Bildungsproteste

Victor Krum
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Beitragvon Victor Krum » Do 30 Okt, 2008 00:32

Es geht nicht darum, einfach die Anzahl der Abiturienten nach oben zu drücken. Es geht darum, dass jedes Kind, das das Potential hat, das Abitur erreichen soll - und außerdem, dass alle Schüler optimal gefördert werden.
Harriks Zahl von 25% Abiturienten ist übrigens nicht ganz richtig - ich habe vorhin beim statistischen Bundesamt nachgeschaut, das ist die Gesamtzahl der Personen mit Abitur oder Fachabi über 15 Jahren, also auch alle Erwachsenen. Die Zahl bei den 20- bis 30-jährigen ist 40% - und damit liegt Deutschland international nicht weit vorne. Das könnte a) bedeuten, dass die Deutschen dümmer sind oder b) dass nicht alle richtig gefördert werden (und das, obwohl reiche Eltern, die ihre Kinder irgendwie durchs Abitur bringen, auch hier die Statistik nach oben verfälschen). Und auf Dauer ist das nicht gut für den Wohlstand der Gesellschaft - wir merken es, dass wir zwar einen Überschuss an Arbeitnehmern im Bereich von gering qualifizierten Berufen haben (die zum Großteil die Arbeitslosen ausmachen), aber einen Mangel an Fachkräften haben. Und das schwächt die Wirtschaft.

Du sagst, es wären 3 verschwendete Jahre, wenn die ganzen Menschen, die so Berufe wie KFZ-Mechatroniker, Bäcker, Metzger usw. erlernen, vorher Abitur machen würden. Aber ich sage: einige, wenn nicht sogar viele von diesen KFZ-Mechatronikern, Bäckern, Metzgern usw. hätten das Potenzial, auch einen höher qualifizierten Beruf auszuüben. Manchen wird nach vielleicht 5-10 Jahren klar, dass sie sich eine größere berufliche Herausforderung wünschen würden. Du hast das Beispiel deiner Schwester genannt, die Arzthelferin beim Kinderarzt wird - was, wenn sie irgendwann mehrere Weiterbildungen gemacht hat und merkt, dass immer noch Potenzial da ist und sie mit ihrer Erfahrung eine Stelle bei einer Krankenkasse, für die man aber BWL studiert haben muss, interessant fände? Ich fände es sinnvoll, wenn solche Menschen dann problemlos ein Studium anfangen könnten - aber wenn sie kein Abitur gemacht haben, wird das sehr viel schwerer.
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freak-wave
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Beitragvon freak-wave » Do 30 Okt, 2008 00:56

sie hörten: wehwalts weise worte...
ebenso schließe ich mich victor an, auch ein schöner beitrag =)

@megsit: du hast ja nicht gänzlich unrecht mit dem was du sagst. aber das wiederspricht ja nicht unbedingt dem, was weiter oben im thread gefordert wurde, nämlich eine individuelle förderung der interessen jedes einzelnen.
du pochst in deinen letzten beiträgen so sehr auf die frage, wieviele schülerInnen jetzt von wo auf das gymnasium gehen oder auch nicht.
doch das ist garnicht der punkt! es hat nie jemand gefordert, alle auf das gymnasium zu schicken, unabhängig von ihren interessen. das beispiel gymnasium soll nur zeigen, das "elite" (zu einem gewissen grade, ausnahmen gibts natürlich immer) vererblich ist. das die kinder von eltern mit viel geld statistisch bessere chancen haben das abitur zu machen, als kinder von eltern mit geringem einkommen. und das statistisch diejenigen die abi haben und vielleicht noch studiert haben ein höheres einkommen haben als diejenigen die einen real- oder hauptschulabschluss haben, wirst du auch nicht leugnen.
dieses soll also, grob gesagt, zeigen, das jemand mit reichen eltern eher einen finanziell besseren job bekommt, als jemand mit "armen" eltern. und das ist, meiner meinung nach, nicht gerecht und sollte geändert werden. darum die schulstreik-forderung nach lehrmittelfreiheit und einer schule für alle.
das heißt keineswegs, "alle schülerInnen auf das gymnasium, egal ob sie das schaffen oder nicht", wie du hier immer wieder darstellen willst, vielmehr ist das ziel, alle schülerInnen auf einer gemeinschaftsschule gemeinsam lernen zu lassen. gemeinsam und interessengerichtet voneinander lernen ist das ziel, nicht die auslese nach dem motto "gut genug für abi / zu schlecht für abi" oder ähnliches. eine schule, in der sich jeder gemäß seinen neigungen und fähigkeiten bilden kann.
mit unterteilung in gymnasium, realschule und hauptschule gibt es einfach das problem, das hauptschüler generell schlechtere chancen auf ausbildungsplätze haben als realschüler oder gymnasiasten. das wird hier in der diskussion anscheinend oft vergessen, ich höre (lese) immer nur von realschule/gymnasium.
alle sollten dieselbe chance auf eine gute bildung haben, und um dieses und genannte weitere ziele zu erreichen, werden am 12. november bundesweit in mehr als 20 Städten 100.000 SchülerInnen, StudentInnen und Auszubildende auf die Straßen gehen...
und: die Forderungen der SchülerInnen - Streiks werden von LehrerInnen-Gewerkschaften und Elternvertretungen unterstützt. SchülerInnen stehen also auch diesbezüglich nicht alleine da!
Zuletzt geändert von freak-wave am Do 30 Okt, 2008 01:39, insgesamt 1-mal geändert.

