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Die Krone der Macht [Elder Scrolls-FF]

Jagar
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Kapitel 6: Der Coup

Beitragvon Jagar » Do 28 Mär, 2013 07:33

"Was bei allen Göttern geht hier vor sich?" Ella stand am oberen Ende der Treppe, in ein Seidennachthemd gehüllt und beäugte die nächtlichen Besucher. "Es ist besser für dich, wenn du es nicht weist", erklärte Ralen, während er die Tür zur Waffenkammer aufschloss. Sein Vater beschäftigte eine ganze Kompanie von Söldnern, um die Handelskarawanen zu schützen. Der Weg zwischen den einzelnen kaiserlichen Kolonien und Erstburg konnte sehr gefährlich sein. "Hier." Ralen reichte Dany ein leichtes Kurzschwert und einen verstärkten Lederharnisch.
Er selbst nahm aus einer Vitrine in der Empfangshalle den Familiendegen und warf sich einen Mitrilharnisch über. Der Maormer-Prinz Agnor legte seine goldene Rüstung ab und schlüpfte in eine einfachere Plattenpanzerung. Sie wollten nicht auffallen, wenn sie in die Akademie einbrechen würden. Die Mission war so riskant, dass sich Jules, Falandril und Pol dazu entschlossen hatten, nicht darin involviert zu werden. Ralen hatte dies verstanden und seinen Kommilitonen eine gute Nacht gewünscht.

"He!" Ella war nun wirklich außer sich. Ihr Ehemann ignorierte sie und trieb sich mit seltsamen Gestalten herum. Vor allem die schöne junge Dany war der Altmer ein Dorn im Auge. "Was hast du vor, Ralen?", fragte sie erneut, diesmal eindringlicher. Sie stieg die Treppe hinab und stellte sich herausfordernd vor Ralen. Der Dunmer seufzte, Dany errötete vor Scham und Prinz Agnor lächelte geheimnisvoll vor sich hin. Dieses Lächeln konnte Ralen bei bestem Willen nicht deuten, also antwortete er seiner Frau: "Ella, es ist wirklich besser, wenn du nichts über unser Vorhaben erfährst. Wenn wir gefasst werden, sollen sie dich nicht der Mittäterschaft beschuldigen."
Ella wurde bleich. "Gefasst werden? Mittäterschaft? Willst du etwa ein Verbrechen begehen?!" Der Dunmer hatte sich verplappert. Innerlich verfluchter sich Ralen für seine eigene Dummheit. "Hör zu, Schatz", begann er und griff Ellas Hände, "Ich habe einige Hinweise gefunden. Ich bin der Schwarzen Krone unglaublich nahe..." Entrüstet stieß Ella ihn von sich weg. "Die Schwarze Krone", giftete sie, "ist eine Legende! Du bist besessen! Ich liebe dich doch! Zerstöre dein Leben nicht mit einem Hirngespinst!"

Enttäuscht schüttelte Ralen den Kopf. Sie verstand nicht. Wie konnte sie auch? Sie hatte nicht gesehen, was er und seine Gefährten gesehen hatten. Einer der Beschützer der Krone hatte sie angegriffen, das war Beweis genug, dass das Artefakt immer noch existierte. Agnor warf Ralen einen vielsagenden Blick zu. Ralen nickte. "Es tut mir leid, Ella..." "Was tut dir leid?", fragte Ella wütend.
Eine Sekunde später schlossen sich Ellas Augen und sie sackte in sich zusammen. Ralen fing seine Angetraute auf, während Dany einen quiekenden Schreckensschrei ausstieß. "W...was habt ihr getan?", fragte sie ängstlich die beiden Mer. "Ein Schlafzauber", erklärte Agnor seelenruhig, "Sie wird in etwa zwölf Stunden schlafen und sich hoffentlich an nichts mehr erinnern können, wenn sie wieder erwacht." "Danke", sagte Ralen und trug Ella die Treppe hinauf. Er legte sie in sein Bett, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich dann mit den Worten: "Es ist nur zu deinem Besten, meine Liebe..."
Mit getrübter Miene kehrte Ralen in die Eingangshalle zurück. "Habt Ihr Eure Angelegenheit geregelt?", fragte Agnor mit ein wenig Spott in der Stimme. "Ja. Wir können aufbrechen." Der Prinz nickte und zusammen mit Dany verließen sie die Villa und machten sich auf zur Akademie der Magiergilde.

***


Der Campus war von den Straßenlaternen nur schwach beleuchtet, deshalb war es kein Problem, ungesehen zum Hauptgebäude vorzudringen. Außer einigen Studenten war zu dieser späten Stunde keiner mehr auf den Beinen. Dany hatte ihnen erklärt, dass es auf dem Campus und in der Akademie selbst so gut wie keine Sicherheitsmaßnahmen gab. Wenn sie allerdings in die Schatzkammer hinabsteigen würden, könnte sie alles möglich erwarten. "Fallen, Monster, Albträume", hatte Dany erklärt. Ralen war es kalt den Rücken hinab gelaufen, doch Agnor verzog keine Miene. Der Dunmer wollte vor dem Prinzen nicht als Feigling dastehen, also riss er sich zusammen. Geduckt huschten die drei Gefährten den Gang zum Arbeitszimmer des Direktors entlang. Dort gab es einen Geheimgang, der hinab in die Tiefen der Akademie führte. So sagte zumindest Agnor. Woher der Maormer-Prinz das wusste, war Ralen ein Rätsel. Also fragte er nach. Agnor stieß nur einen gedämpften Lacher aus und erklärte: "Ich hab da meine Quellen. Zerbrecht Euch darüber nicht den Kopf, Lord Rethan." Ralen beließ es dabei. Der Prinz war ihm mehr als suspekt, bisher hat er aber keinerlei feindliche Handlungen gegen ihn unternommen.
Die Gefährten erreichten das Zimmer des Direktors. "Lasst mich das machen", sagte Dany und kniete sich vor die Tür. Die Dunmer zog eine Tasche aus dem Mantel und rollte sie auf dem Boden aus. Ein ganze Palette Dietriche und Sonden kam zum Vorschein. Geschickt zog die Frau einige der Werkzeuge heraus und begann, das Schloss der Tür zu bearbeiten.

Fasziniert beobachtete Ralen Dany bei der Arbeit. Er kannte einige Diebe, hatte bisher allerdings noch keinem bei der Arbeit zugesehen. Es dauerte keine Minute, dann schob sich der Riegel zurück. Dany grinste die beiden Männer breit an. "Nach Euch." Agnor und Ralen schoben sich in das Zimmer hinein. Dany schloss die Tür leise hinter ihnen. "Wo ist der Geheimgang?", fragte Ralen den Prinzen ungeduldig. Dieser legte lächelnd seine Hand auf Ralens Schulter: "Entspannt Euch, Lord Rethan. Wir haben alle Zeit der Welt." Seelenruhig durchschritt Agnor den Raum und näherte sich einem Bücherregal. Zielsicher griff er ein Buch und zog es heraus.
Es rumpelte, dann begann der Boden leicht zu beben. "Was zum...?" Das Regal, vor dem Agnor stand, verschwand im Marmorboden des Arbeitszimmers. Zum Vorschein kam eine Steintreppe, die sich in die Tiefe wandte. "Beeindruckend", stieß Dany hervor. Ralen schnaubte. "Langsam hab ich genug von diesen Geheimgängen. Bringen wir es hinter uns." Der Dunmer schob sich an Agnor vorbei und ging nach unten.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die Drei das Ende der Treppe erreicht hatten. Der Gang war in Dunkelheit gehüllt, so dass Ralen einige Male fast den Halt verlor. Agnor kicherte vor sich hin, während der Dunmer schimpfte wie ein Rohrspatz. Erst ganz unten ließ der Prinz ein Irrlicht erscheinen, das die Finsternis durchbrach. Ralen warf ihm einen gereizten Blick zu. "Weiter", befahl Ralen. Der Gang, der sich an die Treppe anschloss, schien gar nicht enden zu wollen. Ralen konnte gar nicht sagen, wie lange sie gerade aus, um Ecken, auf und ab liefen. "Wenigstens ist es kein Labyrinth", murmelte Dany vor sich hin. Sie hatte Recht. Ein Labyrinth würde die Sache deutlich erschweren. So mussten sie nur dem Gang folgen.
Urplötzlich tauchte eine Tür vor der Gruppe auf. "Ah!" Ralen war so überrascht, dass er gegen das harte kalte Eisen stieß. Agnor lachte erneut. "Oh? Hab Ihr Euch verletzt, mein Lord?" "Nein", presste Ralen hervor, "Euer Gnaden." Um sich nicht weiter mit dem Prinzen herumzuschlagen zu müssen, lehnte sich der Dunmer gegen die schwere Tür. Knarrend schob sie sich ein Stück auf. "Nicht verschlossen. Aber sie klemmt. Helft mir." Angor und Dany drückten sich nun ebenfalls gegen die Eisentür. Langsam öffnete sie sich, Zoll um Zoll. Licht schien durch den Spalt.

Ein letzter Ruck und die drei Gefährten standen in einer gewaltigen Halle. Ralen fiel die Kinnlade herab. Meterhoch ragte die Decke nach oben. Gehalten wurde der Stein von gewaltigen Säulen. Ralen konnte das Ende der Halle gar nicht sehen, denn nur spärlich brannten Fackeln. "Wir müssen die Scheibe so schnell wie möglich finden", erklärte der Dunmer, "die Sonne wird bald aufgehen. Wenn uns jemand sieht sind wir dran. Wir..." "Still!" Ralen blinzelte verdutzt. Agnor hatte ihm das Wort abgeschnitten und sein Schwert gezogen. "Was ist?" "Ich sagte still!", zischte der Prinz, "Hört!" Mit gespitzten Ohren lauschten Ralen und Dany in die Halle hinein. Und tatsächlich konnten sie etwas hören: ein Schlurfen und ein Grunzen. "Monster", flüsterte Dany verängstigt. Agnor überging das Gejammer der Dunmer und ging äußerst vorsichtig tiefer in die Halle hinein. Ralen fasste sich ein Herz und tat es ihm gleich. Aus Angst, alleine gelassen zu werden, quiekte Dany kurz auf, schloss dann aber zu den beiden Männern auf.

Die Atmosphäre konnte gar nicht unheimlicher sein: spärliches Licht und mysteriöse Geräusche. Er wollte es sich zwar nicht eingestehen, doch Ralen bekam es langsam mit der Angst zu tun. Würde er hier unter wohlmöglich seinen Tod finden? Er war doch noch viel zu jung, um zu sterben! Einige Minuten – dem Dunmer kam es wie Stunden vor – ging die Gruppe die Halle entlang. Agnor voraus, die beiden Dunmer hinterher. Plötzlich ertönte rechts von ihnen ein markerschütterndes Brüllen. Der Maormer fuhr herum und ging in Kampfstellung. Auch Ralen zog seinen Degen. Nur Dany stand starr vor Furcht da.
Aus der Dunkelheit hinter den Säulen löste sich ein Schatten und näherte sich den Gefährten. Erst als das Irrlicht die Gestalt beschien, konnten sie ausmachen, um welches Ungeheuer es sich handelte. "Ogrim!", rief Agnor und hob das Schwert. "Macht schon", meinte Ralen ängstlich, "Grillt das Vieh!" "Das geht nicht!", gab der Prinz zurück. "Was?!" Agnor drehte sich zu Ralen um. In seinen Augen stand ebenso die Furcht wie bei den Dunmern. "Meine magische Energie", erklärte er, "rührt von den Verzauberungen meiner Rüstung. Ohne sie kann ich nur schwache Zauber wirken!"

Kalte Wut überkam Ralen. Dieser Bastard hatte sie betrogen! Er hatte Agnor nur in ihre Nachforschungen eingeweiht, weil er glaubte, der Prinz sei ein mächtiger Magier. Nun stellte sich heraus, dass er nur mit seiner Rüstung diese Fähigkeiten besaß? "Und was jetzt?!", fragte Ralen schließlich gereizt. Für Streit war wahrlich keine Zeit. "Jetzt werde ich diese Bestie mit meinem Schwert beschäftigen. Ihr und die Dame lauft weiter in diese Richtung. Ich komme nach, sobald der Ogrim tot ist." Ralen wollte noch etwas erwidern, doch der Ogrim hatte sich entschlossen, endlich zum Angriff überzugehen. Der Daedroth schwang die Keule, die er in der Rechten hielt, mit voller Wucht nach Agnor. Der Prinz konnte gerade eben noch zur Seite springen. Krachend schlug die Waffe auf dem Boden auf. Splitter flogen in alle Richtungen hinweg. "Lauft!", schrie Agnor die Dunmer an, während er einem weiteren Hieb auswich.
Ralen packte die starre Dany an der Hand und zog sie grob mit sich. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, verschwanden die beiden Dunmer in der Dunkelheit.

