Phoebe konnte ihr Glück kaum fassen!
Sie hatte einen Freund! Einen richtig coolen Freund sogar, der sie liebte und sie akzeptierte,
so, wie sie war.
Teilweise konnte die junge Halbwerwölfin nichts anderes tun, als ihn anzustarren und zu
Lächeln, seine Lippen zu beobachten, wie sie Worte formte, seinen Geruch einzuatmen.
Sie reagierte selten, wenn er etwas fragte, doch er nahm es ihr nicht übel, sondern küsste sie
einfach nur, erst nach Stunden, so kam es dem Mädchen vor, konnte sie ihm wieder zuhören.
“Auf welcher Seite stehst du eigentlich?“, fragte er sie lächelnd, Phoebes Kopf lahmte
ein wenig, so vernebelt war er mit den Herzen, die sie für ihn sah.
Eh... hä?
Achso! Ja... ehm... gut... Also Dumbledore... ,
stammelte sie verlegen und lief rot an, Jake schüttelte belustigt den Kopf.
“Süße, du musst nicht stottern, ich beiße nicht!
Ich bin auf der Seite, die du dann vermutlich böse nennst, Phoebe, auf der des dunklen Lords,
zumindest in fast allen Punkten bin ich seiner Meinung.“
Phoebe vernahm das alles garnicht richtig und gab deshalb nur ein hilfloses wimmern von sich,
ihr Freund schwieg.
Er schien in Gedanken.
Du, Jake, hast du eigentlich gar keine Angst vor mir? Ich meine, ich bin eine.... Halbwerwölfin...
Das ist nichts, womit man leicht fertig wird!
Weißt du, in meiner Vergangenheit... Ich war anders als jetzt, kann man so sagen, ich war immer
nett als kleines Mädchen, aber als meine Mum starb und diese Stiefmutter kam und Moonroy... Jake,
ich wurde richtig böse...
Phoebe musste es einfach wissen, sie musste wissen, ob Jake ihr vertraute oder ob ein kleiner Teil
Angst hatte.
Doch dieser schüttelte Lachend den Kopf.
“Nein, Phoebe, habe ich nicht. Weißt du, ich war als Kind eher ein Satansbraten, wenn du es so
nennen willst. Hier, schau, das bin ich mit... öh... 12 Jahren, also ist das jetzt 5 Jahre her, kurz
davor hab ich mich für IHN entschieden...“
Wieder überhörte Phoebe die Anspielung auf Voldemort, diesmal extra. Sie wollte nicht glauben,
dass ihr Jake, ihr Schatz, auf dem besten Weg war, ein Todesser zu werden.
Stattdessen beugte sich das Mädchen über das Bild, was er heraufbeschworen hatte.
Jake sah anders aus. Sein Haar, was heute schwarz war, war auf diesem Bild blond und total
zerstrubbelt und seine Augen leuchteten heller als heute, kein kaltes grau mehr, nein, eher ein
warmer Farbton, der Freude ausstrahlte.
In der Werwölfin regte sich etwas, ein Bild.
Phoebe saß mit einem mal stocksteif und angespannt da.
Das Bild in ihrem Kopf wurde deutlicher, die junge Phoebe, zu dem Zeitpunkt vielleicht 10 Jahre alt
und da war ihre Mum. Ihr langes, rotbraunes Haar wehte leicht, da das Fenster offen war, ihre Augen
strahlten, wie Phoebe es in Erinnerung hatte, sie lächelten sich gegenseitig an.
“Phoebe, meine Kleine, woran denkst du?“, hatte ihre Mutter gefragt, als es draußen einen
Knall gegeben hatte.
Ihre Mummy sah verwirrt zur Tür, die, in ihre Einzelteile zerlegt, am Boden lag.
Sie hatte ihren Zauberstab gezogen, erinnerte sich Phoebe Amanda.
Doch es kamen Männer hinein, die meisten Kaputzenvermummt, zwei von ihnen schienen das jedoch
nicht für nötig zu halten.
Beide lächelten grausam, das Gesicht ihrer Mum erbleichte, als der eine den Zauberstab hob und der
andere den Blick zu Phoebe schweifen ließ.
