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Löwin und Löwe (reale Personen) [ab16]

Serena
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Löwin und Löwe (reale Personen) [ab16]

Beitragvon Serena » Mo 11 Jun, 2012 20:00

Hallo ihr Lieben!

Ich wundere mich gerade, dass meine Fußball FanFiktion hier gar nicht zu finden ist. Die ist ja aber auch schon wieder zwei Jahre alt.
Ich schaue nur gerade mal nach, weil ich gerade eine neue schreibe. ;) Es handelt sich um eine reale Personen FF, Thema Fußball und Hauptperson ist Joachim Löw. Altersempfehlung: 16 Jahre
Leider hab ich ja manchmal das Problem mit der Perspektive und auch sonst sind viele Schnitzer drin, aber das gehört als Laie wohl dazu. ;) Ihr findet mich auch auf fanfiktion.de (damals als seelicious,) heute als LenaSchland2010, weil ich den Account nur wegen eben dieser FF eröffnet habe. Mit meinen alten FF's bin ich leider nicht mehr vertreten, aber die waren auch nicht soo besonders.
Ich werde versuchen, das in Kapitel zu unterteilen. Ich habe den Text nur als ganzes Dokument zur Hand.
Ich würde mich über Kommentare und Reviews sehr freuen!



Gegen 23 Uhr klingelte mein Handy. Ich antwortete nur mit einem knappen „Ja?“ „Kann ich vorbei kommen? Ich muss dich sehen.“ Ich wusste, dass er das sagen würde. Ich holte einmal tief Luft und sagte dann schließlich. „Ja, natürlich“.
Um 23:15 klingelte es an der Tür. Ich war wütend und gleichzeitig aufgeregt. Wütend, weil er es manchmal monatelang für angebracht hielt, sich nicht zu melden, und aufgeregt, weil ich ihn dennoch liebte und jede Sekunde, die ich mit ihm verbringen durfte, genoss.
Ich ging zur Tür, und hoffte, er habe eine Tasche dabei. Dann würde er zur Abwechslung mal eine ganze Nacht bleiben.
Ich öffnete, und ließ gleich die Schultern sinken, als er nur dastand, die Hände in den Manteltaschen vergraben, ohne Tasche, frierend in der Kälte. Er lächelte. „Darf ich reinkommen?“ Ich ging einen Schritt beiseite, ohne etwas zu sagen.
Er stand im Flur und legte schon seine Jacke ab, um sie an der Garderobe aufzuhängen. „Was ist denn los mit dir?“ „Was los ist? Ich habe dich über ein Jahr nicht gesehen. Nach dem letzten Mal bist du gegangen… hast mich geküsst und gesagt…“ meine Stimme versagte kurz bei dem Gedanken an seinen letzten Abschied. „… du rufst mich an.“ Er konnte ja nicht wissen, was im letzten Jahr alles passiert war. Er kam einen Schritt auf mich zu. Er war noch genauso trainiert, und seine Bauchmuskeln waren ganz fest und er roch unwahrscheinlich gut. Er nahm mich in den Arm. „Es tut mir leid, Christin. Das wollte ich nicht. Aber ich hatte unglaublich viel um die Ohren, wie du in den Zeitungen vielleicht gelesen hast.“ Er hob mein Kinn an, so dass ich ihm in die Augen schauen musste. Mir liefen Tränen die Wangen hinab. Er küsste mich, ganz lang und innig. Dann schob er mich drängend die Treppe hinauf. Ich wusste, er würde gleich danach wieder gehen. So wie beim letzten Mal. Er zog mich in mein Schlafzimmer. Wir küssten uns und zogen uns gegenseitig aus. Er war ein sehr guter Liebhaber, das hatte ich vollkommen vergessen.
Danach ließ er sich neben mich ins Bett fallen und seufzte tief. „Ich habe ganz vergessen, wie gut du bist.“ „Oh ja, ich auch.“ Antwortete ich. Dann hörte ich ein tiefes Grunzen aus dem Babyphon. Ich hielt die Luft an. Joachim sah mich fragend an. „Hast du ein Kind zum aufpassen da? Über Nacht?“ Ich war in der Nachbarschaft oft diejenige, der man die Kinder anvertraute, aber über Nacht war noch nie eines geblieben. Ich hatte noch nicht wieder gewagt, zu atmen. „Nun ja…“ begann ich. „Nicht ganz.“ Er sah mich noch immer fragend an. „Bist du etwa Mutter geworden?“ Ja, das entsprach schon eher der Wahrheit. „Ja, im Nebenzimmer schläft mein Sohn. Dein Sohn. Unser gemeinsames Kind.“ Joachim riss die Augen weit auf. „Nein, das ist nicht wahr. Das kann nicht…“ Er stand sehr schnell auf und riss seine Sachen an sich, hastete ins Bad und zog sich an. Ich nutzte die Zeit zum nachdenken und warf mir einen Bademantel über. „Christin, erklär mir das bitte.“ Sagte er, noch sichtlich aufgewühlt über die Nachricht. „Es tut mir leid, aber ich konnte dich nicht erreichen und ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Es hat bisher auch so ganz gut geklappt, wie du siehst. Lukas und ich kommen sehr gut zurecht, danke.“ „Christin, ich wollte wissen, wie es sein kann, das du schwanger geworden bist. Wir haben doch immer verhütet. Das war doch kein Trick, von dir, oder?“ „Nein, Joachim, das solltest du mittlerweile wissen, dass ich sowas nicht mache. Und schon gar nicht mit dir. Ja, ich habe die Pille genommen. Aber ich war damals sehr stark erkältet, falls du dich noch erinnern kannst. Und ich habe sehr viele Medikamente durcheinander genommen und die haben die Wirkung der Pille vermindert. Ich habe nicht daran gedacht. Es tut mir leid.“. Ich ließ mich wieder aufs Bett fallen. Ich begann zu schluchzen und weinte heftig. Er stand noch eine kurze Weile unentschlossen im Raum, rang sich dann aber doch dazu durch, mich in den Arm zu nehmen und zu trösten. „Wenn ich etwas für dich tun kann, euch irgendwie helfen kann, dann sag es mir. Ich werde zu der Verantwortung stehen.“ Ich schluchzte, holte Luft, nahm mir ein Kleenex aus der Box auf dem Nachttisch und schnäuzte mich, bevor ich ihn ansah. „Meinst du das ernst? Lukas könnte einen Vater gebrauchen.“ Er hob abwehrend die Hände. „Christin, das geht nicht und das weißt du. Ich würde alles tun, aber nicht das. Das bringt Schlagzeilen und das ist das letzte, was ich will.“ Er ließ die Hände wieder sinken. „Aber wenn ihr Geld braucht oder ich sonst etwas tun kann, dann sag es.“ „Nein, Joachim, ich will einen Mann, einen Vater für Lukas, einen Mann, auf den ich mich verlassen kann. Weißt du, es ist nicht leicht, einen Mann zu finden, der das Kind eines anderen akzeptiert, noch dazu, wenn die Mutter nicht sagen will wer es denn ist.“ Ich machte eine kurze Pause. „Joachim, ich liebe Dich.“
Er war sichtlich verwirrt. „Christin, ich bin verheiratet und ich kann Daniela das nicht antun.“ „Könntest du nicht mit einem ‚Ich liebe dich auch‘ antworten?“
Er sagte nichts. „Christin, ich habe eine Frau. Ich bin verheiratet, das weißt du.“ „Ja, aber ihr habt keine Kinder. Ich weiß nicht, wie oft du mir damit in den letzten 5 Jahren auf den Wecker gegangen bist. Mit mir hast du einen Sohn.“ „Hör zu, kann ich eine Nacht hier bleiben?“ Ich war verwundert und glücklich über seinen Sinneswandel. „Ja, natürlich!“ antwortete ich mit etwas zu viel Überschwänglichkeit. „Nein, ich brauche Platz, Zeit zum nachdenken. Kann ich auf der Couch schlafen?“ „Hm, ja.“ Ich stand auf, und ging runter ins Wohnzimmer. Ich kramte die Kissen und die Decke raus und machte die Couch schlaffertig. Während ich im Wohnzimmer rumorte, hörte ich ihn im Flur telefonieren: „Ja, ich bin’s. Tut mir leid, dass ich so spät noch störe. Ja… ja.. tut mir leid. Ich muss alle Termine für morgen absagen. Nein, kann ich nicht sagen…. Nein, ist privat… Ja und morgen früh melde ich mich, wenn ich mehr weiß. Ja… danke. Wiederhören.“ Dann drückte er ein paar Knöpfe. Es schien eine Weile zu klingeln. „Ja, ich bin es. Wecke ich dich etwa? Oh, das tut mir leid, wie spät ist es denn bei euch? … Oh, das hatte ich ganz vergessen. Ich rufe dich an, weil ich hier ein paar Termine habe und das dauert länger als geplant. … Nein, den habe ich nicht vergessen. … Ja, das tut mir leid, Liebes. … Ja, ich dich auch. Schlaf gut.“ Dann legte er wieder auf. Er schien wütend zu sein. „Ich hoffe, es ist in Ordnung, so. Wenn du noch was brauchst, ich bin oben.“
„Ja, ich bräuchte noch etwas.“ Ich blieb stehen und sah ihn fragend an. „Ich möchte ihn gerne sehen.“ Ich sagte nichts, bedeutete ihm nur, mir zu folgen. Das Kinderzimmer war oben, wo früher mein Zimmer gewesen war. Er stand neben mir, als ich die Hand auf die Türklinke legte. Ich sah ihn an und hob meinen Zeigefinger an die Lippen und bedeutete ihm leise zu sein. Er nickte. Ich öffnete die Tür und er ging ganz leise hinein. Ich folgte ihm. Er stellte sich vor das Gitterbettchen und legte seine Hände auf das Gitter. Er starrte Lukas ungläubig im Halbdunkel an. Ich sah ein Wechselbad der Gefühle auf seinem Gesicht - Unglaube, Freude, Faszination. „Er ist unglaublich…“ sagte Joachim. Ich lächelte. Ja, das war auch mein Gedanke gewesen, als ich ihn das erste Mal in den Armen hielt.
„Er hat braune Augen. Wie du.“ Flüsterte ich. Joachim lächelte mich an. „Lassen wir ihn schlafen.“ Flüsterte er zurück.

Dann ging ich wieder in mein Zimmer und räumte dabei erst einmal das Durcheinander an Kleidung auf. Kurz darauf meldete sich Lukas. Er hatte Hunger. Ich seufzte, nahm das Stillkissen und legte es mir zurecht. Dann holte ich Lukas, prüfte seine Windel und ging dann mit ihm zum Sessel und legte ihn zum Stillen an. Sofort setzte das vertraute Ziehen in der Brust ein und ich hörte ihn schmatzen. Ich machte meine Augen für einen Moment zu und versuchte, an nichts zu denken und ganz entspannt zu bleiben. Nach etwa fünf Minuten legte ich ihn an die andere Seite. Als er auch hier knappe fünf Minuten getrunken hatte, nahm ich ihn hoch und ließ ihn aufstoßen. Ich wischte mit einem Mulltuch die überschüssige Milch von seinem Mund, drückte ihn noch einmal an mich und legte ihn dann wieder schlafen. Die Prozedur machten wir nun seit fast zwei Monaten jede Nacht und das Ganze im Dunkeln war ziemlich anstrengend. Dann ging ich ins Bad und wischte meine Brust mit einem warmen Waschlappen ab. Danach ging ich ins Bett und schlief prompt ein.
So zwischen drei und vier wurde ich noch einmal wach, aber nicht wegen Lukas, sondern wegen Joachim. Er hatte sich zu mir ins Bett gelegt und seine Hand auf meinen Bauch gelegt.
„Es tut mir leid, dass ich nicht dabei war.“ Flüsterte er in mein Ohr, bevor ich wieder wegdämmerte. Um halb sechs war Lukas wieder wach. Um diese Zeit nahm ich ihn immer mit in mein Bett, um ihn dort anzulegen und um dabei noch ein wenig schlafen zu können.
Ich tat dies vollkommen mechanisch, außer Acht lassend, das Joachim da war. Er stützte seinen Kopf auf die Hand, als ich den Kleinen hereintrug.
Ich legte mich mit ihm ins Bett und legte ihn wie gewohnt an. Joachim verfolgte unser Tun mit sehr viel Aufmerksamkeit. „Das ist so schön.“ Sagte er schließlich. „Tut mir leid, was ich dir vorhin an den Kopf geworfen habe. Ich wollte das nicht. Es ist halt nur sehr überraschend.“ „Shhh.“ Sagte ich nur und nickte. Irgendwie hatte ich gewusst, dass er sich entschuldigen würde. Er streichelte ganz zart meinen Arm und ich spürte seinen Atem auf meinem Rücken, während er immer wieder Küsse auf meinem Nacken verteilte. So war ich schließlich eingeschlafen.
Am Morgen war das Bett neben mir leer. „Shit!“ war mein erster Gedanke. Er war wieder weg. Schon wieder. Ich nahm Lukas, der neben mir liegend mit seinen Zehen gespielt hatte auf den Arm und ging mit ihm nach unten. Noch auf der Treppe kam mir der Geruch von Kaffee und frischen Brötchen entgegen.
„Ich wusste nicht, ob du Kaffee trinken darfst. Deswegen gibt es auch Saft.“ Lächelte er mich an. Er hatte Frühstück gemacht! Ich hielt mir eine Hand vor den Mund. Er kam ein paar Schritte auf mich zu und hielt mir seine Hände hin. „Kannst du mir verzeihen? Gibst du mir noch eine Chance?“
Zuletzt geändert von Serena am So 17 Jun, 2012 17:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Serena
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Beitragvon Serena » Mo 11 Jun, 2012 20:03

5 Jahre zuvor

Christin arbeitete in Freiburg in einem kleinen Restaurant als Aushilfe, um sich etwas Geld dazu zu verdienen. Sie hatte gerade das Haus ihrer Eltern geerbt, die vor kurzem bei einem tragischen Unfall verstorben waren. Das Haus war arg renovierungsbedürftig und ihre Eltern hatten weder das Geld, noch die Kraft dazu. Wollte sie das Haus verkaufen, musste sie es renovieren lassen, wollte sie es behalten, ebenso. Ihr blieb also nichts anderes übrig.
Christin war eine Träumerin, aber stets freundlich und hilfsbereit und so hatten sie die Gäste des beschaulichen Omas Küche schnell ins Herz geschlossen. Die Gäste schätzten ihre leichte, unbeschwerte und herzliche Art sehr. Damals kamen noch nicht sehr oft prominente Gäste in das Lokal, zumal es hippere und modernere gab, als Omas Küche.
Eines Abends, im Spätsommer 2005 betrat Joachim das Lokal. Aber er war nicht allein. Einige Kollegen waren mitgekommen, um den Abend ausklingen zu lassen. Das Etablissement war ihnen empfohlen worden, erfuhr Christin später. Sonst wären sie sich vielleicht nie begegnet, obwohl sich ihre Wege schon sehr früh hätten kreuzen müssen, lebte Christin doch damals auch noch in Schönau. In dem Moment, als Joachim und seine Kollegen das Lokal betraten, begann aus den Lautsprechern „Une homme et une femme“ aus den 60er Jahren zu klingen. Christin schnappte sich ein paar der Menükarten und nahm die Herren in Empfang. „Darf ich die Herren an einen Tisch führen?“ „Ja freilich!“ hatte einer der Männer geantwortet. Joachim stand direkt vor ihr und lächelte nur. Sie spürte, wie ihre Ohren heiß wurden und sah dann verlegen weg. „Bitte folgen Sie mir!“ hatte sie gesagt und die Gruppe den Abend über bewirtschaftet. Sie wusste, dass sie sich hier keinen Fehler erlauben durfte, also versuchte sie ihr Bestes. Sie achtete stets auf saubere Aschenbecher, nahm Kaffee und Dessertbestellungen an, und füllte Gläser nach. Joachim trank nach dem Essen einen Espresso und kam dann zu ihr an die Theke. „Der schaut dich schon den ganzen Abend an!“ hatte der alte Wirt ihr noch zugeflüstert und sie angestoßen, als er schon vor ihr stand. „Ich hätte gerne meine Rechnung.“ Sagte er leise, mit einem Lächeln im Gesicht, das auch seine Augen erreichte und Christins Wangen rot färbte. „Oh ja… natürlich! Hat es Ihnen denn geschmeckt?“ fragte sie, während sie ihm die Abrechnung zuschob. Er legte ihr das Geld hin, zwinkerte ihr zu: „Der Rest ist für dich. Und ja, es hat mir hier sehr gefallen! Ich werde ganz bestimmt öfter hierher kommen!“ Dann reichte er ihr die Hand, was ihr ungewöhnlich erschien, doch sie gab ihm die Ihre. Er lächelte noch einmal, dann schwang er sein Sakko über die Schultern und ging ins Freie. Sie sah ihm noch einige Sekunden nach, bis sie begriff, was er ihr da in die Hand gedrückt hatte. Einen Zettel. „Ich muss mal schnell wohin!“ sagte sie hastig zum alten Wirt und verschwand dann auf der Angestellten Toilette. Sie setzte sich auf den Deckel und faltete den Zettel auseinander.