***


"Bei den Göttern´", keuchte Dany, "Dieses...Monster wird den Prinzen töten! Wir müssen doch etwas tun!" Ralen ignorierte ihr Gejammer und rannte weiter die Halle entlang. "Ralen!" Er blieb so abrupt stehen, dass Dany beinahe in ihn hinein lief. Ralen packte sie an den Schultern und stieß sie grob gegen eine der Säulen. Dany schrie spitz auf.
"Hört mir zu", zischte Ralen wütend, "Wir können nichts tun. Wenn wir jetzt umkehren, sind wir ebenso tot! Wenn wir allerdings die Schatzkammer erreichen, sind wir vorerst sicher! Dann können wir immer noch überlegen, wie wir Agnor helfen! Aber jetzt müsst Ihr Euch zusammenreißen! Habt Ihr mich verstanden?"
Sie blickte Ralen direkt in die Augen. Dort konnte sie Wut, Angst und auch eine Spur Wahn erkennen. Sie war zu eingeschüchtert, um wiedersprechen zu können: "J...ja." Erleichtert ließ Ralen von ihr ab. "Gut. Dann weiter." Sie begannen wieder zu rennen. Dabei versuchte Dany verzweifelt, die Kampfgeräusche zu ignorieren, die noch immer zu ihnen drangen. Allerdings war es ein gutes Zeichen, überhaupt noch etwas zu hören. Stille würde Agnors Tod bedeuten...
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Jagar
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Kapitel 7: Der Schlüssel zur Macht

Beitragvon Jagar » Fr 05 Apr, 2013 10:21

"Bei Azura! Eine Tür! Endlich!" Nachdem sie eine halbe Ewigkeit die Halle entlang gelaufen waren, standen Dany und Ralen jetzt vor einer riesigen Tür. Sie bestand aus Obsidian und war mit gewaltigen Smaragden verziert. Nirgends war ein Schloss oder eine Türklinke zu erkennen. "Wie öffnen wir sie?", fragte Dany das Offensichtliche. Ralen war ihr dafür einen gereizten Blick zu, eine Antwort gab er ihr allerdings nicht. Stattdessen begann er, die Tür zu untersuchen. Sie war mit seltsamen Schriftzeichen beschrieben. "Was für eine Sprache ist das?"
"Die der Drachen." Überrascht drehte sich Ralen um. Hinter ihnen war Agnor aufgetaucht. Der Maormer schwitzte und war mit grünem Blut besudelt. Sein linker Arm hing schlaff nach unten. Dany unterdrückte einen Schreckensschrei, als sie den Prinzen sah. "Wie schlimm sind Eure Verletzungen?", fragte Ralen derweil kühl. "Nicht schlimm. Ich hab mir die Schulter ausgerenkt, vielleicht ein oder zwei Rippen gebrochen. Sonst fehlt mir nichts. Ich werde es überleben." Ein schwaches Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

"Ihr hättet mir die Sache mit Eurer Rüstung erzählen sollen." In Ralens Stimme schwang kein Mitleid, sondern Vorwurf mit. Agnor zuckte als Antwort nur mit der gesunden Schulter. Bevor Ralen etwas erwidern konnte, lenkte Dany die Aufmerksamkeit der Beiden wieder auf die Tür: "Das ist also die Sprache der Drachen, Euer Gnaden?" Prinz Agnor nickte. "Ja, ich erkenne sie genau wieder. Ich kann sogar lesen was dort steht:

Ihr, der Ihr sucht den Schlüssel der Macht,
passet auf und gebet Acht!
Nur wer der Krone würdig ist,
kann beenden den ew'gen Zwist.
Sollte es Euch nicht gelingen,
wird die Zeit selbst Euch verschlingen.


So lautet der Text auf der Tür."
Ralen runzelte die Stirn. "Ewiger Zwist? Die Zeit verschlingt einen? Das ist ja schön und gut, aber wie hilft uns dies, die Tür zu öffnen?" "Moment, hier steht noch mehr: Durch des Fürsten Licht, tretet ein." "Des Fürsten Licht?" Ralen betrachtet die Tür genauer. Die Smaragde waren in gleichmäßigen Abständen angebracht und sie waren in eigenartige Rillen eingefasst. "Das Licht des Fürsten", wiederholte er erneut, "Das Licht des Fürsten natürlich! Die Smaragde! Wir müssen sie so anordnen, dass sie das Sternbild des Fürsten ergeben!"
Die Sache hatte allerdings einen Haken: Der höchste Smaragd befand sich etwa zehn Fuß über dem Boden. "Da kommen wir nicht hoch", jammerte Dany. "Doch", erwiderte Agnor, "Wir machen einfach eine Räuberleiter. Ralen klettert auf meine Schulter, und Ihr auf seine. Dann schiebt Ihr die Smaragde in Position. Seid Ihr mit dem Sternbild des Fürsten vertraut?" Dany nickte langsam. Ihr war der Gedanke nicht ganz geheuer, so eine Höhe mit einer Räuberleiter zu überwinden.

"Wartet." Ralen stellte sich vor Agnor und packten den Prinzen an der Schulter. Mit einer ruckartigen Bewegung ließ er Agnors Knochen wieder in die Schulter einrasten. Dany verzog wegen des Geräusches angewidert das Gesicht, Agnor fiel auf die Knie vor Schmerzen. "Besser?", fragte Ralen gelassen. "Besser", presste der Maormer zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Gut. Dann können wir jetzt die Tür öffnen."
Agnor stellte sich dicht an das schwarze Metall und ging dann in die Knie. Ralen stieg auf seine Schultern. Dann erhob sich der Prinz langsam. Der Dunmer half ihm, indem er sich an den Verzierungen und Kristallen nach oben zog. Schließlich standen die beiden Mer aufrecht da. "Jetzt Ihr", rief Ralen Dany von oben zu.
Dany schluckte. Sie hatte Höhenangst und sollte jetzt ohne Sicherung so weit nach oben klettern? Das konnte sie nicht! Beim besten Willen nicht! Sie wollte Ralen gerade erklären, dass sie diese Aktion nicht schaffen konnte, als ihr Agnor zu zischte: "Klettere schon, du ängstliches Frauenzimmer!" Die Worte des Prinzen machten Dany wütend. Und entschlossen.
Mit einem kräftigen Atemzug begann Dany mit dem Aufstieg auf den Fleischberg, den Agnor und Ralen bildeten. Sie stemmte ihren Stiefel auf Agnors Gürtel, schwang sich hoch, griff nach Ralens Harnisch und hangelte sich so auf Agnors Schulter. Ralen fluchte, als Dany an ihm zog, hielt aber das Gleichgewicht.
Als nächstes griff Dany nach Ralens Schultern. Sie stemmte sich daran hoch, bis sie ihre Arme ganz durchgestreckt hatte. Dann schlang sie ihre Beine um Ralens Oberkörper und krallte ihre Finger in die Verzierungen der Tür. Schwitzend und keuchend zog sich Dany weiter nach oben, bis sie schließlich auf Ralens Schultern stand. Zufrieden sah Dany nach unten. Das hätte sie nicht tun sollen. Die Höhe machte ihr Angst. Sie stieß einen Schrei aus und drückte sich an die Tür. "Schnell", bat Ralen sie mit angestrengter Stimme, "verschiebt die Smaragde."
Langsam öffnete Dany wieder die Augen und begann, die Juwelen in ihrer Höhe auf Position zu schieben. Sie musste sich anstrengen, körperlich und geistig. Körperlich, um die Smaragde bewegen zu können und geistig, um sich an das Sternbild zu erinnern. Schließlich hatte sie es jedoch geschafft. "Ja!", jubelte Dany begeistert. Doch ihre Begeisterung hielt nur wenige Sekunden.

Mit einem langgezogenem Stöhnen knickte Agnor ein. Die Last auf seinen Schultern war einfach zu groß geworden. Mit einem Fluch und einem Schrei fielen Ralen und Dany hinab. Der Aufprall raubte Ralen den Atem. Ihm wurde schwarz vor Augen. Als er wieder zu sich kam, fand sich Ralen in einem Gewirr von Armen und Beinen wieder. Über ihm lag Dany, die ebenfalls bewusstlos war. "Dany", stöhnte Ralen, "Wacht auf." Langsam öffnete die Dunmer die Augen. "R...Ralen?" Wie vom Blitz getroffen richtete sich Dany auf. Sie schien sogar zu erröten.
Auch Ralen setze sich auf. "Was ist mit Agnor?", fragte er, mehr zu sich als zu Dany. "Unter Euch!", rief sie hysterisch. Ralen rollte sich von dem Prinzen herunter, um ihm zu helfen. Doch als er dessen Kopf sah, wusste er, dass Agnor nicht mehr zu helfen war. Der Hals hatte sich auf ganz unnatürliche Weise verdreht. "Er ist tot." Entsetzt schlug sich Dany die Hände vors Gesicht. Tränen quollen aus ihren Augen. Ralen richtet sich auf, klopfte sich den Staub aus der Kleidung und wandte sich wieder der Tür. Schnell schob er die letzten Smaragde in ihre Position.
Als das Fürstenbild auf der Tür erschien, wurde der Raum von einem grellen Licht erfüllt. Knarrend schob sich das schwarze Tor auf.

"Kommt." Ralen machte sich auf, die Tür zu durchqueren. "A...aber...was ist mit Agnor? Wir können ihn doch nicht einfach so liegen lassen!" Dany hatte sich erhoben und wischte sich energisch die Tränen aus dem Gesicht. "Er hat sein Leben für uns gegeben!", protestierte die Dunmer, "Wir sollten ihm Ehre erweisen!"
Mit kaltem Blick sah Ralen Dany an. Sie zuckte unter diesem Blick zusammen. "Wir", erklärte Ralen kühl, "können nichts mehr für ihn tun. Seine Tat war edel, gewiss, doch für uns zählt jetzt vordergründig die Bergung der Scheibe. Sollten wir leben hier herauskommen, werden wir ihm die Ehre erweisen, die ihm gebührt. Verstanden?" Eingeschüchtert nickte Dany. "Gut. Jetzt kommt." Gemeinsam traten die beiden Dunmer durch die Tür.

***


Auf der anderen Seite erwartete sie ein Höhlenkomplex ungeahnten Ausmaßes. Stockfinster türmte sich der Fels meterhoch auf. "Ich sehe kaum etwas", beschwerte sich Dany. Ralen seufzte. Lange würde er es nicht mehr mit ihr aushalten. Diese Frau raubte ihm mit ihrem ständigen Gejammer den letzten Nerv. "Wartet hier." Ohne auf eine Antwort der Dunmer zu warten, kehrte er in die Halle zurück. Von einer der Säule nahm er eine Fackel und durchquerte erneut die Obsidian-Tür.
Das flackernde Licht erleuchtete die Höhle und gab deren schreckliches Geheimnis Preis: Der Boden war bedeckt mit Knochen und verwester Kleidung.
"Bei den Göttern..." Ralen ließ die Fackel durch den Raum wandern. Überall waren die skelettierten Überreste der letzten Abenteurer, die die Scheibe suchten, zu sehen. "Was wohl mit ihnen geschehen ist?" Ängstlich wagte sich Dany weiter in die Höhle hinein. "Wartet auf mich!" Schnell schloss Ralen zu ihr auf. Sie waren gerade einmal zehn Schritte in die Höhle gegangen, als ein Knarren sie herumfahren ließ. Entsetzt bemerkte Ralen, woher das Geräusch kam: "Die Tür!" Doch bis er an dem Tor ankam, hatte es sich bereits geschlossen. Zornig schlug Ralen mit der Faust gegen das Obsidian. "Verdammt!", fluchte der Dunmer, "Wir sind gefangen!" "Was machen wir jetzt nur?" Nervös blickte sich Dany um. "Wir gehen weiter hinein, sonst bleibt uns ja nichts anderes übrig." Entschlossen ging Ralen in die Höhle hinein. Dany schmiegte sich ängstlich an seinen Arm. Mit einer Grimasse ließ er ihre Anhänglichkeit über sich ergehen.
Nach einer Weile in den Tunneln erreichten sie eine große Höhle. Auch hier lagen viele Skelette auf dem Boden. Und es lag ein seltsamer Geruch in der Luft. "Schwefel", meinte Ralen. Was konnte dieser Geruch nur bedeuten? Dany wollte gerade etwas sagen, als ein tiefes Grollen die Höhle durchdrang. "Was war das?"
"Das kann ich Euch sagen", hörte Ralen eine Stimme hinter sich sagen. Erschrocken fuhr der Dunmer mit der Fackel in der Hand herum. Wie aus heiterem Himmel war ein Mann hinter ihnen aufgetaucht. Naja, Mann war wohl ein wenig übertrieben. Die Gestalt war halb durchsichtig und leuchtete in einem unheimlichen Grün. "Ein Geist..." Ralen musste schlucken. War der Geist ihnen feindlich gesonnen? Es gab nur eine Möglichkeit, dass heraus zu finden.


"Nennt mir Euren Namen und Eure Profession!", befahl Ralen dem Geist mit viel Selbstbewusstsein in der Stimme. Der Untote sah ihn aus grünen Augen an, dann antwortete er: "Mein Name ist Ser Martyn und ich bin Drachentöter." Ralen rutschte das Herz in die Hose, Dany stieß einen unterdrückten Schrei aus. Drachentöter. Das bedeutete, es gab hier einen Drachen. Das würde auch die Inschrift an der Obsidian-Tür erklären. "U...und", stotterte Ralen, "Was macht Ihr hier, Ser?" Der Geist lachte. "Was wohl? Einen Drachen töten natürlich! Jedenfalls versuche ich es! Seit Hunderten Jahren bin ich hier gefangen, bis ich diese Ausgeburt der Hölle getötet habe! Erst dann kann ich Frieden finden!"
"Was hat Euch der Drache getan?", fragte Dany. Ralen besah sie mit einem vernichtenden Blick. Sie zuckte zusammen. Doch es war zu spät, um ihre dämliche Frage rückgängig zu machen. Der Geist antwortete zornig: "Diese Bestie hat meine Frau und meinen Sohn ermordet! Er hat mein Haus und Grund in Brand gesteckt und meine Gefolgsmänner gefressen! Das hat er getan!" Ser Martyn blickte die beiden Dunmer nun misstrauisch an. "Und was seid Ihr? Welchem Teil Oblivions seid Ihr entstiegen? Ihr habt die Statur der Chimer, doch nicht ihre Hautfarbe."
Ralen glaubte, er hatte sich verhört. Chimer? Dieser Ritter musste zur Zeiten Indoril Nerevars hier herunter gestiegen sein. Das wäre schon mehrere Jahrhunderte her. "Wir sind Dunmer", erklärte Ralen dem Geist schließlich, "wir sind...Vettern der edlen Chimer. Sagt, Ser Martyn, wo befindet sich dieser Drache?" Der Geist deutete weiter in die Höhle hinein: "Dort sitzt der Lindwurm und labt sich an den Überresten der letzten Wagemutigen, die ihm zu nahe kamen."

