Es begann an einem Sonntag. Ich erinner mich noch genau daran. Sie stand gegenüber unseres Hauses und starrte die hässlichen grünen Vorhänge die meine Mutter so liebt vor dem Wohnzimmerfenster an. Oder zumindest wirkte es so, als würde sie die Vorhänge anstarren, was nicht weiter verwunderlich ist, ich mein so etwas abscheuliches muss man doch anstarren, sieht man ja nicht alle Tage. Ich dachte mir also nichts weiter dabei, doch als ich 3 Stunden später nochmals aus dem Fenster sah, stand sie noch immer da, sie hatte sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt und ihr kastanienfarbenes Haar wehte ihr um den Kopf. Langsam dämmerte es und ich fragte mich ob sie den ganzen Tag dort unten gestanden und gewartet hatte. Aber worauf? Darauf, dass sie jemand abholte, dass jemand sie bemerken würde? Ich wusste es nicht, aber ich wusste dass ich kein Auge zutun würde bevor ich nicht wusste was dort unten vor sich ging oder was so besonderst an unserer Hausfasade war, dass man sie den ganzen Tag anstarren kann.
Also schnappte ich mir meinen Mantel, denn für Oktober war es doch schon empfindlich kühl und in der Nacht gab es sogar schon Bodenfrost. Ich erreichte also das seltsame Mädchen. Sie schien jünger zu sein als ich. Maximal 13. Und ihre Augen waren von einem durchdringenden Grau.
"Wie heißt du und was machst du hier", fragte ich das Kind und wollte es plötzlich so schnell wie möglich wieder loswerden. Diese Augen hatten irgendetwas hypnotisierendes und ich fühlte mich ungfähr so sicher wie die Maus die die Katze entdeckt hat.
Die kleine lächelte mich an, doch ihre Augen blieben genauso kalt und abschätzig zu mir herauf (ich war mindestens einen Kopf größer als sie): "Nun bist du also doch gekommen, wenn deine Eltern wüssten was du genau in diesem Moment ausgelöst hast, würden sie bereuen, dass sie dir nicht von anfang die Wahrheit gesagt haben. Sie werden doch gewusst haben, dass sie das nicht immer vor dir Verheimlichen können. Mein Name ist Alexia und ich bin hier um dir zu sagen, dass es begonnen hat. Obwohl es eigentlich nur begonnen hat, weil ich hergekommen bin und du dein Haus verlassen hast. Ironie des Schicksals" meinte sie, noch immer mit diesem Lächeln auf den Lippen.
Dann wandte sie sich um und ging. "Warte, was hat begonnen?", rief ich ihr nach, noch viel verwirrter als vorher.
Sie drehte sich noch einmal kurz zu und flüsterte, gerade so laut dass ich es gerade noch hören konnte "Das Ende, mein Ende, dein Ende, vielleicht aber auch nur ein neuer Anfang. Aber ersteinmal das Ende." Dann verschluckte sie die Dämmerung.
Hastig rannte ich zurück ins Haus, nur weg von diesem Irrsinn. Hatte sich da jemand mit mir einen üblen Scherz erlaubt? Ich hoffte es, aber es war doch sehr unwahrscheinlich, dass man solch einen Aufwand betrieb um mich zu erschrecken. Was hatte diese Alexia noch über meine Eltern gesagt? Irgendetwas mit Wahrheit.
Sofort lief ich zu meiner Mutter, die gerade zu Bett gegangen war. Mein Vater saß noch vor dem Fernseher.
Aufgebracht schilderte ich ihr was mir soeben passiert war und fragte sie ob sie sich das ganze erklären könnte.
Meine Mutter sah aus, als hätte sie soeben ein Gespenst gesehen, was im nachhinein vielleicht sogar möglich ist. Dann als sie sich wieder gefasst hatte began sie zu erzählen, was mir zwar ein paar Fragen beantwortete, jedoch noch mehr aufwarf.
