Hermine besteht die Prüfungen mit fliegenden Fahnen, bricht jeden Rekord den Hogwarts je zu bieten hatte und erhält von der UOML - der University Of Magic London ein Angebot für einen Stipendiumsplatz. Sie wird gebeten, sich bis zu Beginn des nächsten Semesters zu entscheiden. Sie hat dafür drei Monate Zeit.
Sie hat das neue Projekt mit Snape in Angriff genommen. Für die Dauer der Ferien darf sie, in Absprache mit dem Schulleiter, in ihrem Headgirl-Zimmer im Gryffindor-Turm wohnen bleiben.
Wie üblich wird während der Arbeit im Labor kein großartig privates Wort gewechselt - aber die Atmosphäre ist seit dem Tag in London eine andere... lockerer und leichter als vorher - aber gleichzeitig auch von einer seeehr positiven Spannung durchzogen die die beiden jedoch streckenweise etwas überfordert... Hermine und Snape versuchen, es zu vermeiden, daß sie sich berühren, aber wenn es doch geschieht, scheint jedesmal für einen Moment alles stillzustehen und danach sind sie relativ hektisch bemüht, Aktivitäten zu finden, die verhindern, daß man sich in die Augen sehen muß.
Snape hat Hermine das Buch nicht zurückgegeben - sie hat es nicht erneut zurückgefordert.
Zwei Wochen nach dem Abschlußball (bei dem Snape und Hermine sich selbstverständlich nicht über den Weg gelaufen sind...) erklärt Snape, daß er für drei Tage nicht ins Labor kommen werde. Er habe einige Dinge zu erledigen. Die Laborarbeit bis dahin lief hervorragend. Ohne die Störungen durch den Schulbetrieb konnten Hermine und Snape täglich mehrere Stunden im Labor verbringen. Snape war allerdings - vor allem in den letzten beiden Tagen offenbar extrem müde. Vorsichtig darauf angesprochen, winkte er ungehalten ab und erklärte, daß er halt auch noch anderes zu erledigen habe und daß das auch der Grund sei, warum er drei Tage nicht ins Labor kommen würde. Hermine akzeptiert selbstverständlich. Sie bekommt Snape in diesen Tagen nicht zu Gesicht. Weder beim Essen, noch irgendwo in den Gängen und nicht einmal zufälligerweise im Labor.
Der dritte Tag vergeht und sie hat noch immer nichts von ihm gehört.
Der vierte Tag vergeht ebenfalls...
Unter seltsamen Umständen ist er am fünften Tag wieder da und tut im Labor so, als sei absolut nichts gewesen. Keine Erklärung, keine Kommentare - als wäre er gar nicht weggewesen... zwei kurze Ansätze von Hermine erstickt er mit bitter-bissigen Kommentaren und dann gehen sie zur Tagesordnung über... Snape scheint allerdings noch massiv müder und geschaffter als vor seiner Abreise, weshalb Hermine irgendwann wieder zu einem zwischen ihnen bewährten Mittel greift...
Sehr geehrter Kollege,
... jedenfalls dachte ich, daß wir das mittlerweile wären. Aber es scheint, daß wir in unserem Miteinander einen großen Schritt nach hinten gemacht haben.
Doch da sich zwischen uns das Schreiben von Briefen bewährt hat, greife ich erneut zu diesem Mittel.
Was ist los! Severus, bitte sagen Sie mir, was mit Ihnen los ist! Sie schlafen in den Laborzeiten beinahe neben mir ein, Sie sind unkonzentriert. Vielleicht dringen diese Zeilen bis zu Ihnen durch, wenn ich nicht von der Sorge um Sie spreche, sondernIhnen sage, daß Sie das Projekt gefährden, wenn Sie - was unumgänglich scheint - anfangen, Fehler zu machen. Sie sind völlig erledigt!
Ich weiß nicht, was Sie in diesen Tagen gemacht haben, aber ich weiß, wie Sie zurückgekehrt sind und was Helena und Alexander davon gehalten haben! Sie haben wie die Verrückten an meine Scheibe geklopft, bis ich ihnen auf dem Weg nach Hogsmeade gefolgt bin. Daß ich auf Sie getroffen bin und wie Sie reagiert haben, brauche ich Ihnen wohl kaum noch einmal zu erzählen. So schroff und abweisend waren Sie ewig nicht mehr. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich im ersten Moment das Gefühl, Sie würden mich gar nicht erkennen. Und als Sie mich erkannt haben, schienen Sie sich zwar für eine Sekunde zu freuen, aber dann... Severus, es gibt absolut keinen Grund, mich dermaßen anzubrüllen, nur dafür, daß ich Ihnen auf einem Weg entgegenkomme, weil ich mir Sorgen gemacht habe.
Ich bin sicher, daß auch Sie den Tagespropheten des nächsten Tages gelesen haben, in dem von dem "mörderischen Duell in Hogsmeade" am Abend Ihrer Rückkehr die Rede war. Es waren, laut Zeitung, mehrere Magier daran beteiligt. Drei vermummte Zauberer sollen einen vierten, schwarz gekleideten, großen, schwarzhaarigen Zauberer angegriffen haben. Der TP schreibt, daß die Identität der beiden toten Angreifer noch ungeklärt ist und daß von dem dritten Angreifer sowie von dem Opfer jede Spur fehlt...
Waren Sie darin verwickelt? Hat man Sie angegriffen, Severus? Warum waren Sie so erschrocken, als Sie mich gesehen haben? Warum sind Sie so müde? Was kann ich für Sie tun? Und wie komme ich wieder an Sie heran?
Denn es gäbe noch so viel anderes zu fragen, wie zum Beispiel, warum die Liste der besonders speziellen Bücher die mir unsere Bibliothekarin im Laufe der letzten fünf Jahre heimlich immer mal wieder zum ausleihen "beschafft" hat in Ihrer Handschrift verfasst ist - der Grund dafür interessiert mich vor allem deshalb, weil es offenbar nicht eine an einem Tag heruntergeschriebene, sondern über die Jahre immer wieder ergänzte Liste ist und weil hinter diversen Titeln der Vermerk "privat" zu finden ist... Ich habe die Liste gefunden, als ich gestern mangels Laborarbeit, da Sie nicht aufzufinden waren, in der Bibliothek bei den aktuellen Archivierungen geholfen habe...
Desweiteren stellt sich mir die Frage, wie es sein kann, daß mir die UOML einen Stipendiumsplatz angboten hat. Ich hatte mir bei dem Angebot nichts gedacht, bis ich vorgestern erfahren habe, daß man sich nicht nur für einen Stipendiumsplatz bewerben muß, sondern diese auchextem begehrt und gleichzeitig extrem dünn gesäht sind. Angeblich muß man vor einem Gremium einen Test ablegen, der von mir nie gefordert worden ist. Es gibt, laut Ginevra Weasley aber auch die Möglichkeit, eines einflußreichen Fürsprechers, der vom Fach sein muß (womit der Schulleiter und Professor McGonagall ausfallen...). Haben Sie als Fürsprecher für mich ein gutes Wort eingelegt ohne mir das zu sagen? Wenn ja - warum? Wollen Sie, daß das Projekt hier in Hogwarts so schnell wie möglich erledigt ist? Wollen Sie, daß ich gehe?
Aber diese beiden letzteren Fragen verschwinden hinter der Dringlichkeit, daß Sie mir mitteilen sollten, was mit Ihnen los ist, bevor noch etwas passiert! Severus, ich mache mir Sorgen um Sie!
Mit besorgten Grüßen
Hermine