Und trotzdem, weiter geht´s:
Doch Virginia drehte sich nur zur Seite und begann zu schluchzen. Sie stand so schnell wie möglich auf und ging wieder an ihren Schrank. Sie holte einen langen, für sie viel zu großen, giftgrünen Pullover und eine weite, schwarze Jeans heraus. Jake war zu ihr gekommen und strich ihr sanft über die linke Schulter. Dann küsste er sie auf den Hals. Genau an der Stelle kribbelte es nun unbeschreiblich schön. Virginia verglühte förmlich. Sie fühlte sich, als würde sie gleich schmelzen, wie Eis in der Sonne. "Jake es geht nicht. Ich habe einen Auftrag. Und was uns betrifft. Da habe ich noch zu viele Zweifel." flüsterte Virginia nieder-geschlagen und hielt seine Hand fest. Mit diesen Worten legte sie den Pullover zurück und nahm ein rückenfreies Top heraus. Schnell zog sie es an. Es war zu viel für sie. Da stand Jake hinter ihr, zum Greifen nahe. Er wollte ihr sagen, dass er sie liebte. Und was tat Virginia? Sie wies ihn ab. Aber warum? Sie verstand sich in diesem Moment selbst nicht mehr. "Ich zieh´ mich nur schnell um und dann suchen wir uns einen Ort, wo wir problemfrei übernachten können." murmelte sie abwesend und schlüpfte in die Jeans. "Aber Kleine. Ich will dir doch nichts tun. Du bist die Einzige für mich." versuchte Jake sie umzustimmen. Langsam schob er das Top wieder nach oben. Doch Virginia ließ sich nicht beirren.
Auch wenn es ihr wehtat. Sie nahm Jakes Hände von ihrem Körper und entfernte sich einige Schritte. Das war nicht Jakes Art. Warum verhielt er sich nur so seltsam?
"Meister? Du kannst reinkommen! Du musst nicht am Schlüsselloch stehen um uns zu über-prüfen. Es ist nichts passiert." rief sie auf einmal. Kurz danach öffnete sich die Tür und Richard kam leicht errötet dazu. "Du hast es gemerkt?" Es war ihm peinlich auf diese Weise darauf angesprochen zu werden. "Du stehst da doch schon, seid ich Jake das Amulett umhängen wollte." bemerkte Virginia kühl und hob dieses auf. "Komm Jake ich will das jetzt schnell hinter mich bringen. Sobald dein Schutzgeist dich gefunden hat musst du mir die Federn zurückgeben, damit mich meiner auch finden kann. Ohne bin ich aufgeschmissen." erklärte Virginia nun wieder ernst und sie knotete das Lederband um Jakes Hals. "Wir werden diese Nacht über hier bleiben. Ich gehe auf den Balkon und achte darauf, dass keiner durch das Fenster kommen kann. Jake du gehst nach draußen vor die Tür und passt auf, dass von dort keiner eindringen kann. Virginia du brauchst Schlaf, also legst du dich hin und versuchst wenigstens ein bisschen auszuruhen." bestimmte Richard auf die Schnelle und alle nahmen ihre Plätze ein. Stunden vergingen, doch Virginia konnte kein Auge zutun.
Immer wieder schreckte sie auf, weil sie dachte, sie hätte etwas gehört. Dann kam Richard zu ihr und strich ihr über die Stirn. "Es wird alles gut. Du hast es schon fast geschafft. Die Lösung ist zum Greifen nahe!" murmelte er dabei immer wieder. Virginia verstand nicht, doch es hatte eine gute Wirkung. Immer wenn Richard diesen Satz sagte, verfiel Virginia in einen Ruhezustand, der nicht schlafend, aber auch nicht wachend war. Sie begann zu träumen. Der Mond stand weit über dem Gebäude und warf seinen Schatten genau darauf. Plötzlich war eine Frau neben ihr erschienen. Es war nicht Will auch keine der Lehrerinnen und auch keine ihrer Freundinnen; es war Virginias Mutter. Sie setzte sich auf die Bettkante neben Virginia und ließ ihren Blick zu Richard, der vor dem Fenster eingeschlafen war und dann zu der verschlossenen Tür, vor der Jake saß schweifen. "Sie alle wollen nur dein Bestes." hauchte sie schließlich. Virginia nickte verschlafen. "Aber Jake..." begann Virginia langsam. Ihr Kopf tat weh und sie konnte kaum klar denken, doch ihre Mutter konnte sie klar und deutlich sehen und hören. "Jake ist ein guter junger Mann. Er ist wie dein Vater damals war. Er macht sich sorgen um dich. Er versucht dich - wie nennt ihr das? - rumzukriegen, weil er glaubt, er könne dich dann besser beschützen. Doch das macht dir noch mehr Angst. Marq war unser bester Freund. Er wollte uns und dich auch nur beschützen und jetzt ist er tot. Du darfst das hier nicht aufgeben. Da draußen sind die zwei wichtigsten Menschen deines Lebens und du willst aufgeben. Ich darf nicht lange hier beleiben, deshalb gebe ich dir einen kleinen Tipp. Du darfst mir dann nur noch Fragen stellen, die nichts mit deiner Prüfung zu tun haben." erklärte Victoria ernst und nahm Virginia in den Arm. "Es ist nicht alles so wie es scheint. Unter Stress verhalten sich Menschen oft ungewohnt. Achte auf deine Umwelt." flüsterte sie dann. Victoria sah viel sagend zu ihrer Tochter hinab. Virginia brannte eine Frage auf der Zunge, die sie nun endlich beantwortet haben wollte. "Wieso gerade Richard? Er ist ein Vampir. Wieso habt gerade ihr euch ineinander verliebt?" fragte sie noch ernst als ihre Mutter. Victoria sah Virginia überrascht an. "Liegt das nicht auf der Hand? Warum bist du in Jake verliebt? Warum nicht einer deiner Brüder? Meine Kleine, ich habe so lange darauf gewartet mit dir sprechen zu können. Jetzt ist es so weit. Ich hatte Angst vor diesem Gespräch, aber es bleibt mir wohl nicht erspart." seufzte Victoria leicht und schlug das rechte über das linke Bein. Virginia sah sie gespannt an. "Es war unser Schicksal. Nichts geschieht ohne Grund. Mein Tod hatte einen Sinn und wenn ich dich sehe, weiß ich, dass es richtig war mich meinem Schicksal zu beugen. Es war mir vorherbestimmt Richard kennen zulernen, mich in ihn zu verlieben und dann eine wunderbare Tochter von ihm zu bekommen. Und du bist der Sinn seines Lebens und der spätere Sinn in Jakes Leben. Erklärt dir das deine Frage?" Virginia nickte. Das hätte sie nicht erwartet. Aber wenn Jake ihre Bestimmung war, warum fühlte sie sich dann so unwohl? Doch bevor Virginia diese Frage stellen konnte begann Victoria langsam zu verschwinden. Eine Träne rann über Virginias Gesicht, als Victoria zu einem kleinen, chritallenen Silberschauer wurde, der kurze Zeit später verschwand. Danach schlief Virginia um einiges ruhiger. Das Gespräch mit ihrer Mutter hatte sie beruhigt. Sie wusste, wie nah sie an der Lösung dieser Aufgabe war, doch die Ungewissheit machte ihr Angst. Sie weinte die ganze Zeit über. >Selbst im Schlaf konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Doch die Morgensonne ging pünktlich um 6:29 Uhr auf und weckte Virginia mit ihren, für den Winter sehr warmen Strahlen.