Ich hab mich mal an eine FF aus Rumtreiber Zeit gewagt.
Mein Hauptcharakter „lebt“ bereits etliche Jahre und hat mich durch viele Rollenspiele begleitet und nun hab ich mal versucht sie im HP-Universum anzusiedeln.
Die ersten Kapitel sind relativ kurz geworden, aber das gab sich mit der Zeit. Dies ist der erste Teil einer Trilogie, der sich mit den Jahren in Hogwarts befasst und er endet mit dem siebten Schuljahr im Sommer 1978. Zur Zeit sind ca 120 Kapitel geschrieben und es werden noch einige hinzukommen. Die Bücher werden bis Band 5 berücksichtigt, in wie Weit Band 6 und 7 miteinfließen, kann ich noch nicht sagen.
Das ganze beginnt im Sommer vor der 4ten Klasse der Rumtreiber in einem kleinen Vorort außerhalb von London. Sarah Meyers hat eine unheimliche Begegnung, die ihr ganzes Leben durcheinander bringt und sie eine Welt führt, die ihr völlig fremd ist. Sie trifft auf Lily, James, Sirius und Remus und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Zum Einstieg gibts gleich mal die ersten 8 Kapitel, mal sehen, ob sie euch gefallen.
I. Veränderungen
Endlich Ferien. Sarah warf ihre Schultasche in eine Ecke und ließ sich rücklings auf ihr ungemachtes Bett fallen. Sie schloss die Augen und genoss die Sonne, die durch die Gardinen auf ihr Gesicht schien. Sie wusste, dass sie so nur noch mehr Sommersprossen kriegen würde, aber das war ihr im Moment egal. Verhindern konnte sie es eh nicht, dass hatte sie von ihrer irischen Mutter geerbt, ebenso wie die feuerroten Haare. Nur woher sie diese Locken hatte wusste sie nicht. Vielleicht von ihrem Vater, aber denn hatte Sarah nie kennen gelernt.
Sarahs Mutter war vor drei Jahren gestorben und sie lebte jetzt mit ihrem Stiefvater Fred in Sevenoaks, einem kleinen Ort südlich von London. Fred hatte Arbeit in den Londoner Docks bekommen und so waren sie vor 4 Wochen aus Liverpool hierher gezogen. Der Fernseher und der Kühlschrank waren ausgepackt und bereits angeschlossen, aber die Umzugskartons stapelten sich noch immer im Flur. Fred verbrachte seine Freizeit lieber mit seinen neuen Kollegen und Sarah vermutete, dass er eine neue Freundin hatte. Sie wusste nie, wo er gerade war, oder wann er nach Hause kam.
Sarah ging in die Küche und machte sich ein Brot, als das Telefon klingelte.
„Hallo, Sarah Meyers hier. Wer..“ meldete sie sich.
„Hey Sarah, ich bin’s“ erklang die Stimme von Marcia, einem Mädchen aus ihrer neuen Klasse. „Was machst du heute noch? Heute Abend steigt am See eine Party. 20 Uhr?“
Sarah überlegte einen Moment. Sicher war das eine gute Gelegenheit, sich mit den Anderen hier anzufreunden und darum versprach sie, zum See zu kommen. Vorher wollte sie jedoch noch einkaufen, etwas dass der gute Fred gerne vergaß, und duschen musste sie auch noch. Wer ging schon ungewaschen zu einer Party, auch wenn sie zehnmal an einem See stattfand!
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Sarah war spät dran. Fred war nach Hause gekommen, gerade als sie das Haus verlassen wollte und er wollte unbedingt was zu essen haben.
„Kann er nicht einmal für sich selbst sorgen?“ ärgerte sie sich, während sie ihm schnell ein paar Spiegeleier machte.
Es war bereits fast Neun Uhr, als sie beim See ankam doch da war keine Party, oder besser gesagt, keine Party mehr! So wie es aussah, hatte die Polizei die Feier bereits wieder aufgelöst.
„Mist! Mist! Mist!“ rief Sarah laut. Eigentlich sollte sie jetzt sauer sein, aber irgendwie war sie es nicht. Der Abend war viel zu schön um sich zu ärgern. Die Sonne ging langsam in einem bunten Farbenspiel unter, der warme Wind spielte mit ihrem Haar und überall tanzten Glühwürmchen zwischen den Bäumen. Sie hörte die Grillen zirpen und die Vögel in den Ästen schienen nur für sie zu singen. Sarah sog tief die Sommerluft ein und seufzte leicht. Sie spürte die Ruhe und den Frieden, den dieser Ort ausstrahlte und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Langsam ging sie zwischen den Bäumen umher und ließ ihre Finger über die Blätter streichen. Sie hatte es nicht eilig. Es gab keine Party und zu Hause wartete nur Fred, der bestimmt schon bald vor dem Fernseher einschlafen würde.
So spazierte sie in der Dämmerung umher und merkte nicht, wie ihre Umgebung immer ruhiger wurde. Erst als fast wieder an der Strasse angelangt war, die in den Ort zurückführte, fiel ihr die Stille auf.
„Wie in einem Grab.“ dachte sie. Die Sonne war noch nicht ganz verschwunden und lange Schatten tanzten um sie herum. Hinter ihr knackte ein Zweig und sie fuhr erschrocken herum.
Stand da nicht jemand? Zwischen den Bäumen links von ihr?
Nein, nur ein Schatten.
Sarah atmete erleichtert aus und musste lachen. „Mann, bist du schreckhaft Sarah Meyers, wie ein Baby!“ Sie schüttelte lachend den Kopf und drehte sich wieder in Richtung der Strasse.
Doch statt dieser sah sie zwei Rotglühende Augen und spitze Zähne, die auf sie zukamen und Sarah schrie.
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Fred war wütend, er hatte heute eigentlich etwas Anderes vor gehabt. Er war mit seinen Freunden im Pub verabredet wesen, aber stattdessen saß er mitten in London in einem Krankenhaus, von dem er noch nie etwas gehört hatte, wegen seiner Stieftochter und lauschte einer Geistergeschichte.
„Sie...was?...Ein Vam…Sie…Ich hör wohl nicht Recht?“ Ja, er war sauer und mittlerweile hatte er rasende Kopfschmerzen.
Er blickte zu Sarah hinüber, die schlafend in einem Krankenbett lag. Sie war weiß wie die Laken und das Rot ihrer Haare ließ sie noch bleicher wirken. Ein dicker Verband war um ihren Hals gewickelt.
Die Zimmertür öffnete sich und zwei Männer traten ein. Ein älterer, in einem langen blauen Mantel mit weißen Haaren und einem Bart, der ihm bis zur Taille reichte. Der andere schien, wie er selbst, Mitte 30 zu sein. Er hatte ein breites Kreuz, wachsame Augen und deutliche Narben im Gesicht und auf den Händen.
Der Ältere beugte sich über Sarah, die noch immer zu schlafen schien, dann wand er sich an Fred.
„Mister Meyers, ich verstehe, dass Sie verwirrt sind. Aber im Interesse Ihrer Tochter sollten Sie und glauben und …“ Der Mann hatte eine ruhige, Vertrauenserweckende Stimme, doch bei Fred zeigte sie anscheinend keinerlei Wirkung.
„STIEFTOCHTER!“ entgegnete er gereizt „Sie ist nur meine Stieftochter. Wie oft muss ich dasdenn noch wiederholen? Und überhaupt … Wer sind Sie jetzt eigentlich?“ Fred starte den Mann finster an, der ihm freundlich entgegen lächelte.
„Verzeihen Sie bitte, ich habe meine Manieren heute wohl zu Hause vergessen. Mein Name ist Albus Dumbledore und dies hier ist Alastor Moody.“ Er zeigte auf den Mann neben sich „Wir waren, ähm, zufällig in der Nähe als Ihre Toch… Stieftochter angegriffen wurde.“
„Das Mädchen wäre gestorben wenn wir nicht ...“ Alastor kam nicht dazu, seinen Satz zu Ende zusprechen, denn Fred unterbrach ihn ziemlich aufgebracht.
„Was hatte sie auch da draußen zu suchen? Sie macht nichts als Schwierigkeiten! Als ihre Mutter noch lebte, da war sie ja noch erträglich. Aber sie ist gestorben und ließ mich mit der da alleine!“ Fred zeigte zu dem Bett, in den Sarah noch immer regungslos lag „Und jetzt kommen Sie daher und erzählen mir Gespenstergeschichte! Sie sind ja völlig verrückt, Sie…“ er spie die Worte geradezu heraus er doch die beiden Männer hörten ihm nicht mehr zu.
