Spoiler
Destiny Dawn
Kaum da Destiny das Abhörgerät angeschaltet und sich auf das Bett gelümmelt hatte, begann die unbekannte
Todesserin im Nebenzimmer auch schon über den Grund der Zusammenkunft mit Alice zu sprechen. Destiny
horchte auf und saß nun kerzengerade auf dem Kissen. Nur leise konnte sie ein Plätschern aus den Empfänger
des Muggelgeräts vernehmen, jedoch nicht ausmachen, woher und wovon es rührte. Dies machte sie äußerst
nervös und umso angestrengter versuchte sie dem Treiben in der Pension Nr. 12 zu folgen, damit ihr auch ja
nichts entging. Zu ihrer großen Erleichterung dauerte es nur wenige Sekunden bis die Unbekannte, welche sich
selbst als Liliana De Lancret ausgab, weitersprach. Gedämpft und leicht verzerrt hörte sie die Worte nur, doch
reichte es aus, diesen folgen zu können:
Trink etwas! Na los! Du wirst es nötig haben!
Und dann berichte mir alles, was du bezüglich
des Amulettes in Erfahrung bringen konntest!!!
Ich will alles über dieses Schmuckstück wissen!
Und natürlich über das Ritual... also, schieß' los!
Und ich warne dich, mein Püppchen:
Keine Tricks! Hast du das verstanden?!
Diese Art zu Sprechen und zu Formulieren war Destiny nur allzu gut bekannt, doch konnte sie sich in keinster
Weise erinnern, wer so sprach.
Püppchen?
Dieses Wort - und in dieser Tonlage.
Das kenne ich doch!
Aber wer sagt das immer?
Bellatrix? Nein - unmöglich.
Dieses Wort benutzt sie zudem gar nicht.
Aber wer sonst?
Sie wusste, dass Bellatrix gern ihre Spielchen trieb und durchaus wäre diese Frau in der Lage, geschweige denn
verrückt genug so einen Verrat und eine riesen Dummheit an jemanden ihr Überlegeneren wie Destiny Dawn zu
begehen. Doch hatte sie nach den vielen Jahren in Askaban sicher nicht mehr den Grips dazu, ganz abgesehen
vom geschichtlichen Wissen, das ihr völlig abhanden ging. Es musste jemand anderes dahinter stecken. Eine
Todesserin, die sie zwar kannte, mit der sie aber nicht oft genug zu tun hatte, als dass sie sich an sie erinnern
konnte, und trotz allem genug über sie wusste, um einen Bezug zu ihrem Pseudonym herstellen zu können. Doch
sie konnte sich darüber nun nicht weiter den Kopf zerbrechen, denn jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen,
als eine mädchenhafte Stimme, welche nur Alice gehören konnte, aus dem Empfänger des Abhörgeräts drang.
Destiny war äußerst neugierig darauf, wie viel Alice über das Amulett in Erfahrung bringen konnte. Vielleicht
hatte sie auch Glück und Alice waren die wirklich wichtigen und gefährlichen Eigenschaften des Schmuckstücks,
sowie sein Nutzen und seine Verwendung entgangen. Doch musste sie kurz darauf feststellen, dass ihr Hoffen
enttäuscht werden würde, als Alice alles Erdenkliche über das Amulett preisgab, was man nur als Dritter und
Außenstehender wissen konnte.
Ja, das Amulett... also... Es hat ein Schutzzauber gegen jegliche
Flüche. Darunter gibt es aber auch ein paar Ausnahmen. Diese sind
Gegenstände, Feuer, sowohl normales als auch Dämonsfeuer, der
Imperius-Fluch, sowie der Avada Kedavra.
Zu deiner Frage am See: Nein, du könntest es nicht öffnen, es kann nur
von den Besitzern, in diesem Fall Destiny oder Ashley, geöffnet werden,
oder von jemanden, der die Erlaubnis von einem der beiden gekriegt hat,
wie es bei mir der Fall war.
Die volle Macht entfaltet es aber erst, wenn es offen ist, vorher wehrt es
auch schon sehr die meisten Flüche ab, aber stärkere nur, wenn es offen ist.
Dann ist man in so einer Art... Schutzkugel.
Es lässt sich aber weiterhin nur bei Gefahr öffnen, oder bei Todesängsten.
Ich kann es jetzt immer öffnen.
