
Im Fuchsbau
Ginny schlug die Augen auf und musste sie sofort zukneifen, denn die Sonne schien grell durch das Fenster des Fuchsbaus in ihr Gesicht. Am Liebsten hätte sie jetzt einfach weitergeschlafen, doch dann fiel es ihr wieder ein: Heute würde Harry zu Besuch kommen. Schnell sprang sie aus dem Bett. „Oh Gott, schon halb elf!“ Harry konnte jeden Moment kommen. „Was soll ich bloß anziehen“ Panisch durchwühlte sie ihren Kleiderschrank bis sie auf einen wunderschönes schwarzes Kleid und ihren smaragdgrünen Umhang stieß. Schnell schlüpfte sie in die Sachen und drehte sich vor ihrem Spiegel. Sie sah hübsch aus, fand sogar sie selbst. Hoffentlich war Harry der gleichen Meinung. Seufzend setzte sie sich auf ihr Bett und zog unter ihrem Kopfkissen zwei Foto’s hervor.


Eines von Harry, Harry mit seinen wunderschönen grünen Augen und eines von Dean, mit dem sie ja noch immer zusammen war. Doch liebte sie ihn wirklich? Nein. Sie machte das Ganze nur, weil sie Harry auf sich aufmerksam machen wollte. Sie wollte nicht das schüchterne Mädchen sein. Aber es half ja doch nichts, Harry war ja Hals über Kopf auf Cho Chang hereingefallen und mit derem Aussehen würde sie nie gleichziehen können, also musste sie sich wohl oder übel mit Dean abgeben, weil sie sich nicht traute, ihn einfach abzuservieren. Ein Klingeln riss sie aus den Gedanken. Schnell steckte sie die Bilder unter ihr Kopfkissen und stürzte ans Fenster: Es war Harry. Sie kämmte sich noch kurz die Haare und lief dann die knarrenden Holztreppen hinunter, vorbei an bewegenden Foto’s von lauter Rotschöpfen, die ihr zuwinkten. Von ihr über Oma und Opa zu Vorfahren, die sie nicht mehr kannte. Doch sie beachtete sie nicht, sondern lief unten in die Küche. „Morgen Mum, morgen Dad“, sagte sie verlegen, als sie sah, dass schon alle am Tisch saßen. Der Platz zwischen Harry und Bill, der sich den Tag extra von Gringots frei genommen hatte, was noch frei. „Hallo Harry!“, sagte sie und ließ sich auf den Stuhl neben ihm fallen. Sie merkte wie Harry sie verwundert anschaute und sie wusste auch warum. Die letzten Jahre war sie immer rot angelaufen, wenn sie ihn gesegen hatte und nur ein gemurmeltes „hi“ über die Lippen gebracht. Doch das war nun anders, dachte sie sich und lächelte ihm zu.
Da fiel ihr noch etwas ein: Harry hatte morgen seinen sechzehnten Geburtstag. Oh nein, sie hatte noch kein Geschenk für ihn. Was sollte sie denn nun tun? Nun ja, irgendetwas würde ihr schon einfallen.
„Wie waren deine Ferien denn so?“, fragte Harry sie.
„Ach, ganz okay. Übrigens, danke für deinen Brief. Die Witze waren echt gut!“
Ja, sie hatte tatsächlich in den Sommerferien einen Brief von Harry bekommen, den sie wie ihren Augapfel hütete. Darin stand:
Hallo Ginny! Wie geht es dir? Hier ist es wie immer. Am Liebsten würde ich die Dursleys einfach verzaubern, aber das darf ich ja nicht. Manchmal fühle ich mich alleine hier, aber ich komme ja in zwei Tagen zu euch, Ron hat mich eingeladen. Darauf freue ich mich schon und aufs Quiditchspielen. Achja: Ich bin Quiditchkapitän geworden! Jetzt wo Oliver nicht mehr da ist. Das wird hoffentlich nichts an unserer Spielqualität ändern.
Wie geht es Dean? Du hast doch bestimmt von ihm gehört, oder?
Dudley ist grade auf Diät, weil er nicht mehr in die größten Knickerbocker seiner Schule hineinpasst. Du weißt nicht, wie unglaublich mürrisch er beim Essen aussieht. Petunia hat ihn schon zwei Mal einen Tag in sein Zimmer gesperrtm weil er genascht hat. Ich habe mir noch ein paar Witze einfallen lassen, obwohl du wohl weniger eine Aufmunterung brauchst als ich:
-Da Dudley schon so fett ist, dass er deshalb beinahe von der Schule geflogen sei, kauft Tante Petunia ihm eine ganz neue sprechende Waage. Dudley stellt sich darauf und die Waage stöhnt: „Oh nein, ich bin nicht für Elefanten bestimmt!“
-Vor dem Lehrerzimmer in Hogwarts wurden ein paar Garderobenhaken angebracht – darüber ein Schild: Nur für Lehrer!
Fred und Georg gehen daran vorbei. Danach hängt darunter ein Schil: Man kann aber auch Umhänge und Mäntel daran aufhängen!
