die schönsten bedrohten Wörter

Shere Kahn
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Beitragvon Shere Kahn » Mi 13 Jun, 2007 18:14

hehe, herrlich :P

Ich möchte mal ein Beispiel bringen, für eine Einführung eines Anglizismus, der wie ich finde sehr gut beschreibt, was Grünauge 'schlecht' findet, was Wehwalt 'knechthaft' und was viele andere 'normal' finden:

Es gibt in Aachen eine Art Fabrikverkaufs - Bäckerei. Das ist nichts ungewähnliches, die gibts ja prinzipiell überall. Dieser Laden jedoch hat zwei Filialen, eine in einer Einkaufsstraße, eine im Studentenviertel. Die in der Einkaufspassage heißt Back Fabrik, die im Studententeil Back Factory. Das gleiche Logo, die gleichen Angebote der gleiche Hersteller.

Ich selber kann mich da mit dem Englisch angelehnten Ausdruck nicht anfreunden.


Dennoch halte ich weder die Betreiber, noch die Leute, die den Begriff Back Factory lieber mögen für "unterwürfig, gedemütigt," (Zitat Wehwalt) "lächerlich, buckelnd, peinlich und ideenlos" (Zitat Grünauge)

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Beitragvon ravenfeather » Do 14 Jun, 2007 00:09

zu wehwalt: ich muss dir teilweise widersprechen, wenn du diejenigen, die anglizismen (zu denen ich mich als noch shcüler dazu zähle) nutzen als rückratlos bezeichnest.
zum einen sehe ich einen zu losen halt zum geburtsland, fehlender patriotismus, o.ä. als einen grund was zur explosiven vermehrung von angliszismen im sprachgebrauch geführt haben, zum anderen sehe ich die wirtschaftliche lage als auslöser, da jugendliche quasi gezwungen werden im ausland nach arbeit zu suchen und dann fast zwangsläufig mit anderne sprachen, vornehmlich english konfrontiert werden.
als rückratlos würde ich aber nicht nur die bezeichnen die anglizismen nutzen, sondern diejenigen, die die ausrottung dieser forttreiben, um es expliziter zu sagen: rechtsgerichtete nationalisten und speudo-patrioten, die aus t-shirts T-Hemden machen und bei denen links zu verweisen und administratoren zu systemführern werden.
wir leben nicht mehr wie im mittelalter auf kleinen inseln mit eigener sprache und eigener kultur wir sind alle teile eines riesigen shcwammes in dem die sich durchsetzen die das größte kapital und die meiste dominaz haben und das sind im moment nun englischsprachige Länder.

zu nachtfalkes -löl- und -röfl- meiner meinung nahc handelt es sich hierbei um eine verballhornung der anglizismen, die vielleicht noch etwas wiederstand gegen pure assimilation in die anglikanische welt bedeutet ;)

nun noch von meiner seite 2 worte die vor dem aussterben bewahrt werden sollten zum einen verballhornung, dass in vom klang her freude bereitet und zum anderen das wort liebe, was vll nur älteren menschen noch bekannt ist in der heutigen jugendkultur aber zur seltenheit geworden ist zwichen gang-bangen, hh (hip hop und ähnliches), und einer sittenlosigkeit die ohne grenzen shceint.
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Beitragvon Wehwalt » Do 14 Jun, 2007 01:13

