Severina hat geschrieben:
Hermine hörte Selina sehr aufmerksam zu - und sie verstand ... Als Selina ihre Erzählung beendet
hatte und noch immer ein wenig beschämt und tränennass schluchzend vor Hermine stand, nahm
Hermine ihre neue Freundin mitfühlend in die Arme. Sie spendete ihr schweigend Trost, bis sie das
Gefühl bekam, dass Selina sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Dann löste Hermine sich vorsichtig
aus der Umarmung und schaute Selina an. Obwohl Hermine nicht so recht wusste, wo sie beginnen
sollte, bemühte sie sich, auf Selinas traurige Geschichte nun so behutsam wie möglich einzugehen:
Selina, das was du ... also, das Alles tut mir wirklich unendlich leid für dich!
Und das, was damals mit deiner Freundin geschah - was müssen sie ihr angetan
haben, dass sie so ... also das ist wirklich furchtbar! Einfach unglaublich, dass einige
Menschen tatsächlich so derart grausam sein können, nur weil Jemand ... anders ist!
Hermine wusste nicht so recht, wie sie auf dieses Thema eingehen sollte. Sicherlich war ihr ja schon
bewusst, um welche Art von "Freundschaft" es sich bei Selina und ihrer Freundin handelte ... und sie
hatte damit auch keinerlei Probleme, im Gegenteil! Denn Hermine war sehr verständnisvoll und auch
sehr tolerant - und genau aus diesem Grund konnte sie kaum Worte dafür finden, wie schrecklich sie
es fand, dass Selinas Mitschüler so reagiert hatten. Am Liebsten hätte sie ihrer geballten Ladung Wut
auf Selinas intolerante und brutale Mitschüler Ausdruck verliehen - solch ein Verhalten missbilligte sie
zutiefst, doch sie riss sich zusammen. Hermine räusperte sich und fuhr dann mit ruhiger Stimme fort:
Und das mit deiner Mutter - es tut mir sehr leid, dass du sie verlieren musstest!
Aber die Sache mit deinem leiblichen Vater ... nun ja, das Alles ist doch recht eigenartig!
Ich meine, vermutlich hatte deine Mutter für das Alles ihre guten Gründe ... aber welche?!
Hast du denn irgendeine Vermutung? Irgendwelche Anhaltspunkte oder Ähnliches, die
dich zu deinem Vater führen könnten?! Oder eine Ahnung, wer dein Vater sein könnte?!
Also, wenn er hier in England lebt - nun ja, England ist nicht gerade winzig ... aber
einen Versuch wäre es wert, wenn du ihn gerne finden und kennenlernen möchtest!
Und wenn du möchtest, dann helfe ich dir natürlich bei der Suche nach deinem Vater?!
Hermine lächelte Selina aufmunternd zu. Für sie war es selbstverständlich, dem Mädchen bei der
Suche nach ihrem Vater so gut wie möglich zu helfen ... denn immerhin war Selina ihre Freundin!
Ein leichtes, dankbares Lächeln überzog Selinas Gesicht.
Danke dir. Aber du musst mich nicht bedauern, es ist schon sehr lange her. Es ist nur so...
die Erinnerung ist doch noch sehr schmerzhaft. Aber ich weiß, was geschehen ist kann man
nicht ändern. Ich kann meine Freundin nicht mehr retten und ich kann auch meine Mutter
nicht wieder lebendig machen. Es tut weh, aber beide würden nicht wollen, dass ich aufhöre
mein Leben zu leben. Sie würden wollen, dass ich weitermache und glücklich bin, dass ich
kämpfe. Diesen Wunsch möchte ich ihnen so gut wie es geht erfüllen...
Auch wenn das jetzt seltsam klingt...
Selina schaute abermals leicht beschämt zu Boden. Doch Selina wusste, dass Hermine sie
verstand, besser als es je ein anderer Mensch je könnte. Sie schaute direkt wieder auf,
direkt in Hermines braune Augen.
Habe ich das gerade richtig verstanden? Du würdest mir auf der Suche nach meinem Vater
helfen?