Ich würde dich gerne wiedersehen.
J.L


Mehr nicht. Keine Telefonnummer, keine Verabredung, kein gar nichts. So eine feine Handschrift… sie strich mit dem Finger über die Linien und konnte es nicht fassen.
Sie sprühte sich ein wenig von dem Parfum auf, das sie für heiße Tage dort verwahrt hatte und ging dann wieder zu den Gästen. Den Zettel steckte sie in ihren BH.


Einsichten

Gegenwart

Christin stand da und schüttelte den Kopf. „Joachim, wie meinst du das? Warum… woher dieser Sinneswandel?“ Er kam einen Schritt auf mich zu und berührte mit der einen Hand das Baby in meinem Arm.
„Ich habe mir schon Kinder gewünscht. Aber es kam nie dazu. Ich habe immer gearbeitet. Das und der Sport waren mir letzten Endes einfach wichtiger. Aber ich will für meinen Sohn da sein.“ Ich legte Lukas in seine Babyschale. „Und wie stellst du dir das vor?“ „Ich weiß nicht, was hast du dir denn vorgestellt?“ Ich überlegte einen Moment. Ja, was genau hatte ich mir dabei eigentlich gedacht? Ich hatte vor einem Jahr nicht geglaubt, das er sich überhaupt noch einmal melden würde und das das Baby, das ich in meinem Bauch trug, meine letzte Erinnerung an ihn war. Ich hatte immer geglaubt, ich würde mit Lukas irgendwie über die Runden kommen. Ich hatte etwas gespart, das Haus war abbezahlt, bis auf den Kredit für die Renovierung, die ich hatte machen lassen, mit der Unterstützung von Freunden, unter denen einige Handwerker waren, hätte ich es nicht geschafft. Von Zeit zu Zeit waren noch andere Kinder da, auf die ich aufpasste und verdiente so ein bisschen Geld. Natürlich war es knapp und ich hätte gerne mal neue Klamotten oder wie gerne würde ich mal wieder schick essen gehen, aber das war eben nicht drin und ich hatte mich damit abgefunden. Ich hatte nie zu hoffen gewagt, dass Joachim seinen Sohn sehen wollte. Oder sich überhaupt meldete, solange er noch Bundestrainer war. „Ich… ich weiß es nicht.“ Stotterte ich.
„Ich werde mit Daniela reden, ihr alles erzählen. Und dann werden wir entscheiden, was wir tun.“ „Ach und ich darf nichts sagen?“ „Ja, dann sag es halt!“ „Willst du nicht zu mir ziehen? Ich will dich bei mir haben.“ „Christin, das ist nicht dein Ernst, oder? Ich muss das alles hier, “ und dabei wedelte er mit seinem Finger im Kreis; „Daniela erzählen und sie bitten, mir zu vergeben. Obwohl ich mir schlecht vorstellen kann, das sie dazu in der Lage sein wird, was ich ihr nicht einmal verübeln kann. Ich muss erst mit ihr reden. Danach kann ich weiter entscheiden. Christin, bitte versteh, ich beginne langsam zu zweifeln, warum ich das überhaupt gemacht habe, mit dir. Ich verstehe mich selbst nicht mehr! Ich bin ein rationaler Mensch, der Beziehungen im Kopf und nicht im Bauch entscheidet. Aber du…“ er fasste mein Kinn und streichelte meine Wange. „Du warst so schön und so… du bist erfrischend, herzlich, nett, liebevoll… du gibst mir das Gefühl angekommen zu sein.“ Er ließ die Hand und die Schultern sinken. „Sei mir nicht böse, aber ich habe Termine. Ich muss los.“ Er drückte mir einen Kuss auf die Wange und huschte in den Flur und zur Tür raus. Ja, hau du nur ab, Hoffentlich sieht jemand, wie du am frühen Morgen mit offenem Hosenstall aus meinem Haus kommst! Innerlich lachte ich. Ich war wütend. So richtig, richtig wütend. Und traurig. Traurig, das er wohl nicht wiederkommen würde, weil das für ihn zu viele Schlagzeilen bedeutete und er hielt sein Privatleben lieber geheim. Na kein Wunder!
Nach dem Frühstück, bei dem ich versuchte, an nichts zu denken und das Radio lauter drehte, als üblich, hörte ich die Nachrichten: „Bundestrainer Joachim Löw kann an der Pressekonferenz heute Nachmittag nicht teilnehmen. Die FIFA erwartet ein offizielles Statement zum fernbleiben Löw’s. Und nun zum Wetter…“ Ich hielt die Luft an. Er hatte tatsächlich seine Karriere aufs Spiel gesetzt, als er die Termine wegen mir abgesagt hatte! Die FIFA wird ihn sicherlich ermahnen, wenn er bei einer offiziellen Pressekonferenz fehlt.
Dann überlegte ich mir, da es nicht allzu kalt war, wäre ein kleiner Spaziergang mit Sicherheit nicht schlecht. Auch ich musste über einiges nachdenken.
Ich packte den Kleinen so dick wie nur irgend möglich ein und verstaute ihn dann, satt, sauber und sicher in seinem Kinderwagen, während ich Mantel und Schal anlegte. Es war Anfang Dezember, aber schon sehr knackig kalt, hier unten in Baden. Es waren nicht viele Leute zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, aber irgendetwas war seltsam. Und ich befürchtete, dass es ein Fehler gewesen war, Joachim bei mir übernachten zu lassen. Einige meiner Nachbarn (wohl die, die morgens schon um 6 Uhr aufstanden, um bloß zu sehen, wer aus wessen Haus kam und wer wann wohin ging) sahen mich neugierig an und tuschelten. Oh ja, es war ein Fehler gewesen und was für einer! Ich ging Richtung Supermarkt, um ein paar frische Zutaten für das Essen einzukaufen. Am Nachmittag würden Justin und Jenna vorbeikommen. Geschwister aus der Nachbarschaft, auf die ich manchmal aufpasste, wenn die Eltern ihre Ruhe brauchten. Sie wollten Weihnachtsgeschenke kaufen und Petra hatte mich um Hilfe gebeten. Ich hatte ihr angeboten, mit den Kindern Kekse zu backen, bis sie wieder da waren.
Diese Blicke von allen Seiten machten mich wahnsinnig! Am liebsten hätte ich rausgeschrien, das ich die Geliebte von Joachim Löw war und das es ihnen scheißegal sein konnte, mit wem ich ins Bett ging oder nicht. Aber das konnte ich unmöglich tun.
Mittlerweile wusste ich, warum Daniela Löw ihre Privatsphäre brauchte und sich nie mit ihrem Mann in der Öffentlichkeit sehen ließ. Wie beneidete ich sie in diesem Moment!
Ich kaufte sehr abwesend in Gedanken ein, und versuchte das Getuschel, das von Zeit zu Zeit aufkam, auszublenden. „Durchatmen! Du bist ein Gänseblümchen! Das kann dir egal sein! Du liebst ihn! Und er liebt dich, ganz sicher! Auch, wenn er es in den letzten Jahren noch nie gesagt hat…“
Ich dachte daran, wie es gewesen war, als wir das erste Mal eine etwas andere Verabredung hatten.
Es war nicht leicht gewesen, nach dem einen Abend im Restaurant, ihn anzurufen oder ihn irgendwie zu erreichen, auch er hatte keine Nummer von mir, also musste ich warten. Und das war die reinste Hölle! Ich war abwesend bei der Arbeit, zuckte zusammen, wenn das Telefon klingelte! Er hätte es schließlich sein können! Aber dann kam der Tag, vollkommen unvorbereitet. Es war noch Spätsommer und es war sehr warm für September. Nach der Arbeit durfte ich meine normalen Sachen wieder anziehen und die bestand an diesem durchaus lauen Abend aus einer luftigen Tunika Bluse und engen Shorts. Für den Weg nach Hause hatte ich eine Strickjacke dabei, die ich beim Hinausgehen enger um mich schlang. „Ich hatte gehofft, es würde nicht allzu spät werden, dann muss ich nicht so lang hier draußen warten.“ Er saß in einem Auto, das auf der anderen Straßenseite stand. Es sah sehr gewöhnlich aus, fiel überhaupt nicht auf. Ich war erstaunt. „Hallo.“ Sagte ich, sehr nüchtern und immer noch überrascht. „Na komm, ich fahr dich heim.“ Verdutzt und Kopfschüttelnd ging ich rüber und stieg ein. „Ich war mir nicht sicher, wann du Feierabend machst, also dachte ich, es wäre besser, zu warten, als reinzukommen. Ich hatte ja keine Telefonnummer.“ „Hm ja… das ist natürlich schwer. Aber ein Mann wie Sie hat doch sicherlich die Mittel an die Nummer einer kleinen Kellnerin zu kommen, oder etwa nicht?“ „Nein, sowas mache ich nicht. Das wäre Missbrauch meines Ansehens. So bin ich nicht. Ich will privat die Menschen kennenlernen. Meine Arbeit halte ich da vollkommen raus.“ „Mh- hm.“ Ich nickte. Ich saß ganz schön in der Zwickmühle. Ich fand ihn sehr attraktiv und er brachte mich zum erröten, aber wollte ich das wirklich? Wir schwiegen. Dann fiel mir ein, dass ich ihm ja gar nicht gesagt hatte, wo ich wohnte! „Oh!“ sagte ich sehr laut. „Was denn?“ fragte er sehr höflich. „Ich habe Ihnen nicht gesagt, wo ich wohne.“ „Nun, um ehrlich zu sein war es nicht meine Absicht, dich heimzufahren. Ich lerne dich kennen. Geh etwas mit mir essen. Nur einmal. Bitte.“ In Ordnung. Einmal essen gehen. Das konnte ich. Ein bisschen Konversation, nichts Ernstes. Vielleicht ein Kuss an der Haustür, mehr nicht. „In Ordnung.“ Antwortete ich sehr knapp.
Wir fuhren zu einem schicken Italiener, wo ich die beste Pasta aß, die ich je gegessen hatte und einen sehr leckeren Weißwein trank. Ich war ein wenig angeschwipst und hatte rote Wangen vom Wein. Wir lachten sehr viel. Ich hätte nicht gedacht, dass er so einen tollen Sinn für Humor hat!
„Ich hatte noch nie so viel Spaß, wie heute Abend!“ sagte ich etwas überschwänglich zu ihm. Er lächelte nur. „Das freut mich. Ich bin glücklich, wenn es den Menschen um mich herum gut geht.“ Das Essen war wirklich ganz easy verlaufen und ich machte mich auf eine entspannte Heimfahrt gefasst. Als wir einstiegen, sagte ich ihm, wo ich wohnte und er fuhr mich hin. Er stieg, vor meiner Tür angekommen aus und öffnete mir die Wagentür. Ich war ganz schön betrunken. Den Wein hatte ich glaube ich ganz allein ausgetrunken. So ganz genau hatte ich das nicht mehr mitbekommen. Er führte mich zur Haustür und ich kramte meine Schlüssel aus den Tiefen meiner Handtasche.
Ich holte tief Luft. „Also dann. Danke für den wirklich schönen Abend.“ Ich wollte mich zur Tür drehen und aufschließen, als er mich küsste. Es war… unbeschreiblich. Sein Mund auf meinem… sein Duft, der in meine Nase stieg, ich hatte meine Hände in letzter Sekunde auf seine Brust gelegt, wo ich jetzt seine Brustmuskeln betastete, die unglaublich gut trainiert waren! Unwillkürlich seufzte ich und öffnete meinen Mund, und spielte mit seiner Zunge. Er küsste toll! Er drückte mich näher an sich. Meine Hände wanderten abwärts und ich fühlte seinen Bauch. Er war nicht ganz so hart, wie bei einem Zwanzigjährigen, aber er war sehr fit für sein Alter! Ich schob ihn von mir, mir wurde schwindelig. Das ging viel zu schnell für meinen Geschmack! „Stopp.“ Sagte ich leise, aber bestimmt. „Danke, aber nein danke. Der Abend war schön, aber ich will es nicht übertreiben.“ „Gibst du mir wenigstens deine Telefonnummer? Bitte!“ Er gab mir eine Serviette, die er aus dem Restaurant hatte und einen Stift. Ich schrieb meine Handynummer und auch meine Festnetznummer auf. Einen Namen schrieb ich nicht dazu. Im Nachhinein bereue ich es. Hätte ich es getan und jemand hätte die Serviette gefunden, es wäre alles dort zu Ende gewesen. Aber so war es nicht gewesen.
Ich flüsterte ein vages „Tschüss“ und er lächelte nur, die Serviette in der Hand. Irgendwie altmodisch, aber ich mochte es. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, war ich plötzlich vollkommen nüchtern oder ich fühlte mich zumindest so. Ich seufzte. Was tat ich da nur?

Ich war mittlerweile mit Lukas vom Einkaufen wieder daheim. Ich hatte wie ein Zombie ausgesehen, der alles ausblendet, nur um das Gerede nicht zu hören. Ich fragte mich immer noch, warum ich mir das eigentlich antat. Aber ich liebte Joachim mittlerweile viel zu sehr, als das ich ihn wirklich aufgeben konnte.
Zuletzt geändert von Serena am So 17 Jun, 2012 17:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Serena
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Beitragvon Serena » Mo 11 Jun, 2012 20:04

Daniela war außer sich. „Sag mal, bist du total wahnsinnig? Du gestehst mir, dass du mich seit JAHREN hintergehst, mit diesem, diesem…“ weiter kam sie nicht. Sie fluchte eigentlich nicht. „Ela, ich weiß, das ist sehr viel verlangt, aber wir beide sind doch erwachsen genug, um diese Situation zu meistern. Ich habe ihr nur gesagt, dass ich gerne da sein möchte, für meinen Sohn. Ich will die beiden hin und wieder besuchen, ihn sehen…“ „Warum ziehst du nicht gleich zu ihr, hm? Weißt du was, Joachim, du kannst gehen. Ich lasse mich von dir scheiden. Ich habe dich immer für einen ehrlichen Mann gehalten, aber du bist genauso wie alle anderen Männer. Ich will die Scheidung!“ „Aber Daniela! Kannst du mir nicht eine letzte Chance geben? Wir sind schon so lange verheiratet. Ich will meinen Sohn nur sehen, so oft ich kann. Ich hatte gehofft, dass du das verstehst. Schließlich wolltest du auch mal Kinder haben.“ „Nein Joachim, ich verstehe es nicht und unterstützen werde ich diese Dreieckssache auch nicht. Denn es endet hier und heute. Pack deine Sachen und geh, bitte.“
Er ließ die Schultern hängen und ging ins Schlafzimmer, um ein paar Sachen zu packen.
Er musste sich eingestehen, dass er Fehler gemacht hatte. Und nicht nur einen. Als er Christin kennengelernt hatte, wollte er nur einen schönen Abend mit ihr verbringen, nicht mehr. Er wollte sich mal mit einer anderen Frau unterhalten, etwas anderes hören, als das, was seine Frau ihm seit Jahrzehnten immer wieder erzählte, auch wenn er sie sehr liebte.
Er hatte sich am Ende nicht entscheiden können. Weder für Daniela, die immer hinter ihm gestanden hatte, noch für Christin, die sehr liebevoll war und ihn immer wieder aufgebaut hatte, in schweren Zeiten. Egal, ob im Beruf oder privat. Nun überlegte er, was zu tun war. Zu Christin gehen? In ein Hotel ziehen? Beides würde negative Schlagzeilen auf ihn werfen. Er würde wohl oder übel in ein Hotel ziehen müssen, das war das kleinere Übel. Aber was war mit Christin und Lukas, seinem Sohn? Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Bedrückt nahm er die Tasche mit seinen Sachen und ein paar Hemden, die Daniela ihm aus der Reinigung geholt hatte. Würde Christin sowas auch für ihn machen oder war sie gar zu emanzipiert? Er hatte Angst, was seine private Zukunft betraf. Er würde nach einer neuen Wohnung suchen, müssen, denn auf Dauer war ein Hotelaufenthalt keine gute Idee.
Dann packte er die Tasche in den Kofferraum und die Hemden an den Haltebügel, setzte sich ans Steuer und fuhr los. Zuerst zu Christin? Sie wohnte nur 15 Minuten von hier. Sollte sie etwas alles hier aufgeben und sich mit ihm etwas Neues suchen? Würde Daniela hier bleiben? Nach dem derzeitigen Stand war es keine gute Idee, ihr allzu bald über den Weg zu laufen. Fragen über Fragen häuften sich in seinem Kopf.
Er würde mit Christin reden müssen, so oder so. Vom Autotelefon rief er seinen Co Trainer an. Er ging nicht ans Telefon, stattdessen meldete sich die Mailbox. Nach kurzem Zögern entschied er sich, ihm eine Nachricht zu hinterlassen. „Ich habe einige Probleme zu klären, und darum bitte ich dich, mich so lange zu vertreten, wie es notwendig ist. Wenn es Probleme gibt, ich bin mobil zu erreichen.“ Dann beendete er das Gespräch. Auch wenn ihm seine Karriere als Trainer wichtig war, sehr sogar, aber der Job war früher oder später mal vorbei und er würde etwas anderes machen müssen.
Er liebte Christin und er liebte Daniela, aber er konnte keine von beiden einfach so vergessen. Für eine entscheiden konnte er sich erst Recht nicht. Er zermarterte sich weiter das Hirn nach einer Lösung, während er zu Christin fuhr. Mittlerweile war es später Nachmittag und er hoffte, sie zuhause anzutreffen.

