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Der Goldene Schuss…?

Wachtel
Gelegenheitsdieb
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Der Goldene Schuss…?

Beitragvon Wachtel » Mo 14 Jan, 2008 17:47

Heyhallo,

dachte ich poste auch Mal was Hp-freies. Wir sollten in der Schule eine Kurzgeschichte zur unserer Generation schreiben.
Mein Lehrer war ziemlich schockiert das nur Drogen, Schwangerschaften und Selbstmorde dabei rauskammen.


Der Goldene Schuss…?

Der dunkle, laute Regen krachte gegen das Fenster, unwirsch hob ich den Kopf an. Dunkle schwarz-graue Regenwolken verschleierten den Himmel. Hier und da fanden ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen den Weg durch die Wolkenschicht.
Selbst der Himmel sah traurig aus, doch er hatte seine Lichtblicke. Mein Leben nicht. Reflexartig löste ich den Blick vom Himmel und ließ meine Augen über meinen Unterarm gleiten. Eine glasige Spritze steckte in meinen pulsieren Adern. Ich wusste, dass ich eigentlich den stechenden Druck spüren müsste, der sich meinen Arm hocharbeitete. Doch ich spürte ihn nicht. Ich spürte ihn seit Wochen nicht mehr. Fast wünschte ich, dass er zurückkehrte. Mein Arm nahm rund um den Einstich eine leicht rote Verfärbung an.
„Autsch“, fluchte ich. Um mir selbst vorzulügen, dass das Gift das sich soeben in meinen Adern verbreitete, mir noch Schmerzen bereite.
Unwirsch hob ich zitternd die rechte Hand. Meine Fingerkuppen schimmerten blass im gräulichen Licht der Regenwolken. Krampfhaft umfasste ich das Ende der Spitze. Die spitze Nadel schob sich für den Bruchteil einer Sekunde tiefer in meinen Unterarm hinein. Mein Körper zuckt zusammen.
Vielleicht war es ein Zeichen, dass ich noch lebte. Zumindest die Hülle, die mein Körper war. Ein kurzes Stechen ließ meinen Arm leblos zurück auf mein Knie fallen. Die Spritze fiel klirrend zu Boden. Ein Knall ertönte und die Wohnungstür fiel ins Schloss. Pochende Schritte erfüllten den Raum. Ich ließ mich zurückfallen, der Untergrund der Matratze schien nachzugeben. Mein Körper versank in ihr. Bloß noch das leichte Ziehen in meinem Unterarm machte mir bewusst, dass ich lebte. Ich wusste, dass das Gift in meinem Körper noch nicht wirkte, und doch hallte der merkwürdige Schall schon in meinem Kopf wider. Fly steckt den Kopf herein. Ihr Haar war pechschwarz und lange Striemen warfen ihre ausgemergelten Wangenknochen in tiefe Schatten. Fly heißt eigentlich Jennifer, doch seit ich denken konnte, nannten sie alle Fly. Den Grund hatte ich längst vergessen. „Hast du mir was übrig gelassen?“, fragte sie knapp. Ihre Stimme hatte diesen üblichen rauen Unterton, der immer stärker wurde wenn sie breit war. Ich hob die rechte Hand, die linke hing wie gelähmt, ich deutete auf ein weißes Paket am Boden. Sie nickte gierig und meine Augen schweiften erneut zum Fenster heraus.
Dünne kahle Bäume ragten vor dem dünnschichtigen Glas empor und fanden ihren Weg wie Monster hinauf in den ersten Stock. Die Bude gehörte eigentlich Fly, ihr Alter zahlte. Glaubt wahrscheinlich immer noch, dass sie Kunstgeschichte studiert. Immerhin glaubt er zu wissen, was sein Kind tut. Meine Mutter schert es nicht mal.
Dabei bin ich erst seit einem Monat weg, zumindest so richtig, dass ich gar nicht bei ihr auftauche. Natürlich war ich vorher schon nicht mehr ganz da. Aber ich bin zumindest noch zur Schule und zum Pennen zu ihr gekommen. Da hab ich das Zeug auch bloß geraucht. Ein Blech, eben immer wenn es sich anbot. Aber jetzt?
