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Atmen ist schwer

Veny
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Atmen ist schwer

Beitragvon Veny » Do 06 Mai, 2010 20:59

Atmen ist schwer

Atmen ist schwer. Man weiss nie, was mit dem nächsten Atemzug geschieht. Ich habe Angst davor. Manchmal halte ich einfach die Luft an und beobachte die Welt um mich herum. Wenn ich dann langsam rot anlaufe, und das piepende Geräusch der Maschine neben mir schneller läuft, rennen besorgte Menschen in weissen Kitteln in mein Zimmer und reden auf mich ein. Ich atme dann wieder. Dann sind sie beruhigt und sagen mir, ich solle das nicht wieder tun. Aber natürlich tue ich es wieder. Mit meinem nächsten Atemzug könnte ein Flugzeug über dem Krankenhaus abstürzen. Oder ein Amokläufer könnte hier eindringen und mich erschiessen. Mein Herz könnte aus unergründlichen Gründen versagen. Die Ärzte könnten mir falsche Medikamente geben. All dies könnte im nächsten Moment geschehen. Mit meinem nächsten Luftholen. Es macht mich wahnsinnig, all diese Möglichkeiten vor Augen zu haben und nichts dagegen tun zu können. Schon wieder halte ich die Luft an und erneut wiederholt sich die vorige Szene. Doch diesmal würde ich nicht nachgeben. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Man sieht so viele bunte Farben die sich wie Wellen durch mein Blickfeld ziehen. Und eine langsam aufkommende Schwäre darin, wie Gewitterwolken. Ich kann jede Faser meines Körpers fühlen. Höre keine Geräusche mehr. Die Hände der Ärzte auf meinen Armen, an den Schultern, die mich schütteln nehme ich nicht wahr. Mein Herz pocht laut und stark, ich kann es richtig fühlen. Wie damals als ich mich verliebte. Und er mir mein Herz brach. Wie damals als ich versuchte mich umzubringen und hier landete. Wie damals…und ich atmete wieder. Flach und schwer ging mein Atem und ich ziehe die Luft tief in meine Lungen ein. Ich vernehme die erleichterten Seufzer der Ärzte um mich herum, spüre, wie ich sanft auf das Kissen gedrückt wurde. Ich war vollkommen berauscht vom eben erlebten. Ich will es noch einmal ausprobieren, aber eine Maske wird über meine Nase und meinen Mund gelegt und ich inhaliere die eklige Luft, die daraus strömt. Die Ärzte murmeln und ich verstehe noch wie sie sagen, sie würden jemanden zu meiner Bewachung schicken. Dann falle ich in einen tiefen Schlaf. Als ich wieder aufwache, war es dunkel. Ich starrte auf die Zimmerdecke, bis ich neben meinem Bett ein Geräusch vernehme. Zögernd drehe ich meinen Kopf zur Seite und fühle, dass ich immer noch diese eklige Maske trage. Eine Gestalt sitzt neben meinem Bett. Ich kann ihr Gesicht nicht ausmachen, doch sehe ich, dass sie gross ist und ziemlich schlank.
„Wer bist du?“, flüstere ich durch die Dunkelheit, meine Stimme gedämpft.
„Deine Rettung?“, antwortet eine dunkle, etwas raue Stimme.
„Wenn du mein Bewacher bist, kannst du gleich wieder verschwinden.“, sage ich.
„Nein, ich bin nicht dein Bewacher. Ich bin jemand der deine fehlenden Eltern ersetzten wird. Deine Eltern, die nie da waren und auch nie da sein werden. Nein, ich bin etwas Anderes. Ich bin dein Tod.“
Ich habe es gewusst. Ich habe zu viel geatmet. Wenn ich weniger geatmet hätte, wäre er vielleicht erst viel später gekommen.
„Und was schlägst du vor?“, frage ich und meine Stimme zittert.
„Ich schlage vor, du nimmst dieses hübsche kleine Messer und durchtrennst deine Arterie.“
„Werde ich nachher im Himmel sein?“
„Wo immer du willst.“
Ein Messer wird mir in die Hand gedrückt und ich setze es an meinen Hals. Einen Moment lang rühre ich mich nicht, doch dann:
„Dann will ich in die Hölle!“
Das Messer schneidet tief und schnell durch meine Kehle. Ganz kurz nur spüre ich einen kalten Zug und sehe Blut aufspritzen. Und ich sehe das triumphierende Lächeln des Teufels, der an meinem Bettende steht. Dann verliere ich mich in der endlosen Tiefe und Schwärze.
Toujour Pur

