Dieser OneShot wurde als Vorstellung für einen RPG Charakter geschrieben. Alexis Miles ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die man normalerweise nicht gerade als nett bezeichnen würde. Das liegt daran, dass sie eigentlich ein Dämon ist. In diesem OneShot lernt ihr sie ein bisschen kennen. Viel Spaß!
Das Spiel des Lebens!
„Oh bitte! Das ist doch wohl ein schlechter Scherz!“ Ungläubig schaute die junge blonde Frau mit den Katzenartigen grünen Augen von ihrem Sitznachbarn zu einem Mädchen, welches vor ihnen auf und ab ging. „Avery, ich bitte dich. Schau sie dir doch an. Wir suchen ein Gesicht für die Werbekampagne eines Fashionlabels und nicht für einen WC-Reiniger.“ Das Mädchen hielt inne und schaute absolut verunsichert zu den beiden Personen hinter dem Tisch.
Die Blondine schien es nicht zu kümmern, dass jeder im Raum sie hören konnte. „Und selbst in diesem Fall währe ich mir noch unsicher. Obwohl ich den Reiniger vielleicht sogar kaufen würde. Schließlich hätte er sogar einen Zweck zu erfüllen, da ich mich ohnehin jedes Mal beim Anblick des Spots übergeben müsste.“ Der mit Avery angesprochene Mann schaute mitfühlend zu dem Mädchen, welches nun entsetzt die blonde Frau anstarrte und den Tränen nahe war. In einem neutralen Ton sagte er: „Ich glaube das war’s. Danke, dass du gekommen bist, aber du bist nicht ganz der Typ den wir suchen.“. Er machte sich eine Notiz in seinen Unterlagen und holte die Setcard des nächsten Models hervor. Das Mädchen wisperte ein „Auf wieder sehen“ und wandte sich zum gehen.
„Einen Moment noch“ die kühle Stimme ließ das Mädchen zusammenfahren. Sie drehte sich um und sah in das lächelnde Gesicht der Frau. Es sah irgendwie falsch aus, denn das Lächeln erreichte nicht ihre kalten Augen. „Hör zu.“ Begann die Frau. „Lass dir von jemanden einen gut gemeinten Rat geben, der weis wovon er spricht. Es ist nicht so, dass du nicht hübsch bist, aber du bist nun einmal mit einem sehr unsymmetrischen Gesicht gesegnet. Es mag sein, dass du Chancen bei einer mittelmäßigen Misswahl hast, aber Schätzchen, New York ist eine andere Liga.“ Selbstgefällig musterte sie das Mädchen von oben nach unten. „Allerdings kann man mit deinen Beinen vom Knie abwärts durchaus arbeiten. An diesem Punkt solltest du ansetzten. Entgegen landläufiger Meinungen sind Fußmodelle in letzter Zeit sehr gefragt.“
Das Mädchen war völlig perplex. Sie wusste nicht, ob das ernst gemeint war oder reiner Sarkasmus. Mit einem leisen ‚Dankeschön’ verließ sie die Agentur. Als sie im Aufzug in den Spiegel schaute brach sie in Tränen aus.
„Alexis du bist heute reizend wie immer.“ Ein leichter Vorwurf schwang in Averys amüsierten Ton mit. „Was sind das auch für Mädchen, die du mir da präsentierst. Du kennst meine Meinung zu kleinen Vorstadtgören. Die denken sie könnten Fuß im internationalen Geschäft fassen und das nur weil sie irgendwann einmal Homecomming Queen waren.“ Alexis schaute auf die vor sich ausgebreiteten Setcards. „Hier nimm die für den Job.“ Sie zeigte auf ein schwarzhaariges Mädchen „Die letzte muss ich mir nicht erst ansehen um zu wissen, dass sie ohnehin nicht geeignet ist. Schick sie weg. Ich fahr nach Hause. Ich bin erschöpft.“ Ohne ihn noch einmal anzugucken, stand Alexis auf und verließ das Büro.
Avery sah ihr hinterher. Er kannte Alexis jetzt schon einige Jahre und war solch ein Verhalten von ihr gewohnt. Als er die schlecht laufende Modelagentur von seinem Onkel übernommen hatte, setzte er sie als Teilhaberin und Vizepräsidentin ein. Danach ging es Bergauf. Sie waren beide auf der gleichen Wellenlänge. Sie hatten einen guten Geschäftssinn und waren beide sehr wählerisch. Das, und die Tatsache, dass Alexis selbst eine große internationale Karriere hinter sich hatte (ihr Name war Gold wert) sorgte dafür, dass sich die Agentur schnell etablierte und nun eine der führenden Adressen war. Was sie boten war höchste Qualität.