Selina Augen lachten vor Freude und Dankbarkeit, wodurch die Dunkelheit und tiefe ihrer
Augenfarbe noch stärker zum Vorschein traten. Sie drückte Hermine zum Dank ganz kurz
an sich, bevor sie dann wieder zu sprechen begann. Sie teilte Hermine alles mit, was sie
von ihrer Mutter Glory über ihren Vater erfahren hat undwas ihre eigenen Nachforschungen
bisher ergeben haben.
Nun, ich weiß nicht viel über meinen Vater. Ich weiß, dass er hier ist, da meine Mutter ihn
damals hier kennen lernte und sie in die USA floh. Er hat sie nie gesucht, das hat sie mir
erzählt. Wieso sie sich dessen so sicher war, weiß ich allerdings auch nicht.
Ich weiß auch, dass er auf der Dunklen Seite steht, oder stand. Zumindest zu der Zeit war
das so. Deshalb sollte ich ja nicht nach ihm suchen. Er war ein Todesser oder dergleichen,
denke ich. Sie hat da nichts genaues gesagt, aber er muss wohl damals sehr einflussreich
und mächtig gewesen sein. Allein aus diesem Grund hat sie sich ja überhaupt zu diesem
Abkommen hinreißen lassen.
Sie sagte, sie wollte an seiner Seite stehen, dafür würde sie ihm ein Kind gebären. Doch
als sie mit mir hoch schwanger war, fürchtete sie um mein Leben und sie wollte mich nicht
in Gefahr bringen. Sie empfand auch nie, dass Muggel oder Zauberer aus Muggelfamilien
Abschaum oder des Lebens unwürdig seien, doch sie wollte Macht, zu dieser Zeit waren es
eben die Todesser, welchen die meiste Macht gebührte.
Meine eigenen Forschungen haben bisher noch ergeben, dass ich wohl nicht ganz reinblütig
bin, wie man so schön sagt. Ich habe Muggelblut in mir. Oh Mann, das klingt jetzt vielleicht
bescheuert... aber du weißt, was ich meine!?
Ich denke, das grenzt den Kreis an möglichen Vätern beträchtlich ein, denn es gibt bestimmt
nicht viele Todesser mit Muggelvorfahren.
Professor Snape zum Beispiel würde momentan alle Kriterien erfüllen. Also, nur mal so als
Beispiel. Er wäre mir eigentlich schon sehr lieb...
Hmm, mehr weiß ich nicht über meinen Vater. Ich hoffe, ich finde bald noch mehr raus.
Doch wo soll ich anfangen? Ich hab ja keinerlei Anhaltspunkte...
Wie soll man etwas über jemanden rausfinden, wenn man nicht weiß, wer er sein könnte.
Und wie soll man rausfinden, wer jemand ist, wenn man nichts über ihn weiß?
Mit diesem Satz verschlug es Selina endgültig die Sprache. Sie schaute Hermine ratlos an.
Sie wusste einfach nicht mehr weiter. Momentan sehnte sie sich sehr nach Hogwarts zurück.
Der Morgen hatte bereits begonnen und entschieden wurde scheinbar immer noch nichts.
Ob das noch lange dauert? Ob wir nicht einfach solange in Hogwarts bleiben könnten? Ich
weiß nicht mal, wie ich jetzt helfen könnte. Wahrscheinlich gar nicht. Doch werde ich helfen,
wenn meine Hilfe auch tatsächlich nützt. Doch ich möchte nicht solange warten, bis es denn
soweit ist. Auch wenn das jetzt unangebracht erscheint und egoistisch von mir ist, so würde
ich doch meine Nachforschungen gerne wieder aufnehmen, wenn hier nicht bald mal etwas
passiert.
Ich denke, das werde ich auch sagen...
Vielleicht möchte Hermine solange mitkommen? Nein, ich denke sie wird wohl eher hier bei
ihrem Freund Harry bleiben wollen. Ihr geht diese Sache natürlich vor.
Aber fragen werde ich sie schon...
Selina verfiel in leichtes Grübeln, bis ihr auffiel, dass Hermine auf ihre Worte antworten wollte.
Sie lauschte gespannt, ehe sie Hermine an ihren Gedanken teilhaben lassen wollte.