Albus und Moody sahen sich schweigend an. Sie hatten genug gehört und wussten, was sie zu tun hatten. Albus hatte mit dieser Reaktion gerechnet und er hatte mit seinem langjährigen Freund schon im Voraus besprochen, was sie nun tun würden.
Dieser Fred war ein Widerling und Dumbledore spürte, wie die Wut in seinem Begleiter aufstieg. Auch wenn Moody als hart und kalt verschrien war, er wusste dass dieser Mann ein Herz aus Gold hatte. Und das würde dieses Mädchen gut brauchen können. Albus sah zu Sarahs Bett. Noch immer lag sie mit geschlossenen Augen da, aber er bemerkte die Träne, die über ihre Wange glitt.
„Bist du dir ganz sicher, Alastor? Es gibt dann kein zurück mehr, dass weißt du.“
Er blickte den Anderen nicht an als dieser antwortete.
„Absolut Albus. Welche Change hat sie denn sonst?“
Albus nickte nur und drehte sich zu Fred um, der noch immer vor sich hin schimpfte. Er sah ihm tief in die Augen.
"Kommen Sie, Mister Meyers beruhigen Sie sich erst einmal." Er nahm Freds Hand in seine Rechte und legte ihm die Linke auf die Stirn, was dieser verwundert wahrnahm, doch dann sackte Fred zusammen und wurde von Alastor aufgefangen.
Die beiden Männer legten ihn auf eine Bahre und schoben ihn hinaus auf den Flur. Als sie das Zimmer wieder betraten wurden sie von zwei großen, blauen Augen angestarrt.
„Ich nehme an dass du schon eine ganze Weile zugehört hast. Hab ich Recht?“ fragte Albus lächelnd und Sarah nickte. Verwirrt und ängstlich schaute sie zwischen den Männern hin und her. Ihre Hand tastete nach dem Verband an ihrem Hals.
„Das war doch nur ein Scherz, oder?“ fragte sie mit zitternder Stimme „Das war doch kein… Ich meine, es gibt doch keine… Was haben Sie eigentlich mit Fred gemacht?“
„Es gibt da Draußen noch ganz andere Geschöpfe, Kleines. Und Fred geht es gut. Er schläft jetzt etwas und wenn er aufwacht wird er das alles hier vergessen haben.“
Alastor war während er sprach näher an das Bett getreten und musterte sie ganz genau. „Was denkst du, Albus, zu früh für einen Test?“
Der Angesprochene hob eine Augenbraue und trat ebenfalls näher heran. „Ich glaube nicht.“
Er blickte Sarah liebevoll an, die immer verwirrter aussah.
Albus legte einen Zettel auf ihre Decke.
„Sarah, bitte bewege deine Hand so.“ Er zeigte ihr, was er meinte „Sprich dabei die Worte Wingardium Leviosa. Nur zu, keine Angst.“
Sie sah dem alten Mann sehr verständnislos an, tat aber was er sagte. Ihr entfuhr ein leichter Schrei, als der Zettel unter ihrer Hand zu schweben begann.
„Was geschieht hier?“ fragte sie flüsternd, und Neugier war in ihrer Stimme zu hören.
Albus begann zu erklären. „Als Erstes musst du wissen, dass es zwei Arten von Menschen gibt, Zauberer, so wie Alastor und ich, und Muggel, nicht magische, so wie du und Fred. Wir leben in unserer eigenen Welt, fern der Blicke der Muggel, und unter normalen Umständen wären wir uns auch nie begegnet. Doch du bist Romanev Blatanescu über den Weg gelaufen und, was viel erstaunlicher ist, du hast es überlebt! Aber dadurch ist unsere Welt jetzt auch deine, Sarah … Nein, las mich ausreden.“ sagte Albus schnell als er sah, dass Sarah ihn unterbrechen wollte. Er legte seine Hand auf ihre und fuhr fort.
„Romanev war, nein, ist ein Vampir. Aber kein gewöhnlicher sondern dass, was wir als Großen Alten, als Ursprünglichen bezeichnen. Eine Art Ur-Vampir. Sehr alt, sehr mächtig und sehr gefährlich. Deswegen waren wir da.“
Er zeigte auf Alastor und sich.
„Wir wollten ihn ausschalten und hatten ihn fast, als du ihm in die Arme gelaufen bist. Wäre er ein normaler Vampir gewesen, wäre nichts weiter passiert, solange du nicht auch sein Blut getrunken hättest. Die Wunde wäre verheilt und du hättest nach Hause gehen können und alles wäre gewesen wie vorher. Aber der Biss eines Ursprünglichen…nun hier sieht die Sache etwas anders aus, und das bringt gewisse Probleme mit sich. Dieser Biss macht dich zu einem … Halbvampir.“
Albus sah Sarah über den Rand seiner Halbmondförmigen Brille an.
Sarah rauschte das Blut in den Ohren. Sie glaubte nicht, was sie da hörte, konnte nicht glauben, was der Mann da vor ihr erzählte.
Alastor trat an ihre andere Seite und blickte sie mitfühlend an. „Darum kannst du auch, obwohl du ein Muggel bist, Magie anwenden. Wir können dich nicht in deine Welt zurückkehren lassen. Blatanescu würde hinter dir her sein, wenn er erfährt, dass du noch lebst. Und wahrscheinlich nicht nur er.“
Er lächelte schwach.
„Du wirst deine Identität aufgeben und ein neues Leben beginnen müssen. Bei uns, bei … Bei mir um genau zu sein. Ich werde dich als meine Tochter ausgeben und dir helfen mit deinen neuen Fähigkeiten zu Recht zu kommen, bis du im September zur Schule gehen kannst.“
Er wand sich ab und trat an das Fenster.
„Dann wird Albus dir zur Seite stehen, wenn du Hilfe benötigst. Er ist der Schulleiter von Hogwarts, der Schule für Zauberei und Hexerei. Doch niemand darf erfahren, wer oder was du wirklich bist! Halbwesen gelten als gefährlich und werden gefürchtet. Es gibt sogar Gesetzte für sie, wie zum Beispiel die für Werwölfe.“
Sarah blickte ihn an. „Es gibt wirklich Werwölfe?“ fragte sie ungläubig.
„Natürlich! “ antwortete Alastor. „Ebenso wie Vampire, Einhörner oder Drachen. Das meiste, was du aus Märchen oder Sagen kennst, existiert.“
Er sah, wie die Sonne über London aufging. Langsam krochen die Sonnenstrahlen durch das Zimmer und er folgte ihnen mit seinem Blick, bis sie Sarahs Bett erreichten. Sie wanderten über das Mädchen und ließen ihre Haare leuchten.
Er stieß hörbar die Luft aus. „Du brauchst einen neuen Namen und..“
„Warum? Ich bin gefährlich? Ich meine, wenn ich wirklich ein … was auch immer bin, dann … Ich kann doch niemandem was tun!"
Ihre Stimme bebte und Tränen sammelten sich in ihren Augen.
Albus, der noch immer ihre Hand hielt, antwortete ihr. „Immerhin kannst du auch im Tageslicht existieren! Und das alleine reicht schon, um den Meisten eine Heidenangst zu machen, sogar Romanev, dem dies nicht vergönnt ist.“
Erschrocken sah sie zum Fenster und blinzelte in die Sonne.
Und jetzt, in diesem Moment, da glaubte sie es. Ihr wurde bewusst, dass etwas anders war, dass sie anders war. Ihr wurde plötzlich klar, was an dem Abend geschehen war. Wieder sah sie seine Augen und die Zähne auf sich zukommen, spürte den Schmerz an ihrem Hals und das Brennen, das sich in ihrem Körper ausbreitete. Wieder hörte sie ihren eigenen Schrie in ihren Ohren.
Sie hätte sterben können, heute Nacht.
Sie hätte sterben können, als die Sonne auf sie fiel.
Aber sie lebte!
Sie saß hier, atmete, weinte, aber sie lebte.
Ihr altes Leben war vorbei, das hatte sie in diesem Moment begriffen. Aber sie hatte die Möglichkeit auf ein neues, unbekanntes und vielleicht sogar besseres Leben. Ob nun bei Fred oder diesem Alastor, wo war der Unterschied? Fred mochte sie nicht, hatte sie nie gewollt und war sicher froh, wenn sie endlich weg war. Dieser Alastor schien sich jedoch um sie zu Sorgen, warum auch immer. Da war etwas in seinem Blick, was sie bei Fred noch nie gesehen hatte. Wieder liefen ihr Tränen übers Gesicht.
Sie hatte Angst. Angst vor dem was passiert war und noch alles passieren würde. Und dann hellte sich ihre Mine auf. Ihr war etwas eingefallen, an das sie schon länger nicht mehr gedacht hatte, weil es zu schmerzhaft für sie war.