Das Telefon klingelte, ich nahm ab. „Hallo?!“ fragte ich, bewusst gut gelaunt. „Hallo Christin, hier ist Petra. Du musst doch nicht auf die Kinder aufpassen. Meine Schwiegermutter hat sie mitgenommen ins Kino. Die schauen sich so einen Zeichentrickfilm an. Ich melde mich dann wieder, ja?“
„Ja, ist gut. Tschüss Petra.“ Ich stand in der Küche, Lukas lag nebenan in seiner Wippe und lauschte seiner Spieluhr. Ich hatte alles vorbereitet und hatte mich gefreut, mit den Kindern Kekse zu backen. Es wäre mir eine willkommene Abwechslung zu der Sache mit Joachim gewesen. Ich ging zu Lukas, er war eingeschlafen. Er hatte erst vorhin getrunken, also würde ich noch zwei oder drei Stunden Ruhe haben, bis er sich wieder meldete. „Und was mache ich jetzt mit den ganzen Sachen? Einfach wegwerfen?“ Ich ging wieder in die Küche, stellte den Wasserkocher an und machte mir einen Latte Macchiato aus der Dose. Eigentlich war es ein Milchkaffee, mit ganz viel Fantasie, aber ich fand, dass es so schöner klang.
Ich hörte ein Auto vorfahren. Es war Joachim. „Was will der denn schon wieder hier?“ Ich lief schnell zur Tür, um zu verhindern, dass er klingelte und damit Lukas weckte. Ich sah die Sachen in seinem Wagen. „Was machst du denn hier? Mach, das du rein kommst, bevor dich noch wer sieht!“ Er sagte nichts und lief stumm an mir vorbei in Richtung Küche. Ich schloss die Tür hinter ihm und folgte ihm in die Küche. Das war typisch Jogi, er konnte sich in jeder Situation noch ein Lächeln abringen. „Backst du gerade?“ fragte er etwas lauter. „Psst! Lukas schläft!“ fuhr ich ihn an. „Was machst du hier eigentlich? Wolltest du nicht deinem Frauchen alles beichten? Und dann auf Friede Freude Eierkuchen machen?“ „Jetzt putz mich mal nicht so runter, ja? Du hast dich schließlich in mich verliebt und du bist schwanger geworden, obwohl ich diesbezüglich eine klare Abmachung mit dir hatte.“ Das war zu viel. Ich rauschte zu ihm hin und verpasste ihm eine ordentliche Ohrfeige.
Er starrte mich an und hielt sich die Wange, auf der mein Handabdruck noch glänzte. „Es tut mir leid, Christin. Ich wollte dich nicht verletzen.“ Er setzte sich. Hatte er etwa Tränen in den Augen? Ich staunte nicht schlecht. Ich hatte mit ihm schon vieles erlebt, er hatte mir schon einiges erzählt, gutes wie schlechtes aber ich hatte ihn noch nie weinen sehen.
„Meine Ehe ist vorbei. Daniela will die Scheidung. Ich habe ihr alles erzählt und ihr gesagt, dass ich es noch einmal mit ihr versuchen will. Nur mit ihr. Aber ich wollte da sein, für Lukas.“ So schnell, wie sich mein Gemüt erhitzt hatte, so schnell kühlte es sich wieder ab. Ich machte Joachim Wortlos einen Milchkaffee und stellte die Tasse vor ihm hin. Er sagte nichts. Ich setzte mich ihm gegenüber. Da saßen wir beide nun. Wir beide hatten Fehler gemacht und mussten und die Konsequenzen tragen. Es galt jetzt nur, Kollateralschäden zu verhindern.


Are you strong enough to stand
protecting both your heart and mine? (Florence and the machine - Heavy in your arms)


I love you
Is all that you can't say
Years gone by and still
Words don't come easily
Like I love you
I love you (Tracy Chapman – Baby can I hold you)


„Und wie geht es jetzt weiter?“ fragte ich ganz vorsichtig. Ich wusste nicht, was ich tun würde, wenn er vorhatte, mich ganz zu verlassen. Es war schon so schwer gewesen, ihn selten zu sehen, aber er hatte sich ab und an gemeldet und ich durfte ihn sehen. Ich hatte ein bisschen Angst vor seiner Antwort.
„Nun ja. Ich wollte mich für eine Weile zurückziehen, in ein Hotel gehen und von dort aus erst einmal alles organisieren. Dann hoffen, dass Daniela sich beruhigt und mir eine Chance gibt.“ Er trank von seinem Milchkaffee und blickte an die Wand. Dachte er denn gar nicht an mich? Mich überkam eine tiefe Trauer, dass er nicht daran gedacht hatte, zu mir zu kommen, der Mutter seines Sohnes, die ihn über alles liebte. „Willst du denn wirklich zu Daniela zurück oder machst du das nur, weil du keine Schlagzeilen willst?“ „Das hält sich die Waage. Auf der einen Seite kenne ich Daniela schon sehr, sehr lange und sie war immer die Frau an meiner Seite und hat zu mir gestanden und mich unterstützt, bei allem, was ich gemacht habe. Ich kann nicht einfach so weitermachen. Und du, du bist das Besondere, das Verbotene. Du hast dich immer liebevoll um mich gekümmert und bei dir konnte ich Ich sein. Der, der auch mal weinen darf.“ Er zog scharf die Luft ein. Er machte das sehr oft. Besonders, wenn er nicht wusste, was er sagen sollte. Und er zieht die Wörter lang, wenn er nach dem passenden Begriff sucht. Ich merkte, dass er nervös war. Ich wollte ihm die Ruhe geben, die er brauchte, um souverän zu sein. Er atmete noch einmal tief ein. Ich hatte noch nichts gesagt. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ich war sehr durcheinander; Ich möchte ihn gern bei mir haben, aber dann denke ich wieder, dass es für ihn vielleicht besser wäre, allein neu anzufangen.
Neuanfang. Ja, das würde ich auch gern, einfach weg von hier, aus diesem winzigen Ort, wo mich alle kannten und über alles Bescheid wussten. Bei Zeiten würde ich mir da noch einmal Gedanken drüber machen. Denn ich wüsste weder wohin, noch wie und mit welchem Geld. Ein Umzug ist leider sehr teuer.
„Ich werde für eine Weile in ein Hotel ziehen um das alles zu verarbeiten. Es ist so unglaublich viel passiert, mit dir und mir. Ich muss über einiges nachdenken. Gib mir bitte etwas Zeit.“ Er nahm meine Hand und drückte sie. Ich wusste, dass es das richtige war. Es war wirklich viel zu viel passiert in den letzten paar Tagen.
Ich hörte Lukas weinen. Ich sprang auf, um nicht noch Tränen in den Augen zu bekommen und zu weinen. Ich nahm Lukas auf den Arm und prüfte zuerst seine Windeln, sie waren nass. Ich war ziemlich irritiert, wie er so hinter mir her lief und fragte ihn, im Kinderzimmer angekommen: „Was ist denn?“ „Ich will wissen, wie das geht. Immerhin bin ich sein Vater und muss es lernen.“ Es war plötzlich viel lockerer zwischen uns und nicht mehr so bedrückt. Ich zeigte ihm, wie man Windeln wechselt. Ich verstand nicht, warum das für alle so schwer war. Ich hatte das auch noch nie gemacht, aber ich hatte darin sehr schnell Routine. „Aber ich finde es gut, dass du dich für ihn interessierst und es lernen willst.“ Lächelte ich ihn an, mit Lukas auf dem Arm. Er lächelte zurück. Sofort machte sich der Kloß in meinem Hals wieder bemerkbar. „Kann ich ihn mal halten?“ fragte er sehr vorsichtig und leise. Er hatte sehr viel Respekt vor diesem kleinen Bündel Leben, aber er war sehr neugierig und wollte seinen Sohn kennenlernen. Ich gab ihm Lukas in den Arm und zeigte Joachim, wie er das Köpfchen stützen musste und wie man einen Säugling richtig hält. Er hatte es sehr schnell raus. Ich war sehr stolz auf ihn. Ich strahlte übers ganze Gesicht. Er strahlte zurück. „Er ist so wundervoll. Christin, ich möchte wirklich für ihn da sein, wenn er mich braucht.“ Jetzt war es vorbei mit meiner Beherrschung. Herrgott nochmal! Warum musste ich ausgerechnet jetzt anfangen zu heulen? Meine Augen füllten sich sehr schnell mit Tränen und liefen schneller über, als das ich mir ein Kleenex hatte greifen können. Joachim mochte es nicht, wenn eine Frau weinte, das wusste ich. Bei einer Verabredung vor einigen Jahren hatte er mir einen Strauß Rosen mitgebracht und ich hatte mich sehr unglücklich an einer Dorne gestochen, so das mir vor Schmerz die Tränen in den Augen standen. Damals hatte er mir erzählt, dass er es nicht sehen konnte, wenn eine Frau weinte. Vielleicht weckte das ja seinen Beschützerinstinkt? Auf jeden Fall hatte ich versucht, das Weinen in seiner Gegenwart zu unterbinden und war damit auch mehr oder minder erfolgreich gewesen. „Christin, bitte nicht weinen. Bitte, bitte nicht.“ Ich ging ins Bad und ließ ihn dort mit Lukas im Arm stehen. Im Bad kühlte ich mein erhitztes Gesicht mit Wasser, trocknete es ab und kam mit einem aufgesetzt falschem Lächeln zurück. Er gab mir Lukas in den Arm und sagte „Ich muss ins Hotel, ich bin schon viel zu spät! Ich muss noch einiges erledigen, tut mir leid.“ Dann war er es, der uns stehen ließ. Ich folgte ihm bis auf die Treppe und in der Tür sagte er nur „Ruf mich an, wenn du etwas brauchst. Ich komme so schnell ich kann.“
Und schon war ich wieder allein. Es war wirklich zu viel passiert. Ich würde ihn nicht anrufen. Eine ganze Zeit nicht. Vielleicht sollte ich ihn nie anrufen und auch nicht mehr ans Telefon gehen, wenn er dran war. Vielleicht würde dann alles wieder gut werden. Es war alles meine Schuld. Meine Schuld, weil ich ihn liebte.
Zuletzt geändert von Serena am So 17 Jun, 2012 17:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Serena » Mo 11 Jun, 2012 20:06

Er fuhr etwa eine gefühlte Ewigkeit mit dem Auto ziellos in der Gegend rum, bis er einen klaren Gedanken fasste und sich wirklich ein Hotel suchte. Es war schon längst dunkel und ein Hotel mit Nachtempfang zu finden, war gar nicht so leicht. Als er ein Hotel gefunden hatte, ging er sofort auf sein Zimmer und wies auch den Zimmerservice ab, der ihm noch einen Imbiss bringen wollte. Hunger hatte er keinen. Er führte zuerst die zwingend notwendigen Telefonate. Sein engster Vertrauter. Sollte er ihm sagen, was vorgefallen war? Die Affäre mit Christin hatte er ja schließlich die ganze Zeit geheim gehalten. Er zweifelte nicht daran, dass Lukas nicht sein Sohn sein könnte. Sie hatte Recht gehabt. Damals, vor etwa einem Jahr, da hatte sie eine schlimme Grippe erwischt und er hatte sie besucht, obwohl sie gesagt hatte, das sie schrecklich aussehe und niemanden sehen wollte. Innerlich lachte er bei der Erinnerung an die Klapperdünne Christin, versunken in einem dicken Wollschal und dem Pullover ihrer Mutter. Sie hatten eingerollt in der Decke auf dem Sofa gesessen und Tee getrunken und geredet. Sie war so schrecklich krank gewesen, hatte Unmengen an Taschentüchern verbraucht, die alle geradewegs in den Papierkorb neben ihr wanderten. Sie hatte eine schlimme Angina und nahm Penicillin. Er hatte versucht, sie aufzumuntern, und Späße mit ihr gemacht. Dann lag er auf ihr und sie sahen sich in die Augen. Es war ihm egal, wie krank sie war, er begehrte sie einfach unglaublich. Das war sein Problem. Christin war in seinen Augen immer schwach gewesen und er hatte einen unwahrscheinlich großen Beschützerinstinkt. Ein Blick in ihre Augen und es war um ihn geschehen. Er hatte an diesem Nachmittag mit ihr geschlafen. Er wusste nicht, ob er sie danach je wieder ansehen können würde, denn er wusste, dass er etwas für Christin empfand. Nur was, das wurde ihm erst jetzt klar. Christin war nicht mehr schwach. Sie war stärker geworden, hatte ihm sogar eine Ohrfeige verpasst! Er empfand etwas für Lukas. So fühlte es sich an, Vater zu sein. Er lag auf dem Bett, das Telefon in der Hand. Nur was sollte er tun? Daniela war sein Ruhepol. Sie gab ihm Kraft für alles, was da kam. Und Christin, war seine Familie, sein Herz. Er hatte sich innerlich immer eine Familie gewünscht. Er wünschte sich, Daniela würde es verstehen, was da in ihm vorging. Dass er sie nie hatte verletzen wollen. Er entschied sich, weiterhin alle zu belügen und zu sagen, es hätte einen Todesfall in der Familie gegeben. Gab es ja irgendwie auch. Seine langjährige Ehe wurde zu Grabe getragen und er war der einzige Trauergast.


No, I can't forget this evening
Or your face as you were leaving
But I guess that's just the way the story goes
You always smile but in your eyes your sorrow shows
Yes, it shows
I can't live if living is without you
I can't live, I can't give any more
Can't live if living is without you
I can't give, I can't give any more – Harry Nilsson – Without you



In den folgenden Monaten war Joachim fortgezogen. Er war nach Frankfurt gegangen, um in der Nähe des DFB zu sein. Außerdem wollte er Raum für sich haben, Zeit zum nachdenken. Aber viel Ruhe hatte er nicht. Er hatte jede Menge Arbeit; die Mannschaft trainieren, Spieler beaufsichtigen, Organisation für die Weltmeisterschaft, die immer näher rückte. Und Christin meldete sich nicht. Auch von Daniela hatte er noch nichts gehört. Er hatte ihr eine Nachricht zukommen lassen, das er jetzt vorübergehend in Frankfurt wohnen würde und ihr seine Kontaktdaten gegeben, aber es kam nichts. Ihm blieb nicht viel, als zu arbeiten. Sehr oft, manchmal bis zu drei Mal am Tag wählte er Christins Nummer. Und drückte sie wieder weg. Wenn sie sich jetzt nicht mehr meldete, wollte sie ihn nicht mehr sehen. Aber hatte er etwas falsch gemacht? Er vermisste seinen Sohn. Er stellte sich dieselben Fragen immer und immer wieder und fand keine Antwort darauf. Kurz vor Ende der Bundesliga Saison meldete er sich bei Daniela an, um die letzten Sachen aus dem gemeinsamen Haus zu holen. Sollte sie wirklich die Scheidung einreichen, würde Daniela das Haus wohl behalten wollen. Sie liebte das Haus. Er parkte auf der Auffahrt und stieg aus. Als er das Haus vor sich sah, dachte er wieder daran, wie sie das Haus gemeinsam gekauft hatten. Sie beide standen im Buch als Eigentümer. Er wollte sich von Daniela nicht scheiden lassen. Aber er musste sich eingestehen, dass er sie falsch behandelt hatte. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, die Schlüssel abzugeben und er befürchtete, dass sie die Schlösser wohl oder übel hatte auswechseln lassen, nach seinem Auszug. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, und drehte um. Die Tür ging auf! Meinte Daniela es doch nicht so ernst, mit der Scheidung, wie sie gesagt hatte? Vielleicht hatte sie nur nicht daran gedacht, dass er sich selber einlassen würde. Er öffnete die Tür und ging hinein. „Hallo?“ Keine Antwort. Daniela war nicht da. Sie war vermutlich absichtlich gegangen, um ihm aus dem Weg zu gehen. Er hatte sich vor ein paar Tagen schon angekündigt, damit sie auch zuhause war und sie alles weitere besprechen konnten. Aber nein, sie war gegangen. Dann sah er die Kisten; unübersehbar waren sie fein säuberlich im Flur gestapelt. Ein Zettel hing daran: „Habe deine Sachen für dich gepackt. Lass die Schlüssel hier, wenn du gehst. – Daniela“ ‚Oh Daniela. Was hab ich nur getan? ‘ Er sank auf den Boden.


