Ich saß auf meinem weichen Bett und starrte ins Leere. Wie so oft in jüngerer Zeit grübelte ich über mich und die Welt nach. Mein Vater hatte mich wegen ebendieser Eigenschaft schon oft ausgelacht, `so jung und schon so bitter´ sagte er dann immer, aber mich kümmerte das nicht. Schließlich gab es genug Grund bitter zu sein.
Schon immer hatte ich gewußt, dass mein Vater anders war, aber ich hätte es niemals für möglich gehalten, selber ein solcher Sonderling zu werden. Ausgerechnet in der Schule war es mir zum ersten Mal passiert. Eigentlich war ich recht beherrscht, für mein Alter, aber Bob hatte mir mal wieder sosehr zugesetzt, dass ich aus der Haut gefahren war. Es war grausam, sehr unschön und ich bereue heute noch tief, was ich dem armen jungen damals angetan habe.
Mein Vater war paradoxer Weise stolz auf mich, als ich ihm widerwillig davon erzählte, sicher, er verbag seine Gefühle wie üblich hinter der Maske des Witzes, aber ich kannte ihn gut genug, um ihn zu durchschauen.
Dann hatte er mir schließlich alles erzählt, von dieser Schule, Hogwarts oder so ähnlich. Da sollte ich hingehen, wenn ich elf würde.
Das war schon über ein Jahr her und doch hatte ich mich damit noch nicht ganz anfreunden können.
Bis zu meinem elften Geburtstag dauerte es nun gar nicht mal mehr so lange. Der Gedanke, so lange so weit fort von zu Hause zu sein, erschreckte mich ein wenig.
Langsam wurde es draussen dunkel. Ich stand auf und ging zum Fenster hinüber. Ein riesiger heller Mond tauchte die Umgebung in ein schimmerndes, silbernes Licht.
Ohne groß zu überlegen, schlüpfte ich zur Tür hinaus und stieg leise die Treppe hinunter, vorbei am Schlafzimmer meiner Eltern und zur Haustür hinaus.
Wie erwartet war es wunderschön draussen, die Luft roch ein wenig feucht, da es den ganzen Tag geregnet hatte.
Ich schlenderte zur alten Eiche, die am Rande des Gartens stand. Eine Weile stand ich davor und fühlte mich nach und nach ein wenig besser. Ich liebte diesen alten Baum, kaum vorzustellen, was dieser alles schon gesehen hatte.
Dann kletterte ich über den niedrigen Gartenzaun und lief weiter zum nahen Fluss. Hier setze ich mich ins hohe Gras und summte vor mich hin.
Ich spürte die Gegenwart eines anderen, bevor ich sie sah. Ich weiß noch heute wie sich meine Nackenhaare aufstellten und ich eine Gänsehaut bekam.
Kein sehr gutes Zeichen.
Da, dann hörte ich das Rascheln, etwas bewegte sich. Stocksteif saß ich da im Gras und fühlte mich ungemein schutzlos, wie dumm von mir, dachte ich bei mir.
Da sah eich es. Ein Tier, scheinbar, aber ein solches hatte ich noch nie gesehen. Es stand keine 10 Meter von mir entfernt, ein Speichelfaden lief ihm vom Maul an abwärts. Es stand auf zwei Beinen und bewegte sich nicht. Das Fell glänzte silbern, aber es war unmögilch zu sagen, ob das am Mond lag, oder dieses Ding immer so aussah. Eine Lange Schnauze und schwarze, funkelnde Augen machten das "Gesicht" aus.
Plötzlich ließ es sich auf vier Pfoten fallen.
Die Angst kroch mir von den Füßen hinauf zum Hals, ein eiskalter Schauer. Natürlich wußte ich nicht was es war, aber es machte mir doch gehörig Angst.
Ich wartete noch einen Augenblick, dann sprang ich auf und rannte. Ich hatte nicht gewußt, dass ich so schnell laufen konnte, aber das Tier war schneller. Schon nach wenigen Sprüngen, hatte es mich eingeholt und riss mich zu Boden. Unmittelbar danach spürte ich einen höllischen Schmerz am Arm. An alles was danach passierte, kann ich mich bis heute so gut wie gar nicht erinnern. Irgendwas war passiert, das spürte ich schon.
Wie ich nach Hause gekommen bin, weiß ich nicht.
Die nächsten Tage verbrachte ich im Bett mit einem eigentümlichen Fieber. Meine Mutter wußte nicht was sie tun sollte, einen Arztbesuch hatte Vater aufs energischste abgelehnt.
In einem Fieberanfall muss ich ihm wohl erzählt haben, was vorgefallen war.
Vater hatte nachdenklich die Stirn gerunzelt und mir ganz untypisch über den Kopf gestreichelt. Ob er was wußte?
Ich war noch zu jung und unerfahren um zu verstehen, was mich da angegriffen hatte. Ich dachte da an einen großen, sehr bösen Hund oder ähnliches. Vater wußte es besser. Er schickte gleich nach dem Gespräch eine Eule zu einem alten Freund und erhielt sehr schnell eine eindeutige Antwort und ein paar schmale Bücher. Diese studierte er aufmerksam und wurde von Zeile zu Zeile besorgter.
Dann nach ein paar Tagen, die er einsam und in sich gekehrt in seinem Arbeitszimmer verbracht hatte, ließ er den Keller anlegen.
Als es das erste Mal geschah, mein Gott, ich kann mich noch an dieses Gefühl erinnern, eine Mischung aus Schrecken, Scham und purer Todesangst. Vater hatte mich ein wenig vorbereitet und doch konnte nichts mir diese schreckliche Erfahrung leichter machen.
Bis heute ist es immer wieder schlimm, so die Sinne schwinden zu merken, nie weiß ich, ob ich jemals wieder zu Bewußtsein finde, oder ob ich noch andere ins Unglück stürze.[color=blue][/color]