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[HP] Die Rote Nacht

Tonx
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[HP] Die Rote Nacht

Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:29

Kapitel 1
Hermine, ihre Schreibfeder in der rechten Hand, saß unschlüssig an ihrem Schreibtisch und starrte auf ein leeres Blatt Pergament, das vor ihr lag. Immer wieder sah sie auf die Uhr. Sie saß schon eine Weile dort; saß einfach nur da und sah auf das Stück Pergament herab. In ihr tobte ein kleiner Kampf. Sie kannte das Gefühl noch nicht so unschlüssig zu sein. Sie wusste sonst immer, was zu tun war. Wie konnte sie die Antwort auf einen so banalen Brief einfach aus der Bahn werfen?
Sie ging ans Fenster und öffnete es. Tief sog sie die kühle Sommernachtsluft in ihre Lungen.
„Komm schon, Hermine! Was soll das?“, murmelte sie und verzog qualvoll das Gesicht, wütend über ihre eigene Unschlüssigkeit.
Wieder sah sie auf die Uhr. Halb zwei. Sie hatte nun schon fast zwei ein halb Stunden vor diesem trüben Fetzen Pergament gesessen und rein gar nichts war ihrer Feder entwichen. Keine einzige Linie. Kein einziger Schnörkel ihrer krakeligen, aber doch reinen Schrift. Sonst schrieb sie in einer solchen Zeit an die fünfzehn Rollen Pergament voll. Sie seufzte.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Hermine, Schatz.“ Es war ihre Mutter, die mit verschlafenen Augen durch die halb geöffnete Zimmertür blinzelte. Hermine drehte sich zu ihr um.
„Ich weiß ja, ihr jungen Leute braucht nicht so viel Schlaf, aber ich hab morgen früh eine komplizierte Zahn- Operation zu machen. Meinst du, du könntest den Vogel irgendwie ruhig stellen?“
Hermine blickte erschrocken an die Zimmerdecke, wo seit der Ankunft von Rons Brief dessen Eule Pigwidgeon herumschwirrte und ununterbrochen zwitscherte und krakeelte. Hermine war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie Pig nach einiger Zeit gar nicht mehr wahrgenommen hatte.
„Oh, natürlich, Mama. Tut mir leid!“
Aber ihre Mutter war schon wieder weg. Hermine hüpfte hoch an die Decke und angelte Pig mit einer geschickten Handbewegung aus der Luft. Sie überlegte, mit was sie ihn wohl ruhig stellen könnte. Eulenkekse besaß sie keine. Sie hatte ja auch keine Eule und Krummbein fraß so etwas natürlich nicht. Also ging sie hinüber zu einem ihrer Schränke, wo sie glaube vom letzten Sommer noch Kekse zu haben und öffnete ihn. Sie griff nach der seit einem Jahr angebrochenen Packung, roch daran und holte dann einen Keks heraus. Die Kekse schienen noch völlig in Ordnung zu sein, allerdings waren sie sehr trocken und bröselig. Hermine zuckte mit den Schultern. Für Pig sollte es reichen. Dieser zappelte nämlich immer noch laut fiepend in ihrer Hand herum. Sie hoffte nur, dass er mit dem Keks endlich ruhig sein würde. Sie steckte ihm einen kleinen Krümel in den Schnabel und sofort verstummte er und knabberte genüsslich an seinem Krümel herum. Hermine lächelte milde. Er war Ron schon etwas ähnlich. Jedenfalls ähnlich verfressen. Sie schaute Pig noch eine Weile zu, wie er mit seinem Mitternachtssnack kämpfte, setzte sich dann wieder an ihren Schreibtisch und griff zum hundertsten Mal nach dem kleinen, gerollten Stück Pergament, dass Pig ihr gebracht hatte. Sie konnte den Text schon auswendig. Die Zeilen waren die letzten 3 Stunden immer wieder in ihrem Kopf herumgegeistert. Sie las ihn noch einmal:

Liebe Hermine,
ich hoffe du hattest schöne Ferien in Südfrankreich. Wir waren leider nicht im Urlaub. Wir haben nur einmal einen kleinen Ausflug zu Harry gemacht um ihn abzuholen, weil die Kamine von Muggeln ja für das Flohnetzwerk gesperrt sind und wir kein Auto mehr haben. Lupin und Tonks waren auch dabei.
Harry ist jetzt jedenfalls bei uns und ich soll dich von Mum fragen, ob du nicht auch Lust hast zu kommen. Sie würde dich sehr gerne wieder sehen und braucht außerdem ein bisschen „weibliche Hilfe“ (ihre Worte) für die Hochzeitsvorbereitungen von Bill und Fleur.
Hoffentlich bis bald,
Ron

P.S.: Liebe Grüße von Harry und Ginny!
P.P.S.: Falls du kommst, schreib einfach kurz wann, damit wir hier alles vorbereiten können.


Hermine warf den Brief auf ihr Bett und seufzte abermals. Sie konnte diesem Brief so gar nichts abgewinnen. Es war eigentlich schon ein Wunder, dass Ron ihr überhaupt mal einen Brief schrieb. Aber hatte sie sich so getäuscht in ihm? Wollte er nicht mehr als Freundschaft? So war es ihr jedenfalls im letzten Jahr vorgekommen... Aber dieser Brief war einfach so neutral. So gar nichts sagend. Aber vielleicht war das einfach Rons Art. Ja, es war Rons Art. So war er nun einmal. Die Gefühlswelt eines Teelöffels. Ein Grinsen streifte ihr Gesicht, als sie an diese Worte, die sie ihm einmal gesagt hatte, und Rons empörte Reaktion darauf dachte.
Aber warum sollte sie auch nicht in den Fuchsbau gehen? Was war schon dabei? Sie hatte das doch fast jeden Sommer getan. Außerdem war sie auch eine gute Freundin von Ginny und natürlich von Harry und sie vermisste die zwei. Allerdings nicht so sehr wie sie Ron vermisste.
„Ohman!“, stöhnte sie und schlug sich mit ihrer linken Hand gegen den Kopf. „Jetzt höre ich mich schon an, wie eine dieser pubertierenden Mädchen, wenn sie verliebt sind und die Welt gleich unter zu gehen scheint deswegen. Ich werde in den Fuchsbau gehen, wie immer, und Mrs. Weasley helfen und Spaß haben mit Harry und Ginny und den andern...“
Wütend verzog sie das Gesicht, griff entschlossen nach ihrer Feder und setzte gerade an zum Schreiben, als sie wieder einmal wie so oft in letzter Zeit Opfer ihrer eigenen Gedanken wurde... Und was war mit Ron? Würde sie auch Spaß mit ihm haben? Hermine schüttelte den Kopf, wie um den Gedanken ab zu schütteln und schrieb:

Lieber Ron,
mein Urlaub war sehr schön.


Sie setzte ab. Normalerweise hätte sie ihm jetzt von den vielen alten tollen Sachen und Büchern erzählt, die sie wieder gesehen hatte, doch sie zögerte. Sie wusste, dass er sich deswegen über sie lustig machen würde. Sie biss sich auf die Lippen und schrieb weiter.

Ich hoffe, deine Ferien waren trotzdem gut bis jetzt.
Ich würde sehr gerne zu euch in den Fuchsbau kommen. Ich weiß allerdings noch nicht genau wann, weil ich hier nur schwer wegkomme und meine Eltern zu beschäftigt sind um mich zu euch zu fahren. Weist du vielleicht, wie man auf Muggelwegen zu euch kommt? Oder frag Harry mal.
Ich warte hier (zu Hause) auf deine Antwort.
Alles Liebe,
Hermine


Sie überflog den Brief noch einmal und nickte zufrieden. So schwer war es doch nicht gewesen. Sie ging zum Fenster hinüber, wo Pig immer noch an seinem Keks knabberte und band ihm das nun klein zusammen gefaltete Pergamentstück an den rechten Fuß. Dann nahm sie ihm den Keks weg, da sie fürchtete, er würde sonst nicht los fliegen. Pig sah sie für einen kurzen Moment entrüstet an, hüpfte dann aus dem immer noch weit geöffneten Fenster und sank einige Meter nach unten, bevor er sich fing und irgendwann in der Ferne verschwandt.


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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:32