Oh nein, das tue ich gar nicht, ravenfeather: "diejenigen, die Anglizismen nutzen, als rückratlos bezeichnen": Ich mag mich ja nicht wiederholen, aber inzwischen ist der Thread lang genug, daß man davon ausgehen muß, daß nicht alle alles gelesen haben. Aber ich habe selber bei einigen der Ausgangswörter gesagt, daß ich sie für ersetzbar halte.
Ich benutze selber Anglizismen und finde Anstrengungen, eingebürgerte Fremdwörter durch deutsche zu ersetzen, lächerlich. Ich bin kein Sprachpurist. Nur: die Übernahme von Wörtern (und meinetwegen auch Wendungen) muß einen funktionalen Zweck erfüllen: und der ist bei sprachlichen Dingen natürlich der der Kommunikationserleichterung. Ein T-Shirt ist ein T-Shirt, jeder weiß, was gemeint ist, und es gibt keinen Begriff im Deutschen, der die Sache sonst bezeichnen würde. Also verwendet man natürlich den englischsprachigen Begriff.
Aber: Es gibt eine ganze Reihe von Fällen, wo Anglizismen deutsche Begriffe ganz ohne Not ersetzen: Es existiert ein perfektes deutsches Äquivalent, das jeder verstehen kann, und keine Notwendigkeit, einen neuen Begriff zu prägen. Warum geschieht es dann trotzdem? Oder, um ein bekanntes Beispiel aus der Syntax zu verwenden: Im Deutschen hat seit jeher eine Sache einen Sinn - und es wird immer verbreiteter, davon zu sprechen, eine Sache mache Sinn - That doesn't make sense! Man braucht sogar ein längeres Wort, nur um eine präzisen Ausdruck durch eine englische Lehnwendung zu ersetzen. Warum das alles?
Hier sehe ich nun tatsächlich einen Grund in einer gewissen Unterwürfigkeitshaltung gegenüber den Weltherrschern, die eher der Kommunikationserschwernis dient. Bitte überlegt doch einmal ehrlich, wie das subjektiv wirkt, wenn aus einer Fabrik blötzlich eine Factory wird. Das suggeriert doch, als hätte das Wesen der Fabrik im englischen Sprachraum eine qualitative Veränderung erfahren, so daß mit dem Begriff nicht mehr ganz dasselbe gemeint sein kann. So etwas gibt es ja tatsächlich, vor 200 Jahren wäre die korrekte Übersetzung von "event" einfach "Ereignis" gewesen, aber der englische Begriff hat tatsächlich eine Bedeutungserweiterung (oder Einengung, wie man es sehen will) auf den Bereich der Freizeitgestaltung erfahren, der im deutschen "Ereignis" nicht mitschwingt. Deswegen habe ich auch nichts dagegen, im Deutschen Event zu sagen, wenn das gemeint ist.
Bei Factory und unzähligen anderen Anglizismen verhält es sich aber gerade nicht so, wird aber durch die Einführung des fremdsprachigen Begriffs suggeriert. Und die Suggestion weitet sich dazu aus, daß man sich als minderwertig und unselbständig fühlen soll, weil man nicht einmal fähig sei, eine Sache in der eigenen Sprache auszudrücken. In dieser Situation befindet sich jeder Mensch einmal - zu Zeiten des Spracherwerbs als schwaches Kind. Und die ständige Erinnerung daran, daß man erst noch was zu lernen habe, wirkt sich psychologisch als Minderwertigkeitsgefühl aus - das bewußte Herstellen dieser Situation als Minderwertigkeitsanerkenntnis. Und diese sollte man nicht freiwillig leisten. Wer's doch tut - ist ein Stückchen näher am Status, in dem ihn nachvollziehbarerweise ein Herrscher sehen will - dem des rechtlosen Knechts.
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Beitragvon Antike Runen » Do 14 Jun, 2007 09:14

Aber Wehwalt, ist da nicht ein klitzekleiner Webfehler in diesen Auslegungen?
Ich lese dein Beispiel wie folgt:
Wörter, auch ursprünglich englische Ausdrücke, sind im dt. Sprachgebrauch OK, wenn sie bereits etabliert sind (wie etwa T-Shirt), und/oder sich durch einen Bedeutungsunterschied zu einem anderen Begriff durchgesetzt haben (wie etwa event).
Sie sind nicht OK, wenn dies noch nicht der Fall ist.
Wenn ein Begriff also erst auf dem Weg ist, sich zu so einem Bedeutungswandel und damit einem Alleinstellungsmerkmal aufzuschwingen - oder eben sang und klanglos wieder unterzugehen.
Will heißen: Du bist bereit, das Ergebnis sehr wohl zu akzeptieren, nicht aber den Prozess.


Ob 'factory' sich dauerhaft im dt. Sprachgebrauch halten wird, und wenn ja, mit welcher Nuance im Vergleich zu Fabrik, das kann ich auch nicht sagen.
Aber natürlich muss es erst einmal überhaupt benutzt werden, damit es einen Bedeutungswandel erhalten kann.
Tut es das nicht, wird es auch wieder verschwinden. Oder das ursprünglich deutsche Wort dazu wird verschwinden. Kommt ja auch vor, wenn etwas anderes häufiger benutzt wird, wie die Beispiele fernmündlich oder Lichtspielhaus sehr schön gezeigt haben.