Sein blondes Haar war voller Staub, wohl von den Holzspänen der zerborstenen Tür, doch die Augen,
sie waren wie immer, grau und warm. Doch sie blitzten vor grausamen Vergnügen.
“Avada Kedavra“, sagte der eine Mann, er wandte sich ebenfalls an Phoebe und bemerkte nicht,
wie ihre Mum ausgewichen war. Es war der 25-jährige Moonroy.
Phoebe hörte den Ruf ihrer Mutter.
“Nicht meine Tochter ihr verdammten-- PHOEBE, RENN!“
Das Mädchen war jedoch vor Schreck erstarrt, als der Junge, der, wie sie nun wusste, der junge Jake
war, sich an ihre Mutter wandte und erneut den Todesfluch sprach, wieder wich ihre Mummy aus, sie
rannte zu Phoebe und stieß sie in Richtung Tür.
Doch Jake zielte nun auf die Halbwerwölfin!
“Ich warne Sie, wenn Sie nicht wollen, dass Ihre Tochter stirbt, legen Sie den Zauberstab weg!“
Doch ihre Mum hatte sich geweigert und als der junge Todesser den Avada Kedavra erneut sprach,
diesmal in Richtung Phoebe, warf sie sich vor ihr Kind.
Phoebes Augen weiteten sich, als ihre Mum einfach zu Boden fiel und sich nicht mehr regte. Das Mädchen
dachte, sie würde nur so tun, sie kannte den Avada Kedavra nicht, sie wusste nicht, welch schreckliches
Schicksal ihr widerfahren war.
Doch als sie sich nicht regte, wimmerte die Werwölfin leise und fiel auf die Knie.
“Mummy, sag doch was, bitte Mummy!“, flehte sie, doch Moonroy hatte gelacht und gemeint, sie
wäre tot. Dieses Wort kannte Phoebe sehr wohl.
Sie schrie entsetzt auf und hatte sich auf ihn geworfen, Moonroy jedoch stieß sie weg, verblüfft über ihre
schnellen Reaktionen.
Nun griff sie Jake an und schlug so feste zu, dass sein Schädel gefährlich knackte, doch beim ausholen zum
zweiten Schlag hatte Moonroy sie weggeworfen und rücklings aus dem Fenster geworfen.
Wäre Phoebe keine Halbwerwölfin gewesen, wäre sie damals gestorben, doch so konnte sie, mit zwei
gebrochenen Rippen, entkommen und eine Freundin aufsuchen...
Phoebe's Gesichtsausdruck war undefinierbar. Sie konnte es nicht fassen. Mit einem mal schien ihr Herz leer.
Jake, der Typ, in den sie verliebt gewesen war, hatte vor 5 Jahren ihre Mutter getötet???
Jake war Schuld, dass Phoebe überhaupt erst von Moonroy erfahren hatte?!
Das konnte doch alles nicht sein! Nicht ihr Jake!
Doch sie konnte es nicht abstreiten, nie hätte sie dieses Gesicht vergessen können!
Dieses grausame Lächeln, den Todesfluch...
Warum hatte sie ihn nicht erkannt?!
Ganz einfach...,
dachte Phoebe verbittert.
...Er sah komplett anders aus und... Liebe macht blind...
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie aufsah und Jake ansah.
Sag mir, dass das nicht wahr ist!,
verlangte sie mit bebender Stimme, der Slytherin runzelte ahnungslos die Stirn.
“Was soll nicht wahr sein, Phoebe?“, fragte er sie.
Phoebe hoffte immernoch, dass sie sich verguckt hatte, dass es nicht Jake war, der sie getötet hatte, dass es
einfach ein Typ war, der ihm ähnlich sah.
Dass du meine Mum umgebracht hast, Jake.,
meinte sie tonlos, jetzt regte sich was in ihm, erst sah er ungläubig drein, dann fasste er sich an die Stirn,
schließlich hob er die Brauen, er lächelte, doch es war nicht mehr freundlich, es war eiskalt.
