Spoiler
Bellatrix Lestrange half ihrer Tochter Nathalie dabei die olle Wahrsagelehrerin auf den
Küchenstuhl zu bugsieren. Ab da ließ sie Nathalie jedoch alleine weiter machen, was
diese auch sogleich tat, ohne dass Bellatrix auch nur ein Wort sagen musste. Sie selbst
lehnte einen halben Meter vom für den Trank zu verwendenden Kessel entfernt gegen
die Küchenanrichte und sah ihrer Tochter bei der Arbeit zu. Amüsiert schmunzelte die
Todesserin, als Nathalie die verrückte Fledermaus fesselte. Den Fluch hatte die Kleine
durchaus sehr gut drauf und Bellatrix, auch wenn sie diesen Fluch für einen der sehr
einfachen und in diesem Augenblick wohl eher überflüssigen Zauber zählte, schätzte
Nathalies vielseitige Talente hoch.
Auch beim Brauen des Trankes sah sie ihrer Tochter immer wieder über die Schulter,
jedoch weniger um zu sehen, ob sie alles richtig machte, als viel mehr, da das Warten
Bellatrix ungeduldig machte und ihre sadistische Vorfreude mit jeder Minute anstieg.
Sie empfand Stolz für Nathalie, da diese durchaus ein Händchen für die Künste in der
Zaubertrankbrauerei besaß, auch wenn dies bedeutete, dass die Wahrsagetante wohl
kaum Nebenwirkungen haben wird.
Die Zeit, in der der Trank ziehen musste, nutzte Bellatrix, um Lucius ihre Meinung um
dessen begangenen, schwerwiegenden Fehler deutlich zu machen. Sie streckte ihren
struppigen, schwarz gelockten Kopf aus der offenen Küchentür, welche eine direkte
Verbindung zum Salon darstellte. Mit einem kurzem Blick durch den Raum erfasste sie
ihn und beobachtete, wie eine ältere Frau, welche zwar eine Todesserin sein musste,
die Bellatrix aber nicht kannte, ihn lüstern taxierte. Das war die perfekte Gelegenheit.
Sie ließ den beiden einen kurzen Wortwechsel, ehe sie Malfoy zwischen Tür und Angel
begann anzukeifen.
Du solltest deine Aufträge zukünftig wirklich besser ausführen, werter Schwager.
Dies Insekt hatte noch den Zauberstab in der Tasche. Wirklich unachtsam von dir.
Dem Dunklen Lord missfällt es ganz sicher auch, dass seine Diener so schlampig
arbeiten.
Kurz huschte Bellatrix' hämischer Blick zu ihrem Herrn und sogleich zu Lucius zurück.
Außerdem solltest du dringendst mal deinen Flur renovieren.
Mit einem verheißungsvollem und gespielt freundlichem Flüstern setzte sie fort.
Sieht nicht so gut aus!
Giggelnd und Lucius Trelawneys Zauberstab zuwerfend zog sich Bellatrix wieder in die
Küche zurück.
Als der Trank fertig war, lachte die Verrückte schrill auf, ließ dabei die fauligen Zähne
blitzen und drehte sich, den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt und die Arme wie
Flügel zu den Seiten ausgestreckt, um die eigene Achse und zu Trelawney, bei der sie
blitzartig anhielt, indem sie die Lehnen des Küchenstuhls griff. Sie lachte dem kleinen,
wimmernden häufchen Elend, das bewegungsunfähig an den Stuhl gefesselt war, direkt
ins Gesicht und hauchte ihm dabei ihren mit Spuckspritzern versehenen, äußerst nach
Verwesung riechenden Atem entgegen.
Sie machte Nathalie Platz, als diese mit einem, den Zaubertrank beinhaltenden Glas in
der Hand an den Stuhl heran trat. Bellatrix beobachtete gehässig, wie diese der Alten
gewaltsam das Gebräu einflößte,ehe sie selbst Trelawney mit einem lässigen Schlenker
ihres Zauberstabes knebelte, um zu lauten Schreien vorzubeugen. Sie warteten schon
eine ganze Weile, doch mit Ausnahme der brennenden Schmerzen, deren Ausmaß und
Intensität nur an Trelawneys weit aufgerissenen, hervorquellenden Augen, die sich vor
Anstrengung nach oben verdrehten, abzulesen waren, traten zu dem Bedauern beider
Todesser keine von den sehnlichst erhofften Nebenwirkungen oder Folgebeschwerden
auf. Dafür war aber deutlich zu erkennen, wie Trelawney allmählich wieder vollkommen
nüchtern wurde. Die getrübten Augen wurden klar, die schweren Augenlieder leichter
und das zuvor noch weiße Gesicht mit den vom Alkohol geröteten Wangen bekam einen
natürlichen und gleichmäßigen Teint.