There's a possibility, there's a possibility
All that I had was all I gon´ get.
There's a possibility, there's a possibility
All I gonna get is gone with your step.
All I gonna get is gone with your step.
So tell me when you hear my heart stop, you’re the only one who knows!
Tell me when you hear my silence.
There's a possibility I wouldn't know. (Lykke Li – Possibility)



Christin hatte in den Monaten versucht, Joachim auszublenden. Es war zunehmend schwerer geworden, mit dem bisschen Geld, das sie vom Staat bekam, als Stütze, also musste sie sich einen Job suchen. Sie fand es sehr schwer, gleichzeitig auch nach einer Betreuung für Lukas zu suchen. Und dann hatte sie ein Angebot von einer Kindertagesstätte bekommen: Lukas konnte dort bleiben und die Kosten wurden ihr verrechnet. Trotzdem blieb noch einiges übrig und Christin war sehr glücklich mit dieser Lösung.
Ihre Kolleginnen waren meist alleinerziehende Mütter, das Projekt wurde von ProFamila geleitet.
Die Arbeit mit den Kindern machte ihr Spaß und ihre Kolleginnen waren alle sehr nett. Sie hatte sehr schnell Freundschaft zu Marianne geschlossen, eine junge Frau, die mit gerademal neunzehn ungewollt schwanger geworden war, von ihrem Freund, der sie daraufhin verlassen hatte. Eine Abtreibung war ihr nie in den Sinn gekommen. „Ich wusste von Anfang an, dass ich das Baby behalten möchte, auch wenn man mich oft zur Abtreibung gedrängt hat. Und als ich dann erfuhr, dass es ein Mädchen wird, wusste ich, das Julia mein Sonnenschein wird.“ Ja, die kleine Julia, mittlerweile zwei Jahre alt, war wirklich ein Sonnenschein, mit ihrem blondgelockten Haar.
Marianne machte in der Stätte eine Ausbildung zur Erzieherin, da sie sonst keine andere Alternative gefunden hatte. „Julia ist wirklich ein Abbild von dir, Anne. Hat sie überhaupt etwas von ihrem Vater?“ fragte ich neugierig. Anne war der Kosename, den ich ihr gegeben hatte. Wir waren im Garten der Stätte, wo die Kinder draußen spielten. Die kleineren waren mit der anderen Gruppe auf der Rückseite des Gartens. Sie träumte. Ihr Blick verfolgte Julia. Sollte ich sie noch einmal fragen? Hatte sie mich etwa nicht gehört? „Ja, die Augen. Ihre sind blau, meine sind braun.“ Sie hatte mich doch gehört. Aber es schien ihr schwer zu fallen, von ihrem Exfreund zu sprechen. „Hm, das ist wie bei Lukas. Er hat auch die Augen von seinem Vater.“ „Sag mal, warst du mit dem Vater von Lukas lange zusammen? Du erscheinst mir so vernünftig, das dir sowas wie mir nicht passieren sollte.“ Ich lachte. „Ja, ich war mit Lukas‘ Vater schon eine ganze Weile zusammen. Aber er ist verheiratet. Ich war die andere Frau. Aber es ist vorbei. Er ist wieder bei ihr, wo er hingehört. Ich bin schwanger geworden, als ich krank war. Penicillin und die Pille vertragen sich nicht besonders.“ „Oh, das ist hart. Und er unterstützt euch nicht finanziell?“ „Doch, er will es. Aber ich kann das nicht. Ich will es alleine schaffen.“ Sie schwieg. Sie war mir ein Mysterium. Ihr langes blondes Haar fiel ihn in weichen Wellen die Schultern hinab. Dann sah sie mich an und lächelte. Ich wusste nicht mehr, was ich für sie empfand. Sie war mir am Anfang eine große Stütze gewesen, sie war hier schon seit zwei Jahren, in einem Jahr hatte sie ihre Ausbildung fertig und konnte eine Weiterführende Schule besuchen. Ich wollte sie gern in den Arm nehmen. Am Anfang hatten wir das oft getan, aber jetzt traute ich mich nicht mehr. War ich etwa dabei, mich in sie zu verlieben? Nein, ich liebte doch Joachim. Was machte ich da nur? Aber Anne war immer da, in meinem Kopf. Wir trafen uns häufig, gingen zusammen spazieren, zum Spielplatz oder besuchten uns gegenseitig. Aber wir waren häufiger bei mir, weil ich einen kleinen Garten hatte, in dem die Kinder spielen konnten. Sie beneidete mich immer um das Haus. „Du hast es wirklich gut!“ pflegte sie dann zu sagen. „Mir wäre es aber lieber, wenn meine Eltern noch leben würden.“ Antwortete ich dann.

Es war mittlerweile Anfang Juli und die Hitze war kaum mehr auszuhalten. „Zuerst eisiger Winter, und jetzt heißer Sommer!“ stöhnte ich. Am Nachmittag wollte Anne vorbeikommen, mit Julia und wir wollten einen Kaffee trinken. Aber angesichts der Hitze hatte ich Eis gekauft und wir machten uns einen Milchshake. Beim albern in der Küche hatten wir jede Menge Spaß gehabt und jetzt saßen wir im schattigen Wohnzimmer und schlürften unseren Milchshake. „Es ist immer richtig schön bei dir, Christin. Ich hatte noch nie eine Freundin wie dich.“ Ein wenig unverhofft und impulsiv nahm sie mich in den Arm und herzte mich. ‚Huch? Unverhofft kommt oft‘ dachte ich mir und drückte zurück. „Ja, so geht es mir mit dir auch.“ Seufzte ich.

Joachim war in Südafrika nicht er selbst. Er war unkonzentriert und nervös. Das erste Spiel war toll, das zweite mies, das dritte so lala und erst dann bekamen sie einen richtigen Lauf. Wurde die Mannschaft besser, so wurde er ruhiger und gelassener. Am Abend nach dem 4:1 Sieg gegen England saß er mit seinem Co Trainer Hansi Flick noch eine Weile an der Bar und trank ein Bier. „Jogi, jetzt wäre eigentlich ein passender Augenblick, um mir zu sagen, was mit dir und Daniela los ist und warum sie nicht hergekommen ist. „Sie lässt sich von mir scheiden.“ Sagte er ganz gelassen und trank sein Bier aus. Er wollte jetzt auf sein Zimmer, um nicht weiter mit ihm darüber reden zu müssen. Aber Hansi folgte ihm auf dem Fuße. „Jetzt warte doch mal. Ich wollte mit dir reden. Ich merke, dass dich das bedrückt. Aber da ist noch mehr. Wäre da nur die Scheidung, hättest du mir das erzählt. Ich bin dein engster Freund!“ Hansi war ihm in den Fahrstuhl gefolgt. „Hansi, hör mal. Ich will und kann dich da nicht mit reinziehen, das ist meine Sache und es hängt schon eine Menge mit dran.“ „Aber ich werde nicht ein Wort gegenüber irgendjemandem verlieren. Ich schwöre es. Jogi, du kennst mich. Ich will dir nur helfen!“ Sie standen jetzt vor Jogis Zimmertür. „Na dann komm schon rein.“ Er war nicht sehr erfreut, aber er wusste, dass es ihm gut tun würde, mal über alles zu reden. Er stand am Fenster und blickte in die finstere Nacht. Hansi setzte sich in den Sessel in der Ecke. Jogi öffnete die Hotelbar, nahm zwei Gläser und schenkte zwei Whiskey ein. Ein Glas stellte er vor Hansi. „Den wirst du brauchen.“ Und setzte sich dann in den anderen Sessel. Hansi sagte nichts, sah ihn nur abwartend an. „Ich habe, nein ich hatte eine Affäre. Seit fünf Jahren schon. Diese Frau, Christin, ich glaube ich liebe sie wirklich. Ich habe einen Sohn mit ihr. Ich musste Daniela davon erzählen. Du kannst dir vorstellen, wie wütend sie war. Sie hat mich aus dem Haus geworfen. Und Christin will mich auch nicht mehr sehen. Sie denkt, das alles sei ihre Schuld. Sie hat mir gesagt, dass sie mich liebt; ich vermisse meinen Sohn. Ich habe ihn seit Dezember letzten Jahres nicht mehr gesehen. Er war damals zwei Monate alt.“ Er endete und nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas. Hansi tat es ihm gleich. „Okay, das ist krass. Aber hey! Ich meine, ruf sie doch endlich mal an! Warum hast du das nicht schon längst getan? Du lässt doch sonst nie etwas anbrennen?!“ „Ich kann nicht. Und wenn, dann geht sie nicht ran.“ Er schnappte sich Jogis Handy, das auf dem Tisch lag. „Dann mach ich das eben. Das kann ja so nicht weiter gehen mit dir, dieses Trauerspiel.“ „Aber du kannst doch nicht…“ wand Jogi ein. Er hatte sehr schnell den Eintrag gefunden, der auf „Christin“ lautete und bestätigte. Dann klingelte es. Er hielt Jogi das Telefon ans Ohr, er übernahm mit einem kurzen Zögern. Es klingelte, zweimal, dreimal, viermal. Dann wurde abgehoben. „Christin ist gerade nicht da.“ Meldete sich eine fremde Frauenstimme. „E – Entschuldigung, aber wer ist da?“ fragte er ein wenig brüskiert. Hatte Hansi sich etwa vertan? Nein, die Stimme hatte Christin genannt. „Hier ist ihre Loverin. Kann ich ihr was ausrichten? Sind sie das Arsch, das sie mit dem Kind sitzen gelassen hat? Wissen sie was? Sie können mich kreuzweise.“ Sie legte auf. Joachim starrte den Hörer an. „Ich glaube, sie hat schon Ersatz.“ Er war fassungslos. Was war da nur los?


It's a quarter after one, I'm all alone and I need you now
Said I wouldn't call, but I lost all control and I need you now
And I don't know how I can do without
I just need you now (Lady Antebellum – Need you now)

I was lying awake last night, waiting for your call
but if the rumors are true, that won’t bother you at all
I’m trying hard to understand
what it takes to be your man
now I don’t have to wonder anymore
Least you can do is say you’re sorry
Least you can do is give me back my heart
I won’t come around no more
You won’t find me standing outside your door
Least you can do is tell me why (Least you can do - Phil Collins)


„Wer war denn am Telefon?“ fragte Christin, die sich gerade abtrocknete. Anne war von ihr eingeladen worden, über Nacht zu bleiben. „Ich glaube, das war der Typ, von dem du erzählt hast. Wie heißt der gleich?“ „Joachim?“ fragte Christin entsetzt. „Er hat nix gesagt, aber ich glaube, der war das.“ Anne schien ziemlich gleichgültig. Warum hatte Joachim sich jetzt gemeldet? „Anne, ich warte schon seit Monaten darauf, dass er sich meldet.“ „Es tut mir leid. Aber mal ehrlich, er war nicht für dich oder Lukas da, richtig? Tut mir leid, aber ich dachte, ich bin deine Freundin. Ich meinte es nur gut.“ „Das weiß ich doch.“ Christin setzte sich zu ihrer Freundin auf die Couch. „Aber das mit Joachim ist sehr kompliziert. Wegen mir ist seine Ehe in die Brüche gegangen. Und wenn er sich jetzt meldet, heißt das vielleicht, das er mich doch liebt.“ „Und was ist mit mir? Ich dachte, du liebst mich?“ „Anne, ich mag dich auch. Sehr sogar. Aber mein Herz hängt noch zu sehr an ihm.“ „Aber ich bin für dich da. Ich werde nicht gehen.“ Erwartungsvoll sah sie ihre Freundin an. Christin stiegen die Tränen in die Augen. „Ich weiß doch nicht, was ich machen soll.“ Verzweifelte sie. Anne nahm sie in den Arm. „Alles wird gut.“ Anne küsste ihrer Freundin den Hals, die Schultern. Christin seufzte. Langsam suchten ihre Lippen Christins und fanden sie. Zögernd ging Christin auf den Kuss ein. Sie mochte Anne und es war aufregend mit ihr. Doch hatte sie noch nie Interesse an Frauen gehabt, aber mit Anne war es etwas anderes. Anne hatte ihr gezeigt, wie gefühlvoll die Liebe einer Frau war. Aber jetzt war ihr Kopf zu sehr bei Joachim. Vorsichtig aber bestimmend schob Christin Anne von sich weg. „Anne, ich kann das heute nicht. Tut mir leid. Ich bin hundemüde. Es war ein sehr langer Tag. Lass uns schlafen gehen.“ Anne war enttäuscht. Sie hatte gehofft, die Freundin nicht schon jetzt verloren zu haben. Die beiden Frauen gingen ins Bett, Anne schlang einen Arm um Christins Mitte. Sie wollte Anne zeigen, dass sie sie mochte, aber sie nicht lieben konnte, sie liebte Joachim, noch immer. Anne war keine Lückenfülle, sie war ihre beste Freundin. Sie hatte ihr so sehr geholfen, bei allem. Nur ihr Geheimnis, wer Joachim war, hatte sie ihr noch nicht anvertrauen können.
„Anne?“ fragte sie leise in die Dunkelheit. „Ja?!“ wollte Christin ihr jetzt sagen, das sie sie vielleicht doch liebte? Sie horchte, dann drehte Christin sich zu ihr um. „Ich habe dir noch nie erzählt, wer Joachim wirklich ist, oder?“ „Nein, hast du nicht. Aber das musst du auch nicht, es spielt keine Rolle. Kerl ist Kerl und ich mag die Kerle eben nicht.“ „Hm.“ Christin seufzte. „Für mich spielt es aber schon eine Rolle. Ich liebe ihn sehr, ich kenne ihn schon so lange und ich habe so vieles mit ihm geteilt. Ich fühle mich ihm sehr nah.“ „Dann sag es. Sag mir, dass du nicht mit mir zusammen sein kannst. Ich will dich nicht zwingen, mich zu lieben. Wenn du noch so sehr an ihm hängst, ist es besser, uns nicht unglücklich zu machen. Es war schön mit dir. Auch, wenn du mich nicht lieben kannst, so werde ich immer deine Freundin sein.“ „Meinst du das ernst? Deine Freundschaft bedeutet mir nämlich sehr viel. Ich weiß ehrlich nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. Du hast mich vor dem Ertrinken gerettet. Und dafür bin ich dir ewig dankbar!“ „Natürlich meine ich das ernst.“ Sie drückte Christins Hand. „Deine Freundschaft bedeutet mir auch sehr viel.“ Die beiden Frauen verstanden sich letztendlich auch ohne Worte. Ein Lächeln breitete sich auf den Gesichtern der beiden aus.

„Wie sie hat Ersatz?“ fragte Hansi seinen Chef Trainer. „Na, da war eine Frau am Telefon, die sich als ihre Loverin ausgegeben hat.“ „Das war ganz bestimmt nur ein Missverständnis oder ein Scherz.“ „Ich weiß nicht, Hansi. Ich kann mir nicht vorstellen das sie… nun ja, du weißt schon. Ich kann mich nicht konzentrieren, weil ich den ganzen Tag nur an sie denken muss. Es macht mich einfach schier wahnsinnig.“ „Du bist wirklich ganz schön verliebt, oder?“ Joachim nickte. „Das bin ich wohl. Und ich dachte immer, ich würde Daniela lieben. Aber mit ihr das war was ganz anderes. Sie war meine beste Freundin, sie hat mich immer verstanden, aber Christin ist… eine unglaubliche Frau.“ Hansi stand auf. „Komm, wir gehen eine Runde laufen, dabei kommt man auf andere Gedanken, so lenke ich mich immer ab, wenn ich meine Frau und meine Kinder vermisse.“ Er lächelte seinen Freund an. Noch nie hatte er Jogi so erlebt. Beim rausgehen fragte Hansi noch: „Sag mal, darf sie dich eigentlich Joachim nennen?“ „Was ist das denn für eine Frage? Natürlich darf sie! Sie nennt mich nie anders.“ „Auch nicht beim… ?“ „Du versauter Kerl du!“ lachte Jogi und boxte seinem Co Trainer in die Schulter.