[align=left]Kapitel 2
„Sag mal Kind, was machst du denn da?“
Hermine schreckte auf und sah sich erschrocken um. Ihre Mutter stand hinter hier und hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
„Äh... ich...“, stammelte Hermine etwas verwirrt. Sie musste wohl auf dem Fensterbrett eingeschlafen sein.
„Das nächste Mal benutzt du aber bitte dein Bett, Hermine. Dafür haben wir es dir ja gekauft. Oder ist es dir zu klein? Vielleicht sollten wir dir bald ein Doppelbett kaufen...“, überlegte ihre Mutter laut. „Du bist ja auch bald schon in dem richtigen Alter dafür.“
Sie zwinkerte Hermine vergnügt zu und verschwand ohne ein weiteres Wort zu verlieren grinsend aus dem Zimmer.
„Ohman!“, stöhnte Hermine und schaute ihr ärgerlich hinterher. Warum musste sie in letzter Zeit immer wieder solche Anspielungen machen? War es denn so offensichtlich, dass Hermine das erste Mal in ihrem Leben ernsthaft vor das Problem gestellt worden war, mit dem schönsten und zugleich schlimmsten aller Gefühle umzugehen?
Hermine streckte sich ausgiebig und stand von dem Stuhl auf, auf dem sie mehr oder weniger freiwillig die Nacht verbracht hatte. Ihr Rücken und ihr Nacken taten ihr ziemlich weh. Es war wohl nicht sehr bequem gewesen die Nacht in dieser etwas merkwürdigen Haltung (auf einem Stuhl sitzend, die Beine übereinander geschlagen und den Kopf auf die beiden auf dem Fensterbrett liegenden Arme gelegt) verbracht zu haben. Aber wenigstens hatte sie mal wieder mehr oder weniger durchgeschlafen, was in letzter Zeit nicht allzu oft vorgekommen war.
Wenn sie nachts so stundenlang nur an die Decke starrend wach lag, kam Hermine sich immer öfter vor wie in einem schlechten Hollywoodfilm, in dem die Hauptperson stundenlang tränenüberströmt nachts in ihrem Bett zubrachte und an ihre große Liebe dachte.
Hermine kniff ihren Mund einmal fest zusammen und verschwand dann in Richtung Bad um zu duschen.
Als sie hinunter in die Küche kam, waren ihre Eltern gerade mit dem Frühstück fertig. Sie war gerade durch die Tür gegangen da sprang ihr Vater förmlich von seinem Stuhl auf. Er steuerte auf Hermine zu und gab ihr ihren Guten- Morgen- Kuss auf die Wange. Hermine lächelte ihn schwach an und knetete sich ihren Nacken, der immer noch von der ungemütlich zugebrachten Nacht schmerzte. Ihr Vater bliebt stehen, räusperte sich und sagte dann: „Also, ich geh dann mal, ähm... mich umziehen...“ und er verschwand durch die Tür nach oben in Richtung Schlafzimmer.
Hermine sah ihm etwas verdutzt nach. Er war doch schon angezogen. Und so neben der Kappe war nicht einmal ihr Vater, dass er so etwas nicht merken würde.
„Setz dich doch, Schatz.“ Ihre Mutter lächelte sie aufmunternd an.
„Ich habe dir extra French Toast gemacht. Den magst du doch so gerne.“
„Ja, danke...“ Hermine setzte sich hin. Sie war leicht verunsichert. Ihre Eltern verhielten sich irgendwie – komisch.
Ihre Mutter stellte ihr einen Teller mit zwei Toasts und eine Flasche Ahornsirup vor die Nase und setzte sich ihr gegenüber. Hermine starrte unschlüssig auf ihren Teller. Sie hatte eigentlich keinen wirklichen Appetit. Aber ihr Magen knurrte und da die Vernunft bei ihr normalerweise siegte, entschied sie sich dafür, wenigstens schon einmal den Ahornsirup über ihre Toasts zu gießen. Dann blickte sie wieder, ohne zum Besteck zu greifen, auf ihr Essen.
„Schatz, du musst mal was essen! Du hast die letzte Zeit schon immer kaum was gegessen. Schau dich doch mal an. Du hast schon total abgenommen. Komm, iss ein bisschen was“, sagte ihre Mutter mit sanfter Stimme.
Hermine lächelte ihr zu, nahm Messer und Gabel in die Hand und fing an zu essen. Nachdem sie beide Toasts in sich hineingestopft hatte, legte sie das Besteck wieder zur Seite und schaute ihre Mutter erwartungsvoll an. Hermine wusste, dass es einen Grund gab für das ungewöhnliche Verhalten ihrer Eltern und so schaute sie ihrer Mutter direkt in die Augen. Ihre Mutter kannte diesen Blick ihrer Tochter. Sie war nicht nur was Bücher und Wissen anging sehr schlau, sondern hatte auch einiges an Feingefühl, was Menschen anging. Und sie wusste, auch wenn Hermine sich oft als unnahbar und stark gab, sie doch unglaublich sensibel war.
„Schatz, willst du mir nicht sagen, was mit dir los ist?“, fragte sie ihre Tochter schließlich.
„Wieso, was soll denn sein?“, antwortete Hermine etwas zu schnell, da sie diese Frage schon erwartet hatte.
Ihre Mutter lachte kurz auf.
„Na ja, lass mich mal nachdenken... Du hast seit dem Anfang der Ferien, seitdem du hier bist, kaum gegessen. Du bist nachts stundenlang wach – jedenfalls schließe ich das aus den Ringen unter deinen Augen – und ich sehe dich nur noch so selten lachen. Nicht einmal die Bücher in Südfrankreich konnten dich so begeistern wie sonst. Das wäre an sich ja nicht schlimm, da deine Büchersucht ohnehin eher ungewöhnlich ist in deinem Alter, aber ich mach mir schon etwas Sorgen.“
Ihre Mutter schaute sie eindringlich an. Hermine hielt ihrem Blick kurz stand, wandte ihre Augen dann aber ab, weil sie sich mit Tränen gefüllt hatten. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie war sich selbst total ausgeliefert. Ihre Mutter seufzte.
„Schatz, was ist denn los?“ Sie zögerte kurz. „Hat das vielleicht etwas mit einem männlichen Wesen zu tun?“
Hermine sah kurz auf, starrte dann aber weiter auf ihre Knie und versuchte krampfhaft ihre Tränen zurückzuhalten, damit ihre Mutter nichts davon mitbekommen würde. Aber diese Mühe war eigentlich überflüssig. Ihre Mutter wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sie wartete noch einen Moment, ob Hermine etwas sagen würde, aber diese saß nur da und ließ den Kopf hängen. Mrs. Granger biss sich einen Moment auf die Lippen, ging zu ihrer Tochter hinüber, legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und sagte nur:
„Ich bin da.“
Dann lief sie in Richtung Tür. Kurz bevor sie durch die Tür verschwunden war, hörte sie Hermine leise sagen:
„Du hattest Recht. Aber ich will nicht drüber reden, okay?“
Ihre Mutter hatte innegehalten und sah einen Moment in die verwirrten, etwas feuchten Augen ihrer Tochter. Doch Hermine lächelte kaum merklich. Ihre Mutter nickte stumm und ging aus der Küche hinaus.
Hermine hörte die Schlafzimmertür ihrer Eltern auf- und zugehen. Kurze Zeit später das gleiche Geräusch abermals. Sie hörte, wie sich ihre Eltern im Eingang zu schaffen machten und über die anstehende Zahn- OP redeten; jedoch etwas lauter als sonst, wie Hermine fand...
Hermine drehte den Kopf nach links und sah aus dem Fenster. Sie zuckte kurz, als sie den kleinen Pig verzweifelt vor dem Fenster hin und her flattern sah. Hermine spurtete zum Fenster und ließ ihn hineinsurren, fing ihn aber sofort ein und montierte den Pergamentfetzen von seiner kleinen Kralle ab. Pig hielt für seine Verhältnisse ungewöhnlich still; wahrscheinlich hoffte er auf einen weiteren Keks. Doch Hermine setzt ihn achtlos auf das Fensterbrett und faltete hastig den Brief auf. Als sie jedoch die Schrift erkannte, spürte sie einen unangenehmen Stich und ein absinkendes Gefühl in der Magengegend. Der Brief war von Ginny:

Hey Hermine,
ich hoffe, es geht dir gut. Aus Ron war nicht allzu viel herauszubekommen... Kennst ihn ja!
Lupin, Tonks und ich werden dich heute Abend, wenn es dunkel ist, abholen kommen. Harry wollte auch gerne mitkommen, aber das wäre unvernünftig. Ron hilft Fred und George noch irgendwas im Geschäft, um sich ein paar gratis Scherzartikel zu verdienen und kommt auch nicht mit.
Ich weiß, du magst es nicht sonderlich zu fliegen, aber es geht leider nicht anders, da deine Eltern ja nicht besonders viel vom Apparieren halten. Ich werde dich mit auf meinen Besen nehmen, dann kann nichts schief gehen.
Ich wünsch dir noch einen schönen Tag und bis heute Abend!
Freu mich schon!
Ginny


Hermine war äußerst enttäuscht, dass der Brief von Ginny war und nicht von Ron. Aber, was sie noch viel mehr ärgerte war, dass Ron sich scheinbar mehr für die Anhäufung von Scherzartikeln interessierte, als für sie.
„Jetzt blas hier nicht Trübsal!“, befahl sie sich und lief hinaus in den Flur, wo sie ihre Eltern gerade noch kurz vor dem verlassen des Hauses erwischte.
„Mum?“, rief sie.
„Ja, Schatz?“, antwortete ihre Mutter und drehte sich überrascht um.
„Ähm, ein paar Auroren und Ginny kommen heute Abend und holen mich ab.“
„Okay, ist gut. Tut mir leid, Hermine, aber wir müssen wirklich los...“ Und damit flog die Haustür zu.
Hermine lächelte milde.
„Komm schon, dass ist doch jetzt kein Drama! Das Leben geht weiter...“ Sie seufzte, wie in letzter Zeit so oft und zwang sich zu einem Lächeln.[/align]

