So! Klausur ist überstanden (mehr schlecht als recht, aber naja) und da hab ich mich doch gleich an einen neuen Teil gemacht!
Ich entschuldige mich nochmal für die lange Pause und hoffe, es geht jetzt wieder schneller voran!
Danke für die Kommentare meiner neuen Leser! Ich hoffe, ihr bleibt mir erhalten
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11.
Eine Stunde später waren die beiden bei der dritten Tasse Tee angekommen. Sie hatten es sich in Samanthas Wohnzimmer bequem gemacht und plauderten nun schon eine ganze Weile über Samanthas Arbeit als Krankenschwester. Sie hatte schnell bemerkt, dass die Geschichte mit Harrys Paten ihm wohl ziemlich nah ging, er aber andererseits offensichtlich nicht so gern darüber sprach, also hatte sie es nach einigen Fragen dabei belassen.
Sie hockte im Schneidersitz auf ihrem Sofa, nun mit einer bequemen Hose und einem warmen Pullover bekleidet statt durchnässtem Kleid.
Harry hatte sie außer mit Tee noch mit einer Wolldecke versorgt, in die er sich dankbar gewickelt hatte.
Harry versuchte sich durch ihre Erzählungen ein Bild zu machen über die Welt, in der er nun gelandet war.
Soweit er es beurteilen konnte, war sie zumindest keine Hexe oder sonst ein magisches Geschöpf. Sie schien auch nichts über eine Magierwelt zu wissen, er hatte es jedenfalls aus keinem ihrer Sätze schließen können.
Das schloss allerdings nicht aus, dass es auch hier Zauberer gab, schließlich wussten auch in seiner Welt die Muggel die längste Zeit nichts über Magier und Hexen bzw. hielten diese für Märchen und Legende.
Seinen Zauberstab hatte er ausprobieren können, als Samantha sich umgezogen hatte. Er hatte eine Blumenvase in einen Kamm verwandelt und auch wieder zurück (nachdem er vergeblich versucht hatte, etwas Ordnung in seine Haare zu bekommen). Magie funktionierte also und anwenden konnte er sie auch.
Er überlegte krampfhaft, wie er nun Sirius finden sollte. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er wirklich hier war. Und wenn, war er an derselben Stelle in diese Welt gelangt wie Harry? Vielleicht sollte er Samantha doch mehr über ihn erzählen, es konnte immerhin sein, dass sie ihn kannte oder zumindest schon mal gesehen hatte.
Sie erzählte ihm gerade von der Party, auf der sie heute Abend gewesen war und wie sie den ganzen Abend darüber nachgedacht hätte, wie sie am schnellsten von dort verschwinden konnte.
Ihre Haare hatte sie locker hochgesteckt, so dass ihr einige Strähnen ins Gesicht fielen. Sie hatte anscheinend ebenso Schwierigkeiten wie Harry ihre Haarpracht zu bändigen.
Ihre Augen funkelten, während sie erzählte und Harry wurde bewusst, dass er ihre Gegenwart ziemlich genoss…
So merkwürdig die Erlebnisse der letzten Stunden auch waren und so ungewiss die Zukunft war, die jetzt vor ihm lag, war es beruhigend und einfach schön mit ihr in ihrem warmen Wohnzimmer zu sitzen und Tee zu trinken.
Ihre warme, lebensfrohe Art tat Harry gut. Seit Monaten hatte er sich nicht mehr so unbeschwert gefühlt und das, obwohl die Situation, in der er sich momentan befand nicht gerade einfach war.
„Samantha?“, fragte er in die gerade entstandene Redepause hinein, in der sie einen Schluck aus ihrer Teetasse nahm.
Sie lächelte ihn an.
„Ja? Du kannst mich übrigens auch Sam nennen, ist kürzer!“
„Also, ich… ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht so sicher, ob mein Pate sich hier in der Nähe befindet. Es gab… Hinweise… dass er vor fünf Jahren hier war. Aber es kann gut sein, dass er jetzt ganz woanders ist.“
„Hmmm…“, machte Samantha nachdenklich, „verrat mir doch seinen Namen! Wer weiß, vielleicht kenn ich ihn ja!“
Zögernd blickte Harry sie an. Dann meinte er: „Sein Name ist Sirius Black.“
„Nein, tut mir leid. Der Name sagt mir nichts.“ Sie zuckte mit den Schultern.
Harry seufzte. Es wäre ja auch zu schön gewesen.
„Hast du mal im Telefonbuch nachgesehen?“
„Ich… nein!“ An etwas so simples hatte Harry natürlich keinen Gedanken verschwendet.
„Na, dann wär’ das doch mal eine gute Idee! Warte, ich hab hier eins irgendwo.“
Während sie nach dem Telefonbuch suchte, legte Samantha die Stirn in Falten. Es war schon ziemlich merkwürdig. Warum war er hier – noch dazu mitten in der Nacht – wenn er gar nicht wusste, wo sein Pate war? Und warum machte es den Anschein, dass er keine Nachforschungen angestellt hatte, obwohl ihm der Verbleib seines Patens doch so wichtig schien?
