Hallo ihr Lieben!
Ich habe wieder eine neue Story angefangen, wieder, weil ich sehr, sehr viele Ideen im Kopf habe und sie gerne festhalte. Leider fehlt mir bei manchen Projekten nach einiger Zeit die Inspiration. Aber wer mehr von mir lesen will, darf dies gerne tun:
See auf ff.de
Über Reviews würde ich mich sehr freuen!
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Laut krachend rollte der Zug in den Kölner Hauptbahnhof ein. Es ist Ende November und klirrend kalt auf dem Bahnsteig. Ein paar Minuten stand ich suchend am Gleis, blickte mich nach Maria um, die mich abholen wollte. Keine Spur von ihr. Ich zückte mein Handy, vielleicht steckte sie noch im Verkehr, hier sollte es wesentlich schlimmer sein, mit dem Berufsverkehr.
Nach langem, langem Klingeln ging sie an ihr Telefon. „Ja?“ klang es verzerrt durch den Hörer. „Maria? Was ist los? Wo steckst du? Ich warte auf dich! Mädelswochenende, hast du’s vergessen?“
„Nein, Süße. Hab ich nicht. Ich... lieg im Krankenhaus. Ich wurde heute früh operiert. Blinddarm. Tut mir echt leid, aber das müssen wir wohl verschieben. Au!“ Sie klang benebelt, wie betrunken. Wohl noch von der Narkose.
„Okay, Süße! Werd du wieder gesund! Ich komm morgen mal vorbei, soviel Zeit muss sein.“ Lächelte ich ins Telefon. „Ich meld‘ mich nochmal, ja?! Lass dir das Handy nicht klauen!“ Sie versuchte zu lachen, aber ich hörte den Schmerz und es tat mir leid, sie gestört zu haben.
So begab ich mich zum nächstbesten Infoschalter, wo ich mir einen Tipp für ein Hotel erhoffte.
Doch es war wohl einfach nicht mein Tag. „Sehe ich aus wie die Auskunft? Ich bin ein Bahnschalter, verdammt!“ blaffte mich der Mann am Schalter an.
Mit hochrotem Kopf verließ ich das Gebäude, und dann traten mir auch noch Tränen in die Augen. Verloren in einer fremden Stadt, meine allerliebste Freundin im Krankenhaus, einem Exfreund zuhause, der mir auf den Wecker ging. Das sollte doch MEIN Wochenende werden! Ich wollte gerade in meiner Tasche nach einem Tuch schauen, als mir eins vor die Nase gehalten wurde. „Sie sollten die Tränen trocknen, bevor sie festfrieren.“ Ich sah von der Hand entlang, hoch in ein Gesicht, dass auf den ersten Eindruck nicht zu der Stimme passen wollte. Sowieso alles an diesem Mann passte nicht zusammen: Ein Vollbart, der ihn wie einen Bären erscheinen ließ, dichtes, dunkles, wuscheliges Haar, aber mit blauen Augen wie ein Eisberg. Und dieser Kleidungsstil... wie ein Mann in den 20ern, aber diese Altersgrenze musste er schon vor einiger Zeit durchbrochen haben. Vorsichtig nahm ich das Tuch. „Danke.“ Faselte ich.
„Ich habe das vorhin mitbekommen am Schalter, er hätte nicht so grob zu ihnen sein brauchen. Sie sehen ziemlich fertig aus?!“
„Naja... also...“ ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Dieser Mann war mir fremd; er konnte sonst wer sein, mich in sein Auto zerren und mich zerstückeln, hier laufen ja angeblich genug Irre herum.
„Ich kann ihnen ein gutes Hotel empfehlen, super Zimmer mit tollem Frühstück, nettes Personal aber ein wenig teuer. Und es ist von hier ein gutes Stück weg. Ich kann sie hinfahren!“
„Das... das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Herr...“ fragend blickte ich ihn an. „Einfach nur Erik.“ Vorsichtig schüttelte ich seine Hand, währenddessen fragte er nach meinem Namen: „Und sie, Frau...?“ „Anna. Ich heiße Anna.“
„Das wird alles wieder, Anna. Komm, ich nehm deinen Koffer.“ Da er mir nur seinen Vornamen genannt hatte, sah ich keinen Grund, es anders zu halten und so kamen wir von ganz alleine zum Du. Praktisch.
Und schon war ich in den Klauen eines Irren gelandet. So schnell geht das in Köln. Ich wusste es. Ich bin verloren. Verloren in seinen Augen habe ich mich. Verdammt. Ich zeige Anzeichen des Stockholm Syndroms!
