Bin gespannt, was ihr zu sagt und würde mich über Antworten und Kritik freuen...
Es ist ein Oneshot und den Namen dazu habe ich auch mal in Englisch geschrieben, weil ich fand dass es so besser klingt als auf Deutsch
Ich hoffe es gefällt euch, bald kommen ja denke ich mal noch FFs von mir.
The Pain of Love
Oneshot
Oneshot
Weinend saß sie mit den Knien angezogen auf einem Fensterbrett und schaute hinaus in die Nacht. Ein neuerlicher Weinkrampf schüttelte sie, als sie an die Party dachte, die jetzt im ein paar Räume weiter immer noch stattfand. Für sie hatte sie jeden Reiz verloren. Sie würde nicht zurückgehen, nicht dorthin, wo er war. Wieder liefen ihr die Tränen über das zarte Gesicht und tropften neben ihr auf das Fenster. Das Mondlicht spiegelte sich in ihnen und ließ sie silbern leuchten, als wären es kleine, diamantene Farbtupfer auf dem kalten, harten Stein. Sie zog die Beine noch näher heran und vergrub ihren Kopf zwischen den Armen. Wie konnte er ihr das antun? Keinen Moment lang hatte sie daran gezweifelt, dass er es ernst meinte, bis vorhin. Er hatte sie verraten, sie zutiefst verletzt. Und doch konnte sie ihn nicht hassen. Nicht dass sie es nicht wollte, doch es ging nicht. Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal, was er getan hatte. Woher sollte er auch? Es war ihr eigene Schuld. Sie wollte schreien. Sie wollte zu ihm gehen und es ihm ins Gesicht sagen. Sie wollte damit nicht mehr leben. Was machte das Leben nun auch noch für einen Sinn?
Vergessen. Das ist es, was sie wollte. Doch je mehr sie versuchte, desto stärker kamen die Gefühle und Erinnerungen wieder hoch. Und mit einer Stärke, die sie nicht erwartet hatte, brach die Erkenntnis über sie herein und versuchte sie zu erdrücken. Sie wehrte sich, stemmte sich dagegen, doch es war aussichtslos. Niemals wieder würde sie ihn anschauen können.
Und da tauchte sein Gesicht in ihren Gedanken auf. Erst unscharf und verschwommen, dann wurde es immer klarer. Plötzlich klang seine Stimme in ihren Ohren. Sie war beruhigend, freundlich und warm. Der Tränenstrom versiegte. Doch sie wusste, dass er nur in ihren Träumen so mit ihr reden würde.
Nun, da keine Tränen mehr flossen, konnte sie etwas klarer denken. Sie hätte nicht zu viel erwarten sollen. Er hatte sie wahrscheinlich noch nicht einmal bewusst wahrgenommen. Wieso sollte er dann so handeln, wie sie es wollte? Er hatte nichts Falsches getan. Es war ihre eigene Schuld.
Zögernd hob sie wieder den Kopf und schaute aus dem Fenster. Es war eine klare Nacht, die Sterne funkelten über dem nahe liegenden Wald und der Vollmond stand hell leuchtend am Himmel. Sein Anblick zog sie in einen Bann und so betrachtete sie ihn minutenlang ohne zu denken. Es war ein Gefühl der Leere in ihr, doch es fühlte sich nicht schlecht an. So ließ sich der Schmerz viel besser ertragen.
Doch etwas lenkte ihren Blick ab. Ein verschwommener Schemen spiegelte sich auf der Glasscheibe, und als sie genauer hinschaute, bemerkte sie, dass es ihr eigenes Spiegelbild war.
Ihre langen, haselnussbraunen Haare umspielten sanft ihr Gesicht und moosgrüne Augen blickten ihr entgegen. Sie seufzte leise. Außergewöhnlich hübsch fand sie sich nicht, eher im Gegenteil, ihre rosigen Wangen und die kleine Nase gefielen ihr überhaupt nicht. Doch sie wusste, dass ihre Freundinnen neidisch auf sie waren. Auf ihre zarten Lippen, ihre leuchtenden Augen und das wundervolle Lächeln, dass sich über ihr Gesicht ausbreitete, wenn sie glücklich war und nicht merkte, dass jemand sie beobachtete. Auch viele Jungs schauten ihr hinterher, doch sie wusste nicht, was sie an ihr fanden. Sie hatte nichts, was andere nicht auch hatten.
Unwillkürlich musste sie lächeln: »Jeder Mensch ist einzigartig. Auch du. Wenn du tief in dich hinein horchst, dann wirst du wissen, was ich meine. Eines Tages erkennst auch du die Wahrheit.« hatte ihr Vater einst gesagt. Doch schon im selben Moment verschwand das Lächeln. War sie überhaupt noch zu glücklichen Gefühlen fähig? Konnte die Welt jemals wieder normal für sie sein?
Da war es wieder, der tiefe Schmerz durchfuhr sie und sie stöhnte auf. Nur mit Mühe hielt sie die erneuten Tränen zurück.
Es war ihre eigene Schuld, ihre allein. Und die Tränen kamen. Eine nach der anderen tropften auf das Fensterbrett und bildeten schon einen kleinen Teich. Wieder schüttelte es sie.
Niemals wieder, es war vorbei. Sollte sie vielleicht...? Niemand würde sie wirklich vermissen. Ihre Eltern vielleicht, aber sie verstanden sie schon lange nicht mehr. Sie hatten ja keine Ahnung.
