So, ich mache jetzt ein kleines Experiment.
Ich habe eigentlich nur den Titel im Kopf und schreibe spontan etwas. Mal schauen, was dabei herauskommt. Auf jeden Fall etwas kurzes.
Die Wände zu ihren beiden Seiten schienen sie erdrücken zu wollen. Ihre hochhackigen Lederstiefel trommelten ein leises, höllisches Lied auf dem unebenen Steinboden, als sie die lange, schmale und düstere Gasse entlanglief.
Ihre teure, kleine Handtasche klopfte ab und an gegen ihren schwarzen, eleganten Regenmantel, wachgerüttelt von der wilden Kraft ihrer schnellen Gangart.
Einige Meter vor sich sah sie einen Lichtschimmer, unwirsch beschleunigte sie ihren Schritt noch weiter und gelangte urplötzlich, völlig überrascht, auf eine breite, stark begangene Hauptstraße der Altstadt.
Eine plötzliche Brise wirbelte ihre langen, schwarzen Haare auf. Unsichtbare Finger zogen eine glatte Strähne in ihr Gesicht.
Sie hob ihre schlanke, weiße Hand und enthüllte ihr Gesicht, wobei ihre gepflegten, langen Fingernägel zum Vorschein kamen.
Der Blick aus ihren grünen Augen kletterte die Fassaden der ältlich wirkenden Häuser hoch und beglückte schließlich den sturmbewölkten Himmel.
Ihr Gesicht verdüsterte sich restlos.
Scheißwetter!
Sie atmete tief ein und machte sich abermals, nun noch zielstrebiger, auf den Weg.
Die Menschenmenge hüllte sie ein wie ein Leichentuch, das jedes Geräusch schluckte.
Um sie herum wurde gerufen, Kinder tummelten sich und spielten, alte Weiber schwätzten.
Doch nichts davon gelangte an ihre Ohren.
Sie bemerkte einen Blick von einem gutaussehenden Fremden.
Und zog die linke Augenbraue hoch. Augenblicklich schoss ihre Hand in die Höhe, ihr Mittelfinger schraubte sich gemächlich in die Höhe und zeigte nun in die luftigen Weiten. Wie ein Stachel. Oder ein Messer.
Ohne ihm einen weiteren Gedanken zu schenken, eilte sie weiter. Geschwind. Zeitlos.
Sie schlängelte sich elegant, wie eine Raubkatze, durch die Menschenmenge. Immer und immer wieder fing sie Blicke von jungen Männern auf. Scharf, begehrlich. Fand sie zumindest.
Dann, nach einer Ewigkeit, erreichte sie ihr Ziel.
Wie der Schlund einer gewaltigen Bestie klaffte der Eingang in der sonst so gleichmäßigen Straße.
Die Treppen sahen aus wie geschliffene, ebenmäßige Zähne. Fand sie zumindest.
Geschwind huschte sie die Treppe hinunter, als wäre ihr, der Jägerin, ein köstlicher Geruch in die Nase gestiegen.
Abermals richtete eines ihrer Opfer, ein blonder Teenager, einladende Blicke in ihre Richtung.
Ihr Mundwinkel verzog sich verächtlich.
Idiot!
Vor ihr tat sich eine Abzweigung auf. Links oder Rechts? Rechts oder Links? Ihre kleine, rote Zunge stieß zwischen ihren Lippen hervor und rutschte ängstlich über ihre wunderbaren Lippen.
Links. Hatte sie entschieden.
Schon klackerte sie entschlossen nach Links, vorbei an hungrigen Männern, die ihr gierig nachstarrten. Fand sie zumindest.
Urplötzlich stand sie am unteren Rand einer Treppe. Zögerlich setzte sie einen Fuß auf das schwarze Ungetüm, schließlich auch noch den zweiten.
Schwebend, in die Unendlichkeit gleitend, stieg sie auf.
Und verließ den vorbestimmten Pfad.
Sie wirbelte nach Rechts, und stockte, verunsichert.
Doch nun hatte sie den Schritt gemacht. Es gab kein Zurück mehr, keine Rettung.
Sie schloss die Augen und betrat den Zug. Hinter ihr schlossen sich die Gleittüren zischend, und in plötzlicher Panik lenkte sie ihren Blick nach außen, auf den Bahnsteig.
Und lächelte.