Die Wochen in Südafrika zogen sich wie ein zäher Kaugummi in die Länge. Aber es war leichter, jetzt, wo Hansi Bescheid wusste. Er konnte ihm von Christin erzählen, wie es passiert war, dass sie schwanger geworden war, und wie er sich langsam aber sicher in sie verliebt hatte, ohne es ihr sagen zu können. Oft saßen die beiden abends lange zusammen und Jogi erzählte von Christin.
Am anderen Ende der Welt saßen zwei junge Frauen beieinander und taten das gleiche. Sie hatten sehr viel gemeinsam, die vier. Hansi und Jogi trainierten mit den Jungs, und Christin und Anne kümmerten sich um ihre Kinder.
In Südafrika stand das letzte Spiel für das deutsche Team an. Jogi hatte mit Hansis Hilfe die Jungs nach dem verlorenem Spiel wieder aufgebaut. Er war so zuversichtlich, dass alles gut werden würde. Hansi war seine größte Stütze gewesen und er war ihm sehr dankbar für alles, was er für ihn getan hatte. „Jungs, es geht heute nochmal um alles. Ich bin sehr stolz auf euch. Ihr habt alles gegeben, es hat halt nicht anders sollen sein. Aber ich glaube an euch. Ihr seid ein tolles Team, und wenn ihr so weitermacht und auf diesem Kurs bleibt, dann werdet ihr es schaffen, das weiß ich. Und jetzt raus mit euch und macht die Urus fertig!“ waren seine Worte an die Mannschaft. Er selbst konnte sich dieses Hochgefühl, diese Zuversicht kaum erklären. Aber es machte ihm Mut.
Sie gewannen das Spiel schlussendlich mit 3:2 und Jogi war sehr glücklich. Er schaltete einfach total ab, es war so viel einfacher, sich nur auf den Job zu konzentrieren. Nach diesem Turnier hatte er Urlaub und den würde er genießen. Er hatte ihn sich redlich verdient.

„Und du bist sicher, dass du mich hier nicht mehr brauchst?“ fragte Anne ihre Freundin. „Ganz sicher.“ Lächelte sie zurück. Anne war die ganze Zeit über bei ihr geblieben und sie waren sich noch viel näher gekommen, als es denkbar gewesen wäre. Sie verstanden sich wirklich blind. Heute war die deutsche Nationalelf auf dem Frankfurter Flughafen gelandet und alle gingen nach Hause zu ihren Familien, Frauen und Kindern. Christin fragte sich, wo Joachim wohl hingehen würde. Ob er zu ihr kommen würde? Ob er sich überhaupt noch einmal melden würde, nach dieser Sache am Telefon? Sie wusste nur, dass sie vorbereitet sein wollte, wenn er sich meldete. Sie griff mehrmals zum Telefon, wollte ihn anrufen, brachte es aber nicht fertig. „Joachim, was mach ich nur?“ fragte sie sich laut, während Lukas auf seiner Decke spielte. Die Zeit kam und ging, Christin spielte mit Lukas, machte ihn am Abend bettfertig und legte sich dann selbst auf den Rasen hinterm Haus, das Babyphon neben sich und in Gedanken bei Joachim. Irgendwann ging sie ins Haus, um sich ein Eis zu machen und Nachrichten zu sehen. Es wurde berichtet, wie die Spieler in Frankfurt gelandet waren und wie enttäuscht die Fans gewesen waren. Viele waren extra nach Frankfurt gefahren, um die Mannschaft in Empfang zu nehmen. Stattdessen hatten sie sich durch den Hinterausgang davon gemacht. ‚Ob Joachim wohl an mich denkt? ‘ fragte sie sich. ‚Vielleicht hat er sich sogar mit Daniela vertragen? ‘ Sie war in Gedanken so sehr bei ihm, das sie nicht sofort bemerkte, wie ihr Handy vibrierte. Sie war erschrocken, da sie keinen Anruf erwartete. Sie ging im Kopf die Anzahl der Leute durch, die diese Nummer hatten und dann die, die sie jetzt noch anrufen würden, da ihr die Nummer vollkommen unbekannt war. Dann nahm sie doch ab. „Hallo?!“ fragte ganz leise, fast zu sich selbst. „Hallo. Ist da Christin?“ fragte eine elegante Frauenstimme, mit einheimischen Akzent. „Ja, die bin ich.“ Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. „Es tut mir wirklich leid, dass ich so spät noch störe…“ Christin warf einen Blick auf die Uhr, es war kurz nach acht. „… hier ist Daniela… Löw“ fügte die Frau am andren Ende nach kurzem Zögern hinzu. „Oh!“ machte Christin. Das war jetzt mehr als überraschend! Was konnte Daniela von ihr wollen? Ihr die Schuld geben für alles? ‚Das ist es ja auch! ‘ dachte sie sich dann. „Ich wollte mich schon früher melden, aber ich hatte Ihre Nummer nicht und ich habe über einiges nachgedacht.“ „Ist… ist schon in Ordnung!“ stammelte Christin. Herrgott nochmal! Warum konnte sie jetzt nicht einmal tough sein? Und wo um alles in der Welt hatte Daniela ihre Nummer her und was wollte sie? Na, sie würde es ihr sicher gleich verraten. „Das mag für Sie sicherlich ungewöhnlich klingen, aber ich habe ihre Nummer in Joachims Sachen gefunden, als ich die Kisten für ihn gepackt habe.“ „Kisten?“ echote Christin. „Ja, Joachim ist vor einigen Monaten ausgezogen. Er wohnt jetzt in Frankfurt, hat er mir zumindest gesagt. Wussten Sie das denn nicht?“ „Nein, ich habe ihn seit dem Vorfall im Dezember nicht mehr gesehen, oder mit ihm gesprochen.“ Das war wirklich sehr merkwürdig. Es sah wirklich so aus, als würde er neu anfangen, ohne sie. Es war ihr ein Stich ins Herz und das ausgerechnet von Daniela. „Dann wohnt er also nicht bei Ihnen?“ „Nein, wirklich nicht.“ So langsam wurde Christin diese Fragerei zu viel. „Hm.“ Machte Daniela. „Naja, auf jeden Fall wollte ich Sie seitdem anrufen, konnte mich aber nicht überwinden. Ich bin kein Unmensch, wissen Sie?“ „Natürlich nicht!“ beeilte Christin sich. Sie konnte ihr wohl schlecht verübeln, wütend gewesen zu sein. Sie sah ihrem Eis jetzt beim schmelzen zu, als Daniela begann: „Joachim hat es verdient, das ich wütend auf ihn bin, aber sie können meiner Meinung nach nichts dafür. Ich weiß ja, wie charmant er sein kann.“ Christin sagte nichts. Sie dachte nach wie vor, dass es ebenso gut auch ihre Schuld war. „Sie sind ja nicht absichtlich mit ihm zusammengetroffen.“ „Ich bin, bezeihungsweise, ich war Kellnerin in dem Restaurant.“ „Jaja, er ist schon ein Charmeur.“ Lachte Daniela. Hatte sie ihm etwa vergeben oder war sie dabei? Diese Frau war unglaublich. „Also, wenn sie Joachim suchen, ich kann Ihnen nicht sagen, wo er ist. Ich weiß es wirklich nicht.“ „Nein, ich suche ihn nicht. Ich rufe Sie an, weil ich sie einladen wollte. Ich bin neugierig auf Sie und den Kleinen. Joachim sagt, er habe seine Augen, ist das wahr?“ „Ja, das ist wahr. Aber… Frau Löw, das tut mir sehr leid, aber ich kann diese Einladung nicht annehmen. Ich denke, das wäre nicht gut.“ „Oh doch! Ich denke, das sie eine ganz reizende Person sind, sonst hätte Joachim diese Dummheit gar nicht begangen.“ Sollte sie sich jetzt etwa geschmeichelt fühlen? „Kommen Sie bitte morgen her, und bringen Sie den Kleinen mit, bitte!“ Christin zögerte. In die Höhle der Löwin, na das konnte ja was werden. Aber wenn sie ihren Kopf lassen musste, dann mit Stolz. „Ja, in Ordnung.“ Willigte sie ein. Dann gab Daniela ihr die Adresse. „Oh, und sag doch bitte Daniela zu mir. Diese Höflichkeit können wir uns ja jetzt sparen!“ wieder lachte sie. Diese Frau war wirklich unglaublich! „Bis morgen dann!“ verabschiedete sich Daniela. „Wiederhören!“ sagte Christin. Was hatte sie sich da nur eingebrockt. Das Handy noch in der Hand, wählte sie Annes Nummer. Anne ging sofort ans Telefon. „Du, Anne, sag mal meinst du, Jonas könnte mir für morgen sein Auto leihen?“
Zuletzt geändert von Serena am So 17 Jun, 2012 18:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Serena
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Beitragvon Serena » Mo 11 Jun, 2012 20:07

Yeah, it's plain to see (plain to see)
that baby you're beautiful
And there's nothing wrong with you
(nothing wrong with you)
It's me, I'm a freak (yeah)
but thanks for lovin' me
Cause you're doing it perfectly (Adam Lambert – Whataya want from me)