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:32

Kapitel 3
Der Tag verging im Großen und Ganzen relativ schnell. Sie verbrachte die meiste Zeit damit ihre Sachen zusammen zu suchen, die sich im ganzen Haus verteilt hatten und schlief dann noch etwas um ihre Augenringe los zu werden.
Wie müde sie eigentlich die letzten Tage gewesen war, merkte sie erst, als um halb acht ihre Eltern nach Hause kamen und sie weckten. Sie hatte ganze 6 Stunden einfach nur geschlafen und das am helllichten Tage. Ein Gutes hatte es allerdings: Hermine sah nun wieder um einiges besser aus. Das fand auch ihre Mutter und war etwas weniger besorgt.
Sie aßen einigermaßen hastig zusammen zu Abend, da Hermines Eltern um acht in den Tanzkurs gingen. Sie ließen es sich jedoch nicht nehmen, ihre Tochter richtig zu verabschieden und ihr zu sagen, dass sie sie hoffentlich in den Weihnachtsferien wieder sehen würden.
Das Hermine ihr Schulzeug ebenfalls eingepackt hatte, war allerdings reiner Optimismus gewesen, da noch überhaupt nicht feststand, ob Hogwarts wieder für Schüler geöffnet sein würde. Sie hatte ihren Eltern allerdings auch nicht alles von Voldemord genau erzählt, weil sie sie nicht beunruhigen wollte. Und deswegen gingen diese auch fest davon aus, dass Hermine wie gewöhnlich zur Schule gehen würde.
Als ihre Eltern das Haus verlassen hatten, fühlte Hermine sich etwas leer und beschloss noch eine Weile fern zu sehen um sich abzulenken bis es dunkel wurde und sie abgeholt werden würde. Sie schaute sich eine lustige Sendung an und es ging ihr bald besser. Hermine bemühte sich möglichst viel zu lachen, weil sie gelesen hatte, dass man durch Lachen fröhlich würde.
Als sich der Himmel langsam rötlich färbte, schaltete sie den Fernseher aus und ging in den Garten hinaus um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Das war allerdings keine gute Idee gewesen, wie sie feststellen musste. Es war einfach zu romantisch.
Hermine war langsam wirklich genervt von sich selbst. Sie hasste sich dafür so zu sein, wie sie gerade war. Sie war einfach hoffnungslos sentimental und fühlte sich immer öfter wie in einem schlechten Film. Aber sie konnte sich kaum noch dagegen wehren.
Sie stand so in Gedanken versunken im Garten, als ihr jemand von hinten auf die Schulter tippte. Hermine erschrak sich so dermaßen, dass sie einmal kurz hoch hüpfte vor Schock, ihren Zauberstab zückte und sich hastig umdrehte.
Sie hielt einem lachenden Lupin ihren Zauberstab direkt ins Gesicht.
„Tut mir wirklich leid, Hermine. Ich wollte dich eigentlich nicht erschrecken. Wirklich!“, sagte dieser und streckte ihr freundlich seine Hand entgegen um sie zu begrüßen.
Hermine, die noch immer heftig atmete, lachte erleichtert auf und schüttelte dem immer noch milde lächelnden Lupin die Hand.
Dann hörte sie Schritte und schaute an Lupin vorbei, bereit dazu Tonks und Ginny zu begrüßen. Tonks war auch da, aber anstatt Ginny stand da – Ron.
Hermine klappte kurz die Kinnlade runter, aber sie hatte sich schnell wieder gefangen. Da kam auch schon Tonks auf sie zu und sie sah nur noch pinke Haare, als sie von ihr stürmisch umarmt wurde.
Ron war derweil etwas nervös näher gekommen und als Tonks von Hermine abgelassen hatte, nickte er ihr unsicher zu und sagte nur:
„Hey, Hermine. Schön dich zu sehen.“
Hermine lächelte ihn an, ging drei Schritte auf ihn zu und umarmte ihn kurz. Ron war etwas überrascht von Hermines Offensive und grinste verlegen, als sie von ihm abgelassen hatte und „Hi!“ sagte.
Lupin stand immer noch lächelnd etwas im Hintergrund und auch Tonks wirkte amüsiert.
Hermine war die Situation etwas unangenehm, deswegen versuchte sie schnell ein bisschen Konversation auf die Beine zu stellen.
„Wo habt ihr denn Ginny gelassen? Ich dachte, sie wollte mitkommen", sagte sie deshalb.
„Ähm, na ja. Bei uns ist niemand zu Hause gewesen außer Harry und Ginny als ich heim kam. Und sie waren gerade, ähm, „beschäftigt“...“ Ron grinste und die andern lachten. „Also dachte ich mir, dass ich ja an ihrer Stelle mitkommen könnte.“ Er hielt kurz inne. „Ich hoffe, das war in Ordnung?“
„Ja, sicher!“, sagte Hermine hastig. Jetzt war er wohl unsicher, ob sie ihn überhaupt dahaben wollte... „Ganz toll, Hermine...“, dachte sie sich und ging in Richtung Haus davon.
„Ich hole schnell mein Zeug“, rief sie den andern über die Schulter zu, als sie durch die Gartentür das Haus betrat.
Sie schnappte sich den Katzenkorb, in dem Krummbein saß und wollte gerade nach ihrem Koffergriff greifen, als sich um diesen schon eine Hand gelegt hatte und ihn hochhob.
„Ich dachte, du könntest Hilfe gebrauchen“, sagte Ron. Seine Stimme zitterte etwas. Er hiefte den Koffer am Sofa vorbei und streifte Hermines Arm dabei leicht. Sie erschauderte. Ein Kribbeln durchzog ihren ganzen Körper und für einige Sekunden stand sie einfach nur da und hatte die Augen geschlossen.
„Man, wie viele Bücher hast du da wieder drin?“, fragte Ron schnaufend und drehte sich zu ihr um.
„Hey, alles klar bei dir?“
Hermine hatte immer noch die Augen zu gehabt und öffnete sie schnell wieder um ihm in den Garten zu folgen, wo Lupin und Tonks schon mit drei Besen warteten.
„Du brauchst keine Angst vor dem Fliegen zu haben. Du wirst bei einem von uns auf dem Besen mitfliegen“, ermutigte Ron sie, der offenbar dachte, sie hätte die Augen vor Angst geschlossen gehabt.
Sie erwiderte trotzdem ein „Ja, danke!“ und lächelte ihn an. Als sie wieder im Garten waren, übernahm Lupin Hermines Gepäck.
„Soo“, sagte er. „Hermine, ich würde vorschlagen, du fliegst bei Ron mit. Er ist ein weitaus besserer Flieger als Tonks und ich es sind. Außerdem müssen wir im Falle eines Angriffs beide Hände frei haben.“
„Ja, apropos!“, unterbrach Tonks ihren Lebensgefährten. „Im Falle eines Angriffs wird leider auch dein Gepäck fallen gelassen werden müssen... Nur mal als Vorwarnung. Allerdings glaube ich nicht, dass groß etwas passieren wird.“ Sie strahlte die beiden an.
„Okay, genug mit dem Smalltalk. Wir starten! Ach ja, bevor wir los fliegen, müsst ihr beide mir hoch und heilig versprechen, dass ihr alles tut, was wir euch sagen. Gehorcht jedem Befehl, egal wie absurd er auch sein mag, verstanden?“ sagte Lupin und sah die beiden mit Nachdruck an.
„Okay, dann mal rauf auf die Besen! Und haltet eure Zauberstäbe bereit!“, rief Tonks vergnügt, bestieg ihren Besen und hob ab. Lupin murmelte locomotor koffer und stieß sich ebenfalls vom Boden ab.
Ron warf sein Bein mit einer geübten Bewegung über seinen Besen und forderte Hermine auf sich hinter ihn auf den Besen zu setzen.
„Halt dich einfach an mir fest, dann kann dir nichts passieren“, versuchte er sie zu beruhigen, denn Hermine zitterte sichtbar. Das hatte allerdings nicht nur mit ihrer Höhenangst zu tun. Sie holte einmal tief Luft und schwang sich hinter Ron auf seinen Komet. Vorsichtig schlang sie ihre Arme um seine Hüften und sie hoben ab. Aus dem vorsichtig wurde bald ein fester Griff. Anfangs nur, weil Hermine es überhaupt nicht genoss zu fliegen und sich immer wieder fragte, wie man so etwas eigentlich mögen konnte, aber nach einiger Zeit genoss sie es Ron unter einem so banalen Vorwand so nah sein zu können und legte ihren Kopf auf seinen Rücken. Sie lächelte.
Lupin flog mit dem Gepäck voraus und Tonks folgte meist hinter ihnen, gelegentlich zirkelte sie aber auch um sie herum.
Ron schaute sich ab und an etwas nervös um und fragte Hermine immer wieder, ob es ihr gut ginge, aber auf dem ganzen Flug passierte nichts Atemberaubendes. Jedenfalls nicht für Lupin und Tonks. Hermine überkam immer mal wieder ein Schaudern und auch Ron zitterte von Zeit zu Zeit etwas, nämlich immer dann, wenn Hermine sich etwas bewegte und er ihren Körper an seinem spürte. Ihn durchfuhr dann immer ein Kribbeln, das von seiner Magengegend immer weiter abwärts wanderte.
Als er einmal dachte, er würde es gleich nicht mehr ertragen, fing Lupin vor ihm an zu sinken und er war schon fast froh, als sie den Boden erreicht hatten und sie sich von ihm löste. Gleichzeitig allerdings viel es ihm schwer, weil er ihre Nähe genossen hatte.
Ähnlich ging es Hermine, die Ron am Ende fast um den Verstand gebracht hatte. Als sie abgestiegen waren, atmete Ron geräuschvoll aus.
„Und, hast du es gut überstanden?“, fragte er Hermine, deren Wangen rot leuchteten, ob nun vom Fahrtwind oder aus anderen Gründen, was schwer zu sagen.
„Ja, es ging“, antwortete sie ihm mit etwas schwacher Stimme und lächelte ihn verlegen an.
Ron nickte erleichtert und lief zu Lupin hinüber, um ihm mit Hermines Gepäck zu helfen.
Hermine atmete tief ein.
„Na dann auf ins Gefecht!“, murmelte sie und folgte Lupin und Ron in den Fuchsbau, Tonks dicht auf den Versen.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:33

Kapitel 4
Als Hermine gerade die Türschwelle überschritten hatte, bekam sie für etwa eine Minute nichts als rote Haare zu sehen, als sie von einem Weasley nach dem andern umarmt wurde. Am Schluss bekam sie dann auch ein schwarzes Büschel von Haaren zu sehen. Harry grinste sie an. Er freute sich sie zu sehen, dass wusste sie. Aber sie bemerkte sehr wohl sein leicht eingefallenes Gesicht und die tiefen Ringe unter seinen Augen, die sich nicht einmal hinter seiner Brille verstecken ließen.
„Hey, wie geht’s dir? Alles in Ordnung?“, fragte Hermine ihn besorgt.
„Nichts mit dem ich nicht fertig werden würde“, versicherte ihr Harry und legte aufmunternd die rechte Hand auf ihre Schulter. Hermine gab sich fürs erste damit zufrieden und wurde sogleich von Ginny in ein Gespräch verwickelt. Die, bis auf Hermine, den Umständen entsprechend fröhliche Gesellschaft verlagerte sich so langsam in Richtung Küche, wo Mrs. Weasley ein köstlich riechendes Abendessen bereithielt. Hermine jedoch verdrehte es den Magen. Sie war sich nicht sicher, ob das daran lag, dass sie zwischen Harry und Ron saß und der Tisch so eng besetzt war, dass Körperkontakt kaum zu vermeiden war. Der enge Kontakt mit Harry störte sie nicht im Geringsten. Er saß auch eher zu Ginny gelehnt, die zu seiner linken Platz genommen hatte, und flüsterte ihr ab und zu etwas ins Ohr, wobei Ginny entweder rot anlief, leise giggelte oder verschmitzt lächelte und etwas erwiderte. Hermine beobachtete das eine Weile ohne es wirklich mitzubekommen, bis sie Ron anstupste.
„Kartoffeln?“, fragte er sie und hielt ihr eine Schale mit Salzkartoffeln hin, aus der heißer Dampf direkt in ihre Nase stieg...
Hermine sprang vom Tisch auf und flüchtete in Richtung Badezimmer, wo sie für etwas zwei Minuten würgend über der Kloschlüssel hing, aber es kam nichts... Es kam einfach nichts aus ihr heraus. Die ganzen Tage schon nicht. Sie fühlte sich, als ob sie in sämtlichen Körperteilen Steine stecken hatte und doch fühlte sie sich gleichzeitig so leer. Und das hatte nichts, rein gar nichts mit ihrem Mageninhalt, den es seit einigen Wochen kaum gab, zu tun.
Keuchend richtete sie sich auf und schaute, auf das Waschbecken gestützt, in den Spiegel. Tränen rannen still über ihr Gesicht. Sie zitterte. Immer wieder durchzuckte sie ein kleiner Krampf und presste neue Tränen aus ihrem Inneren heraus.
Es pochte an der Badezimmertür, die sie in der Eile einfach hinter sich zugeschlagen hatte. Es war Ginny.
„Hermine? Alles in Ordnung?“
Hermine biss sich auf die Lippen, antwortete aber nicht.
„Hermine? Hey!“ Noch einmal klopfte sie an der Tür. „Mach jetzt auf, sonst komm ich rein und...“ doch weiter kam sie nicht. Hermine hatte kurz die Augen geschlossen und dann langsam die Tür geöffnet. Sie nahm Ginnys entsetztes Gesicht nur bedingt war. Vor ihren Augen verschwamm immer wieder das hübsche Gesicht ihres Gegenübers in den sich ihren Weg bahnenden Tränen.
„Hey, was ist denn los?“ Ginnys Stimme war sanft und sie strich Hermine die feuchten Haare aus dem verquollenen Gesicht. Hermine ließ sich langsam auf den Boden sinken. Ginny wirkte etwas hilflos. Sie kniete sich neben Hermine und sah sie kurz an.
„Hör mal, ich geh Ron holen. Der kann mir helfen dich hoch zu bringen.“ Ginny wollte gerade aufstehen, als Hermine sie am Arm festhielt.
„Nein! Ich schaff das alleine!“
Ginny konnte ihre knochigen Finger deutlich auf ihrer Hand spüren, als sie Hermine auf die Beine half. Erst jetzt fiel ihr auf, wie zerbrechlich Hermine doch wirkte.
Leicht auf Ginny gestützt schaffte sie es in das Zimmer, dass sie sich während des Aufenthaltes im Fuchsbau teilen sollten. Ginny setzte Hermine auf das nächst stehende Bett, griff sich das darauf liegende Kissen und lehnte ihre Freundin dagegen, sodass sie sich halb liegend, halb sitzend etwas erholen konnte. Dann verschwand sie kurz aus dem Zimmer und kehrte mit einem Glas Wasser, einem Pfefferminztee und etwas Brot wieder zurück.
Hermine trank ohne auch nur ein Geräusch von sich zu geben das Glas Wasser. Ihr Gesicht bekam langsam wieder etwas Farbe und der Gegensatz ihrer roten Augen und ihres blassen Gesichts wirkte nicht mehr allzu bedrohlich.
Ginny saß mit besorgtem Gesichtsausdruck neben ihr und streichelte über ihren Arm. Nach einiger Zeit ließ Hermine ihren Kopf auf Ginnys Schoß sinken, worauf diese ihr die lockigen Haare aus dem Gesicht strich. Hermine lächelte kaum merklich.
Als sich ihr krampfhaftes Zittern und Zucken einigermaßen beruhigt hatte, beugte Ginny sich über sie und sah sie eindringlich an. Hermine wusste, was nun kommen würde. Niemand würde besser ahnen, was in ihr vorging, als Ginny. Sicher, Harry kannte Hermine viel besser, aber er war nun einmal ein Junge und sie hatte das Gefühl, dass er in so einer Sitation völlig mit ihren Gefühlen überfordert wäre. Und Ron? Ja, Ron... Dem schien es ja Spaß zu machen auf ihren Gefühlen herum zu trampeln. Nein, so durfte sie nicht denken. So war er eben. Außerdem war es nicht seine Schuld, dass sie hier völlig verzweifelt auf dem Schoß ihrer besten Freundin lag. Er konnte eigentlich nicht wirklich etwas dafür.
Hermine setzte sich langsam auf, griff nach einem Stück Brot und fing an daran zu nagen. Ginny beobachtete sie eine Weile.
„Ist es wegen Ron?“, fragte Ginny in die Stille hinein. Hermine sah weg von Ginny und schob den Unterkiefer über ihre Oberlippe. Dann drehte sie den Kopf, sah Ginny direkt in die Augen und nickte. Diese schaute sie stumm an.
Hermine stand auf und lief zum Fenster. Sie starrte eine Weile in die Weite. Viel hätte sie nicht sehen können, auch wenn sie wirklich geschaut hätte. Die Mond sah so aus, wie sie sich fühlte: dünn, schwach und ohne jegliche Kraft zum Strahlen.
Ginny war zu ihr getreten und umarmte sie. Hermine atmete tief ein und roch den blumigen Duft ihrer Freundin. So standen sie eine Weile da, bis Hermine sich löste und zu ihrem Teller zurücklief, um abermals etwas Brot zu essen.
„Wie läuft es zwischen Lupin und Tonks?“, fragte sie Ginny ohne wirklich eine Antwort haben zu wollen. Ginny musterte sie kurz eindringlich, entdeckte dann das stumme Flehen ins Hermines Augen und antwortete.
„Sehr gut, denke ich. Du siehst es doch an ihren Haaren.“ Hermine lächelte schwach.
Ginny schien kurz zu überlegen.
„Hör mal... ich kenne meinen Bruder“, sagte sie. Hermine hob die Hand, wie um sie davon ab zu halten weiter zu reden, doch Ginny ließ sich nicht beirren. „Er ist einfach kein Mensch, der sich je groß Gedanken über die Gefühle anderer oder seine eigenen Macht. Doch ich denke ehrlich, dass du mit ihm reden solltest. Hermine, er ist- mal ehrlich gesagt- ein Feigling. Ich glaube nicht, dass er den ersten Schritt machen wird, aber ich bin mir sehr sehr sicher, dass es in ihm drin ähnlich aussieht wie in dir.“
Hermine hatte die Arme verschränkt und starrte auf das Kopfkissen, dass verkrumpelt auf ihrem Bet lag.
„Er isst wenigstens noch“, erwiderte sie trotzig.
„Als ich vorher deinen Tee geholt hab, hatte er keinen Bissen angerührt und nur aus dem Fenster gestarrt...“ Ginny lächelte und zog die Augenbrauen amüsiert hoch.
Hermine sah sie skeptisch an.
„Komm mit runter und überzeug dich selbst...“
Hermine zögerte. Dann zückte sie ihren Zauberstab, tippte jeweils gegen jedes ihrer Augen und stellte sich prüfend vor den Spiegel. Sie war noch blass, sah aber sonst nicht im Geringsten danach aus, als hätte sie gerade einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ginny stand schon in der geöffneten Tür und Hermine folgte ihr, nach einem letzten zufriedenen Blick in den Spiegel, die Treppe hinunter in die Küche.

