So, ich setzte jetzt auch mal meine Fanfic hier rein. Ich habe sie schon vor einer Weile begonnen, aber nie irgendwo "ausgestellt". Mal sehen, ob sie euch gefällt.
Es sollte wohl noch gesagt werden, dass dies eine ausdrückliche Severus Snape Fanfic ist... und nicht immer ganz harmlos. Gewaltszenen können durchaus vorkommen, also beschwert euch hinterher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!
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Prolog
Erzählt von Severus Snape
Die Sommerferien hatten schon vor einer Woche begonnen und es war Ruhe im Schloss eingekehrt. Ich sass wie so oft an meinem Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt und dachte nach. Ich war nun schon eine Weile zurück an Lord Voldemorts Seite, und ich hasste mich bereits wieder dafür. Wie viele Menschen hatten schon wieder ihr Leben lassen müssen durch meine Hand? Zu viele. Wie lange würde ich das noch aushalten? Mein Kopf pochte schmerzhaft und ich schloss die Augen.
Ein lautes Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich hob den Kopf. „Herein“, rief ich.
Zu meiner Überraschung war es Albus Dumbledore der eintrat.
„Severus, ich möchte das du in mein Büro kommst. Es ist wichtig.“
Ich erhob mich schwerfällig. Musste das jetzt sein? Aber Albus Miene verriet, dass es dringend war und so folgte ich ihm hinaus aus meinem Büro.
In seinem Büro angekommen setzte er sich an seinen Schreibtisch und sah mich an. Ich sah in diese blauen Augen, die einzigen Augen, die mich je mit Güte angesehen hatten und erkannte ein leichtes Unbehagen in ihnen.
„Was ist los Albus?“, fragte ich drängend und trat näher an den Schreibtisch heran.
Albus sah mich lange an bevor er antwortete. „Eine Kandidatin für den freien Posten des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste war gerade hier. Sie sieht ziemlich viel versprechend aus. Aber ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob man ihr hundert Prozent vertrauen kann. Ihr Name ist Vileca Draken. Eine ziemlich eigene Persönlichkeit. Aber sie beherrscht ihr Fach. Ich möchte dich bitten, dich mal bei Lord Voldemort und den Todessern umzuhören, vielleicht kennt sie jemand.“
„Du glaubst sie ist eine Todesserin? Wie kommt sie dann für dich als Lehrerin in Frage?“, fragte ich verwundert und auch ein wenig skeptisch.
„Ich glaube nicht, dass sie eine Todesserin ist, aber irgendetwas verbirgt sie. Ich bin mir nur nicht ganz sicher. Hör dich doch bitte um. Wenn alles in Ordnung ist, werde ich sie einstellen.“
„Hast du den ihre Akte überprüft?“, fragte ich.
„Natürlich habe ich sie überprüft, aber weder ihre Herkunft noch ihre Abstammung sind eindeutig bekannt. Ich finde überall nur widersprüchliche Aussagen. Sie sagte dazu aber nur ihre Verwandten stammten ursprünglich aus Ägypten, deshalb sei nicht viel bekannt. Das habe ich aber auch weder belegt noch widerlegt gefunden. Ich möchte nur sichergehen, dass sie nicht aus Voldemorts Kreisen stammt“, antwortet Albus leicht besorgt.
„Ich werde sehen ob ich etwas herausfinden kann“, erwiderte ich und schickte mich an zu gehen.
„Severus“, sagte Albus hinter mir noch einmal.
Ich drehte mich um und sah ihn an.
„Pass auf dich auf!“
Ich verliess das Büro mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.
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Die neue Lehrerin
Erzählt von Vileca Draken
Ich sass im Zug nach Hogwarts. Es war noch eine Woche bis zum Schulbeginn, doch ich reiste nicht mit dem normalen Schulzug an. Ich war auch keine Schülerin sondern die neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Professor Albus Dumbeldore hatte mich vor vier Wochen eingestellt und nun war ich auf dem Weg zu meinem neuen Arbeitsplatz. Verteidigung gegen die dunklen Künste, ich hätte nie daran gedacht, dass ich das einmal unterrichten würde. Ich die... „Schluss damit“, unterbrach ich mich selbst. „Hör endlich auf darüber nachzudenken!“ Als ob das so einfach wäre.
Etwas anderes unterbrach meine Grübeleien. Der Zug bremste. Mir war gar nicht aufgefallen, wie lange ich schon unterwegs war, so sehr war ich in meine Gedanken vertieft gewesen. Dankbar über einen Grund mich anderswie zu beschäftigen stand ich auf und nahm meinen Koffer aus dem Gepäcknetz. Ich verliess den Zug, sobald er zum Stillstand gekommen war und machte mich auf den Weg nach Hogwarts. Die Sonne versank bereits am Horizont und tauchte das Land in ihr rötliches Licht. Ich genoss den Weg durch das gemütliche Dörfchen Hogsmead und den Weg zum Schloss empor, vorbei an den steinernen Ebern und hinauf zum Schlosstor.
Dort erwartete mich bereits Albus Dumbledore. Ich wunderte mich immer wieder über ihn. Wie konnte er nur solch schrille Kleidung anziehen und darin dennoch nicht lächerlich aussehen. Etwas, dass mir wohl nie gelingen würde. Heute trug er einen türkisblauen Umhang mit kleinen gestickten Sternen darauf. Er begann mit einer freundlichen Begrüssung: „Guten Tag Vileca Draken, darf ich sie freundlichst in Hogwarts willkommen heissen?“
„Gerne“, meinte ich nur und lächelte.
„Haben sie eine angenehme Reise gehabt?“
„Kann nicht Klagen.“
„Gut“, erwiderte er mit offensichtlicher Fröhlichkeit, „wenn sie mir dann bitte folgen würden, ich möchte ihnen gerne ihre Gemächer zeigen.“
Er schmunzelte dabei und auch ich konnte mit ein leises Lächeln nicht verkneifen.
„Natürlich mein Herr“, und folgte ihm in die Eingangshalle und die grosse Treppe hinauf und in den zweiten Stock. Er öffnete die Tür eines der Räume und meinte nur: „Ihr Arbeitsplatz“, dann ging er zur nächsten Tür, öffnete sie und sagte, „und ihre Gemächer.“
Ich grinste, dankte ihm und betrat den zweiten Raum. Darin standen ein Schreibtisch, einige Regale und die Vogelstange meines Haustieres, die ich schon vorausgeschickt hatte. Er stand noch immer in der Tür und meinte noch: „Wenn sie wollen können sie sich noch ein wenig frisch machen vor ihrer Begrüssung beim Abendessen in der grossen Halle.“
Ich dankte ihm und er verliss den Raum und schloss die Tür hinter sich. Ich machte mich ans auspacken. Mit dem Zauberstab liess ich den Deckel des Koffers aufklappen und vergrösserte die darin enthalten geschrumpften Gegenstände zurück auf ihr natürliches Format bevor ich sie an ihre neuen Plätze schweben liess. Nach einer Viertelstunde waren alle Bücher und Kleider an ihrem Platz und ich hatte noch ein wenig Zeit meine Frisur noch einmal zu richten, bevor ich in die grosse Halle zum Abendessen und zu meiner Begrüssung ging.
Erzählt von Albus Dumbeldore
Soeben hatte ich die neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste begrüsst und sie dann in ihrem Büro alleine gelassen. Eine junge mittegrosse Frau um die 25 Jahre mit langem braunem Haar, dass ihr über die Schultern fiel und faszinierenden grauen Augen. Ich sass nun in der grossen Halle, in Gedanken versunken. Etwas an ihr machte mich nervös. Nicht, dass ich ihr nicht vertraut hätte, auch verstand sie ihr Fachgebiet. Es war etwas anderes. Als ich in ihre Augen sah hatte ich für einen kurzen Moment das Gefühl zwei untereinander gespaltene Wesen darin zu sehen. Doch das Bild verschwand ebenso rasch wie es gekommen war. War es Einbildung gewesen?