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Beitragvon Antike Runen » Do 14 Jun, 2007 10:43

Was mir übrigens noch nie in den Kopf wollte - Englisch ist zwar allgegenwärtig, und wird auch gerade in der Wortwahl der Medien sehr häufig bemüht, aber dennoch wird jeder einzelne Film ins Deutsche synchronisiert, statt ihn 'nur' zu untertiteln, wie es so ziemlich jedes andere Land macht.
Das hat mich schon immer genervt.


Nachtfalke, du meinst, ich sollte meinen Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören, lieber wieder abbrechen?
Könntest recht haben. Der Mangel an Lebensqualität ist doch eklatant zur Zeit.

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Beitragvon Antike Runen » Do 14 Jun, 2007 15:48

Grünauge hat geschrieben:
Um noch mal auf die von Shere erwähnte "Back Factory" zu kommen:
Kann mir mal jemand folgende Frage beantworten (und das ist nun keine rhetorische Frage, ich würde es wirklich gerne wissen!):
Warum nennen diese Leute ihre Bäckerei so? Ich meine, das muss doch irgendeinen Grund haben. Was versprechen sie sich davon?
Tun sie es, weils halt alle tun, weils eben "in" ist, alles englisch zu betiteln?
Nun, gut, sollen sie halt, aber mit meinen Respekt brauchen sie dann nicht zu rechnen. Jedem Trend blind hinterher zu rennen zeugt meines Erachtens nicht gerade von eigenständigem Denken.
Oder sagen sie: "Die Kunden wollen es so!"?
Dann frage ich mich: Was sind das für Kunden, die ein Brötchen nicht nach dem Geschmack kaufen, sondern danach, wie der Name der Bäckerei klingt? :shock: Für mich ebenfalls alles andere als souverän!


Vielleicht nennen sie ihren Fabrikverkauf (und es ist ja keine Bäckerei im haugemachten Sinne, wie Shere schrieb, sondern eben eine Fabrik) auch einfach so, weil sie es schön finden?
Es mag ja sein, daß dir das nicht gefällt, Grünauge. Ob originär englische Begriffe einem gefallen oder nicht ist Geschmacksache, und wenn du es nicht magst, gut, dann eben nicht.
Aber warum kommst du noch nicht einmal auf den Gedanken, dass es auch jemandem einfach gefallen könnte, sondern unterstellst stattdessen 'einem Trend hinterherlaufen' und ähnliches? Was ist so schlimm daran, den Fabrikverkauf Back-Factory zu nennen, und damit das aus dem Französischen stammende Deutsche Wort Fabrik (fabrique) durch das aus dem Deutschen stammende Englische Wort factory (Fakturei) zu ersetzen?
(und sie alle kommen natürlich aus dem Lateinischen - nur der Ordnung halber)


Im übrigen halte ich das 'in Fremdsprachen bewandert sein'-Argument für in dieser Diskussion nicht stichhaltig. Ich brauche genausowenig Englischkenntnisse, um mich an 'factory' zu gewöhnen, wie ich Französisch-Kenntnisse brauche, um 'Fabrik' zu verstehen.
Es geht doch gerade um die Übernahme der Begriffe in die eigene Sprache, nicht um das Erlernen einer Fremdsprache.
Oder meinst du, jeder der kein Englisch gelernt hat, ist unfähig, die Wortschatzerweiterung der eigenen Sprache zu ertragen, auch wenn dieser vielleicht anders ausgesprochen wird als zunächst vermutet?


Ich halte es nicht nur für denkbar, sondern sogar für höchstwahrscheinlich, daß zukünftige Generationen Goethe und Rilke nicht mehr ohne Wörterbuch werden lesen können, wenngleich das auch kaum schon unsere Kinder und Enkel betreffen dürfte.
So wie ich beispielsweise Walther von der Vogelweide jetzt nicht ohne Wörterbuch lesen kann.
Das ist der Preis für eine lebendige, gesprochene, und sich damit weiter entwickelnde Sprache.



Und noch eine Frage von mir:
Ist es denn wirklich so, daß die Kenntnis der 'älteren' Deutschen Begriffe ausstirbt, weil sie von neueren 'englischen' ersetztz werden?
Ich meine, welche böse englische Vokabel hat denn heutzutage die Worte bauchpinseln oder blümerant ersetzt?
Ich kann nämlich nicht glauben, daß eine Neuaufnahme in den Wortschatz wirklich ausschließlich schuld ist am 'Aussterben' der 'eigenen' Sprache, dieser Vorgang ist sicher noch um einiges komplizierter.