Ginny hatte recht gehabt. Als die beiden Mädchen gerade hinunter ins Wohnzimmer kamen (die anderen hatten in der Zwischenzeit natürlich ihr Essen beendet), versuchte Mrs. Weasley Ron gerade dazu zu bewegen doch noch einmal in die Küche zu gehen und wenigstens ein Stück trockenes Brot zu essen. Dann erblicket sie jedoch Hermine und erkundigte sich besorgt, ob es ihr wieder besser gehe.
„Ja, danke. Es geht schon wieder“, antwortete ihr Hermine mit einem freundlichen Lächeln.
„Okay, ihr zwei Hübschen!“, sagte sie an Ron und Hermine gewandt. „Wenn ihr nachher doch noch Hunger bekommt, wisst ihr ja, wo die Küche ist.“
Mit diesen Worten steuerte Mrs. Weasley in eine andere Ecke des Zimmers, wo Fred und George gerade dabei waren Mr. Weasley eine ihrer neuen Erfindungen zu präsentieren. Ginny strich Hermine noch einmal kurz über den Rücken und sprang dann über Ron neben Harry auf die Couch, der sie die ganze Zeit über schon mit Hundeaugen und gekünsteteln Schmolllippen angeschaut hatte.
Hermine überlegte gerade, wo sie sich am besten hinsetzen sollte, als Ron sich neben ihr erhob.
„Ich gehe jetzt in die Küche und hole mir etwas Brot. Möchtest du auch noch etwas?“, fragte er sie und kratzte sich dabei etwas verlegen hinterm Kopf.
Hermines Innereien machten einen kleinen Hüpfer und sie folgte Ron in die Küche, der sich nach einem Nicken ihrerseits schon auf den Weg dorthin begeben hatte.
In der Küche reichte Ron ihr ein Stück Brot, nahm sich selbst eines und die beiden nagten beide schweigend vor sich hin. Lust etwas zu essen hatten sie weniger, aber es war immer noch besser als da zu stehen und gar nichts zu tun.
Als sie fertig waren, machte sich Ron an der Teekanne zu schaffen, allerdings nur sehr halbherzig, denn er füllte ungekochtes Wasser in die Tassen und hängte die Teebeutel ins Waschbecken. Hermine musste trotz allem Schmunzeln. Lachen musste sie dann endgültig, als ihr Ron eine Tasse mit kaltem Wasser, in das er noch Zucker und Milch getan hatte, als frischen Pfefferminztee anbot.
„Hast du nicht etwas vergessen?“ fragte sie ihn mit einer Unschuldmiene.
Ron starrte in die Tasse, wurde dann rot und wollte sich wieder umdrehen, doch Hermine nahm ihm die Tasse aus der Hand und stellte sie neben sich auf den Küchentisch. Sie versuchte ihn an zu schauen, doch er mied ihren Blick.
„Ach, was soll’s“, murmelte er dann auf einmal und küsste sie ohne Vorwarnung. Ob der Kuss für die Wange oder für den Mund vorgesehen gewesen war, war schwer zu sagen, da er durch die weite Entfernung (immerhin einen Schritt hatte er gebraucht und Rons Schritte waren groß) und seine Nervosität Hermines linken Mundwinkel traf.
Er blieb vor Hermine stehen und sah auf seine Füße hinab. Hermine sah ihn erschrocken an, doch was in ihr vorging, war jenseits aller Freuden. Nein, es war weitaus mehr. Sie konnte sich vor lauter Adrenalin in ihrem Blut kaum bewegen. Ron sah nach einigen Sekunden unsicher zu ihr auf. Seine Mundwinkel zuckten etwas.
„Ich...“, fing er an, doch weiter kam er nicht.
„Ach, sehr schön, habt ihr doch noch etwas gegessen! Ich wollte gerade nachsehen“, sagte eine strahlende Mrs. Weasley, die so eben den Raum betreten hatte. Hermine mochte Mrs. Weasley eigentlich sehr gerne, doch in diesem Moment dachte sie bei sich, dass sie ja wohl in der Lage gewesen sein könnte ihrem siebzehnjährigen Sohn zuzutrauen selbst zu entscheiden, wann und ob er etwas essen sollte.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:33

Kapitel 5
Nach Mrs. Weasleys „Eingriff“ kehrten sie ins Wohnzimmer zurück. Ihnen blieb nichts anderes übrig, da Mrs. Weasley den Abwasch machen wollte. Aber auch sonst hätte es wohl nicht allzu viel geändert. Wären sie nach der Unterbrechung dort geblieben, wo sie zuvor wie festgewurzelt gestanden hatten, hätte Ron bis dahin sicher der Mut verlassen und sie wären ebenfalls in Wohnzimmer zurückgekehrt. Hermine hätte es selbst auch nicht geschafft Initiative zu ergreifen, dass wusste sie. Rons Annäherungen hatten sie wie gelähmt gemacht. Sie war einfach nicht mehr sie selbst. Sie hatte schlichtweg die Kontrolle verloren. Und das machte ihr zu schaffen, denn sie, Hermine, verlor doch nicht bei so etwas die Kontrolle! Aber sie war machtlos...
Auf der einen Seite fühlte sie sich so, als ob sie ihm nie wieder in die Augen schauen könnte, denn sie hatte immerhin ihren besten Freund geküsst (wenn man es so nennen konnte), auf der andren Seite konnte sie nicht genug davon bekommen sich an diesen nicht einmal zwei Sekunden anhaltenden Moment zurück zu erinnern. Sie erwischte sich in den nächsten Tagen immer wieder dabei, wie sie dem Gedanken an die Szene in der Küche nachhing. Sie konnte sich aber auch nur schlecht ablenken, da sie in diesen Tagen die meiste Zeit schwach in ihrem Bett lag. Es stellte sich heraus, dass sie wohl nicht nur einen Nervenzusammenbruch, sondern auch einen Schwächeanfall erlitten hatte und so verbrachte sie die meiste Zeit des Tages in ihrem und Ginnys Zimmer. Es waren zwar sehr viele Leute im Haus (immerhin 10) und sie hatte sehr oft Gesellschaft, aber zwischendurch waren doch immer wieder Zeitperioden von etwa einer halben Stunde, in denen sie alleine in ihrem Zimmer vor sich hin vegitierte und sie niemand daran hindern konnte, sich in Gedanken zu verlieren.
Ron kam mehrmals am Tag kurz vorbei, fragte nach, wie es ihr ging und berichtete, was im Haus so vor sich ging. Meistens verschwand er nach kurzer Zeit wieder unter irgendeinem Vorwand, von dem sich Hermine sicher war, dass er ihn sich vorher zurecht gelegt hatte. Aber immerhin, er nahm jedes Mal neu seinen Mut zusammen und kam um einfach nur mit ihr zu reden. Mit ihr zu reden... Hermine schüttelte bei diesem Gedanken oft traurig und irritiert den Kopf.
Lupin, der selbst ja bekanntlich nicht ganz so bewandert in Zaubertränke war, hatte von Professor Slughorn einen Trank besorgt, der Hermine möglichst schnell wieder auf die Beine bringen sollte und so ging es ihr tatsächlich von Tag zu Tag besser. Sie machte bald dreimal am Tag einen kleinen Spaziergang durch den Garten, meist von einem der Jungs gestützt. Sie hatte es auch geschafft aus ihrer vorübergehenden Tatenlosigkeit gegenüber Ron auszubrechen.
„Würdest du mich heute Mittag auf einen Spaziergang begleiten?“, fragte sie ihn eines Morgens, als Ron ihr das Frühstück ins Zimmer brachte. Sie stand mit durch den lauen Sommerwind wehendem Haar am Fenster und es war ihr so, als hätte es Ron für einen Moment die Sprache verschlagen. Doch er fing sich recht schnell wieder.
„Klar, wenn du das willst“, mehr brachte er nicht hervor. Hermine lächelte. Eigentlich wollte sie ja erst am Mittag mit ihm reden, aber als sie ihn so hilflos mitten im Zimmer stehen sah, überlegte sie es sich anders. Er konnte ruhig auch mal etwas leiden. Ihr Lächeln wurde immer verschmitzter, während sie diesem Gedanken nachging und Ron war sichtlich irritiert.
„Warum lachst du so?“, fragte er sie unsicher und zog eine Augenbraue dabei hoch um sie skeptisch zu mustern.
Hermine seufzte. „Das mit neulich Abend tut mir leid“, setzte sie an. Ron schien einen Moment das Atmen zu vergessen. Wie konnte er auch so töricht gewesen sein zu glauben, dass es ihr ernst mit ihm war.
„Oh, nein, mir tut es leid...“, presste er hervor. Seine Stimme bebte leicht.
„Nein, mir tut es leid, dass deine Mutter hereinkam“, vollendete Hermine ihren Satz und schmunzelte. Ron hatte die Atmungsaktivität wieder aufgenommen. Sein Atem ging immer schneller, als sich Hermine ihm langsam näherte. Sie schaute kurz und eindringlich in seine vor Überraschung geweiteten Augen und legte dann ihren Kopf auf seine Schulter. Dieses Mal schien Ron wie gelähmt zu sein. Hermines Lächeln wurde, während sie so an ihm lehnte, immer breiter. Es kam ihr so vor, als ob sie eine Ewigkeit so dagestanden hätten und langsam wurden ihre noch schwachen Knie zittrig. Ob Ron das gemerkt hatte oder er einfach seine Muskeln wieder entdeckt hatte, wusste sie nicht. Jedenfalls erwachte er aus seiner Starre und aus dem harten Bügelbrett, das Hermine an ihrem Körper spürte, wurde ein lebendiger, warmer und ungewöhnlich sanfter Ron, als er seine Arme vorsichtig um sie schloss. Hermine schmiegte sich noch näher an ihn und sog seinen Duft ein. Leise Tränen begannen sich einen Weg über ihr Gesicht zu bahnen. Es waren keine Tränen, wie sie sie von den letzten Wochen kannte. Es waren Tränen des Glücks und sie kam sich einmal mehr wie in einem schlechten Hollywoodfilm vor, allerdings wie in einem sehr schönen schlechten Hollywoodfilm.