Die Flügeltüren der grossen Halle öffneten sich und ich sah Severus hereinkommen. Zuerst hatte er gar nicht kommen wollen. Er war eben lieber allein, aber ich hatte ihn dazu überreden können, sie wenigstens zu begrüssen. Er sah auch heute wieder nicht gut aus. Sein Gesicht war bleicher als sonst und seine Wangen eingefallen. Der Grund für seinen derzeitigen Zustand brauchte ich nicht erst zu raten. Ich war es gewesen, der ihn zu den Todessern zurückgeschickt hatte und zu Lord Voldemort. Ich hatte ihn erneut diesen Strapazen ausgesetzt. Stand mir das Recht überhaupt zu, so etwas zu tun? Ich machte mir immer noch Vorwürfe und würde es auch ewig tun, aber auch Severus war dieser Meinung gewesen. Aber hatte er überhaupt eine Wahl gehabt?
Severus ging nun den Tisch entlang und grüsste mich im Vorbeigehen, ich grüsste zurück und beobachtete ihn nachdenklich als er sich setzte.
Die Flügeltüren der grossen Halle öffneten sich und diesmal kam Vileca herein. Ich erhob mich und sie trat vor den langen Lehrertisch heran. Ich stellte sie vor und sie schüttelte allen Lehrern die Hände. Sie schien den übrigen Lehrern nicht so recht zu trauen. Auch sah sie jedem den sie begrüsste eindringlich in die Augen und Professor Flitwick war nicht der einzige der den Kopf abwandte. Minerva jedoch hielt entschlossen stand, was hätte man auch anderes erwartet. Auch Severus senkte den Blick nicht und sah sie sogar irgendwie provozierend an. Sie hielten den Blickkontakt sehr lange und mir schien es ein gegenseitiges abtasten des anderen zu sein. Ich stiess ihn leicht an um ihm zu bedeuten, dass er aufhören sollte. Die neue Lehrerin sollte ihn nicht schon am ersten Tag zu meiden lernen. Aber Severus reagierte nicht. Er sah ihr weiter in die Augen und schien meinen Stoss gar nicht bemerkt zu haben. Ich stiess ihn erneut, diesmal etwas fester und er zuckte zusammen. Überrascht drehte er sich zu mir und dann gleich wieder nach vorne, aber Vileca war bereits zu Hagrid weitergegangen. Er sah ihr nach und dann nachdenklich hinunter auf den Tisch.
„Severus“, fragte ich leise, „alles in Ordnung?“
Er drehte sich wieder mir zu und antwortete zerstreut: „Ja, Alles in Ordnung Albus.“
Ich liess ihn in Ruhe und wartete, bis sich Vileca zwischen Hagrid und Sprout gesetzt hatte. Dann sagte ich laut: „Guten Appetit!“
Von Zauberhand erschienen Schüsseln und Töpfe voller Speisen auf dem Tisch. Alle bedienten sich und bald herrschte ein leises Gesumme von den Unterhaltungen am Tisch. Ich schielte zu Vileca hinüber, die in ein Gespräch mit Sprout vertieft war und dann zu Severus, der gedankenverloren in seinem Kartoffelbrei herumstocherte. Irgend etwas schien ihn durcheinander gebracht zu haben. Aber ich wusste aus Erfahrung, dass er in solchen Momenten kein Gespräch wünschte und so liess ich ihn in Ruhe. Auch wenn ich nicht verhindern konnte, dass sich das ungute Gefühl, das ich bei Vileca hatte, verstärkte.
Erzählt von Severus Snape
Einige Stunden nach dem Abendessen sass ich noch immer am Schreibtisch in meinem Büro. Einige schlanke weisse Kerzen spendeten Licht, gerade genug, damit sie die Pergamente auf meinem Schreibtisch erhellten. Ich überarbeitete immer noch den Lehrplan für Zaubertränke für die sechste Klasse. Eigentlich hätte ich mich konzentrieren sollen, aber meine Gedanken schweiften andauernd ab zur Begrüssung in der grossen Halle.
Wir sassen am Tisch und die neue Lehrerin für Verteidigung gegen sie dunklen Künste betrat den Raum. Albus stellte sie vor und sie ging den Tisch entlang und schüttelte jedem die Hand. Mir war aufgefallen, dass einige meiner Kollegen unter ihrem Blick die Augen senkten. So etwas hatte ich nicht vor. Ich liess mich doch nicht von einem Blick in die Knie zwingen! Sie ging den Tisch entlang und erreichte schliesslich mich, der ich neben Dumbeldore sass. Sie sah mir in die Augen und wir schüttelten uns die Hände. Dann liessen wir die Hand des anderen wieder los und sahen uns immer noch an. Sie schien irgendetwas an mir zu suchen, dachte ich zumindest, bis ich mich auf ihre Augen konzentriert.
Plötzlich war es als würde mein Geist den Körper verlassen. Leer schwebte ich im Raum. Vor mir schwebten zwei Gesichter, rundherum war sonst nur unendliche Schwärze. Das eine war rot, wie von Feuer erhellte. Es war schön und zugleich schrecklich anzusehen. Es ging eine innere Grausamkeit von ihm aus, Insbesondere von den Augen. Sie hatten keine Pupillen und waren rot, wie das Gesicht selber. Sie erinnerten mich an die Augen des dunklen Lords, gefühllos und leer. Ich erschauderte bei diesem Anblick und wandte mich dem zweiten Gesicht zu. Dieses war menschlichen Ursprungs. Die grauen Augen blickten freundlich und gütig. Keine Boshaftigkeit lag in ihnen, dafür Liebe.
Es schien als trügen die beiden Gesichter einen andauernden Kampf aus, wobei keines zu siegen vermochte, weder das grausame noch das freundliche. Ich spürte eine sanfte Berührung, konnte mich aber nicht von dem Anblick dieser beiden Profile abwenden. Diesmal traf mich ein härterer Stoss und ich zuckte zusammen. Die Wirklichkeit hatte mich wieder.
Albus sass neben mir und sah mich verwirrt an. Ich jedoch blickte schnell wieder nach vorne, gespannt was Vileca tun würde, doch sie war bereits weitergegangen.
Hatte nur ich das gesehen und sie nicht? Wusste sie was ich gesehen hatte? War es vielleicht sogar ihre Absicht gewesen? „Nein, das ist absurd“, sagte ich zu mir selbst, „Niemand kann jemanden anderes so etwas sehen lassen!“ Aber mir kamen Zweifel. Ich wusste nun, oder glaubte zu wissen, warum Albus mich vor vier Wochen gebeten hatte, ein Auge auf sie zu werfen. Ein merkwürdiges Gefühl stieg in mit auf. Aber es war weniger Angst als Neugierde und sogar ein wenig Faszination. Wer war sie wirklich?
Meine Augen juckten vor Müdigkeit und auch meine Kopfschmerzen meldeten sich wieder. Liessen die mich den nie in Ruhe? Ich stand von meinem Schreibtisch auf und räumte die Pergamente zusammen. Wenn ich etwas hasste, dann Unordnung. Als ich alle in den Schubladen des Schreibtisches ordentlich versorgt hatte ging ich hinüber in meine Gemächer und löschte noch im Hinausgehen mit einem Wink meines Zauberstabs die brennenden Kerzen auf dem Tisch. Das einzige was ich jetzt brauchte war Schlaf. Obwohl ich in letzter Zeit selten gut geschlafen hatte, hoffte ich, dass mir dies wenigstens heute vergönnt war.