Er schloss sein Auto auf. Es war ein ganz normales, durchschnittliches Auto, das keine weiteren Schlüsse auf seine Persönlichkeit zuließ. Anna, die angehende Psychologin, null Grips in der Birne. Ich war einfach nur noch Matsch.
Er verstaute vorsichtig den Koffer, während ich vorne Platz nahm. Das Auto war, wenn man von ein paar Kaffeebechern und anderem Gepäck auf dem Rücksitz mal absah, sauber. Koffeinjunkie auf Reisen, der Frauen von Bahnhöfen entführt also.
Schon kam er nach vorne und setzte sich hinters Steuer. „Warst du auch auf Reisen?“ fragte ich und wollte mir im gleichen Moment am liebsten mit der flachen Hand vor die Stirn schlagen. Warum sonst war er am Bahnhof? Doch ich verkniff nur das Gesicht, weil ich mal wieder schneller gesprochen als nachgedacht hatte.
Er lachte. Ein warmes, herzliches, ansteckendes Lachen. Ich hätte mich am liebsten in seine Arme geworfen. „Ich war die Woche über beruflich unterwegs. Ich habe eine kleine Computerfirma und bin oft unterwegs. Und was machst du?“ fragte er, während er sich geschickt in den Verkehr ein schlängelte. „Ich bin Studentin. Psychologie.“
„Oh! Eine Psychologin also! Interessant! Und was sagt dir dein Psychologen Verstand über mich?“
„Nun ja, wahrscheinlich bist du so ein irrer Killer, der Mädchen von Bahnhöfen verschleppt.“
Wieder lachte er. Aber diesmal lauter. Und so heftig, dass ihm Tränen in den Augen standen. „Du bist gut!“ prustete er. Langsam kam er wieder zu Atem. Ich entspannte mich. Im gleichen Moment begann mein Magen sehr laut zu knurren und nach Nahrung zu verlangen. Da fiel mir ein, dass ich heute vor lauter Aufregung gar nichts gegessen hatte.
„Da hat aber jemand Hunger!“ lächelte er. „Ich bin auch hungrig. Magst du Thailändisch? Wir kommen gleich an meinen Lieblings Thai Restaurant vorbei.“ Ich nickte nur und wurde rot.
„Kein Grund verlegen zu werden. Du hast sicher einen langen Tag hinter dir. Was machst du eigentlich in Köln, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“ Während ich ihn von der Seite betrachtete, konnte ich nur daran denken, wie seine Barthaare beim Küssen kitzeln würden...
„Ich äh... wollte meine Freundin besuchen. Wir wollten uns ein schönes Wochenende machen. So... Mädelsmäßig.“
„Und was kam dazwischen?“ fragte er, immer noch sehr nett, mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Sie liegt im Krankenhaus. Blinddarm. Denkbar ungünstiger Zeitpunkt.“
„Ja, sieht wohl so aus.“ Er schmunzelte.
„Warum lachst du? Ist das etwa witzig?“
„Nein, nein! Absolut nicht! Nur kenne ich das! Mein Geschäftspartner und Freund hat mich auch sitzen lassen, heute. Wegen seiner Freundin. Deswegen bin ich auch alleine. Ich wohne noch nicht so lange in Köln.“
„Oh!“ brachte ich nur heraus. Und dann hielten wir schon auf dem Parkplatz vorm Restaurant und er sah mich eindringlich an. Seine blauen Augen trafen meine grünen. Wäre ich nicht so wahnsinnig schüchtern, würde ich mich an ihn schmiegen, ihn leidenschaftlich küssen. Ich glaube, so fühlt sich Liebe an. Es ist furchtbar.
Ich war noch nie so wirklich verliebt. Ich hatte schon ein paar Beziehungen gehabt, aber das waren wohl Zufälle. Ich bin mit meinen roten Haaren nicht gerade der Traum eines jeden Mannes, nehme ich an. Immer wieder muss ich mir Sprüche wie ‚Kupferdach, immer feucht im Keller‘ anhören. Nervig.
Aber ich würde es soo gerne versuchen – mich an ihn kuscheln, seinen Duft einatmen. Stattdessen wurde ich einfach nur rot. Er hatte etwas gesagt, aber ich war zu sehr in Gedanken damit beschäftigt, mich durch seine Haare zu wuscheln. Er lächelte, weil ich noch eine Spur dunkler wurde und wir stiegen aus. Ich musste mich dringend in den Griff kriegen! Ich hatte diesen Mann gerade erst getroffen, er war mir vollkommen fremd! Und ich wusste nicht, ob er all das tat, weil ich so hilflos wirkte oder er einfach nur nett sein wollte. Ich durfte seine Nerven nicht überstrapazieren. Das könnte gefährlich enden.