Dany sog erschrocken Luft ein. Ralen musste auch schlucken. Ein Drache. Damit hatte er nicht gerechnet. Er versuchte sich an die Inschrift des Tores zu erinnern: sie müssen den ewigen Zwist beenden, sonst würde die Zeit verschlingen. Der Dunmer seufzte. Anscheinend mussten sie Ser Martyn helfen, den Drachen zu töten.
"Wir werden Euch bei Eurer Quest unterstützen, Ser Martyn", erklärte Ralen dem Geist. Der Drachentöter begann zu lächeln. "Ausgezeichnet. Folgt mir." Ser Martyn zog sein Schwert und ging tiefer in die Höhle hinein. Ralen und Dany folgten seinem Beispiel und hielten sich dicht hinter ihm...
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Jagar
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Kapitel 8: Der Ritter und der Lindwurm

Beitragvon Jagar » Mi 17 Apr, 2013 13:50

Ein Drache. Ralen lief Ser Martyn wie im Traum hinterher. Sie mussten einen Drachen töten. Wie sollten zwei im Kampf mehr oder weniger unerfahrene Dunmer gegen eine der intelligentesten, stärksten und boshaftesten Kreaturen Tamriels bestehen? Er hatte keine Ahnung. Sie mussten sich wohl oder übel auf die Hilfe des geisterhaften Ser Martyn verlassen.
Während sie tiefer in die Höhle vordrangen, nahm der penetrante Geruch von verfaulten Eiern, der vom Schwefel ausging, immer mehr zu. Dany, die sich mittlerweile eng an Ralen schmiegte, hielt sich die Hand vor den Mund. "Es stinkt", murrte sie gedämpft. Genervt rollte Ralen mit den Augen. Hoffentlich frisst der Drache sie, dachte er sich, sonst muss ich ihr die Zunge herausschneiden.
Nach einer ganzen Weile zu Fuß erreichte die Gruppe schließlich die ersten Ausläufer einer großen Höhle. Hitze schlug Ralen entgegen. Der Drache musste ganz nahe sein. "In dieser Höhle ist die Bestie", bestätigte Ser Martyn Ralens Vermutung. "Habt Ihr einen Plan?", fragte er den Geisterritter.

"Wir töten ihn." Ohne auf Ralens bestürztes Gesicht zu achten, ging Ser Martyn in die Höhle hinein. Mit einem dunmerischen Fluch folgte Ralen ihm. Dany blieb nichts anders übrig, als ebenfalls mit zugehen. Ihr stand die blanke Angst ins Gesicht geschrieben. Doch auch Ralen wollte sich nichts vormachen. Auch ihm lief der Angstschweiß in Strömen herab. Als Dany ihn danach fragte, schob er es auf die Hitze in der Höhle. Es war zwar tatsächlich so heiß wie in einem Backofen, allerdings war Ralens Schweiß eher kalter Natur.
Schließlich fanden sie den Hort des Drachen. Ralen und Dany blieben gut hundert Schritte vor der Bestie stehen. Zunächst bemerkte der Lindwurm die Eindringlinge nicht. Erst als Dany erschrocken quiekte, öffnete er die Augen. Der Drache reckte seinen schwarzen schuppigen Hals in die Höhe und betrachtete die Neuankömmlinge neugierig aus roten Reptilienaugen. "Ah", zischte er auf Aldmeri, "wie ich sehe bringt mein alter paal neues slen. Hofft ihr dieses Mal auf einen zindro?" Ser Martyn reckte sein grünliches Schwert gegen den Drachen. "Schweigt, Wurm!", rief der Ritter wütend, "Es ist an der Zeit! Heute hat Euer letztes Stündlein geschlagen!"
Der Drache stieß ein belustigtes Zischen aus. "Denkt Ihr, Ihr könntet Euch von Eurem feyn befreien, edler Ritter?" Er bleckte die Zähne. "Unmöglich!" Dann sah er zu Ralen und Dany. "Ihr! Ich bitte Euch, beendet diese Scharade. Beendete den feyn! Befreit diesen dovah!" Ralen schaute verwirrt drein. Der Drache sprach zwar fließend Aldmeri, streute aber immer wieder fremde Wörter in seine Sätze, die der Dunmer nicht verstand.

Bevor Ralen etwas erwidern konnte, fuhr ihm der Drachentöter Martyn ins Wort. "Genug! Kämpft endlich!" Der Ritter stürmte mit erhobenem Schwert auf den Drachen zu. Dieser brüllte drei Worte in dieser seltsamen Sprache: "YOL! TOOR! SHUL!" Unvermittelt brach Feuer aus dem Maul der Bestie und umhüllte Ser Martyn. Ralen konnte Dany gerade noch zur Seite reißen, sonst wären sie beide wohl schon zu Asche zerfallen.
Vom Boden aus sah Ralen, wie Martyn aus der Flammenwand hervorbrach und nach dem Kopf des Drachen stach. Die Geisterklinge durchdrang spielend die schwarzen Schuppen des Lindwurms. Gleißendes Licht erfüllte im nächsten Moment die Höhle. "Was zum...?" Das Licht umhüllte die beiden Dunmer und sie konnten nichts mehr sehen...

"Ho! Seid Ihr hier um mir zu helfen?" Ralen blickte in die grünlichen Augen eines geisterhaften Wesens. "H...helfen?" "Ja! Um den Drachen zu töten!" "Drache?", brach es erschrocken aus Dany hervor. "Genau!" Der Geist deutete in den Gang. "Dort versteckt sich ein niederträchtiger Lindwurm, der schon viel Leid über dieses Land gebracht hat. Mein Name ist Ser Martyn und ich habe geschworen, die Bestie zur Strecke zu bringen!" Irgendwie hatte Ralen ein seltsames Gefühl. Was war das nur? Die Tatsache, dass Ser Martyn ein Geist war oder dass hier ein Drache hauste, schien den Dunmer nicht wirklich zu überraschen. "Wir helfen Euch", antwortete Ralen bestimmt. Woher diese Überzeugung kam, wusste er nicht.
Der Drache schien sie zu erwarten. "Ihr seid zurück", zischte er, "Bereit für einen zweiten Anlauf?" "Zweiter Anlauf?", fragte Dany verwundert, "Was meint er nur damit?" In Ralens Gehirn ratterte es derweil. Wieso kam ihm diese ganze Situation so bekannt vor? Es war fast so, als hätte er es schon einmal erlebt. "Ihr werdet jetzt sterben, Wurm!", schrie Martyn und wollte sich auf den Drachen stürzen.
"Halt!" Ralen stellte sich vor den Ritter. "Wartet! Ich will erst Antworten von ihm!" Martyn funkelte ihn wütend an, steckten dann aber sein Schwert zurück in die Scheide. "Ah", sagte der Drache zu Ralen, "der Fahliil ist schlauer als der Ritter. Sagt mir, kiin, was wollt ihr von einem alten dovah wie mir wissen?" Der Dunmer musste seine Furch hinunter schlucken bevor er dem Drachen antworten konnte: "Was geht hier vor? Wieso fühlt es sich so an, als wäre das alles schon einmal passiert?"

Ser Martyn sog bei Ralens Frage erschrocken Luft in seine geisterhaften Lungen. Der Drache dagegen schnaubte zufrieden. "Ausgezeichnet. Endlich ein Sterblicher, der die Wahrheit dieses Ortes erkennt. Einer, der die Prophezeiung der Tür versteht. Der den feyn...Fluch...durchbrechen kann. Ich gebe Euch Eure Antwort, Fahliil. Wir sind verflucht, dovah und Ritter gleichermaßen. Jedes Mal, wenn der Ritter einen tödlichen Streich gegen mich sendet, beginnt der Kampf von neuem. Die Tiid, die Zeit, ist verflucht an diesem Ort. Verflucht durch die Krone des jun Galaril. Der feyn kann nur aufgehoben werden, wenn der Kreislauf meines Todes durchbrochen wird." Der Drache sah zu Martyn, dann wieder zu Ralen. "Tötet den Geist des Ritters", beschwor er den Dunmer, "Dann werdet Ihr erhalten, weswegen Ihr gekommen seid."
Nun mischte sich Ser Martyn endlich in das Gespräch ein. "Verräterisches Schlange! Wagt es nicht, den Geist meiner Gefährten zu vergiften!" Nun zog der Ritter wieder sein Schwert und ging zum Angriff über. Doch auch Ralen griff zu seinem Degen und schlug nach dem Geist. Klirrend prallten die beiden Klingen aufeinander.
"Verräter!", fuhr Martyn Ralen an, "Der Drache hat auch den Kopf verdreht!" Ralen gab nichts zurück, sondern begann, Martyn mit schnellen Stichen seiner Waffe zu traktieren. Der Geist schien keine Müdigkeit zu kennen, im Gegensatz zu dem Dunmer. Mit jeder Attacke wurden Ralens Arme schwerer. Lange konnte er nicht mehr gegen den Geist bestehen.

Unverhofft kam ihm Dany zur Hilfe. Bis jetzt hatte sie sich mehr durch Gejammer ausgezeichnet, aber nun kämpfte sie Seite an Seite mit Ralen gegen Ser Martyn. Aber selbst zu zweit stellten die Dunmer keine Bedrohung für den Geist dar. Er streckte beide mit einem Hieb der flachen Seite seines Schwertes nieder. "Um Euch kümmere ich mich später", drohte Martyn den Mer.
Die Ablenkung war jedoch perfekt. Da Martyn mit den Dunmer beschäftigt war, konnte sich der Drache auf einen Gegenangriff vorbereiten. Mit seinen rassiermesserscharfen Zähnen schnappte er nach dem Geist. Ser Martyn konnte nicht mehr ausweichen. Seine grünliche Gestalt wurde förmlich zerrissen und löste sich in Luft auf.
Der Drache stieß einen zufriedenen Laut aus. "Endlich! Der feyn ist gebrochen! Die tiid fließt wieder in geordneten Bahnen! Der dovah ist endlich wieder frei. Nach all den Jahren! Nun werde ich Euch all Eure Fragen beantworten, fahliil." Der Drache senkte den Kopf und wartete auf Ralens Erwiderung.

Der Dunmer rappelte sich auf und sah dem schwarzen Ungetüm in die Augen. "Zunächst", begann der Dunmer, "würdet Ihr so freundlich sein, und mir Euren Namen verraten?" Der Drache nickte. "Sehr wohl, mein Retter. Mein Name lautet Munaxsosvokun." Ralen neigte den Kopf. "Muna....Munaxos....Munaxsos...?" Munaxsosvokun schnaubte verächtlich, ob der Tatsache, dass Ralen seinen Namen nicht korrekt aussprechen konnte. "Nennt mich einfach Munax. Damit können wir beiden leben, fahliil. Wie lautet Eure nächste Frage?" Ralen dachte nach, bevor er fragte: "Wer war hat Euch mit diesem Fluch belegt?" Versöhnlich neigte Munax den Kopf um mit Ralen auf einer Höhe zu sein. "Eine weise Frage, fahliil. Die Magier des jun, die sich selbst Zacken nennen, habe die Macht der Krone benutzt, um mich und Ser Martyn hier zu binden. Sie hielten es wohl für amüsant, den ewigen Zwist zwischen uns als Prüfung zu missbrauchen. Das war, bevor die Krone sie korrumpierte."
"Wie meint Ihr das?", hakte Ralen nach. Munax blähte die Nüstern. "Die Macht, die der Krone innewohnt, hat ihre dunkle Seite gestärkt. Zunächst erdachten sie sich diese Prüfung, um einen würdigen Nachfolger ihres jun, ihres Königs, zu finden. Als sich nach vielen Jahrzehnten aber niemand fand, kamen die Zacken zu dem Ergebnis, das nur sie die Macht der Krone nutzen durften. Sie beließen diese Prüfung jedoch zu ihrem eigenen perversen Vergnügen." Der Drache knurrte verächtlich.
"Und die Schlüsselscheibe? Ist sie noch hier?" Ralen musste einfach wissen, ob ihre Reise hierher nicht umsonst war. War Agnors Opfer am Ende vergebens? Munax zischte, bevor er eine Antwort gab: "Das ist also Euer Begehr, fahliil? Nun gut. Die Schlüsselscheibe ist noch hier. Ich bin ihr Wächter, aber Ihr habt Euch als würdig erwiesen. Ihr habt den Zwist zwischen mir und Martyn beendet, indem Ihr seine Lügen durchschaut habt. Ihr habt Euch auf die Seite des dovah gestellt und gesiegt. Die Scheibe soll Euer sein, fahliil." Munaxsosvokun trat zur Seite und gab den Blick auf ein Podest frei. Dort lag eine malachitfarbene Scheibe, die auf verschiedenen Erhöhungen stand. "Nutzt sie", erklärte Munax, "um die Zacken zu besiegen und die Krone an Euch zu nehmen. Die Scheibe wird Euch den Weg zu den Schurken weisen. Vernichtet sie!"

Bevor sich Ralen und Dany auf den Rückweg machten, musste Ralen noch etwas wissen: "Sagt mir, edler Drache, stimmt es was Martyn sagte? Habt Ihr wirklich seine Land angegriffen und seine Männer ermordet?" Verärgert knurrte der Drache. "Wie könnt Ihr es wagen?! Ich habe gedacht, Ihr habt seine Lügen durchschaut! Martyn war ein Tyrann, der einen Drachen als Schosstier halten wollte. Ich habe mich nur verteidigt!" Munax hoben drohend die Flügel und stieß ein kurzes "Yol!" aus, was die Luft zum Flirren brachte.
Ralen und Dany duckten sich unter dem Feuer hinweg. "Entschuldigt!", versuchte Ralen den Lindwurm zu besänftigen, "Ich hatte nicht die Absicht, Euch zu beleidigen. Verzeiht." Dany kauerte sich hinter Ralen, doch der Drache senkte wieder den Kopf. "Ich nehme Eure Entschuldigung an, fahliil. Jetzt geht!" Ohne ein weiteres Wort erhob sich der Drache in die Luft, riss mit einen gewaltigen "FUS RO DAH!" die Höhlendecke weg und verschwand im Morgengrauen.