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Hagrids harmlose Tierchen (1. Teil)
Erzählt von Vileca Draken
Ich war nun schon einige Tage auf Schloss Hogwarts. Ein altes Gemäuer mit vielen Geheimnissen, wie ich feststellen musste. Am ersten Tag hatte ich mich auf dem Weg zur grossen Halle verlaufen. Das hatte meine Laune nicht gerade sonderlich gehoben. Aber nun fand ich mich einigermassen zurecht. Oft sass ich stundenlang im Büro und bereitete den Unterrichtsstoff für die Schüler vor. Aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Ich dachte immer wieder an diesen einen Lehrer, der mir im Geiste so ähnlich war: Severus Snape. Er war zwar verschlossen und ernst, aber mir auch irgendwie ähnlich. Ich hatte schon so lange ich denken konnte die Gabe, in die Seelen der Menschen zu sehen, wenn ich ihnen in die Augen blickte. Viele wandten sich ab, wenn sie es spürten, aber er hatte sich nicht abgewandt. Snape. Er hatte mich angesehen und ich erkannte seinen Geist. Verbittert und einsam, aber dennoch mit einem inneren Feuer erfüllt.
Es klopfte an der Tür und ich hob den Kopf. Widerwillig schob ich meine Gedanken beiseite und rief: „Herein!“
Albus Dumbeldore trat ein. Er grüsste mich freundlich und ich grüsste zurück. Im bat ihn sich zu setzen und er liess sich auf einem Stuhl meinem Schreibtisch gegenüber nieder, schien sich einen Moment zu sammeln, und begann dann zu sprechen: „Wie sie wissen, findet ja in wenigen Stunden die Begrüssungsfeier der Erstklässler statt. Ich werde sie dabei vorstellen. Vielleicht wünschen sie, eine Ansprache zu halten?“
„Nein, ich denke ihre Ansprache wird genügen, das Schuljahr mit dem gebührenden Respekt zu eröffnen“, erwiderte ich. „Aber dennoch herzlichen Dank, Albus.“
Er sah mich aufmerksam an. Irgendwie wurde ich das drängende Gefühl nicht los, dass er mir nicht so ganz vertraute. Er erhob sich.
„Dann sehe ich sie am Festessen?“
„Pünktlich auf die Minute“, antwortete ich mit einem leisen Lächeln.
Dumbeldore verliess mein Büro und ich war wieder alleine mit meinen Gedanken. Ich legte die Arbeit beiseite und erhob mich. Ich wollte mich fürs Festessen noch ein wenig frisch machen.
Nach zwei Stunden ging ich schliesslich hinunter in die grosse Halle. Viele Lehrer waren bereits anwesend, aber keine Schüler. Ich begrüsste sie freundlich und setzte mich an meinen Platz. Professor Sprout, die neben mir sass, lächelte mir zu und begann ein Gespräch über interessante Pflanzen. Ich hörte ihr nur mässig interessiert zu und wurde erst abgelenkt, als die ersten Schüler eintrafen. Nacheinander kamen die ersten in die grosse Halle getröpfelt, aber es wurden schnell mehr, bis schlussendlich die ganzen Tische mit Schülern besetzt waren. Einige warfen mir neugierige Blicke zu, andere unterhielten sich mit ihren Nachbarn. Es herrschte ein reges Treiben.
Etwas knarrte in meinem Rücken. Ich drehe mich um und sah Snape durch eine Tür hinter dem Lehrertisch kommen, ebenso wie der hünenhafte Wildhüter Hagrid. Hagrids Haar war nass, offenbar regnete es draussen. Auch viele der Schüler hatten durchnässte Umhänge, und wie mir auffiel, auch Snape. Wo war er gewesen. Was machte dieser Mann den ganzen Tag. Er war kaum im Lehrerzimmer, wo ich mich oft mit den anderen unterhalten hatte, und man traf ihn auch zwischen den Mahlzeiten nur selten auf den Gängen an. Aber was hatte er an diesem Abend draussen im Regen zu suchen gehabt?
Ich wischte meine Gedanken beiseite, als Professor McGonagall mit den Neuen in einer Schlange die Flügeltüren durchschritt. Sie stellte einen Stuhl vor den Lehretisch mit einem geflickten Zaubererhut darauf. Das musste der sprechende Hut sein. Ich hatte schon viel von ihm gehört, ihn aber noch nie selbst gesehen. Der Hut sang ein Lied und begann dann die Schüler auf die vier Häuser zu verteilen. Meine Spannung liess nach und ich beobachtete Snape aus den Augenwinkeln.
Er sah erschöpft aus. Zusammengesunken sass er auf seinem Platz und beobachtete die Auswahl der Neuen. Als ob er meinen Blick gespürt hätte, wandte er sich plötzlich um. Unsere Augen trafen sich für einen Augenblick, dann wandte ich mich ab. Ich wusste nicht, warum ich es tat. Ich wandte mich sonst kaum ab, aber aus irgendeinem Grund wollte ich seine Gefühle in diesem Moment nicht sehn.
Der letzte Schüler wurde aufgerufen und eingeteilt. McGonagall trug den Hut aus der Halle und Dumbledore erhob sich. Ich hörte ruhig seiner Ansprache zu und erhob mich kurz als er mich vorstellte. Viele Schüler sahen mich interessiert an, andere lächelten spöttisch. Sie trugen grüne Abzeichen und gehörten zum Hause Slytherin. Ich hatte im Lehrerzimmer vom McGonagall vertauensvoll mitgeteilt bekommen, sie seien die schlimmsten im Unterricht. Mal sehen...
Albus beendete seine Rede und die Tische füllte sich mit Speisen. Ich hatte mich unterdessen an diese Art der Bedienung gewöhnt. Am Anfang war ich ziemlich erstaunt gewesen, denn in meinem Elternhaus hatten wir noch Sklaven gehabt. Aber das war schon lange her und viel Zeit war seither vergangen, sehr viel.
Ich genoss das Mahl und unterhielt mich mit den anderen Lehrern. Sie waren meist in ausgelassener Stimmung. Leider machte ich den Fehler, mich auf ein Gespräch mit Professor Trewlany einzulassen, der Lehrerin für Wahrsagen. Sprout warf mir einen mitleidigen Blick zu und lächelte mich bedauernd an. Nach einem fünfzehn minütigem Geschwafel über meine offenbar finstere Zukunft verstand ich auch warum. Bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, von der Tafel aufzustehen ohne unhöflich zu erscheinen, stand ich auf und verabschiedete mich höflich von Sybille Trewlany und den anderen Mitgliedern des Kollegiums. Hagrid verliess gleichzeitig den Tisch und folgte mir hinaus in die Eingangshalle. Dort verabschiedete er sich fröhlich von mir und erwähnte nur noch, er müsse eine spannende erste Woche für die sechste Klasse vorbereiten. Irgendwie schwante mir bei diesen Worten nichts Gutes.
Ich ging hinauf in meine Räume und setzte mich an den Schreibtisch. Ich wollte noch den Rest des Unterrichts der ersten Woche vorbereiten.
Müde sass ich am Tisch und brütete über meinen Pergamenten. Es wurde immer dunkler draussen. Luthien, mein Phönix, schwebte zu mir auf den Tisch und flötete leise. Ich hob den Kopf und strich sanft über ihr warmes Gefieder. Niemand hier wusste etwas von ihr.
Nach einer Stunde hörte ich mit der Arbeit auf. Ich war unterdessen beim Freitag angelangt und ein leiser, sich ankündigender, pochender Schmerz in der Stirn sagte mir, dass es für heute genug war. Ich erhob mich und ging müde zu Bett. Ich schlief schnell ein und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Erzählt von Severus Snape
Ich sass nach dem Abendessen auf einem Stuhl vor Dumbeldores Schreibtisch und erzählte ihm ins kleinste Detaille genau den heutigen Einsatz bei Voldemort.