Ein leichtes Stöhnen entwich Destiny. Langsam schloss sie die Augen, schüttelte leicht den Kopf und fiel sanft mit
dem Rücken nach hinten gegen die Wand. Nach dieser kurzen Pause allerdings sprach Alice auch schon weiter:
Jeder, der es versucht zu stehlen, wird sofort gefoltert, die Ausnahme hierbei ist
wieder eine direkte Übergabe, wie bei meinem Fall von Ashley.
Ich kann es dann auch weitergeben, aber nicht seine Macht gebrauchen, das kann
immer nur der rechtmäßige Besitzer.
Für den Träger des Amulettes sind alle Kräfte positiv, genauso wie für die, von ihnen
auserwählten, Personen.
Diese Worte waren wie Gift für Destiny. Sie konnte nicht fassen, was Alice da getan und gesagt hatte, und noch
weniger konnte sie glauben, dass jemand ihr so viel Angst bereitete, dass sie ein solches Risiko eingehen würde.
Doch war dies offensichtlich der Fall und nichts konnte diese Tatsache jetzt noch ändern. Es war endgültig alles
ausgesprochen und selbst Destiny vermochte nun nicht einmal mehr, diese Worte und überhaupt diese ganze
Situation ungeschehen werden zu lassen.
Alice, wie konntest du nur?
Ist dir eigentlich klar, was du da tust?
Wenn das Miststück mit ihrem Vorhaben Erfolg hat,
könnten wir alle vernichtet werden?
Was hat sie sich nur dabei gedacht?
Ich muss es verhindern.
Doch wie?
Ich weiß noch zu wenig, weiß nicht,
wie sie nun weiter vorgehen wollen.
Ich muss noch warten - warten, bis
sich ein passenderer Zeitpunkt ergibt.
Langsam öffnete Destiny wieder ihre Augen und lauschte weiter. Sie war nur froh, dass Alice noch nicht alles über
die Kräfte und das Amulett selbst wusste oder zumindest noch nicht ausgesprochen hatte. Dennoch hatte sie mit
ihren bisherigen Worten schon mehr Schaden angerichtet, als Alice selbst vermutlich bewusst war. Doch eben noch
gedacht, gaben Destiny Alice' folgende Worte den Seitenhieb, den Destiny vom Bett aufspringen und nun im Zimmer
nervös und zugleich wutentbrannt hin und her laufen ließ. Von dieser Liliana hingegen war die ganze Zeit über kein
Ton zu hören und auch sonst schien das Zimmer totenstill, nur gelegentlich neben Alice' Stimme vom mysteriösen
Plätschern unterbrochen.
Ja, es gibt eine Möglichkeit, wie du seine Macht ausnutzen kannst.
Die Methode nennt sich umpolen, damit lenkst du die Macht des Amulettes auf dich um.
Hierfür ist allerdings der Träger oder eine von ihnen auserwählte Person, in diesem Fall
bin ich es, nötig.
Die Voraussetzungen dafür, dass es klappt, sind, dass du die ganze Macht kennst, eine
Person besitzt, die das Amulett öffnet und anschließend sein Blut als Erlaubnis auf es
tropft. Außerdem musst du noch die Formel kennen.
Im nächsten Moment hörte Destiny nur noch Papiergeraschel. Schnell wandte sie sich um und starrte auf die Wand,
welche ihr Zimmer von dem der Nr. 12 trennte. Dann schwang sie den Kopf in Richtung ihrer Zimmertür und wieder
zurück zu der Wand. Sie war erstarrt, im Kopf wirbelten die Gedanken und noch war sie unentschlossen, ob sie aus
dem Zimmer laufen und versuchen sollte, in das andere Zimmer einzudringen, oder noch warten sollte, um mehr zu
erfahren. Und dann kamen, die Worte, die ihren Entschluss festmachten.
Auf dem Zettel steht die Formel in Lateinisch, dass sie schwarzmagisch ist, wirst du wohl
allein am Zauber erkennen. Ich muss das Gleiche auf Englisch sprechen, nachdem du es
getan hast.
Die Macht des Amulettes fließt kurzzeitig in mich hinein und kommt, auf dich gepolt, wieder
heraus, sodass du es benutzen könntest.
Nach dem Umpolen hat es ähnliche Kräfte wie zuvor, allerdings auch einige zusätzliche.
