Kapitel 8 – Die Blaue Garde
Er sammelte seine Offiziere um sich und begann neue Strategien zu erarbeiten. Vor allen Dingen versuchte er, seine Erfahrungen mit Magie ins Spiel zu bringen, die sich nicht auf brutale Angriffsmagie beschränkte.
„Leutnants! Wie weit sind eure Soldaten mit den Schildzaubern vorangeschritten?"
Leutnant Spax antwortete zuerst, der größte Teil seiner Blitz-Einheit war ja auch diejenige, die von Anfang an unter Harry alternative Strategien und Zauber gelernt hatte. „Alle Soldaten beherrschen die Schildzauber gegen Materie und mittlere magische Angriffe. Ich selbst und zwei Leute haben den Aegis-Schild gemeistert, Hauptmann."
Harry nickte zufrieden und wandte seinen Blick Clanasya zu. Er wusste, dass ihre Fortschritte von ähnlicher Größenordnung waren, weil auch sie mit ihm zusammen gelernt hatte, wenn auch die wenigsten ihrer Power-Drachenreiter. Dennoch war es allgemein bekannt, dass sie sehr ehrgeizig war und ihre Männer hart, aber dennoch gerecht forderte.
„Meine Männer beherrschen ebenfalls die genannten Zauber, nur bin ich die einzige, die den Aegis-Schild und den Aurum-Schild gemeistert hat."
Leutnant Theron war der nächste, „Meine Männer beherrschen den Schild gegen Materie, die Fortschritte an dem nächsten Schild sind gut, aber noch nicht zuverlässig."
Leutnant Aluin antwortete dasselbe.
„Gut, so seid ihr wenigstens gegen ihre Pfeile und Speere geschützt." sagte Harry anerkennend.
„Nun zum nächsten Thema, unsere Einheit ist zwar nicht die schwächste, aber es mag sein, dass wir in eine Situation kommen, wo ein Überraschungsangriff wirkungsvoller, wenn nicht sogar erforderlich ist. Ich habe einen Zauber in der Bibliothek gefunden, der um den Zauberer und wenn mächtig genug in größerem Umfeld, eine Illusion erzeugt, die ihn nahezu unsichtbar macht. Diesen Spruch werden wir bis zu so einer Perfektion lernen, dass jeder seinen Drachen und sich selbst damit verstecken kann. Wir werden weiterhin lernen, im Schutze der Illusion als Team zu agieren... lautlos. Wir werden unsichtbar aus großer Höhe auf den Zielpunkt Zugleiten und dann zuschlagen. Da man nicht unter der Illusion zaubern kann, ohne sie aufzuheben, werden wir weiterhin lernen, auf ein gemeinsames Signal anzugreifen und dann sofort auf Schildzauber umzuschalten, oder Angriffszauber, je nachdem was erforderlich ist. Die Stärke der Elfen ist es, sich zu tarnen und aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. Tun wir es ihnen gleich und spielen ihre Stärken kombiniert mit den unseren gegen sie aus!" sagte Harry entschlossen.
„Hört! Hört!"riefen die Leutnants begeistert.
Und so begann eine weitere Etappe von Harrys striktem und hartem Trainingsregime.
Und seine harten Methoden sollten sich bald bezahlt machen.
Die Monate vergingen und Harry wurde mit seiner Einheit bald in ganz Lenya bekannt. Er wurde überall dorthin beordert, wo es brenzlig war. Seine neuen Ansätze, was die Kampftaktiken anging und die erweiterte Ausbildung im Bereich Defensive brachten ihnen einen einzigartigen Ruf ein. Bald waren sie unter den Feinden gefürchtet und unter ihresgleichen geehrt.
Es war vier Monate nach der Übernahme des Kommandos durch Harry, als plötzlich zwei Drachen auf dem Hof der Zentralkaserne landeten. Einen erkannte Harry sofort, es war der Drache von Lord Dalarius. Harry rannte zum Hof, denn das konnte nur Ärger bedeuten.
„Lord Dalarius!"sagte er mit einer Verbeugung.
„Hauptmann! Es hat sich eine ernste Situation ergeben. Die Elfen haben simultan Angriffe auf fünf unserer Grenzfestungen gestartet. Wir haben die Drachenreiter an diesen Punkten gesammelt und sie halten sich wacker. Das ließ jedoch an den anderen Festen nur die reguläre Armee zurück. Es war eine Falle. Die Elfen belagern nun mit ihrer Hauptmacht Denios, bzw. die Schwarze Festung. Sie gilt als schwer einzunehmen und die Elfen haben sich diese Festung bewusst ausgesucht. Wenn sie fällt, ist das ein moralischer Schlag gegen unsere Truppen und nichts hält sie mehr ab, in Denios einzumarschieren. Und zu alledem kann ich keine der Drachenreiter von den anderen Festen abziehen, ohne diese aufzugeben."
