Soo..zur späten Stunde gibt es von mir noch einen Oneshot. Mir war einfach danach, meine Laune auszuschreiben. Und das ist dabei heraus gekommen. ^^
Viel Spass beim Lesen und ich freue mich über Kommis!
Der Mond schimmerte vom Himmel hinab und spiegelte sich im dunklen Wasser des schwarzen Sees. Sie spürte eine leichte Brise, die über ihr Gesicht streifte und eine einzelne Träne trocknete, die ihr über die Wange lief. Sie setzte sich in das Gras und schlang ihre Arme und die Beine. Den Kopf auf die Knie gelegt, starrte sie auf die schwarze Fläche hinaus, die vor ihr lag. Ihre Gedanken überschlugen sich, wie schon so oft in der letzten Zeit.
Ich liebe ihn, das weiss ich, aber ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, dem ich nicht vertrauen kann.
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und dachte nach.
Wieso vertraue ich ihm nicht? Woran liegt es? Habe ich Angst, verletzt zu werden? Ist es das? Ja. Ich will nicht einfach eine von vielen sein. Ich will die Eine sein. Nur die Eine.
Sie hörte Schritte hinter sich, drehte sich aber nicht um. Sie erkannte sie gleich. Wie viele Male hatte sie sie schon gehört, als er den Gemeinschaftsraum durchquert hatte. Sie hatte sie erst unbewusst wahrgenommen und dann mit der Zeit immer bewusster. Bald hatte sie auch gemerkt, dass ihr Herz schneller schlug, als normalerweise und sie war sich sicher, dass es jeder im Gemeinschaftsraum hören konnte.
Die Schritte kamen näher und verstummten nach einigen Sekunden. Sie wusste, dass er stehen geblieben war. Er stand wahrscheinlich direkt hinter ihr.
Was will er denn jetzt hier? Ich will alleine sein. Ich will nicht mit ihm reden.
Sie stand auf und ging, ohne sich um zudrehen, auf den kleinen Steg zu, der weiter links am Ufer angebaut worden war und bis hinein in den See führte. Sie lief dem Steg entlang und setzte sich ans Ende und liess ihre Beine über dem Wasser baumeln.
Steht er immer noch dort? Wieso hat er mich nicht aufgehalten?
Sie drehte vorsichtig den Kopf und war einen kurzen Blick über ihre Schultern. Dort sass er, etwas unbeholfen und starrte über den See.
Er wusste, dass sie zu ihm hinüber sah, wandte seinen Blick aber nicht vom schwarzen Wasser ab. Er wollte sie zu nichts drängen. Im Grunde hatte er sie schon längst aufgegeben. Ihre kühlen Abweisungen ihm gegenüber konnte er nicht vergessen. Auch wenn er es stets versuchte, diese lässig wegzustecken, trafen sie ihn dennoch immer wieder.
Ich kann es nicht ändern. Sie mag mich nun mal nicht so, wie ich es mir wünschte. Auch wenn ich sie liebe, kann ich sie zu nichts zwingen.
Er seufzte und erhob sich wieder. Er wagte einen Blick hinüber zum Steg und sah, wie ihr Gesicht im leichten Mondschein glänzte.
Hat sie geweint?
Er hob seinen rechten Arm und winkte ihr kurz zu. Zögerlich winkte sie ihm zurück und blickte ihn an.
Nun geh doch schon zu ihr hinüber. Rede mit ihr. Was ist so schwer daran? Du hast schon tausendmal mit ihr gesprochen.
Mit langsamen Schritten machte er sich auf den Weg zum Steg und blieb kurz davor stehen. Sie hatte jeden einzelnen Schritt von ihm beobachtet und merkte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte mit jedem Meter, der er ihr näher kam. Sie lächelte ihm entgegen und setzte sich ein wenig zur Seite, um ihm Platz zu machen, falls er sich dazu entscheiden sollte, sich zu ihr zu setzen.
Er zögerte einen Moment, entschied sich aber dann doch dazu, ihr Gesellschaft zu leisten. Er liess sich neben ihr nieder und sah sie an.
„Hi“, sagte er leise und sah sie an. Sie hob den Kopf und blickte ihn an. Seine braunen Augen strömten eine solche Wärme aus, dass sie nicht umhin kam, zu lächeln.