Hermines Knie fingen bald an noch heftiger zu Zittern und Ron löste erschrocken ihre Umarmung. Er bugsierte sie besorgt in Richtung Bett, vor Besorgnis doch tatsächlich seine Verlegenheit vergessend. Als Hermine im Bett lag und sie seinen Gesichtsausdruck sah, liefen weitere Tränen ihre Wangen hinab. Ron schaute unsicher in eine andere Richtung, ahnungslos, was er in einer solchen Situation tun sollte. Er konnte jetzt jedenfalls nachvollziehen, wie sich Harry nach seinem Kuss mit Cho gefühlt haben musste, als diese angefangen hatte zu weinen und bereute es ihn ausgelacht zu haben.
„Kann ich dir etwas bringen?“, fragte er, sein Gesicht wieder ihr zu gewand.
Sie schüttelte leicht den Kopf, rutschte bis an das Wandende ihres Bettes und sah Ron erwartungsvoll an. Als dieser sich aber nicht rührte, meinte sie lachend: „Also ein bisschen musst du dich schon anstrengen...“
Ron grinste und kratzte sich verlegen im Nacken, machte aber gleichzeitig Anstalten, sich neben Hermine zu legen.
Als er sich platziert hatte, legte Hermine ihren Kopf auf seine Brust. Ron ließ seinen einen Arm hinter seinem Kopf nieder, den anderen schlang er um Hermine herum und begann ihr vorsichtig über den Rücken zu streicheln. Hermine zitterte leicht. Sie war sich allerdings ziemlich sicher, dass das nichts mit ihrer Schwäche zu tun hatte. Sie schloss genüsslich die Augen und lauschte Rons schnellem, starkem Herzschlag, der nach einiger Zeit immer langsamer wurde.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:34

Kapitel 6„Ha, da schau sich mal einer die zwei an!“
Hermine und Ron schreckten hoch. Sie waren eingeschlafen und nun standen ein laut lachender George und ein giggelnder Fred mitten im Zimmer. Ron hatte sich ruckartig hingesetzt und verfolgte argwöhnisch die sich ihm bietende Szene. Durch das laute Lachen waren Ginny, Harry und Fleur angelockt worden und begaben sich nun, ebenfalls grinsend, in den Raum.
Hermine lag immer noch auf dem Bett und lugte verschlafen hinter Rons Rücker hervor.
„Na, habt ihr schon Wetten abgeschlossen?“, murmelte sie.
„Ja, wir haben so eben 10 Galleonen an Dad verloren“, seufzten Fred und George gleichzeitig.
„Naja, ich glaube Mum ist so ziemlich die einzige, die nicht auf euch gewettet hat“, meinte Ginny und lachte heiter. Harry stand hinter hier, hatte einen Arm um sie gelegt und es war ihm einfach nicht möglich sein Schmunzeln zu unterdrücken.
Fleur ging zu Ron und gratulierte ihm mit einer französischen Bise.
„Hey, das is’ meiner!“, nuschelte Hermine, die trotz des Rummels immer noch nicht ganz wach war, zog sich lächelnd an Ron hoch und legte ihre Arme über seine Schultern auf seine Brust. Ron lief noch röter an und seine Hautfarbe passte sich nun langsam aber sicher an die seiner Haare an.
„Also, wenn ihr uns noch weiter angaffen wollt, sacken wir gleich eure gesamten Wetteinsätze als Eintritt für den Ron-Hermine-Zoo ein“, warf Ron in die Runde, der sich, obwohl es ihm irgendwie noch peinlich war, von Hermines Annäherung in der Öffentlichkeit ermutigt fühlte. Er griff nach Hermines Händen, die immer noch auf seiner Brust lagen, stand auf und spazierte mit Hermine, die ihre Beine um seine Hüften geschlungen hatte um nicht herunter zu fallen, hinaus aus dem Zimmer und die Treppe hinunter in den Garten.
„Ah, der Herr hat trotz allem unsere Verabredung nicht vergessen“, flüsterte Hermine in sein Ohr, dass noch ganz heiß und rot war.
Im Garten lag Lupin und las entspannt den Tagespropheten. Daneben saßen Mr. Weasley und Bill und unterhielten sich angeregt über etwas. Als Ron sie im Vorbeigehen bemerkte, ließ er Hermine beinahe fallen. Sie konnte sich gerade noch an ihm festkrallen, es entfuhr ihr vor Schreck allerdings ein kleiner Schrei.
Lupin, Mr. Weasley und Bill hoben erstaunt den Kopf. Bill huschte ein breites Grinsen übers Gesicht, Lupin lächelte milde und Mr. Weasley sprang erfreut auf.
„Sehr gut! Ich hole mir meine 10 Galleonen...“ Mit diesen Worten verschwand er ins Haus.
Hermine war inzwischen von Rons Rücken hinunter geglitten und hatte sich an seinem rechten Arm eingehakt.
„Na komm schon, du Macho!“, lachte sie und zog Ron hinter sich her ein Stück weiter in den großen, von Pflanzen durchwucherten Garten. Hermine bekam ihre Mundwinkel während des gesamten Spaziergangs einfach nicht unter Kontrolle. Wie sehr sie sich auch dazu zwang, nicht zu lachen, es wollte ihr einfach nicht gelingen. Schließlich gab sie auf und lief mit dem ebenfalls fröhlichen Ron durch den Garten. Sie liefen nun schon ein paar Minuten schweigend nebeneinander her. Ron räusperte sich einige Male nervös.
„Hey, warum so angespannt? Ist alles in Ordnung?“, hakte Hermine belustigt nach, obwohl sie die Antwort kannte.
„Ungewohnt...“, grummelte Ron, wie erwartet.
„Ach, wir kriegen schon Routine“, erwiderte sie. Ron wirkte schon um einiges beruhigter, da Hermine seine Unsicherheit mit Humor nahm und es sie überhaupt nicht zu stören schien. Sein Magen machte einen Hüpfer und ein wohliges Gefühl durchzog ihn, als Hermine stehen blieb und sich an ihn schmiegte. Er spürte ein Verlangen in sich sie zu küssen und beschloss, obwohl er immer noch Hemmungen hatte, diesem Gefühl nach zu geben. Er wollte ihre Nähe spüren. Ohne einen großen Schritt Anlauf traf er auch erheblich besser und er spürte wie Hermine in seinem Arm ein Zittern überkam.
Hermine war in der Tat sehr überrascht gewesen, dass er so gut auf ihre kleinen Sticheleien angesprungen war und wünschte sich, dass das wohlige Schaudern, das sie nun durchflutete, nie mehr aufhören würde.

Als sie von ihrem Gartenspaziergang zurückkehrten, saßen bereits die gesamte Familie Weasley, Harry, Fleur und Tonks am Tisch. Lupin, so schätzte Hermine, war wahrscheinlich wieder einmal im Auftrag des Ordens unterwegs. Jetzt war sogar Hermine sichtlich nervös, denn sie war sich nicht sicher, wie Mrs. Weasley auf sie als Freundin ihres jüngsten Sohnes reagieren würde. Sie wusste auch nicht, ob es ihr schon jemand erzählt hatte oder ob sie noch völlig unwissend war. Hermine hatte jedenfalls sicherheitshalber Rons Hand losgelassen und lief ans andere Tischende, wo Tonks sich gerade über „Blubbernde Blumen“, Freds und Georges neueste Erfindung für frustrierte Hausfrauen, amüsierte. Ron folgte ihr und sie setzten sich zu ihr. Fred und George grinsten sie an.
„Naja, ein gutes hat es ja, Bruderherz“, krakeelte Fred, als Mrs. Weasley gerade die Kartoffeln vor ihnen auf den Tisch stellte. „Wenigstens deine Kinder werden schlau!“, vollendete George den Satz seines Bruders.
Mrs. Weasley stutzte. „Wieso denn seine Kinder? Erstmal braucht unser Ronny...“
„Unser Ronny hat schon, Mum“, lachte Fred. Ron schaute seinen Bruder finster an. Hermine, der diese Szene sichtlich unangenehm war, wollte Tonks in ein Gespräch verwickeln und fragte sie, was denn das Besondere an den Blubbernden Blumen war, doch diese hörte ihr gar nicht zu. Der ganze Tisch war in Schweigen verfallen und beobachtete nun gespannt Mrs. Weasley Reaktion. Für einen Bruchteil einer Sekunde fürchtete Hermine, Mrs. Weasley würde anfangen sie anzuschreien, doch sie schaute nur einige Male hektisch und prüfend zwischen Ron und ihr hin und her, stellte die Kartoffeln auf den Tisch und dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
„Dann gebe ich Fred recht“, sagte sie und ging wieder in die Küche zurück, um das restliche Essen zu holen.
George war so verdutzt über diese Bemerkung, dass er ganz vergaß, dass seine Mutter ihn Fred genannt hatte.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:34

Kapitel 7
Hermine hatte in den folgenden Tagen immer wieder ein schlechtes Gewissen, da sie außerordentlich gute Laune hatte.
„Du kannst hier nicht herumrennen, wie ein Honigkuchenpferd, wenn da draußen Voldemord die halbe Welt unterdrückt, foltert und umbringt!“, sagte sie sich immer wieder, doch es half nichts. Sie konnte ihre Freude einfach nicht verstecken. Ron ging es ähnlich. Auch wenn es immer wieder Situationen gab, wo er noch etwas angespannt und nervös wirkte, war er doch immer guter Dinge und es störten ihn nicht einmal die immer wieder kehrenden dummen Kommentare seiner Zwillingsbrüder.
Allgemein war die Stimmung im Hause Weasley relativ entspannt, wenn man sie mit der der äußeren Welt verglich. Der Tagesprophet hatte bereits eine eigene Doppelseite für Todes- und Vermisstenanzeigen eingerichtet und jeden Morgen scannten alle, die hinunter zum Frühstück kamen erst einmal mit besorgtem Gesichtsausdruck die in immer kleinerer Schrift bedruckte Seite, bevor er sich zu einem Stück Toast in einen Stuhl sinken ließ.
Bis jetzt waren noch keine Meldungen erschienen von Leuten, die sie kannten und trotzdem verschwand die Angst vor einer Anzeige, die einen bekannten Namen enthielt nicht. Zu ihrem großen Glück hatte es auch bis jetzt niemandem vom Orden erwischt, obwohl deren Tod oder Vermissen wohl auch nicht im Propheten gestanden hätte, da einige von ihnen entweder in der Öffentlichkeit für tot gehalten wurden oder untergetaucht waren.
Harry, der fest entschlossen war, nicht eher die Schule zu beenden bis er alle Horcruxe zerstört hatte und Voldemord gestellt hatte, war nun zusehends öfter in die Geschäfte und Aktivitäten des Ordens eingebunden und verließ in unregelmäßigen Zeitabständen immer wieder den Fuchsbau. Hermine wusste, dass es keinen Sinn hatte ihn danach zu fragen, was er tat, denn er würde gewiss antworten, dass er es ihnen nicht sagen könne. Das hatte nichts damit zu tun, dass er sie nicht für vertrauenswürdig oder stark genug hielt, das war Hermine sehr wohl bewusst. Er wollte sie einfach nur schützen. Ginny ging es in den Zeiträumen, in denen Harry nicht zu Hause war, am schlechtesten und Hermine konnte sich bei ihr revanchieren, da sie oft Beistand leistete und „Frauengespräche“ führte, was alle Männer im Haus verwirrte, da es ihnen ein kleines Rätsel war, was genau die beiden Mädchen eigentlich stundenlang zu zweit in einem Zimmer zu bereden hatten.