"Weißt du mein Schatz, wir, also dein Vater und ich, sind nicht unbedingt so, wie du uns kennst. Bis vor deiner Geburt lebten wir woanderst, es war ein wunderschöner Ort ohne Gewalt und Hass und meine Familie sorgte dafür, dass sich daran auch nichts änderte. Doch dein Großvater beging einen ungeheuerlichen Verrat, er ging, um sein eigenes Leben zu verlängern zu einem machlüsternen Wesen, dass uns bis dahinn nur aus Sagen bekannt war. Lorién hieß es und war grausamer und furchtbarer als alles was du dir vorstellen kannst. Ich weiß dass hört sich an wie ein Märchen doch so ist es nun mal. Es gibt eben viel mehr Dinge, als die normalen Menschen so allgemein glauben. Also, den Opa schloss einen Packt mit dem uralten Monster: Meinem Vater ein langes Leben, ihm usere Welt. So betrachtet ein ungleichter Deal, doch mein Vater war ein Mensch, dem nichts wichteiger war als er selbst. Und somit began der Untergang unserer Dynastie. Zuerst schnappte sich Lorién meine Mutter und sperrte sie ein. Sie starb vor etlichen Jahren in Gefangenschaft. Nun waren die Beschützer unserer Welt, einer Paralelwelt zu dieser , ohne Anführer. Es war eine Zeit der Machtkämpfe und Kriege unter der Bevölkerung. Plötzlich wollten alle unsere weitt verteilten Verwandten, die bisher friedlich gelebt hatten, den Platz meiner Mutter einnehmen. Und diese Streitereien nutzte Lorién, der immer mehr Macht und Stärke gewann, zu seinen Gunsten. Er schloss einen Packt mit einer dieser Gruppen, verhalf ihr zum Sieg und tötete sie danach alle. Nun gab es niemanden mehr der sich ihm in den Weg hätte stellen können. Bis auf deinen Vater und mich, die rechtmäßige Erbin. Also suchte das Monster uns, ich war damals mit dir Schwanger und konnte nicht kämpfen und allein hätte dein Vater erst recht keine Chance gehabt. So flohen wir in diese Welt, doch Lorién hat nie aufgehört, nach uns zu suchen, er fürchtet noch immer dass wir eines Tages zurück kommen und einen Aufstand anzetteln könnten. Und nun hat er dich, den einzigen verwundbaren Punkt unserer Familie gefunden. Dieses Mädchen arbeitet vielleicht nicht für Lorién aber durch sie weiß er jetzt wo wir sind, beziehungsweis du bist.
Wenn du ihm in die Hände fällst hat er entgültig gewonnen, denn keiner von uns würde jemals etwas tun, was dir schaden könnte.
Es bleibt uns also nur noch der Angriff solange er dich noch nicht hat."
Ich konnte nicht glauben was man mir hier gerade offenbart hatte, aber wieso sollte meine Mutter mich anlügen. "Was geschah mit deinem Vater und was werden wir nun tun?", fragte ich sie.
"Nun ja, mein Vater lebt sein langes Leben, allerdings in einem Kerker unter Loriéns Burg. Und wir werden gar nichts tun. Du wirst hier bleiben, während dein Vater und ich nach Hause zurück kehren und den von Lorién seit Jahren so befürchteten Aufstand beginnen. Du wirst in Zwischenzeit das Haus nicht verlassen, haben wir uns da verstanden, junge Dame", antwortete meine Mutter und ging ins Wohnzimmer, wohl um meinen Vater zu sagen, dass ihre gerusamen Tage vorerst vorbei waren.
Am nächsten Tag, in aller Frühe brachen sie dann auf. Ich blieb allein zurück in einem leeren Haus mit zu vielen abwegigen Gedanken.
In der dritten Nacht nach dem Abschied meiner Eltern hörte ich in der Küche ein Geräusch, ich dachte dass meine Eltern vielleicht bereits wieder zurück waren und ging in die Küche. Ich sah einen großen Schatten, eine auf mich zufliegende Bratpfanne und danach erinnere ich mich nicht mehr an viel.
Nur daran dass ich aufwachte und mich im Freien befand. Neben mir stand das wohl hässlichste Wesen, dass ich je gesehen hatte. Ich wiederstand dem dringenden Bedürftniss wegzulaufen, denn das Geschöpf hatte ein gefährlich ausehendes Waffenarsenal dabei mit dem ich nicht unbedingt bekanntschaft schließen wollte. Ich richtete mich also auf und fragt das Ding wo ich denn eigentlich war. Doch anstatt mir eine Antwort zu geben, wandte es sich ab und rief zu einem in der Nähe stehenden Mann: "Hey, Lorién sie ist aufgewacht, soll ich ihr noch mal eine mit der Pfanne überziehen oder wollt ihr erst mit ihr reden?" "Ich will erst mit ihr reden"antwortete der große Mann, den meine Mutter als Monster beschrieben hatte. Was er bestimmt auch war, zumindest vom Charakter her.
Mit großen Schritten kam er zu mir herüber, packte mich an den Schultern und drehte mich unsanft um. Wir standen auf einem Felsen, unter uns erstreckte sich eine weite Ebene die übersäht war mit Kriegern und Leichen. "Siehst du nun was du angerichtet hast!", zischte er mir zu,"deine Eltern haben tatsächlich eine Armee zu stande bekommen, aber diese Bauerntölpel haben doch keine Chance, sie werden aller sterben, diese Narren, deine Eltern und letztenendes auch du."
Mir schwindelte bei diesen Worten und alle Gedanken waren aus meinem Gedächtniss getilgt ich wollte nur dass es aufhörte, dieser ganze Wahnsinn.
Nun liege ich in einem Zelt, nach der kurzen Unterredung mit Lorién hat man mich gefesselt und in dieses Zelt geworften. Drausen tobt noch immer die Schlacht. Ich weiß weder ob meine Eltern noch leben, noch wie es ansonsten auschaut.
Wird es ein gutes Ende nehmen, oder nicht, ich habe keine Ahnung und ich will es auch gar nicht wissen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es kein gutes Ende nimmt ist mir dafür einfach zu groß...