Sie saß im dritten Stock, es waren mindestens sieben Meter nach unten, würde das reichen? Sie wollte nicht mehr leben, es gab nichts mehr, für das es sich lohnte. Der Schmerz war unerträglich, und sie würde erleichtert sein, wenn es endlich vorbei war. Langsam hob sie ihre Hand und schob den Riegel des Fensters herum. Sie stieß das Fenster auf und ein leichter Luftzug schwebte herein. Er ließ ihre Haare sanft um ihr Gesicht wehen, und sie schaute noch einmal in ihr Spiegelbild. Trotz der geröteten Augen sah sie wunderschön aus. Wie konnte sie das nie bemerkt haben? Mit den wehenden Haaren und dem silbernen Schein des Mondlichts sah sie aus wie ein Engel. Ein todtrauriger Engel, der von aller Welt vergessen wurde und sich einsam seiner Trauer und seinem Schmerz hingab.
So vieles hatte sie in ihrem Leben falsch gemacht. Sie war es nicht wert. Niemals würde man mehr ihr Lächeln erblicken, dass Herzen erwärmen konnte. Es würde mit ihr unter gehen.
Wieder viel ihr Blick auf den leuchtenden Mond, und sie zögerte. Sie hatte Angst. Würde sie es überhaupt über sich bringen? Wie fühlte sich sterben an? Und was geschah danach?
Sie zog den Fuß ein Stück zurück und weitere dicke Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie konnte es nicht. Wieso wollte sie es nun nicht zu Ende bringen? War sie nun auch noch zu feige? Ihr Leben war zerstört. Langsam zog sie die Knie wieder näher an und schloss die Augen. Sie sollte nicht sehen, was sie tat. Stumme Tränen rannen nun über ihre Wangen und wollten nicht versiegen. Sie holte tief Luft und... erschauderte. Eine Hand hatte sich auf ihre Schulter gelegt. Wärme durchströmte ihren kalten Körper. War es ein Engel, den Gott geschickt hatte um sie zu holen? Und dann erschauderte sie noch heftiger, als seine sanfte Stimme erklang: »Lena...«
Ihr ganzer Körper zitterte beim Klang ihres Namens, ehr er klang tausendmal schöner aus seinem Mund, als sie ihn jemals zuvor gehört hatte. Die Kälte wich ein Stück weiter aus ihrem Körper. Ganz langsam und zögerlich wandte sie den Kopf und schaute ihm direkt in die Augen. Sie waren von einem tiefen Meeresblau und sein schwarzes Haar fiel bis auf seine Schultern. Sein Blick durchdrang sie und das letzte bisschen Kälte wich. Doch dann durchfuhr sie wieder der Schmerz, heftiger als zuvor und wieder rannen Tränen aus ihren Augen. Er hob seine Hand und strich ihr sanft über die Wange. Diese neuerliche Berührung jagte einen weiteren Schauer durch ihren Körper, doch die Tränen versiegten nicht. Was wollte er hier? Sie wusste genau, dass sie ihm nichts bedeutete. Er durfte gar nicht hier sein.
Sie senkte den Blick, doch er fasste sanft ihr Kinn und hob ihren Kopf wieder an. Jetzt erkannte sie, warum sein Gesicht ihr so fremd vorgekommen war. Sonst so glücklich lag nun ein Ausdruck tiefer Trauer auf seinem Gesicht. Anders als sein Lächeln konnte sie diesen Blick noch weniger ertragen, denn sie wusste, dass sie selbst für seine Trauer Schuld war. In diesem Moment erkannte sie die wirkliche Wahrheit. Nun brach sie noch heftiger in Tränen und begrub ihr Gesicht wieder in den Armen. Doch abermals hob er ihren Kopf wieder an. Er hob einen Finger an seine Lippen: »Ssshhh. Nicht mehr weinen. Dein Gesicht ist viel wundervoller, wenn du lachst.«
Und ohne dass sie es wollte, huschte ein schwaches Lächeln über ihr Gesicht. Sie wusste nicht mehr, was sie nun von der Welt halten sollte. Fand irgendwer im Himmel es so amüsant, mit ihr zu spielen?
Ohne, dass sie es gemerkt hatte, war sein Gesicht näher gekommen. Seine wundervollen blauen Augen fesselten ihren Blick, sie konnte sich nicht abwenden. Und dann erkannte sie noch etwas in seinen Augen. Ein Funkeln. Sie sah ihr eigenes Gesicht und erkannte es.
Sie schloss die Augen und wartete. Und dann, als seine Lippen ihre trafen, sie seinen Geschmack auf ihrer Zunge spürte und seine Hand durch ihr Haar streichelte, verschwand die Kälte auch aus ihrem Herzen. Mit wenigen Herzschlägen pumpte es Feuer durch ihre Adern, und die Hitze ließ sie schwitzen. Unendlich langsam, als sollte der Moment ewig dauern, löste er sich von ihr. Seine Lippen brannten immer noch auf ihrem Mund.
Er lächelte, und nun konnte auch sie wieder lächeln. Alles würde gut werden, das wusste sie jetzt. Sie erkannte nun die Bedeutung im Satz ihres Vaters.
Ihr Blick viel wieder aus dem Fenster, doch nun sah die Landschaft tausendmal schöner aus, und der Mond leuchtete noch heller. Niemals mehr würde sie diesen Abend vergessen. Auch der Schmerz war noch da, doch sie hatte ihn beiseite geschoben. Verschwinden würde er niemals, doch sie wusste, dass sie damit leben konnte. Er würde ihr Kraft geben, wenn sie es brauchte.
Und als sie sah, dass auch er sich neben sie auf das Fensterbrett setzte und auch nach draußen schaute, lächelte sie. Das Schweigen sagte mehr als tausend Worte. Und als sein Blick sie erneut traf, lag tiefe Zuneigung und Zärtlichkeit darin. Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus und ein Gefühl hing in der Luft, ohne dass es ausgesprochen werden musste.
Ihr Lippen formten stumm die Worte »Ich liebe dich« und sie lächelte, denn sie wusste, dass er sie verstanden hatte.