Ich bin ein wenig erstaunt, daß noch niemand etwas über unsere Geschichten gesagt hat. Einige sind es doch zumindest wert, daß man das eine oder andere Wort darüber verliere.
Befürchten alle, damit der Beurteilung der Juroren vorzugreifen? Nun, die können sich ja einstweilen ein Verbot für diesen Thread auferlegen, jedenfalls will ich mich auch über die Beiträge unterhalten dürfen.
Zunächst einmal will ich noch so eine Art Widmung loswerden: Denn der Anstoß zu meiner Geschichte kam von Riley. Ihr sehr kluger Thread "Warum ist Peter Pettigrew ein Marauder" hat mich auf die Idee gebracht, seine Gedankenwelt etwas zu illustrieren, wie ich mir vorstelle, wie sie gewesen sein könnte.
Auffällig finde ich, daß noch zwei weitere Geschichten genau diese Frage behandelt haben: Wie kam Peter dazu, den Verrat zu begehen, obwohl er zuvor ein akzeptiertes Mitglied der Marauder-Bande gewesen war?
Wachtel hat eine sehr überzeugende Erklärung geliefert: Mit reiner Gewalt. Allerdings hat auch sie nicht Peters Konstitution übergangen, was mir sehr gut gefällt: Peter weiß, daß er schwächer ist als die anderen und deswegen der erste Kandidat für Voldemort ist, zu Spitzeldiensten gezwungen zu werden. Das macht die Geschichte viel nachvollziehbarer und geht leicht in die Richtung, die ich darzustellen versucht habe. Leider weist diese Geschichte ganz erhebliche sprachliche Mängel auf; oftmals muß man erraten, an welchen Begriff vermutlich gedacht war, während ein ganz anderer dasteht. Das ist sehr schade, denn inhaltlich birgt ihr Beitrag gute Spannung und Logik im Ablauf. Ich frage mich allerdings, warum die Überschrift englisch ist.
Eine auch gewaltsame, aber viel subtilere und unerwartetere Lösung für die Frage hat Grünauge vorgeschlagen: Hier ist der Konflikt sozusagen völlig entpolitisiert und von den psychischen Voraussetzungen der Figuren losgelöst. Peter verrät als Opfer eines Imperiusfluchs, und der beruht auf rein privaten Motiven. Daß Voldemort hiervon profitiert, ist gewissermaßen Zufall. Aber der gesamte Aufbau ist so verblüffend und ebenfalls logisch, daß es tatsächlich alles so hätte sein können. Besonders witzig finde ich den Persönlichkeitswandel Peters noch als Schüler, der auf denselben Ursachen beruht und schon vor den ersten Zeugnissen über ihn liegt, die wir aus den HP-Bänden kennen. Alle Erinnerungen an Peter, etwa die von Professor McGonagall, sind schon durch die Ereignisse in der "Bitteren Schokolade" getrübt, aber auch vollkommen erklärt.
Dann gibt es die große Abteilungen der "Zweierbeziehungen", am häufigsten James und Lily. Hierunter sticht für mich Rileys "Eisprinzessin" klar hervor: Schwungvoll, witzig, frisch, mit einem ganz der Figur angepaßten eigenen Sprachduktus, und trotzdem mit einem sehr nahegehenden romantischen Ausgang. Es ist eine Momentaufnahme aus dem Seelenleben der Heldin, trotzdem frage ich mich ein bißchen, warum die sie sich ihren Eispanzer angelegt hat. Sie ist sich die ganze Zeit bewußt, daß sie eigentlich etwas anderes will, als was sie durch ihr Verhalten an den Tag legt; ich finde, daß die Motivation dieses selbstschädigenden Verhaltens ein bißchen erklärt hätte werden sollen.
Bei den meisten der übrigen Lily-James-Kisten fehlt mir ein bißchen der Bezug zu der Vorlage Harry Potter. Es sind teils banale, teils anrührende Liebesgeschichten, die aber nicht spezifisch irgendwelche aus den Büchern angelegte Charakterzüge benutzen oder ausschmücken, sondern eigentlich von jedem x-beliebigen Liebespärchen handeln könnten. Daß da ein Treffen einmal auf dem Astronomieturm stattfindet, scheint mir dann fast eine überflüssige Konzession, aber nicht aus dem Verlauf der Geschichte Erzwungen. Trotzdem hat mir "Masken" von Anso recht gut gefallen. Ähnlicher Ausgangspunkt wie die "Eisprinzessein": Eine sich entgegen ihrem eigentlichen inneren Empfinden spröde gebende Lily, die sich schließlich doch von James erobern läßt. Sprachlich einfach, aber hübsch; aber wie gesagt - die Namen wären austauschbar gegen Hans und Grete, und es bliebe fast nichts vom Harry-Potter-Flair oder der Konstellation der Marauders übrig.
Zwei Beiträge haben Lupins Werwolfeigenschaft im Zentrum: Lesefreaks "Geburtstag - Ende einer Kindheit" und Illuminatas "Geheimnisse". Erstere ist ganz raffiniert aufgebaut, weil man am Anfang keine Ahnung hat, worauf sie herauslaufen könnte, und erst im letzten Drittel beginnt man zu ahnen, wohin es führen könnte. Das hat einen großen Reiz, zu Anfang die ganz kindlichen, naiven Erlebnisse des Kindes mit dem schauderhaften Schluß. Man könnte sagen, die ganzen Schilderungen der Kinderspielchen zögern den eigentlichen Inhalt hinaus, aber ich halte sie für einen besonderen Kunstgriff, der die Gesamtwirkung steigert.
Die Geschiche von Illuminata ist sprachlich ausgezeichnet, schildert die Charaktere präzise und ausführlich, aber nicht durch wortreiche Beschreibungen, sondern durch das Verhaltens der Figuren. Und sie hat als einzige von all unseren Beiträgen etwas, was man bei HP eigentlich immer erwartet: Sie ist richtig spannend! Außerdem fand ich den feinen Humor, der in Andeutungen verbleibt und die Pointe nicht auf die Spitze treibt, ganz köstlich: "Und was machten sie fast nackt zusammen? Vorstellungen schlichen sich in ihren Kopf, die sie aber schnell wieder verwarf." Diese Stelle ist einfach super! Wenn Wetten gestattet sind, wer den Sieg davonträgt: Die wird's!!!
Als letzte finde ich noch Rileys anderen Beitrag erwähnenswert: "Das Versprechen". Ganz anderer Charakter als die "Eisprinzessin", todtraurig und ernst. Und diesmal auch eine ganz andere Sprache - eben jeweils dem Inhalt angemessen. Ich schätze an dieser Short Story, daß in ihr der Rachegedanke zu seinem Recht kommt. Schöne, mutige Geschichte.
So, das sind meine Gedanken zu ein paar der Geschichten. Nicht alle scheinen mir erwähnenswert. Bedauerlich finde ich, daß manche für ihren Beitrag nicht soviel Sorgfalt auf Sprache und Rechtschreibung gelegt haben, wie sie für eine einfache Schulaufgabe unerläßlich ist. Das verstehe ich nicht: Hier macht ihr es doch freiwillig und wollt was von Eurer Kreativität darstellen - warum legt Ihr dann dem Leser solche Steine in den Weg, daß er in jedem Satz stolpern und den Kopf schütteln muß? Habt Ihr die Geschichte runtergeschrieben, ohne sie auch nur einmal nochmals durchzulesen?