"Was jetzt?", fragte Dany hinter Ralens Rücken hervor. "Wir gehen zurück. Dann schauen wir, wo die Scheibe uns hinführt." Die Dunmer machten sich auf, wieder an die Oberfläche zu gelangen...

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Kapitel 9: Die Expedition zur Schwarzen Insel

Beitragvon Jagar » Di 07 Mai, 2013 07:54

"Das ist sie also..." Ehrfürchtig strich Ragnos der Weise mit Hand über die Malachitscheibe, die Ralen und Dany aus der Akademie zurückgebracht hatten. "Nach all den Jahrzehnten, in denen ich vergeblich nach ihr gesucht habe, gewährt Azura mir im Winter meines Lebens doch noch die Gnade, die Scheibe mit eigenen Augen zu sehen." Mit feuchten Augen sah er Ralen und sein Nichte an. "Ich danke Euch. Ihr habt einem alten Mann seinen Lebensabend versüßt." Dany nahm die Hand ihres Großvaters in die ihre. "Es war uns eine große Ehre, Ragnos..."
Stumm blickte der alte Mann von ihr zu Ralen, dann zu Pol, Falendril und Jules. "Was ist mit dem Maormer geschehen?", wollte Ragnos wissen. Verblüfft sah Ralen zu Dany, die aber nur mit den Schultern zuckte. Woher wusste der Alte nur von Agnor? "Er...", begann Dany stockend, bevor Ralen ihr ins Wort fiel: "Er ist tot, Meister Ragnos. Er gab sein Leben, damit wir die Schlüsselscheibe bergen konnten."
"Und seine Leiche?", fragte Ragnos, während er seine Augen nicht von der Scheibe abwenden konnte. "Nun...wir beschlossen sie mitzunehmen, sobald wir die Scheibe hätten. Doch als wir zurückgingen, war er verschwunden. Wahrscheinlich..." Ralen musste schlucken, denn die Sache war mehr als unangenehm. "Wahrscheinlich haben die Ogrims ihn gefressen."

"Verstehe." Ragnos erhob sich umständlich, wobei er von Dany gestützt wurde. Wankend lief der alte Dunmer zu einem Tisch. "Dann wollen wir einmal sehen, wohin die Scheibe uns führt." Ralen nickte. Er legte zunächst Hassildors Aufzeichnungen auf den Tisch und nahm dann die Schlüsselscheibe in die Hand. Sie bestand aus drei Ringen, an denen Erhebungen befestigt waren, die höchstwahrscheinlich in die Vertiefungen des Ledereinbandes passten. In den innersten Ring war ein schwarzer Diamant eingefasst. Die Ringe selbst waren mit Drachen-Runen verziert. Agnor hätte sie bestimmt entziffern können.
Ralen stellte die Scheibe auf den Einband und drehte die Ringe, bis sie in die Vertiefungen einrasteten. Es dauerte eine Weile, doch dann fand er die richtige Einstellung. "Und jetzt?", fragte er ungeduldig, da nicht gleich etwas geschah. "Gemach", beschwor Ragnos ihn, "Sieh doch." Und tatsächlich: die ganze Scheibe begann zu glühen. Erst der Malachit, dann die Runen und zuletzt der Diamant in der Mitte.
Die Anwesenden betrachteten das Schauspiel mit großen Augen. Langsam und klickend zogen sich die Erhöhungen in die Scheibe zurück, sodass sie direkt auf dem Einband auflag. Ein heller Strahl drang aus dem Diamanten, verbreitete sich und warf eine Lichtfläche an die Decke. Sonst geschah nichts mehr.

Fassungslos betrachtete Ralen die Scheibe. Nichts! Es war nichts geschehen, was helfen konnte, die Krone zu finden! "Dieses verfluchte Stück Gestein!" Der Dunmer wollte schon die Hand ausstrecken um die Scheibe zu zerschmettern, als ihm Ragnos Gesicht auffiel. Der Alte starrte mit offenem Mund an die Decke, dorthin wo die Scheibe Licht warf.
Nun hoben auch die anderen ihren Blick. Jedem fiel die Kinnlade herunter, als er sah, was sich an der Decke abspielte. Ralen fand als erster seine Stimme wieder. "Eine Karte...", flüsterte er andächtig. "Aber wieso ist das Buch verschlüsselt, wenn die Scheibe nichts entschlüsselt?", wollte Dany wissen. Lächelnd ließ Ragnos wieder auf seinem Diwan nieder. "Ich habe da eine Vermutung. Was hat der Drache zu euch gesagt? Früher wollten die Zacken, dass die Krone gefunden wurde?" Dany und Ralen nickte. "Verstehe. Dann gab es zur Schlüsselscheibe einen entsprechenden Gegenpart, einen Schlüsselstein in den sie eingesetzt werden musste. Aber die Zacken zerstörten den Stein, als sie korrumpiert wurden. Hassildor war und ist wahrscheinlich der vernünftigste der Magier und deshalb fertigte er ein Buch mit denselben Vertiefungen wie auf dem Stein an." "Und durch die Verschlüsselung stellte er sicher, das nur die Würdigen hinter das Geheimnis des Buches kamen", beendete Ralen Ragnos' Vermutungen.
Der Alte nickte. "So ist es. Viele Forscher, Magier und Glücksritter haben versucht, das Geheimnis zu lüften, der hinter den Runen lag. Doch es gibt keines. Vermutlich hat Hassildor sich die Runen selbst ausgedacht und sie machen gar keinen Sinn. Das wichtigste ist jetzt aber." Ragnos deutete auf die Decke. "Das wir die Karte zu der Krone haben. Ralen, stell das Buch so, dass die Karte an die Wand projiziert wird." Pflichtbewusst kam Ralen dem Wunsch des Alten nach.

"Hmm..." Nachdenklich betrachtete Jules die Karte. "Das sind die Summerset-Inseln. Hier liegt Artaeum. Aber diese Insel..." Der Bretone deutete auf einen schwarzen Fleck, der etwa zweihundert Meilen südlich der Inseln lag. "Der ist auf keiner Karte verzeichnet, soweit ich weiß. Ich glaube, dort liegt die Krone." Mit einem Nicken stimmte Ralen ihn zu. "Gut. Dann sollten wir uns jetzt für eine Expedition bereit machen."
Die Gruppe wandte sich zum Gehen, doch ein gerufenes "Halt!" ließ sie förmlich erstarren. Pol war es, der gerufen hatte. Der Argnoier stand nervös da, seine Augen zuckten zwischen der Karte, der Scheibe, Ragnos und dem Rest hin und her. "Was gibt es?", wollte Ralen mit ungeduldigem Unterton in der Stimme wissen. "Seid ihr alle wahnsinnig?! Ihr wollt auf eine Insel reisen, die auf keiner Karte verzeichnet ist, auf der es wahrscheinlich von Monstern wimmelt, dort gegen eine Gruppe untoter Magier antreten, um ein Artefakt an euch zu bringen, dass euch wahrscheinlich ebenfalls korrumpiert?"
Ralens Augen verengten sich zu Schlitzen. Ragnos hatte Recht gehabt. Argnoiern waren die Feinde seines Volkes und man konnte ihnen nicht trauen. "Er hat nicht Unrecht." Überrascht sah Ralen den alten Dunmer an. "Meister Ragnos?" "Es stimmt, was er sagt", erklärte Ragnos, "auf der Insel wird es von Fallen und Monstern nur so wimmeln. Ihr braucht Hilfe. Ich rate dir, Ralen, mit deinem Vater und deiner Schwester zu sprechen. Sie können dir die Hilfe geben, die du benötigst. Und mit der Scheibe und der Karte müssen sie dir glauben."
Ralen atmete schwer aus. "Ihr habt wohl Recht. Es wird nicht einfach, aber ich werde für die Krone den Bittsteller spielen. Mit einem Lächeln entließ Ragnos die Gruppe. Pol stand noch einige Sekunden verdattert da, bevor er ihnen folgte. "So hatte ich das nicht gemeint!", jammerte er, da seine Worte falsch ausgelegt wurden. Eigentlich wollte er keine Hilfe, sondern das die Expedition auf Eis gelegt wurde...
* * *


"Du willst WAS von mir?" Tara war von ihrem Stuhl aufgesprungen und sah Ralen herausfordernd in die Augen. "Hmm, ich wusste gar nicht, dass du schwerhörig bist", entgegnete er spitz, bevor er gelassen fort fuhr: "Ich sagte, ich möchte, dass du mich auf eine Expedition auf eine nicht kartographierte Insel begleitest, die von Monstern verseucht ist." "Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!", schrie seine Zwillingsschwester in an.
"Beruhig dich." Eine ruhige, tiefe Stimme erfüllte den Raum. Taras Muskeln entspannten sich wieder und sie ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. "Tut mir leid, Vater." Ihr Vater blickte von seiner Tochter zu seinem Sohn. "Meinst du es wirklich ernst, mein Junge." Ralen nickte. "Und hast du Beweise, dass die Insel existiert? Die Schwarze Krone ist eine alte Sage, aber steckt in ihr auch Wahrheit." Auf diesen Augenblick hatte Ralen gewartete. Kurz und bündig berichtete er von den Angriff Hassildors, dem geheimen Lager unter der Magierakademie, der Obsidian-Tür, dem Ritter und dem Drachen. Zu guter Letzt zog er die Schlüsselscheibe aus seiner Umhängetasche hervor, setzte sie wieder auf das Buch und projizierte die Karte an die Decke.
"Hmmm...das sind abenteuerliche Geschichten, die du mir hier auftischst", meinte sein Vater. Tara grinste triumphierend, während Ralen enttäuscht zu Boden blickte. "Jedoch..." Ralens Kopf zuckte hoch und suchte den Blick seines Vaters. "Jedoch", sagte dieser noch einmal, "kann ich die Beweise, die du mir gebracht hast nicht ignorieren. Die Tatsache, dass es eine Schlüsselscheibe mit so einer Karte gibt, reicht aus, um auch die Existenz der Krone zu belegen. Du bekommst deine Expedition, Ralen. Und deine Schwester wird dich begleiten."

Tara machte ein noch ungläubigeres Gesicht als zuvor. "Ich...was?! Vater! Ihr wollt, dass ich ihn bei diesem törichten Hirngespinst unterstütze?! Das kann doch nicht Euer Ernst sein! Ihr scherzt doch!" "Ich scherze nie", gab ihr Vater kühl zurück. "Du wirst ihn begleiten. Ich stelle euch beiden ein Schiff zur Verfügung und zehn Söldner. Dass sollte reichen, um mit den Monstern fertig werden. Um die Zacken musst du dich dann kümmern, Tara." Die Magierin murmelte etwas unverständliches vor sicher hin.
"Dann ist es entschieden." Der Vater der Rethan-Zwillinge erhob sich. "Brecht morgen auf und bringt mir die Krone. Das Haus Rethan soll in neuem Glanz erstrahlen." "Ja, Vater", sagten die Geschwister und wollten sich gerade aus dem Zimmer zurückziehen, als die Tür aufschwang. Mit einem langgezogenem "Nein!" fiel Ella Ralen in die Arme. "Geht nicht!", bat sie ihren Ehemann weinend, "Bitte!" Sanft löste sich Ralen aus ihrem Griff. "Das geht nicht, meine Liebe. Ich bin zu weit gekommen, um jetzt kurz vor dem Ziel aufzugeben."
"Dann...nehmt mich mit!" Ralen nahm ihre Hände in die seinen. "Das geht doch auch nicht. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas passieren würde." Energisch schob Ella Ralen von sich weg, verschränkte die Arme und sah ihn herausfordernd an. "Ich komme mit", wiederholte sie entschlossen, "oder mein Vater wird von diesem Unterfangen erfahren! Ich bin eine ebenso gute Magierin wie deine Schwester! Ich wäre dir von Nutzen!" Verdutzt sah Ralen seine Frau an. Erpressung! Sie erpresst mich! Tara musste breit grinsen und auch sein Vater konnte sich ein schmales Lächeln nicht verkneifen. "Gut", seufzte Ralen, "du darfst mitkommen. Aber bereite dich gut vor. Morgen brechen wir auf." Jauchzend küsste sie ihn und verschwand dann.