Enttäuscht krallte Bellatrix Trelawneys Füße, grub ihre Fingernägel tief in deren Fleisch,
zog sie mit Nathalies Hilfe, welche die Schultern ergriff, vom Stuhl und legte sie unsanft
auf den Boden. Dann sprach sie Locomotor Wahrsagerin und ließ sie den Weg, die Gänge
und Treppen hinauf bis zum obersten Stock, vor sich herschweben, Nathalie hinter sich,
das genutzte Zaubertrankbuch mitholend. Das Aufräumen der Küche dagegen überließen
sie getrost Lucius. Er schien Bellatrix' Ansicht nach eh nicht ausgelastet genug zu sein.
In einem der verwinkelten Gänge blieben sie in einer sackgassenähnlichen Ecke an einer
mit silbrig schwarzen Steinen gepflasterten Innenwand stehen. Einer der Steine hob sich
kaum merklich von denen der anderen ab. Bellatrix trat mit ihren Lippen ganz nah an ihn
und hauchte ihm ein Serpens zu. Der Stein staubte leicht während er in die Reihe zu den
anderen glitt und die Wand selbst leise im Boden verschwand. Hinter ihr befand sich eine
Art grauweißer Nebelschleier. Ohne zu zögern ließ Bellatrix Trelawney, die verängstigt auf
den wabernden Rauch schielte, durch den Vorhang schweben, ehe sie selbst, gefolgt von
Nathalie, hindurch trat.
Der Eingang zu dem Raum, welchen sie nun betraten, befand sich direkt gegenüber einem
edlen runden Tischchens aus Ebenholz mit schwarzer Marmorplatte, auf deren Mitte eine
große, kristallene Wahrsagekugel platziert war. Das Tischchen selbst bildete das Zentrum
des Raumes, links und rechts von ihm standen jeweils ein rostbrauner Ledersessel, beide
der Kugel zugewandt. Die gesamte linke Wand bestand aus Bücherregalen mit vorwiegend
verbotenen schwarzmagischen Werken, darunter Literatur und seltene Gegenstände.
Besonders fielen Werke wie Aleister Crowleys Dämonologie der Untoten oder auch Charles
Mansons Flüche - Methoden zur Massenvernichtung von Muggeln" auf, von denen sämtliche
Exemplare seit dem Sturz des Dunklen Lords eigentlich durch den großen Brand vernichtet
wurden, und bei dem alle Hexen und Zauberer dazu verpflichtet waren, auf der schwarzen
Liste stehende Bücher ins Gubraith-Feuer zu werfen. Zu dieser Zeit fanden auch vermehrt
Hausdurchsuchungen statt, allein in Malfoy Manor waren es rund zwölf. Die Malfoys hatten
Glück, denn ihr Anwesen besaß viele gut versteckte und verschlüsselte Geheimorte, unter
anderem dieser Raum. So wunderte es nicht, dass sich in den Regalen auch Vodoopuppen,
giftige Schrumpfköpfe und tödliche, magische Waffen befanden, die zu der Zeit geschaffen
wurden, in der Meuterei noch zum Tagesgeschäft gehörte. Sie wurden jedoch bald darauf
verboten und somit nicht mehr hergestellt.
Doch auch legale und dennoch nützliche Sachen standen hier herum, so wie ein Feindglas,
ein Geheimnisdetektor und am anderen Ende des Raumes zudem ein gigantisches Lunaskop,
welches zu einer Dachkuppe hoch ragte. Diese ließ sich nach Belieben öffnen und gab den
Himmel in voller Pracht preis, egal ob nun in der Nacht oder am Tag. Auf der rechten Seite
befand sich eine kleine, abschließbare Zelle mit anschließendem Badezimmer. Innerhalb der
Zelle stand lediglich eine rustikale Metallliege mit vergilbter, durchgelegener Matratze, sehr
dünner Wolldecke und zerschlissenem Kissen ohne Bezug.
Bellatrix ließ Trelawney unsanft auf den Boden plumpsen, öffnete die Zellentür, richtete die
Hexe auf und schubste sie in die Zelle. Dann ließ sie das Schloss zuschnappen, versiegelte es
noch einmal magisch und entfesselte und entknebelte Trelawney. Diese sackte dabei in sich
zusammen und sah den beiden Todessern nach, wie sie durch den grautrüben Nebelschleier
schritten und sich die Wand hinter ihnen wieder aufrichtete.
Auf dem Gang wandte sich Bellatrix kurz ihrer Tochter zu, bevor sie sich noch einmal auf den
Weg zum Dunklen Lord machte, um ihm Bericht zu erstatten.
Geh ins Bett! Ich muss nochmal zum Lord, dann geh ich auch.
Nathalie und Bellatrix trennten sich auf dem Flur, als Nathalie ihr Zimmer betrat, welches sich
direkt neben dem ihrer Mutter befand. Diese lief die Treppen hinab, durch diverse Gänge und
betrat schlussendlich wieder den Salon. Mit verschmitztem Grinsen trat sie an ihren Herrn nah
heran und flüsterte ihm verführerisch zu.
