Wow, hier ist ja wirklich viel los!
Ich fuhr herum und alles um mich herum schien zu erstarren. Die Reiter, der Kies, der von den Hufen ihrer Pferde aufgewühlt wurde und mit einem irgendwie prasselnden Geräusch wieder auf dem Boden aufschlug, Alexias erstickter Aufschrei, als sie mich so vollkommen regungslos auf dem Weg stehen sah. Als dies erreichte mich mit einer kaum vorstellbaren Schärfe und Präsenz.
Mir war vollkommen klar, dass ich versuchen sollte zu flüchten, dass ich jetzt noch in aller letzter Sekunde entkommen könnte. Doch gleichzeitig wusste ich, dass dies keinen Sinn hatte. Selbst wenn mein Körper mir in diesem Moment gehorcht hätte, wohin hätte ich fliehen sollen? Alles was geschehen war, seit ich hier angekommen war und vielleicht auch all das was schon zuvor passiert war hatte nur einen Zweck, nur ein Ziel, gehabt. Und hier war ich nun, dort wo ich von anfang an hätte sein sollen. Ich wusste nicht woher dieses Wissen kam und eigentlich weiß ich es auch heute noch nicht, aber in diesem Punkt war ich mir absolut sicher: Ich war genau dort, wo ich sein sollte auch wenn alles in mir danach schrie, dieser Horde zu entkommen.
Und noch bevor dieser ureigene Reflex der Flucht, der allen Menschen noch immer angeboren ist, doch Oberhand über meinen wohl verwirrten Geist gewinnen konnte war es bereits zu spät ihm folge zu leisten. Die Reiter, oder zumindest ein Teil davon, flogen nahezu an mir vorbei und ich hörte mehr als ich es sah, wie sie ihre Pferd herum rissen und sie zum stehen brachten. Noch bevor ich mich an dieses Szenario gewöhnt hatte, war ich umgeben von Leuten, zumindest hoffte ich, dass es normale Leute waren, in lilanen Mänteln die auf ihren ungewöhnlich groß wirkenden Pferden doch recht einschüchternd auf mich wirkten.
"Wer bist du?" Ich konnte die scharfe Stimme keiner bestimmten Person zuordnen, sie schien gleichzeitig von überall und doch nirgends zu kommen und verleitete mich dazu, zu antworten. "Ich bin Liliza." Nicht ein Wort mehr schien über meine zitternden Lippen zu kommen doch gleichzeitig hatte ich diese verhängnisvollen Worte nicht verhindern können. Mein Gegenüber indes schien kein bisschen über meine so offenen Antwort verwundert zu sein. "Wir haben dich erwartet. Seperenza fragte sich bereits vor Tagen wo ihr bleibt und nachdem dein Begleiter" er lachte kurz auf und die eiskalte Verachtung, die in diesem Lachen lag wirkte absolut unwirklich. "...bereits den Weg zu uns gefunden hat war es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch du uns mit deiner Anwesenheit beehren würdest." Er nickte seinem Nachbarn kurz zu, der daraufhin von seinem Pferd abstieg. "Du wirst sicher verstehen, dass du uns begleiten musst." Wie hypnotisiert nickte ich stumm. Ich wusste, dass irgendetwas nicht so lief wie es sollte. Fragte mich, wieso ich in diese Situation gekommen war und konnte dennoch nicht verhindern, dass ich immer weiter hinein geriet. Ich fühlte mich, als würde ich ertrinken. Etwas schien mich immer weiter in die Tiefe zu ziehen und lies mich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die Welt um mich herum versank in Schatten, lediglich schemenhaft konnte ich meine Umgebung noch wahrnehmen und das letzte was sich in mein Gedächtnis einbrannte war Alexias erschrockenes und gleichzeitig so unendlich trauriges Gesicht in den Büschen, als ich, noch immer nicht her über mich selbst, mich auf das dargebotene Pferd schwang und mit den Leuten, die eigentlich meine Gegner sein sollten, hinauf ritt zu dem düsteren Palast, in dem nicht nur Seperenza auf mich warten sollte.
Ja, etwas wenig, aber hier lies ja eh keiner warum sollte ich mich also beeilen?