Hallo.
Ich fühle mich gerade ein wenig schlecht, und wenn ich mich schlecht fühle, lasse ich dieses Gefühl raus und schreibe es auf.
Hoffentlich gefällt euch das hier.
Lucius lag in seinem Bett und hatte seinen schwarzschöpfigen Kopf unter einem Kissen vergraben, um die wütenden Stimmen auszusperren.
Die Stimmen seiner Eltern, Christian und Marie, wütend, gehetzt, wie zwei Hyänen, die sich um ihre Beute stritten.
Hass strömte durch den 14 Jahre alten Jungen, sammelte sich in seiner Bauchgegend und schwoll zu einem glühenden Klumpen an.
Er verabscheute seine Eltern, weil sie so dumm waren. Ihre Probleme interessierten ihn nicht, obwohl Lucius sich sicher war, er würde ihnen helfen können. Schließlich war er der geniale Kopf der Familie. Er musste immer alles lösen, alles planen und sich, wenn er einen Fehltritt machte, verantworten.
Kannst du dir eigentlich nie merken, dass meine Gläser links stehen und deine rechts?
Die schrille Stimme seiner hysterischen Mutter bohrte sich wie ein Presslufthammer in Lucius' Kopf und entfesselte eine weitere Welle weiß glühender Gefühle. Wen interessierte schon die Gläserordnung der hochwohlgeborenen Herrschaften?
Du brüllst hier herum wie eine Wilde, doch ich bin der, der in diesem Haus Geld verdient!
Christians Stimme schallte nicht minder laut als die der "Wilden" durch das Haus. Lucius krallte seine Finger in das Kopfkissen und biss die Zähne fest zusammen, um seine Wut nicht in die Welt herauszuschreien.
Lucius? Hast's mein Handy geseh'n?
Sein 3 Jahre älterer Bruder, Mark, stand in Lucius' Türschwelle und schaute ihn fragend an.
Lucius wollte ihm seinen Zorn entgegenwerfen, seinen dümmlichen Satz korrigieren und ihn aus dem Zimmer schmeißen.
Stattdessen setzte er ein überraschend überzeugendes Lächeln auf und erhob sich schwerfällig von seinem Bett.
Wortlos ging er zu seinem Schreibtisch, kramte Marks Mobiltelefon aus einer Schublade hervor und übergab es ihm schweigend. Ein Wort hätte er nicht ausgehalten.
Danke.
Mark grinste und entfernte sich. Lucius' Hände zitterten vor Anstrengung, ihm nicht hinterherzurennen und ihm dieses idiotische Grinsen aus dem Gesicht zu kratzen. Weiterhin zitternd, dieses lächerliche Grinsen vor Augen, schloss er behutsam die Tür und sackte abermals auf seinem Bett zusammen.
Um seine grenzenlose Wut zu bezwingen, beschwor er andere Gedanken herauf und blendete die nicht enden wollenden Schreie seiner Eltern aus.
Er sah sich selber, wie er sich verbeugte, und wie tausende und abertausende Menschen wild applaudierten. Berühmte Schauspieler flackerten in seiner Vorstellung auf und verschwanden wieder. Brillante Filmszenen, Autogramme gebende Stars, ergreifende Musik...
Von solch glorreichen Gedanken getragen, entspannte sich Lucius langsam immer weiter, bis er schließlich, wie eine Barke, die in seichtere Gewässer steuert, in einen tiefen, ruhigen Schlaf sank...
Das ist nur der Anfang, ich hab noch viel mehr im Kopf und weit mehr im Bauch.
Ich möchte nur nicht mit einem gewaltigen Text kommen, um euch zu langweilen. Morgen oder so schreibe ich dann weiter.
Und nein, die Geschichte ist keineswegs 1. zu 1. aus meinem Leben übernommen. Meine Eltern vertragen sich nämlich.