„Die Kacke ist also wieder mal ganz schön am dampfen."seufzte Harry.
„Mehr als das, Hauptmann. Kurier, schildern sie die Lage!"
„Moment!" sagte Harry und stieß zwei schrille Pfiffe aus. Zwei Minuten später waren seine Offiziere um ihn versammelt.
„Nun schieß los, Soldat!"forderte Harry den Kurier auf, der mit Dalarius eingetroffen war.
Er rollte eine große Karte aus.
„Hier, das ist die Festung. Sie liegt an einem Gebirgshang und schützt den einzigen Pass nach Denios."
Er deutete auf das gemalte Gebirge und die Passstraße. Davor war die Festung mit einem Symbol markiert.
„Die Elfen rücken aus den drei zugänglichen Richtungen gegen die Festung vor, von Norden über die Felsen und von Osten und Süden durch ihre verdammten Wälder. Allein die Elfen, die sich vor den Wäldern gezeigt haben und die ich im Überflug über die Nordflanke erkennen konnte zählen bereits 2.000 Mann. Ich weiß nicht, wie viele sich davon in den Wäldern aufhalten, Sir."
Harry dachte nach.
„Wieviele Leute haben wir in der Festung?"
„Knapp 800 Fussoldaten plus 150 Bogenschützen. Dazu kommt noch ein Bataillon von 100 Schweren Reitern."
„Wie viele Reiter hatten die Elfen?"
„Bisher keine."
„Das heißt aber nicht, dass sie nicht welche haben. Wenn die Elfen eines sind, dann furchtbare Reiter... ich meine furchtbar für uns. Sie werden diesen Vorteil nicht aufgeben, ich wette, sie warten in den Wäldern, dass wir einen Ausfall machen."
„Das ist genau das Problem Sir. Bereits die belagernden Truppen sind zu stark, sie werden bald Belagerungsgeräte auffahren oder ihre verdammten Baumgeister erwecken, um die Mauern entweder zu stürmen oder niederzureißen."
„Also ist das beste, was wir tun können, ein Ausfall."sagte Harry mit funkelnden Augen.
„WAS?" ertönten synchron die Stimmen seiner Offiziere und des Kuriers. Der Lord hielt sich zurück, er war Harrys taktische Einfälle inzwischen gewohnt. Sie klangen oft auf den ersten Blick wahnsinnig, auf den zweiten logisch und auf den dritten genial.
„Erkläre!"
„Die Berge haben eine maximale Höhe von 2.000 m. Die Drachen können sie leicht überfliegen. Ich werde Einheit zwei abstellen, dass sie sich um die Nordflanke kümmern, in den Felsen haben die Elfen zwar etwas Deckung, aber sie können sich nicht verstecken. Die Blitz-Drachen werden sie für einen Angriffsflug unterstützen und dann Einheit drei unterstützen bei dem Angriff auf die Ostflanke während ich mit den Powerdrachen die Südflanke abdecke. Jedoch werde ich mit Clanasya und ihrem Schwarzen Drachen zunächst dafür sorgen, dass sie keine Rückzugsmöglichkeit haben. Wir werden in einem Überflug aus entgegen gesetzten Richtungen den Wald komplett in Brand setzen, etwa hier 300 m tief im Wald. Die Drachen werden sie auf den Wald zutreiben, weg von der Burg. Außerdem werden sich die Blitzdrachen um eventuelle Belagerungsgeräte kümmern. Sobald die Elfen verwirrt sind und sich zurückziehen, muss der Ausfall erfolgen! Die Truppen müssen sich aber in gutem Abstand halten, die Bogenschützen und schnelle Angriffe der Reiter müssen die Vorarbeit leisten. Wir werden sie aus der Luft unterstützen. Doch denkt daran, wenn sie sich ergeben, werden sie am Leben gelassen!"sagte Harry drohend.
Alle nickten.
„Der Plan ist wie üblich wahnsinnig, für eine Einheit mit nur 50 Drachen gegen 2000 Elfen, dennoch brillant, da ich weiß, dass deine Drachenreiter sich gut schützen können."sagte Lord Dalarius anerkennend.
„Ja, und noch besser, wir werden sie überraschen, denn wir werden Plan Gamma anwenden."
Ein fieses Grinsen schlich sich plötzlich in die Gesichter seiner Offiziere und Dalarius sah ihn fragend an, „Was genau ist Plan Gamma?"
