Also ich habe meinen Freund kennen gelernt, mich nach einem Monat mit ihm verlobt und nach noch einem Monat bin ich mit ihm zusammen gezogen. Das hört sich total verrückt an, aber ich habe gespürt, dass er der Richtige ist. Tja, letzten Monat haben wir dann unser dreijähriges Jubiläum gefeiert.

Aber ein paar hier konnten doch nicht verstehen, wie man seine Eltern hassen kann. Dazu möchte ich kurz was sagen, auch wenn ich sie nicht hasse, sondern nur große Schwierigkeiten mit ihnen habe.

Gestern kam mal wieder ein Anruf von meinem Vater. Natürlich wieder von seiner Arbeitsstelle aus, von zu Hause aus ruft er mich nie an, das könnte ja Geld kosten. Er erklärte mir, dass es so nicht weitergehen könne und er mir noch einmal Unterhalt überweist, danach nicht mehr. Ihm hätten sie auch irgendetwas gekürzt. Das könnte man natürlich alles verstehen, wenn er kein Geld hätte, aber er ist Finanzbeamte (und da auch nicht gerade in einer niedrigen Position), seine Frau verdient auch ziemlich gut, sie leben in einem eigenen Haus (zudem soweit ich weiß seine Schwiegereltern auch noch etwas dazu zahlen) und er hat wirklich genügend Geld. Er weiß genau, dass ich in den letzten Jahren bis zum Umfallen geschuftet habe, damit ich einen guten Abschluß und dann einen guten Job bekomme und er weiß auch, dass ich mich wirklich bemühe eine Stelle zu bekommen, aber es mir da nicht gerade leicht gemacht wird. Das ist ihm alles egal. Ich habe Jahre lang um seine Anerkennung gekämpft und er zeigt mir damit gleich wieder, dass ich ja doch nichts wert bin. Ich bin jetzt seit gestern fast ununterbrochen am Heulen und fühle mich wie der letzte Dreck. Und das, obwohl ich gerade dachte, wir würden endlich ein besseres Verhältnis bekommen. Letzten Monat als wir im Phantasialand waren, haben wir ihn auch besucht und er hat mich sogar einmal in den Arm genommen. Und jetzt dann das.

Lily, ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, aber Dein letzter Post, zwingt mich jetzt zum Antworten.

Verliere nie Deine Selbstwertschätzung wegen sowas. Du bist intelligent, charmant und sehr nett und Du arbeitest hart. Das merkt man, wenn man Deine Beiträge liest. Das kann Dir NIEMAND nehmen. Kopf hoch! Und Du hast Deinen James!

Noch ein Nachtrag, ich habe meinen Vater verloren, als ich 25 war. Heute fehlt er mir oft. Ich habe mich zwar sehr gut mit ihm verstanden, aber was auch immer zwischen den Eltern und Kindern stehen mag, das rückt alles in Perspektive. Es gibt einen Moment, da fragst Du Dich, habe ich alles sagen und tun können, was ich wollte...

Ich habe mich in meinem Leben schon sehr oft nach einem Vater gesehnt. Er war aber niemals für mich da. Ich dachte immer, dass ich dankbar sein muss, dass ich überhaupt einen Vater habe, schließlich ist der meiner Schwester gestorben als sie fünf Jahre alt war und auch mein Freund hat seinen Vater früh verloren. Die Beiden haben aber etwas, was sie ihr ganzes Leben lang begleiten wird, sie haben die Gewissheit, dass sie von ihren Vätern geliebt worden sind. Ich hatte dieses Gefühl noch nie und ich werde es wohl auch nie haben. Ich bin allerdings ein sehr sensibler Mensch und mich macht das einfach fertig.

Dann nimm Dir meinen zweiten Abschnitt zu Herzen.

Mein Lebensmotto ist: Alles Gute und Schlechte was uns im Leben begegnet, formt uns und macht uns zu dem Menschen der wir sind. Die Scheisse die uns passiert macht uns entweder stärker oder kaputt. Es ist unsere Entscheidung.

Es ist einfacher gesagt als getan, aber ultimativ wahr! Davon bin ich überzeugt. Entscheide Dich, benutze es zur Stärkung. Was ich von Dir weiss, überzeugt mich, Du kannst das!

Genau das sage ich eigentlich auch immer wieder. Ich danke dir, dass du mir das jetzt wieder ins Gedächtnis gerufen hast.

You are welcome.