Und da ich eine große Anhängerin eines großen Wortschatzes, und damit auch zahlreicher selten genutzter Wörter bin, so schätze ich eben nicht nur das Wissen um Vokabeln wie 'fernmündlich', sondern begrüße auch die neuen Begriffe, die hinzukommen.

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Beitragvon Shere Kahn » Do 14 Jun, 2007 16:01

Ach Grünauge, der Witz ist, dass unsere Meinungen gar nicht so weit auseinander liegen.

Bleiben wir bei dem Beispiel der Back Factory statt der Back Fabrik. (Zur Wiederholung beide Geschäfte gehören einem Laden, es ist das gleiche drin, beide in einer Stadt.
Die Gründe liegen, ganz sicher nicht im Verständnis. Wer nah genug ist das Back zu lesen sieht schon genau dass Brot und Brötchen darin verkauft wird. Der Grund zwei verschiedene Begriffe einzusetzen könnte schlicht daran liegen, dass man sich gedacht hat die Jugendlichen Studenten kaufen lieber in einer Factory als in einer Fabrik ein. Es handelt sich um einen Werbegag, ich schätze darin sind wir uns einig. Ob wirklich Kunden durch den veränderten Namen angesprochen werden und sich vielleich unbewußt suggerieren, dass ein Brot aus einer Fabrik nicht so gut schmeckt, wie eines aus einer Factory, wer weiß, ausschließen möchte ich es nicht.

Aber spielt das eine Rolle? Sind wir wirklich alle völlig imun gegen solche Beeinflussung? Ich würde gerne wissen, ob DU nun bewußt oder unbewußt dazu übergehen würdest die Back Factory zu meiden, eben weil sie so einen Anglizismus verwendet. Dann wärst Du genau so unsouverän, da Du Deine Entscheiddung wo Du Brot kaufst ebenfalls vom Namen abhängig machst. Und verzeihe mir, meine These ich vermute Du würdest den Laden genau aus diesem Grunde meiden.

Ich finde jeder darf frei entscheiden, wie er welche Sprache verwendet, was er gut findet. Und ich kann Wehwalts Knechtsgedanken einfach nicht nachvollziehen, es tut mir leid Wehwalt, Ich verstehe einfach den ABsichtsgedanken des 'sich unterdrückt fühlens', des 'sich minderwertig fühlens' nicht. Meinst Du hier wird ganz bewußt von einer Regierung oder einer Gruppe auf den modernen Sprachgebrauch eingewirkt, so dass sich mehr Anglizismen einstreuen, und damit eine geknechtete Gesellschaft entsteht, die man leichter kontrollieren und beeinflussen kann?
Oder meinst Du das eher so, dass sich unsere Gesellschaft schon so an den Abhängigkeitsgedanken gewöhnt hat, dass sie sich breitwillig und freudig jedes Anglizismus als Symbol der eigenen Unterwürfigkeit und als Homage an die Kulturellen Herren aus Übersee bedient?
Kann es nicht auch einfach simpel sein, und es eine Mehrheit geben, die es einfach schöner witziger und spritziger findet eine Back Factory in der Gegend zu haben als eine Back Fabrik? Ich verstehe da den Negativ - Gedanken nicht. Vielleicht klingt es in manchen Ohren flüssiger, oder erinnert nicht an Fließbandarbeit, wie das deutsche Wort. (Was ja dann wiederum eine Bedeutungsänderung wäre, wodurch die Einführung auch von Deiner Seite aus legitimiert wäre).

Letztendlich ist doch jeder frei die Sprache zu benutzen, die er benutzen möchte, verstehen kann man ja beides. Aber findet Ihr die Leute, denen es besser gefällt das altbackene Deutsch mit ein bisschen Englisch aufzupäppeln wirklich für so characterlos, wie es rüber kommt?

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Beitragvon Wehwalt » Do 14 Jun, 2007 17:24

Oder meinst Du das eher so, dass sich unsere Gesellschaft schon so an den Abhängigkeitsgedanken gewöhnt hat, dass sie sich breitwillig und freudig jedes Anglizismus als Symbol der eigenen Unterwürfigkeit und als Homage an die Kulturellen Herren aus Übersee bedient?

Ja, eher so.