„Serina Corvus“ sagte sie mit zittriger Stimme. „Das war der Name meiner Mum. Ich … Ich würde … ich meine, wenn es geht dann würde ich gerne diesen Namen…“ Ihre Stimme brach als die Erinnerung an ihre Mutter sie überkam.
Albus lächelte sie aufmunternd an „Das ist ein sehr schöner Name und ich denke, er passt zu Dir. Wir zwei werden jetzt mal kurz verschwinden. Wir müssen noch einige Dinge klären. Wenn wir zurückkommen dann bringen wir dich hier weg … Serina“
Dann verließen die Beiden das Zimmer und ließen sie mit ihren Gedanken allein.
2 Lügen im Ministerium
Alastor Moody trat aus einem der Kamine und war verdammt nervös. Er ging durch die Eingangshalle des Zaubereiministeriums, um sich mit seinem Chef, Rufus Scrimgeour, zu treffen. In seiner Tasche steckte die Geburtsurkunde seiner Tochter. Es war eine Fälschung, aber eine verflucht gute und Moody wollte gar nicht wissen, woher Dumbledore die so schnell bekommen hatte. Er hoffte nur, dass sein Chef ihm glauben würde.
Er, Alastor Moody, und eine Tochter!
Er, der Einzelgänger, der Bluthund, wie ihn einige nannten, weil er nie einen davon kommen ließ.
Er, der Verrückte, der nie einem Kampf aus dem Weg ging und hinter jeder Ecke einen Schwarzmagier vermutete.
Er hatte fast so viele Orden in seiner Aurorenlaufbahn bekommen wie er Narben auf seinem Körper hatte. Er wusste, er würde eines Tages im Kampf sterben und genauso wollte er es ja auch, denn zu Hause im Schaukelstuhl sitzen und auf den Sensenmann warten war nicht sein Stil.
Und jetzt hatte er sich von seinem Freund zu dieser Schnapsidee überreden lassen!
Albus war Schuld, wenn es schief ging. Albus, der in allem und jedem das Gute sah. Wie bei Hagrid, dem Halbriesen. Er lies ihn in Hogwarts als Wildhüter arbeiten obwohl Hagrid der Schule verwiesen worden war, weil er für den Tod einer Schülerin verantwortlich gemacht worden war. Aber Albus glaubte an seine Unschuld.
Und jetzt, grade in diesem Moment war da dieser Junge, wie hieß er doch gleich… Lupin, ja Remus Lupin, Schüler in Hogwarts und – er war ein Werwolf. Aber Albus tat alles, damit der Junge seine Ausbildung bekam.
Und nun Sarah, nein, ihr Name war jetzt Serina.
Er war ein Auror verdammt, jemand der gegen dunkle Mächte und finstere Wesen antrat um sie unschädlich zu machen. Und jetzt sollte er die Verantwortung für genau so ein Wesen übernehmen? "Der alte Mann muss verrückt geworden sein!" dachte Moody. "Und ich genauso!"
Sie war jetzt ebenso ein Wesen. Durch den Biss war sie zu einem Halbvampir geworden. Dadurch war es ihr möglich, Magie anzuwenden, obwohl sie eigentlich eine Muggel war. Ihre Magie war stark, noch effektiver würde sie allerdings sein, wenn sie ihre andere Gestallt annahm, doch das hatten sie noch nicht ausprobiert. Dafür war sie, wie ihre vampirischen Verwandten, gegen einige Flüche gänzlich Immun.
Natürlich wäre sie, richtig ausgebildet, eine wertvolle Verbündete in Kampf gegen das Böse. Aber das Risiko war hoch, sehr hoch. Nicht nur, wenn sie sich der anderen Seite zuwenden würde. Was, wenn alles auffliegt? Dann wäre sein Leben wertlos. Er würde nach Askaban geschickt werden, oder noch Schlimmer, er würde seinen Posten in der Aurorenabteilung verlieren!
Alastor musste sich konzentrieren. Wenn er das hier wirklich glaubhaft durchziehen wollte, durfte er sich nicht von solchen Gedanken beeinflussen lassen. Er schüttelte den Kopf und verbannte so alles, was ihn von seiner nun folgender Aufgabe ablenken könnte.
Er stand vor der Tür seines Vorgesetzten und holte noch einmal tief Luft. Jetzt war es zu spät für seine Zweifel. Er hatte sein Wort gegeben und das würde er auch halten, er würde es schon schaffen. Er klopfte und trat in das Büro.
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Rufus Scrimgeour saß hinter seinem Schreibtisch und sah auf. „Moody!“ sagte dieser erstaunt. „Was treibt Sie denn hier her? Ich dachte, Sie haben heute ihren freien Tag?“
Alastor zwang sich zu einem Lächeln, ging durch das Zimmer zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl davor.
„Guten Morgen, Rufus.“ Erwiderte er mit rauer Stimme. „Ja hab ich, aber es gibt da ein Problem über das ich mit Ihnen reden muss.“ Er holte Luft um sich zu sammeln und fuhr fort. „Ich brauche Urlaub, bis Anfang September. Und zwar ab sofort.“
Scrimgeour sah ihr erstaunt an, und so erzählte Alastor die Geschichte die er mit Dumbledore ausgearbeitet hatte.
Von einer alten Jugendliebe und deren Folgen. Das diese Frau ein Kind, sein Kind, geboren und alleine großgezogen hatte und nun ganz plötzlich verstorben war. Das er sich nun um sein Kind, seine Tochter, kümmern müsste und er darum Urlaub bräuchte. Damit sie sich einleben und er sie im September nach Hogwarts schicken könnte, da sie bisher zu Hause unterrichtet worden war.
Scrimgeour hörte ihm aufmerksam zu, nickte hin und wieder verständnisvoll sagte aber nichts. Er kannte Moody seit dieser als Kadett bei der Aurorenzentrale angefangen hatte. Er wusste, wie ehrgeizig dieser Mann war. Er hatte diesen Mann kämpfen, töten und selbst schwer verletzt gesehen und er konnte sich ihn absolut nicht als Vater vorstellen.
Alastor Moody und ein Kind?
Das passte seiner Meinung nach nicht zusammen. Er sah in Moodys vernarbtes Gesicht und stellte sich vor, wie es auf ein Mädchen, das grade seine Mutter verloren hatte, wirken müsste. Aber er sagte nichts darüber, was er dachte. Was wusste er schon über diesen Mann, das nichts mit der Arbeit zu tun hatte? Er sah in Moodys Augen und erkannte, wie Ernst ihm dieses Anliegen war. Wieder stellte er sich das Mädchen vor, insgeheim hoffte er, dass sie nicht allzu viel Ähnlichkeit mit ihrem Vater hatte. Stellte sich vor, wie allein und verloren sie sich fühlen musste und das sie jede Hilfe bräuchte, die sie kriegen konnte. Doch auch darüber sagte er nichts.
Er versprach, dass er es irgendwie einrichten würde. Es waren sechs Wochen, die er auf seinen besten Mann verzichten sollte, aber das würde er schon irgendwie hinbekommen. Und wenn er die restlichen Auroren Doppelschichten schieben lies.
„Im Notfall bin ich natürlich sofort zur Stelle.“ sagte Moody, der wusste, dass sein Anliegen alles durcheinander brachte und fast unmöglich war. Doch er hatte gewonnen. Sie hatten auf Rufus` Mitgefühl gebaut und sie hatten richtig gelegen. Es widerstrebte ihm, diesen Mann derart anzulügen, Scrimgeour vertraute ihm blind und er nutzte dieses Vertrauen aus.
Aber er hatte es Albus etwas versprochen, er wusste selber nicht wieso. Es war so schon schwierig genug in seinem Job und jetzt hatte er auch noch die Verantwortung für ein Kind, einen Teenager.
Was hatte sich Albus nur dabei gedacht?
Sein Freund war schon immer Recht komisch gewesen, aber er konnte dem Mann einfach nichts abschlagen.
Erleichtert verließ er das Büro. „Das wäre geschafft.“ dachte er. „Doch das Schlimmste kommt erst noch auf mich zu!“
Er würde sich mit Albus treffen und ins Krankenhaus zurückkehren.
„Das Mädchen hat ja keine Ahnung was ihr noch alles bevor steht.“
Seine Gedanken kreisten um das kleine Geschöpf, das da nun ganz alleine war und auf ihn wartete. Sie hatten Serina noch nicht alles gesagt, was sie wussten. Er dachte an das, was sie ihr verschwiegen hatten, und dass es seine Aufgabe sein würde, es ihr zu sagen. Sie darauf vorzubereiten.