Deshalb war er auch nicht sauer, wenn Alexis solche Ausfälle hatte. Im Gegenteil. Es amüsierte ihn, auch wenn er manchmal doch etwas Mitleid mit den Models hatte.
Er erinnerte sich noch an eine Zeit in der Alexis weniger ‚giftig’ war. Zwar immer noch direkt und unverblümt, aber nicht so fies wie jetzt. Das war noch vor dem Unfall letzten Herbst gewesen. Nachdem sie mit ihrem Porsche von der nassen Straße abgekommen war und einige Zeit im Krankenhaus lag, dachte Avery sie würde sich ändern. Netter werden. So wie man das von Menschen mit Nahtoderlebnissen kannte. Auf einmal sahen sie die Welt in einem anderen Licht und krempelten ihr Leben um. Nicht so Alexis. Bei ihr schien es nach dem Unfall, als wäre ihr zum ersten Mal richtig bewusst werden wie sie Lebte und was sie hatte. Und das liebte sie. Sie wurde noch direkter, noch fieser und stürzte sich mit Leib und Seele in alles was sie machte. Für ihn war das okay. Es diente dem Business und er hatte Spaß.
Die Sonne verschwand gerade hinter dem Horizont, als Alexis ihre Penthousewohnung über den Dächern von Manhattan betrat. Sie machte sich nicht die Mühe das Licht anzuschalten. Sie schmiss ihre Tasche auf die Ablage und durchquerte das modern eingerichtete Wohnzimmer. Sie mochte die klaren Farben (hauptsächlich weiß und schwarz) und die klaren Linien. Das beruhigte sie. Der Knopf vom Anrufbeantworter leuchtete Rot. Als Alexis ihn drückte, hallte die Stimme von Rochelle durch den Raum. „Hey Alex-Schatz. Ich habe deinen Rat befolgt und jetzt hab ich Steve so was von um den Finger gewickelt. Der macht jetzt alles was ich will. Vielen Dank. Du hast ja so herrlich Teuflische Ideen, dass ich manchmal glaube du bist der Teufel selbst. Hach... Okay ich muss jetzt wieder los. Treffe mich mit Steve. Vergiss nicht: Wir sind morgen im Club verabredet. Bis dann.“ Ein piepsen signalisierte, dass es keine weiteren Nachrichten gab. Ein diesmal wirklich ernst gemeintes Lächeln legte sich auf Alexis’ Gesicht als sie sich auf ihre Couch legte und die Augen schloss. Der Teufel selbst… Rochelle hatte sie schon öfters so genannt. Sehr amüsant. Eines Tages hatte sie ihr geantwortet "Nein ich bin nicht der Teufel. Ich bin aber die Dämonin Nerisis, die in den Körper von Alexis Miles gefahren ist um mal etwas Unheil auf der Erde zu verbreiten.“ Die Ernsthaftigkeit mit der sie das gesagt hatte, führte dazu, dass Rochelle sich vor Lachen kaum halten konnte. Alexis hatte mitgelacht. Nicht, weil ihr der Witz gelungen war, sondern weil sie absolut die reine Wahrheit gesagt hatte. SIE WAR NERISIS. Sie war ein Dämon und sie hatte sich den Körper von Alexis Miles ausgesucht um auf die Erde zu kommen. Das alles war ein einziges Spiel. Als Dämon konnte sie nicht tun was ihr gefiel. Es gab Regeln und Verpflichtungen. Das Menschsein war hingegen ein einziges Spiel. Die Menschen verstanden es nur nicht. Sie wussten nicht welche Macht sie hatten. Sie wussten nicht, dass sie mit einem einzigen Gedanken alles ändern könnten. Sie lebten vor sich hin und beklagten sich über die Missstände ohne zu verstehen, welche Macht sie über die Welt hatten. Sie waren einfach dumm. Deshalb war sie, Nerisis, auf diese Welt gekommen um ein wenig Spaß zu haben. Denn sie war sich ihrer Macht bewusst. Sie wusste wie es läuft: Das Spiel des Lebens.