Und Runen, ich sehe den Webfehler auch nicht recht. Um gerade bei meinen paradigmatischen Beispielen T-Shirt, Event, Factory zu bleiben:

Für T-Shirt gibt es keinen anderen Begriff els den englischen. Also muß man ihn akzeptieren, um verstanden zu werden. Selbst wenn mir das Wort T-Hemd besser gefallen würde (tut es gar nicht), so müßte ich erst einmal die Definition meines Begriffs verbreiten, damit man weiß, was ich meine. Also sehr unpraktisch. Ähnlich beim Handy. Hier wurde ein Pseudoenglisch geschaffen, aber es ist nun einmal das verbreitetste deutsche Wort für den Gegenstand. Ich persönlich benutze tatsächlich meistens lieber "Mobiltelephon". Ein germanisches durch 1 lat. und 2 griechische Wörter ersetzt - ist trotzdem eher nach meinem Geschmack.

"Event" hat seine Bedeutungsverschiebung im Englischen erfahren und ist erst mit der Sonderbedeutung "Freizeitereignis" ins Deutsche eingedrungen. Vor 200 Jahren war noch nicht so sehr das Bedürfnis nach einem Wort für "Massenfreizeitereignis" vorhanden, in der Zwischenzeit ist es schon nützlich, wenn man dafür ein eigenes Wort hat. Deswegen gibt es gute Gründe, das im Deutschen als Sprachbereicherung aufzunehmen und von "Ereignis" abzugrenzen. (Es gibt sicher noch bessere Beispiele für so ein Phänomen, mir ist im Moment des Verfassens meines letzten Posts keines eingefallen.)

Factory und Fabrik bezeichnen in den jeweiligen Sprachen genau dasselbe. Es besteht kein sprachlich begründetes Bedürfnis, "Factory" im Deutschen zu haben. Nichts dagegen, gleich Englisch zu sprechen, alle, die mich ein bißchen kennen oder schon gelesen haben, wissen, daß ich ein starker Verfechter des Sprachenerlernens bin, und trotz meines Berufs würde ich im Zweifelsfalle eher Mathematik für ein verzichtbares Schulfach halten als den Fremdsprachunterricht. Aber im Deutschen selber hat "Factory" nichts zu suchen. Bei Abwesenheit sprachlicher Gründe müssen andere vorliegen. Und der schönere Klang kanns wohl kaum sein. Denn soooo toll klingt ja Englisch wohl auch nicht, als daß es sich in allen Fällen aufgrund des Klangkriteriums gegen Französisch, Italienisch, Hebräisch oder was auch immer durchsetzen könnte.
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Beitragvon Queen of Shadow » Do 14 Jun, 2007 17:40

Shere Kahn hat geschrieben:Letztendlich ist doch jeder frei die Sprache zu benutzen, die er benutzen möchte, verstehen kann man ja beides. Aber findet Ihr die Leute, denen es besser gefällt das altbackene Deutsch mit ein bisschen Englisch aufzupäppeln wirklich für so characterlos, wie es rüber kommt?


Eure Diskussion erinnert mich an die Einschulungs-Untersuchung von meinen Kindern 2004 :D

Der Arzt der die Kinder untersucht hat, hat unter anderem auch eine Karte mit Farben gezeigt, die Kinder sollten sagen wie die Farbe heißt.
Meine Tochter sagte bei einer Farbe "Pink", ihr glaubt nicht was für einen Vortrag ich mir dann von dem Arzt anhören durfte :roll:
Was für eine Schande es wäre usw., das die Deutschen glauben alles zu verenglischen müßen. Ich meine, ich hab meinen Kindern ja nicht bewußt beigebracht Pink zu sagen, das lernen sie ja auch im Kindergarten.
Aber deswegen sich derart aufzuregen, noch dazu vor den Kindern
war ja echt das letzte. :roll:
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Beitragvon Antike Runen » Do 14 Jun, 2007 18:00

Und, Queeny, war auch die schöne Farbe Beige gefragt?

Ne, aber hast schon recht - deswegen einen Aufstand vor den Kindern zu machen ist durchaus keine Art.
Wenngleich ich es durchaus für sehr verständlich und empfehlenswert gehalten hätte, umgekehrt zu proben, ob denn 'rosa' bekannt ist und verstanden wird.

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Beitragvon Queen of Shadow » Do 14 Jun, 2007 18:03

Das hat er ja gemacht Angela, aber in was für einen Ton :roll:

Er hat die Kinder in sehr bösen Ton gefragt, ob sie denn nicht wüßten was die Farbe Rosa wäre. Über diesen Mann haben sich dann mehrere Eltern beschwert.
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Beitragvon Shere Kahn » Do 14 Jun, 2007 18:05

hmm Wehwalt, selbst wenn man den Leuten unterstellt, dass sie es nicht einfach schöner (muß ja nicht nicht schöner sein, kann ja auch hipper, moderner, aufgeschlossener, angenehmer, oder einfach dem Zeitgeist entsprechender) Wie kommt man dann als einzige Alternative auf den Knechtsgedanken? Gerade dieser Zusammenhang ist für mich nicht causal.