„Wozu brauchst du Jonas‘ Auto?“ fragte Anne ein wenig durch den Wind. Jonas war Annes‘ Nachbar und sowas wie ein Bruder Ersatz für Anne. „Naja, ich habe einen Termin, morgen. Und ich muss Lukas mitnehmen. Du weißt ja, wie das mit dem Bus ist, da krieg ich den Wagen nicht rein.“ „Ja schon klar! Erzähl mir einen vom Pferd!“ Christin erzählte ihr schließlich, das Daniela sie eingeladen hatte: „Also Dan – naja, die Frau von Joachim hat meine Nummer in seinen Sachen gefunden und meint, dass es eine gute Idee wäre, wenn wir uns treffen.“ „Meinst du das ernst? Die will dir doch nur den Kopf abreißen!“ „Nein, das glaube ich nicht. Sie will Lukas sehen.“ „Hm. Wenn du meinst. Ich schick Jonas dann morgen früh bei dir vorbei.“ „Gut. Danke, Anne. Du bist ein Schatz!“ „Ruf mich an, wenn du wieder zuhause bist und erzähl, wie es gelaufen ist!“ „Mach ich! Bye!“
„Oh nein, oh nein, was mach ich da nur?“ sagte sie laut zu sich selbst. Dann ging sie früh zu Bett, weil sie nicht wusste, was sie noch tun sollte. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Im Kopf ging sie durch, wie sie dieses Treffen überstehen sollte. Irgendwann hatte sie sich in den Schlaf gewälzt und eine sehr unruhige und von Alpträumen geplagte Nacht verbracht. Lukas weckte sie am Morgen mit einem Herzzerreißenden Weinen. Sie hatte ihre große Mühe, aufzustehen, raffte sich dann aber doch auf und versorgte ihn. Er musste so lange geweint haben, dass er vom Weinen schon wieder müde war und gleich einschlief, als alle seine Grundbedürfnisse versorgt waren. „Oh mein kleiner Engel. Wie ich dich liebe!“ flüsterte sie ihrem Kleinen ins Ohr. Er war so ein liebes Kind und sie war dankbar, dass es ihn gab. Das wurde ihr heute zum ersten Mal so richtig bewusst. Sie fasste den Gedanken, das sie jedem und allen zeigen wollte, das sie eine liebende und sorgende Mutter war, die ihren Sohn liebte und alles für ihn tat. Sie wollte Verantwortung zeigen, da sein. „Ich mache es einfach!“ motivierte sie sich selbst. Sie griff zum Telefon, und sagte in der Kita Bescheid, dass sie einen Termin hatte und heute nicht kommen würde. Dann packte sie die Sachen für einen Ausflug mit Lukas. Sie ging jede mögliche Situation durch und nahm alles mit, was irgendwie in Frage kommen könnte. Sie wollte um jeden Preis als gute Mutter dastehen. ‚Ich weiß, dass ich das auch bin und es nicht nur sein will. Ich muss einfach nur locker bleiben. Das ich jetzt nervös bin, ist doch ganz normal. Oder nicht?‘ Dann machte sie sich Frühstück und hörte ein bisschen Radio. ‚Die deutsche Nationalmannschaft lässt sich für das übereifrige Verschwinden am Frankfurter Flughafen in einem offenen Brief entschuldigen. Sie hatten nicht gewusst, dass sie von Fans am Flughafen erwartet werden. ‘ „Jaja, die Jungs!“ dachte Christin sich. Sie lachte. Es würde schon werden. Sie hatte schließlich nicht Daniela angerufen, sondern Daniela sie. Dann musste sie mit ihr klarkommen, ob sie wollte oder nicht. Sie hatte nichts zu verlieren. Sie war noch nicht fertig, als es klingelte. „Oh Mist! Ich hab Jonas vergessen!“ sie hechtete zur Tür und öffnete mit dem Finger auf dem Mund. „Lukas schläft!“ zischte sie Jonas an. Dann flüsterte sie: „Danke Jonas! Du bist ehrlich ein Schatz!“ „Bitte, bitte gern geschehen!“ flüsterte er zurück. Christin warf einen Blick über seine Schulter. Da stand neben Jonas seinem pechschwarzen Wagen noch ein Auto. Es war Jonas Mitbewohner, Matthias. Christin kannte ihn nur flüchtig und winkte kurz. „Was denkst du, wann kann ich den Wagen wieder abholen?“ „Brauchst du ihn denn morgen wieder?“ „Nein, ich hab Urlaub. Nur mag ich es nicht, wenn mein Baby zu lange weg ist.“ „Keine Panik, Anne sagt dir Bescheid, wenn ich heil damit zurückgekommen bin.“ „Ist schon klar, Süße“ feixte er und kniff ihr in die Wange.
Sie ging nach dem unterbrochenen Frühstück unter die Dusche und sang leise vor sich hin. Es war schön, mal wieder einen Vormittag für sich zu haben. Sie genoss den Tag, verbrachte viel Zeit mit Lukas, machte einen Spaziergang und machte Lukas dann etwas zu essen. Sie aß nur eine Banane. Trotz aller Coolness konnte sie die Nervosität nicht abstellen.
Sie nahm Lukas nach dem Essen mit ins Schlafzimmer, wo sie sich der Kleiderfrage stellte. Es war noch immer recht warm, also musste sie etwas Luftiges anziehen. Aber es durfte auf keinen Fall zu sexy sein, dann würde Daniela sie gleich in eine falsche Schublade abschieben. Sie wollte aber auch nicht zu farblos erscheinen, denn ein Mauerblümchen war sie nicht, mit ihren neuen Kurven und ihrem schulterlangen, kastanienbraunem Haar, das in der Sonne glänzte. Sie steckte ihr Haar locker hoch und griff sich das erstbeste aus dem Schrank: Rüschenbluse mit Kornblumenmuster, und dazu eine dunkelblaue Jeans in ¾ Länge, als Schuhe wählte sie Römersandalen mit Keilabsatz. Sie seufzte, weil sie gerne mal neue Klamotten hätte und es sich nur selten leisten konnte, etwas Neues zu kaufen, Lukas ging immer vor. Ein bisschen sorgte sie sich, was Daniela wohl von ihr halten würde.
Es war schon fast drei Uhr. Sie schnappte sich die gepackten Sachen, verstaute alles im Auto, und brachte dann Lukas in seinem Maxi Cosi unter. Dann setze sie noch die Sonnenbrille auf und klemmte sich hinters Steuer. Die Gegend, in die sie fuhr, war eine sehr schöne, ruhige Ecke, ein sehr idyllischer Ort, Wittnau.
Sie fuhr zu der Adresse, die Daniela ihr gegeben hatte und war verwundert, wie ruhig es in Wittnau war. Es war gar nicht mal so weit von ihr weg und es war doch etwas gänzlich anderes. Hier würde sie auch gerne wohnen. Oder doch gleich in Freiburg? Aber das kam gar nicht in Frage.
Das Löw’sche Anwesen war ein schickes Einfamilienhaus, mit einem sehr schönen Vorgarten und einer breiten Auffahrt mit Doppelgarage. Sie parkte vor einem der Tore und stieg aus. Dann nahm sie Lukas auf den Arm, schulterte die Tasche und ging zur Tür. „Der Jogi ist nicht da!“ rief ihr ein kleiner Junge mit einem Fußball unterm Arm zu. Sie hielt kurz an. „Wann war er denn das letzte Mal hier?“ fragte sie neugierig. „Du kommst aus Sölden?“ fragte der Junge. „Ja, ich bin eine Freundin von Daniela. Also: Weißt du, wann er das letzte Mal hier war?“ Der Junge zuckte mit den Schultern und lief wie von der Tarantel gestochen davon. Christin drehte sich um und blickte in die Richtung, in die der Junge gesehen hatte und entdeckte eine ausdruckslose Daniela in der Tür. Sie trug ein schwarzes Oberteil, das, ähnlich wie Christins, viele Rüschen hatte, und das ihr eine sehr maritime Note verlieh, mit der kurzen Hose und der Sonnenbrille im sonnengebleichten, blonden Haar. Christin lächelte entschuldigend, dann freundlich. Sie ging auf Daniela zu und streckte ihr dann die freie rechte Hand aus, da sie mit links den Lukas hielt. Jetzt lächelte auch Daniela. „Hallo Christin!“ „Hallo… Daniela!“ „Du musst entschuldigen, der Kleine ist ein riesen Fan von Joachim und schickt eigentlich jeden weg, der hierher kommt.“ Jetzt war sie an der Reihe mit einem entschuldigenden Lächeln, und Christin wurde rot. „Kann ich verstehen. Ich würde auch nicht wollen, das dauernd Leute vor meiner Tür herumscharwenzeln.“ „Siehst du. Genau darüber wollte ich mit dir sprechen. Möchtest du was trinken? Oh sicher möchtest du das, bei diesem Wetter!“ Und sie führte Christin in den hinteren Teil des Hauses, hinaus auf die Terrasse. Christin bewunderte Danielas guten Geschmack, bei der Möbelauswahl, alles war sehr modern und in sanften Tönen gehalten, es gab keine Extreme. Auf der Terrasse standen Möbel aus Teakholz, Bezüge und Schirm in Terrakotta. Sehr viel Mittelmeer Flair, befand Christin und fühlte sich fast wie im Urlaub in Italien, damals, bevor sie Jogi kennengelernt hatte und ihre Eltern noch lebten. Sie überlegte, ob es angebracht wäre, jetzt etwas zu sagen, konnte es sich dann aber doch nicht verkneifen und sagte: „Es ist wirklich sehr schön hier!“ und lächelte breit. Jetzt fühlte sie sich ein bisschen wie in der Falle der Spinnenkönigin. ‚Wird schon werden! ‘ dachte sie sich und lächelte weiter. „Danke!“ sagte Daniela erfreut und fügte dann ein „Setz dich doch. Ich habe selbstgemachten Eistee! Magst du einen?“ Christin nickte, jetzt mit einem ganz lockeren Lächeln auf den unbemalten Lippen. Sie setzte sich mit Lukas auf einen Stuhl und gab ihm sofort die Flasche mit dem Fencheltee zu trinken. Er hatte sicher genauso Durst, wie sie selbst. Kurze Zeit später kam Daniela wieder, mit zwei Gläsern und einer Karaffe ihres Eistees. Sie stellte ein Glas vor Christin ab, eins auf den Platz gegenüber und schenkte ein. Sie setzte sich. „Ich weiß selbst nicht, warum ich dich angerufen habe. Aber ich hatte das Bedürfnis, dich zu sehen.“ „Hm.“ Machte Christin und nahm erst einmal einen Schluck, um etwas Zeit zu gewinnen. ‚Vielleicht weil ich Joachims Kind ausgetragen habe, und du nicht? ‘ dachte sie. „Pure Neugier?“ fragte sie dann. „Ja, das wird es wohl gewesen sein.“ Lachte Daniela dann. Sie war ihr doch schon ein bisschen sympathisch geworden. „Joachim hat nicht viel von dir erzählt, nur das du seinen Sohn bekommen hast und das er wohl Ähnlichkeit mit ihm haben soll. Er ist ja auch ganz bezaubernd, der Kleine!“ schwärmte sie. Sie spielte mit Lukas und wirkte dabei wie eine Frau, die schon viele Kinder großgezogen hatte, sehr erfahren. „Joachim und ich waren ein paar Mal kurz davor, Kinder zu bekommen. Es hat nicht geklappt. Ich hatte drei Fehlgeburten.“ Das sagte sie ganz ohne Reue, ohne Tränen, sie spielte weiter mit Lukas. „Oh, das tut mir leid! Das wusste ich nicht.“ sagte Christin schockiert. „Joachim wollte danach nie mehr Vater werden. Wir haben nie wieder darüber gesprochen.“ Christin nickte verständnisvoll. Joachim hatte ihr nur selten etwas von Daniela erzählt, und von dieser Sache schon gar nicht. Er hatte nur mehrmals klargemacht, dass er niemals wollte, dass Christin schwanger wurde. Es kam für ihn einfach nicht in Frage. Jetzt wusste sie auch, warum er immer Wert darauf gelegt hatte, damit so etwas nicht passierte. Er wollte sich ganz einfach den Schmerz ersparen. Armer Joachim, arme Daniela! Sie konnte sich gar nicht ausmalen, wie schlimm es für eine Frau sein musste, gleich drei Mal ein Kind zu verlieren und danach auf diesen Wunsch zu verzichten. Dieser Gedanke gab ihr ein flaues Gefühl im Magen und einen Kloß im Hals. „Ist ja auch egal. Ich habe mich lange damit abgefunden. Es sollte halt nicht sein. Ich war glücklich, so wie es war. Joachim und ich hatten eine schöne Zeit, auch ganz ohne Fußball.“ „Magst du ihn mal halten?“ fragte Christin daraufhin und hielt ihr den Kleinen entgegen. Daniela riss ein wenig die Augen auf und streckte ihre Arme entgegen: „Oh ja!“ Sie war sehr vertraut, mit dem Kleinen und Lukas schien sich bei ihr wohl zu fühlen, weinte gar nicht. „Wie bist du eigentlich schwanger geworden? Ich nehme an, er hat erwähnt, das er kein Kind will, oder?“ Da war sie, die Neugier, die Daniela veranlasst hatte, Christin anzurufen. Das flaue Gefühl im Bauch und auch der beklemmende Kloß im Hals waren weg. „Ich war krank und habe Medikamente genommen, die die Wirkung der Pille außer Kraft gesetzt haben. Ja, er hat mehrmals gesagt, dass eine Vaterschaft für ihn nicht mehr in Betracht kommt. Für ihn war es völlig ausgeschlossen.“ Sie nippte wieder an dem kühlen Eistee, der sehr gut tat, bei dieser Hitze, außerdem war er sehr lecker. „Jaja, ein bekanntes Problem.“ Nickte Daniela verständnisvoll. „Ich wollte ihn eigentlich gar nicht sehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich schlimm krank bin und schlimm aussehe, aber er wollte mich trotzdem besuchen. Ich hätte das einfach nie zulassen sollen!“ fluchte Christin jetzt. „Dass er mit dir schläft?“ fragte Daniela jetzt etwas keck. „Nein, das Ganze. Das er mit mir flirtet, das Essen, einfach alles. Ich habe übrigens erst nach der vierten Verabredung mit ihm geschlafen.“ Verteidigte sie sich. „Ich habe gewusst, dass er verheiratet ist, mit dir. Ich wollte das eigentlich nicht.“ „Es ist nicht deine Schuld.“ Besänftigte Daniela. „Ich weiß doch, dass er sehr galant ist und die Frauen reihenweise zum Schmelzen bringt. Zuletzt hat er dieser Sportmoderatorin den Kopf verdreht.“ „Monica Lierhaus?“ fragte Christin nun ein klein wenig überrascht. „Ja, genau die. Das war glaube ich 2006 und 2008, wo sie ihn so angehimmelt hat.“ Zu der Zeit war sie schon mit Joachim zusammen gewesen. „Ist nicht wahr. Da war aber nichts, oder?“ „Nein, ich denke nicht. Und warum interessiert dich das? Ich bin die eifersüchtige Ehefrau. Ich war vorher mit ihm zusammen.“ Stellte Daniela ein wenig nüchtern fest. „Tut mir leid. Ich weiß, dass ich keinerlei Anspruch auf ihn habe. Ich wollte ihn nicht. Aber ohne ihn kann ich jetzt auch nicht mehr.“ Sie senkte den Kopf. „Mach dir nichts draus. Die Scheidung läuft, du kannst ihn gerne haben. Es war die letzten Jahre sowieso schon schwer mit ihm. Es ist nicht leicht, die Frau des Bundestrainers zu sein, das sag ich dir. Und damit wären wir bei Fans vorm Haus. Die Leute hier behandeln uns mit sehr viel Respekt. Die Scheidung ist nicht publik geworden, aber ich garantiere dir, das gibt ein Donnerwetter, wenn es bekannt wird. Und dann musst du dich weiterhin hüten, niemandem zu erzählen, dass du die neue an seiner Seite bist. Das wird Stress, für dich und das Kind. Überleg dir das. Ich will ihn dir gar nicht abspenstig machen, ich kenne das. Ich war fast 25 Jahre mit ihm verheiratet, ich habe ihn seine ganze Fußballer Karriere über begleitet. Es gibt natürlich sehr schöne Zeiten, wir hatten eine Menge davon. Aber es ist nicht leicht. Ich will dir nur einen guten Rat mit auf den Weg geben.“ Sie lächelte Christin an. „Ich kann mir denken, dass es nicht leicht wird. Aber mein Leben war noch nie leicht. Und der leichte Weg ist nicht immer der Bessere.“ Sie schwieg kurz. „Ich habe vor einigen Jahren, einige Zeit, bevor ich Joachim kennenlernte, meine Eltern verloren. Ich musste hart arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und das Haus nicht zu verlieren. Es war alles, was meine Eltern mir hinterlassen haben. Ein riesiger Haufen Schrott. Einige Freunde haben mir geholfen, das Haus zu renovieren. Mein einziges Andenken an meine Eltern.“ Lukas war in Danielas Arm eingeschlafen. Sie war ganz verliebt in den Kleinen und betrachtete ihn traumverloren. „Das tut mir sehr leid für dich. Wir alle haben unsere Geschichte. Nur Joachim hat keine Probleme, weil er keine Probleme wollte. So einfach war das für ihn.“ Zwischen den Frauen herrschte Stille, Daniela wog den Kleinen im Arm und summte ein Lied. Es erinnerte Christin fast ein bisschen an ihre Mutter. ‚Daniela wäre eine so viel bessere Mutter für seine Kinder gewesen und es wäre jetzt nicht alles so furchtbar kompliziert. ‘ dachte sich Christin.
Christin schaute auf die Uhr; die Zeit war unglaublich schnell vergangen und sie wollte wieder zuhause sein, bevor Lukas wieder zu weinen begann und Daniela ihn wenig süß fand und sie einen negativen Eindruck machte. Der Abschied von Daniela war sehr viel herzlicher, als sie erwartet hatte, und Daniela lud sich schon mal vorsorglich ein und Christin gab ihr ihre Adresse. Sie verstaute Lukas schlafend auf seinem Sitz und setzte sich dann selbst hinters Steuer. Daniela winkte ihr zu und schon fuhr sie wieder Richtung Sölden. Christins Fazit? Durchweg positiv. Sie mochte Daniela und war wütend auf Joachim, der ihr all das verschwiegen hatte, und Daniela betrogen hatte. Aber sie liebte ihn noch immer und das bereitete ihr große Sorgen.

4 Jahre zuvor

Can you tell me, what have I done so wrong to you?
Tell me, what I am supposed to do?
I’ve gotta feeling you falling out of love with me!
Tell me who I am supposed to be?
I should be loved by you, that I know, is true
I should be held at night that I know, is right! (Blue October – Should be loved)


„Nein Joachim! Ich möchte nicht, das dass du dieses Amt übernimmst! Du wirst schon wieder weg sein, von mir und dabei möchte ich dich jetzt endlich mal hier haben!“ „Aber Daniela! Wir könnten von hier weg ziehen und ich kann dir das Leben bieten, das ich mir immer für dich gewünscht habe! Ich mache das doch für dich!“
Das Paar, das seit 20 Jahren verheiratet war, stritt sich über die Frage, ob Joachim Löw der neue Bundestrainer werden sollte und Daniela war entscheiden dagegen. „Ach was, Joachim! Es geht mir nicht ums Geld! Es ging nie ums Geld und das weißt du! Ich bin glücklich, wenn ich dich bei mir haben kann! Joachim, den nur seine Familie beim Vornamen nennen durfte, ärgerte sich darüber, dass er für die Entscheidung seine Frau zu Rate gezogen hatte, die ihm nun einen Strich durch die Rechnung machte. Der Vertrag war schon unterschrieben und er wollte diesen Job unbedingt. Die Arbeit mit der Mannschaft bereitete ihm viel Freude und er ging in diesem Job wirklich voll auf. Er hatte erwartet, dass sie seinen Wunsch begrüßen und unterstützen würde, so wie sie es in der Vergangenheit immer gewesen war. Aber das hier war kein Job als Co Trainer oder Vereinstrainer, es war der Job als Bundestrainer!
„Daniela, weißt du was? Es ist mir egal, was du sagst! Der Vertrag ist schon unterschrieben, die Sache ist schon erledigt. Ich hatte gedacht, du würdest mich unterstützen, aber da habe ich mich wohl verrechnet. Ich rede dir in deine Entscheidungen ja auch nicht rein!“ „Ich bin ja auch jeden Abend wieder zuhause!“ rief sie ihm hinterher, denn er hatte bereits die Wohnung verlassen. Schon bald war die Pressekonferenz, in der er als neuer Bundestrainer vorgestellt werden würde und er freute sich schon darauf, den Job ganz offiziell anzutreten. Daniela blieb fassungslos zurück, weinend. Sie liebte Joachim sehr, hatte sie ihn doch vor zwanzig Jahren aus vollster Überzeugung und aus Liebe geheiratet. Nach all dem, was sie gemeinsam durchgestanden hatten, so viele schöne und schwere Stunden geteilt hatten, war dies der erste deutliche Bruch in ihrer langen Ehe. Auch in den schwersten Zeiten hatten sie nie den Glauben aneinander verloren, doch jetzt… Daniela ging an diesem Abend alleine ins Bett. Weinend schmiegte sie sich an sein Kissen, dessen Duft sie einatmete und den sie mehr brauchte, als die Luft zum Atmen.
Joachim setzte sich ins Auto und rief Christin an. Sie nahm den Hörer schon nach dem ersten Klingeln ab. „Ja?“ fragte sie. „Ich bin unterwegs zu dir.“ Hauchte er leise. Er wusste, dass sie es verstehen würde. „Ich warte auf dich!“ flüsterte sie zurück, legte den Hörer auf und ihre Kleidung ab. Sie stellte sich an die Tür und wartete auf das Geräusch seines vorfahrenden Wagens, als sie ihn vor der Tür vernahm, öffnete sie die Tür und lächelte ihn an. Er lächelte zurück, als er sah, dass sie sich bereits bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte, schloss sie dann in seine Arme und küsste sie lang und innig. Als er sich von ihr löste, lachte er. „Du hast mir ja den ganzen Spaß verdorben!“ „Ich dachte, so wird es noch ein wenig heißer!“ Wieder küsste er sie, diesmal ließ er seine Hände an ihr wandern, streichelte ihre weiche Haut, ihren Rücken, ihren Po. Er wurde zusehends erregter, als Christin ihm das Hemd aufknöpfte und sich seinen Brustwarzen widmete. Dann zog sie ihn in das Schlafzimmer, der einzig fertig renovierte Raum zu diesem Zeitpunkt. Er küsste ihren Hals, knabberte an ihren Ohrläppchen, sie dankte es ihm mit einem Seufzen. Als sie sich zu seiner Hose vorgearbeitet hatte, hielt er sie auf: „Nicht so schnell! Sonst ist der ganze Spaß gleich vorbei!“ Er fasste ihr Gesicht in seine Hände und zog sie zu sich, wo er sie abermals sanft küsste und sie dann mit sich aufs Bett fallen ließ. Aneinander geschmiegt streichelten und küssten sie sich weiter, bis sie vollständig nackt waren und Christin es nicht mehr aushielt und ihm zuflüsterte: „Ich will dich jetzt!“ Seine Augen leuchteten, als er sich auf sie legte und sie lustvoll stöhnte, als er in sie eindrang. Ihr Liebesspiel war sehr leidenschaftlich und auch wild, sie wechselten die Positionen und küssten einander immer wieder. Als Christin rittlings auf ihm zum Höhepunkt kam, verschränkte sie ihre Finger mit seinen und seufzte ein „Ich liebe Dich!“ in sein Ohr, er sagte nichts, hatte die Augen geschlossen und stöhnte nur leise. Dann wurde sein Stöhnen lauter und kurz danach war es vorbei. Sie ließ sich neben ihn fallen und streichelte seine Brust und er legte eine Hand auf ihren Arm und tat es ihr gleich, sagte aber nichts. Sie war enttäuscht. Er hatte es wieder nicht gesagt, die begehrten drei Worte. Es war quasi ihre letzte Hoffnung gewesen, sie ihm zu entlocken, doch es hatte wieder nicht geklappt. Er atmete tief durch und schloss kurz die Augen, dann stand er auf, und ging unter die Dusche. Sie zog die Bettdecke bis unters Kinn. Im Bad hörte sie ihn leise etwas summen und das Geräusch von laufendem Wasser. Sie musste sich wohl damit abfinden, nur die Frau fürs Bett zu sein und nicht die für sein Herz.