Ihm wurde ganz anders bei dem Gedanken, denn er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte.
Zum ersten Mal in seinem Leben war Alastor Moody ratlos.
3. Tod und Leben
„Serina Corvus. Serina Corvus. Serina Corvus..” Immer wieder dachte sie diesen Namen während sie am Fenster stand und auf die Stadt hinaus starrte. In der Fensterscheibe spiegelte sich ihr Gesicht, das sie ängstlich ansah. Sie konnte die dunklen Ränder unter ihren Augen sehen und ihr bleiches Gesicht schien gegliches Lächeln verloren zu haben. Ihr schien das alles noch immer wie ein schlechter Traum aus dem sie gleich erwachen würde. Gleich würde Fred an ihre Tür klopfen und sie zur Eile antreiben.
Aber Fred kam nicht.
Sie dachte über Zauberer und Vampire nach, dachte an Werwölfe und all die dunklen Gestallten ihrer Fantasie. Sie kannte sie alle, aus Geschichten, dem Fernsehen, dem Kino. Am Ende ging immer das Licht an, der Popkorneimer war leer und man lachte über das Gesehene. Aber hier ging das Licht nicht an und es gab auch kein Popkorn, das hier war real.
Sie wollte es nicht glauben. Sie hob ihre Hand und sprach die Worte, die der alte Mann ihr genannt hatte. Sie ließ ein Glas schweben, das vor ihr stand und ihre Augen füllten sich mit Tränen. So schön das Gefühl, dies zu können, auch war, sie würde doch alles geben, wenn sie es nicht könnte. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Sieh es ein, das hier ist echt! Das ist jetzt dein Leben. was immer das auch sein mag … Serina.“ sagte sie leise zu sich selbst. Sie musste ihr Schicksal akzeptieren, dass war ihr klar. Es gab kein zurück mehr. Entweder sie akzeptierte es oder sie würde den Verstand verlieren.
Sie hörte Stimmen auf dem Flur und die Tür öffnete sich. Moody und Albus traten ein und der Ältere beobachte ihren Schwebezauber.
„Das klappt ja schon recht gut, wie ich sehe.“ sagte er lächelnd.
Moody stellte eine Tasche auf das Bett und zog einige Kleidungsstücke daraus hervor.
„Ich kann dich ja nicht im Nachthemd mitnehmen, das würde hier sicher auffallen. Du solltest dich also besser umziehen, Serina.“
Serina … Langsam gewöhnte sie sich an den Namen, den sie sich selber ausgesucht hatte. Neugierig betrachtete sie die Sachen auf ihrem Bett: eine braune Stoffhose, ein dunkler Pulli, schwarze Schuhe die mindestens 3 Nummern zu groß waren und ein dunkler Umhang.
Sie blickte etwas skeptisch drein und nahm die Sachen vom Bett.
„Stimmt was nicht?“ fragte Moody doch sie schüttelte den Kopf.
„Na ja … nein, schon gut. Alles in Ordnung.“ Sie ging in das angrenzende Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
Moody sah Albus fragend an.
„Da hast du wohl nicht ihren Geschmack getroffen, alter Freund!“ sagte dieser lachend.
„Oh Merlin!“ dachte Moody. „Jetzt muss ich auch noch über den Modegeschmack einer 14-jährigen nachdenken! Und warum hat dieser Mann eigentlich immer so gut Laune? Das ist ja nicht auszuhalten.“ Er war verärgert. Warum hatte er sich noch mal auf diese Scharade eingelassen? Moody lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand.
Die Tür zum Bad öffnete sich und Serina trat heraus.
„Ok. Wenn du soweit bist sollten wir hier verschwinden.“ Moody war schon an der Tür, als er sich noch mal umdrehte und sie ansah. Die Sachen sahen wirklich schrecklich aus, aber das würde er nicht zu geben, nicht jetzt und nicht hier, niemals!
„Keine Sorge, wir besorgen dir noch was Anderes zum Anziehen. Das ist nur zur…äh...Tarnung.“
Er bemerkte, wie etwas wie Erleichterung über ihr Gesicht huschte. Für einen kurzen Moment schien sich ihre Mine aufzuhellen und ein leichtes Lächeln flackerte um ihren Mund auf.
„Ha, geht doch. Ist ja doch nicht so schwer diese ganze Vaterkiste.“ dachte er. Er wusste nicht, wie sehr er sich irrte!
Albus trat ans Bett und holte einen Beutel aus der Tasche. Er bewegte seinen Zauberstab und ließ ein graues Pulver aus dem Beutel auf das Bett gleiten, das darauf menschliche Umrisse annahm.
„Das ist Asche“ erklärte er dem Mädchen, das ihm neugierig zusah. „Sie sollen nicht auf die Idee kommen, dich zu suchen.“
Serina schluckte und wurde noch eine Spur bleicher, sie geriet ins schwanken. Moody war mit einem großen Schritt bei ihr, und hielt sie fest, damit sie nicht umkippte.
„Das wird alles zu viel für sie.“ dachte er sich „Wenn ich ihr jetzt auch noch sage das…Dann kann ich sie gleich in die geschlossene Station hier im St. Mungos bringen.“
Er nahm ihre Hand und führte sie auf den Flur. Es herrschte viel Betrieb und niemand achtet wirklich auf die Beiden.
Albus blieb in dem Zimmer und bereitet das Bett weiter vor. Die Heiler hier wussten, was Sarah angegriffen hatte, zu mindest teilweise. Wenn er ihnen nun ein leeres Bett mit Asche und Brandflecken präsentieren würde, würden sie vom endgültigen Tod des Mädchens ausgehen und die Sterbeurkunde ausstellen. Freds Gedächtnis war so manipuliert, das er sich nicht mehr an das Treffen in diesem Zimmer erinnern würde. Albus war sich sicher, dass es für ihn kein großer Verlust war, soviel hatte er in den wenigen Minuten mit diesem Mann feststellen können. Er gab den Beiden noch etwas Zeit, um das Krankenhaus zu verlassen, ehe er die Schwester über Sarah Meyers ableben informierte.
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Moody ging derweil mit Serina Corvus durch eine Seitentür aus dem Krankenhaus und trat in eine abgelegene Gasse. Er sah auf das Mädchen runter, das noch immer zitterte und kein Wort mehr sagte.
„So, hier geht es. Wir machen jetzt eine kleine Reise, aber du musst dich gut an mir festhalten, Ok?“
Sie sah ihn unsicher an, nickte dann aber. Sie krallte sich geradezu an seinem Arm fest und er konnte die Angst in ihr spüren.
Er hob seinen rechten Arm mit dem Zauberstab und machte einen kleinen Schritt nach vorn.
Serina wusste nicht, wie ihr geschah. Sie hatte das Gefühl, durch einen engen Schlauch gepresst zu werden und den Boden unter den Füßen zu verlieren. Panische Angst überkam sie, da sie nicht wusste, was nun mit ihr passierte. Sekunden später war schon alles vorbei.
Sie hatte wieder festen Boden unter den Füßen und sah sich verwirrt um. Sie stand nicht mehr vor dem Krankenhaus sondern vor einem kleinen Häuschen, das von Feldern umgeben war und sehr abgelegen lag. In der Ferne konnte sie weitere Häuser ausmachen, aber die lagen mindestens einen Kilometer entfernt. Moody strich ihr über die Schultern und sah sie aufmunternd an.
„Willkommen in meinem bescheidenen Heim. Ich hoffe, es gefä…“
Serina erbrach sich über seine Schuhe.
4. Nächtliche Enthüllung
Nachdem sich ihr Magen von dem Apparieren erholt hatte, und seine Schuhe endlich wieder sauber waren, hatte er noch viel erklären müssen. Wie Zauberer leben, wo sie einkaufen, wo die Unterschiede ihrer Welten waren und vieles mehr. Sie hatte nur zugehört und ihn mit großen, wissbegierigen Augen angesehen.
Er hatte von Albus eine Liste bekommen, welche Zauber er ihr bis September beibringen musste, damit sie nicht völlig in der Schule auffiel. Aber wie sollte er ihr dass alles in 6 Wochen beibringen? Tränke, Verwandlungen und den ganzen Rest erst einmal weggelassen!
Die Geschichte, dass sie zu Hause unterrichtet und auf eine normale Muggelschule gegangen war, wollten sie auch hier beibehalten. So war es leichter, ihre Wissenslücken zu erklären.
Sie hatte viel vor sich. Würde viel lernen müssen und jede Nachhilfe benötigen, die sie kriegen konnte. Vielleicht erwartete Dumbledore zuviel von der 14-Jährigen.