„Hallo“, antwortete sie ebenso leise und liess ihren Blick dann wieder über das Wasser schweifen.
„Was machst du denn hier draussen?“, fragte er nach einigen Minuten.
Sie liess sich Zeit mit der Antwort, aber es schien ihn nicht zu stören.
„Nachdenken. Und du?“
Er sah sie von der Seite her an und runzelte leicht die Stirn.
Soll ich ihr die Wahrheit sagen?
„Ich habe dich gesucht“, sagte er nach weiteren Minuten der Stille.
Sofort schlug ihr Herz schneller, als sie das hörte.
]Er hat mich gesucht?
„Du hast mich gesucht? Weshalb denn?“
Er zögerte einen Augenblick, bevor er ihr antwortete.
„Ich bin mir nicht ganz sicher.“, sagte er. Es war die Wahrheit. Er wusste wirklich nicht, wieso er hier draussen nach ihr gesucht hat.
„Hm.“, meinte sie und strich sich erneut eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Er wollte etwas sagen, doch sie war schneller.
„Ich kann das nicht. Noch nicht.“
Er sah sie überrascht an. Wovon redete sie?
Sie stand auf und sah nochmals auf ihn hinab.
„Es tut mir Leid. Ich kann es einfach nicht.“
Jetzt ist es raus. Jetzt muss er es akzeptieren. Auch wenn es die grösste Lüge ist, die ich mir jemals angetan habe. Aber ich kann nicht mit ihm zusammen sein. Auch wenn ich ihn liebe.
Er sass ein wenig perplex da und seine Gedanken überschlugen sich. Er hörte, wie sie sich in Bewegung setzte und sprang auf. Beinahe wäre er auf dem nassen Steg ausgerutscht und ins Wasser gefallen.
„Warte!“, rief er.
Jetzt oder nie. Ich will sie nicht verlieren. Ich muss einfach noch einen letzten Versuch riskieren.
Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
„Ich weiss, dass du mir noch nicht vertraust. Du denkst, ich würde mit jedem Mädchen nur spielen und ihre Gefühle verletzen. Aber das stimmt nicht - nicht mehr. Ich bin nicht mehr der gleiche, naive Junge wie ich es früher war.“
Er ging einen Schritt auf sie zu.
„Ich kann dich nicht zwingen, das für mich zu fühlen, was ich mir wünschen würde. Ich kann dir nicht die Entscheidung abnehmen, dich mit mir einzulassen oder nicht. Es ist dein Leben und du selbst entscheidest, ob ich auch einen Teil in deinem Leben einnehmen kann oder nicht.“
Er hielt inne und wartete auf eine Reaktion von ihr. Doch sie reagierte nicht. Er beobachtete sie. Ihre roten Haare glänzten im Mondlicht und er konnte durch die Brise, die über den See wehte, ihren Duft wahrnehmen und schloss für einen Moment die Augen.
Als er die Augen wieder öffnete, hatte sie sich umgedreht und sah ihn an.
Meint er es ernst? Kann ich ihm vertrauen?
Sie setzte zu einem Schritt an, übersah jedoch einen kleinen Stein, der genau auf der Stelle lag, auf die sie trat. Sie geriet ins Stolpern und versuchte sich irgendwo festzuhalten, aber sie konnte keinen Halt finden. Sie rutschte mit dem anderen Fuss auf dem ohnehin nassen Steg aus und spürte, wie sie den Boden unter den Füssen verlor. Sie hörte, wie er ihren Namen schrie, spürte einen dumpfen Schlag am Kopf und dann eine Welle aus kaltem Wasser, die über ihrem ganzen Körper ergoss.
„Lily!“, rief er und sprang ohne nachzudenken in den See. Das kalte Nass versetzte ihm einen Stich auf seiner Haut, doch er ignorierte es.
Er konnte Lilys Arm mit seiner Hand umfassen und zog sie zu sich. Er durchstiess die Wasseroberfläche und atmete die kalte Nachtluft ein. Lilys Augen waren geschlossen.
Nein, bitte nicht. Tu mir das nicht an!
Er schaffte es, sie auf den Steg zu hieven und kletterte dann aus dem Wasser.