* * *


"Wie lange werden wir wohl brauchen?" Jules sah Ralen an, während sie auf dem Marktplatz standen, um Vorräte für die Expedition zu kaufen. "Hm?" Ralen hatte nicht genau zugehört, da er gerade mit einem Händler über den Preis der Nahrungsmittel verhandelt hatte. "Wie lange unsere Fahrt dauern wird", wiederholte Jules seine Frage. "Nun ich bin kein Nautiker, aber mein Vater hat uns eine Kogge zu Verfügung gestellt. Dieses Schiff fährt bei einer Windstärke von drei etwa dreieinhalb Knoten, bei Windstärke sechs Knoten. Die Insel ist etwa zweihundert Meilen südlich von den Inseln. Würden wir am südlichsten Punkt losfahren, würde die Fahrt etwa drei Tage dauern, bei guten Windverhältnissen vielleicht auch nur zwei. Da wir uns aber im Norden von Summerset befinden, werden wir denke ich fünf Tage bis eine Woche für die Überfahrt benötigen." Jules kratzte sich am Kopf und sagte nur "Ah..."
Sie räumten gerade die Vorräte in den Karren, als Ralens Blick auf eine Gestalt in einem langen schwarzen Gewand mit entsprechender Kapuze. Sie lehnte an einer Hauswand und aß genüsslich einen roten Apfel. Ralen schien es so, als würde der Mann den Marktplatz überwachen. Es könnte eine Zacke sein, dachte sich der Dunmer erschrocken, doch sofort schüttelte er den Gedanken wieder ab. Nein, die Zacken hätten schon längst angegriffen. Neugier packte den Dunmer und er entschloss sich, den Fremden näher in Augenschein zu nehmen. "Fahr schon einmal zum Hafen", bat er Jules, der schon auf dem Karren saß. "Wieso?", wollte sein Kommilitone wissen. "Ich hab noch etwas zu erledigen." Ralen setzte sich bereits in Bewegung, weshalb Jules keine Fragen mehr stellen konnte. Schulterzuckend trieb er die Maultiere an.
"Entschuldigt, mein Herr?" Mit drei Schritten Abstand sprach Ralen den Fremden an. Dieser blickte auf und sah dem Dunmer in die Augen. Unter der Kapuze erschien ein Gesicht eines Kaiserlichen mit Drei-Tage-Bart. "Was kann ich für Euch tun?", fragte der Mann bevor er wieder von seinem Apfel abbiss. "Ich wollte nur wissen, ob Ihr ein Söldner seid. Ich plane eine Expedition und brauche jeden Mann und jede Frau, die fähig ist", erklärte Ralen vorsichtig. Eigentlich benötigte er keine Söldner mehr, doch er wollte herausfinden, was dieser Mann hier zu suchen hatten.
Lachend winkte der Mann ab. "Ein Söldner? Nein. Aber ich bitte dennoch spezielle Dienstleistungen an. Wenn Ihr mich nun entschuldigt. Das Geschäft ruft." Der Mann schmiss die Reste seines Apfels auf den Boden und überquerte dann den Marktplatz. Zurück blieb ein verdutzter Ralen. "Spezielle Dienstleistungen? Was soll das denn bedeuten?" Mit einem Schulterzucken machte er sich auf, ebenfalls zum Hafen zu gelangen, wo die Expedition auf die Schwarze Insel endlich beginnen sollte...

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Kapitel 10.1: Die Schwarze Krone der Macht, Teil 1

Beitragvon Jagar » Mi 15 Mai, 2013 08:23

"Bereit zum Ablegen?" Der Kapitän der Kogge nickte. Sie hatten ihre Vorräte verstaut und ihre Ausrüstung an Bord gebracht. Ralen blickte das Schiff an, das sie sicher zur Schwarzen Insel bringen sollte. Es war sicherlich nicht das schlechteste Schiff der Summerset-Inseln, aber bestimmt auch nicht das beste. Ralen wäre ein schnelleres lieber gewesen, denn er konnte es kaum mehr erwarten, die Krone endlich in den Händen zu halten. Er hatte keine Idee, was er mit dem Artefakt anstellen sollte, ihm ging es nur um den Ruhm. Sollte sein Vater doch damit machen, was immer er wollte.
Der Dunmer ließ den Blick über seine Gefährten wandern. Die zehn Söldner seines Vaters, der Kapitän des Schiffes, seine Schwester Tara, seine Frau Ella, die Studenten Jules, Pol und Falendril und dann noch Ragnos Nichte Dany. Keine besonders erfahrene Mannschaft, wenn man von den Söldnern absah. Sie alle waren noch halbe Kinder und sollten jetzt so eine wagemutige Expedition unternehmen? Zweifel nagten an Ralen. Würden sie alle lebend zurückkehren?
Ellas Blick traf den seinen und die Altmer lächelte ihn an. Die Wärme kehrte in Ralens Herz zurück und neue Zuversicht überkam den Dunmer. "Ja", sagte er leise zu sich selbst, "ja wir können das schaffen! Gemeinsam können wir die Krone bergen." "Alle Mann an Bord!", rief der Kapitän. Behände sprang Ralen vom Kai hinüber auf die Planken. Sein Kettenhemd, über dem er einen scharlachroten Überwurf mit dem schwarzen Fuchs der Rethans trug, klirrte leise. Die anderen trugen dieselben Rüstungen, nur Taras Kettenhemd und Überwurf waren ein wenig länger und glichen mehr einem Rock.
"Leinen los!" Eifrig warf die Mannschaft der Kogge die Taue an Bord. Knarrend wurden die Segel gehisst. Eine frische Brise fuhr in den Stoff und schob das Schiff langsam aus dem Hafen. Ralen stand am Heck und sah auf Erstburg, das sich immer weiter von ihm entfernte. In einer Woche hätten sie die Schwarze Insel erreicht. Seufzend zog sich der Dunmer in seine Kabine zurück.

* * *


Ein Klopfen riss Ralen aus seinen Träumen. Gähnend erhob er sich aus seinem Bett und achtete darauf, Ella, die neben ihm lag, nicht zu wecken. Erneut klopfte es. Mit einem stillen Fluch öffnete Ralen die Kajütentür. Dahinter kam Tara zum Vorschein. "Was willst du?", fragte er ein wenig unfreundlich ob der späten Störung. "Ich möchte mit dir reden", flüsterte seine Zwillingsschwester. "Unter vier Augen." Ralen blickte über seine Schulter. Ella schien noch zu schlafen, aber ihr Gespräch würde sie sicher wecken. "Gehen wir zu dir", schlug er deshalb vor. Tara nickte und sie machten sich zu ihrer Kajüte auf.
"Wie gesagt", begann Ralen, als die Tür ins Schloss gefallen war, "Was willst du?" Tara ließ sich auf ihrem Bett nieder, strich sich die roten Locken aus dem Gesicht und sah ihrem Bruder lange schweigend in die Augen, bevor sie fragte: "Was glaubst du, will Vater mit der Krone?" Ein Stöhnen entfuhr Ralen. "Darum weckst du mich? Woher soll ich denn das wissen? Mir hat er nichts erzählt. Er sagte doch, er wolle unsere Familie zu altem Glanz zurückführen." "Und wie?" In Taras Blick lag Verwirrung und Furcht. "Denkst du, er wird einen Krieg beginnen? Die Krone birgt eine unvorstellbare Macht, wenn man den Legenden Glauben schenken darf. Es würde für ihn ein Leichtes sein, eine Nation nach der anderen zu unterwerfen."
"Und? Was kümmert es uns, wenn er Tamriel knechten will? Es wäre doch nur zu unserem Vorteil, wenn wir die Macht über diese Welt hätten!" Wütend sprang Tara auf. Tränen liefen ihr über die Wangen. "Du Idiot! Weißt du denn nicht mehr, was beim letzten Mal geschehen ist, als unsere Familie Macht an sich reißen wollte? Unsere Mutter ist gestorben!" Ralen musste schlucken. Sie hatte Recht. Vor zwanzig Jahren, wenig Jahre nach ihrer Geburt, hatte ihr Vater versucht, seine Machtposition im Handelsgeschäft zu stärken. Dabei trat er einigen Konkurrent mehr als oft auf die Füße. Seine Feinde schlossen sich zu einem Syndikat zusammen und beschlossen einstimmig, den ehrgeizigen Dunmer zu stoppen, ihm eine Nachricht zu senden. Diese Nachricht kam in Form der Dunklen Bruderschaft. Das Ziel war jedoch nicht ihr Vater, sondern ihre Mutter, die mit der ganzen Sache rein gar nichts zu tun hatte. Um ihren Ehemann in Schach zu halten, musste sie jedoch sterben. Der Vater der Zwillinge zerbrach an dem Verlust seiner Liebe und gab es schließlich auf, den Markt für sich gewinnen.
"Du hast Recht..." Sanft nahm Ralen seine Schwester in die Arme. Die sonst so unnahbare Tara gab sich der Geste hin, fing hemmungslos an zu weinen. "Aber es ist zu spät für uns umzukehren. Wir werden die Krone finden. Wenn wir alles sicher zurück in Erstburg sind, werden wir entscheiden, was wir mit der Krone machen. Ob sie in den Händen unseres Vater gehören oder bei anderen sicherer ist." Schluchzend nickte Tara. Ralen verstärkte seine Umarmung, küsste seine Schwester auf die roten Locken. "Alles wird gut", versicherte Ralen. Doch er war sich selbst nicht sicher, ob er seinen Worten Glauben schenken konnte...

* * *


Regen prasselte gegen die Fenster der Rethan-Residenz. Hinter dem Glas stand ein Dunmer und blickte hinaus in die verregnete Nacht. Ein Türknarren ließ ihn herumfahren. In seinem Arbeitszimmer stand ein uralter Dunmer, gestützt auf einen Stock und geführt von einem seiner Wachsoldaten. "Geht", befahl er. Mit einem Nicken verschwand der Mann und schloss die Tür hinter sich.
"Es ist lange her, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, Eron." Ragnos ließ sich auf den Stuhl nieder, der ihm noch nicht angeboten wurde. Eron Rethan drehte sich zu dem Alten um, schaute auf ihn herab. Eiseskälte ging von seinem Blick aus. "Du hast recht", sagte er mit ruhiger Stimme, "es ist lange her. Zu lange." Die Blicke der beiden Männer trafen sich. "Wieso hast du mich mitten in der Nacht zu dir rufen lassen? Mich unsanft durch diesen Regen schleppen lassen? In meinem Alter kann so etwas leicht zu einer Lungenentzündung führen. Wenn du mich umbringen wolltest, schick doch lieber die Dunkle Bruderschaft."
Eron lächelte kühl, bevor er sich wieder zum Fenster drehte. "Ich denke du weißt ganz genau, wieso ich dich rufen haben lasse." Ragnos kniff die Augen zusammen. "Ich denke schon", gab er zurück. "Ralen hat die Krone so gut wie in seinen Händen. Nach all den Jahren habe ich endlich eine Möglichkeit, sie zurückzuholen! Durch die Macht der Schwarzen Krone kann ich meine Awen endlich wieder wiederkehren lassen!"
Ragnos der Weise rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte es geahnt. Selbst nach zwanzig Jahren war Eron noch von dem Gedanken besessen, seine tote Frau Awen in die Welt der Sterblichen zurückzuholen. Und wie schon vor zwanzig Jahren gab es für Ragnos nur eines darauf zu sagen: "Das kann ich nicht erlauben. Das weißt du, Eron. Ich kann dir nicht erlauben, meine Enkelin wiederzubeleben. Es war deine Schuld, dass sie gestorben ist. Ich kann dir das nie verzeihen. Ich würde sie ebenso gerne wie du wiedersehen, aber was du vorhast ist Wahnsinn. Beschränk dich darauf, mit ihrem Geist zu sprechen, wie es für uns Dunmer Tradition ist. Aber versuche nicht, ihren Körper wieder auferstehen zu lassen."

Ein kurzes Lachen erklang aus Erons Richtung. "Selbst nach zwanzig Jahren hast du deine Meinung noch nicht geändert, alter Sturkopf. Ich hatte gehofft, du wärst zur Besinnung gekommen. Ich glaubte, du würdest mir bei der Wiederbelebung helfen. Aber ich hätte es besser wissen müssen." Eron drehte sich wieder zu Ragnos, der Blick noch kälter als zuvor. "Du bist und bleibst ein verbohrter Idealist. Ich werde jemanden anderen finden, der mir hilft. Jemanden, der sich nicht um meine Ziele schert, sondern nur seine Arbeit macht. Das heißt dann wohl, dass du deine Nützlichkeit erfüllt hast, alter Freund."
Ragnos musste schlucken. So würde er also enden. Verraten von dem Mann seiner Enkelin, einem wahnsinnigen Mann, der seine tote Frau wiederbeleben wollte. So sollte es sein. Ragnos bereute nichts, was er in seinem Leben getan hatte. Er hatte stets versucht, gute Entscheidungen zu treffen, was ihm jedoch nicht immer gelungen war. Dennoch würde er mit der Gewissheit sterben, in das Reich von Azura aufzufahren. "Nun bringen wir es schon hinter uns..."
"Wie du wünscht." Eron zog das Schwert aus der Scheide, die an seiner rechten Körperseite baumelte. Langsam trat er um den Tisch herum und setzte Ragnos die Schwertspitze auf die Brust. "Irgendwelche letzten Worte?" "Die hab ich, Eron. Es wird dir nicht gelingen. Glaub mir, du wirst mit deinem Vorhaben scheitern. Ich konnte dich nicht aufhalten, aber Ralen wird dir die Krone nicht übergeben, ohne vorher wissen zu wollen, für was du sie haben willst. Er ist ein kluger Junge. Er hat viel von seiner Mutter." Erons Miene regte sich bei keinem von Ragnos Worten. Als der alte Dunmer geendet hatte, stieß er zu. Leicht bohrte sich die Klinge durch Ragnos' altes Herz und bescherte ihm einen schnellen Tod.
Eron ließ das Schwert stecken und wandte sich wieder dem Fenster zu. "Ich zähle auf dich, Ralen", flüsterte er, "auf euch beide. Bringt mir die Krone und wir können alle wieder eine glückliche Familie werden..."