Du bist die neue Besitzerin, somit kannst du bestimmen, für wen sich die Kraft positiv oder
auch negativ auswirkt.
Mithilfe eines Duplikates lässt sich die Person, die es besitzt, finden. Man kann das
Amulett allerdings auch einfach an die Haut der jeweiligen Person legen, ohne die
Erlaubnis, es zu berühren, zu geben. Dort brennt sich dann etwas ein, was man,
ähnlich eurem Dunklen Mal, nutzen kann. Das Gleiche funktioniert aber auch
mit dem Duplikat.
Jeder Dieb für das Amulett wird schwer verletzt, gegen diese Verletzungen gibt es
auch keinen Schutzzauber. Für jeden, der ca. 4 Meter entfernt steht, werden
schlechte Erinnerungen hervorgerufen. Das wäre dann seelische Folter. Allerdings
kannst du bestimmen, für wen das gilt und für wen nicht.
Legilimentik ist in schwacher Version möglich, falls nicht schon vorhanden.
Dein Geist wird automatisch verschlossen.
Außerdem werden Flüche, die auf dich geschossen werden, nicht nur zurück
geworfen, sondern auch noch verstärkt.
Ach ja, man kann dieses Amulett nicht zweimal umpolen, höchstens könnten
Destiny oder Ashley den Zauber rückgängig machen, hierfür bräuchten sie
allerdings den, der bei dem Umpolen dabei war, also mich.
Das Amulett muss zwischen uns liegen. Ich muss ein bis zwei Tropfen Blut auf
es tropfen, damit zwinge ich es durch diesen Zauber, dass es sich öffnet.
Dann musst du einmal die Formel sprechen, die ich dir gera...
Das war Destinys Stichwort. Die beiden wollten das Ritual tatsächlich durchführen, und nicht irgendwann, sondern
jetzt gleich, so viel hatte sie verstanden. Destiny rannte zur Tür, nahm dabei umständlich das Abhörgerät aus dem
Schürzenlatz und warf es auf den Zimmerboden. Beim Herauslaufen hörte sie noch ein paar Worte von Alice durch
das Gerät, ehe sie zu weit weg war, um sie noch verstehen zu können.
Destiny stand nun, ihren Zauberstab gezückt und bereit zum Kampf, vor der Tür zur Pension Nr. 12. Sogleich begann
sie mit allerlei Beschwörungen, um die Banne, die um Tür und Zimmer gelegt wurden, zu brechen. Sie versuchte sich
dabei so leise wie möglich zu verhalten, denn Aufmerksamkeit wollte sie natürlich keine erregen und der Todesserin
damit die Gelegenheit bieten, sich mit Destinys Amulett aus dem Staub zu machen. Im Gegenzug drang jedoch auch
kein Wort, geschweige denn ein Geräusch aus dem Zimmer selbst, was nur an den gelegten Zaubern liegen musste.
Dies erschwerte die ganze Sache noch, da Destiny so nicht wusste, wie weit und wie schnell sie mit der Durchführung
des Rituals voranschritten. Doch ließ sie sich davon nicht irritieren, denn sie wusste, sie musste weiter einen kühlen
Kopf bewahren und schnell machen, wenn sie dem Treiben Einhalt geboten wollte.
Intruder jinx!
Finite protego totalum!
Finite cave inimicum!
Finite colloportus!
Finite Salvio Hexia!
Finite Incantatem!
Immer wieder wiederholte Destiny diese Zauber in ihren Gedanken, um die Zauber der unbekannten Todesserin zu
brechen. Doch dauerte dies eine gefühlte Ewigkeit und Destiny kam nur schleichend voran. Sie könnte zwar spüren,
dass die Zauber bereits verblassten und nachließen, denn der Druck, der von der Tür gegen sie ausging ließ langsam
nach und bald schon konnte sie auch Geräusche aus dem Zimmer vor ihr wahrnehmen. Doch war sie lange noch nicht
am Ziel und musste immer weiter die Gegenzauber und -flüche sprechen.
Dann endlich war es soweit - sie spürte es förmlich, wie die Kräfte der Zauber der Verräterin schwanden und Destiny
die Tür zu Öffnen vermochte.
Alohomora!