Aber es ging ihm noch eine andere Sache im Kopf rum, und die war Schuld an seinen Kopfschmerzen. Er wusste nicht, wie er es ihr sagen sollte, geschweige denn, wie sie es aufnehmen würde. Er nahm einen großen Schluck Feuerwhisky und schwor sich, a, nächsten Morgen mit ihr darüber zu reden. In diesem Moment öffnete sich die KÜchentür und eine sehr zerzauste Serina kann herein und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. Er musterte sie mit gerunzelter Stirn.
„Alpträume.“ sagte sie nur.
„Kenn ich.“ erwiderte er sanft.
Im kalten Licht der Küchenlampe sah sie älter aus als sie war, und wirkte sehr zerbrechlich. Sie schien kleiner geworden zu sein und ihre Augen wirkten zu groß für ihr Gesicht.
„Stress!“ dachte er. „Ist ja auch kein Wunder. Die letzten 24 Stunden müssen die Hölle für sie gewesen sein.“
„Darf ich?“ riss sie ihn aus seinen Gedanken während sie nach seinem Glas griff.
„Auf keinen Fall!“ entgegnete er entsetzt und nahm es schnell in die Hand. War das etwa ein Lächeln, das er da in ihren Augen funkeln sah? Tatsächlich, sie grinste ihn frech an. Er stand auf und ging zum Schrank hinüber. Viel hatte er nicht im Haus. Er öffnete eine braune Flasche und stellte sie vor ihr ab.
„Das darfst du.“ sagte er und musste ebenfalls lächeln.
Er beobachtete, wie sie einen kleinen Schluck nahm und sich ihre Augen weiteten.
„Wow!“ entfuhr es ihr, „Was ist das? Das ist ja….LECKER!“
„Butterbier“ sagte er nur und beobachtete sie weiter.
Hier saß ein 14-Jähriges Mädchen in seiner Küche, trug eines seiner alten Hemden, das ihr viel zu groß war, trank Butterbier und lächelte versonnen. Als hätte sie schon immer hierher gehört.
Er konnte es nicht. Er wollte ihr nicht auch noch den letzten Rest kindlicher Unschuld rauben. Er war doch kein Unmensch! Warum konnte er sie davor nicht bewahren? Aber er musste es tun. Er wusste, er würde sich dafür hassen, sie würde ihn dafür hassen. Also brachte er es lieber gleich hinter sich, bevor ihn doch noch der Mut verließ.
„Serina, es gibt da noch etwas, über das wir reden müssen. Etwas, das den Biss betrifft, und welche … was für Folgen das sonst noch für dich hat.“ Er sah sie vorsichtig an.
Sie stellte die Flasche auf den Tisch. „Was denn?“ fragte sie anscheinend völlig unbekümmert. „Verwandel ich mich jetzt bei Vollmond in eine Blutsaugende Bestie, die über andere herfällt?“
Sie grinste ihn noch immer an, doch er sah in ihre Augen, und die grinsten nicht. Er sah Angst und Panik darin.
„Moody, du bist ein Idiot!“ dachte er sich und sagte dann zu ihr: „Nicht ganz, nur Werwölfe verwandeln sich bei Vollmond.“
Sie wartete. Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen und wartete, dass er weiter sprach. Den Vollmond hatte er ihr grade genommen und jetzt wartete sie darauf, dass er ihr auch den Rest nehmen würde. Aber er sagte nichts. Er sah sie nur stumm an.
Und, ganz langsam, verstand sie, was er sagte, während er nichts sagte. Das Grauen schnürte ihr die Kehle zu, sie schloss die Augen und schluckte.
Er stand auf und eilte um den Tisch herum, setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm.
„Von Zeit zu Zeit“ begann er „wirst du eine Art `Veränderung´ an dir spüren. Du wirst nervös werden, wahrscheinlich gereizt sein. Deine Sinne werden noch intensiver reagieren, du wirst unruhig werden. Sie nennen es `Blutdurst´. Wir hoffen, nein, wir denken, dass es bei dir nicht so schlimm … so oft passieren wird. Du musst auch niemanden beißen, darfst… du darfst niemanden beißen, hörst du?“
Er sah sie unsicher an. Verstand sie, was er ihr da sagte?
„Wenn es soweit ist dann … wir helfen dir … Tierblut soll auch … Was? Dir wird doch nicht wieder schlecht oder?“
Serina sprang vom Stuhl auf und rannte aus der Küche ins Badezimmer, wo er sie würgen hören konnte.
„Vollidiot! Du bist ein totaler Vollidiot!“ schimpfte er sich selbst. Er stand auf, nahm aus dem Schrank eine kleine Phiole und ging ihr nach. Er blieb in der Tür zum Badezimmer stehen, wo sie sich gerade das Gesicht mit kaltem Wasser wusch. Er hielt ihr die Phiole hin.
„Trink das, dann wird’s dir besser gehen.“
Sie drehte sich zu ihm um und ihr Kiefer bebte.
„WAS?“ schrie sie ihn an. „Ich soll das trinken und alles wird wieder gut, ja? Was ist das? Ein Wundermittel, dass das hier alles ungeschehen macht?“
Tränen liefen ihr über das Gesicht und das Lächeln von vorhin war verschwunden. Ekel, Abscheu und Wut, das war es, was er jetzt in ihr sehen konnte.
„Nein.“ sagte er ruhig. “Es ist ein Trank, der dir zu einem traumlosen Schlaf verhelfen wird.“
Sie riss ihm die Phiole aus der Hand und kippte den Inhalt auf einmal hinunter. Die Wirkung setzte sofort ein und er fing sie auf, bevor sie auf den Boden fallen konnte. Dann brachte er sie in ihr Zimmer und legte sie in ihr Bett.
Wenigstens konnte er so dafür sorgen, dass sie keine weiteren Alpträume haben würde. Wenigstens das, wenn er ist sonst schon nicht helfen konnte.
5. Einkaufen mit Teenagern
Als Serina aus ihrem Schlaf erwachte, war es bereits nach Mittag. Erst wusste sie nicht, wo sie war und sah sich verwundert um.
Das Bett in dem sie lag schien nicht so recht in diesen Raum zu gehören. Hohe Regale standen an den Wänden und waren über und über mit dicken Bücher gefüllt. Vor dem Fenster stand ein alter, schwerer Schreibtisch, jedoch war der Stuhl zwischen Fenster und Tisch eingeklemmt, so als ob jemand die Sachen schnell dorthin geschoben hätte. Papiere waren auf dem Tisch ausgebreitet und ein Federkiel lag neben einem offenen Tintenfass.
Langsam kehrte die Erinnerung zurück und der Gedanke daran ließ sich noch immer schaudern.
Sie zog die Sachen an, die Moody ihr im Krankenhaus gegeben hatte, und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Leise verließ sie das Zimmer und sah sich auf den kleinen Flur um. Eine Tür lag zu ihrer Rechten, die geschlossen war, und ihr gegenüber lag eine weitere, die ins Badezimmer führte. Links von ihr führte eine Treppe ins Erdgeschoss, von wo sie Geräusche hörte. Sie ging die Treppe hinunter und in Richtung Küche, aus der ihr der Geruch von gebratenen Eiern entgegen kam. Leise trat sie und ein und sah Moody am Herd stehen. Noch bevor sie etwas sagen konnte knurrte ihr Magen so laut, dass Moody es hörte und sich umdrehte.
„Hab ich doch richtig gehört, dass du aufgestanden bist. Guten Morgen.“ begrüßte er sie mit einem leichten Lächeln.
„Guten Morgen.“ antwortete sie und setzte sich an den Küchentisch. Moody füllte ihren Teller mit einem großen Haufen Rührei.
„Ich hab einen Mordshunger!“ verkündete sie und ließ es sich schmecken.
„Hast du Kaffee?“ fragte sie Moody mit vollem Mund.
Er nickte und griff nach der Kaffeekanne, überlegte es sich dann aber anders.
“Ich denke nicht, das Kaffee das Richtige für ein Mädchen deines Alters ist. Wie wäre Saft oder Milch? Wobei … Moment, hab ich ja gar nicht im Haus …“ stellte er nach einem Blick in den ziemlich leeren Küchenschrank fest.
Serina kicherte und hielt ihm den leeren Kaffeebecher hin.
„Also, wir werden nach dem Essen einkaufen gehen müssen. Dann können wir dir auch gleich etwas zum Anziehen besorgen. Und einen Zauberstab brauchst du auch, damit wir mit den Übungen anfangen können, was meinst du?“
Serina nickte eifrig, hielt dann aber inne. „Wovon bezahl ich das denn alles?“ fragte sie ihn.