Ein weiteres schönes Beispiel ist das Rendevouz und das Date. Eigentlich bedeuten beide Wörter das gleiche. Aber dann auch nicht. Ein Rendevouz hat nämlich eine gesellige Nouance, das Date eher einen körperlichen Touch. So kann man zwar ein heißes Date haben, aber ein heißes Rendevouz? Das wäre eher frivol. Sprich es hat sich ganz unbemekrt eine Bedeutungsverschiebung mit eingebaut, die der aktuellen Zeit mehr entspricht. Dadurch wirddas Wort Rendevouz auch immer unnötiger, da die gesellige Art des zu zweit ausgehens und sich kennenlernens immer weniger durchgeführt wird. Heutzutage entspricht es dem Zeitgeist nunmal eher, sich zu einem Date zu treffen, wo man, anders als beim Rendevouz, ein Enden im gleichen Bett nicht ausschließt. Ergo wird das Wort Rendevouz vom Wort Date abgelöst.
Gut Du hast bereits geschrieben, solche etwaig nötigen Veränderungen sind nicht schlimm. Ich fand dieses Beispiel dennoch passend, da ich mir vorstellen kann, zu gegebener Zeit haben sich auch viele brüskiert, dass man statt Date auch Rendevouz sagen könne, was solle die ganze Amerikanisierung. Oder anders ausgedrückt, wäre das Date nicht schon etabliert, wäre es dann ein 'böses' neues Wort, oder wäre es in Ordnung?



Tja liebes Vampirchen, da hat sich noch jemand die Rettung der deutschen Sprache auf die Fahnen geschrieben. Da ich schon mit den deutschen Farbbedeutungen nicht klar kam (immerhin kann ich rosa von violett unterscheiden) weiß ich nun nichtmal was pink eigentlich für eine Farbe ist (rosa?) hihi es ist rosa *juhuu*
Wobei ich pink nun als Mischung zwischen rosa und violett gesehen häte also als dunklere Variante des Rosa, womit es wieder ne eigene Farbe sein könnte ... aber ich kenne mich da wirklich nicht aus :P

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Beitragvon Shere Kahn » Fr 15 Jun, 2007 00:29

Hehe Grünauge, und nun kommen wir doch einfach mal auf eine Gemeinsamkeit. Auch ich habe die vielen Anglizismen nicht gern. Aber mich stören sie auch nicht, zumindest nicht immer. Wenn sie stören, dann hauptsächlich, wenn sie billig sind. Was man mit einer rein deutschen Sprache auch hinbekommt.

Deshalb versuche ich im normalen Sprachgebrauch auf einen übermäßigen Gebrauch von Anglizismen zu verzichten, aber ich bin nachwievor nicht in der Lage da was unterdrückendes oder buckelndes zu sehen, wenn andere das machen.
Tja, Du projezierst also ein wenig Deine politische WEltsicht (die mir weder unbekannt noch unsympathisch ist) in die sprachlichen Gegebenheiten, und Dein hartnäckiges Wehren gegen Anglizismen ist eine Art verbaler Kampf gegen eine zu große Einflußnahme? Hihi, warum nicht *lacht*

Tja, was den lieblosen Umgang mit der deutschen Sprache angeht, so ist das sicher Ansichtssache. Vielleicht sind diverse Schöpfer von Wortkreationen aus dem Englischen eher der MEinung, sie würde der deutschen Sprache damit (liebevoll) einen weiteren SChlif verpassen, der ihr gut steht?
Ich selber habe eine gewisse Zeitt das Wort "krank" (Ein Ausfruf, wenn ich etwas sehr überraschend oder unglaubwürdig empfand) Englisch ausgesprochen, wobei ein "Quränk" herauskam. Eine Phase, die ich mir genauso unbewußt wieder abgewöhnt habe wie ich sie mit angewöhnt hatte. Aber interessanterweise wurde diese Ausdruck hier in Aachen nicht nur akzeptiert und verstanden, einige kopierten es auch. Ich hatte dabei jedoch weder eine Verschandelung der SPrache im Auge noch wollte ich mich irgendwem anbiedern. Ich fand einfach es klang in den gegebenen Augenblicken besser als ein simples "krank" oder ein "potzblitz". Ebenso verwendete ich eine Zeitlang ein "bof", welches mir als "französischer Ausdruck der Gleichgültigkeit" aus der Schulzeit in Erinnerung blieb, und ich das witzig fand. Ich bezweifle stark die Tatsache, dass ich in einer französischen Besatzungszone aufgewachsen bin, hat etwas mit der Wortwahl zu tun. Wohl eher, weil ich mich zu gegebener Zeit daran erinnerte und es einfach witzig fand. Nichts großes verschwörerisches dabei.