„Wir werden unsichtbar sein und durch den Gleitflug unhörbar, bis wir zuschlagen."
„Un... unsichtbar?"fragte Dalarius geschockt und mit geweiteten Augen.
„Ich sagte doch immer, es gibt mehr Magie, als nur Angriffszauber." sagte Harry grinsend.
„Ich möchte dabei sein und ich habe noch eine Frage."
„Ja?"
„Wie informieren wir den Festungskommandanten?"
„Lasst das meine Sorgen sein, Mylord. Ich werde euch mit in die Festung nehmen, von dort könnt ihr alles beobachten."
Dalarius nickte, er wusste, dass Harry ihn nicht mit seinem Drachen dabei haben wollte, er würde ihm nur im Weg sein und seine Pläne behindern.
„Einverstanden."
Sie machten noch einen Treffpunkt auf der Westseite der Berge aus und dann flogen Harry und Dalarius ab. Die Leutnants informierten ihre Truppen und flogen eine halbe Stunde später zum Treffpunkt.
Harry landete mit Maturon und Dalarius auf einem Plateau.
Er bedeutete dem Lord abzusteigen.
„Ich werde mich auf die Spitze des Berges versetzen und mir die Festung anschauen. Dann komme ich zurück und transportiere uns beide hinein."
Dalarius schüttelte nur den Kopf.
Harry apparierte auf die Bergspitze und betrachtete die Festung, die 400m unter ihm über den Pass wachte. In der Ferne sah er die Feuer der Elfen, die die Festung belagerten. Es schien momentan ruhig zu sein.
Er apparierte zurück, hob einen Stock auf und murmelte: „Portus."
Der Stock leuchtete blau auf.
„Fassen sie an! Wir werden zum Hof gebracht."
Der Lord tat, was von ihm verlangt wurde und Sekunden später stolperte er auf den Hof. Harry landete jedoch elegant, dank seines Kampftrainings.
„Beeindruckend." Harry nickte und fragte den nächst besten Soldaten, wo er den Kommandanten fände.
Sie wurden zu ihm geführt und erläuterten den Plan.
„Das ist ein riskanter Plan, aber wenn wir ihn nicht durchführen, werden wir bald fallen. Sie haben heute Morgen die Katapulte aufgebaut und beginnen mit dem Angriff auf die Festung."sagte der Oberst, der die Festung befehligte, „Aber ihr braucht ein Signal, um den Angriff zu koordinieren, Sir."
„Meine Truppen werden auf einen einzelnen Blitz hin angreifen. Eure, Hauptmann, greifen an, wenn sich die Elfen zurückziehen, doch denkt daran, stürmt nicht zu hastig vor, sonst können wir euch nicht unterstützen."
Der Oberst nickte und verschwand, um seine Truppen zu koordinieren.
„Ich ziehe mich zurück. Der Angriff startet in einer Stunde, Mylord." sagte Harry und auf das Nicken des Lords und ein ehrliches: „Viel Glück, Hauptmann."disapparierte er zurück zu seinen Truppen.
Eine Stunde später waren die Elfen gerade dabei, eine erneute Attacke auf die Burg zu starten. Zehn gewaltige Katapulte schossen riesige Felsbrocken auf die Mauern und brachten Zinnen zum zerbröckeln, doch die Mauern der Festung waren mächtig und es würde lange dauern, sie zum Einsturz zu bringen. Gleichzeitig stürmten die Elfen in einer langen Linie vor und deckten die Burgmauern mit einem Hagel aus brennenden Pfeilen ein. Sie stockten für eine Minute verwundert, als keine Pfeile auf sie geschossen wurden. Sie hatten ja keine Ahnung, dass die Menschen bereits hinter den Außentoren warteten, um den Ausfall zu machen.
Gerade, als die Elfen weiterstürmten, um die nahezu unverteidigte Mauer einzunehmen, stocken sie ein zweites Mal, als ein gleißender Blitz aus dem nahezu blauen Himmel auf die Spitze des höchsten Berges einschlug.
Was sie nicht wussten war, dass Harry und Clanasya sich nun bereits in einer Halbkreisförmigen Flugbahn auf einen Punkt dreihundert Meter hinter dem Waldrand zu bewegten. Sie würden das Feuer von der Mitte aus halbkreisförmig starten, so dass sie am Ende wieder bei den eigenen Truppen waren.
Gleichzeitig schraubten sich fast fünfzig Drachen in 2500 m Höhe über den Berggipfeln und begannen einen lautlosen Sinkflug. Dabei teilten sie sich in vier Gruppen auf, unsichtbar und unhörbar und flogen auf die Angreifer zu.