„Mach dir darum mal keine Sorgen. Wir kaufen erstmal das Nötigste, deine Schulsachen holen wir später.“
In Erinnerung an ihre letzte Apparation wollte er ihr nicht auch noch eine Fahrt mit dem `Fahrenden Ritter´ zumuten. Das Flohnetz hielt er ebenfalls noch für zu früh und so entschied sich Moody, mit ihr auf Muggelart nach London zu fahren. Es war zwar eine kleine Wanderung, bis sie am Bahnhof ankamen und endlich im Zug saßen, aber er wollte diesmal kein Risiko eingehen.
Sie stiegen an der U-Bahn Station aus und gingen erst in den Tropfenden Kessel und dann in die Winkelgasse. Serina war beeindruckt und wollte am liebsten in jedes Geschäft reingehen, aber Moody zog sie ohne Umschweife zu Ollivander`s, wo er ihr einen Zauberstab kaufen wollte. Es dauerte länger als er gedacht hatte, und der arme Ollivander würde hinterher sicher wieder seinen ganzen Laden umräumen müssen.
„Tja, das ist nicht grade leicht, junge Dame …. viele hab ich nämlich nicht mehr zur Auswahl.“ sagte Ollivander und verschwand wieder in seinem Lager um mit einem neuen Stapel kleiner Kästchen zu erscheinen. Sie sah Moody betreten an, aber der lächelte ihr nur aufmunternd zu.
„Weißt du, mein Kind“ sagte Mr. Olllivander zu ihr „Nicht der Zauberer sucht sich denn Stab aus, der Stab sucht sich seinen Zauberer aus … hier, nimm mal diesen, Stechpalme, Herzfaser eines Drachens, 7 ½ Zoll.“ damit reichte er ihr einen kleinen Zauberstab und sie streckte die Hand danach aus.
Als das Holz ihre Finger berührte spürte sie eine gleißende Wärme, die sich über ihren Arm zog. Der Stab vibrierte in ihrer Hand und sie sah erschrocken auf.
„Na also!“ jubelte Ollivander begeistert. „Ich wusste doch, dass wir für dich einen finden. Es hat halt nur etwas länger gedauert.“ Er sah sich in seinem Laden um, der etwas durcheinander aussah.
Moody bezahlte den Stab und zog Serina schnell wieder aus dem Laden, bevor er noch bei aufräumen helfen musste. Das wichtigste hatten sie jetzt, aber er hatte ihr ja noch was versprochen.
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„Das Nötigste, hatte ich gesagt!“ dachte Moody. „Nur das Nötigste!“ Es war später Nachmittag. Er stand am Bahnhof in London und schaute auf die Tüten vor sich.
Nur das Nötigste war in 4 Tüten eines Supermarktes und 8 Tüten einer Kleiderboutique untergebracht. Hinzu kamen noch etliche Kartons mit Schuhen und Moody überlegte, wie es dazu gekommen war...
Der Supermarkt war ihre nächste Anlaufstelle gewesen. Während er noch versuchte, eine gesunde Mischung an Nahrungsmitteln zusammen zu stellen, landeten übersüßte Cornflakes, Pizza und Kartoffelchips in seinem Einkaufswagen. Als Serina dann die Drogerieabteilung entdeckte, und neben Shampoo und Make Up auch Tampons darin Platz fanden, ahnte er, dass ihm noch einiges bevor stand. Doch Moody schwor sich, locker zu bleiben.
Vollbepackt folgte er ihr dann in die Boutique, wo sie ihn doch glatt nach seiner Meinung zu einem Rock fragte, den er eher für einen Topflappen gehalten hätte, und in dem er sie garantiert nirgends hingehen lassen würde! Aber Moody lächelte nur und zwang sich, locker zu bleiben.
Als sie ihn dann jedoch, aus der Umkleidekabine heraus, bat, einen bestimmten BH in einer bestimmten Größe zu suchen, war es vorbei mit seinem locker sein!
Mit hochrotem Kopf verließ er die Boutique und überließ Serina der Verkäuferin, die sich sogleich auf das Mädchen stürzte.
„Nie wieder!“ schwor er sich, „Nie wieder gehe ich mit ihr etwas anderes als Umhänge kaufen!“ sagte er, als er an der frischen Luft war.
Ein Fehler, wie er nur 30 Minuten später feststellte.
Als er nämlich, mit normaler Gesichtsfarbe, wieder zurückkam wartete eine glückliche Verkäuferin auf ihn, die von ihrer Provision sicher 4 Wochen Urlaub auf Bora Bora machen konnte!
So stand er jetzt am Bahnhof und er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er noch viel lernen müsste, oder er würde bei jedem Einkauf mindestens drei Monatsgehälter und seinen Seelenfrieden verlieren. Er hatte nicht nachgesehen, war sich aber sicher, dass der Topflappen in einer dieser Tüten war!
6. Das erste Ma(h)l
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Serina und Moody übten täglich Zaubersprüche und Flüche und sie stellte sich gar nicht dumm an, auch wenn ihr noch immer viele Fehler unterliefen. Aber Moody wollte sich eh schon länger ein neues Sofa zu legen, da war es nicht so schlimm, dass sie seines in Brand gesetzt hatte. Der alte Schrank, in dem er seine Auszeichnungen aufbewahrte, war allerdings ein Familienerbstück gewesen.
Dumbledore war von den Fortschritten begeistert, aber es war ja auch nicht sein Schrank gewesen.
Heute jedoch, Serina war jetzt seit 2 Wochen bei ihm, war es anders. Sie versuchte jetzt zum wiederholten Male den Reflekto aber Moodys Entwaffnungszauber drang immer wieder zu ihr durch und rissen ihr den Zauberstab aus der Hand.
„Verdammte Scheiße!“ brüllte sie. „Ich kann das nicht, und ich hab auch keinen Bock mehr! Außerdem stinkt es hier, da kann man sich ja nicht konzentrieren!“
Wütend stürmte sie aus dem Zimmer und warft die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu.
Moody kratzte sich am Kopf. Er hatte gewusst, dass es passieren würde, aber ihm kam das doch viel zu schnell. Er verließ den Raum und ging in die Küche. Über sich hörte er Serina hin und her laufen, Türen öffnen und wieder schließen.
„Wie ein Drache an einer Kette.“ dachte er und sah auf ein braunes Päckchen, das auf einen Regal lag. Dumbledore hatte es schon letzte Woche geschickt. Der Inhalt war mit einem Frischezauber belegt, damit er nicht verdarb. Jetzt öffnete er es und nahm einen ledernen Beutel heraus, der seinen flüssigen Inhalt erahnen ließ.
Langsam stieg er die Stufen in den ersten Stock hinauf und trat in Serina Zimmer. Es hatte sich sehr verändert, seit sie hier war. Überall lagen Klamotten herum, der Schreibtisch war zur Hälfte mit ihren Kosmetiksachen belegt und sie hatte etliche Bücher in dem Zimmer verteilt.
„Ich sollte ihr mal ein paar Aufräumzauber zeigen.“ dachte er.
„Was willst du?“ blaffte sie ihn an als er eintrat.
Er ignorierte sie und setzte sich auf das Bett.
„Was ist das?“ fragte sie ihn, auf den Beutel zeigend.
„Sag du es mir.“ antwortete er und klopfte mit der Hand auf den Platz neben sich.
Zögernd trat sie näher und setzte sich hin.
„Das ist nicht dein Ernst, Moody!“ presste sie stockend hervor. „Wenn ich das da wirklich trinken soll, kotz ich!“
Er konnte es ihr nicht verübeln, ihn ging es bei dem Gedanken nicht anders. Vorsichtig öffnete er eine Seite des Beutels ein kleines Stückchen und beobachtete das Mädchen neugierig und aufmerksam zugleich.
Der Geruch des Blutes strömte ihr in die Nase und füllte ihren Kopf. Der Ekel, den sie eben noch empfunden hatte wich nun einem anderen Gefühl.
Gier.
Hunger stieg in ihr auf, wie sie ihn noch nie verspürt hatte.
Moody sah die Veränderung, die sie durchmachte, ihre Nasenflügel zitterten und zogen sich leicht nach oben. Ihre Augen wurden heller und ihre Eckzähne traten spitz aus dem Kiefer hervor. Sein Herz raste.
„Du hast Angst!“ stellte sie mit einer Stimme fest, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte. „Ich kann dein Herz schlagen hören, und wie das Blut durch deine Adern schießt!“
Wortlos hielt er ihr den Beutel hin, den sie zitternd entgegen nahm. Er schloss die Augen, während sie ihre Zähne in den Beutel grub und trank, als hätte sie nie etwas anderes getan.