* * *


"Hier müsste sie eigentlich sein." Ralen richtete den Blick abwechselnd auf die Karte, die sie mittlerweile auf Papier gebannt hatten, und auf das Meer. Die Schwarze Insel müsste eigentlich direkt vor ihnen liegen, doch er konnte nur das Meer ausmachen. "Sie müsste hier sein, ist sie aber nicht", stellte Tara, die neben ihm an Deck stand, gereizt fest. "Hast du vielleicht die Karte falsch abgezeichnet? Oder hat der Kapitän falsch navigiert?" Ralen ließ die Vorwürfe seiner Schwester einfach im Raum stehen.
"Lass mich nachdenken. Gibt es eine Möglichkeit eine Insel mit Magie zu verbergen?" Tara stieß einen genervten Seufzer aus. "Natürlich gibt es die. Aber um eine ganze Insel vor den Augen zu verstecken, benötigt man eine Menge magische Energie. Dafür bräuchte man Tausende Seelensteine. Oder..." "Ein mächtiges magisches Artefakt", beendet Ralen den Satz seiner Schwester, "Und zwar das mächtigste, das die Welt je gesehen hatte." Tara nickte. "Also benutzen die Zacken die Krone, um ihren Aufenthaltsort zu verschleiern. Aber wenn sie ursprünglich wollten, dass die Krone an einen würdigen Nachfolger fällt, muss es eine Möglichkeit geben, die Insel sichtbar zu machen."
"Wie wäre es mit der Schlüsselscheibe?" Überrascht drehten sich Tara und Ralen um. Hinter ihnen stand Ella, den Blick ebenfalls aufs Meer gerichtet. "Wie meinst du das?", wollte Ralen von seiner Frau wissen. "Naja", begann die Altmer zu erklären, "die Schlüsselscheibe hat uns doch bereits die Position der Insel offenbart. Wieso sollte sie nicht auch die Insel selbst offenbaren?" Ralen warf Tara einen kurzen Blick zu, sie zuckte mit den Schultern und meinte: "Möglich wäre es." Freudig strahlend gab Ralen Ella einen Kuss und verschwand dann unter Deck, um die Scheibe zu holen.

Bereits als Ralen wieder auftauchte, konnte man sehen, dass Ella recht behalten sollte. Als die Scheibe wieder unter freiem Himmel war, begann der Malachit zu glühen und zu vibrieren. Ehrfürchtig, fast schon ein wenig ängstlich, stellte Ralen die Scheibe auf dem Boden ab. Die drei Elfen versammelten sich um sie und warteten gespannt ab, was geschehen würde. Und es geschah auch etwas: je weiter sich die Kogge im Wasser nach vorne schob, umso stärker wurde das Leuchten und Zittern der Scheibe.
Nach einer Weile hüpfte die Schlüsselscheibe schon förmlich über das Deck. Und dann geschah es: Die Scheibe erhob sich mit einem ruckartigen Satz in die Luft und begann wie wild zu flirren. Ralen und Tara konnten den Blick nicht mehr von der Scheibe abwenden. Ella hingegen starrte mit großen Augen auf das Meer. "Seht...", presste sie schließlich vor. Die Geschwister wandten die Blicke von der flirrenden Scheibe ab. Was sie auf dem Meer sahen, war wirklich viel interessanter. Wie von Geisterhand schälte sich vor ihrem Schiff die Schwarze Insel aus dem Nichts hervor. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurden die Umrisse.
"Bei den Göttern..." Nun konnten die drei Elfen ihren Blick nicht mehr von diesem Schauspiel abwenden. Die Scheibe, die wie eine Hummel surrte, war vergessen. "Dort!" Ella deutete auf die Insel. "Eine Anlegestelle." Ralen sah sie ebenfalls und gab dem Kapitän entsprechende Anweisungen: "Hart Backbord! Wir haben eine Anlegestelle gefunden! Dort machen wir fest und gehen an Land!" Sofort machte sich die Crew an die Arbeit und ließ die Kogge nach links abdrehen, direkt auf ebenjene Anlegestelle zu.

Das Geschrei brachte nun auch die restlichen Gefährten dazu, an Deck zukommen. "Was ist hier los?", wollte Pol wissen, verstummte aber beim Anblick der Insel und blieb mit offenem Mund stehen, ebenso wie Jules, Falendril und Dany. Die Schwarze Insel bot wirklich einen majestätischen Anblick: knapp zweihundert Meter erhob sich der schwarze Fels in die Höhe, bevor er am Gipfel spitz zusammenlief. "Beeindruckend", stellte Jules recht trocken fest, "Aber seht. Wir sind anscheinend nicht die ersten hier."
Tatsächlich war die Insel umringt von zahllosen Wracks versunkener Schiffe, von denen nur die Mäste aus dem Meer herausragten. Die meisten lagen zerschollen an den schwarzen Felsspitzen die die Insel umringten. Wie durch ein Wunder war ihre Kogge bisher noch nicht mit so einer Nadel kollidiert. "Sie wussten nicht, dass es hier eine Insel gab." Ralen blickte auf die Wracks und den schwarzen Fels. "Die Magie der Krone verschleierte ihre Existenz, nur die Schlüsselscheibe konnte sie enthüllen."
"Apropos." Der Blick von Tara wanderte scheinbar in den Himmel, doch in Wirklichkeit beobachtete sie die Scheibe, die immer noch in der Luft flirrte. "Was denkt ihr, wie lange sie das noch machen wird?" Die Antwort kam fast auf dem Fuße, denn die Kogge legte kaum an dem Steg an, als das Summen und Leuchten verstummte und die Scheibe nach unten direkt auf Pols Kopf fiel. "Au! Verdammtes Stück ******e!" Der Argonier schickte sich an, die Scheibe über Bord zu treten, doch Ralen hielt ihn energisch zurück. "Zügle deine Wut! Wir wissen nicht, ob wir die Scheibe noch mal brauchen werden." Grummelnd ging Pol ans andere Ende des Schiffes und starrte auf die See hinaus.
"Gut." Ralen hob die Scheibe von den Holzplanken auf und sah dann seine Gefährten an. "Wir haben sie also gefunden. Die Schwarze Insel. Der Ort, an dem die Schwarze Krone versteckt ist. Ich will euch keine falschen Vorstellungen geben. Es wird höchstwahrscheinlich kein Spaziergang. Fallen. Monster. Vielleicht sind auch die restlichen Zacken der Krone hier, als letztes Bollwerk vor der Krone. Die Chancen dafür stehen nicht einmal schlecht." Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Aber wir haben bereits zu viel riskiert, zu viel gegeben, als das uns jetzt noch etwas zurückhalten könnte. Wenn wir die Krone bergen, gehen wir in die Geschichte ein. Doch sollten wir bei dem Versuch scheitern, werden wir als Irre abgestempelt, die einer Legende nachjagten und dabei ein tragisches Ende fanden. Ich sage euch: wir werden in die Geschichte eingehen! Macht euch bereit, dann gehen wir an Land!"

* * *


Wenige Minuten später betrat die Expedition die Schwarze Insel. Ralen führte den Trupp mit seiner Schwester an, die Söldner seines Vaters bildeten die Nachhut. Der Kapitän und die Crew blieben natürlich Bord des Schiffes, um im Ernstfall ein schnelles Ablegen zu ermöglichen. Er wollte nichts dem Zufall überlassen. Wer wusste schon, was geschehen würde, würden sie die Krone von ihrer Heimstatt entfernen.
Der schwarze Fels strahlte eine beunruhigende Aura aus, die sie alles spürten. "Etwas Böses liegt dieser Insel inne", flüsterte Tara ihrem Bruder zu, so leise, dass es die anderen nicht hören konnten." Ralen nickte. "Ich weiß. Ich kann es auch spüren. Die anderen wahrscheinlich ebenfalls. Lass uns nicht darüber reden, dass macht mich nervös." Und Tara tat ihm den Gefallen und schwieg.
Nach einem kurzen Fußmarsch, der von dem Steg einem Pfad hinauf führte, erreichten sie den Eingang. Eine Felsformation ragte aus dem Rest der Insel hervor, in ihrer Mitte eine schwarze Tür. "Wie kriegen wir die auf?", fragte Ella, als sie keinen Mechanismus ausmachen konnte und das Tor sich nicht aufstemmen ließ. Kritisch untersuchte Ralen die Tür und entdeckte das Rätsels Lösung. "Hier." Er deutet auf eine kreisrunde Vertiefung. "Die Scheibe." Rasch zog er die Schlüsselscheibe aus seiner Tasche, drückte sie in die Vertiefung. Fast augenblicklich begann der Malachit zu glühen. Auch die Linien, die in die Tür eingelassen waren, begannen zu leuchten.
Krachend begann das Tor, im Boden zu versinken. Es kam ein Tunnel zum Vorschein, der tiefer in die Insel hineinführte. Was würde die Gruppe wohl dort erwarten?

Jagar
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Kapitel 10.2: Die schwarze Krone der Macht, Teil 2

Beitragvon Jagar » Mo 17 Jun, 2013 14:06

Der Tunnel wurde von dem Feuerschein der Fackel in ein schummeriges Licht getaucht. Die Wände waren mit Moos bewachsen, doch darunter konnte Ralen Runen ausmachen. Es waren dieselben Schriftzeichen, die sich auch auf dem Portal unterhalb der Akademie der Magier befunden hatten. Es war also die Sprache der Drachen. Was das wohl zu bedeuten hatte? Würden sie im Inneren der Insel auf einen weiteren Drachen stoßen? Der bloße Gedanke daran ließ Ralen erschaudern. Es reichte aus, dass sie bereits Munaxsosvokun aus seinem Gefängnis befreit hatten. Er mochte sich nicht vorstellen, was der Drache vorhatte. Ralen schickte ein Stoßgebet zu Azura, dass ihnen eine zweite Begegnung mit einem solchen Wesen erspart blieb.
Ralen kam es so vor, als würde der Tunnel kein Ende nehmen wollen. Sie gingen bereits eine halbe Stunde in den Berg hinein. Der Tunnel verlief dabei mal nach oben, mal nach unten, mal nach rechts, mal nach links. Würde es Ralen nicht besser wissen, würde er sagen, sie gingen im Kreis herum. Doch dies war schier unmöglich, denn ein Tunnel hatte Anfang und Ende.
Er war so in Gedanken versunken, dass Ralen zu spät Danys Schrei vernahm. Bevor er sich versah, versank die Druckplatte knackend im Boden. "Bei Azura!" "Auf den Boden!", brüllte Dany. Ralen und seine Gefährten ließen sich das nicht zweimal sagen. Die Söldner hingegen reagierten eine ganze Ecke langsamer. Zu langsam wie sich herausstellte: aus der Schwärze vor ihnen schoss eine Stahlklinge, die sich von der einen Seite des Ganges zur anderen erstreckte, auf Kopfhöhe heran. Angewidert vernahm Ralen das Geräusch durchtrennter Knochen, bevor er einen warmen Regen spürte.

Nach einer Weile rappelten sich Ralen und seine verbleibenden Kameraden wieder vom Boden auf. Sie schienen alle unversehrt zu sein, was man von den Söldnern allerdings nicht sagen konnte. Ella und Dany stießen ein Stöhnen aus, als sie die enthaupteten Leichen sahen. Ralen und seine Schwester dagegen sahen sich nur grimmig an. "Lasst uns weiter gehen", meinte Ralen schließlich, "wir können nichts mehr für sie tun."
Als sie weiterliefen, übernahm Dany zusammen mit Ralen. Die beiden gingen einige Meter vor dem Rest der Gruppe, um sie so vor möglichen Fallen zu warnen. Tara führte den Rest an, Pol hielt die Augen nach Gefahren in ihrem Rücken offen.
"Liebt Ihr sie?", fragte Dany Ralen plötzlich. "Wen? Ella?" Dany nickte. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Ralen antwortete: "Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Noch nicht. Mein Vater hat mich zu dieser Ehe gezwungen. Ich habe sie nicht aus Liebe geheiratet. Ich habe gerade einmal eine Nacht mit ihr verbracht. Das heißt allerdings nicht, dass ich sie nicht noch lieben lernen kann." Dany nickte nur knapp, doch Ralen war sich sicher, ein kurzes Lächeln auf dem Gesicht der Dunmer gesehen zu haben.
Doch für Mutmaßungen hatte er keine Zeit, denn endlich endete der Tunnel, und zwar in einer riesigen, kuppelförmigen Halle. Durch ein großes Loch in der Decke fiel helles Sonnenlicht herein. Und in der Mitte des Raumes, auf einer kreisrunden Erhebung lag auf einem ebenso runden Podest die Schwarze Krone, beschienen vom Licht der Mittagssonne. "Das ist sie", flüsterte Ralen ehrfürchtig. Auch Dany blieb ergriffen stehen, als sie die Krone erblickte. Sie sah wirklich so aus, wie in dem Buch beschrieben, mit dem dieses Abenteuer begonnen hatte: geschmiedet aus dem härtesten Ebenerz, schwarz wie eine mondlose Nacht, mit sieben Zacken.

"Eine Krone, schmiedet von einem Gott, für einen gütigen König. Verdorben durch verräterisches Blut. Beschützt von mächtigen Magiern." Tara trat neben ihren Bruder. "Es ist also wahr. Die Schwarze Krone der Macht existiert also wirklich. Alle Geschichten sind wahr. Mit ihrer Macht kann man sich die Elemente untertan machen. Tamriel, nein, ganz Nirn wird in seinen Grundfesten erschüttert werden, wenn die Krone in falsche Hände gelangt. Nur wer unglaublich willensstark ist, kann sie tragen, ohne von ihrer Bosheit korrumpiert zu werden." Ralen musste schlucken. Seine Schwester hatte Recht. War ihr Vater willensstark genug? Das würde sich zeigen. Jetzt mussten sie erst einmal die Krone bergen.
Ralen wollte gerade einen Schritt in die Halle machen, als ihn Dany zurückhielt. "Was?", fragte der Dunmer ungeduldig. "Seht doch." Dany deutete auf den Boden vor ihnen. Er bestand aus unzähligen Steinplatten. Ralen sah nichts Ungewöhnliches. "Was denn? Ich sehe nichts." Dany ließ sich auf die Knie nieder und drückte auf eine der Platten. Krachen löste sich der Stein und verschwand nach unten. "Was zum...?" Ralen blickte in das entstanden Loch. Tief unten konnte er das brodelnde Rot von Lava ausmachen. "Na toll. Es gibt wahrscheinlich nur einige Platten, die stabil sind. Aber welche?" Tara schob sich vor ihren Bruder. "Es gibt einen einfachen Weg, das herauszufinden."