My Lord, wir haben getan, was Ihr wolltet. Sie ist nüchtern und klar im Kopf, wenn man das
bei so einer überhaupt sagen kann. Zudem ist sie wacher und bereit für die Zeremonie. Sie
befindet sich jetzt in der Zelle im Zen-Room. Das Schloss ist magisch versiegelt. Geht leicht
mit Alohomora zu öffnen.
Bellatrix entfernte sich ohne ein weiteres Wort von ihrem Herrn und zog sich wie bereits ihre
Tochter in ihr Zimmer zurück, um den versäumten Schlaf nachzuholen.
~*~
Sybill Trelawney wollte nicht kampflos aufgeben. Sie hatte zwar nun keinen Zauberstab
mehr, aber durchaus besaßen die zwei Todesserinnen jeder noch einen. Sie sah unmerklich
auf, als das merkwürdige Dreiergespann die Küche betrat, und erblickte sogleich den Stuhl,
auf den sie gesetzt werden sollte. Das war die einzige Möglichkeit. Sobald sie saß, würde sie
sich auf die Todesserin stürzen, die ihr am nächsten stand, sich ihren Zauberstab holen und
hinaus in die Freiheit laufen.
Leider ging der Plan nicht einmal ansatzweise auf, denn kaum dass die Elende saß, wurde sie
auch schon mit einem äußerst starken Fesselfluch belegt, der sie sich nicht einmal ein Stück
bewegen ließ, egal wie sehr sie dagegen anzukämpfen versuchte. Nach einer Weile gab sie es
dann auf und ließ stumm ihren Kopf hängen. Doch solange sie noch nicht tot war, würde sie
bei jeder sich bietenden Gelegenheit weiterkämpfen.
Gerade beim Dösen wurde sie durch ein schrilles, ohrenbetäubendes Lachen und einer sehr
feuchten Aussprache mit Mundgeruch aus ihrer Trance gerissen, dass ihr übel wurde. Wenig
später wurde ihr auch schon ein Glas mit zitronengelber Flüssigkeit unter ihre Nase gehalten
und gewaltsam an ihre Lippen gepresst. Äußerst widerwillig öffnete sie nur unter Zwang den
Mund und trank das magische Gesöff. Überrascht stellte Sybill fest, dass der Trank gar nicht
so schlecht schmeckte, sondern vielmehr Zitronentee glich, und somit, bevor sie zu ihrem
Ärgernis geknebelt wurde, das Glas in einem Zug leerte.
Dass dies jedoch ein schwerer Fehler war, wurde ihr erst eine Minute später bewusst, als ihr
Inneres zu brennen und zu stechen begann. Es fühlte sich an als würde jemand mit milliarden
kleiner, heißer Nadeln in ihren Eingeweiden herumstochern. Dieser Schmerz war unerträglich
und betäubend. Es kam ihr vor, als wäre ein ganzes Leben vergangen, als der Schmerz endlich
nachließ. Alles um sie herum wurde klarer, ihre Sinne schärften sich und ihr Verstand und ihr
Geist begannen auf Hochturen zu Arbeiten.
Wieder hantierte man an ihr herum, doch dieses mal durfte sie auf weitaus bequemere Weise
reisen, indem sie in der Luft schwebte und sich fallen lassen konnte. Es fühlte sich an wie auf
Wolken und so achtete sie gar nicht darauf, wo die Todesserinnen sie überhaupt hinführten.
Sie bemerkte erst wieder eine Veränderung, als sie Staub in die Nase bekam und niesen musste.
Sie schielte über ihren Kopf hinweg und sah eine ausladende Nebelwand vor sich. Sie kam dieser
immer näher, und als ihr Schopf den Rauch berührte, kniff sie verschreckt die Augen zu. Nichts
geschah, bis sie einen harten Schlag auf ihrer gesamten Rückseite verspürte. Sie wurde unsanft
vom Schwebezauber gelöst und knallte fest auf den Boden. Bellatrix richtete sie wieder auf und
schubste sie in eine Zelle auf der rechten Seite des Raumes. Sie wurde von Knebel und Fesseln
befreit und sackte durch fehlende Körperanspannung erst einmal zusammen. Dann entfernten
sich die Frauen aus dem Raum und vor die Nebelwand glitt eine Mauer aus dem Boden empor,
die den Ausgang versperrte.
Sybill behagte dieses Zimmer gar nicht und die Zelle, in der sie nun eingesperrt war, machte die
Situation in keinster Weise besser oder erträglicher. Die Gegenstände und Bücher bereiteten ihr
Angst, und so verkroch sie sich wimmernd in der Ecke am Bett und wartete auf ihr Schicksal.