Nach einer Weile hörte er, dass Etwas auf den Boden fiel und er öffnete wieder seine Augen. Serina hatte den jetzt leeren Beutel fallen lassen und saß nun vorne übergebeugt und begann zu würgen.
„Ganz Ruhig.“ sagte er sanft und nahm sie in die Arme. „Ist doch vorbei.“ Er strich ihr über den Rücken.
Sie sah ihn an und nickte. „Es war gar nicht … ich weiß nicht … es war irgendwie … anders. Verstehst du, was ich meine?“
Er blickte sie an und sagte lächelnd „Denke schon. Immerhin ist es jetzt ein Teil von dir. Es wird dir leichter fallen, beim nächsten Mal.“
Sie legte ihren Kopf an seine Schulter. „Hoffentlich!“ sagte sie leise.
7. Gespräche im `Tropfenden Kessel´
Die letzte Ferienwoche war angebrochen und ein Besuch in der Winkelgasse, um die restlichen Schulsachen zu besorgen, stand bevor. Beim ersten Mal waren sie auf Muggelart gereist, da das Apparieren ihr auf den Magen schlug, aber für heute hatte Moody `reisen per Floh´ angekündigt und Serina verzichtete daraufhin lieber auf ihr Frühstück.
Jetzt stand sie vor dem Kamin im Wohnzimmer und sah fassungslos in die grünen Flammen.
„Spinnst du?“ fragte sie ihn, „Ich verbrenn doch da drin!“
Er schüttelte resigniert den Kopf. „Bei Merlin, wie oft den noch? Ich hab’s dir jetzt 4 Mal erklärt!“
So langsam bekam er Kopfschmerzen.
„Du nimmst das Flohpulver, steigst in den Kamin und…OK, pass auf, ich zeig es dir einfach.“
Er hatte jetzt wirklich keine Lust mehr auf diese Diskussion. Er nahm eine Handvoll Flohpulver, trat ins Feuer, nannte als Ziel den Tropfenden Kessel und war verschwunden!
Serina starrte erschrocken in den Kamin. Was nun?
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Der `Tropfende Kessel´ war gut besucht. Die Schüller hatten alle ihre Bücherlisten erhalten und waren nun, so kurz vor Schulanfang, auf dem Weg in die Winkelgasse. Dazu mussten sie durch diesen Pub gehen, von dessen Hinterhof man die Winkelgasse betreten konnte.
Moody suchte sich einen Platz am Tresen und bestellte sich einen Feuerwhisky.
„10 Minuten“ dachte er sich. „Dann flohe ich zurück und schubs sie Notfalls in den Kamin!“
An einem Tisch hinter ihm saßen vier Jugendliche und schienen sich gut zu amüsieren. Irgendwie kam ihm der eine bekannt vor.
"Ist das nicht der Potter-Junge? Aber sicher doch, das ist er!"
Er kannte den Vater des Jungen, Emett Potter. Als er selbst Auror wurde war dieser sein Ausbilder gewesen.
Nun konnte er sich auch denken, wer die anderen Jungs an dem Tisch waren. Dumbledore hatte oft genug von ihnen erzählt. Die schlimmsten Unruhestifter, die Hogwarts je gesehen hatte.
James Potter, Sirius Black, Sohn einer alten Schwarzmagierfamilie der irgendwie in Griffindor gelandet war, Remus Lupin der Werwolf und ein Peter irgendwas.
Er musste lachen, als er sich daran erinnerte, wie er in den Alter gewesen war.
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„Ich glaub es nicht!“ dachte Serina. „Er läst mich hier echt zurück!“
Aus der anfänglichen Panik wurde nun langsam aber sicher Wut. Sie lief vor dem Kamin auf und ab, in dem noch immer grünen Flammen züngelten. 5 Minuten waren bereits vergangen.
„Er kommt gleich wieder. Ganz sicher.“
Angestrengt sah sie in die Flammen. 6 Minuten.
„Oh Himmel, er wird mich für ein kleines, feiges Hühnchen halten!“
Sie sah auf die Uhr. 7 Minuten.
„Mann Serina“, sagte sie zu sich selbst, „Sei bloß nicht so ein Baby!“
Sie griff nach dem Flohpulver und stieg in den Kamin.
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„Oh bei Merlin, was hat Lily mit ihren Haaren gemacht?“ James riss erschrocken die Augen auf, als er das rothaarige Mädchen aus dem Kamin steigen sah.
„Prongs, du brauchst ´ne neue Brille, das ist nicht Lily!“ stellte Remus mit einem schnellen Blick über die Schulter fest und jetzt drehte sich auch Sirius um.
„Auch wenn Moony keine Ahnung von Mädchen hat, hat er Recht Prongs. Aber … wer ist das?“
Das Grinsen, das auf seinem Gesicht erschien, kannten seine Freunde nur zu gut. Es verhieß nicht Gutes.
„Ihr habt ja Recht Jungs.“ gab James bedauernd zu.
Sirius lachte laut, „Schade eigentlich, dass sie mir in Hogwarts noch nie über den Weg gelaufen ist.“
Peter verdrehte die Augen, „Aber nur Schade für dich! Wie viele Herzen hast du letztes Jahr gebrochen, Padfoot?“
„Wie viele Tage hat das Jahr, Wormtail?“ antwortete Sirius provozierend.
Moody grinste. Jungs in dem Alter waren tickende Hormonbomben, er wusste das nur noch zu gut.
„Hey sie kommt hierher!“ hörte er Sirius sagen „Sitzen meine Haare? Sie sollte aber mal unbedingt was mit ihren machen, diese Locken sind ja echt heftig!"
Alastor wurde bleich. Ruckartig drehte er sich um und sah Serina auf sich zukommen!
SEINE Serina.
Sein kleines Mädchen in Zentrum pubertierender Jungenfantasien?
Das war selbst für den erfahrenen, hartgesottenen Auror zu viel! Schnell stand er auf und fing sie vor dem Tisch der Jungs ab.
„Mach das nie wieder mit mir, Dad!“ funkelte sie ihn böse an. Moody war sprachlos und schob sie zum Hinterausgang.
„Hat sie diesen Mann da grade `Dad´ genant?“ fragte James seine Freunde schockiert und die drei sahen ihn verwundert an.
„Weißt du“, sagte Peter „Normalerweise haben Mädchen irgendwo einen Dad. Und manchmal gehen die sogar mit ihnen in die Winkelgasse zum Einkaufen!"
James nickte. „Ja, klar, aber das … das war Alastor Moody!“
Sirius sah ihn verständnislos an und Remus verschluckte sich fast an seinem Butterbier.
„Bist du sicher?“ fragte er James, der wieder nickte. „Tja Padfoot, dann sei froh, dass sie nicht in Hogwarts ist!“
Sirius sah zwischen James und Remus hin und her, als James ihn aufklärte.
„Alastor Moody ist Auror des Ministeriums. Er kriegt einfach jeden und fürchtet nichts und niemanden. Das hat mein Dad mal erzählt. Wenn du also seiner Tochter das Herz brechen würdest, würde er dir jeden Knochen einzeln pulverisieren!“
Sirius riss die Augen auf. Jetzt verstand er, warum James so aufgeregt war. Er fand es zwar noch immer Schade, dass sie nicht nach Hogwarts ging aber er hing doch mehr an seinen Knochen.
„Wie hast du mich grade genannt?“ Alastor war noch immer fassungslos. Über die Jungs, die über seine `Tochter´ sinnierten und über Serina, die ihn nun schelmisch angrinste.
„Na, ich dachte, du willst nicht, dass unsere Tarnung auffliegt. Du … hättest mal dein Gesicht sehen sollen!“ Sie konnte nicht mehr und musste nun lauthals loslachen. Alastor konnte sich vorstellen, was sie meinte und musste nun selber lachen.
Die restlichen Besorgungen waren schnell und vor allem ohne weitere Zwischenfälle erledigt.
8. Abschied
Moody erwachte früh an diesem Morgen. Er lag noch etwas in seinem Bett und dachte an den gestrigen Abend.
Albus war vorbeigekommen, Serina fand es noch immer faszinierend wenn jemand aus dem Kamin stieg, und hatte erklärt, dass alles für ihre Ankunft in Hogwarts vorbereitet sei. Die Hauselfe Tinker würde sich um alles kümmern, Serina müsste nur in die Küche gehen und ihr Bescheid sagen, wenn es bei ihre soweit wäre.
Den Gedanken fand Moody seltsam. Er hatte ihr auch beim zweiten Mal beigestanden, ihren Rücken gestreichelt und sie danach in den Arm genommen um ihr zu zeigen, dass alles in Ordnung ist, beim nächsten Mal würde er nicht bei ihr sein. Beim nächsten Mal würde sie ganz alleine sein. Vermutlich würde sie sich in eine dunkle Ecke verkriechen, wo nicht einmal die Hauselfen sie sehen könnten.
