Es geht nicht darum, einfach die Anzahl der Abiturienten nach oben zu drücken. Es geht darum, dass jedes Kind, das das Potential hat, das Abitur erreichen soll - und außerdem, dass alle Schüler optimal gefördert werden.
Harriks Zahl von 25% Abiturienten ist übrigens nicht ganz richtig - ich habe vorhin beim statistischen Bundesamt nachgeschaut, das ist die Gesamtzahl der Personen mit Abitur oder Fachabi über 15 Jahren, also auch alle Erwachsenen. Die Zahl bei den 20- bis 30-jährigen ist 40% - und damit liegt Deutschland international nicht weit vorne. Das könnte a) bedeuten, dass die Deutschen dümmer sind oder b) dass nicht alle richtig gefördert werden (und das, obwohl reiche Eltern, die ihre Kinder irgendwie durchs Abitur bringen, auch hier die Statistik nach oben verfälschen). Und auf Dauer ist das nicht gut für den Wohlstand der Gesellschaft - wir merken es, dass wir zwar einen Überschuss an Arbeitnehmern im Bereich von gering qualifizierten Berufen haben (die zum Großteil die Arbeitslosen ausmachen), aber einen Mangel an Fachkräften haben. Und das schwächt die Wirtschaft.
Du sagst, es wären 3 verschwendete Jahre, wenn die ganzen Menschen, die so Berufe wie KFZ-Mechatroniker, Bäcker, Metzger usw. erlernen, vorher Abitur machen würden. Aber ich sage: einige, wenn nicht sogar viele von diesen KFZ-Mechatronikern, Bäckern, Metzgern usw. hätten das Potenzial, auch einen höher qualifizierten Beruf auszuüben. Manchen wird nach vielleicht 5-10 Jahren klar, dass sie sich eine größere berufliche Herausforderung wünschen würden. Du hast das Beispiel deiner Schwester genannt, die Arzthelferin beim Kinderarzt wird - was, wenn sie irgendwann mehrere Weiterbildungen gemacht hat und merkt, dass immer noch Potenzial da ist und sie mit ihrer Erfahrung eine Stelle bei einer Krankenkasse, für die man aber BWL studiert haben muss, interessant fände? Ich fände es sinnvoll, wenn solche Menschen dann problemlos ein Studium anfangen könnten - aber wenn sie kein Abitur gemacht haben, wird das sehr viel schwerer.