Snowy war schon immer ein äusserst mürrischer Kater gewesen.
Dies hatte nichts damit zu tun, dass dies eine Eigenschaft vieler, älterer Kater sein mochte, sondern hing diese Charaktereigenschaft mit seinem Namen zusammen.
Snowy.
Der Kater fragte sich immer wieder, weshalb seine Dienerin ( Ja, er sagte Dienerin. Die Menschen selber dachten oft, sie wären die Besitzer, aber seien wir mal ehrlich...) ihn damals so genannt hatte. Klar, sein Fell war schneeweiss, keine einzige Farbe hatte sich hineingeschlichen und er achtete immer äusserst penibel darauf, dass es sauber blieb, damit auch ja jeder sah, wie toll er war. Aber...Snowy...im Ernst?
Jeder der anderen Kater hier im Haus trug einen tolleren Namen. Da war zum einten Figaro, der langhaarige, braunschwarze Katzer mit dem buschigen Schwanz. Dann gab es noch Twinkels und Tibbels, beide waren schwarz wie die Nacht. Das einzige Weibchen im Haus war rotweiss und hörte auf den Namen Sila.
Jede Katze hatte also einen tollen, ihrem Geschlecht zupassenden Namen...nur er hiess Snowy.
Snowy.
Wie er diesen Namen verabscheute. Schon oft war er darum das Opfer von den anderen Katzen gewesen. "Hey Snowy, Snowy, Snowy, Snowy.", miauten sie immer wieder in derselben, hohen Tonlage. Oft wurde dann noch ein hämisches Kichern angehängt, bevor sie vor seinem wütenden Krallen flohen. Keinerlei Respekt hatten sie mehr, die jungen Kätzchen vor dem alten Kater. Er vernahm Geräusche aus der Küche, ein lautes Klappern, gefolgt von einem hohen Bettel-Miauen. Offenbar gab es gerade Futter und die anderen drei Rabauken waren bereits anwesend und forderten Beeilung des Personals.
"Snoooowyyy?",
drang ein Ruf aus der Küche und unweigerlich zuckte der schneeweisse Kater zusammen. Wie konnte sie es nur wagen? Er würde zur Bestrafung mit Abwesenheit glänzen, damit sie sich wieder mal Sorgen um ihn machte. Er konnte sie schon sehen, die Dame im mittleren Alter mit ihren hochgesteckten Haaren und der Brille auf der Nase, wie sie sich zu ihm hinunterbeugte und ihn hochhob, um ihn an sich zu drücken und zu kuscheln. Gähnend streckte er sich und wand sich auf der warmen Fensterbank, auf der er gerade lag, sodass er aus dem Fenster sehen konnte. Draussen schneite es. Dicke, scheinbar pulvrige Flocken tanzten Richtung Erdboden und bedeckten die Londoner Innenstadt unter einer weissen, festen Schicht.
"Snowy!"
Klackernde Abssätze auf dem Parkettboden kündigten ihre Ankunft an. Einen Moment später schlangen sich feingliedrige Hände um seinen, schon etwas festeren Bauch, und hoben ihn hoch. Lippen hauchten ihm einen zarten Kuss auf die Stirn und unweigerlich strampelte er leicht, wurde dann aber enger an einen Körper gedrückt, sodass es ihm nicht weiter möglich war. "Was ist denn mit meinem Lieblingskaterlein?", vernahm er ihre Stimme. Sie kraulte ihn am Kinn und er schnurrte leicht, verfluchte sie allerdings zurselben Zeit, da sie wussste, wo er gerne gestreichelt wurde. "Hat mein weisses, süsses Etwas etwa keinen Hunger?", fragte sie und schaukelte ihn leicht umher wie ein Baby, während sie mit ihm auf den Armen das Wohnzimmer verliess und die Küche ansteuerte. Wie erwartet waren die anderen vier bereits am fressen und liessen sich von der Ankunft des mürrischen Katers nicht ablenken. Einzig und allein Figaro hob den Kopf um amüsiert und spitzbübisch
Snowy
zu miauen. Fauchend liess sich der Kater auf den Boden setzten und lauschte der Tadel seines Personalfräuleins, während er sich über das Essen hermachte. Hmm, Ente und Leber! Was für ein Genuss nach solch anstrengenden Gedanken. Für einen Moment schien der Name Snowy weit in den Hintergrund zu rücken und der Kater kümmerte sich einzig und allein darum, genügend Nahrung zu sich zu nehmen. Nachdem sie alle gegessen hatten, kehrte der Kater zu seinem Platz auf dem Fenstersims zurück und rollte sich ein, doch Ruhe schien ihm nicht gegönnt zu sein, denn...
Snowy!, miaute es.
To be continued...^^