„Die Angst jemanden zu verlieren, ist allgegenwärtig.
Mein Leben lang wird sie mich begleiten und doch werde ich
ihr kontinuierlich trotzen. Und wenn ich am Versuch scheitere.“
Lange habe ich nichts mehr von Dir gehört, doch nun bist Du zurück gekehrt. Ich wünschte, ich könnte mich freuen, Dich willkommen zu heißen, doch das kann ich leider nicht. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn Du nie wieder kommen würdest, doch vielleicht kann ich mich Dir zu nutzen machen. Vielleicht kann ich irgendwann lernen mit Dir umzugehen und nicht vor Dir wegzulaufen.
Warum ich Dir schreibe, liebe Angst, hat den Grund, dass Du es wagst, mein Leben zu stören. Du allein schaffst es jedes Mal mich herunter zu ziehen und mich dazu zu bewegen, mein Umfeld schlecht zu behandeln. Ja, liebe Angst, genau das tust Du. Insbesondere denen, die ich am meisten liebe, tut diese Tatsache schrecklich weh, weil sie nicht wissen, warum sie so behandelt werden. Und ich kann nichts dagegen tun. Du blockierst meine Sinne, vernebelst meinen Verstand und lässt mich desorientiert zurück, sodass ich nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist. Du allein hast die Macht dazu und das nutzt Du schamlos aus. Nutzt es aus, dass es mir am meisten Angst machen würde, dass mich Menschen, die ich liebe, verlassen würden. Dass ich am Ende alleine zurückbleibe. So wie schon mal.
Doch sag mir, liebe Angst, was würdest Du tun, wenn Dir so etwas passieren würde? Würde es Dir gefallen dieses Gefühl von Macht nicht mehr zu haben? Würde es Dir etwas ausmachen, etwas zu verlieren, was Dir lieb und teuer ist? Wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du wegen Lappalien plötzlich zum Monster wirst? Ich weiß, Du wirst mir darauf nie antworten, aber es sei Dir versichert, dass ich jeden Tag aufs Neue gegen Dich kämpfe. Du wirst niemals den völligen Triumph haben, denn dafür werde ich sorgen.
Doch trotzdem, auch wenn Du mich nicht wahrnimmst, liebe Angst, ich bitte Dich – sei so freundlich und sei nicht so aufdringlich. Bitte rücke doch ein bisschen in den Hintergrund, um für andere, sinnvolle Ängste Platz zu machen. Vor Gegenständen oder vor Tieren – Angst, sei doch etwas kreativ.
Denn: Ich möchte diesen Menschen bedingungslos lieben können, so wie auch Du schon deine Triumphe in der Vergangenheit bewundern konntest. Das, liebe Angst, ist mein einziger Wunsch.
Bitte berücksichtige das, so wie ich Dich schon oft gewähren lassen habe. Viel zu oft, weshalb Du so in meinem Herzen verankert bist, dass es schon weh tut. Ich weiß, dass ich Dich niemals vollständig loswerde, doch tu mir den Gefallen, dass Du einfach für einige Zeit in den Hintergrund treten wirst, sodass ich meine Zeit endlich genießen kann und nicht ständig von Sorgen beschattet werden, die mich innerlich auffressen und meine Seele zuschnüren.
Eines Tages, liebe Angst, wirst auch Du merken, dass ich Dir trotzen kann.
Bis dahin -
Chrissi
„Der Versuch kann jederzeit misslingen,
doch aufzugeben wäre schwach.
Gegen seine Ängste muss man sich zu helfen wissen,
ansonsten bestimmen sie dein Leben.
Für immer.“
Anmerkungen:
Ich habe es für ein Projekt auf ff.de geschrieben [Ein Brief an meine Angst] und wollte es euch auch zeigen. :]