Am Montag der vierten Ferienwoche kehrten Harry und Lupin von einem ihrer „Ausflüge“ zurück und platzten ins Frühstück hinein. Beide waren sichtlich angespannt und alle, sogar Ron, legten ihren Toast aus der Hand und sahen sie fragend an.
„Kingsley Shacklebolt“, murmelte Harry. „Sie haben ihn erwischt.“ Seine Augen glitzerten und er verließ hastig die Küche. Ginny stand auf um ihm zu folgen, doch Lupin hob die Hand und sagte traurig: „Lass nur, Ginny. Er muss da alleine durch.“
Ginny sah ihn wütend an, stand so ruckartig auf, dass ihr Stuhl umfiel und wollte gerade hinaus in den Garten gehen, als Lupin seine Stimme abermals hob.
„Bevor du gehst, Ginny. Es gibt auch eine gute Nachricht. Wir haben es geschafft alle Horcruxe ausfindig zu machen und haben heute Nacht einen von ihnen zerstört.“ Er zuckte mit den Mundwinkeln.
Ginny, die sich nicht umgewand hatte, sondern Lupin nur schweigend, den Rücken zu ihm gewandt, gelauscht hatte, setzte ihren Weg in den Garten fort. Hermine griff sich ihren und Ginnys Toast und folgte ihr hinaus in die frische Morgensonne. Tonks reichte Lupin, der sich neben ihr nieder gelassen hatte, einen mit Butter beschmierten Toast und strich ihm liebevoll durch sein immer dünner werdendes Haar. Er lächelte sie kurz dankbar an und begann lustlos seinen Toast zu essen.

Hermine musste ein paar Minuten suchen, bevor sie Ginny fand. Sie lag hinter einem Busch im Gras und starrte mit einem unbestimmten Gesichtsausdruck in den wolkenlosen Himmel hinauf. Sie rührte sich nicht, als Hermine sich neben sie setzte und ihr versuchte in die Augen zu schauen. Hermine blickte sie eine Zeit lang einfach nur an.
„Warum musste er so was sagen?“, brach es plötzlich aus Ginny heraus. „Warum verbietet er mir ihn zu trösten oder ihm beizustehen? Es ist ja schon schlimm genug, dass er nie über irgendetwas mit irgendjemandem redet! Was sollte das?“
Ginny hatte sich ruckartig aufgesetzt und sah Hermine mit Tränen gefüllten Augen an. Hermine konnte keine Spur von Wut in ihnen sehen. Ginny war nicht wütend – jedenfalls nicht hauptsächlich. Sie war einfach nur verzweifelt.
„Das wir der Öffentlichkeit nicht zeigen, wie wir zueinander stehen ist bis jetzt nicht so schlimm, weil er sowieso kaum weg von hier geht, außer er ist unterwegs mit dem Orden…“, fuhr Ginny fort und ließ ihren Kopf auf ihre Knie sinken. „Aber… ich komm einfach nicht an ihn heran.“ Sie zögerte kurz, hob ihren Kopf und drehte ihn zu Hermine. „Weist du, was ich meine?“
Hermine nickte stumm.
„Er redet mit niemandem. Ich weiß, dass er uns nur schützen will, aber er macht sich damit selber kaputt.“, seufzte Hermine zustimmend. Ginny hatte ihren Kopf wieder auf ihre Knie fallen lassen und schlug ihn in regelmäßigen Abständen dagegen. Hermine rutschte ein Stück zu ihr hinüber und legte tröstend einen Arm um sie herum.
„Hermine, kann ich kurz mit dir reden?“ Es war Harry. Er stand hinter ihnen. Wie lange schon, wusste Hermine nicht. Die beiden drehten sich erschrocken um. Harry sah Ginny flehend an. Diese erhob sich schweigend und ging, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, an ihm vorbei in Richtung des Fuchsbaus davon.
„Harry, das war jetzt aber nicht sehr taktvoll…“, warf ihm Hermine vor und blickte ihrer Freundin besorgt nach.
„Ich weiß“, antwortete er knapp und sah zur Seite. Hermine biss sich kurz auf die Lippen. Sie konnte ihren langjährigen besten Freund trotz allem wohl kaum zurückweisen.
„Was ist denn los?“, fragte sie deshalb mit bewusst sanfter Stimme, worauf Harry ihr einen dankbaren Blick zuwarf und sich ins Gras setzte. Hermine ließ sich neben ihm nieder und richtete ihre Augen erwartungsvoll auf ihn. Er zögerte.
„Weist du, ich muss einfach mal mit einem Freund reden. Und ich weiß nicht, wie Ron damit umgehen würde oder ob er es nachvollziehen könnte. Und Ginny… Ich bin sowieso nicht gut für sie. Sie lacht nur noch so selten…“
Er setzte kurz ab, doch Hermine ließ ihm die Pause.
Harry atmete einmal tief ein und wieder aus. „Ich befürchte heute hat eine Person mehr ihr Leben für mich gegeben…“, redete er weiter, jedoch mit gebrochener, leiser Stimme. Hermien schaute ihn fragend an.
„Kingsley. Als wir auf dem Heimweg waren, waren wir unaufmerksam, weil wir uns so gefreut haben, dass wir nur noch drei Horcruxe beseitigen müssen. Wir mussten ein Stück laufen, weil das Gebiet um den Horcrux mit allerlei Schutzzaubern belegt war. Auf einmal ist Voldemord mit ein paar seiner Todesser aufgetaucht. Kingley hat sie aufgehalten und ich bin mit den anderen geflohen. Wir hatten das so abgemacht, weil ich der einzige bin, der… der wenigstens eine geringe Möglichkeit hat ihn zu… um zu… umzubringen.“
Hermine war entsetzt über seine Offenheit. Sie merkte, dass er froh war, es los zu sein und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. Harry sah weg von ihr. Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte und drückte ihre Hand noch etwas fester auf seine Schulter.
„Danke, Hermine“, sagte Harry und stand auf. Seine Mundwinkel zuckten etwas, als er ihr aufhalf. Hermine lächelte ihm aufmunternd zu und er schaute sie dankbar an. Sie liefen schweigend nebeneinander her in Richtung des Hauses.
„Du solltest zu Ginny gehen“, sagte Hermine eindringlich, bevor sie den Fuchsbau betraten. Harry nickte knapp und ließ ihr den Vortritt durch die Tür.
Als sie das Wohnzimmer betraten, blieb Hermine verwundert stehen, sodass Harry von hinten in sie hineinlief. Ausnahmslos alle Weasleys, Fleur, Lupin, Tonks, sowie McGonagall, einige andere Ordensmitglieder und – Draco Malfoy saßen und standen unruhig wartend im Raum verteilt. Harry, von dem Hermine gedacht hätte, er würde bei dem bloßen Anblick von Malfoy einen Wutanfall kriegen, schob sie weiter hinein und bugsierte sie in Richtung des Sofas, wo sie auf Rons Schoß plumpste.
„Sehr schön“, sagte Lupin mit ungewöhnlich fester und lauter Stimme, wobei sich alle Augen fragend auf ihn richteten.
„Die Todesser haben Kingsley verschleppt und ich bin mir zeimlich sicher, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt“, fing Lupin an zu erklären ohne eine Miene zu verziehen. Trotzdem merkte Hermine, dass es nicht wirkungslos an ihm vorbeiging, diese Worte zu sagen. Seine Stimme hatte kurz leicht gezittert, doch als er fortfuhr, wirkte er wieder völlig ruhig und gefangen.
„Ich denke nicht, dass Voldemord viel aus ihm heraus bekommen hat. Trotzdem hat der Orden beschlossen, dass wir dieses Haus mit dem Fideliuszauber belegen werden.“ Er machte eine kurze Pause, in der manche zustimmend nickten oder brummten.
„Der junge Mr. Malfoy hier“ (Lupin legte seine rechte Hand auf Malfoy, der neben ihm stand) „würde sich sehr gerne revanchieren und war dem Orden in manchen Dingen sehr hilfreich. Er wird deswegen der der Geheimniswahrer dieses Hauses werden.“ Allen klappte die Kinnlade herunter - allen, bis auf Malfoy, der bedrückt zu Boden sah, Lupin, Harry und McGonagall, die völlig unbeteiligt die Reaktion der anderen abwarteten.
„Ich bitte euch, dass ihr für kurze Zeit zusammen mit diesen Ordensmitgliedern das Haus verlasst, sodass wir den Zauber ausführen können“, schloss Lupin, woraufhin Harry schweigend das Wohnzimmer verließ und gefolgt von den Ordensmitgliedern aus dem Haus verschwand.
„Der Rest bitte auch“, fügte Lupin milde lächelnd nach einiger Zeit hinzu, da manche, darunter Ginny, Ron und Hermine, keine Anstalten machten aufzustehen, sondern immer noch dabei waren Malfoy entsetzt anzustarren. Auf Lupins Bitte hin erhoben sich jedoch endgültig alle und folgten den anderen nach draußen.
Vor dem haus stand Harry etwas abseits von den anderen und diskutierte kurz mit einem Tonks. Im Haus waren jetzt nur noch Lupin, McGonagall und Malfoy zurückgeblieben. Hermine lehnte sich gegen Ron. Niemand sprach ein Wort.
Dass Malfoy zur guten Seite gewechselt hatte und nun für den Orden arbeitete, schien Hermine noch einigermaßen glaubhaft. Dass Harry scheinbar davon gewusst hatte und so ruhig geblieben war, verstärkte sie in dem Gefühl, dass man Malfoy Glauben schenken sollte. Aber dass sie ihm eine so große Verantwortung auferlegten, war ihr ein Rätsel. Auch Ron wirkte beunruhigt und schaute immer wieder zu Harry hinüber. Am schlimmsten stand es jedoch um Ginny. Sie saß ein Stück abseits und schaute in eine andere Richtung. Sie schien auch nichts davon gewusst zu haben. Aber Hermine wunderte sich trotz der neuen ungewöhnlichen Situation, dass sie so weit abseits saß und sich von allen abschied. Sie glaubte nicht daran, dass das nur an der Sache mit Harry liegen konnte…