Dann brach die Hölle los. Als die beiden riesigen Drachen in schnellem Überflug sichtbar wurden und begannen Feuer zu speien, gerade, als sie sich passierten und einen riesigen Halbkreis aus lodernden Flammen im Wald zogen, begannen die vier Gruppen ihren furchtbaren Angriff.
Es war für die angreifenden Elfen, als würde die Zeit stehen bleiben, als plötzlich nahezu 50 Drachen über ihnen aus dem Nichts auftauchten und das Feuer der Hölle auf sie herabregnen ließen. Die meisten waren zu erstarrt um überhaupt zu reagieren.
Für die Verteidiger der Festung und den Lord der Drachenreiter war es ein beeindruckendes Bild, das sie mit Stolz und neuem Mut erfüllte, als die Drachen aus dem Nichts in präzisem Formationsflug den brutalen Angriff auf die Armee der Elfen begannen. Nichts konnte die Menschen nun stoppen und sie alle brannten darauf, hinaus zu gehen und ihren Helden beizustehen.
Die beiden Drachen hatten ihr bestes gegeben und eine nahezu 50m breite Wand aus Flammen, die sich schnell ausbreitete, schloss die Elfen und die Festung ein.
Einige der versteckten Elfen verbrannten in der Flammenhölle und ihre Schreie waren die ersten Vorboten einer grausamen Schlacht die einen hohen Blutzoll fordern würde.
Die Blitzdrachen zusammen mit Gruppe 2 erzeugten eine gestaffelte Flammenwand, als sie über die nördlichen Felsen schossen und vernichteten allein im ersten Überflug nahezu dreihundert Elfen. Die hastig abgeschossenen Pfeile der Elfen prallten an den Schilden der Drachenreiter harmlos ab. Nur zwei oder drei Elfen schossen mit Zaubern, die durch die Schilde drangen. Da die Kampftaktik es so vorsah, schützten die Drachen ihre Reiter nicht und zwei Soldaten der Gruppe zwei wurden ziemlich schwer von den Flüchen verletzt. Sie rissen ihre Drachen herum und flogen über die Berge hinweg in Sicherheit, doch schossen ihre Drachen noch einige Flammenbälle mit einem Unheil ankündigenden Fauchen auf die Angreifer und so vernichteten sie weitere zwanzig Angreifer, unter anderem diejenigen, die gezaubert hatten. Da der Angriff nun durchgeführt war, schützten die Drachen ihre Reiter nun wieder und sie gelangten ohne weitere Verletzungen auf das Plateau, wo sie kraftlos und blutend von ihren Drachen rutschten und auf Hilfe warteten. Die Kräfte, die sie durch den Drachenbund erhalten hatten, würden ihre Heilung beschleunigen und dafür sorgen, dass sie lange genug durchhielten.
Die Power-Drachen flogen von Süden her auf die Festung zu und trieben eine noch gewaltigere Flammenwand, ja geradezu einen Flammensturm vor sich her, der alles zerstörte, was auf ihrem Weg war. Unglaubliche Hitze breitete sich vor ihnen und unter ihnen aus, so heiß, dass sie zum Teil Steine und die Rüstungen der Elfen zum Schmelzen brachte, doch diese waren zu dem Zeitpunkt schon tot, das gewaltige Drachenfeuer hatte sie bereits um ihr Leben gebracht, als die Hitze dermaßen stark geworden war.
Sie zogen eine fast einhundert Meter breite Schneise der Verwüstung durch die Angreifer und kurz vor der Festung drehten sie leicht ab und säuberten alles entlang der Festungsmauer. Dann drehten sie komplett und vollzogen das gleiche auf dem Rückweg noch mal, damit verbreiterten sie die Schneise auf zweihundert Meter, eine Schneise in der es kein Leben mehr gab, weder pflanzliches noch tierisches oder humanoides. Alles was blieb waren verkohlte Leichen und Überreste von Rüstungen und Waffen. Es war ein grausames Bild, selbst für die harten Drachenreiter. Allein dieser Angriff hatte nahezu fünfhundert Elfen das Leben gekostet und nicht einer der Drachenreiter war verletzt. Ihre Schilde hielten den wenigen Angriffen der total überraschten Elfen stand.
Gruppe 3 flog einen geraden Angriff von Westen nach Osten und auch sie rissen eine gewaltige Bresche in die Hauptmacht der Angreifer. Sie jedoch zogen nach dem Überflog steil nach oben und kehrten in sicherer Höhe über die Festung zurück von wo aus sie einen zweiten Angriff auf die nun vorbereiteten Elfen begannen.