So why don't we join the masquerade
before it all falls apart
Before our love becomes insatiate (Poets of the Fall – Where do we draw the line)



Wieder daheim, lud Christin das ganze Gepäck aus und kümmerte sich dann im Haus um Lukas, danach erledigte sie liegengebliebene Hausarbeit und hinterließ Jonas eine Nachricht, dass er seinen Wagen wiederhaben könne. Der stand dann auch keine 10 Minuten später vor ihrer Tür, diesmal zu Fuß. Sie begrüßte ihn mit einem schwachen Lächeln an der Tür. Jonas und Anne waren ihre sehr guten Freunde geworden. Da alle ihre anderen Freunde einer nach dem anderen fortgezogen waren, war sie am Ende ganz allein gewesen, auch wenn sie nach wie vor telefonischen Kontakt zu ihren alten Freunden pflegte. Aber es war nicht das Gleiche.
Sie setzte sich Jonas entgegen und hielt ihm die Schlüssel hin. „Hier hast du dein Baby wieder“ lächelte sie matt. Daniela hatte ihr den Wind aus den Segeln genommen. Sie fühlte sich schuldig, die Beziehung zugelassen zu haben und machte sich um Danielas Willen große Vorwürfe.
„Hey Süße! Du schaust so bedrückt! Was denn los?“ „Ich habe mich mit der… Ex Frau meines Ex Lovers getroffen, Lukas Vater.“
„Oh! Und! Hat sie dir die Hölle heiß machen wollen?“
„Nein, hat sie nicht. Es hat mir nur zugesetzt, was sie mir erzählt hat. Ich fühle mich einfach schrecklich schuldig. Sie hatte einige Fehlgeburten und dann haben sie es aufgegeben, eine Familie zu planen. Und ich… ich werde von ihm schwanger…“
„Schöne Scheiße!“ rief Jonas. „Aber es ist, wie es ist. Sie lassen sich jetzt eh scheiden und an diesen Problemen, das es bei ihnen nicht geklappt hat, bist du nicht schuld, Süße! Vielleicht war bei denen schon länger die Luft raus und dann kamst du. Der Rest ist Zufall.“
„Ja, mag sein.“ Sagte sie dann, noch nicht ganz überzeugt. Er rutschte runter vom Sofa und kniete sich vor Christin. „Du bist nicht schuld! Du bist ein wundervoller Mensch! Und jeder, der das verkennt, ist einen Dreck wert!“ Er nahm sie ganz fest in den Arm und Christin, die bis dahin nur niedergeschlagen war, fühlte in dem Moment eine überwältigende Traurigkeit und das große Bedürfnis, sich auszuweinen. Sie weinte an Jonas‘ Schulter sehr, sehr lange bis irgendwann keine Tränen mehr kamen. Sie bedankte sich bei Jonas, der ihr noch aufmunternde Worte zuwarf und in der Dämmerung mit seinem schwarzen Flitzer verschwand.

„Du hast was getan?“ schrie Joachim seine Ex Frau an.
„Ich hielt es für wichtig ihr zu erzählen, was du ihr offenbar verschwiegen hast. Du hast es dir mit mir versaut, tu ihr das nicht auch noch an. Sie liebt dich, obwohl du ein Mistkerl sein kannst.“ Eiferte Daniela zurück. „Außerdem schrei nicht so, muss nicht jeder mitkriegen, was hier los ist.“
Joachim beruhigte sich und atmete einmal tief ein.
„Was willst du eigentlich hier?“ fragte Daniela ihren Ex Mann dann ein wenig entspannter.
„Es ist ein Treffen angesagt, mit den Jungs. Wir müssen noch Verhandlungsgespräche führen, wobei ich dazu gar keine Lust habe. Aber die Jungs sind hierher eingeladen, meine Wohnung ist zu klein, um alle zu versammeln.“
„Aber ich werde hier nicht die Gastgeberin spielen, damit das klar ist! Das kannst du schön alleine machen! Oder frag Christin, dann können die ‚Jungs‘ sie ja schon mal kennenlernen.“
„Nein, dann mach ich das lieber alleine. Außer Hansi weiß niemand was von ihr.“
„Ach, ich wette, er weiß länger von ihr, als ich?“
„Nein, im Gegenteil, Daniela. Ich habe es vor allen geheim gehalten. Sie war immer meine Zuflucht, wenn etwas nicht lief wie geplant oder ich abschalten musste.“
„Das klingt ganz schön egoistisch.“ Missbilligte Daniela sein Geständnis.
„Ja, ich war ein Arschloch, ihr gegenüber. Aber wir hatten vereinbart, dass das eine reine sexuelle Sache bleibt, keine Verbindlichkeiten. Und dann sagte sie mir, dass sie mich liebt.“ Er ließ die Schultern sinken, beim letzten Satz.
„Und du? Hast du dich auch verliebt?“ fragte Daniela neugierig.
„Nein, zuerst nicht. Mein Kopf war immer bei dir. Bis ich merkte, dass es zwischen dir und mir nicht mehr so läuft und ich mit Christin wirklich glücklich war, in jeder Hinsicht. Es war alles so einfach mit ihr.“ Er bekam ein feines Leuchten in den Augen, als er an diese Zeit zurückdachte.
„Na dann denke ich, dass es Zeit wird, das du ihr sagst, was du für sie empfindest. Sie wartet sicher darauf.“ Forderte sie ihn auf. Sie wandte sich schon zum Gehen, als ihr noch etwas einfiel: „Ach ja, das Gästezimmer im 1. Stock ist frei. Da kannst du schlafen.“
Missmutig schleifte Joachim seinen Koffer in den 1. Stock und hängte seine Hemden an den Schrank, während er sich Gedanken machte, wie er Christin sagen wollte, was er empfand.
Am Abend teilte er sich das Bad mit Daniela. „Ich habe dich lange geliebt, Ela, das weißt du hoffentlich. Es war nicht alles gelogen.“ Er sah sie entschuldigend an. Sie sah ihm einen Moment in die Augen und sie wusste, dass es wahr war. So, wie es für sie die Wahrheit gewesen war. Aber es hatte nicht für die Ewigkeit sollen sein und damit mussten sie sich abfinden. Gerührt sah sie ihren Ex Mann an, mit dem sie 24 Jahre lang Bett und Tisch geteilt hatte. Es war nicht selbstverständlich gewesen, ihre Ehe, ihr ganzes Miteinander und sie wusste zu schätzen, was er für sie getan hatte, das er immer zu ihr gestanden hatte und sie war ihm unendlich dankbar für alles.
„Ich weiß.“ Sagte sie leise. Er nahm sie ganz langsam in den Arm und sie ließ es zu. Es war für beide ein innerlicher Abschied voneinander.

Spät am Abend, als Joachim schon fast schlief, klingelte es an der Tür. Mit zerzausten Haaren und verknautschtem Gesicht öffnete Joachim einem ebenso müde wirkenden Hansi die Tür. „Wassn mit dir los?“ fragte Joachim gähnend. „Deine Frau dich rausgeworfen?“ er lächelte ein wenig süffisant.
„Ach was! Wegen dem Treffen morgen! Ich wollte mir den Stress auf der Autobahn ersparen. Ich kann doch bei dir übernachten, oder? Entschuldige, das ich mich einfach so einlade.“
„Ne, schon in Ordnung, Hansi. Aber du musst dir das Gästezimmer mit mir teilen.“
„Oh!“ machte Hansi.
„Daniela will mich nicht mehr bei sich im Bett haben.“ ließ Jogi seinen Co Trainer ein.
„Verständlich!“ antwortete Hansi wissend und legte seine Jacke an der Garderobe ab. Die Abende waren definitiv kühler als die Tage. „Schläft Daniela schon?“ fragte Hansi leise.
„Keine Ahnung. Ich will mir keine Ohrfeige einfangen.“ Lächelte Joachim jetzt. „Aber wir sollten auf jeden Fall leise sein.“ Er winkte ihm, er solle ihm nach oben folgen. „Da ist das Bad, wenn du dich frischmachen willst und hier schlafen wir heute Nacht. Morgen werde ich wohl woanders hin müssen. Hier liege ich ganz schrecklich!“ beschwerte er sich und hielt sich am Rücken.
Joachim nahm Hansis Koffer mit ins Gästezimmer, während dieser im Bad verschwand, um sich ein wenig frisch zu machen.
Er lag schon im Bett, als Hansi reinkam und sich leise umzog. „Sag mal, hast du mit Christin immer noch nicht geredet? Und was hat Daniela gesagt?“
„Du bist auch gar nicht neugierig, was?“ erkundigte Joachim sich bei seinem Freund. „Nein, ich habe noch nicht mit ihr geredet. Eigentlich wollte ich erst die Vertragssache klar machen, ein bisschen nachdenken. Aber sie fehlt mir so sehr und der Kleine fehlt mir. Ich möchte ihn so gerne sehen. Ich habe mich wirklich in sie verliebt, obwohl ich das nie wollte. Aber es tut ungemein weh.“ Er lag auf dem Rücken und starrte die Wand an, während er seinem Freund sein Herz ausschüttete. „Daniela hat sie hierher eingeladen. Sie war hier und Daniela hat ihr alles erzählt.“
„Du meinst, von früher?“ fragte Hansi unsicher.
„Ja, von damals. Von den Fehlgeburten. Unsere Prüfung, wie Daniela es heute nennt. Ich wollte das eigentlich vergessen. Aber es ist doch wichtig, ich sollte das nicht verdrängen.“ Gab er vor sich selbst nun zu.
„Es ist unglaublich wichtig, das du mit ihr redest, Jogi!“ sagte Hansi überzeugend. „Du musst endlich klarstellen, wie es zwischen euch steht. Sonst gibt sie dich auf und du hast sie verloren. Am besten gleich morgen, nach den Analysen. Oli und Andy kommen ja schon früh, wir werden gegen Nachmittag fertig sein und dann rauscht du zu deiner Herzdame, damit das klar ist! Ich will nicht weiter mit so einem Häufchen Elend arbeiten!“
„Ja ja, ist ja schon gut. Ich werde tun, wie geheißen!“ lachte Joachim und Hansi fiel mit in das Lachen ein.
Daniela klopfte an die Tür: „Ruhe, Jungs! Das ist ja schlimmer wie eine Klassenfahrt mit Fünftklässlern!“
Die Männer lachten leise und legten sich dann schlafen. Joachim träumte von Christin, wie sie vor ihrer Tür stand, ihn anlächelte, und dann traurig den Kopf schüttelte und ihn wegschickte. Das war seine größte Angst.
Zuletzt geändert von Serena am So 17 Jun, 2012 17:36, insgesamt 1-mal geändert.
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ENDE

Beitragvon Serena » Mo 11 Jun, 2012 20:09

Ohne dich schlaf' ich heut' Nacht nicht ein!
Ohne dich fahr' ich heut' Nacht nicht heim!
Ohne dich komm' ich heut' nicht zur Ruh'!
Das, was ich will, bist du! (Münchener Freiheit – Ohne dich)


There's things I know I should have mentioned sooner
But I didn't know how
I'm sorry I lost you
I never thought that this could come between us
I know its water and bridges now (Dashboard Confessional – Water and Bridges)


Christin spielte mit Lukas, und genoss einfach nur die gemeinsame Zeit, als es an der Tür klingelte. Sie nahm den Jungen auf den Arm und ging mit ihm zur Tür, hinter dessen Glas sie Joachim sah. Sie öffnete die Tür, sagte nichts, blickte ihn nur stumm und fragend an. Er wirkte auf sie wie entzaubert. Als könne sie erst jetzt den Mann hinter dem sehen, der er eigentlich war. Sie schüttelte nur den Kopf. Sie sagte nicht nein, es war nur so unglaublich, wie viel passiert war. So viele Gefühle hatte sie in sich vereint, war einsam gewesen, hatte gelitten, hatte hart gearbeitet und sie wusste nicht, wofür. Sie fühlte sich entsetzlich alt und am Ende eines langen Weges, der umsonst gewesen war, für sie zumindest.
„Christin, ich möchte mit dir reden.“ Er sagte das so ruhig, als hätte er sich seine Worte schon sehr lange zurecht gelegt. Vielleicht hatte er das auch.
„Vielleicht kommst du am besten erst einmal rein.“ Sie lächelte nicht, sie machte keine Gesten, nichts. Er folgte ihr ins Wohnzimmer. Dieser Mann musste sich ihre Liebe erst wieder verdienen. Er hatte sie verletzt, sie hatte sich alles von ihm gefallen lassen, war immer für ihn da gewesen und er hatte ihr nicht ein Stück davon zurückgegeben. Sie ärgerte sich dafür, sich so leichtfertig in ihn verliebt zu haben, wusste sie doch, dass es schon eine Frau in seinem Leben gab. Sie legte Lukas auf die Decke, auf der sie gespielt hatten und setzte sich dann daneben. Joachim stand unschlüssig im Raum und setze sich dann dazu. Er wirkte so fehl am Platze, wie nur irgend möglich, mit seinem blütenweißen Hemd und den teuren Hosen, die an polierten Schuhen endete. Bundestrainer in Dienstkleidung. Vor gar nicht so langer Zeit trugen die noch Trainingsanzüge, die Zeit verändert eben alles, sagte sie sich.
Er sah seinen Sohn an, berührte sein Füßchen, streichelte seinen Kopf. „Er ist so groß geworden“ schwärmte Joachim. Etwas war anders an ihm. Er hatte sich verändert, er war ein anderer geworden. Gefühlvoller. Er war schon immer ein Mann mit vielen Emotionen, aber er hatte sie nicht gezeigt, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Christin und Daniela waren da anderer Ansicht.
„Du warst ja auch lange nicht da.“ Sagte Christin mit Verbitterung in der Stimme.
„Es tut mir leid. Es tut mir alles so furchtbar leid, Christin! Aber da gab es so viele Missverständnisse und der ganze Druck, der auf mir lastete…“ er hielt inne, und sah sie mit seinen braunen Augen, die für Christin nicht mehr so finster wirkten, wie noch vor einigen Monaten; „… all das ist jetzt weg und ich habe den Kopf frei für die Dinge, die wirklich wichtig sind.“ Er sah sie an und nahm ihre Hand. Christin wollte zurückzucken, aber seine Hand war so weich und ihr gleichzeitig so vertraut, das sie den richtigen Moment zum Ausweichen des Schocks wegen verpasste. Sie sahen sich lange in die Augen und Christins Welt hörte für einen Moment auf, zu existieren. Nie, noch nie in all den Jahren, hatte er sie so angesehen. Das war der perfekteste Zeitpunkt, soweit ein Moment nur perfekt sein kann.
„Ich liebe Dich, Christin!“
Und an Christins Wangen glitzerten Tränen.
„Joachim… Du kannst nicht nach all der Zeit einfach so auftauchen und denken, es wäre alles perfekt, wenn du mir sagst, dass du mich liebst, nachdem ich schon seit Jahren versuche, dir diese drei Worte zu entlocken... Es geht einfach nicht.“
„Aber… ich möchte noch über so vieles mit dir reden! Bitte wirf mich nicht raus! Ich werde mir alles anhören, was du zu sagen hast und jeder Bitte nachkommen, aber bitte, bitte wirf mich nicht raus. Lass mich hier bleiben, bei Lukas, bei dir, ihr seid mein Leben! Ich habe alles für euch aufgegeben, um mit euch neu anzufangen, egal, welche Konsequenzen das haben mag. Ich muss halt dazu stehen. Bitte…“
„Reden können wir später. Ich muss mich um Lukas kümmern.“ Sagte sie zu ihm, nahm Lukas, ging dann in die Küche, wo sie seine Flasche für die Nacht zubereitete und ihn fütterte. Sie sprach nicht ein Wort mit Joachim, der sich dazu setzte und sie stumm anblickte, doch Christin würdigte ihn keines Blickes. Es tat ihr einfach nur weh, das er jetzt da war, jetzt, wo sie ihn nicht mehr sehen konnte, ohne diesen Schmerz zu verspüren.
„Darf ich das machen, bitte? Ich möchte teilhaben, an seinem Leben.“
Auch wenn Christin es unheimlich war, wie Joachim sich kümmerte, verbieten konnte sie es ihm nicht. Sie zögerte, bevor sie den Kleinen an Joachim übergab, tat es dann aber doch. Irgendwie war es schön, ihn mit seinem Sohn zu sehen, wie sie es sich immer gewünscht hatte, aber es war sehr ungewohnt für sie. Sie bestaunte dieses kleine Wunder. Vater und Sohn. So unwirklich und doch wahr…. Und wundervoll. In ihrem Herz entzündete sich ein winziger Funke, den sie erstickte, weil sie wusste, dass es besser für sie war. Obwohl sie sich einen Vater für ihr Kind wünschte. Er kümmerte sich um den Kleinen, als hätte er nie etwas anderes gemacht, klopfte ihm nach dem Fläschchen den Rücken und drückte ihn an sich, küsste ihn immer wieder. Ob er es wirklich ernst meinte, das er jetzt ganz für sie da sein wollte? Steckte da kein Hintergedanke drin? Keine böse Absicht? Obwohl… wann hatte er etwas getan, das für ihn einen größeren Nutzen hatte? Letztendlich hatte er sich ja doch in sie verliebt und es ihr gestanden. Er hatte nie etwas von ihr verlangt. Nicht mehr und nicht weniger, als sie ihm gab. Er ging mit dem Kleinen aus der Küche, die Treppe hoch und brachte ihn ins Bett. Sie folgte ihm und sah ihm zu, wie er Windeln wechselte, auch, wenn er das noch nicht perfekt beherrschte, und wie er den Kleinen fürs Bett umzog und ihn hineinlegte. Sie stellte das Mobile mit der Spieluhr an, küsste ihm noch einmal die Stirn, Joachim tat es ihr gleich und dann standen sie da und wussten nicht, was sie einander sagen sollten. Es war das erste Mal, das Lukas von seinen Eltern gemeinsam ins Bett gebracht worden war und Christin wünschte sich im Grunde nichts sehnlicher, als das es jeden Abend so war.
Sie sah ihn still an, wagte es nicht, zu sprechen. Er lächelte sie aufmunternd an. Wieso kann ich seinem Lächeln nicht wiederstehen? fragte sie sich. Es war schwer, böse zu sein auf dieses freundliche Lächeln, das er lachte.
„Möchtest du etwas trinken?“ fragte sie dann vorsichtig. Es konnte nicht schaden, sich anzuhören, was er zu sagen hatte.
Sie gingen gemeinsam hinunter und setzten sich, mit dem Babyphon nach draußen auf die Terrasse, wo Christin Eiskaffee servierte. Er zog seine Schachtel aus der Tasche, nahm sich eine Zigarette und bot ihr auch eine an. Sie nahm an, obwohl sie schon vor langer Zeit aufgehört hatte, mit dem Rauchen, aber heute war ihr danach. Sie blies den Rauch in die Abendluft und blickte den Rauchschwaden nach, ohne an irgendetwas Bestimmtes zu denken.
„Also du und diese Frau… was war da?“ fragte er, nachdem er einen tiefen Zug von der Zigarette genommen hatte. Sie sah ihn an, nahm noch einen Zug, um sich eine Antwort auszudenken. Obwohl es da nichts zu erklären gab.
„Da gibt es nichts zu erklären. Anne ist eine Freundin. Sie war da, obwohl du hättest da sein sollen.“
„Ich war am anderen Ende der Welt, als ich dich angerufen habe! Oder besser gesagt, als Hansi angerufen hat. Ich wollte das gar nicht. Eine Freundin also. Hm.. geht mich auch nichts an. Du kannst dich treffen, mit wem du willst.“
„Gut. Das wollte ich auch meinen.“ Sie nahm einen weiteren Zug und blickte in den Himmel, gen Westen, wo die Sonne unterging und bunte Farben in den Himmel malte. Sie drückte die Zigarette aus und nahm einen Schluck aus dem Glas vor ihr und sah Joachim an.
„Christin, wenn ich eines gelernt habe, in der ganzen Zeit, dann, das ich deine Tränen nicht hasse. Das war, weil es mir gezeigt hat, wie sehr ich dich liebe. Das wollte ich dich wissen lassen. Du hast immer so schwach gewirkt, aber das bist du gar nicht… Und trotzdem möchte ich dich nur in den Arm nehmen und dich beschützen.“ Auch er hatte seine Zigarette gelöscht und hatte seine Hände auf dem Tisch gefaltet vor sich liegen, als wolle er mit ihr verhandeln.
‚Dann soll er verhandeln.‘ dachte sie. „Also, was willst du jetzt eigentlich, Joachim? Mir Avancen machen? Willst du Lukas? Vergiss es. Ich habe gelitten, deinetwegen, ich bin durch die Hölle gegangen! Du hast mich belogen und betrogen, was dich und Daniela betrifft! Ich bin fuchsteufelswild, weil du mir nie die Wahrheit gesagt hast!“ sie wurde lauter und zügelte sich selbst, als sie Geräusche aus dem Babyphon vernahm und schnaubte dann leise. Jetzt war es raus und sie fühlte sich gleich viel leichter.
„Ja, ich habe Fehler gemacht. Viele Fehler sogar. Aber ich bin hier, weil ich um Vergebung bitten möchte. Ich liebe dich und ich flehe dich an, mir eine zweite Chance zu geben, damit ich meinen Sohn aufwachsen sehen kann.“
„Na gut, du sollst deine Chance haben. Erzähl mir, was passiert ist. Ich will die ganze Story hören. Jetzt ist die Wahrheit fällig, Joachim.“