Meine Augen reißen sich vom Fenster los. Ich blicke Fly an. Sie kniet auf dem Boden, den rechten Ärmel ganz hochgekrempelt und den Oberarm mit einem braunen Lederband abgebunden. Ich spüre förmlich, wie sich das Blut in ihren Venen staut.
Langsam fange ich an, das Gift zu hassen. Trotzdem spüre ich, wie sich ein irres Grinsen auf mein Gesicht legt. Ich hasse mich dafür. Ein dumpfes Geräusch ertönt und signalisiert mir, dass Fly sich die Spritze in den Arm gerammt hat. Ich höre, wie sie an dem dünnen Lederband zerrt und plötzlich loslässt. Ihre kalte, rauchige Stimme erklingt.
„Kriegst du morgen wieder, Kleine. Matze meint, er hat morgen genug für uns drei.“
Matze ist ihr Freund. Fly nennt mich immer nur „Kleine“, obwohl ich nur drei Jahre jünger bin als sie. Ich hasse sie dafür.
Aber Fly ist schon ganz unten, für sie ist eine Fünfzehnjährige, die das Zeug erst seit einem Monat spritzt und alles bloß von dem Geld ihrer Alten bezahlt, eben klein.
Wäre sie wahrscheinlich für mich auch. Matze meint immer ich wäre wirklich noch ein Kind, das hier nicht hingehört. Eben zurückgehen sollte. Dabei hab ich schon oft drüber nachgedacht, es zu beenden.
Mir den Goldenen, den letzten, Schuss zu setzen. Wie automatisch streiche ich mir über den Einstich.
So weit unten wie Fly werde ich nie sein. Vor einem Monat hab ich noch gesagt, dass ich es nie spritzen werde, nie weiter gehen werde. Werde ich diesmal auch nicht. Sicher nicht! Ich schlage die Augen auf, blinzle in den Regen, mein schattiges Spiegelbild sticht aus der Fensterscheibe entgegen. Meine Pupillen liegen in diesen tiefen Höhlen. Sie sehen so fremd aus. Mein Gesicht ist noch lebendiger als Flys. Meine Wangenknochen sind leicht abgerundet und lassen mich neben ihr schrecklich pausbäckig aussehen. Die blond-roten Haarfransen sind wohl das einzige farbige an mir. Sie reichen mir gerade bis zur Schulter.
Fly beginnt zu lachen, ein kaltes, schallendes Lachen, was in meinen Ohren schlimmer widerhallt, als das pulsierende Blut in meinen Adern. Ich breite die Hände auf dem weißen Laken aus. Ein dünner Bluttropfen benetzt den Stoff.
Jetzt bin ich frei. Das Gift macht mich frei, und doch kettet es mich an sich. Durch die Sucht. Aber ist all das nicht das Selbe? Wer ist schon frei? In all der Scheiße da draußen. Hier kann ich es wenigsten glauben. Denn ich hoffe es längst nicht mehr.
Zuletzt geändert von Wachtel am Mo 14 Jan, 2008 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Serena
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Beitragvon Serena » Mo 14 Jan, 2008 18:31

Hey! Das ist sehr gut! Erinner mich an Dirk Bernemann "Ich habe die Unschuld kotzen sehen" sehr guter Stil, trifft das, was vor sich geht, sehr gut, wie ich finde. Gekonnt gesetzte Umgangssprache, passende Dialoge - ich finde nichts zu kritisieren. Kommt noch mehr?
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Damien
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Beitragvon Damien » So 19 Apr, 2009 12:44

Zu kritisieren gibt es nix. Dein Schreibstil is der Hammer. Das Gefühl, die teielweise Angst und ihre eig. Gedanken kommen super raus.
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Ich habe meine Fussballnation gefunden, geschlagen von einem Fussballmonster... Für immer Costa Rica!

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