Sie machten diesmal jedoch keinen Kahlschlag, sondern griffen gezielt Pulks von Elfen mit Feuerbällen an, die gewaltige dröhnende Explosionen erzeugten, die Körper zerfetzten und Erde und Steine in die Luft schleuderten. Sie wählten diese Art des Angriffes, weil nur die stärksten Drachen eine Flammenwolke über längere Zeit aufrecht erhalten konnten, während die gezielten Angriffe mit den Feuerbällen weitaus weniger Energie von den Drachen abverlangten.
Die Blitztruppe war ebenfalls einen geraden Angriff von Norden nach Südwesten geflogen und hatte ebenfalls für kurze Zeit eine Flammenwand erzeugt, die vor ihnen herrollte. Als sie jedoch auf die Höhe der Belagerungsmaschinen kamen, drehten sie ab und zerstörten diese gezielt bevor sie sich zurückzogen und sich mit Gruppe drei für den zweiten Angriff zusammenschlossen. Aufgrund ihrer Wendigkeit waren auch sie ohne Verletzte davongekommen.
Als Gruppe drei und die Blitzdrachen zum dritten Mal los flogen, schossen dreihundert Elfenreiter unter donnerndem Hufschlag mit lautem Geschreie aus dem immer heftiger brennenden Wald und deckten die Drachen mit einem Hagel von Pfeilen und Flüchen ein.
Die Drachenreiter beherrschten wie die Zauberer keine Schilde, die gleichzeitig Waffen und Zaubern standhielten und die Angriffstaktik sah nicht vor, dass die Drachen ihre Reiter schützen, sie konzentrierten sich auf ihre furchtbare Angriffsmacht.
Hinzu kam, dass die Drachen zwar ziemlich resistent, nicht jedoch immun gegen beide Arten der Angriffe waren. So fielen zwei der Soldaten tot von ihren Drachen, fünf weitere Soldaten wurden verletzt und auch drei der Drachen wurden ernst genug verletzt, dass sie sich zurückziehen mussten.
Doch auch eine solche Situation hatte Harry mit ihnen trainiert.
Sie gaben augenblicklich ihren Angriff auf, das hieß, ihre Drachen schützen die Reiter nun wieder und das hauptsächlich und sie brachen ihre Formationen auf und verteilten sich auf dem Rückflug. Gleichzeitig brüllten alle Drachen der beiden Einheiten laut auf, das war das Signal für alle anderen Einheiten, dass sie in Schwierigkeiten waren. Ein ohrenbetäubendes Brüllen von der Südflanke antwortete und kurz darauf flogen die zwölf größten Drachen der Kompanie in weiten V-Formation auf die Elfenreiter zu und begann den furchtbarsten Angriff den die Elfen je gesehen hatten. Die Reiter waren wehrlos, sie konnten nicht zurück in den Wald. Sie begannen auseinanderzustieben, wie Funken aus einem Feuer, doch es half nichts. Zwei Drittel fielen dem ersten Angriff zum Opfer, der Rest, als die präzise Formation der Drachen aufbrach und diesmal nicht zu einem neuen Angriff ausholte, sondern die flüchtenden Reiter verfolgte.
Harry sah aus dem Augenwinkel, wie eine Gruppe von zehn Reitern ausbrach und nach Süden fliehen wollte. Mit einem lauten Knistern verließ ein gewaltiger Blitz seine linke Hand und schlug direkt in der Mitte der Reiter ein. Eine gewaltige Spannungsentladung schleuderte die Reiter wie Puppen auseinander und sie blieben reglos liegen. Währenddessen hatte Maturon mit einem weiteren Feuerball fünf weitere Reiter gegrillt und Harry mit seiner rechten Hand einen Reiter gefällt, der gerade mit einem Pfeil auf sie anlegte.
So riss Harry allein eine Bresche in die Reiter, als Maturon, als mächtigster der Drachen der Kompanie Chaos und Zerstörung unter den Elfenreitern sähte, während Harry nach beiden Seiten Flüche und Blitze schleuderte und allein zahlreiche Gegner fällte.