„Lily! Kannst du mich hören?“ Er strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht und suchte am Hals nach ihrem Puls.
Gott sei Dank, sie lebt.
„Lily! Wach auf. Bitte. Lily!“
Was soll ich bloss tun? Ich kann nicht zulassen, dass sie stirbt!
Er dachte verzweifelt nach. Dann erinnerte er sich daran, wie ihm seine Eltern einmal die Mund zu Mund Beatmung beigebracht hatten.
Er beugte sich über Lily und führte sie so aus, wie er sie noch in Erinnerung hatte. Nach dem dritten Versuch zeigte Lily noch keine Reaktion.
„Verdammt noch mal Lily! Tu mir das nicht an!“, rief er verzweifelt und führte noch einmal die Mund zu Mund Beatmung aus. Endlich zeigte sie Erfolg. Lily hustete und spuckte Wasser aus dem Mund. Sie lag keuchend auf dem Steg.
„Lily! Alles okay mit dir?“ James sah sie besorgt an. Lily musste kurz die Augen schliessen, weil ihr schwindlig war.
„Mein Kopf.“, murmelte sie und versuchte sich aufzusetzen.
„Vorsichtig.“, sagte James und hielt seine Hand auf ihren Rücken, um sie zu stützen. „Du solltest in den Krankenflügel“
Sie liess sich ohne zu zögern von ihm aufhelfen und klammerte sich an seinem Arm fest, weil ihre Beine damit drohten zusammen zu knicken. Sie versuchte einen Schritt zu gehen, aber es kostete sie grosse Mühe und sie sackte in sich zusammen. James konnte gerade noch rechtzeitig reagieren und fing sie auf. Er hob sie hoch und trug sie vorsichtig vom Steg.
„Warte“, sagte sie mit leiser Stimme. James blieb überrascht stehen. „Lily, du musst in den Krankenflügel.“
„Ich weiss. Aber zuerst will ich mich bei dir bedanken. Du hast mir mein Leben gerettet.“
„Pscht. Das kannst du auch noch später tun, wenn du dich erholt hast. Spar dir deine Kräfte.“
Er ging weiter, trat durch das Eichentor in die Eingangshalle und eilte so schnell er konnte in den Krankenflügel. Madame Pomfrey sah ihn entsetzt an, als er durch die Tür trat.
„Was ist passiert?“, wollte sie wissen und wies James gleichzeitig darauf hin, dass er Lily auf ein Bett legen sollte. James schilderte ihr die Situation und fragte dann: „ Wird sie wieder gesund?“
Madame Pomfrey besah sich Lilys Wunde am Kopf.
„Ja das wird sie. Aber nur durch ihr schnelles Handeln Mr. Potter.“
Madame Pomfrey heilte Lilys Wunde und verschwand dann in ihrem Büro. James liess sich auf einen Stuhl neben ihrem Bett fallen und beobachtete die mittlerweile schlafende Lily.
Ich hatte solche Angst um dich. Ich dachte schon, ich hätte dich verloren!
„James.“, sagte Lily leise und sah ihn an. James stand sofort auf und kniete neben ihr Bett.
„Wie fühlst du dich?“
Lily lächelte kurz.
„Geht so. James, ich muss mich bei dir bedanken. Du hast mir mein Leben gerettet.“ Sie hielt kurz inne.
Jetzt oder nie. Du hast dich lange genug dagegen gewehrt!
Die Müdigkeit überkam sie wieder, doch sie wollte standhalten, denn das was sie zu sagen hatte, war wichtig.
Sie schloss dennoch die Augen.
„Ich habe mich entschieden.“, sagte sie leise.
James wusste nicht, wovon sie sprach. „Was hast du entschieden?“
„Seit ich in Hogwarts bin, gehörtest du zu meinem Leben. Und ich könnte mir nicht vorstellen, mein weiteres Leben ohne dich zu verbringen. Du gehörst einfach in mein Leben James Potter.“
Während sie sprach, wurde ihre Stimme immer leiser und der Schlaf überrannte sie, noch bevor sie James Antwort darauf hören konnte.
Doch sie spürte, wie etwas ihre Lippen berührte und wie es ein Lächeln auf ihre eigenen zauberte.