Frau, deren Name übrigens Amanda lautete, beeilte sich, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Sie hasste die Dunkelheit, fühlte sich unwohl in der Nacht und würde zu solch einer Zeit am liebsten gar nicht mehr nach draussen gehen. Doch ihre Arbeit als Lehrerin hatte sie heute länger in der Schule gehalten. Etliche Tests hatten korrigiert werden wollen und sie hatte sich seufzend ihrem Schicksal ergeben. Frösteld schlang sie die Arme um den Oberkörper. Es war kalt zu dieser Jahreszeit und sie bereute, sich nicht wärmer angezogen zu haben. Ein kühler Wind kam auf, und sie bibberte leicht. Einzelne, gefallene Blätter huschten raschelnd über die Strasse, liessen sich vom Wind tragen und treiben.
Amanda schaute unruhig über ihre Schulter. Schon seit einiger Zeit, hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden und jenes klammerte sich unbarmherzig wie eine eiserne Hand um ihr Herz.
Doch schenkte Amanda jenem Gefühl keine Beachtung, denn wie so oft, hatte sie das Gefühl, ihre Angst würde ihr selber im Weg stehen und unnötige Halluzinationen hervorrufen. Ein Rascheln in ihrer unmittelbarer Nähe, liess sie allerdings aufschrecken. Rasch und ängstlich drehte sie sich um ihre eigene Achse, ihre dunklen Augen bohrten sich in die Dunkelheit und suchten nach dem Missetäter des Geräusches.
Fast erwartete sie, nichts gesehen zu haben, sich das Geräusch eingebildet zu haben, doch dem war nicht so. Die Strassenlampe erhellte das Szenario genau hell genug, um es nicht für eine falsche Wahrnehmung von Schatten zu halten.
Amanda konnte sich nicht erklären, was es war. Sie hatte noch nie derartiges gesehen, geschweige denn, von so etwas gehört. Doch die Dinger, welche mit schleifenden Schritten auf sie zukamen, waren so real, wie der Baum, aus dessen Schatten sie sich lösten.
Ihre Haltung glich der der Embryostellung, ihre Körper bestanden aus dünnen Ästen, so schien es Amanda zumindest. Sie hatten keinen fleischigen Körper, schienen weder Organe noch sonst irgendetwas zu besitzen. Sie waren einzig und allein ein Gewirr aus Ästen mit grossen, runden Köpfen und keinen Augen.
Amanda wich zurück, ihre schweissnasse Hand suchte in ihrer Tasche bereits nach ihrem Messer, welches sie zu ihrer eigenen Sicherheit immer bei sich trug. Es glitt ihr beinahe aus der Hand, als sie es hervorholte, so sehr zitterte die junge Frau. Die Wesen kamen näher und obwohl sie kein Sehlicht besassen, wusste Amanda genau, dass sie sie sehen konnten.
Was sollte sie bloss tun? Wegrennen? Wie weit würde sie kommen? Andererseits sahen die hässlichen Dinger nicht allzu stark aus.
Das schleifende Geräusch, welches ihre herabhängenden Äste auf dem Boden verursachten, veschaffte Amanda Kopfschmerzen und störte sie ungemein in ihrer Konzentration. Alles schien sich zu drehen, die dunklen Farben der Nacht vermischten sich zu einem Fleck, einzig und allein die Wesen stachen daraus hervor. Bevor sie sich versah, hatten die ersten sie erreicht. Amanda spürte es an ihrem Bein, es klammerte sich daran fest, drückte zu und schien sie nicht mehr loslassen zu wollen. Als ein weiteres und noch eines sie ansprang verlor die junge Frau das Gleichgewicht, stolperte nach hinten und landete mit einem schmerzhaften Aufschlag auf dem harten Asphalt. Nun schien es kein Halten mehr für die Wesen zu geben, sie klammerten sich an die junge Frau, gruben ihre langen Nägel in ihre Haut und pieksten sie. Amanda schrie wie ein Spiess, versuchte auf die Wesen einzustechen. Immer und wieder richtete sie die kleine Waffe gegen sie, doch die Biester verschwanden nicht, schienen stattdessen immer mehr zu werden. Sie konnte nicht mehr, stach mit all ihrer Verzweiflung und Angst nach den Dingern, doch traff kein einziges. Dennoch war überall Blut, hellrotes Blut, welches in langen Bächen über ihren Körper floss. Das Messer fiel ihr aus der Hand, landete beinahe lautlos unnütz auf dem Boden, während die Schwärze zunahm und sie nicht mehr alleine lassen wollte. Die hungrigen Astgestalten leckten fuhren nun mit ihren Fingern die Blutbahnen entlang und es schien als würden sich ihre Gesichter zu einem Lächeln verziehen. Dies war das letzte, was Amanda sah, bevor die Schwäre ihr jegliche Sicht und Denken nahm.
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Amanda Petruzzi wurde am 22. November 1961 frühmorgens von einem alten Ehepaar gefunden. Ihr Körper war mit Stichwunden übersät, die junge Frau war an jenen gestorben. Bei Untersuchungen fand man heraus, dass Amanda stark abhängig von der Rauchdroge Cannabis war, welche bei Menschen Formen von Shizophrenie und schweren Halluzinationen hervorrief.
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