Als sich Gruppe drei, die Blitzreiter und nun auch Gruppe zwei, die die Felsen gesäubert hatte, zu einem weiteren großflächigen Angriff formierten und diesmal eine Reihe von fast vierhundert Metern Länge erzeugten die mit einer konstanten Feuersbrunst auf die angreifenden Elfen zuschoss, wandten sich diese verzweifelt um und suchte ihr Heil in der Flucht. In diesem Moment öffneten sich die großen Tore der Festung und Zugbrücke fiel mit einem lauten Knall und nahezu 1000 Fussoldaten und Reiter zogen in präziser Formation auf die Elfen zu. Der Boden vibrierte unter dem Gleichschritt der schweren Einheiten und dem Donnern der Hufe der schweren Reiter. Im Gegensatz zu den Elfen, die Wert auf Tarnung und Beweglichkeit legten, waren die Soldaten der Menschen schwer gepanzert. Die Fussoldaten schützten die Bogenschützen von dem Pfeilhagel der Elfen und die Bogenschützen konterten. Dieser Austausch kostete Opfer auf beiden Seiten, wenn auch die Elfen mehr Opfer zu beklagen hatten. Die Drachenreiter fuhren fort, ihren Tribut einzufordern und schließlich waren die Elfen eingeschlossen. Die Drachen schwebten in drohender Formation über den Fussoldaten. Schließlich warfen die Elfen ihre Waffen weg, als sie sahen, dass es aussichtslos war. Sie waren eingeschlossen in einem Halbkreis von schweren Fussoldaten der Menschen, blickten in die gespannten Bögen der Bogenschützen und die drohenden Gesichter der Drachen und ihrer Reiter. In ihrem Rücken loderte die Flammenhölle, zu der der Wald inzwischen geworden war. Zudem war ihre einst stattliche Armee auf nicht mal 500 Soldaten zusammengeschrumpft und damit schon den Fussoldaten zahlenmäßig unterlegen, ganz zu schweigen, dass sie keinen Vorteil in offenem Gelände hatten. Der große Plan der Elfen war wegen einer kleinen, jedoch extrem draufgängerischen und dennoch Wohlorganisierten Einheit von Drachenreitern zunichte gemacht worden. Keiner der Elfen musste fragen, welche Einheit das war, der sie nun gegenüberstanden, sie alle hatten schon von dem berüchtigten Hauptmann Potter und seiner Truppe gehört. So wurden die Elfen abgeführt und die Verletzten beider Seiten behandelt. Die gefallenen Kameraden wurden wie üblich einen Tag betrauert und eine Woche später bekam Harrys Kompanie Ersatz für die gefallenen Männer.
Einen Monat nach der Verteidigung der schwarzen Festung und zahlreichen kleineren erfolgreichen Einsätzen ohne eigene Verluste, wurde Harry an den Hof des Lords beordert.
In einer vierfach gestaffelten präzisen V-Formation schwebten sie über die Stadt und landeten auf dem großen Hof.
Der Lord und sein Stab erwarteten ihn bereits.
Harry stieg ab, ging auf den Lord zu und verneigte sich vor ihm.
„Rühren!"
Harry richtete sich auf.
Mit lauter Stimme erklärte der Lord, „Drachenreiter, Volk von Lenya. Wir sind heute hier zusammengekommen, um die beste Einheit unserer Armee zu ehren. Um unsere Dankbarkeit für seine außerordentlichen Erfolge, seinen beispiellosen Mut und seine genialen Taktiken zu zeigen, werden wir zum ersten Male einen Hauptmann zum Oberst befördern. Dieser Titel ist unanfechtbar und gilt auf Lebenszeit. Ehrt Oberst Potter!"
Ein ohrenbetäubendes Jubeln der Zuschauer und seiner eigenen Einheit ertönte.
Kurz darauf bat der Lord um Ruhe.
„Doch ein Oberst wäre nichts ohne seine Einheit. Diese Einheit ist eine spezielle Einheit, die immer im Zentrum des Gefechts zu finden ist. Deswegen habe ich beschlossen, sie zu ehren und ab sofort wird diese Einheit weithin sichtbar durch ihre blauen Umhänge zu sehen sein."
Mit einem Wink seiner Hand wandelte er die Umhänge der Soldaten in ein leuchtendes Blau und Harrys in Gold mit einem blauen Drachensymbol.
„Diese Einheit wird fortan und für alle Zeit nur als ‚Die Blaue Garde' bekannt sein und ab sofort werden nur die besten der Besten in diese Einheit aufgenommen werden. Über die Aufnahme entscheidet Oberst Potter persönlich. Ehrt sie!"
„Ehre der Blauen Garde! Ehre den Drachen!"ertönten Tausende von Stimmen.
„Wegtreten!" rief der Lord.
Ab diesem Zeitpunkt wurde der Sitz der blauen Garde in die Zentralkaserne der Hauptstadt verlegt. Harry gehörte nun mit zum obersten Offiziersstab des Lords und war bei allen Versammlungen dabei. Er kam sich etwas unwichtig vor unter den ganzen Generälen, wurde aber nur mit Respekt behandelt und seine Meinung geachtet.