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:35

Kapitel 8
Hermine und die anderen waren eine Weile vor dem Fuchsbau gestanden, bis dieser plötzlich vom einen Moment auf den anderen nicht mehr zu sehen war. Erst erschraken alle etwas, aber dann wurde ihnen wieder klar, dass es ja gerade der Sinn eines Fidelius- Zaubers war, dass niemand ihr Haus entdecken konnte. Kurz nach seinem Verschwinden traten wie aus dem Nichts Lupin und McGonagall hervor. Sie eilten zu den Wartenden hinüber und reichten einen Zettel der reihe nach herum. Hermine kannte dieses Phänomen schon: Nur, wer von dem Geheimniswahrer persönlich den genauen Ort des versteckten Objekts mitgeteilt bekam, war in der Lage es zu sehen. Sie hatte die Prozedur schon einmal durchlaufen, als sie letztes Jahr das erste Mal den hHauptsitz des Ordens betreten hatte. Damals hatte sie eine Notitz von Dumbledore lesen müssen. Soweit sie informiert war, war der Geheimniswahrer des alten Black- Hauses jetzt, nach Dumbledores Tod, Professor McGonagall, die die Leitung des Ordens zusammen mit Lupin übernommen hatte.
Hermine las den kleinen Pergamentfetzen, den ihr Ron gereicht hatte, sorgfältig durch. Nach dem Lesen stutzte sie etwas: Sie kannte diese Schrift... War es die von Malfoy? Sie erinnerte sich nicht, seine Schrift schon einmal gesehen zu haben.
„Naja, wahrscheinlich hab ich sie mal in Zaubertränke gesehen…“, murmelte sie zu sich selbst, lief hinüber zu Ginny und reichte ihr den Zettel. Hermine sah, wie Ginny mit feuchten Augen den Zettel kurz überflog, dann aufstand und in Richtung des Fuchsbaus davon schlenderte. Verwundert sah sie ihr hinterher und beobachtete, wie sie forschen Schrittes durch die Tür des für Hermine nun wieder erschienenen Fuchsbaus lief. Ron, der auf seine Freundin gewartet hatte und nicht ganz nachvollziehen konnte, warum sie Ginny so hinterher starrte, war zu ihr hinüber gegangen und zog sie nun an der Hand hinter sich her ins Haus, da einige Ordensmitglieder noch immer wachsam umherblickend bei ihnen draußen standen und warteten bis auch sie endlich wieder sicher waren.
Im Haus versammelten sie sich alle im Wohnzimmer, etwas ratlos, was sie jetzt tun sollten und die meisten von ihnen noch unter Schock über den ausgewählten Geheimniswahrer. Zu widersprechen wagte jedoch niemand. Sie alle vertrauten Lupin, McGonagall und vor allem Harry. Dass Harry zu dieser Entscheidung sein Ja gegeben zu haben schien, ließ sie glauben, dass es wohl Gründe für diese Entscheidung gab. Hermine und Ron beschlossen dennoch in einer günstigen Gelegenheit mit ihm zu sprechen.
Zum Missfallen fast aller Bewohner des Fuchsbaus war Malfoy angewiesen worden wenigstens tagsüber im Fuchsbau zu bleiben, für die Nacht verschwand er meistens durch den Kamin, doch Hermine war sich sicher, dass er nicht nach Hause kehrte, sondern wahrscheinlich im Grimmauldplatz Nr.12 übernachtete.
Seit Malfoy praktisch dauernd im Haus anwesend war, war die Stimmung bei allen um einiges weniger fröhlich und ausgelassen. Es war allerdings schwer zu sagen, ob das nur an ihm lag oder doch auch mit der Verunsicherung nach Kingleys Tod und der Belegung des Weasley- Hauses mit dem Fidelius- Zauber zu tun hatte.
Harry und Ginny schienen sich zum Glück wieder eingekriegt zu haben, obwohl ihnen anzusehen war, dass sie manchmal ein Lächeln für den anderen über die Lippen zwingen mussten.
So langsam wurde es im Haus auch geschäftiger, da man mit den Hochzeitsvorbereitungen für Bills und Fleurs großen Tag begann. Das bedeutete vor allem erst einmal eine große Aufräumaktion, bei der alle, die irgendwie abkömmlich waren, mit eingebunden wurden.
Am Donnerstag der 4. Woche wurde Hermine und Ron aufgetragen den Garten in Ordnung zu bringen, der glücklicherweise auch mit dem Fidelius- Zauber belegt worden war, sodass man wenigstens etwas frische Luft schnappen konnte, ohne sofort eine Garde von Ordensmitgliedern dabei haben zu müssen.
Fred und George hatten den Garten am Tage zuvor bereits entgnomt und so blieb es nun an Ron und Hermine die Hecken zu stutzen und das Unkraut zu entfernen. Hermine hatte einige Zaubersprüche aus Mrs.Weasleys Büchern herausgesucht, die ihnen die Arbeit erleichtern würden und so machten sich die beiden doch recht froher Dinge an die Arbeit.
Ron machte sich einen Spaß daraus Hermine immer wieder damit zu ärgern ein Blatt oder einen Zweig durch die Luft schweben zu lassen um es dann in ihr Oberteil zu befördern. Irgendwann nervte es Hermine so, dass sie ihm lachend den Zauberstab aus der Hand nehmen wollte, während sie mit der anderen Hand, in der sie ihrerseits ihren Zauberstab hatte, eine Hecke beschnitt. Ron war etwas überrascht, als er sich plötzlich ohne magische Waffe in seiner rechten Hand befand, versuchte aber sogleich seinen Zauberstab dann eben ohne magische Mittel wieder zu bekommen. Hermine rannte erst kurz weg, doch nach ein paar Metern befand sich Ron auf dem Kopf hängend in Luft und Hermine sah grinsend in sein hilfloses Gesicht, dass immer röter wurde- nicht vor Zorn, sondern weil ihm immer mehr Blut in den Kopf schoss.
„Hermine, lass mich runter“, grummelte Ron, als er unter den Augen einer sich amüsierenden Hermine einige Minuten verzweifelt versucht hatte irgendwie wieder zurück auf den Boden zu kommen. „Mein gesamtes Blut befindet sich gleich in meinem Kopf!“
„Na ja, besser als in der Hose“, meinte Hermine schnippisch und zwinkerte ihm zu, worauf Ron der Mund aufklappte, was darauf schließen ließ, dass er sehr überrascht war, da die natürliche Schwerkraft seinen Mund eigentlich fest verschlossen hielt. Hermine nutzte den Überraschungsmoment, machte einen Satz in Richtung Ron und küsste ihn.
„Hm, ich fühl mich ein bisschen wie in Spiderman“, murmelte Hermine schmunzelnd, als sie sich von ihm gelöst hatte.
„Ich glaube, ein bisschen Blut ist wieder in meiner Hose“, sagte Ron grinsend, ohne auf ihre Bemerkung ein zu gehen, die er sowieso nicht verstanden hatte. Aber das war ihm im Moment auch egal, er wollte nur wieder runter. Seinem Wunsch wurde auch statt gegeben und er plumpste mit einem stumpfen Rumpeln ins grüne Gras. Dort blieb er erst einmal kurz liegen, weil sich alles um ihn herum drehte. Er wusste aber nicht, ob das jetzt davon kam, dass er eben zehn Minuten auf dem Kopf in der Luft gehangen war oder weil Hermine ihn geküsst hatte.
Diese ließ ihm aber keine Zeit zum Nachdenken, denn sie hatte sich schon auf ihn gelegt und er konnte ihren wohligen Geruch wahrnehmen. Als er wieder etwas klarer sah, drehte er kurzer Hand den Spieß um, indem er sich auf Hermine legte und anfing sie zu küssen. Als Hermine ihre Arme um ihn schlang, begab sich sein Blut langsam wirklich in Richtung Hose.
Hermine genoss es, dass Ron langsam seine Hemmungen verloren zu haben schien- wenigstens wenn sie alleine waren. Sie wälzten sich noch eine Weile so im Gras bis Hermines Hand langsam unter Rons T-Shirt rutschte. Sie war so erschrocken über sich selbst, dass sie sofort von ihm abließ und sich zu Seite wegrollte. Ron sah sie erstaunt an.
„Hab ich…“, fing er an.
„Nein, du hast nix falsch gemacht!“, fiel ihm Hermine ins Wort. „Es ist nur… das is mir ein bisschen zu schnell.“ Sie hielt kurz inne. „Verstehst du?“
Ron nickte kurz und reichte ihr seine Hand um ihr beim Aufstehen zu helfen. Er wirkte etwas verunsichert und so schmiegte sie sich sofort, als sie auf den Beinen war, an ihn.
„Ich will nichts falsch machen, weist du?“, flüsterte sie ihm ins Ohr und sog seinen ihr so vertrauten Duft tief ein.
„Hmm“, war alles, was Ron von sich gab, doch als sie auseinander gingen um die Gartenarbeit fort zu setzen, umspielte ein Lächeln seinen Mund und er wirkte heiter.
Das beruhigte Hermine ungemein, das sie schon befürchtet hatte, sie hätte ihn mit ihrer Aktion wieder ein Stück zurück in sein Schneckenhaus gedrängt, doch ihre Angst schien unbegründet.
Als sie dann gegen sechs Uhr abends wieder in den Fuchsbau zurückkehrten, kam ihnen schon eine völlig aufgelöste Ginny entgegen.
„Habt ihr Harry gesehen?“, rief sie ihnen schon zu, während sie von der Treppe runterstürmte.
„Nein, was ist denn los?“, wollten Ron und Hermine wie aus einem Mund wissen.
„Er ist einfach weg… er hat… er hat niemandem etwas gesagt. Ich…“ stammelte sie.
„Jetzt reg dich nicht auf. Lupin und der ganze restliche Orden suchen doch schon nach ihm.“
Malfoy war die Treppe hinunter gekommen und Ginny warf ihm für diesen Kommentar einen wuterfüllten Blick zu. Doch Malfoy quetschte sich an ihnen vorbei ins Wohnzimmer und verschwand im Kamin.
„Es ist alles meine Schuld“, schluchzte Ginny plötzlich und brach heulend auf dem Boden zusammen. Hermine und Ron, die gerade noch verdutzt ihrem verhassten Mitschüler hinterher geschaut hatten, blickten bestürzt auf das kleine Häufchen Elend am Boden.
„Ron, würdest du…“, bat ihn Hermine und zusammen schafften sie Ginny hinauf ins Zimmer der Mädchen. Als sie sie auf ihrem Bett platziert hatten, verließ Ron schweigend das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Hermine beugte sich über Ginny und fragte sie sanft:
„Was ist denn passiert?“
Ginny sah auf zu ihr.
„Was hab ich getan?“, flüsterte Ginny mit zitternder Stimme und Hermine entdeckte Angst und Reue in ihren Augen.
„Ja, genau das will ich doch wissen“, antwortete Hermine besorgt und sah ihrer Freundin ins verquollene Gesicht.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:36