“Nein, ich fass es nicht.. DU?! Du bist DIE Phoebe, von der ich die Mutter getötet habe? Das... du siehst
verdammt anders aus, ich hätte dich nie erkannt!“
Phoebes Mund klappte auf. Wie konnte er nur so lässig darüber reden, als wäre es das selbstverständlichste?!
Sag, dass es nicht stimmt, dass ich mich irre! Dass du nicht mit Moonroy in diesem Haus warst und ihr gedroht
hast, mich zu töten, wenn sie nicht gehorcht! Sag es!
Doch Jake lachte, er lachte laut und spöttisch, kriegte sich kaum noch ein und als es antwortete, keuchte er und
wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
“Nein, das kann ich nicht. Nach deiner Beschreibung war ich es. Und du warst also das kleine Mädchen, was mir
fast den Schädel zertrümmert hat? Das tat ganz schön weh, Phoebe, entschuldige dich!“
Zorn kochte in ihr auf, wie lange wollte sie ihre Mutter schon rächen?!
Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet?
Jegliche Liebe zu ihm war verflogen und der Hass gewann die überhand, das erste Mal in ihrem Leben war sie
dankbar, dass Moonroy sie ausgebildet hatte.
Ja, Jake, ich habe dir FAST den Schädel zertrümmert und DIESMAL tue ich es ganz!
Mit einer übermenschlich schnellen Bewegung wollte sie sich auf ihm werfen, doch sie schaffte es gerade einmal,
sich anzuspannen, dann erlahmte ihr Körper und alles wurde leer,Jakes Stimme hallte nun in ihrem Kopf wieder.
“Entschuldige dich, Phoebe. Ich falle nicht noch einmal auf diese Tour herein, ich bin vorbereitet und stärker als
früher und warte nur noch auf eine Entschuldigung von dir, du hast mir damals nämlich echt weh getan...“
Phoebe öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder, ihr Hass, den sie nun auf Jake verspürte, war so groß, dass
der Imperius nur zur Hälfte wirkte, er stoppte ihre Bewegungen, aber entschuldigen würde sie sich nicht!
Ich werde dir noch mehr wehtun, Jake, glaube mir!
Du kannst mich nicht kontrollieren, mein Lieber, du kannst es nicht und wirst es nie können!
Ich habe so lange auf diesem Moment gewartet, den Mörder meiner Mum zu fassen... ,
gab sie in Gedanken zurück, ein Schmerz schoss durch ihren Körper, als sie gegen den Fluch ankämpfte.
“Phoebe, sag >Entschuldigung, Jake.<, na komm. Dann tut es auch nicht mehr weh. Frag deine kleine Freundin,
wie es ist, so behandelt zu werden, es tut viel mehr weh, wenn du dich wehrst.“
Phoebe kämpfte weiter.
Welche Freundin, Jake, wurde von DIR kontrolliert?
Jakes Stimme lachte in ihrem Kopf, er bemerkte nicht, dass Phoebe ihren Körper langsam wieder spürte, sie hielt
sich so gut es ging an den Schmerz fest, denn wenn sie den spürte, war sie nicht mehr weit entfernt.
“Alice meine ich. Sie stand unter dem Imperius- Fluch, die hat sich nicht gewehrt und ihr tat es nicht weh.“
Phoebe klammerte weiter, immer mehr Gefühle stürzten auf sie ein, während die Leere verschwand.
Alice war zu schwach um sich zu wehren, Jake, sie hätte es getan, glaub mir. Aber ich hätte auf sie hören sollen,
in dieser Hinsicht hast du Recht.,
antwortete die Halbwerwölfin, bevor sie sich ganz befreite und sich auf ihn warf, Jake sah sie entsetzt an, als
Phoebe wie von Sinnen auf ihn einschlug, ihren Zauberstab hatte sie vor lauter Wut vergessen und Jakes lag zerbrochen
neben ihnen.
Doch im nächsten Moment erstarrte sie.
“Töte mich doch, Phoebe, du hast so lange darauf gewartet. Und was hat Alice damit zutun?“
Phoebe machte einen Satz zurück, ihr Blick ruhte auf den blutenden Jake, sie könnte ihn weiter zerschlagen, ein wenig
länger und er wäre tot, bei ihrer ganzen Kraft würde das nicht schwer sein. Doch WOLLTE Phoebe das überhaupt?