So erfuhr er von einem neuen Problem. Offenbar gab es vermehrt Übergriffe von dunklen Kreaturen im Norden, während im Südosten immer heftiger gekämpft wurde.
Gerüchten zu folge, wurden diese Kreaturen durch eine dunkle Hexe kontrolliert, die auf den Namen Israna hörte, doch niemand konnte diese Gerüchte bestätigen.
Harry und die blaue Garde musste immer öfter aufbrechen, um Stoßtrupps der Elfen abzufangen, die ins Landesinnere eindringen wollten.
Eines Abends, als er nach einer Besprechung mit dem Lord allein war, bat er um Redeerlaubnis.
„Milord, ich bitte, frei sprechen zu dürfen."
„Erlaubnis erteilt. Du weißt, dass ich deiner Meinung sehr viel Wert beimesse."
„Danke Lord Dalarius. Ich möchte nicht anmaßend erscheinen, aber ich halte diesen ganzen Kampf gegen die Elfen für sinnlos."
„Ich weiß was du meinst. Doch was sollen wir tun? Uns ergeben?" seufzte der Lord.
„Nein, das auf keinen Fall. Wenn sich jemand als Botschafter bereit erklären würde, um Frieden auszuhandeln, würden sie diesen Frieden unterstützen?"
„Unbedingt. Aber wie du weißt, gelangen keine Boten mehr an den Hof."
„Ich werde darüber nachdenken, ich wollte nur eure Meinung dazu hören, Milord. Ich würde weiterhin vorschlagen, nach der Prinzessin suchen zu lassen, wohlgemerkt lebend."
„Ich habe auch schon darüber nachgedacht, doch ich stimme dir zu. Ich werde es den Waldläufern befehlen und auch den Drachenreitern, ein Auge offen zu halten."
„Danke, Milord. Ihr habt nicht zufällig ein Bild oder eine Beschreibung von ihr?"
„Einen Moment!"Er ging an einen Schrank und zog eine Schublade mit Akten heraus. Er reichte Harry ein Pergament mit einem kunstvoll gemalten Bild.
„Das ist sie."
Harry starrte das Bild an. Der Lord lächelte, „Sie ist bezaubernd, nicht wahr?"
Harry konnte nur nicken.
„Ich hoffe, sie wird bald gefunden."sagte der Lord. Anschließend verabschiedete er Harry.
Vier Jahre nach Harrys unverhofftem Auftauchen in Lenya, war er berühmt und berüchtigt. Shi-Ala war und blieb verschollen, der Krieg tobte unverändert. Sie hatten versucht, zwei Botschafter zu schicken, doch keiner kehrte je zurück.
Die Übergriffe der dunklen Kreaturen wurden immer stärker und bedrohten das Land von Norden her. Zwei Dörfer waren der Hexe schon zum Opfer gefallen.
Eines Abends, als Harry, die Generäle und der Lord auf dem Hof des Palastes saßen und über die Lage diskutierten, landete ein ziemlich verletzter Drache auf dem Hof. Der Reiter taumelte mit letzter Kraft auf sie zu.
„Die Hexe... sie hat Denráan angegriffen. Diese Kreaturen... sie schickt den schwarzen Seelentod..."stammelte er bevor er bewusstlos zu Boden sackte.
„Jetzt reichts!"fluchte Harry und wandte sich an den Lord.
Denráan war kein Dorf mehr, sondern eine Stadt, das war zu viel.
„Bitte um Erlaubnis mit der Blauen Garde eingreifen zu dürfen!"
Der Lord sah die Generäle an und sie nickten ihm zögernd zu.
„Erlaubnis erteilt, Oberst Potter. Viel Glück."
Harry rief in seinem Geist nach Maturon.
Zwei Minuten später war er auf dem Weg in die Festung... die er eine Sekunde später in einem gewaltigen Blitzschlag erreichte. Seine Offiziere, die sofort wussten, was der Blitz bedeutete, waren umgehend zu Stelle.
„Ich will die Blaue Garde in zwanzig Minuten marschbereit sehen!" brüllte Harry.
Fünfzehn Minuten später saßen seine 44 Untergebenen bereit auf ihren Drachen.
„Wir fliegen nach Denráan. Die Stadt wurde von der Hexe angegriffen. Wir wissen nicht, was uns erwartet. Ich persönlich werde mit den Power-Zug erkunden. Diesmal kennen wir unsere Gegner nicht und ich möchte so sicher wie möglich gehen. Abmarsch!"
Die Drachen flogen in zwei Gruppen, die erste mit Harry an der Spitze bestand aus den großen Drachen. Die zweite aus den drei anderen Zügen.
Sie erreichten die Stadt zwei Stunden später.