Denkarius
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Beitragvon Denkarius » Fr 15 Jun, 2007 01:59

Hehe, ich habe ja zu dieser Diskussion noch nicht viel geschrieben, muss nur immer an die Aktion lebendiges Deutsch denken, die genau versucht, dieser Flut von Anglizismen im Alltag, dieser "Anglomanie" entgegenzuwirken.

Hier der Link zu der Seite, für diejenigen, die es interessiert:


http://www.aktionlebendigesdeutsch.de/index.php

Und hier noch ein recht amüsanter Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger über die Aktion:

Startuhr statt Countdown

Etwa 6000 englische Begriffe haben mittlerweile Eingang ins Deutsche gefunden.

Von Harald Biskup

In der Computerbranche ebenso wie im Tourismus wird es seit langem als völlig normal, um nicht zu sagen trendy empfunden, dasss man sich Ausdrücken aus dem Angelsächsischen bedient. O-Ton einer Fachzeitschriften-Anzeige: "In der Pipeline ist das Upgrade eines Kalibrationskits für Proofscreen-Monitore und als Highlight ein Digitizer für CAD-Applikationen." Solche Formulierungen sind für die Community längst Alltagsvokabular. Doch wenn selbst das Fachorgan "Kluge Hausfrau" nicht mehr ohne englische Floskeln auskommt und den Siegeszug von Barsch und Zander mit der Bemerkung kommentiert, Fisch sei in Deutschland "auf dem besten Wege zum "Convenience Food", fühlen sich die Hüter der deutschen Sprache auf den Plan gerufen. Weil Lamentieren nicht weiter führt, hat die 2001 gegründete "Stiftung deutsche Sprache" die "Aktion Lebendiges Deutsch" erfunden. Mit kreativen Wortschöpfungen will sie den Vormarsch des "Denglisch" bremsen.

Steak ist okay

Die Initiatoren wehren sich vehement gegen den Vorwurf, sie seien Puristen oder gar Bilderstürmer. Viele Importe aus dem Englischen seien durchaus gelungen und hätten sich längst eingebürgert. Okay finden die selbst berufenen Sprachwächter, unter ihnen der Dortmunder Statistik- Professor Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins deutsche Sprache, "kurze, treffende und allgemein verständliche Wörter" wie clever, fair, Fan, Flirt, Hobby, Job oder Party. Nichts auszusetzen haben sie auch an Sex, Slip, Steak, Team, Toast oder Training. Ihnen geht es um das "schiere Übermaß" englischer Ausdrücke, für die es gute deutsche Entsprechungen gibt. Wenn Anglizismen überflüssig, hässlich oder nicht allgemein verständlich sind, finden Krämer und seine Mitstreiter, gehören sie auf den Index. Als "Gipfel der Hässlichkeit" werden Anglizismen in konjugierter Form empfunden. Immer mehr Leute canceln eine Reise, wenn sie verhindert sind. Sie erkundigen sich, ob der Kollege seinen Terminkalender schon upgedated hat und ob er das Meeting letzten Freitag gecovered hat.

Gerade werden zum dritten Mal "griffige" deutsche Alternativen für solche Unwörter gesucht. Seit Februar stellen die Protagonisten, zu denen auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, und Sachbuchautor Wolf Schneider gehören, jeweils zwei Begriffe ins Internet, an denen sie sich besonders stoßen. Jeder, der Muße und Ideen hat, kann sich an dieser ganz speziellen Entrümpelungsaktion beteiligen. Dem "Sprachmüll", so das Credo, soll durch "frische, bunte Wörter" zu Leibe gerückt werden. Erste Erfolge aus Sicht der Initiatoren sind schon zu vermelden: Die "Homepage" soll künftig "Startseite" heißen, und weil "Shareholder Value" bestenfalls eine diffuse Vorstellung von "Geldscheffelei" vermittle, plädieren sie stattdessen für "Aktionärsnutzen".