Apropros Fred und George. Wie geht es den beiden mit ihrem Scherzladen. Schade, dass ich jetzt neue Treiber suchen muss, sie waren die Besten, die ich je gesehen habe. Mache dir nicht die Mühe, mir zu antworten, denn ich komme eh übermorgen zu euch.
Harry.
„Warst du schon in der Winkelgasse? Ich habe meine neuen Bücher in noch nicht besorgt.“
„Nein, habe ich noch nicht. Mum und Dad sind mit Ron alleine gegangen. Ich hatte an dem Tag eine Ver... einen wichtigen Termin, den ich nicht verschieben konnte.“
Sie verschwieg, dass sie sich an dem Tag mit Dean verabredet war und schaute Ron flehend an. Mum und Dad hatten nichts davon gewusst.
„Aha, wir könnten ja vielleicht zusammen gehen.“
„Ja gerne. Vielleicht kann Hermine ja auch mitkommen. Sie wollte um eins kommen. Aber wahrscheinlich hat sie schon länst alles besorgt. Komm, hilf mir mal mit dem Abräumen. Hast du Lust auf Quiditch?“
„Ja klar, Ron, Charlie, Bill, Fred, George, macht ihr auch mit?“
Er bekam ein eindeutiges „ja“ als Antwort. Ginny hatte den ganzen Sommer über geübt, doch als sie mal als Sucherin gegen Harry antrat gelang es ihr trotzdem nicht, ihn zu schlagen. Als Jägerin machte sie jedoch eine hervorragende Figur und sie merkte, dass Harry sie bewundernd ansah.
Nach einem Quiditchvormittag fiel Ginny ein, dass sie ja noch ein Geschenk für Harry machen musste. „Entschuldigt mich, Jungs. Muss noch kurz etwas erledigen.“, sagte sie und lief nach drinnen.
Nach langem Überlegen griff sie nach Stift und Papier und begann ein Bild von Harry auf seinem Besen zu malen. Nachdem sie etwa fünf Stunden daran gesessen hatte und nur kurz zum Mittagessen runtergekommen war, sah es so aus:

Sie war äußerst zufrieden mit sich selbst. Ginny ging runter. Unten war Hermine. Die hatte sie ja ganz vergessen. Stürmisch umarmte sie sie. „Ich habe dich schon gesehen, aber du hast mich gar nicht gemerkt. Da Bild ist hübsch!“
Ginny wurde rot. „Dankeschön“, stotterte sie. „Es ist für Harry’s Geburtstag. Was schenkst du ihm denn?“
„Ein Besenpflegeset, das kann er bestimmt gebrauchen.“
„Warst du schon in der Winkelgasse und hast deine Bücher besorgt?“
„Natürlich. Du noch nicht?“
„Nein, aber ich gehe mit Harry“, antwortete Ginny strahlend.
„Aha, du strahlst ja wie ein Pfannkuchen bei der Vorstellung“, sagte Hermine, lächelte und drehte sich dann um, während Ginny’s Gesicht wieder rot anlief.
Jemand legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie drehte sich um und sah in Harry’s Gesicht. „Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?“
„Gelesen.“
„Aha. Wann wollen wir denn in die Winkelgasse gehen? Jetzt ist es leider schon zu spät, aber wir könnten morgen gehen. Naja, eigentlich haben wir ja noch ganze 2 Wochen Zeit.“
„Ja, lass uns morgen gehen“, sagte Ginny und lächelte.
Nach dem ausgiebigen Abendbrot spielten Fred, George, Harry, Ron, Hermine und sie Snape explodiert und Zauberschach während Percy, Bill, Charlie, Mr. Und Mrs. Weasley sich über das Ministerium und die Themen im Tagespropheten diskutierten. „Fred, George, seid ihr morgen wieder im Scherzladen? Harry und ich wollten dann nämlich in die Winkelgasse gehen.“
„Klaro!“, antworteten die beiden Zwillinge wie aus einem Munde. „Du wirst staunen, was wir für ein gutes Geschäft machen! Als Besucher musst du mindestens 10 Minuten warten, bis du an die Kasse kommst, so voll ist es! Aber da du es bist, Schwesterherzchen und in solch großartiger Begleitung, werden wir euch natürlich Vortitt verschaffen!“
„Haha, ihr habt euch wirklich nicht verändert, ihr mit euren blöden Witzen!“
Um 11 Uhr rief Mrs. Weasley aus ihrem großen Lehnstuhl hinüber: „Husch, husch. Ab in die Betten. Sonst kommt ihr morgen gar nicht mehr aus den Federn.“
„Gute Nacht Mum, gute nach Dad. Achja, Mum, Dad: Harry und ich wollten morgen in die Winkelgasse gehen. Können wir?“
„Natürlich, Schatz. Wir haben noch Geld von unserem letzten Gringotsbesuch hier und für Harry habe ich auch schon etwas von Gringots geholt. Flohpulver ist auch noch genug da.“
Zufrieden ging Ginny hoch. Sie schlief schnell ein und freute sich schon auf den nächsten Tag.