Wehwalt
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Beitragvon Wehwalt » Do 30 Okt, 2008 01:14

Und was soll der Spott nun an dieser Stelle, freak-wave? Als ob ich der einzige wäre, der nicht über Schulstreiks spräche hier im Thread. Extra so viel nachgelesen ...
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freak-wave
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Beitragvon freak-wave » Do 30 Okt, 2008 01:39

tut mir leid, wehwalt, ich hatte schon befürchtet mich zu missverständlich ausgedrückt zu haben. das war keinesfalls spöttisch gemeint, ich lese deine beiträge sehr gerne :)

Serena
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Beitragvon Serena » Do 30 Okt, 2008 09:52

Harrik hat geschrieben:- Die soziale Ungerechtigkeit wird immer stärker besonders deutlich wird sie bei den steigenden Kosten für Bücher etc, von denen man nur in sehr speziellen Fällen ausgenommen ist. Daher fordern die Streikenden umfassende Lehrmittelfreiheit.

- Das Notensystem fördert Konkurenzdenken mehr als Kooperation, dabei gehen vor allem Schüler mit Schwächen wie z.B. Dyskalkulie u. Legasthenie sehr leicht unter, trotz großem Potential.


Also diese Punkte kann ich nachvollziehen und würde es auch unterstützen. Ich finde es schlimm, das Bücher neuerdings selber gekauft werden müssen und noch schlimmer ist es, das diese Bücher immer aktuell gehalten werden (müssen) und man dann nicht einmal Bücher an jüngere Geschwister weitergeben kann, sondern alles nochmal gekauft werden muss. Oder die "Pingeligkeit" der Lehrer bei den Erstklässlern, zur Einschulung muss es genau der und der Füller sein, die und die Stifte usw. Und das sind meist die teuren Sachen.
Das mit den Lernschwächen ist auch so eine Sache: Da ich selbst von der Dyskalkulie betroffen bin, kann ich mein Leid dazu klagen. Ich hatte sogar psychische Probleme, Panik vor dem Mathematikunterricht und Blackouts vor einer Arbeit. Es ging sogar so weit, das ich mich während des Mathematikunterrichts nicht mehr im Klassenraum aufhalten konnte. Ich finde, das es da bessere Möglichkeiten für die Betroffenen geben sollte. Bessere Hilfen, frühere Erkennung. Ich habe sehr darunter gelitten und leide immer noch, da ich meinen Wunschberuf nie ganz so einfach ausüben können werde.
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Beitragvon Lady Midnight » Do 30 Okt, 2008 10:19

Das ist echt schlimm Jane das tut mir leid für dich. :(
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Beitragvon Harrik » Do 30 Okt, 2008 10:43

Du forderst als overgleichbarkeit Nachtfalke? Dann schau mal in die USA, dort ist das schulsystem inhaltlich sicher fern davon perfekt zu sein. Allerdings gibt es dort zunächst eine Schule für alle, dor kann man dann individuell nach den eigenen schwächen und stärken Kurse wählen die einem mehr oderweniger liegen, und das in verschiedenen schwirigkeitsstufen. Das Problem ist doch: Hier in deutschland gibt es das nur als gesamtpaket. Das heist wenn ich Gut in Fach x und schlecht in Fach Y bin könnte ich an einer Einheitsschule da individuell Kurse belegen die Y fördern und ind x fordern. Mir wird geholfen meine stärken werden spezifisch gefördert. Im moment kann ich nur entweder schweren unterricht in beiden Fächern oder leichten in beiden fächern wählen. So macht man es schülern unnötig schwer oder vergeuded potential! Hinzu kommt das beispielsweise in den USA niemand Bücher selber kaufen muss die werden egstellt, und selbst graphische taschenrechner die 100$ / stück kosten gibt es für jeden der Mathe/Physik kurse hat! Ohne selbstbeteiligung, man muss sie halt nach dem Jahr zurückgeben. Und da sagst du wenn wir aus der dreigliedrigkeit aussteigen wären wir nicht mehr vergleichbar? Sag mir wo gibt es denn in Europa noch dreigliedrigkeit in der Form wie in Deutschland?
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Beitragvon Harrik » Do 30 Okt, 2008 11:03