Er hatte mich am Mittag gerufen. Als ich in die Festung kam, waren die meisten seiner vertrauten Todesser bereits anwesend. Stumm betrat ich den Raum und nahm meine Position im Kreis ein. Es herrschte eine erwartungsvolle Stille. Ich entdeckte Malfoy, Crabbe und Goyle, aber auch McNair und einige neue Todesser, die ich noch nicht genauer kennen gelernt hatte. Ich zitterte innerlich vor Spannung. Obwohl ich es geschafft hatte, wieder zu den Vertrauten des Lords aufzusteigen, fürchtete ich immer, doch noch entdeckt zu werden.
Leise wallte Nebel in der Mitte am Boden auf und verteilte sich langsam im ganzen Raum. Eine gespenstische Stille trat ein. Der Nebel verdichtete sich für einen Moment und rote Augen glommen auf. Mit erhabenen Schritten verliess der dunkle Lord das Gewaber, das augenblicklich abzunehmen begann, um nach kurzer Zeit ganz zu verschwinden. Ein Ruck lief durch den Kreis und alle Todesser fielen auf die Knie. Der Reihe nach küssten wir den Saum des Umhangs Voldemorts und kehrten danach zurück in den Kreis. Da ich ziemlich weit oben in seiner Rangliste stand, musste ich als dritter den Umhang küssen. Ich näherte mich dem Lord auf den Knien und nahm den Gestank nach Verwesung und Tod, der stets von ihm ausging, überdeutlich wahr. Ein Gefühl vom Übelkeit stieg in mir auf, aber ich unterdrückte es und tat was von mir erwartet wurde.
Als sich der ganze Kreis wieder aufgerichtet hatte, ging der dunkle Lord zu einem schwarzen Altar am Ende der Halle und die Todesser folgten. Er trat hinter den Altar und sah uns mit seinen glühenden, erbarmungslosen Augen an. Er musterte jeden, bevor er zu sprechen begann.
„Meine ehrerbietigen Todesser, willkommen zur heutigen Versammlung. Heute gilt es, einen wichtigen Einsatz zu planen. Deshalb habe ich auch nur die treuesten gerufen, von denen ich hoffe, dass ihr es auch ewig bleiben werdet“, fügte er mit drohendem Unterton hinzu.
Er blickte mir direkt in die Augen, aber ich hielt seinem Blick stand und starrte kalt zurück.
„Es geht darum, zu planen, wie wir einen sehr mächtigen Diener holen können. Zur zeit ist er leider noch gefangen, aber das werden wir bald ändern“, fuhr er fort.
Ein erwartungsvolles Murmeln setzte ein unter den anwesenden Todessern, das der Lord mit einem Wink seiner Hand beendete. Ich sah zu Lucius hinüber. Sein Blick verriet, dass er bei diesem Gedanken nicht vor Freude in die Luft springen würde. Er stand beim Lord nur an vierter Stelle, unter dem Ehepaar Lestrange und mir und wäre gerne aufgestiegen und nicht von jemand unbekannten noch weiter hinunter geschoben worden.
Voldemort fuhr mit seiner Rede fort: „Dieses Unternehmen erfordert höchsten Gehorsam und sehr präzise Arbeit. Ein weiterer Grund, warum ich euch ausgewählt habe. Enttäuscht mich nicht“ sagte er mit einem leise drohenden Unterton in der Stimme, der einige Todesser dazu brachte, einen Schritt zurück zu weichen. Ich blieb auf meinem Platz und zwang mich, weiterhin diese scheussliche Kreatur anzusehen.
„Aber nun zum wesentlichen Teil“, und der Lord erläuterte genau, wie er sich die Sache vorstellte.
Stunden später erzählte ich Albus von seinem Plan, einen ägyptischen Zauberer aus einer Gruft zu befreien, in die er vor langer Zeit verbannt worden war. Wie mächtig er war, führte der Lord nicht weiter aus, aber es war offensichtlich, dass er ihm viel bedeutete. Daraus schloss ich, und auch Dumbeldore, das er ein gefährlicher Gegner unter dem Kommando des dunklen Lords werden könnte. Ich schauderte. Noch eine grauenhafte Kreatur mehr, mit der wir zu kämpfen haben würden.
Als ich geendet hatte, merkte ich wie meine Hände zitterten und feucht vor Schweiss waren. Wie sehr ich doch diese Auftritte bei Voldemort und die Erinnerungen daran hasste. Er war grausam und gefühlslos und verfolgte mich seit jüngster Zeit sogar in meinen Träumen. Aber ich durfte nicht aufhören. Zu wichtig waren die Informationen für Albus und das Ministerium.
Ich wollte nur noch in mein Büro. Mein Kopf hämmerte und ich war erschöpft.
Albus entliess mich wenig später und ich stolperte die Gänge entlang, hinunter zu meinem Büro. Es war dunkel draussen und wolkenverhangen.
Ich seufzte erleichtert, als sich die Bürotür hinter mir schloss und die wohlige Düsternis meines Kerkers mich umfing. Mein einziger Wunsch war zu duschen und danach zu schlafen, am liebsten traumlos bis in alle Ewigkeit.
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Hagrids harmlose Tierchen (2. Teil)
Erzählt von Albus Dumbeldore
Eine Woche später
Es war nun schon eine Woche her, seit Severus vom ersten Planungstreffen zurückgekehrt war. Damals hatte ich gleich danach einen Brief an Cornelius Futch geschrieben. Darin hatte ich ihn um Informationen über diesen gefangenen ägyptischen Zauberer gebeten. Doch Futch hatte noch nicht geantwortet.
Seither war Severus noch ein weiteres Mal gerufen worden, heute Abend. Er hatte mir wie immer nach den Treffen Bericht erstattet. Severus sah gar nicht gut aus. Er ass wenig, oder erschien manchmal sogar überhaupt nicht zu den Mahlzeiten. Deutlich sah man ihm die körperliche und seelische Erschöpfung an. Wie konnte ich ihm das nur antun? Aber hatte er das nicht auch von sich aus getan? Ich unterbrach mich. Diesen Gedanken war ich in letzter Zeit schon hunderte Male nachgegangen. Es würde zu nichts führen, wenn ich mir weiterhin den Kopf darüber zerbrach. Aber dennoch...
Auch mich beunruhigte, dass Voldemort offensichtlich sehr grosses Interesse an diesem Hexenmeister hatte, was bestimmt nichts gutes verhiess. Ich hatte nach dem ersten Treffen an Cornelius Fudge geschrieben, in der Hoffnung, er hätte den Groll des letzten Jahres endlich vergessen und würde uns nun beistehen. Aber bis jetzt hatte ich noch keine Antwort erhalten. Es war zum verzweifeln.
Gedankenversunken starrte ich auf die Pergamente auf meinem Schreibtisch. Ich hatte noch so viel zu tun, aber ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Aber es half alles nichts. Die Arbeit musste schliesslich doch irgendwann erledigt werden, also nahm ich meine Adlerfeder wieder zur Hand, und begann den Antwortbrief auch das Schreiben der internationalen Zaubervereinigung aufzusetzen.
Ich war bereits am zweiten Brief des Verbandes zur Bekämpfung schwarzer Magie als mich ein Klopfen aus den Gedanken riss. Ich hob den Kopf und mein Bart schleifte über die frische noch glänzende Tinte und verwischte sie. Ich fluchte leise und stand auf. Ich riefe etwas mürrisch: „Herein!“ und ging hinüber zu einem Schrank um ein kleines Fläschchen mit einer farblosen schillernden Tinte herauszuholen. Es war eine Tinte mit der man bereits geschriebenen löschen konnte, eine nützliche Entdeckung Snapes, damit man nicht alles noch einmal abschreiben musste. Ich sah zur Tür. Wo blieb der Besucher nur?