Die Magierin reckte ihre Arme nach vorne und sprach dann einen Zauberspruch. Eine gewaltige Böe zischte aus Taras Händen, schoss zur Decke und dann nach unten auf den Boden. Die losen Platten wurden nach unten gedrückt, während die festen da blieben, wo sie waren. So arbeitete sich Tara Reihe um Reihe auf die Krone zu. Ralen sah besorgt zu seiner Schwester, die mit jeder Sekunde blasser wurde. Der Zauber schien stark an ihren Kräften zu zehren.
Als Tara bei der letzten Reihe angekommen war, zollte die Anstrengung ihren Tribut. Die Dunmer verlor das Bewusstsein und drohte, in die Lava zu kippen. Geistesgegenwärtig schob Ralen einen Arm unter ihre Brust und schob sie nach hinten. Sanft legte er seine Schwester auf den Rücken. Es dauerte zum Glück nicht lange, dann schlug sie wieder schwach die Augen auf. "Trank...", flüsterte sie mit brüchiger Stimme. Ralen zog Taras Tasche zu sich und kramte darin herum. Schnell fand er eine bläuliche Flasche. "Meint sie das?", fragte er Ella, die ja ebenfalls Magierin war. Sie nickte. "Ja, das ist ein Mana-Trank. Damit wird sie wieder zu Kräften kommen."
Ralen entkorkte das Gefäß, bevor er es Tara an die Lippen setzte und vorsichtig kippte. Tara trank einige Schlucke, bevor Ella Ralen zu verstehen gab, dass es nun genug sei. Also nahm er die Flasche von Taras Mund weg und verstaute sie wieder in der Tasche. "Geht es wieder?", fragte er seine Schwester besorgt. "Ja, danke. Ich fühle mich noch ein wenig schwach, aber es wird soweit gehen. Hab ich meine Sache gut gemacht?"

"Und wie." Jules trat neben die drei Elfen. "Zum Glück ist dir diese Idee gekommen, Tara. So wie der Weg verläuft, hätten wir wahrscheinlich nie nach drüben gefunden." Ralen half seiner Schwester auf die Beine und blickte nun ebenfalls über den Bogen. Jules hatte recht: die festen Platten schlängelten sich kreuz und quer durch die Halle. Sie hätten ewig gebraucht, wären aber eher in die Lava gefallen. "Gut gemacht." Ralen drückte seine Schwester dankbar an sich. Es war weise von Vater gewesen, sie mit zu schicken, dachte er sich. Ich wollte sie erst nicht dabei haben, aber sie hat sich als nützlich erwiesen. "Da dieses Hindernis nun auch beseitigt ist: Lasst uns hinüber gehen.
Die Durchquerung der Halle selbst verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Zwar ächzte die eine oder andre Platte verdächtig, doch keine drohte sich zu lösen. So konnte die Gruppe den Weg relativ zügig folgen und erreichte die andere Seite unbeschadet.
"Dany", meinte Ralen, den Blick auf die Krone geheftet, "denkt Ihr, dass uns auf der Treppe noch weitere Fallen erwarten?" "Hmm..." Dany ließ sich vor der Treppe auf die Knie und untersuchte die Stufen mit einem prüfenden Blick. Einige Minuten verharrte sie so, bevor sie sich mit ihrem Ergebnis an Ralen wandte: "So weit ich das sagen kann, müsste es ab hier sicher sein. Wir sollten allerdings trotzdem auf unsere Schritte achten." Ralen nickte verständig. "Dann geht Ihr voraus. Von uns allen habt Ihr dafür das beste Auge."

Vorsichtig betrat Dany die erste Stufe. Dann die zweite, die dritte. Als bei der vierten Stufe noch nichts geschehen war, winkte sie den andern zu. "Alles klar. Ich denke, wir sind sicher. Kommt." Unverzüglich schlossen Ralen und der Rest der Gruppe zu Dany auf. Sie hielt sich allerdings immer noch eine Stufe vor den anderen, um möglichen Fallen rechtzeitig zu entgehen. Es dauerte eine geschlagene Viertelstunde, bis sie das obere Treppenende erreichten. Dafür aber auch unverletzt.
"Bei Azura...was für eine Aufregung." Ralen wischte sich den Schweiß von der Stirn und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Doch endlich hatten sie es geschafft. Vor ihnen lag die Schwarze Krone. Nur ein paar Schritte. Ein paar Schritte...

"Zurück, sterblicher Wurm!" Die dröhnende Stimme ließ Ralen auf den Tod erschrecken. Als der Dunmer von der Krone aufsah, konnte er sieben vermummte Gestalten ausmachen. "Die Zacken! Aber...? Sieben? Wir haben Hessaldor doch getötet?!" Der scheinbare Anführer, der Ralen so zusammenfahren ließ, lachte. "Ihr wisst gar nichts, Wurm. Die Krone verleiht uns Macht jenseits von Leben und Tod. Solange die Krone existiert, können wir nicht sterben." Die erste Zacke hob den Arm. Wie auch bei Hessaldor hatte sie nunmehr Knochen. "Nun geht, Wurm. Ihr seid zu schwach, um uns die Krone abzunehmen. Geht, und wir verschonen Euer armseliges Leben!" Doch Ralen dachte gar nicht daran umzukehren. Stattdessen zog er seinen Rapier.
"Ihr seid mir die Krone schuldig. Ich habe das Rätsel des Drachen gelöst, die Karte und die Insel entdeckt. Ich hab mich als würdig erwiesen! Nun gebt mir die Krone!" Entschlossen ging er in Kampfstellung. Seine Gefährten hatte nun ebenfalls ihre Waffen gezogen. Wieder lachte der Magier höhnisch. "Würdig? Nein. Kein Sterblicher kann die Macht der Krone bändigen. Nur wir Zacken sind in der Lage. Zu spät haben wir das erkannt. Zu Anfang wollten wir noch einen geeigneten Nachfolger finden. Ihr müsst wissen, dass die Schlüsselscheibe kein einzigartiges Werkzeug ist. Überall in Tamriel haben wir solche Scheiben versteckt. Und dazu einen zentralen Schlüsselstein. Dieser befand sich tief unter dem Weißgoldturm. Ihn haben wir zerstört, als uns die Erkenntnis traf. Ohne den Schlüsselstein waren die Scheiben wertlos. Nur noch nutzlose Schmuckstücke. Sagt mir, Wurm, wie konntet Ihr also die Karte der Scheibe von Summerset finden?"
"Hessaldors Buch. In den Einband waren die richtigen Vertiefungen für die Scheibe eingestanzt." Der Anführer der Zacken wandte sich zu eine der anderen Zacken zu. "Fünf. Was habt Ihr zu Eurer Verteidigung zu sagen?" Hessaldor ließ sich auf die Knie sinken. "Es tut mir leid", flehte der uralte Magier, "Ich war schwach. Bitte, Eins, vergebt mir. Vergebt mir alle." Die erste Zacke macht eine gönnerhafte Handbewegung. "Nun gut. Vernichtet diese Sterblichen, dann sei Euch verziehen." Hessaldor erhob sich, dann begannen seinen Hände zu leuchten. "Es wird mir ein Vergnügen sein."

Bevor der Magier jedoch seinen vernichtenden Schlag gegen die Gruppe führen konnte, ertönte ein Brüllen über der Halle. Alle Anwesenden sahen nach oben. Durch das Loch an der Decke schoss ein großer Schatten, tauchte hinab Richtung Lava, um kurz davor wieder nach oben zu fliegen. Schwarze Schwingen breiteten sich über das Podest aus, dann landete mit einem Krachen der Drache Munaxosvokun zwischen Ralens Gefährten und den Zacken. Hessaldor wurde von den Hinterläufen zerquetscht. Die erste Zacke trat vor. "Was wollt Ihr, Schlange?", zischte er wütend, während sich die restlichen Zacken sich zum Kampf bereit machten. "Rache", antwortete der Drache ruhig, "Ihr habt mich über Äonen in diese Höhle gesperrt! Dafür werdet Ihr bezahlen!" Die erste Zacke lachte: "Haha! Ihr könnt uns nicht töten, Wurm! Wir kommen immer wieder zurück!" Munaxosvokun fletschte die Zähne zu einem grausamen Lächeln. "Nur solang die Krone existiert. Fahliil, vernichtet sie! Dann werden auch die Magier fallen!"
"Nein!", schrie die erste Zacke spitz, "Tut das nicht! Wir...wir würden sie mit Euch teilen! Ihr könntet Ihre Macht ebenfalls nutzen! Nur vernichtet sie nicht!"

Ralen rang innerlich mit sich. Er hatte diesen beschwerlichen Weg auf sich genommen, nur um die Krone zu erlangen und nun sollte er sie zerstören? Das durfte nicht wahr sein! Doch dann erinnerte er sich an Taras Worte. Nur wer einen unfassbar starken Willen besitzt, kann die Krone tragen. Das Risiko, dass ihr Vater korrumpiert werden würde, war einfach zu groß. Munaxosvokun hatte recht: die Krone musste zerstört werden!
Während der Drache begann, die Zacken zu attackieren, die sich mit Hand und Fuß gegen ihn wehrten, nahm Ralen die Krone vom Podest. Er konnte ihre dunkle Energie durch seinen Körper pulsieren spüren. Verlagen wallte in ihm auf, Verlangen nach unfassbarer Macht. Doch er musste widerstehen. Entschlossen trat er an den Rand der Erhebung, die Augen auf die Lava gerichtet. "Im Feuer wurdest du geschmiedet", murmelte er, "im Feuer wirst du vergehen." Ralen wollte die Krone in die Lava schleudern, als er plötzlich von den Beinen gerissen wurde.
"Das lasse ich nicht zu!" Pol riss sein Beil hoch, um Ralen den tödlichen Streich zu versetzen. Der Dunmer konnte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite rollen. "Bist du von allen guten Geistern verlassen?!", rief Ralen, während er wieder auf die Beine kam. Entsetzt sah er, dass die Krone näher an Pol, als an ihm lag. Grinsend hob der Argonier sie auf. "Was hast du vor?! Pol! Rede mit mir!" Pol funkelte Ralen wütend an. "Was ich vorhabe? Ich werde die Krone nutzen, um all meine Träume zu erfüllen. Ich werde unendliches Wissen erlangen! Und dein Schwester Tara wird mein Eheweib werden!"

Tara verzog angewidert das Gesicht. "Nicht mal im Traum." "Ich hab dich nicht gebeten!", brüllte Pol, "Die Krone wird dich dazu zwingen, Miststück." Ralen hob seinen Degen auf und richtete ihn gegen den Argonier. "Tu das nicht! Ich bitte dich! Ich will dich nicht töten!"
Doch Pol lachte nur irre und setzte sich dann die Schwarze Krone aufs Haupt. "Endlich!", zischte er zufrieden, "ENDLICH! Die unendliche Macht der Krone ist mein! Verbeugt euch! Verbeugt euch vor dem großen...ARGH!" Der Argonier hielt mitten im Satz inne, um einen markerschütternden Schrei auszustoßen. Voller Entsetzen verfolgten die anderen, wie schwarze Linien aus der Krone hervorbrachen und über Pol zogen. Blut quoll ihm aus den Augen. Schreiend versuchte er sich die Krone vom Kopf zu reißen, doch sie ließ sich nicht entfernen.
"Ich werde ihn von seinem Leid erlösen." Ralen zückte seinen Degen und stieß ihm den kreischenden Pol ins Herz. Die Augen des Argoniers wurden immer größer, dann sackte er schließlich in sich zusammen. Doch der Spuk hatte noch kein Ende: kaum lag seine Leiche auf dem Boden, begann die Haut aufzubrechen und schwarzes Blut heraus zulaufen. "Urgh..." Ralen trat einen Schritt zurück, um nicht in das eklige Blut zu treten. "Vernichtet endlich die Krone!", brüllte Munaxosvokun, der mit den Zacken alle Hände voll zu tun hatte.
Ralen kniete sich also neben dem toten Pol, um die Krone von seinem Kopf zu nehmen. Sie ließ sich jedoch nicht vom Haupt des Argoniers lösen. "Bei Azura!" Fluchend griff Ralen nach der Axt, die Pol noch vor wenigen Sekunden geschwungen hatte und hackte damit auf den Hals ein. Nach drei Schlägen löste sich der Kopf endlich. Angeekelt griff Ralen ihn und schleuderte ihn in die Lava.

"NEEEEEINNN!!!!!" Die Zacken stießen ein simultanes Kreischen aus, als Pols Kopf zischend in der Lava versank und mit ihm die Schwarze Krone. Erfreut sah der Drache Munaxosvokun, wie sich die alten Magier in sieben Häuflein Staub verwandelten. "Ah, süße Rache", meinte der Drache. "Habt Dank, fahliil. Ihr habt mich aus der Höhle befreit und mir zu meiner honigsüßen Rache verholfen. Ich stehe doppelt in Eurer Schuld." Ralen erhob sich auf die Knie und sah dem Drachen in die roten Augen. "Dann tut mir bitte einen Gefallen: lasst Euch bitte nicht mehr in Tamriel blicken. Es wäre schade, einen so guten Kampfgefährten zu verlieren."
Munaxosvokun stieß ein erheitertes Schnaufen aus. "So forsch wie immer, fahliil. Nun gut, ich werde mich auf den Schlangenkontinent Akavir begeben. Wenn ich Glück habe, finde ich dort noch einige dovah." Mit diesen Worten erhob sich der Drache und verschwand durch das Loch in der Decke, durch das er gekommen war.
Seufzend wandte sich Ralen den anderen zu. "Alles umsonst wie es scheint. Die Krone ist zerstört und ich habe einen Freund verloren. Es ist allein meine Schuld, dass Pol jetzt tot ist. Hätte ich ihn nicht mitgeschleppt, dann..." Der Rest seiner Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Krachen, Zischen und Knacken unter. "Die Insel", flüsterte Tara entsetzt, "Sie zerbricht! Die Macht der Krone hat sie geschaffen und nun wird sie wie die Krone zerstört! Wir müssen so schnell wie möglich hier weg!"
Das ließen sich die Gefährten nicht zweimal sagen: mit Ralen an der Spitze spurteten sie über die Steinplatten, durch den Gang, über die toten Söldner hinweg und hinaus ins Tageslicht. Dort brach bereits der Boden auf und die Lava sprudelte heraus. "Schnell", rief Ralen der Schiffsmannschaft im Laufen zu, "macht alles bereit! Leinen los!"
Kaum waren sie an Bord, begann die Insel, im Meer zu versinken. Dabei kam es immer wieder zu Explosionen, die scharfkantige Felsen über das Wasser fliegen ließ. Die Kogge war gerade mal hundert Meter von der Insel weg, als es eine letzte, gewaltige Explosion gab. Die Druckwelle riss alle an Deck Stehenden von den Beinen. Dann war es plötzlich still. Gewaltige Wellen schwappten heran und hoben und senkten die Kogge, doch wie durch ein Wunder kenterten sie nicht.

