Mein Herz schlägt, sollte es doch tot sein, denn sie ist nicht mein.
Ich sehe sie vor mir, in jeder einsamen Stunde, nicht sicher, wer sie eigentlich ist, aber gewiss, dass sie die Eine ist. Die eine Rose, die trotz des Schmerzes, den mir die Berührung zufügen würde, vollkommen ist.
Ein Gefühl keimt in mir auf, fast vergessen, und gewinnt an Stärke. Es ist nicht die Liebe, nein, es ist Gier. Keine boshafte Gier, denn mein Herz giert nach Liebe, ist sie doch der Treibstoff dieses Motors.
Sie ist nicht allzu weit entfernt, und doch scheint sie unerreichbar. Ich müsste nur die Hand ausstrecken, doch die Angst hällt sie zurück. Ich fürchte mich davor, den Schaft der Rose zu brechen oder mich gar an ihren Dornen zu stechen, denn sie ist gefährlich.
Sanftmütig vielleicht, doch auch scharf wie geschliffenes Eisen. Ihre Nähe lässt sie nur in noch weitere Ferne entschwinden, wage ich es doch nicht, den letzten Schritt zu gehen. Selbst mit Millionen von Soldaten könnte ich diese Grenze nicht überrennen, noch mit Schmeichelei die Bastion ihres Herzens erstürmen.
Ihre Stimme fließt reiner als flüssige Seide, ihr Lachen schallt heller als ein Geigenspiel und ihre Tränen beißen tiefer als ein Schwert.
In Ungewissheit stehe ich vor ihr, nicht ahnend, was sie fühlt oder denkt, ungeschickter als ein Bube bei seinem ersten Kuss.
Und sie sieht mich nicht.
Des Nachts schwebe ich in Träume tollkühner Taten, in denen ich nach ihr suche und ihre Liebe durch Tapferkeit erringe. Die Realität verschwimmt, während sie zu dem Messer wird, mit dem ich in mir wühle, voll Leid seine Berührung genießend.
Ohne den Kurs zu kennen, treibe ich auf dem Meer meines Herzens, das die Quelle der Liebe flutet und aufwühlt.
Und komme ich Heim, nach Ruhe und Vergessen sehnend, übermannt mich der Schmerz.
Auf reißenden Fluten reisend,
In höchsten Kreisen kreisend,
Ihre Anmut meiner Augen Zier,
Getrieben von der Gier nach ihr.
Der Blick verschleiert, die Schultern krumm,
Die Sehnsucht nach ihr mich verzehret.
Wünsche ich mir, die Nacht wäre um,
Diese Gunst wird mir nicht gewähret.
Das Mondlicht fahl, ihre Augen im Dunkeln,
Mein Herz, es blutet geschlagen.
Der Blick des And'ren bringt ihren zum funkeln,
Warum wollte ich es nicht wagen?
Ihre Freude darüber reißt schmerzliche Kluft
Ins Herz, es blutet verbittert.
Erstickte es doch, ganz ohne Luft,
An der es Hoffnung wittert.
Tagein, tagaus. Und geht die Nacht vorbei und steigt die Sonne empor, wird es nur schlimmer. Verliebte auf der Straße, bunte Blumen im Park; das alles lässt mich erfrieren.
Und sie sieht mich nicht.
Ihre Gedanken liegen hinter einem Schleier und jedes Denken an das Gut dahinter lässt mich verbrennen.
Vielleicht meinte ich es garnicht ernst, ist es nur ein Wahn, die Illusion der Einsamkeit?
Doch sei es drum, denn eins ist gewiss: Sie ist der Stern am Firmament, nach dessen Licht ich mich richte.
Verstreichen die Tage
Dünkt es mich wage:
Richtet ihr Blick sich auf mich?
Wärmt doch die Sonne
Mich wohliger Wonne
Schallt es: Ich liebe dich.
Des Herzes Schmerz vergessen,
Die Freude kann ich nicht messen.
Ihre Lippen weicher als Samt,
Das Haar wallt in meiner Hand.
Die Sehnsucht hinfort,
gleich an welchem Ort,
Durch Sphären des Glückes fliegend.
Und hält es nicht ewig,
Sie spürt es, nun leb ich,
An ihrer Herzensstatt liegend.
Ihr Lachen lässt die Vögel von den Bäumen fallen und ihr Anblick, während sie schläft, ist entwaffnender, als eine Kapitulation.
Doch sei es drum, denn eins ist gewiss:
Sie sieht mich.