Der Brief
Oder: Nur eine Nacht
Oder: Nur eine Nacht
von: Serena
Disclaimer: Alle Figuren gehören J.K Rowling. Die Story mir.
Ein grosser dunkelhaariger Mann stand inmitten seines Büros und las wieder und wieder ebenjene Zeilen, die ihn wie niemals etwas zuvor absolut verstörten. Alles, was er je gehofft hatte, errichen zu können, zerbrach wie ein Spiegel, der einen harten Schlag abbekommen hatte.
Severus Snape hatte soeben einen Brief erhalten. Aber für ihn bedeutete dieser Brief die Entscheidung über den Rest seines Lebens.
Liebster Severus,
Es tut mir so sehr leid, was ich getan habe, das hätte alles nicht sein dürfen. Wir beide, ja, du und ich, haben uns hinreissen lassen.
Hinreißen, von der Versuchung, der Vorstellung, es gebe kein Morgen. Und doch.. es gibt ein Morgen.
Lucius ist zurück aus Askaban. Zweifellos durch seine guten Beziehungen. Ich kann und will ihn nicht verlassen. Es wäre mein Ende.. Uns bleibt nur die Hoffnung.
In Liebe,
deine Narzissa
Es tut mir so sehr leid, was ich getan habe, das hätte alles nicht sein dürfen. Wir beide, ja, du und ich, haben uns hinreissen lassen.
Hinreißen, von der Versuchung, der Vorstellung, es gebe kein Morgen. Und doch.. es gibt ein Morgen.
Lucius ist zurück aus Askaban. Zweifellos durch seine guten Beziehungen. Ich kann und will ihn nicht verlassen. Es wäre mein Ende.. Uns bleibt nur die Hoffnung.
In Liebe,
deine Narzissa
Die Schrift war bereits recht verwischt durch die Tränen, die Severus darauf hatte sickern lassen.
Er und Narzissa hatten eine wundervolle Nacht miteinander verbracht. Sie wollte für immer bei ihm bleiben, hatte sie ihm gesagt. Und jetzt.. war sie auf und davon.
Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sie, die schönste aller Hexen ihm gehört hätte. Es war zu schön, um wahr zu sein.
Die ganze Zeit hatte er, Severus Snape nur überstanden, weil er sich an den Gedanken geklammert hatte, sie bei sich zu haben. Er liebte sie doch.
Wie in Trance verliess er sein Büro im Kerker und schritt schnellen Schrittes, wie immer durch das Schloss. Seine Füsse trugen ihn ohne, das er wusste, wohin. Es interessierte ihn auch nicht. Alles, was für ihn gezählt hatte, war Narzissa gewesen.
Auf den Fluren tummelten sich Schüler, es war Halloween auf Hogwarts. Geister spielten verrückt, Schüler wie Lehrer waren ausgelassener und feierten. Nur er nicht. Wie auch. Das hatte er noch nie getan.
Minerva kreuzte seinen Weg.
„Severus! Wir dachten schon, du seist nun endgültig in deinem Kerker verschollen. Man vermisst dich am Lehrertisch. Bitte komm doch zum Essen.“ Sagte die stellvertretende Schulleiterin in einem strengen doch noch leicht freundlich beflügeltem Ton. Auch sie schien wie befreit durch die Ausgelassenheit des Festes in der Nacht zu Allerheiligen.
„Später, Minerva. Vielleicht.“ Sagte er teilnahmslos und bitterböse, wie immer.
Dann führte ihn sein Weg in stillere Gegenden des Schlosses in die sich nur selten um diese Zeit jemand begab.
Erinnerungen kamen in ihm hoch. Es waren nur kurze Bilder, die aufblitzten, wie bei einem Gewitter in dunkler Nacht. Und doch waren sie so intensiv, das er seufzte.
Ihr warmes, weiches duftendes Haar, zarte Haut, Stellen so verheißungsvoll, wie der frische Morgen.. Es schmerzte ihn in tiefster Seele all das wieder zu erleben. Er wollte sich ablenken. Aber bereit, unter Menschen zu gehen, war er auch nicht.
Seine Füße hatten ihn auf den Nordturm geführt. In seinen tiefen Gedanken hatte er gar nicht mitbekommen, wie er da hinauf gekommen war. Er handelte beinahe mechanisch, einem Inferi gleichend, der auf sein Opfer zutorkelte.
Hier blieb er stehen.
Kein Laut drang von den Feierlichkeiten zu ihm hinauf. Ein kalter, scharfer Wind wehte ihm um die grosse Nase, der er seinen perfekten Geruchssinn verdankte, die er zur richtigen Zubereitung vieler komplizierter Zaubertränke benötigte.
In seinem Kopf jedoch lief ein Film, einen Traum gleich..