Nichts tat sich. Kurz leicht verwirrt stand sie, den Zauberstab noch erhoben, vor der verschlossenen Tür. Sie dachte,
sie habe alle stärkeren Zauber bereits gelöst, und meinte, damit auch solch simplen Zauber, der gegen eben so etwas
Banales wie Alohomora wappnete. Doch da schien sie sich wohl geirrt. Das konnte sie sich nicht bieten lassen, zumal
ihr die Zeit zwischen den Händen fort rinn. Zornig, bereit zum Kampf und mit eleganter Pose, welche jedoch mit dem
Aussehen der Bedienung und in deren Schürzchen etwas merkwürdig und unpassend wirkte, holte sie weit mit ihrem
Zauberstab aus.
SCHEIß DRAUF, JETZT IST ES AUCH EGAL!!!
Lauthals schrie sie und wirbelte ihren Zauberstab in der Luft, die Spitze auf die Tür gerichtet und einen Schritt vor
tuend.
EXPULSO! - REDUCTIO!
Mit lautem Krachen und Knallen riss die Tür aus der Fassung und die Steine der Wand drum herum flogen durch Zimmer
und Flur, bröckelte weit darum herab, sodass fast das komplette Zimmer NR. 12 eins mit dem Flur wurde. Schutt lag
überall und eine graue Dreckwolke verdeckte Destiny die Sicht in den Raum.
Als die Luft wieder klarer wurde, konnte sie nur kurz noch einen Blick auf die Todesserin erhaschen, wie sie schräg vor
ihr auf dem Boden lag, scheinbar unbewaffnet, jedoch das Amulett offensichtlich um den Hals tragend. Das Ritual war
also vollzogen, die Todesserin hatte bekommen was sie wollte.
Destiny durfte jedoch keine weitere Zeit verlieren und nutzte die Situation der Schutzlosigkeit der Todesserin aus, indem
sie sogleich ihren Zauberstab in der Luft peitschte und unkontrollierte Flüche, welche wie rote Blitze aussahen, gegen sie
schleuderte. Doch schon in diesem Moment zog die Unbekannte einen Dolch aus einem Beinholster und warf ihn Destiny
entgegen, welcher gezielt auf die Stelle zwischen ihren Augen zuflog. Destiny musste nun schnell reagieren, wodurch sie
die Angreiferin nicht davon abhalten konnte, sich ihrem Zauberstab wieder zu bemächtigen. Auch die Worte, welche die
Todesserin an sie gerichtet hatte, verstand Destiny aus dem Getöse, welches noch von der Explosion herrührte, kaum.
Destiny schwang abermals ihren Zauberstab, sodass der Dolch, kurz bevor er sein Ziel erfasst hatte, herum schwang und
auf seinen Besitzer zurück zusteuerte. Da Destiny jedoch die Zeit fehlte, die Richtung genau auszumachen, verfehlte der
Dolch seine Besitzerin um Haarsbreite, blitzte an deren Ohr vorbei und landete an der Wand gegenüber, nur einen halben
Millimeter über Alice' Kopf, welche an eben jener Stelle kauerte. Der Dolch hatte Alice' Haare erfasst und leise rieselten
einige der Strähnen herab, die der Dolch vom Schopf getrennt hatte. Doch Destiny achtete nicht weiter darauf, denn nun
gab es Wichtigeres zu tun. Sie musste ihr Amulett zurückholen, koste es, was es wolle.
Und so begab sie sich in Kampfposition, stellte sich ihrer Gegnerin gegenüber, erhob ihren Zauberstab elegant über ihren
Kopf und begann mit Flüchen um sich zu schmeißen. Ein schrilles Kreischen waren ihre Worte mehr und die Bösartigkeit
und Ernsthaftigkeit, die in ihrer Stimme schwangen ließen ihre Augen umso stärker funkeln. Die Wut ließ sie trotz ihrer
Gestalt als Bedienung immer größer und mächtiger aussehen und während sie die folgenden Worte aussprach begann ihr
ganzer Körper zu kribbeln und schmerzen. Der Vielsafttrank ließ nach, die Stunde war um, und sie verwandelte sich in ihr
Selbst zurück, während sie weiter zornig kreischte.
Du miese Drecksschlampe!
Gib es mir!
Gib mir mein Amulett zurück!
Ich werde dich in der Luft zerfetzen!
ICH WERDE DICH ZERREIßEN!