"Puh", meinte Ralen und rappelte sich auf, "da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Ist bei euch alles in Ordnung?" Seine Gefährten standen ebenfalls auf und bejahten seine Frage. Nur Ella blieb an Deck liegen. Besorgt kniete sich Ralen neben seine Frau. "Ella? Ella? He, hörst du mich?" Er berührte die Altmer an der Schulter und stellte erschrocken fest, dass Blut an seinem Handschuh klebte. "Ella!" Doch als Ralen sie auf den Rücken drehte, sah er, dass für Ella jede Hilfe zu spät kam: einer der Trümmer der Insel hat sich in ihren Brustkorb gebohrt und war dort stecken geblieben. Sie war sofort tot.
"Nein..." Nun konnte Ralen seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Expedition war ein Desaster. Zehn tote Söldner, ein toter Freund und Ralen war nun Witwer. Und die Krone war auch verloren. Er schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. Plötzlich spürte er, wie sich ein schlankes Paar Arme um seinen Körper legte und ihn an ein Paar weiche Brüste drückte. Zunächst dachte Ralen, es wäre Tara, doch es war Dany, die ihn tröstete. Ralen gab sich ihr hin. Es würde noch eine lange Rückreise werden...

* * *


Nach vierzehn Tagen Fahrt legte die Kogge wieder im Hafen von Erstburg. Ein beschädigtes Segel und schlechte Windverhältnisse hatten die Rückreise verzögert. Doch nun war die Rethan-Expedition zurückgekehrt. Jedoch ohne den gewünschten Erfolg und mit jede Menge schlechter Nachrichten im Gepäck.
Eron, der Vater von Ralen und Tara, stand zusammen mit dem Dekan am Kai und wartete darauf, die Schwarze Krone in Empfang zu nehmen.
Ralen, der am Bug stand, verzog beim Anblick der beiden Männer das Gesicht. Er wusste weder, wie er seinem Vater den Verlust der Krone, noch dem Dekan den Tod seiner Tochter erklären sollte. Wobei letzteres eindeutig schlimmer war. "Du schaffst das", meinte Dany und schmiegte sich eng an Ralen. Während der Überfahrt hat die blonde Dunmer ihm Trost gespendet, stundenlang mit ihm geredet und die Nächte in seiner Kajüte verbrach. Es hat nicht lange gedauert, da waren sie sich näher gekommen. Ella war Ralen aufgezwungen worden, doch hatte er für sie eine gewisse Zuneigung gefühlt. Bei Dany war das anders. Mit ihr konnte er sich gut unterhalten, sie schwammen auf derselben Wellenlänge. Langsam glaubte Ralen, er hätte sich in sie verliebt, obwohl er sie am Anfang nicht leiden konnte.

"Was ist los?", verlangte der Dekan zu wissen, als Ralen mit Dany im Arm an Land ging. "Was ist das für eine Frau? Wieso hältst du sie im Arm?! Wo ist meine Tochter?" Betreten sah Ralen auf den Boden. Wie sollte er es ihm klarmachen? Der sanfte Händedruck Danys ließ Ralen seinen Mut wiederfinden: "Es tut mir schrecklich leid, Herr Dekan. Ihre Tochter, meine Frau, ist leider auf der Überfahrt verstorben. Sie wurde von einem Felssplitter tödlich verwundet."
Wütend packte der Dekan Ralen am Kragen. "Du elender Mistkerl! Das ist deine Schuld! Du hast sie mitgeschleift! Jetzt ist sie tot! Du wirst bezahlen!" Der Dekan holte weit mit der freien Hand aus, um Ralen einen Faustschlag zu verpassen. Doch Eron hielt ihn zurück. "Lasst es gut sein", sagte er ruhig, "Eure Tochter war aus freien Stücken dabei. Sie kannte das Risiko. Mein Sohn hat sie ausdrücklich darauf hingewiesen. Nun hat sie den Preis bezahlt." Der Dekan ließ von Ralen ab und sank weinend auf die Knie
"Da das jetzt erledigt ist..." Eron wandte sich seinem Sohn zu. "Gib mir die Krone, mein Junge." Ralen wich dem Blick seines Vater aus. "Tut mir leid, Vater. Ich...ich habe sie vernichtet. Sie hatte bereits Pol getötet. Der Preis wäre zu hoch gewesen."
Eron klappte den Mund auf. Und dann wieder zu. "Du hast mich enttäuscht, Sohn", sagte er schließlich, den Blick auf den Boden gewandt, "Und du auch, Tara. Ihr habt mich beide enttäuscht. Hätte ich die Krone wären wir wieder eine glückliche Familie geworden. Ihr, ich und eure Mutter."

"Mutter ist tot, Vater", erinnerte Tara. "Das ist sie", stimmte Ralen zu. "Doch Vater wollte sie zurückholen. Mit der Macht der Krone. Ihm geht es nicht um Macht oder Reichtum. Ihm ging es einzig und allein um die Liebe. Nicht wahr, Vater?"
Eron nickte. "Ja, aber durch euer Versagen, gibt es nur noch einen Weg, wie wir wieder eine Familie sein können." Der Dunmer zog sein Schwert. "Erst werde ich euch töten, dann werde ich mich selbst richten. Im Tode sind wir dann alle vereint." "Vater nein!" Doch Taras Rufe kamen zu spät. Der Wahnsinn in Erons Verstand hatte bereits überhandgenommen. Geblendet von der Liebe zu einer toten Frau war Eron entschlossen, seinen beiden Kindern das Leben zu nehmen.
Doch das ließ Ralen nicht zu. In Erons Wahnzustand war es leicht, dem Hieb auszuweichen und ihm im Gegenzug den Degen ins Herz zu stechen. "Es tut mir unendlich leid, Vater...", flüsterte Ralen, während sein eigener Vater durch seine Hand starb. Tara brach in Tränen aus, während Ralen nur unbeteiligt daneben stand. Er hatte so viel verloren...

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Epilog

Beitragvon Jagar » Do 27 Jun, 2013 12:58

Die Monate zogen ins Land und es kehrte wieder Ruhe in das Leben in den Gefährten der Expedition ein. Mehr oder weniger...

Nach dem Tod ihres Vaters führten Ralen und Tara die Geschäfte des Hauses Rethan gemeinsam weiter. Da ihr Studium die beiden jedoch zeitlich immer mehr einspannte, überließen sie der treuen rechten Hand ihres Vaters, dem Khajiit Goldfinger, das Tagesgeschäft. Gewissenhaft wie eh und je, leitete er die Geschicke des Hauses.

Ralen folgte dem Wunsch seines Vaters und trat eine Stellung im Kriegsministerium an. Dies sollte ihm nach Abschluss seines Studiums helfen, denn so konnte er Jahre später das Amt des Kriegsministers selbst übernehmen.
Ein halbes Jahr nach dem Tod von Ella schlossen Ralen und Dany den Bund der Ehe. Vier Monate danach wurde Ralens Sohn Freyar geboren.
Ralen schloss das Studium als bester Absolvent seit Bestehen der Universität ab.

Auch Tara schloss ihre Studien erfolgreich ab und fand eine Anstellung beim König von Erstburg.

Ralens Kommilitonen Jules und Falandril bestanden ebenfalls ihr Studium. Jules zog es nach Himmelsrand, wo er die unterschiedlichen Dwemer-Konstrukte in der Stadt der Steine, Markath, untersuchte. Falandril schloss sich einer Expedition in die Aschländer an, um die Festungen der alten Chimer zu studieren. Beide kehrten erfolgreich nach Erstburg zurück.

Der Dekan der Universität von Erstburg klagte Ralen wegen des Mordes an seiner Tochter an. Die örtlichen Behörden leiteten eine Untersuchung ein, konnten jedoch keine Beweise finden, dass der Dunmer an Ellas Tod Schuld war. Als der Dekan Ralen auch den Mord an Eron vorwarf, entschloss sich das Haus Rethan, dass es besser sei, wenn er zum Schweigen gebracht werden würde.
Man fand den Dekan an einem eisigen Wintermorgen im Schnee liegen. In der Hand hatte er eine Apfel, was für diese Jahreszeit ziemlich ungewöhnlich war. Die Obduktion der Leiche stellte den Tod durch Vergiftung fest. Daraufhin wurden die Untersuchungen eingestellt.

Ralen ließ für Ella und seinen Vater Eron eine große Beisetzung ab halten. Eron wurde neben seiner geliebten Frau beigesetzt, Ella in der Gruft ihrer Familie. Für Pol wurde eine kleine argonische Zeremonie abgehalten. Trotz seines Verrates war er Ralens Freund gewesen, weshalb er auch die Sterbesakramente erhalten sollte.
Von der Leiche des maormerischen Prinzen fehlte weiterhin jede Spur. Ralen entschloss sich, dem König der Tropenelfen ein Beileidsschreiben auszustellen. Der Bote kehrte nach Monaten der Seefahrt zurück nach Erstburg. Er berichtete, der König hätte den Tod seines Sohnes ziemlich gefasst aufgenommen.

Dany übernahm nach dem Tod ihres Großvaters, der von Eron ermordet wurde, die Leitung des Azura-Zirkels. Ihr Ehemann Ralen ließ alle seine Verbindungen spielen, um dem Zirkel wieder in der Stadt zu etablieren. Doch dies gelang ihm auch unter größter Anstrengung nicht. Allerdings bot er dem Zirkel an, ihre Versammlungen in der großen Rethan-Residenz abzuhalten, was Dany dankend annahm.

Nach den Ereignissen auf der Schwarzen Insel wurde der Drache Munaxosvokun nie wieder in Tamriel gesehen. Seeleute berichten, sie hätten eine geschuppte Bestie gesehen, die gen Osten flog. Ralen nahm somit an, der Drache hätte sich an sein Versprechen gehalten.

Somit kehrte das Leben aller Beteiligten wieder in einigermaßen geordneten Bahnen zurück. Doch was ist bei den Rethans schon geordnet?

Tom M. Riddle
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Beitragvon Tom M. Riddle » Fr 25 Jul, 2014 00:06

Das ist eine wirklich sehr schöne Geschichte! Ich kenne natürlich die Elder Scrolls, sie könnte aber auch in jedem anderen Fantasy-Universum so oder so ähnlich stattfinden (zumindest bis jetzt). Ich habe bisher die ersten vier Kapitel gelesen und nun geht es auf zum Weisen.

Ich mag Deinen Helden, also Ralen, die Geschichte liest sich sehr flüssig und ich bin ausgesprochen neugierig wie es weiter geht. Zum Schreibstil, zur Grammatik, Rechtschreibung etc. hat Lilith schon alles gesagt. Fehler passieren bei einem solch langen Text und hie und da ein Buchstabe mehr oder weniger schmälert das Lesevergnügen eher nicht.

Hier vielleicht noch ein paar Anregungen:

Du entführst uns in eine veridealisierte mittelalterliche Welt und dort in die Oberschicht bzw. den Adel. In solch einem Fall sind die Frauen Damen und die Ralen ein Galan, geschult in den Minneküsten. Wenn dann im Gespräch mit seiner Schwester die Worte "Nutten" und "ficken" fallen, dann passt das für mich einfach nicht zusammen. Nutten sind hier eher Freudenmädchen, evtl. noch Huren und Ralen hat Ella verführt und nicht gefickt. Das hat mich bisher zwei Mal etwas ungewohnt aus dem Lesefluss gerissen, da Du sonst die Stimmung sehr gut eingefangen hast.

Bei Essen hast Du Dir eine Gelegenheit entgehen lassen, etwas Magie zu verströmen. Denn Du hättest wunderbar beschreiben können warum das Goldene Vlies der beste Gasthof der Stadt ist. Es wurden Fasan, Kapaun, ja vielleicht sogar Schwan aufgetragen, köstlich duftendes Wildbret lässt dem geneigten Leser das Wasser im Munde zusammenlaufen. Beim Digestiv hast Du nur erwähnt, dass es ihn gibt und dass er stark ist. Hier verströmt Deine Geschichte wieder zu wenig Fantasy-Magie. Ein unter dem Tresen gelagertes Fass voll mit geschmuggeltem Bretonischen Goldwasser, vorbehalten nur den allerbesten Kunden und Freunden des Hauses, ist so verboten lecker, dass Ella es einfach probieren muss, auch wenn sie danach nicht mehr ganz so klar denken kann.

Wie auch immer. Meine Anmerkungen sollen Deine Leistung keinesfalls schmälern. Ich finde Deine Geschichte toll. Das was ich hier schreibe ist ganz eindeutig Kritik auf einem sehr hohen FF-Niveau!
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