Nein, Jake, ich werde dich nicht töten, wegen DIR werde ich nicht zum Mörder. Und zu deiner Frage: Alice hatte mir
gesagt, was für ein verdammt intrigantes Arschloch du bist!
Mit diesen Worten eilte Phoebe an ihm vorbei, hinunter zu den Sesseln.
Sie ließ sich in einen fallen und versuchte, sich zu beruhigen.
Das Mädchen ballte ihre Hände zu Fäusten und versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
Wieso hatte er das getan?
Wieso hatte er gemordet?
Es war doch alles so perfekt gewesen zwischen ihnen, bis zu diesem Bild...
Sie vergrub den Kopf in den Händen und verdeckte so die Tränen, sie wusste nicht vor wem, weil ja keiner im
Gemeinschaftsraum war. Aber es gab ihr ein Gefühl, beschützt zu sein.
Warum hat er das getan? Ich habe ihn doch geliebt!
Wieso tut er das?
Wieso hatte er sich nicht geändert, sich nicht entschuldigt?
Es wäre zwar unverzeilich, aber... ...Ich hätte ihm doch dann verziehen, jeder macht Fehler, auch ich, aber wieso???
Wieso hat er das getan und dann noch gelacht???
Und überhaupt... warum macht Liebe blind?! Wieso habe ich nicht auf Alice gehört?! Sie hat es doch gewusst...
Ich kann nicht mehr...,
schoss es ihr durch den Kopf, die Fragen überschlugen sich einfach und Phoebe verzweifelte einmälig.
Sie spürte die heißen Tränen, die ihre Hand benetzten, als sie weinte. Erst nach einigen Minuten wischte sie die Tränen
energisch weg und versuchte, sich abzulenken, indem sie ein Buch von dem Tisch vor ihr nahm. Es war ein Buch für
Verteidigung gegen die dunklen Künste von der 6. Klasse.
Ihr war egal, dass es jemanden gehörte, sie würde sowieso das Gespött der ganzen Schule sein. Das hatte Alice ihr bereits
prophezeit.
Sie hatte gesagt, dass er ein Arsch war und jeden aus der Schule diese Story erzählen wurde, nur so abgeändert, dass keiner
wusste, dass er echt getötet hatte.
Das würden nur seine Freunde wissen, die anderen würden Phoebe für verrückt halten.
So würde er es aussehen lassen, als hätte Phoebe ihm gedroht, ihn sinnloser Weise angegriffen...
Sie erinnerte sich noch genau, als die beiden am See saßen und Phoebe ihrer Freundin von Jake erzählte. Alice hatte gelacht.
„Phoebe, ich bitte dich! Jake!? Ja, der Typ ist echt heiß, aber das wohl größte Arschloch der Geschichte. Nein. Das
Zweitgrößte. Liam ist das Größte.
Lass dich nicht auf ihm ein. Er wird dich verarschen, wie viele andere auch, er wird dir irgendetwas antun, Phoebe. Und erst,
wenn du es bemerkt hast und nur noch am weinen bist, wird er dich in Ruhe lassen. Aber nur deinen Körper, er wird dich nicht
mehr verfluchen oder manipulieren. Phoebe, er wird es in der Schule erzählen. Er hat Kontakte. Glaub mir, wenn ich dir sage,
dass der Typ nichts taugt.“
Phoebe hatte nur gelacht und gemeint, Alice wäre neidisch.
Neidisch... Pah! Die kriegt doch jeden Typen, den sie will... Das weiß sie auch.
Wie konnte ich nur so dumm sein!?
Ich hätte auf sie hören sollen, Alice lügt nicht, sie sagt immer, was sie denkt und weiß, ich hätte ihr glauben sollen!
Ich bin so verdammt naiv!,
dachte sie, bevor sie weiter in dem Buch las, es war ziemlich interessant, musste Phoebe feststellen, doch ihr war im Moment
alles recht.
Sie wollte nur etwas, wo sie sich von Jake ablenken konnte, damit sie nicht sofort nach oben stürmte und ihn doch noch
umbrachte...