Die ganze Stadt stand in Flammen, Trolle, Kobolde und andere Wesen raubten, folterten mordeten und plünderten. Unzählige Leichen pflasterten die Straßen.
Unzählige dieser Kreaturen zogen sich in einer langen Schlange die Straße entlang, die aus der Stadt nach Norden führte.
Harry sah keine große Gefahr und wartete auf die anderen Züge.
„Ihr säubert die Stadt, ich will keine Verluste unter meinen Soldaten, klar? Rettet so viele Zivilisten ihr könnt. Ich werde mit dem Power-Zug dem Weg folgen, und versuchen das Lager dieser Unholde zu finden. Wenn ihr fertig seid, bleibt Zug 2 hier, der Rest folgt. Wegtreten!"
Harry und seine Gruppe eilten in großer Höhe den Kreaturen nach, die ihre Beute verschleppten. Sie schienen nur materielle Güte zu tragen, so brauchten sie sich um die Rettung etwaiger Geiseln keine Sorgen machen.
Nach einer weiteren halben Stunde sah Harry in der Ferne Feuer leuchten.
Gleichzeitig begann er etwas zu spüren, was er seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte. Eisige Kälte, begann sich bemerkbar zu machen. Als er leise Schreie hörte, wusste er, was das war... Dementoren.
Er hielt die Drachen an. Sie waren nur hundert Meter vom Lager entfernt. Es waren einige Zelte und einfache Hütten zu sehen, die sich ringförmig um ein Steingebäude reihten.
Das Lager schien leer zu sein, nur um das Steingebäude sah er einige schwarze Schatten.
„Wer kann mir sagen, was der Seelentod ist."Fragte er.
Einer der älteren Soldaten erklärte es ihm.
„Dementoren." War alles, was Harry zu der Beschreibung sagte und Clanasya ächzte auf.
„Also schön. Ich will, dass wir die Bastarde schlagen, ich kann mich gegen den Seelentod wehren."Harry erklärte ihnen, was sie erwarten würde.
„Wer traut sich trotz dieser Seelenqual einen schnellen Überflug zu?" fragte er schließlich.
Alle meldeten sich.
„Schön, ich möchte einen schnellen Sturzflug, weit gefächert. Ich will, dass das Lager nach dem Überflug nur noch Asche ist. Clanasya und ich übernehmen die Mitte. Das Steingebäude wird verschont, sie bewachen etwas und ich will wissen, was. Maturon wird euch nach dem Überflug begleiten, während ich mich um den Seelentod kümmere, sie werden das Feuer vermutlich überleben. Ihr wartet zweihundert Meter in Südlicher Richtung. Vernichtet alles an Kreaturen, was euch entgegenkommt. Verstanden?"
„Ja, Sir."
„ANGRIFF!"
In weit gefächerter Angriffsformation pflügten die mächtigen Drachen durch die Luft. Sie schoben eine Welle der Vernichtung vor sich her. Als sie über das Lager drüber waren, die Zähne zusammengebissen, geschüttelt von dem grausamen Effekt der Dementoren, war vom Lager nichts mehr übrig, außer dem Steingebäude.
Harry zappte sich auf dem Boden in zwanzig Meter Abstand von den Dementoren. Seine schlimmen Erinnerungen drohten ihn zu übermannen. Plötzlich fühlte er Zuversicht und vertrauen durch sein Band mit Maturon auf ihn einströmen.
Er griff den Glücklichen Gedanken, die Erinnerung an den Tag, als er Maturon getroffen hatte und sich mit ihm verband. Er streckte seine Hand aus und rief „EXPECTO PATRONUM!"
Silberner Nebel schoss aus seiner Hand, doch diesmal nahm er nicht die Form eines Hirsches an, sondern die gewaltige Form Maturons und sie war nicht komplett silber, sondern seine Flügel schimmerten golden. Der Drachen-Patronus pflügte durch die zehn Dementoren und sie verschwanden in schwarzen Wolken. Er spürte, wie der seelische Druck von ihm verschwand.
Vorsichtig ging er auf das Haus zu. Er verschwendete nicht erst ein Alohomora, sondern er sprengte die Tür nach innen und rollte sich auf dem Boden ab.
Es war niemand in dem Zimmer. Das einzige, was er sah, war eine Eisentür mit einem vergitterten Fenster. Er spähte vorsichtig durch das Fenster und sah eine verkümmerte Gestalt auf einer einfachen Pritsche sitzen.
Auch hier sprengte er die Tür auf und eilte auf die Frau zu.
Als er ihr die Haare aus dem Gesicht strich, erstarrte er und flüsterte: „Shi-Ala!"
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