Alles in allem wirkte der junge Mann ziemlich durcheinander, so als ob er irgendwie seinen Platz in der Welt, im Leben verloren hätte. Eine gewisse Traurigkeit umgab ihn und noch irgendetwas, etwas, was sie nicht fassen konnte. Etwas Geheimnisvolles…
Kopfschüttelnd musste sie sich eingestehen, dass sie irgendwie fasziniert von ihm war. Er war anders als andere. Und außerdem war er ziemlich süß mit seinen Strubbelhaaren und den smaragdgrünen Augen… Gut, er ein wenig abgemagert, aber Samantha vermutete, dass er einfach eine schwierige Zeit hinter sich hatte, deswegen wohl auch die Traurigkeit, die ihn begleitete.
Mit dem Telefonbuch in der Hand kehrte sie schließlich zu ihm zurück. Er hatte seine Tasse in beiden Händen und starrte gedankenverloren in sie hinein.
Sie räusperte sich kurz.
„Harry?“
Er schreckte kurz zusammen. Dann schüttelte er lächelnd den Kopf über sich selbst.
„Entschuldige, ich war grad ganz woanders. Hast du’s gefunden?“
„Ja, hab ich.“
Sie reichte ihm das Buch und setzte sich neben ihn.
Nachdem er eine Weile auf das Titelblatt gestarrt hatte, fragte sie ihn ein wenig ungeduldig:
„Willst du’s nicht aufschlagen? Wenn er drin steht, dann unter „B“ wie „Black“!“
Harry hielt den Atem an und schlug das Buch auf. Nervös blätterte er die Seiten um, bis er bei „B“ angelangt war. Er hielt kurz inne. Was, wenn Sirius nicht da drin stand?
Nach einem aufmunternden Nicken von Samantha fasste er sich schließlich ein Herz und blätterte weiter, bis er endlich bei den Buchstaben „Bla“ aufhörte zu blättern. Mit dem Zeigefinger fuhr er über die Namen, als sein Herz plötzlich einen Aussetzer machte. Dort stand, schwarz auf weiß, ein Name. SEIN Name! Black, Sirius.
„Das ist er, oder?“
Samanthas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Ja… ich denke schon.“ Seine Stimme klang belegt.
„Und? Steht eine Adresse dabei?“
Harry sah noch mal auf den Eintrag. Nein, keine Adresse. Nur eine Telefonnummer. Er schüttelte den Kopf.
„Dann wirst du anrufen müssen!“ meinte Samantha pragmatisch. Sie griff nach rechts neben sich, wo ihr Telefon stand, fischte den Hörer von der Station und reichte ihn Harry. Der starrte den Hörer zweifelnd an.
„Ich… oh, ich kann das nicht!“
„Was soll das denn heißen? Du suchst ihn doch seit so langer Zeit, wanderst hier nachts durch die Gegend wegen ihm! Na los, jetzt wähl schon die Nummer!“
Zögernd nahm er ihr den Hörer ab. Das ging ihm jetzt alles viel zu schnell. Auf der einen Seite wollte er nichts lieber, als sich davon zu überzeugen, dass es Sirius gut ging, aber andererseits hatte er fünf Jahre lang in der Überzeugung gelebt, dass Sirius tot war! Er fühlte sich noch nicht bereit dazu, wieder seine Stimme zu hören.
Aber er musste es tun! Ein sanfter Stoß von Samanthas Ellenbogen in seine Rippen verlieh dem noch Nachdruck.
Also wählte er die Nummer, die neben Sirius’ Namen stand.
Es erklang ein gleichmäßiges Tuten. Einmal. Zweimal. Dreimal. Beim fünfzehnten Mal gab er es schließlich auf.
„Geht niemand ran.“ Meinte er kopfschüttelnd zu Samantha, die ihn erwartungsvoll ansah. Sie warf einen Blick auf die Uhr.
„Naja gut. Vielleicht liegt das daran, dass es halb drei in der Nacht ist. Er schläft sicher. Oder er ist heut nicht zu Hause. Aber morgen erreichst du ihn bestimmt!“ Aufmunternd legte sie ihre Hand auf seinen Unterarm.
Trotz seiner Enttäuschtheit durchfuhr Harry ein leichtes Kribbeln.
„Wenn du magst, Harry, kannst du heut nacht auf meinem Sofa schlafen.“
Harry wollte schon verneinen, aber Samantha ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
„Nein, das ist schon in Ordnung! Ich setz dich jetzt bestimmt nicht mehr vor die Tür! Außerdem verriegele ich mein Schlafzimmer, ok? Dann kann ja gar nichts passieren!“ Sie zwinkerte ihm zu.
Dankbar lächelte Harry sie an.
„Sam, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!“
„Keine Sorge, ich überleg mir was!“