Und Joachim begann zu erzählen, eindringlich, mit aller Mimik, die ihm zur Verfügung stand, mit den Händen untermalte er alle Ereignisse, wie er Daniela kennengelernt hatte, wie sie schwanger geworden war und wie sie es verloren hatte... und wieder… und wieder. Ihm kamen die Tränen und Christin tröstete ihn. Er schien ihr so offen und gefühlvoll, so verändert. Er erzählte, wie sie beschlossen hatten, keine Kinder mehr zu bekommen und wie er in seinem Beruf aufgegangen war. Wie sie ihr Leben gelebt hatten, mehr als Gemeinschaft, denn als Paar und sagte, wie sehr er sich nach einer tiefen Liebe sehnte und wie er schließlich sie getroffen hatte und diese Liebe in ihr, Christin gefunden glaubte. Er hatte sehr lange gebraucht, für seine Geschichte, aber sie ließ ihm alle Zeit der Welt. Es war tiefe Nacht, als Christin mit ihm ins Schlafzimmer ging, wo sie sich eng an ihn schmiegte. „Ich liebe Dich, Christin.“ Diesmal war es Christin, die dazu schwieg.

You see I can be myself, finally!
In fact there's nothing I can't be!
I want the world to see you be with me. (Train – Hey Soul Sister)

Christin war am nächsten Morgen sehr früh wach. Sie fühlte Joachims schlafenden, gleichmäßig atmenden Körper neben sich und genoss das Gefühl. „Was tue ich hier eigentlich?“ dachte sie. Warum war sie so? Warum war sie so wütend? Warum fühlte sich alles so falsch und doch so richtig an?
Eigentlich wollte sie jetzt gerne aufstehen und gehen. Einfach nur weg, den Kopf freikriegen, nachdenken, was sie getan hatte, was falsch gelaufen war. Sie liebte Joachim, wollte ihn bei sich haben, hatte mit aller Macht versucht, ihn zum Umdenken zu bewegen. Sie hatte ihm nie von ihrer Schwangerschaft erzählt, hatte ihm nie eine Mitteilung zukommen lassen, wäre es doch ein Leichtes für sie gewesen. Ihr wurde klar, dass die Situation, wie sie jetzt war, ganz und gar ihre Schuld war. Sie fühlte sich einfach nur furchtbar. Sie stand leise auf und ging auf Zehenspitzen ins nahegelegene Bad. Sie setzte sich auf den Toilettendeckel und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie fühlte sich so furchtbar. Sie dachte an all den Schmerz, den sie verursacht hatte. Es war nicht seine Schuld, es war alles nur ihre Schuld. Sie fing an, ganz tief zu weinen und zu schluchzen, sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen, sie fühlte nur noch den Schmerz und wollte weg von hier. Sie sehnte sich nach echtem, körperlichem Schmerz. Schmerz, den sie kontrollieren konnte, Schmerz, den sie im Griff hatte. Sie ging leise nach unten in die Küche und nahm sich das schärfste Messer, das sie finden konnte. Sie blickte es kurz an, dachte an den Schmerz, den sie damit fühlen konnte. Sich besser fühlen, das war es, was sie wollte. Sie rutschte am Kühlschrank herab, dann schnitt sie sich in den Oberschenkel. Sie biss die Zähne zusammen, als die Haut riss und das Blut floss. Der Schnitt war nicht tief, aber er schmerzte. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Sie fühlte das warme Blut an ihrem Bein hinab laufen, atmete tief ein. Es war wie ausbluten bei einer Krankheit. Es fühlte sich gut an, auch wenn der Schnitt noch lange wehtun würde.
Etwa eine halbe Stunde später betrat Joachim die Küche, gähnte und streckte sich, wollte Kaffee kochen, um den neuen Tag zu beginnen. Den Neuanfang mit Christin. Bis er sie sah. Ein Rinnsal Blut an ihrem Bein, eine kleine Blutlache darunter. Christin Leichenblass, sie atmete flach. Mit einem Mal war er hellwach, stürzte zu ihr, schüttelte sie, bis sie die Augen öffnete und ihn benommen ansah. „Liebling, was machst du nur? Warum tust du das? Ich werde dich gleich ins Krankenhaus bringen!“ „Nein, nein, kein Krankenhaus!“ sagte Christin plötzlich energisch. Joachim blickte sie sehr ernst an. Er sagte nichts, sondern stand auf und ging ins Bad im ersten Stock, wo der Verbandskasten war, wie er wusste. Als er wiederkam, sah Christin voller Furcht in seine Augen. Was würde er tun? Würde er sie in eine Klinik einweisen? Ihr das Kind wegnehmen? Daniela anflehen, ihn zurückzunehmen? Warum hatte sie das nur getan? Er holte einen Verband aus dem Kasten, den er mitgebracht hatte und wickelte ihn um Christins Bein. „Es… es tut mir sehr leid, Joachim. Ich… hätte das nicht tun dürfen, das war dumm.“ Er antwortete nicht, sah sie nur strafend an. Der Schnitt war tiefer, als ich dachte, ging Christin durch den Kopf. „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt! Mach das nie, nie wieder, hörst du? Ich habe schon einen Menschen an sowas verloren.“ Dabei deutete er auf den Verband, aber die Wunde blutete nicht mehr. Christin wusste, wovon er sprach. Robert hatte sich im November 2009 vor einen Zug geworfen. Einen Monat zuvor war Lukas geboren worden und Christin kam daheim aus dem Weinen nicht mehr heraus, als sie die Trauerfeier am Fernseher verfolgte. Aber Christin war nicht depressiv. Sie war melancholisch und verträumt, aber nicht Suizidgefährdet. Sie war sehr stark, das wusste sie von sich selbst. Sie konnte nur nicht besonders gut mit Druck umgehen. Als ihre Eltern gestorben waren, hatten sie die Beerdigungsvorbereitungen vollkommen überfordert, zumal sie ganz allein dastand, mit all dem Papierkram. Angefangen hatte es, nachdem sie sich an einem Blatt Papier geschnitten hatte und der stechende Schmerz sich wie eine Erlösung von dem Druck angefühlt hatte. Seitdem hatte sie sich immer dann Schnitte zugefügt, wenn ihr der Druck zu viel wurde. Nach der Beerdigung hatte sie ganz plötzlich damit aufgehört und es danach nie wieder getan. Bis heute. „Nein, ich werde es nie wieder tun, das verspreche ich dir. Mir wurde nur alles… zu viel… Ich kann nicht gut mit Druck umgehen. Das wird schon wieder. Es heilt immer sehr schnell.“ „Das will ich für dich auch hoffen. Ich hatte heute einiges mit dir vor.“ Grinste er ganz plötzlich. „Aber das ist eine Überraschung und wenn du willst, kann das auch noch bis morgen warten.“ „Warum machst du das? Du weißt genau, das jede Frau, egal wie alt, Überraschungen liebt und es nicht erwarten kann, sie zu sehen.“ Er hob sie hoch und setzte sie auf den Küchenstuhl. „Ich hatte einen Termin bei einem Makler.“ Christin kreischte laut und schlug sich die Hände vor den Mund. „Joachim, das ist nicht dein Ernst! Meinst du damit etwa, das wir…“ „Naja, dieses Haus wäre für uns alle auf Dauer doch ein bisschen zu klein und die Verkehrsanbindung in Freiburg ist auch besser.“ Er stemmte die Hände in die Hüften. Das tat er immer, wenn er mit etwas sehr zufrieden war. Christin fiel ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich. Er lächelte still in sich hinein, dann schloss auch er seine Arme um sie.

When you're standing at the crossroads
And don't know which path to choose
Let me come along
'Cause even if you're wrong

I'll stand by you, I'll stand by you
Won't let nobody hurt you
I'll stand by you (The Pretenders – I’ll stand by you)



Epilog
Aus der Süddeutschen Zeitung
Die Spielerfrauen sind heute nach dem bestandenen Achtelfinale der Europameisterschaft in Warschau gelandet. Mit dabei war auch Löws neue Ehefrau Christin, die trotz ihrer Schwangerschaft (wir berichteten) ihrem Mann und seiner Mannschaft bei diesem Turnier beistehen wolle. Ins Stadion würde sie aber nicht gehen, da ihr das Gedränge dort zu unbequem sei. Stattdessen verfolge sie die Spiele vor dem Fernseher im Mannschaftshotel. Der Geburtstermin sei Ende August, so das Ehepaar. Das Paar hat bereits einen gemeinsamen Sohn (3), der „immer ganz wild darauf ist, mitzufahren, diesmal aber lieber zuhause geblieben ist, bei einer Freundin.“ Erzählte Frau Löw der Süddeutschen Zeitung.

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Auf dem Friedhof in Empede standen Christin und Joachim. Christin legte einen Strauß Blumen nieder, Joachim hielt Christin im Arm. Dann bückte er sich und legte etwas aufs Grab; eine Münze. „Es war ein langer Weg, bis hierher. Wir alle wünschten, du hättest dabei sein können. Du hattest es dir verdient.“
Joachim und Christin hatten sich dafür engagiert, dass Profisportler mit Depressionen besser behandelt wurden und sich innerhalb der Mannschaft nicht mehr verstecken mussten. Viele Fußballer waren dem Aufruf gefolgt und hatten allen Betroffenen Mut gemacht und für die Deutsche Depressionshilfe gespendet.




Edit: Um Reviews wird gebeten!
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Lilith
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Beitragvon Lilith » So 09 Dez, 2012 21:59

Na dann sollst du doch auch ein Review kriegen :D

Also, ich habe deine Geschichte gestern schon gelesen gehabt, hatte danach aber keine Zeit mehr dir etwas zu hinterlassen. Aber das hole ich ja jetzt nach. Jedenfalls konnte ich gar nicht mehr aufhören mit dem Lesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Also du verstehst schon etwas davon, ungeahnte Wendungen in deine Geschichten einzubringen, das habe ich ja auch schon bei Anna und Erik gemerkt :lol: Auf jeden Fall interessante Einfälle! Besonders, dass du dich traust von einer Beziehung zwischen zwei Frauen zu schreiben, das war schon spannend. Und auch am Ende, als sie sich auf einmal geritzt hat, damit hätte ich gar nicht gerechnet. Viele Tabuthemen, die einem zum Nachdenken anregen, die du aber gut eingebaut und passend eingebaut hast.

Das Oberthema fand ich auch sehr, sehr interessant und spannend: Der Bundestrainer hat eine Affäre. Das kann ich mir beim Jogi zwar nicht vorstellen, aber hey, es ist ja auch eine fiktionelle Begebenheit, also nichts Wahres, wieso also nicht? Lassen wir der Phantasie doch freien Lauf! Und es ist wirklich süß, wie charmant du ihn trotzdem immer dastehen lässt, obwohl er sich ja wie ein Arschloch verhalten hat, fühlt man mit ihm. Die Gefühle und Gedanken der beiden sind zwar nicht immer ganz nachvollziehbar, aber gerade das macht es auch so authentisch, finde ich, denn wann verfolgen solche Emotionen schon einen roten Faden? Nene, das war schon realistisch, dass das bei dir so durcheinander war - ob gewollt oder ungewollt, das überlasse ich jetzt dir :lol:

Und zu guter Letzt noch: Ich mag deinen Schreibstil. Er ist modern und du kannst gut beschreiben - nicht nur die innere Welt der Protagonisten, sondern auch die Umgebung, da gehst du immer sehr schön auf die Kleinigkeiten ein nun man kann es sich super vorstellen. Aber manchmal finde ich es etwas abgehackt zu lesen und es sind einige Wiederholungen vorhanden, aber das ist ja halb so schlimm und ich weiß selbst, wie schwierig das manchmal ist, diese zu umgehen oder das man kann gar nicht mitkriegt, dass man schon wieder diese Redewendung benutzt. Also, ich glaube, da steckt noch mehr Potential in dir und ich freue mich schon darauf mehr von dir zu lesen! :D
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Beitragvon Serena » So 09 Dez, 2012 22:56

Oh, ich hatte schon ganz vergessen, dass ich die auch hier eingestellt hatte! :lol:
Danke, danke danke für dein liebes Review! Da geht mir ja das Herz auf!

Das Problem, dass ich beim Schreiben habe und dass du auch schon treffend bemerkt hattest, ist, dass ich immer eine Weile brauche, bis ich in die Geschichte eingetaucht bin.
An dieser FF habe ich insgesamt ziemlich lange (ich glaube es waren so 2 oder 3 Monate) geschrieben, mit vielen Pausen zwischendurch. Ich hatte in der Zeit hier so, so viele Notizen und Zettel, Sprichwörter, Quotes und Sachen, die ich mir merken oder verwenden wollte, nun, was soll ich sagen, ich bin halt keine JKR ! Aber ja, es stört mich und ich arbeite daran, das abzustellen. ;) Leider blockiert mich das selbst manchmal so sehr, dass ich eine Geschichte anfange, aber nie beende. *hust* (Habe derzeit noch etwa 5 Karteileichen hier liegen, plus einige bereits bei ff.de eingestellte)


Ach, aber das freut mich gerade soo sehr, das du mir eine Review geschrieben hast! Sowas beflügelt ungemein!
Was Anna und Erik betrifft: die beiden bekommen ihre Fortsetzung auch bald. Ich habe das schon im Kopf, komme nur nie wirklich zum Schreiben. ;)
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