Das klopfen ertönte erneut und ich erkannte, dass es nicht von der Tür kam, sondern vom Fenster. Auf der Fensterbank sass ein ziemlich beleidigter Uhu, der energisch mit dem Schnabel gegen das Glas klopfte.
Hastig stand ich auf und eilte zum Fenster um es zu öffnen. Der Uhu flog durchs Zimmer und liess ein Pergament auf meinen Schreibtisch fallen, dann drehte er um und flog sofort wieder in die Nacht hinaus. Ich schloss das Fenster und ging raschen Schrittes auf den Schreibtisch zu. In gespannter Erwartung riss ich das Siegel des Ministeriums auf. Der Brief war in amtlichem Ton verfasst:
Sehr geehrter Professor Dumbeldore
Wir haben im Archiv gründlich nachgeforscht, haben aber keine Aufzeichnungen finden können, die auf einen Hexenmeister hindeuten, der in Ägypten eingesperrt sein soll.
Ich habe mich mit den dortigen Behörden in Verbindung gesetzt, und sie haben alle Zauberergefängnisse überprüft. In keinem befindet sich ein Hexenmeister in Haft. So ein Gefängnis ist gar nicht vorhanden. Ich gehe davon aus, dass sie falsche Informationen erhalten haben. In diesem Fall sollten sie ihre Quellen einmal gründlich überprüfen.
Mit freundlichen Grüssen
Cornelius Oswald Fudge, Zaubereiminister
Sprachlos hielt ich den Brief in der Hand. Ich zitterte vor Wut und Enttäuschung. Falsche Informationen? Ich solle meine Quellen überprüfen? Am liebsten hätte ich geschrieen. Ich wusste, dass Cornelius Severus nicht vertraute, aber so etwas war unerhört.
Ich setzte mich auf meinen Stuhl, immer noch zitternd vor Wut. Langsam stieg die Verzweiflung in mir hoch. Wie sollten wir dieses Gefängnis finden, bevor Voldemort seinen Plan in die Tat umsetzte? Nicht einmal seinen Todessern, hatte er den genauen Standort anvertraut. Den sollten sie erst beim eigentlichen Auftrag erfahren.
Ich stützte meinen Kopf in die Hände. Hilflos sah ich mich in meinem Büro um. Severus riskierte für uns sein Leben und das Ministerium konnte nicht einmal das würdigen. Nein, auch ich konnte nichts tun, der Orden konnte nichts tun, wir waren machtlos.
Fawkes kam zu mir herübergeflattert und setzte sich schwer auf meine Schulter. Tröstend schmiegte er seinen schönen Kopf an meine Wange.
„Was soll ich nur tun, Fawkes? Was?“, fragte ich den Phönix verzweifelt.
Fawkes sang leise.
Ich erhob mich mühsam. Es brachte nichts, wenn ich weiter trübsinnig an meinem Schreibtisch sass. Ich sollte ins Bett gehen, denn müde nützte ich niemanden etwas, vor allem nicht Severus.
Fawkes flatterte zurück auf seine Vogelstange und ich schlurfte hinüber in mein Schlafzimmer. Morgen würde es vielleicht ganz anders aussehen, obwohl ich die Hoffnung daran längst aufgegeben hatte.
Erzählt von Severus Snape
Ich wachte auf. Wo war ich? Alles war leicht verschwommen. Ich rieb mir die Augen und die Umrisse wurden klarer. Es war mein Schlafzimmer. Wie lange hatte ich geschlafen. Ich drehte mühsam den Kopf und betrachtete eingehend die Uhr auf dem Nachttisch. Es war Viertel nach Sieben. In einer Dreiviertelstunde hatte ich Unterricht mit den 6.Klassle aus Gryffindor und Slytherin. Oh, wie ich den Tag hasste. Diesen aufgeblasenen Potter Jungen und dazu noch Draco Malfoy, der genauso schmierig war wie sein Vater! Ich musste immer sehr vorsichtig sein, was ich im Unterricht mit ihm erwähnte.
Mühsam schwang ich ein Bein über die Bettkante. Der Boden war eiskalt. Mir schauderte und ich beeilte mich ins Badezimmer zu kommen. Fürs Frühstück war es sowieso zu spät, aber ich wollte noch kurz duschen, bevor ich mich mit der 6.Klasse herumschlug.
Ich zog mich aus und drehte den Wasserhahn auf. Das kalte Wasser spritzte wohltuend auf meinen Rücken und weckte meine Lebensgeister. Ich duschte eigentlich öfter kalt als warm, fiel mir in diesem Moment auf.
Bald darauf schlüpfte ich in meinen Umhang. Er fühlte sich angenehm schwer an. In ihm fühlte ich mich irgendwie sicher. Ich steckte meinen Zauberstab ein und verliess dann mein Büro in Richtung Eingangshalle.
Der Tag hatte schon nicht gut angefangen und er wurde nicht besser. Potter war so arrogant wie immer, Granger drängte jedem ihr Wissen auf und Longbotom brachte seinen Kessel zum explodieren. Drei Schüler mussten darauf in den Krankenflügel gebracht werden. Ich brach die Stunde ab und schickte alle Schüler hinaus. Dann liess ich die drei Verletzten auf Tragen zum Krankenflügel schweben. Als ich in den Korridor zum Krankenflügel einbog herrschte einiger Aufruhr. Dumbeldore sprach aufgeregt mit Professor McGonagall und Mme Pomfrey wuselte aufgelöst umher.
Als Albus mich sah eilte er mir entgegen.
„Severus, was ist passiert?“, fragte er besorgt.
„Longbotom hat seinen Kessel zum explodieren gebracht“, lautete die knappe Antwort.
Mme Pomfrey wuselte herbei und nahm mir Neville, Seamus Finnigan und Goyle ab.
„Was ist los Albus“, fragte ich sofort.
„Es hat einen Unfall gegeben in Pflege magischer Geschöpfe. Hagrid hat einen Feuerskaeda in den Unterricht gebracht und dieser ist ausgerastet. Es herrscht das totale Chaos.“
„Ich geh hin“, kam meine prompte Antwort. Ich hatte einige Erfahrung mit Feuerwesen und wie man sie bändigen konnte. Albus wusste das.
„Danke Severus“, sagte Dumbeldore erleichtert und wandte sich wieder Minerva McGonagall zu.
Ich eilte aus dem Schloss, den Hang zu Hagrids Hütte hinunter. Den Zauberstab gezückt lief ich auf den verbotenen Wald zu. Ich spürte ein heftiges Stechen in der Seite, aber ich achtete nicht darauf. Ich wusste wie gefährlich Skaedas sein konnten.
Einige Schüler standen am Waldrand. Ich eilte auf sie zu und ein verängstigter 4.Klässler von Slytherin deutete auf den Wald.
„Beim Korrall, Professor!“
Ich eilte wortlos an ihm vorbei auf die hölzerne Einfriedung zu. Hagrid stand da und rief laut: „Fuego, komm zurück! Es ist alles in Ordnung!“
Wie konnte man so einem scheusslichen Geschöpf nur einen Namen geben? Typisch Halbriese, solch gefährliche Kreaturen als niedliche Schmusetierchen zu betrachten!