In der Schule nochnicht Padme, wenn man von der existenz von Privatinstituen absiet. Ich war in Houston in einer Schule, die besten Schüler dort waren großenteils Hispanos deren Eltern nichtmal Papiere hatten, und versucht haben mit schwartzarbeit über die Runden zu kommen. Schwirig wird es dann später mit College bzw. Universität, aber ich bin ja auch für die abschaffung der Studiengebühren!
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Beitragvon Harrik » Do 30 Okt, 2008 11:10

Sicher das sage ich doch: Inhaltlich ist die schule dort drübern alles andere als Ideal. Dor sind z.B. auch Klassen viel zu groß etc. Aber selbst dort im Mutterland des Kapitalismus sozusagen muss ein Schüler die Bücher nicht selbst zahlen. Muss man die amis echt rechts überholen? Zumal das system hier so sehr starr ist, das habe ich inhaltlich dargelegt, geh doch mal drauf ein als nur plakativ zu sagen: is ja auch doof. Auch in den USA gibt es unterschiede, und ausser den vielen Nachteilen gibt es auch einieg vorteile.
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Beitragvon Harrik » Do 30 Okt, 2008 11:41

Sicher, ich sage ja auchnicht, dass man das system aus den USA übernehmen soll, auch wenn man betrachten muss, dass es dort gänzlich anders Läuft. Es gibt scholarships, die fast jeder Schüler bekommen kann. Dennoch: du hast recht das ist so nicht wünscheswert, aber die Lehrmittelfreiheit ist schonmal ein ansatz. Zudem ist das mit dem Diploma nicht ganz richtig, es kommt da nämlich auf die kurswahl an, AP calcules entsrpeicht nämlich genau dem Lehrplan der deutschen 12ten Klasse! Und wichtig ist vor allem das dort alle schüler gemischt unterrichtet werden!

Zu den aufsätzen, habe ic hier etwas gefunden ;-)
    Aufsatzbeurteilung wurde ab den 70er Jahren ein heiß umstrittenes Thema. Die Beurteilungspraxis wurde angeprangert, Beispiele aufgeführt, in denen ein und derselbe Aufsatz von unterschiedlichen Bewertern die Noten 1 - 6 bekam und Alternativen gefordert.

    Z. B.: Huber Ivo 1982: Lehrer korrigieren Aufsätze. Beschreibungen eines Zustands und Überlegungen zu Alternativen. Frankfurt / Berlin / München: Diesterweg.
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Beitragvon freak-wave » Do 30 Okt, 2008 23:24

Schlangenmensch hat geschrieben: würde der großteil der Schülerschaft gar nix mehr machen.


hm, ich sehe das in dem punkt etwas anders als du. ich finde, es sollte aufgabe der schule sein, den schülerInnen zu zeigen wie spannend es sein kann und wieviel spaß es machen kann, etwas zu lernen. ich selbst habe das erfahren, und ich sehe mit wieviel spaß die schülerInnen hier bei mir sich für den schülerstreik engagieren, neben der schule. sogar die ferienzeit nutzen diese schülerInnen, um sich über das bildungssystem zu informieren und den streik zu organisieren. das ist auch alles eine form von lernen, und meiner meinung nach lernen sie dabei mehr, als wenn ein lehrer vor ihnen steht und nur wissen vorträgt.
wenn schülerInnen in der schule nicht lernen wollen, muss es einen grund dafür geben, und das ist sicher nicht der, das schülerInnen von grund auf faul sind.

Harrik
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Beitragvon Harrik » Do 30 Okt, 2008 23:47

Dem kann ich nur zustimmen. Es wurde bereits gesagt, aber da es gerade nocheinmal die Frage ist: Kinder lernen eigendlich sehr gerne! Man merkt das vor allem bei jungen Grundschulkindern, die sind total wissbegierig, bis sie dann anch und nach von der trägen und konservativen Unterrichtsform abgestumpft werden. Nochmal unterstrichen wird das Argument dadurch, das es ja surschaus Schulen gibt (meist Privatschulen) wo anders gelernt wird, und wo schüler auch viel engagierter sind! Nur sind privatschulen selten, nicht kontrollierbar und vor allem nicht für jedermann erschwinglich woebei wir wieder beim alten Problem der sozialen Gerechtigkeit wären!
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Beitragvon Wehwalt » Do 30 Okt, 2008 23:51

Herrje ... schülerInnen. Brauchen wir diese Seuche auch hier im Forum?
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Beitragvon Harrik » Fr 31 Okt, 2008 00:02

Oh in der Tat sehr geehrte WehwaltInnen, ich gebe ihnen recht, auch ich halte es für unnötig :mrgreen:
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Beitragvon freak-wave » Fr 31 Okt, 2008 00:15

ja ok, ihr habt schon recht :D
zu meiner verteidigung: ich würde da auch selbst nicht darauf bestehen. ist nur so, das ich in letzter zeit viel mit anderen zu tun hatte, die auf solche formulierungen in offiziellen texten wert legen... ist deshalb ein bischen angewöhnt ;)
ich versuche, es, zumindest hier im forum, wegzulassen :lol:

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