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Beitragvon ~Alice~ » Sa 08 Mai, 2010 15:18

Ui... Die Geschichte ist aber auch gu. Irgendwie auch etwas... gruselig.
Sehe ich das richtig, dass das Mädchen sich in einer Psychatrie befindet?
Aber auch hier: Du hast die Geschichte echt toll geschrieben und sie lässt einen, wie ich schon sagte, am Ende irgendwie gruseln, weil es so unerwartet kommt. Wirklich gut gemacht..^^
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Beitragvon Wuschl » Sa 08 Mai, 2010 15:25

Ich mag solche... "Das-Leben-ist-so-Scheiße-ich-geh-mich-jetzt-umbringen-Storys" absolut nicht. Kommt mir bisschen zu Emo und Suzidgefährtet rüber.
Aber ich find das absolut hammer wie du die Stimmung rübergebracht hast und wie du das geschreiben hast. Das klingt echt wirklich verdammt gut. Mein Lob. Aber wie gesagt solche Kurzgeschichten die von sowas handeln ist nicht wirklich gerade toll. Aber hast du dennoch gut gemacht.
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Befreiht mich davon. Bitte! Warum nur schmerzt sie so sehr?"
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Beitragvon Ashlyn » Sa 08 Mai, 2010 22:56

Wow, die OS war echt super fand ich.
Vorallem hat der Titel auch richtig gut dazu gepasst und mich auch gleich neugierig gemacht. Schön! :)

Nur hast du irgendwie die Zeiten ziemlich oft gewechselt. ^^ Das wäre das einzige, was ich auszusetzen hätte.
Ansonsten kam die Stimmung echt gut rüber. Vorallem den Schluss mit dem Tod fand ich gut gelungen. Das war irgendwie ein... naja, toller Schluss. :lol: Ich mag sowas eben total gerne. Nicht, dass ich es toll finden würde, wenn sich jemand umbringt, aber solche Geschichten/Themen... finde ich interessant. Da hast du also meinen Geschmack getroffen.. (:

Super! :knuddel:

WuSchl hat geschrieben:Kommt mir bisschen zu Emo und Suzidgefährtet rüber.


Immer diese Vorteile gegenüber Emos... :lol:
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Beitragvon WingardiumLiviosa » So 06 Nov, 2011 17:05

Wow *-*
Schon wieder eine unglaubliche Geschichte *-*
Ich habe eigentlich nichts zu bemängeln ^-^
Du hast einfach einen tollen Schreibstil, gefällt mir sehr.
Du hast alles so genau geschildert, dass ich mich manchmal fast so gefühlt habe, als wäre ich mittendrinnen.
Einfach eine tolle Geschichte *-*
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Wehwalt
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Beitragvon Wehwalt » So 06 Nov, 2011 18:31

Ich kenne das Wort Schwäre nicht. Und Lisls Review gefällt mir. Schon wieder so ein Selbstmordzeug, wie die Geschichte von der Marie-im-Wasser und eine andere, die ich jüngst gelesen habe (nicht im Forum hier).
Nun ja, aber zumindest in einem bös-verächtlichen Ton geschrieben. Mir gefällt die Geschichte stilistisch. Emo finde ich sie eigentlich nicht, eher dämonisch grinsend. Nicht so ein Gefühlsgetüttele, sondern man kann sich richtig vorstellen: "Ihr werdet lachen, ich machs wirklich!"
Hoffentlich meinst Du das nicht ernst. Wäre denn doch etwas schade drum.

So, das ist also die harmlose Sorte, die Du auf die Elfjährigen losläßt. Da bin ich ja doch gespannt auf Deine FSK18-Horrorsachen, die Du in Deinem Giftschränkchen zurückhältst ...
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