Er sah mich kommen und meinte: „Er ist sonst ganz friedlich!“
Ich unterdrückte mühsam den Drang, mit ihm mal eine ernstes Wort über seine “friedlichen Tierchen“ zu reden und fragte stattdessen kalt: „Wo ist er hin?“
„In den Wald, Professor. Und Professor Draken ist ihm schon hinterher gegangen.“
Ich spürte ein mulmiges Gefühl im Magen. Wie viel Ahnung hatte sie von Skaedas? Sie konnten sehr gefährlich sein, wenn man sie reizte. Alleine hatte man nur schwerlich eine Chance gegen sie. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
Ich stürzte an Hagrid vorbei, durch ein Loch in der Umfriedung, wo offensichtlich etwas ziemlich starkes die Balken zertrümmert hatte. Die Spur war unverkennbar. Angesengte Bäume links und rechts und eine Tunnel im Unterholz. Ich eilte durch den Wald und lauscht angestrengt dem leisen Fauchen der Kreatur vor mir. Ich stürzte hinaus auf eine Lichtung und sah den Skaeda. Er sah aus wie ein kleiner länglicher roter Drache. Aber Skaedas besitzen, anders als Drachen, keine magischen Kräfte und sind auch sonst nicht ganz so stark. Aber es reichte gut um einen Menschen zu töten.
Der Skaeda hatte den Kopf abgewandt. Sein Körper verdeckte das Schauspiel. Der Hals war gebogen und der Kopf zur Erde geneigt. Ich spürte wie mir der Schweiss ausbrach. Hoffentlich war es noch nicht zu spät!
Ich schwang den Zauberstab und schoss einen Fluch auf die Kreatur. Der Fluch traf den schuppigen Rücken und prallte ab. Wütend fauchend fuhr der Skaeda herum. Ich konnte deutlich seine langen scharfen Zähne sehen. Einige waren rot.
Ich machte mich auf einen harten Kampf gefasst. Ein Skaeda konnte zwar keine Magie anwenden, war dennoch aber ziemlich resistent dagegen. Wir sahen uns einen Augenblick berechnend an.
Da hörte ich ein Zischen. Der Skaeda zuckte zusammen und wandte seine Augen von mir ab. Eine Gestalt trat hinter dem Wesen hervor, Vileca. Sie hatte eine Hand auf den Schuppigen Hals gelegt und beruhigte das Wesen. Er senkte den Kopf und liess es sogar zu, dass sie ihm über die Schnauze fuhr.
„Sind sie verrückt?“, platzte es aus mir hervor. Die Spannung brach sich Bahnen und verwandelte sich in Zorn. „Sind sie wahnsinnig? Was soll das verdammt noch mal? Das ist ein Monster! Wollen sie hier hirnlos ihr Leben aufs Spiel setzten?“, ich schrie jetzt.
Vileca zuckte zusammen und sah mir in die Augen. Wieder spürte ich das Verlangen, wie an jenem Abend bei ihrer Begrüssung, zurückzustarren. Aber ich widerstand. Zu gross waren der Zorn und die aufgestauten Gefühle. Mein Job bei Voldemort hinterliess bleibende Eindrücke bei mir. Die Gefühle, die damit verbunden waren, brachen nun hervor und ich schrie sie aus meinem Leib.
Sie wich zurück und blieb kurz vor dem Skaeda stehen. Furcht und Misstrauen legten sich in ihre Augen.
Ich atmete schwer, meine Lungen schmerzten, aber es tat gut, die Gefühle endlich irgendwie abzubauen.
Rasche Schritte ertönten hinter uns. Ich wandte mich um und sah Albus, McGonagall und Hagrid auf uns zueilen. Hagrid lief sofort zu dem Skaeda: „Fuego du dummer Junge, wie konntest du so etwas tun. Hat er sie verletzt Professor?“
„Nein, mir geht es gut“, sagte Vileca leise.
Ich wandte mich wieder ihr zu. Sie eilte über die Lichtung und sah mich nicht einmal an. Sie wich mir sogar aus und rauschte an Albus und Minerva vorbei, ohne ein Wort zu sagen. Einen Moment war sie auf dem Pfad in Richtung Schloss verschwunden.
Ich stand da und hätte mich am liebsten selbst dem Skaeda zum Frass vorgeworfen.
Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Was hatte ich getan? Ich hatte sie grundlos angeschrieen. Ich hatte sie verletzt. Verflucht, warum konnte ich anderen Menschen immer nur wehtun?
Albus kam zu mir. „Alles in Ordnung Severus?“, fragte er besorgt.
„Nicht wirklich“, antwortete ich so leise, dass die anderen es nicht hörten.
„Komm danach noch in mein Büro. Ich muss dich etwas Wichtiges fragen.“ Er eilte weiter zu Hagrid.
Ich wandte mich wortlos ab und machte mich auf den Rückweg Richtung Schloss.
Mit einem brennenden Gefühl im Magen begab ich mich zu Dumbeldores Büro. Vileca war nicht mehr zu sehen. Wieso hatte ich das getan. Sie hatte mich noch nie, wie die meisten anderen Lehrer verbal angegriffen und ich schrie sie grundlos an. Am schlimmsten waren jedoch, das Misstrauen und die Furcht in ihren Augen gewesen. Was hatte ich nur angerichtet?
Ich erreichte den steinernen Wasserspeier und wäre beinahe daran vorübergeeilt, so sehr war ich in meine Gedanken verszbken. Ich sagte das Passwort und liess mich von der Wendeltreppe nach oben tragen. Dumbeldores Büro war leer. Nur Fawkes sass auf seiner Stange, den Kopf unter einem Flügel und die vielen silbernen Instrumente pfiffen und surrten.
Ich setzte mich auf einen Stuhl gegenüber dem Schreibtisch und wartete. Nach zehn Minuten öffnete sich die Bürotür und Albus trat ein. Er ging um den Schreibtisch herum und setzte sich. Einige Minuten sahen wir uns stumm an. Ein brennendes Gefühl der Scham machte sich in meinem Magen breit. Würde er mich jetzt wegen meiner Art gegenüber der Lehrerin anprangern?
Dumbeldores Stimme war ruhig und wirkte sehr gefasst als er fragte: „Severus, was ist genau im verbotenen Wald passiert?“
Ich schluckte schwer. „Nun“, begann ich, „ich kam auf die Lichtung und habe den Skaeda gesehen. Ich habe einen Fluch auf ihn abgeschossen und er wollte auf mich losgehen. Aber dann ist Professor Draken hervorgekommen und hat das Vieh gestreichelt als wäre es ein Schmusetier. Da habe ich die Beherrschung verloren und sie angeschrieen.“ Ich spürte wie mein Gesicht heiss wurde und senkte den Blick.
„Wie hat sie den Skaeda beruhigt?“, fragte Albus weiter.
Ich hob den Kopf. „Sie hat ihn sanft gestreichelt. Sie ist ihm sogar über die Schnauze gefahren“, erinnerte ich mich. Wieso fragte Albus nicht warum ich sie angeschrieen hatte? Worum ging es da überhaupt?
„Sie ist ihm über die Schnauze gefahren“, wiederholte Albus langsam, „ohne dass er aggressiv wurde?“
„Ja.“
„Wie ist das möglich? Skaedas sind sonst nicht von so sanfter Natur.“ Nach einigem Nachdenken setzte er hinzu: „Wie kam Hagrid eigentlich auf die Idee einen Feuerskaeda in die Stunde mitzubringen?“
„Weil er ein Halbriese ist und meist sein Hirn nicht einsetzt“, kam von mir die sarkastische Antwort. Ich wusste, ich hätte das nicht sagen sollen, aber ich hatte es nicht zurückhalten können.
Albus jedoch warf mir nur einen mahnenden Blick zu, dann starrte er nachdenklich vor sich hin. „Eigenartig, sehr eigenartig.“
„Was den Albus?“
„Vileca Draken. Irgendetwas stimmt mit ihr nicht, aber ich komme nicht darauf was.“
„Ich habe bei Voldemort nichts erfahren können, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie keiner seiner Gefolgsleute ist“, erwiderte ich.