Ärgernis Blackout

Ob die Übertragungen immer geglückt sind, darüber wird in der Fachwelt noch heftig gestritten werden - ebenso ob es ratsam erscheint, Begriffe einzudeutschen, die jeder Fünftklässler kennt. Aus 507 eingegangenen Vorschlägen für eine deutsche Version von "Countdown" hat man sich für "Startuhr" entschieden. "Stalker" sollen, wie auch vom Bundesjustizministerium empfohlen, "Nachsteller" genannt werden. Zum Ärgernis des Monats April wurde der "Blackout" erklärt. Unter den knapp 1800 Einfällen über den Ausfall gefielen dem Leitungs-Trio am besten die "Oberstübchen-Blockade" und das "Politiker-Syndrom". Vorgeschlagen wurden auch "Totalausfall", "Umnachtung" und "Filmriss". Am Ende entschied man sich für den weniger prosaischen "Aussetzer". In die deutsche Sprache haben sich etwa 6000 Anglizismen eingebürgert oder eingeschlichen, je nach Betrachtungsweise. An ihnen werden sich die Sprachpuristen, die sich selbst lieber "Sprachfreunde" nennen, noch eine Weile die Zähne auszubeißen haben. Zur ersten Abhilfe, findet Statistik-Professor Krämer, sei Ironie ein probates Mittel. In seinem Denglisch.Lexikon ("Modern Talking auf Deutsch") wird die "Corporate Identity" zum "Personalausweis für schlagende Verbindungen" und.der "Workaholic" zum "arbeitenden Alkoholiker".
Amo vitam, amo generem,
tamen quare sum sola.
Amo rosam, desidero pacem
tamen quare sum sola.

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Beitragvon Antike Runen » Fr 15 Jun, 2007 12:47

So sehr ich die Abneigung gegen Amerikanismus nicht nur verstehen sondern auch teilen kann, so erstreckt sich diese bei mir doch nicht auf die Sprache. Denn die Sprache Shakespeares kann in meinen Augen wenig dafür, dass ein Georg Doppel-W Busch nebst Kumpanen sie auch nutzt – genauso wenig wie die auch von mir hochgeschätzte deutsche Sprache für die unglückseligen Teile der deutschen Geschichte verantwortlich zu machen und deswegen zu meiden wäre.
Und ich kann auch nach wie vor in Anglizismen keine Gefahr der Sprachverarmung erkennen, jedenfalls nicht direkt bzw. unmittelbar durch Lehnwörter aus anderen Sprachen, also hauptsächlich Englisch. Sprachliche Einflüsse aus anderen Kulturen respektive Sprachen können durchaus befruchtend sein und die Sprachentwicklung fördern, statt sie zu hemmen. Englisch beispielsweise ist die Sprache mit dem größten Wortschatz überhaupt – und das hat sie hauptsächlich dem Umstand zu verdanken, dass hier im Grunde zwei Sprachen, nämlich das Angelsächsische und das Normannische, zusammengeflossen sind.

Sehr wohl eine Gefahr ist allerdings der lieblose Umgang mit Sprache generell, und das sinkende Bildungsniveau. Wenn die Ausdrucksstärke nachlässt, immer weniger gelesen, weniger diskutiert und noch weniger gelernt wird, dann hat das eben auch sprachliche Konsequenzen – mit der Folge, dass ein nicht zu unterschätzender Anteil der Bevölkerung keine Sprache wirklich beherrscht. Ob es dann besser ist, einen Umstand mit ‚voll fett’ zu umschreiben, statt mit ‚super cool’, bloss weil es eben Deutsch ist, das wage ich zu bezweifeln.
Sich daher über Anglizismen aufzuregen, halte ich für Schießen auf Spatzen.

Im übrigen ist ein Gesetz zum Sprachenschutz wie in Frankreich vielleicht eine diskutierenswerte Idee, (und ich selbst habe sehr viel Freude daran, Begriffe zu verdeutschen etc. – würde mich sofort dazu in jede Kommission setzen lassen), aber beispielsweise einer großen Menge an Anglizismen kann auch Frankreich damit nichts entgegen setzen, sie diskutieren dort auch recht widersprüchlich über das ‚Franglais’, welches eben auch durch entsprechende Gesetze nicht verhindert werden kann.