Das gefiel ihm nicht. Er wollte bei ihr sein, für sie da sein, wenn sie seine Hilfe brauchte. So langsam verstand er, warum Dumbledore ihn darum gebeten hatte. Es ging nicht nur darum, dass dieses Mädchen ihn brauchte. Er brauchte sie genauso. In dieser kurzen Zeit war sie ihm so ans Herz gewachsen, dass er sie nicht gehen lassen wollte. Aber das ging nicht.
Sie würde heute in den Zug steigen und damit aus seinem Leben verschwinden. Und er? Er musste zurück ins Ministerium und würde seine Arbeit aufnehmen, als ob sie nie da gewesen wäre.
Er setzte sich auf die Bettkante und stieß die Luft aus.
Nein, so einfach war das nicht. Sie würde nicht einfach verschwinden. Sie würde wiederkommen, in den Ferien. Er dachte daran, dass sie ihn in den Weihnachtsferien besuchen könnte.
Und zum ersten Mal, seit vielen Jahren, kam ihn der Gedanken, einen Weihnachtsbaum zu kaufen und die Feiertage nicht im Büro oder Merlin-weiß-wo- zu verbringen. Gut gelaunt stand er auf und ging unter die Dusche.
~~~ ~~~ ~~~
Serina saß im Wohnzimmer und sah aus dem Fenster. Sie hatte fast die ganze Nacht hier verbracht, denn schlafen konnte sie nicht. Sie war viel zu aufgeregt gewesen.
So war sie, so leise wie möglich, durch das Haus geschlichen um sich jede Einzelheit einzuprägen: die gesprungene Fliese über der Küchenspüle, die schiefe Treppe zum Dachboden und auch die Stockflecken in der linken Ecke ihres Zimmers.
Dieses Haus sagte viel über seinen Bewohner aus. Hier lebte ein Mann, der mehr Zeit auf der Arbeit als in seinem Heim verbrachte, der selten Besuch bekam und anscheinend keine Familie hatte. Zwei Bilder standen auf dem Kamin, eins seiner Eltern und eins mit den Kollegen der Aurorenzentrale. Mehr gab es im ganzen Haus nicht. Er war anscheinend ein Einzelgänger, und doch hatte er sie aufgenommen und sich um sie gekümmert.
Serina mochte Moody, sie fühlte sich wohl, wenn er in ihrer Nähe war, sie fühlte sich hier zu Hause.
Sie hockte auf einer Fensterbank und ließ sich von der Sonne den Rücken wärmen, als er durch die Tür hereinkam.
Er lächelte sie an. "Na, gut geschlafen?"
Serina schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich. Aber ich bin eh eher ein Nachtmensch."
Er setze sich neben sie. "Wie kommt das?"
„Durch meine Mum.“ sagte sie, „Sie war Sängerin und sie war wirklich gut. Wir sind viel herum gereist und oft saß ich die halbe Nacht hinter der Bühne, wenn sie einen Auftritt hatte und habe ihr zugeschaut.“ erinnerte sich Serina lächelnd.
In Moodys Kopf entstand das Bild eines Nachtclubs. Eine rothaarige Frau stand auf der Bühne im Scheinwerfer Licht und sang. Im Hintergrund konnte er eine jüngere Version von Serina sehen, die in ihrem Kleid auf dem Fußboden saß. Er sah sie an.
Ja, er konnte sich gut vorstellen, dass ihr dieses Leben gefallen hat. Sie hat bestimmt auch den härtesten Türsteher mit ihren blauen Augen um den Finger gewickelt.
„Was passierte dann?“ fragte er neugierig.
„Dann?“ sie grinste spöttisch, „Dann passierte Fred! Ich weiß nicht, warum, aber sie hat sich in ihn verliebt. Hat das Singen aufgegeben und ihn geheiratet. Es ist komisch, aber ich glaube sie war glücklich mit ihm. Dann starb sie. Ich blieb bei Fred und den Rest kennst du ja.“
Er nickte.
„Sag mal, krieg ich hier noch einen Kaffee bevor wir nach London aufbrechen?“ Sie sprang von der Fensterbank und grinste ihn an.
„Klar!“ sagte er. „Geh du duschen, ich mach das Frühstück.“
Sie rannte die Treppe hinauf und er ging in die Küche.
~~~ ~~~ ~~~
„Hast du auch wirklich alles?“ Moodys Stimme halte durch das Haus. „Wir können nicht zurückkommen, wenn die Hälfte fehlt und ich werde dir auch keine 20 Eulen hinterher schicken. Und bis Weihnachten ist es noch lange hin!“ Er sah auf die Uhr. Wo war nur die Zeit geblieben? In einer Stunde fuhr der Zug.
Auf einmal stand sie vor ihm. „Ich darf Weihnachten wieder her kommen?“ fragte sie erstaunt.
„Äh, ich dachte nur. Wenn du Lust hast.“ Er hatte noch nicht daran gedacht, dass sie vielleicht gar nicht herkommen wollte. „Ich könnte mir frei nehmen, über die Feiertage, weißt du.“
Freudestrahlend sah sie ihn an. „So richtig Weihnachten, mit Baumschmücken und Plätzchen backen? Mit Schneeballschlacht und Lieder singen?“
Moody lachte, „Alles, was du willst, Kleines.“
Sie hüpfte vor ihm auf und ab. „Ja klar!“
Er nahm ihren Koffer. „Dann las uns jetzt los, sonst fährt der Zug ohne dich!“
Plötzlich erschien den Beiden dieser Abschied nicht mehr ganz so schlimm.
~~~ ~~~ ~~~
Kings Cross, 9:45. Moody war erleichtert denn sie hatten es geschafft. Die beiden kämpften sich durch das Gedränge, das hier schon am frühen Morgen herrschte, und dann standen sie zwischen den Gleisen 9 und 10.
„Hier gibt es kein Gleis 9 ¾!“ Sie schaute Moody erschrocken an, doch er grinste nur.
Auf einmal lief ein Junge mit langen, schwarzen Harren an ihr vorbei und rannte sie fast um. Sie drehte sich nach ihm um und sah grade noch, wie er in der Mauer zwischen Gleis 9 und 10 verschwand! Eine Frau, wohl seine Mutter, rannte hinter ihm her, und rief ihm hinterher:
„Sirius, bleib stehen!“ Dann verschwand auch sie einfach in der Mauer.
Serina ging langsam darauf zu und sah sie sich genauer an.
"Sieht wie eine ganz normale Mauer aus Backsteinen aus!" dachte sie und streckte ihre rechte Hand aus. Sie verschwand einfach in der Mauer und Serina zog sie erschrocken zurück.
"Das gab es doch gar nicht!" sagte sie leise, aber Moody lachte nur laut und gab ihr einen Schubs.
Auf der anderen Seite stand eine rote Dampflok, und an deren Seite stand Hogwarts Express.
Serina hob ihren Kopf und las auf einem Schild über ihrem Kopf Gleis 9 ¾!
Hunderte Menschen tummelten sich auf diesem Bahnsteig. Die Erwachsenen trugen teilweise ähnliche Umhänge wie sie. Jede Menge Kinder sah sie, die trugen große Koffer, Kessel und einige hatte Vogelkäfige mit Eulen dabei. Langsam ging sie an dem Zug entlang. Da war auch wieder dieser Junge, der sie vorhin fast umgerannt hatte. Seine Mutter hatte ihn anscheinen eingeholt und hielt ihm eine Standpauke
"Du bist eine Schande für das Haus Black, weißt du das?“
Serina sah den Jungen mitleidig an. Er lächelte ihr zu und verdrehte die Augen.
„Ist ja gut, Mutter, ich muss jetzt einsteigen.“ Er nahm seinen Koffer und stieg in die Stufen in den Zug hoch.
„Da wären wir.“ sagte Moody und beobachtete Serinas faszinierende Blicke. Wie würde sie erst auf Hogwarts reagieren? Er stellte ihr den Koffer in den Zug. „Du solltest einsteigen, er fährt gleich los.“
„Ja.“ sagte sie und stieg die Stufen in den Waggon hinauf. Plötzlich drehte sie sich um und warf sich in seine Arme. „Danke für alles!“ sie drückte ihn kurz und dann war sie auch schon wieder verschwunden. Die Türen schlossen sich und der Zug fuhr los.
Alastor Moody stand noch lange auf dem Bahnsteig und sah einem Zug nach, der schon längst nicht mehr zu sehen war.