„Ich weis. Aber... Nun ich denke, das war alles Severus, du kannst gehen. Wenn ich dich noch einmal brauchen sollte, rufe ich dich.“
„OK“, sagte ich nur kurz angebunden und erhob mich. Ich verliess eilends Albus Büro. Was hatte er auf einmal? Und warum war er sich so sicher, dass Professor Draken gefährlich war. Der Gedanke an sie versetzte meiner Brust einen Stich. „Ich sollte mich entschuldigen“, schoss es mir durch den Kopf. Warum machte ich mir eigentlich so grosse Sorgen? Sonst hatten mich die anderen Mitglieder des Kollegiums selten gekümmert. Aber bei ihr war das anders. Ich konnte mir selbst nicht erklären warum. Zerstreut ging ich langsam den Weg zu meinem Büro hinunter. Ich sollte eigentlich vor dem Abendessen noch einige Aufsätze korrigieren, auch wenn es das letzte war, das ich jetzt tun wollte.
Ich sass nun schon am zwölften Aufsatz und strich mit roter Tinte Fehler um Fehler durch. Hatten die Schüler eigentlich nie richtig schreiben gelernt? Genervt beugte ich mich über den nächsten Abschnitt, als plötzlich ein heisser Schmerz meinen linken Unterarm durchfuhr. Ich keuchte auf. Der glühende Schmerz breitete sich über den gesamten Arm aus und trieb mir die Tränen in die Augen. Dann liess er langsam nach. Ich brauchte nicht auf das dunkle Mal zu starren um zu wissen, dass es sich pechschwarz verfärbt hatte.
Immer noch keuchend erhob ich mich. Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, dass er mich bald rufen würde aber trotzdem erschrak ich jedes mal, wenn ich den brennenden Schmerz verspürte.
Wie in Trance holte ich meinen Todesserumhang und die Maske aus dem Schrank hervor. Ich klemmte beides unter den Arm und verliess mein Büro.
Leise ging ich die velassenen Korridore entlang. Sie waren menschenleer. Die Schüler waren wohl alle beim Abendessen.
Ich erreichte ein altes Gemälde, das einen dunklen Wald zeigte. Kein Tier war darauf zu sehen. Ich sagte leise das Passwort “Dunkelelfe“ und das Gemälde schwang beiseite und gab einen Geheimgang frei. Leise schlüpfte ich hinein in den kalten feuchten Tunnel und machte mich auf den Weg.
Erzählt von Vileca Draken
Ich sass an meinem Schreibtisch. Erinnerungen des Nachmittags wirbelten durch meinen Kopf.
Ich hatte Snape etwas fragen wollen, Zaubertränke betreffend, und von dem losgelassenen Feuerskaeda erfahren. Ich war sofort in den Wald geeilt, um ihn zu bändigen. Als ich ihn mit leise zischend gesprochenen Worten beruhigt hatte, tauchte Snape auf. Er griff den Skaeda an und ich musste erneut auf die Kreatur einreden. Als er mich aber sah, schien er auszurasten. Er schrie mich an, ob ich wahnsinnig sei. Er tobte wie ein wildes Tier, das die Kontrolle über sich verloren hatte.
Ich sah jetzt noch sein Gesicht vor mir, weiß und verzerrt, glitzernd vor Schweiss. Was hatte ihn nur so erschreckt? Wusste er was es bedeutete? „Hör endlich auf damit!“, sagte ich bestimmt zu mir selbst. Und wenn er es wusste? Ich musste mir eingesehen, dass mir das gar nicht mal so unlieb gewesen wäre.
Mein Blick fiel auf die Notiz, die noch immer auf dem Schreibtisch lag. Das hatte ich den Meister der Zaubertränke eigentlich fragen wollen. Sollte ich es jetzt noch tun? Viel schlimmer konnte es ja nicht mehr werden.
Ich erhob mich und trat hinter dem Schreibtisch hervor. Ich nahm meinen Zauberstab von der Tischplatte und verliess entschlossen das Büro. Als sich die Tür hinter mir schloss, legte ich meine ausgestreckte rechte Hand darauf und verschloss sie magisch. Ich mochte es nicht wenn irgendjemand in meinem Büro herumstöberte.
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Der Tempel des Feuers (1. Teil)
Erzählt von Severus Snape
Ich apparierte in die Vorhalle von Voldemorts Festung. Es war kalt und feucht, wie immer. Mit festen Schritten ging ich auf die grosse Flügeltür am anderen Ende des Raumes zu und betrat den grossen Saal. Ohne zu zögern durchquerte ich ihn und gelangte durch eine kleinere Tür in einen dahinter liegenden Raum. Er war von einem Kaminfeuer erleuchtet und nur mit einem Tisch und einigen Stühlen ausstaffiert. Mehr brachte er aber auch nicht. Hier trafen sich die engsten Vertrauten Voldemorts. Der Kreis war schon beinahe geschlossen und ich nahm still meinen Platz ein. Lucius warf mir einen kurzen vernichtenden Blick zu und wandte dann seine Aufmerksamkeit der Stirnseite des Raumes zu. In Nebel gehüllt erschien der Dunkle Lord an dieser Stelle und trat feierlich auf den Kreis zu.
„Heute, wehrte Gefolgsleute“, begann er, „ist der Tag, an dem sich vieles entscheiden wird. Es wird sich entscheiden, ob die dunkle Seite auch weiterhin siegreich sein wird und ob wir weitere Verstärkung erhalten.“
Ein Raunen ging durch den Kreis und Lucius starrte Voldemort wie hypnotisiert an.
Voldemort trat an den Tisch heran Alle sahen zu ihm auf.
„Nun macht euch bereit, bald werdet ihr den Ort sehen, über den ich schon so viel gesprochen habe.“
Voldemort hob die Arme und begann leise zu sprechen, alle anderen fassten sich an den Händen. Nebel breitete sich auf dem Boden aus und hüllte uns langsam ein. Als er so dicht war, dass ich kaum mehr den Todesser neben mir erkennen konnte, befiel mich plötzlich heftiger Schwindel. Beinahe wäre ich eingeknickt, aber ich schaffte es, stehen zu bleiben. Am Zug an meinen Händen erkannte ich, dass die Todesser neben mir auch Probleme hatten. Der Schwindel wurde stärker und ich konnte mich kaum mehr halten. Da wurde es plötzlich hell. Der Nebel begann zu leuchten, in einem grellen rot, und dann, verflüchtigte er sich rasch.
Ich hob den Kopf. Mir war schwindlig und ich musste mehrere Male blinzeln, bis die Umgebung wieder klarere Umrisse annahm. Zuerst hatte ich keine Ahnung wo ich mich befand. Ich erkannte nur Voldemorts Silhouette vor mir im dunkel der Nacht und in der Ferne einige dreieckige Schatten. Ich machte einen Schritt und hört ein Knirschen unter meinen Füssen. Ich sah rasch an mir hinunter und erkannte feinen gelblichen Sand. Waren wir in einer Wüste?
Voldemort drehte sich zu seinen Todessern um, die sich nun alle aufgerichtet hatten.
„Kommt. Lasst uns beginnen!“
Damit drehte er sich um und machte sich auf den Weg. Nach wenigen Minuten tauchte ein rechteckiger Schatten vor uns auf. Voldemort steuerte direkt darauf zu. Langsam wurden die Umrisse deutlicher und ich erkannte mit Staunen eine ägyptische Tempelanlage vor uns. So weit, war Voldemort noch nie gereist für seine Pläne, zumindest nicht soviel ich wusste.
Der Tempel hatte einen breite Vortreppe, an der die Zeit schon merkliche Spuren hinterlassen hatte. Ein von kunstvoll verzierten Säulen gestütztes dreieckiges Dach überdeckte den Eingang. Dort standen zwei Steinfiguren, die aussahen, wie kleine Ausgaben von Sphinxen. Merkwürdigerweise, wiesen sie keinerlei Spuren von Verwitterung auf.