Sie hatte sich auf das Gelände geschlichen. Mit allen Tricks, die die Gattin eines Todessers kannte.
Spät in der Nacht klopfte es an seine Türe. Severus in Arbeit vertieft, wie immer, wenn er nicht schlafen konnte, war verwundert. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen traute sich jemand, an seine Türschwelle zu treten.
Es war Narzissa. Eingehüllt in einen langen schwarzen Umhang mit einer Kapuze, die ihr Gesicht nur schlecht erkennen liess.
Als Severus die Türe geöffnet hatte, hatte sie die Kapuze vom Kopf genommen.
„Narzissa!“ hatte er verwundert geflüstert, aus Angst, jemand könne ihn hören, was eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war, hier unten.
Sie sagte kein Wort, sondern bat stumm um Einlass. Severus hatte sie einige Sekundenlang angestarrt, wie ein Mensch, der zum ersten Male einen anderen Menschen sah.
Severus liess sie ein. Er hatte sich wieder einigermassen gefangen, doch immernoch verwunderte ihn ihr plötzlicher Besuch. Er sagte nichts, sondern wartete darauf, das sie das Wort ergriff.
„Severus.. Lucius.. er ist.. in Askaban, wie du weisst.. Es ist.. ich.. ich liebe Dich.. ich möchte nicht allein sein, Severus!“ Narzissa klang verzweifelt, einsam, traurig. Severus konnte nur zu gut nachfühlen, wie es ihr erging.
Im vergangenen Sommer war Lucius verhaftet worden. Im Ministerium mit einigen anderen Todessern.
Warum war sie nicht früher gekommen? Vielleicht hatte sie Hoffnung, das er wiederkommen würde oder alles war nur ein Missverständnis gewesen. Spätestens jetzt hatte auch sie begriffen, das Lucius nicht allzubald wieder nach Hause zurückkehren würde.
Sie trat an ihn heran. Nahe. Sehr nahe. Sie stand direkt vor ihm und fasste seine Hände, die nun das einzige waren, was ihre Gesichter voneinander trennte.
Severus wünschte sich nichts sehnlicher, als diese wohligen warmen Lippen zu kosten. Er wollte sie schmecken, sie riechen ihren warmen Körper an seinem spüren. Alles in ihm verzehrte sich nach ihr.
Fragend sah sie in seine dunklen, undurchdringlichen Augen. Als wolle sie wissen, ob er das gleiche brennende Verlangen verspürte, wie sie.
Severus war nie ein Mann vieler Worte gewesen, deswegen handelte er aus reinem Gefühl und küsste Narzissa tief und innig. Er spürte das, was diese zarten Lippen ihm versprochen hatten. Er ging vollkommen auf, in diesem Gefühl, das ihn beinahe schweben liess.
Danach hatten sie eine gemeinsame Nacht verbracht.
Severus fuhr Narzissa durch das platinblonde duftende Haar, liebkoste ihren Hals mit leidenschaftlichen Küssen. Sie seufzte und genoss, was auch immer er tat.
Er befreite sie von dem Umhang unter dem sie ein Nichts von zartrosa trug.
Gleichzeitig befreite er sich hastig von seiner nun nichtmehr vonnötender Kleidung.
Sanft, aber bestimmend führte er sie hinüber zum Bett, auf das Narzissa sich mit dem Rücken zuerst legte. Severus bedeckte ihren Körper mit Küssen vom Hals abwärts. Narzissa seufzte und stöhnte leise. Er spürte noch ihre Hände auf seiner Haut, was ihm einen wohligen Schauer über den Rücken trieb.
Spielerisch zog er sie vollkommen aus und bewunderte ihren makellosen Körper.
Fast wie ein Kind, das sein Weihnachtsgeschenk auspacken darf, freute er sich. Der Glanz in seinen Augen liess das Verlangen sichtbar werden, das auch in seinen Lenden pochte...
Fast zwei Stunden später fielen beide erschöpft nebeneinander auf die Kissen.
Sie waren verschwitzt und glücklich...
Die Erinnerung verblasste. Narzissa war nach dieser einen Nacht wieder gegangen. Am Morgen war er allein aufgewacht. Er hatte geglaubt, sie würde sich melden, zurückkommen.
Stattdessen kam der Brief, den er jetzt, hier oben auf dem Nordturm noch immer in den Händen hielt.
Das war es?
Nur eine Nacht?
Für mehr bin ich nicht gut?
Severus fühlte sich ausgenutzt und in tiefster Seele verletzt. Eine einsame Träne rann über seine Wange. Eins wusste er:
Ohne Narzissa will ich niemehr sein!
Severus stieg über die Brüstung, schloss seine Augen und sprang. Den Brief liess er auf dem Nordturm zurück.
Den letzten Gedanken widmete er Narzissa:
Ich liebe Dich..