Sehr verehrter Professor,
ich weiß sehr wohl, daß Sie wichtige Aufgaben haben und infolgedessen für die folgende Frage stets ein recht berechtigtes müdes Lächeln übrighaben werden, verbunden mit dem abgeklärten Hinweis, sich nicht um lächerliche Dinge wie privates Getue abzugeben. Ihre Ablehnung der freundlichen Einladung der Melody Savus spricht diesbezüglich Bände.
Aber es kann Ihnen auch schon vor diesem allenfalls als Backfischverliebtheit abhandelbaren Antrag nicht entgangen sein, daß Sie auf die Frauenwelt einen gewissen Reiz ausüben - davon sind weder jugendliche Tennager noch etwas reifere Damen Ihres - und meines - ALters ausgenommen. Sie gefallen sich gar teilweise in tatsächlich bisweilen etwas belächelbaren Phantasieergüssen, Ihnen alle möglichen amourösen Verstrickungen zum Beispiel mit Hermine Granger oder Narcissa Malfoy anzudichten.
Nun, Ihre erwartbar coole Antwort sei Ihnenl geschenkt - sollten Sie die Absicht haben, bei Ihr zu bleiben, dürfen Sie getrost mit dem einen einzigen Wörtchen "Standardsnape" antworten: Können Sie sich stets und aufrichtig eines gewissen Gefühls des Geschmeicheltseins erwehren? Läßt es Sie völlig kalt zu wissen, daß Sie der Inhalt so mancher weiblicher sexuellen Phantasie sind? Oder bewirkt Ihre fatale Fixiertheit an eine aussichtslose Jugendschwärmerei tatsächlich eine völlige Unfähigkeit, die naheliegendsten emotionalen Reaktionen auf solches Begehrtsein auch nur wahrzunehmen, geschweige denn zuzulassen?
In Erwartung einer Aufklärung verbleibe ich
in vorzüglichster Hochachtung
Wehwalt, Haus Ravenclaw
Sehr geehrter Mr. Wehwalt,
Sie scheinen mir ein gebildeter Mann zu sein, wenn ich den Zusatzinformationen glauben darf, die diese Tagesprophetin mir gerade auf den Tisch geknallt hat, offenbar in der affektierten Meinung, ich würde nicht alleine mit solch weniger oberflächlichen Briefen zurecht kommen, wie Sie mir einen haben zukommen lassen. Sie sind sogar so gebildet, dass sie gar nicht meine Antwort abwarten müssen, um meine Reaktion zu kennen – fürwahr, dafür habe ich nur ein müdes Lächeln übrig.
„Standardsnape“ … ist es schon so weit gekommen, dass mich diese lächerlichen Briefe auf eine einseitige Person degradieren, die nur einer möglichen Gefühlsregung mächtig ist, welche sich als Standard verpacken lässt? Ich frage Sie, Mr. Wehwalt, wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihnen tagtäglich Muffins mit Liebestrank (meist schlecht gebraut und mehr tödlich als betörend), parfümierte Liebesbriefe und Heiratsanträge buchstäblich ins Haus flattern, gefolgt von Heulern der beleidigten und zurückgewiesenen Frauen? Wären Sie geschmeichelt, bei so viel Flachheit und Oberflächlichkeit, gefolgt von, wie man meinen könnte, grundloser Verbitterung, wie ich sie in den zahlreichen Beteuerungen lese? Wären Sie stolz auf eine fingierte Beziehung mit einer Schülerin, die schon fast an Pädophilie grenzt (übrigens eine Tatsache, die ich sehr seltsam finde: Warum denken sich ausgerechnet Hexen so etwas aus?)? Ich schätze nicht und dafür muss ich nicht mal ein so aufgeplusterter Ravenclaw sein wie Sie, der Sie mir auf eine doch recht unverschämte Weise „fatale Fixiertheit“ vorwerfen und sich auf dahingestellte Tatsachen stützen, indem Sie sich auf meine Jugend beziehen, die Sie gar nicht zu interessieren hat! In diesem Fall stehen Sie Ihren weiblichen Schreiberlingskolleginnen um nichts nach – bah!
So, Ihnen hat Ihre vorzügliche Hochachtung nichts gebracht – da können sie noch so gebildet sein, aber durch armseliges Geschleime brauchen Sie gar nicht erst versuchen, mich um persönliche Angaben und Auskünfte zu erleichtern.
Mit den verächtlichsten Grüßen,
Prof. Severus Snape, Haus Slytherin