Voldemort betrat das innere des Tempels und die Todesser folgten. Im Innern befand sich eine grosse leere Kammer. Voldemort ging zielsicher auf die hintere Wand zu und wischte den Staub von den verwitterten Hyroglyphen. Leise murmelnd las er die Inschrift vor. Dann legte er eine knochige Hand darauf und verfiel in einen leisen Singsang. Die Todesser bildeten einen Kreis um ihn und stimmten wie auf Kommando mit ein. Leiser dumpfer Gesang erhob sich im Raum und steigerte sich langsam. Als er seinen Höhepunkt erreicht hatte, glühte die Wand plötzlich rot auf und begann sich dann knirschend nach hinten zu bewegen. Sie gab einen schmalen Abstieg ins innere des Tempels frei. Leise kletterten wir die staubigen alten Stufen hinunter. Sie waren bröcklig und ich musste sehr aufpassen um nicht in meinen Vordermann hineinzustolpern, wenn wieder einmal ein Teil einer Stufe unter meinen Füssen wegbrach. Unten angekommen befanden wir uns in einer Kammer, an deren Ende ein steinerner Sarkophag stand. Voldemort ging entschlossen darauf zu und schob den Sarkophag mit einem Wink seine Zauberstabs zur Seite.
„Es ist nicht ratsam, die Wächter zu wecken“, flüsterte er nur leise und wandte sich wieder der Wand zu. Ich wandte mich um. Neben dem Abstieg standen wieder zwei solche Katzenstatuen, ebenso sass eine auf dem Sarkophag. Die Zeit schien spurlos an ihnen vorübergegangen zu sein.
Voldemort wandte sich wieder der Wand hinter dem Sarkophag zu und wir bildeten wieder einen Halbkreis um ihn und begannen mit unserem Singsang. Langsam schwoll der Lärm an und der dunkle Lord legte nun beide Hände auf die Wand und begann mit einem alten, aber mächtigen Zauberspruch. Die Wand erglühte und der Raum wurde sehr heiss. Mir lief der Schweiss über die Stirn, aber ich wagte nicht den Singsang zu unterbrechen. Voldemorts Worte über die Wächter gingen mir nicht aus dem Kopf.
Ein laues Krachen ertönte und die Wand fiel in sich zusammen. Helle Flammen loderte auf und versperrten den Weg durch die neu Öffnung. Wir aber fuhren mit unserem Singsang fort und kämpften das Feuer langsam nieder. Sichtbar wurde noch eine Kammer. Voldemort erhellte den Raum und ich erkannte einen Kerker. An der hinteren Wand hingen Ketten, die um die abgemagerten Gelenke eines zusammengesunkenen Mannes gelegt waren. Er war so dünn, dass man durch seine zerrissene Kleidung hindurch die einzelnen Rippen unter der Haut deutlich sehen konnte. Die Flammen, welche die Ketten umloderten, gingen langsam zurück und erstarben. Voldemort entfernte sie mit einem entschlossenen schlenkern seines Zauberstabs und ging auf die kümmerliche Gestalt zu. Leise fauchende Geräusch begleiteten seinen Weg. Aber sie hielten auch noch an, als der dunkel Lord stehen blieb. Mir rann ein Schauer über den Rücken.
Langsam wandte ich den Kopf, weg von dem Gefangenen, hin zu dem zur Seite geschobenen Sarkophag. Die sphinxähnliche Figur, die auf dem Deckel gesessen hatte, stand auf allen vier katzenähnlichen Beinen auf dem Grabmahl. Sie hatte ihren Mund geöffnet und liess das leise Fauchen ertönen. Bevor ich reagieren konnte, sprang sie auf mich zu. Sie war ungefähr so gross wie ein Puma und hatte eine ungeheure Kraft. Sie prallte mit voller Wucht auf meine Brust und grub ihre langen Krallen tief hinein. Mit einem Hieb ihrer Tatze riss sie mir die Maske vom Gesicht. Ihre langen Reisszähne glänzten nur Zentimeter vor meinen Augen. Ein stechender Scherz durchzuckte meine Brust und ich krachte mit dem Rücken gegen die zerborstene Wand. Auch die beiden Minisphinxen am Eingang waren erwacht und stürzten sich nun auf die anderen Todesser. Lucius, alarmiert durch die erste Katze, wirbelte herum und begann Flüche auf die seltsamen Wesen zu schiessen. Ein Todesfluch traf eine der Katzen am Kopf. Sie kreischte laut auf und brach zusammen. Vor unseren Augen verglühte ihr Körper und wurde zu Asche.
Aber die anderen beiden waren jetzt gewarnt und liessen sich nicht mehr so leicht erwischen. Die auf meiner Brust gesessen hatte sprang plötzlich zur Seite und ein Todesfluch raste nur knapp an mir vorbei. Ich wandte den Kopf und sah direkt in Lucius leise feixendes Gesicht. Es wäre nur zu leicht für ihn mich jetzt zu töten, schoss es mir durch den Kopf. Mühsam kämpfte ich mich hoch. Der Schmerz in der Brust raubte mir fast die Sinne. Wie Feuer zog er von der Wunde aus weiter. Ich fürchtete, dass die Krallen der Katze Gift enthalten hatten. Voldemort trat aus dem Kerker und führte den Gefangenen auf einer Trage mit sich. Seit wann gab sich der Lord so Mühe um einen Gefolgsmann?
Wir versuchten schleunigst die Kammer zu verlassen. McNair sprengte den Eingang hinter dem letzten Todesser und schaffte es, die übrigen zwei Katzen einzupferchen. In der Hauptkammer eilten wir sofort zur Tür. Hier erwartete uns eine weitere böse Überraschung. Ich hatte die beiden Figuren vor dem Tempel ganz vergessen, aber jetzt standen sie fauchend, mit glühend roten Augen und offenen Mündern, vor uns. Plötzlich löste sich die Trage des Lords in Luft auf und die erbärmliche Gestalt fiel zu Boden. Voldemort fluchte laut und schoss einen Todesfluch auf die Katze am Eingang. Sie konnte nicht mehr schnell genug ausweichen und wurde an der Flanke getroffen. Wie schon die Erste verglühte sie zu Asche. Die andere hingegen griff an und erwischte Bellatrix Lestrange am Arm. Sie schrie auf und begann wie wild Flüche durch die Gegend zu schleudern. Voldemort rief sie zurück, beschwor die Trage wieder herauf und verliess den Tempel. Alle Todesser folgten fluchtartig. Lucius sprengte den Eingang hinter uns, dann stellten wir uns wieder in den Kreis und begannen unseren Singsang. Ich hatte Mühe mich auf den Beinen zu halten. Das Feuer breitete sich in meinem ganzen Körper aus und verursachte höllische Schmerzen. Ich war aber nicht der einzige, den es erwischt hatte. Bellatrix Arm blutete stark und McNair hinkte. Sein Fuss war in blutige Fetzen gerissen. Der Nebel bildete sich wieder und wir teleportierten uns wieder in Voldemorts Festung. Dort angekommen, verschwand Voldemort mit dem Gefangenen in seinen “Privaträumen“ und entliess uns somit für heute Nacht.
Mühsam schleppte ich mich aus der Halle und machte mich bereit zu disapparieren. Es war schwer sich zu konzentrieren, aber ich schaffte es und verschwand in Richtung Hogwarts.
Ich kam im verbotenen Wald an und schleppte mich hoch zum Schloss. Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Ich sah schon das Schlosstor vor mir auftauchen, als meine Beine nachgaben. Ich kämpfte mich mühsam wieder hoch. Die Umgebung begann zu verschwimmen, aber ich schaffte es die Treppe herauf und in die Eingangshalle. Dann brach ich endgültig zusammen. Sollte das mein Ende sein? Als es langsam vor meinen Augen dunkel zu werden begann, hörte ich schnelle Schritte die Treppe herunterkommen. Dann fiel ich in die unendliche Schwärze der Ohnmacht.