Sein kleiner Bruder scheint aber wirklich eine Granate zu sein.
Das mit Merte finde ich eigentlich auch unsportlich. Wenn man so leicht die Urteile des DFB umgehen kann, dann sollen sie sich die Sportgerichtsbarkeit sparen. Wenn das Spiel der Amateure als abgeleistete Sperre zählen darf, dann sollte er im Pokal auch nur dort und nicht bei den profis spielberechtigt sein. Die treten ja sowieso schon mit Harnik und Klasnic an, die aus meiner Sicht alles andere als Amateure sind.
Gibt in Bremen also sowieso mehr als eine Wettbewerbsverzerrung.
Als die Hertha-Amateure damals im Endspiel waren, hat da die ganze Zeit kein einziger Spieler mit Profi-Erfahrung mitgespielt. Wenn die Profis da mitspielen dürfen, dann sollten alle 18 Profimannschaften mit zwei Teams an den Start gehen können, um ihren Ersatzspielern Spielpraxis verschaffen zu können. Aber das sind ja alles eher grundsätzliche Probleme. Ich an Werders Stelle hätte lieber auf Merte verzichtet, als so eine Diskussion zu riskieren. Gegen Duisburg hätt es wohl auch ohne ihn gereicht.
Zum Abschluss der Diskussion um Joe Simunic noch ein Artikel aus der Berliner Morgenpost von heute, der die Situation bei Hertha um Joe wohl ganz gut beschreibt. Joe selbst hat inzwischen seine Riesendummheit eingesehen und sich bei Verein, Team, Trainer und Fans entschuldigt.
Vier Spiele Sperre im Pokal heisst für Hertha-Verhältnisse wohl, dass wir ihn vor 2010 im Pokalwettbewerb für Hertha wohl nicht mehr sehen werden. Vorausgesetzt, er spielt dann noch hier.
Favre setzt weiter auf Simunic
17 Spiele, vier Platzverweise. Aber beim HSV steht der Herthaner in der Startelf
Von Uwe Bremer
Sechster Feldverweis innerhalb von 18 Monaten: Herthas Sorgenkind Josip Simunic
Foto: pa
Ronaldo, Thierry Henry, Christian Vieri, Roy Makaay, Miroslav Klose, Wayne Rooney - Josip Simunic hat gegen alle gespielt. EM 2004, WM 2002 und 2006, 56 Länderspiele für Kroatien, 180 Einsätze in der Bundesliga. Eine Defensivkraft, wie ihn sich ein Trainer wünscht: 1,95 Meter groß. Technisch so gut, dass Simunic in seiner Jugend in Australien bei Erstliga-Spielen als Pausenattraktion den Ball eine Viertelstunde jongliert hat, ohne, dass er auf den Boden fiel.
Das ist die eine Seite von Simunic. Die andere war in Wuppertal zu beobachten. Rote Karte nach 74 Minuten. Schon wieder ein Platzverweis. Der vierte seit dem 3. März. Anders gesagt: Innerhalb von 17 Pflichteinsätzen kassierte Simunic vier Feldverweise.
Simunic fühlt sich ungerecht beurteilt
Zur anderen Seite von Simunic gehört, dass er sich abschottet. "Ihr werdet es nicht schaffen, mich fertig zu machen", beschied er dem Autor dieses Textes, wünschte einen schönen Tag und beendete das Telefonat. Mit "ihr" sind die Medien gemeint, von denen sich Simunic verfolgt fühlt.
Dabei ist seit anderthalb Jahren nur einer dabei, sich fertig zu machen: Simunic selbst. Fünf Jahre spielte er einen umsichtigen Manndecker. Doch seit der Unterschrift unter einen Fünf-Jahres-Vertrag im Mai 2006 in Berlin, der dem in Australien geborenen Sohn kroatischer Eltern insgesamt 12,5 Millionen Euro bringen wird, stimmt etwas nicht. In den 18 Monaten seither wurde Simunic sechs Mal des Feldes verwiesen.
Aus dem Hoffnungsträger, der als Führungsspieler neben Kapitän Arne Friedrich die ganze Mannschaft mitreißen soll, ist ein Sicherheitsrisiko geworden. Kein Treter. Aber ein Spieler, der, wenn er sich provoziert fühlt, immer mal wieder zu Aussetzern neigt. Siehe Wuppertal. "Das war keine absichtliche Tätlichkeit, Joe wollte den Gegenspieler, der ihn festgehalten hat, wegstoßen. Da er ihm dabei ins Gesicht langt, kann man Rot geben", sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß. "Ganz klar, dass darf Joe nicht passieren."
Der DFB hat gestern eine Stellungnahme von Hertha BSC angefordert. So wie es aussieht, haben die Schiedsrichter den Vorfall als klare Tätlichkeit ohne Vorsatz gewertet. Dafür ist Simunic als Wiederholungstäter für vier Pokalpartien gesperrt worden. Hertha wird damit leben können, da es keine wettbewerbsübergreifende Sperre ist. Simunic ist wohl Samstag in der Bundesliga beim HSV also spielberechtigt.
Bleibt die Frage nach den Konsequenzen. "Sollen wir, damit es einen Sündenbock gibt, eine Geldstrafe verhängen", fragt Hoeneß. Das ist rhetorisch gemeint. "Ist das Problem damit gelöst?" Nein, ist es nicht.
Die Anhäufung der Platzverweise seitdem sich Simunic für den "Renten-Vertrag" bei Hertha entschieden hat, ist offensichtlich. Trotzdem honoriert der Klub die Entwicklung von Simunic unter Lucien Favre. Der Trainer hatte eine Menge Vorbehalte gegen den Kroaten. Simunic hat sich der Kritik gestellt - und gearbeitet. Unverhofft hat er in den letzten drei Spielen in neuer Rolle im defensiven Mittelfeld überzeugt.
Insofern werten sie bei Hertha das Rot von Wuppertal "als Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten". Allerdings werden intern Antworten von Simunic erwartet.
Man darf sich vorstellen, dass Simunic eine Aufgabe bekommen hat. Den Schlüssel, zu mehr mentaler Stabilität, hält nur er in Händen. Simunic teilt diese Einschätzung. Also wird er sich um professionelle Unterstützung bemühen. Er hat bereits von 2002 bis 2005 mit einem Mentaltrainer gearbeitet. Ob das künftig ein Psychologe sein wird oder wieder ein Mentaltrainer, ist offen. Geklärt ist nur: Die Kosten wird Simunic übernehmen.
Der Trainer reagierte betont unaufgeregt auf den Vorfall. Ob er Simunic in Hamburg rausnehme? Favre staunt. Wieso soll er seinen derzeit besten Mann draußen lassen?
Aus der Berliner Morgenpost vom 1. November 2007