Kapitel 9
Es kam Hermine wie Stunden vor, in denen sie einfach nur da saß mit einer schluchzenden Ginny im Arm und darauf wartete, dass sie sich soweit beruhigte, dass sie sprechen konnte. Doch als sie sich beruhigt hatte und Hermine immer zuversichtlicher wurde, dass sie bald den Grund von Ginnys Leiden erfahren würde, stand diese auf und verschwand in Richtung Bad.
„Warte bitte hier. Ich will erst duschen…“, sagte sie schwach, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Also wartete Hermine. Ginny duschte ewig und Hermine wunderte sich langsam, wo sie blieb. Als sie gerade nachsehen wollte, ob auch alles in Ordnung war, kam Ginny zurück ins Zimmer. Sie lief zum Fenster und sah eine Weile hinaus. Hermine hatte sich erhoben und stand nun erwartungsvoll hinter ihr. Hermine sagte nichts. Sie wollte sie nicht drängen. Endlich sprach Ginny dann.
„Seitdem ich mich mit Harry wieder vertragen habe, habe ich immer wieder versucht an ihn heran zu kommen. An seine Seele kam ich nicht, nur an seinen Körper. Gestern…“ Ginny atmete einmal tief durch.
„Gestern da… da waren wir kurz davor miteinander zu schlafen. Ich habe gehofft, dass er mir danach mehr vertrauen würde, aber… aber es kam nie dazu, weil er nicht wollte.“
Ginny trat noch einen Schritt näher ans Fenster, stützte sich mit ihren Armen aufs Fensterbrett und senkte den Kopf.
„Ich hab ihn gefragt, was los ist und ob er mich nicht liebt und er hat gesagt, er kann nicht - gerade, weil er mich liebt. Er meinte, dass er mich damit in Gefahr bringen würde, weil er, wenn Voldemord versuchen würde seine Gedanken zu lesen, nicht in der Lage sein würde mich zu schützen. Die Erinnerung daran und das Gefühl dabei wären zu stark und er könnte es vor ihm nicht verbergen und würde mich damit dem Tod aussetzen.“
Sie hielt wieder inne. Hermine sagte nichts, denn sie wusste, dass da noch etwas anderes kommen musste und so wartete sie geduldig bis ihre Freundin das Gespräch wieder aufnahm.
„Letztes Jahr ist etwas Komisches vorgefallen und ich meine damit nicht, dass Ron die Frauen entdeckt hat…“ Hermine lachte kurz auf und lauschte dann weiter Ginnys Erzählung.
„Einmal hat mich Malfoy auf dem Gang abgepasst und wollte mich dazu bringen… wollte mich dazu bringen ihn zu küssen oder eher gesagt er wollte mich dazu zwingen.“ Hermine klappte der Mund auf.
„Warum hast du nie was gesagt?“ Doch Ginny fuhr fort ohne auf Hermines Frage einzugehen.
„Ich hab ihm einen Fluch auf den Hals gehetzt und das war’s. Heute Mittag hat Malfoy es noch mal versucht. Ich glaube kaum, dass… es gibt für mein Verhalten keine… keine Entschuldigung. Aber... Zuerst wollte ich auch nicht, aber… irgendwann hab ich ihn einfach machen lassen… Ich war… nachdem Harry mich abgewiesen hatte…“
Sie nahm ihre Hände von der Fensterbank und fuhr sich verzweifelt über ihr hübsches Gesicht und durch ihre roten, schimmernden Haare. Hermine hatte der Atem gestockt.
„Und dann kam Harry rein…“, schloss sie mit zitternder Stimme. Hermine hatte es die Sprache verschlagen. Als sie sie wieder fand, fragte sie vorsichtig:
„Hast du… hast du mit ihm…?“ Sie brauchte die Frage nicht zu beenden. Ginny nickte stumm und ließ sich unter dem Fenster auf den Boden sinken. Sie starrte in die Leere und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Und jetzt ist... Harry… weggelaufen?“, fragte Hermine weiter, die durch den Schock immernoch kaum denken konnte. Wieder nickte Ginny.
Hermine war ratlos, was sie jetzt tun oder sagen sollte. Sie stand einfach nur Ginny gegenüber mitten im Zimmer und schaute auf Ginny hinab, deren Blick weiterhin die Luft durchbohrte. Sie bleiben eine Weile in ihren Positionen und keiner der beiden sprach oder bewegte sich, bis sie unten auf einmal Stimmen hörten. Aufgeregte und laute Stimmen.
Ginny und Hermine stürzten zur Tür und obwohl Ginny den weiteren Weg gehabt hatte, war sie schon die Treppe unten, als Hermine erst den Raum verließ.
Am Eingang hatten sich alle Zurückgebliebenen um die Ankommenden geschart und es gab ein großes Chaos und allgemein Verwirrung, da man teilweise gar nicht wusste, wer jetzt gerade angekommen war und wer die ganze Zeit schon im Haus gewartet hatte.
Aus all dem Getümmel trat Lupin hervor, der zusammen mit Bill Harry durch die Anwesenden trug, der bewusstlos zu sein schien. Fred und George stützten sofort Ginny, der vor Schreck die Knie zusammengesackt waren. Harry war im ganzen Gesicht verkratzt und hatte eine große Wunde am Kopf. Wie der Rest seines Körpers aussah, konnten sie nicht sehen…
Niemand wagte es den beiden Männern zu folgen, die Harry nach oben brachten.
Als Lupin ins Wohnzimmer kam, saßen bereits alle schweigend da und warteten auf seinen Bericht.
„Todesser“, erklärte Lupin der bedrückten Runde. Er klang ernsthaft besorgt.
„Sie haben ihn erwischt, als er alleine draußen durch die Gegend streifte.“ Er sah Ginny eindringlich an.
„Auf ein Wort bitte nach oben.“ Damit verließ er das Zimmer und Ginny folgte ihm, unfähig irgendwelche Gefühle zu zeigen. Es war einfach zu viel.
Hermine sah Ron an, der hinter ihr stand. Er wirkte blasser als sonst und etwas verwirrt. Außer Hermine hatte natürlich niemand durchschauen können, warum Harry das Weite gesucht hatte. Sie wusste, dass er oft sehr impulsiv reagierte, doch sie hatte ihn so weit für erwachsen gehalten, dass er so etwas wie das nicht mehr tat. Einfach unüberlegt das Haus zu verlassen… Sie schüttelte traurig mit dem Kopf.
Lupin kehrte zurück.
„Okay, ich schlage vor, wir gehen ins Bett. Ron, wärst du so nett und würdest heute Nacht im Zimmer der Mädchen schlafen? Harry braucht Ruhe.“
Ron nickte und Hermine spürte, wie er sie nach oben zog, in ihr Zimmer hinein. Es war leer. Ginny war nirgends zu entdecken.
„Was läuft hier eigentlich?“, fragte Ron und blickte Hermine mit zusammen gezogenen Augenbrauen an.
„Ich kann es dir nicht sagen, Ron. Es tut mir leid!“
Sie sah ihn flehend an. Er lächelte schwach und schüttelte wie in Gedanken versunken mit dem Kopf. Hermine setzte sich auf ihr Bett. Ron lief eine Weile unruhig auf und ab, dann blieb er vor Hermine stehen. Sie weinte, doch damit er es nicht sah, hatte sie ihr Gesicht zum Boden gewandt. Aber nicht einmal Ron hatte so wenig Menschenkenntnis, dass es ihm nicht auffiel und so packte er sie sanft an beiden Schultern und platzierte sie vollends aufs Bett. Sie ließ es ohne Widerstand mit sich machen. Ron legte sich neben sie und zog sie in seine Arme. Hermine beruhigte sich etwas und hatte nun wenigstens etwas weniger Angst. Sie wollte Ron so gerne alles erzählen, was sie heute erfahren hatte, aber das war schlichtweg unmöglich und stand völlig außer Frage. Um auf andere Gedanken zu kommen, lenkte sie sich etwas mit Ron ab, bevor sie es endlich schaffte in einen unruhigen Schlaf zu verfallen. Ron, der noch lange wach neben ihr lag, konnte sie ab und zu im Schlaf schluchzen hören und spürte wie sie immer wieder zuckte. Er nahm sie dann immer noch etwas fester in den Arm und irgendwann gelang auch ihm es endlich einzuschlafen.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:36

Kapitel 10
Als Ron und Hermine am nächsten Morgen aufwachten, war Ginny nirgends zu sehen und ihr Bett schien unberührt.
„Wahrscheinlich war sie die Nacht bei Harry“, sagte Ron, der Hermines suchenden Blicken gefolgt war.
„Das wage ich zu bezweifeln murmelte Hermine vor sich hin. Ron antwortete nicht. Er hoffte auf keine weiteren Erklärungen und hatte außerdem schlechte Laune wegen Harry. Hermine hatte seinen Gesichtsausdruck beobachtet und als Ron grummelnd aus dem Zimmer verschwinden wollte um sich umzuziehen, hielt sie ihn am Ärmel fest und sah ihm in die Augen. Ron entspannte seine Gesichtszüge etwas und bekam sogar ein Lächeln über die Lippen. Er fand, Hermine sah einfach wundervoll aus, obwohl es eine unruhige Nacht gewesen war und sie gerade erst aufgestanden waren. Und er? Ron fuhr sich nervös durch seine rote, zerstrubbelte Mähne. Hermine kam mit ihrem Gesicht langsam dem seinen näher und er wagte es nicht sich zu wehren, außerdem konnte er es auch gar nicht. Hermine genoss Rons Nähe und nach einiger Zeit fragte sie sich, wie viel Überwindung es Harry wohl gekostet haben musste Ginny zurückzuweisen. Die beiden waren inzwischen wieder auf dem Bett gelandet und sie fühlte seinen schnellen Herzschlag, als sie ihren Kopf auf seine Brust legte.
Plötzlich klopfte es an der Tür, was Ron und Hermine hochschrecken ließ und Ron dazu veranlasste schnell einen Meter weiter zur Seite zu rutschen. Hermine, die über sein Verhalten doch etwas schmunzeln musste, verging das Lachen, als sie Ginny zur Tür reinkommen sahen und auch Rons Gesichtsfarbe wandelte sich von eben noch knallrot in ein helles weiß um. Ginny war kreidebleich, hatte tiefe schwarze Ringe unter den verquollenen Augen und schrecklich zerzauste Haare. Hermine warf Ron einen flüchtigen Blick zu, der daraufhin sofort den Raum verließ. Hermine ging auf Ginny zu, doch diese wandte sich ab.
„Nein, nicht. Mir geht’s gut!“
Mit diesen Worten ging sie hinüber zu ihrem Bett und legte sich hin. Hermine überlegte kurz, was nun zu tun sei, dann ging sie abermals in Richtung ihrer Freundin und setzte sich an ihr Bett. Ginny, die mit dem Gesicht zur Wand lag, fing leise an zu schluchzen, als Hermine ihr sanft über den Rücken streichelte.
„Ich bin an allem Schuld“, sagte sie mit gebrochener Stimme. Hermine fuhr weiter mit ihrer Hand auf Ginnys Rücken auf und ab, sagte aber nichts. Ginny hatte leider durchaus Recht. Wobei Hermine sich wie so oft seit gestern fragte, ob Malfoy sich jetzt nun wirklich eher an ihr vergangen hatte oder ob Ginny seine körperlichen Annäherungen in irgendeiner Weise erwidert hatte.
„Warum hab ich mich nicht gewehrt? Ich... ich hätte einfach... meinen Zauberstab nehmen können und... und... und... ihm einen... einen Fluch auf den... den Hals hetzen können. Aber ich hab einfach... einfach gar nichts...“, weiter kam Ginny einfach nicht. Sie wurde nun so heftig von Krämpfen geschüttelt, dass sich Hermine ernsthaft Sorgen machte, doch sie wusste auch nicht, wie sie Ginny hätte helfen können. So fuhr sie einfach fort sie tröstend zu streicheln und flehte innerlich, dass Ginny sich bald beruhigen würde, um wenigstens mal ein paar Stunden schlafen können.
Langsam wurde das zitternde Bündel neben ihr ruhiger und nach einiger Zeit war es Hermine so, als ob sie sich in den Schlaf geweint hätte. Sie wartete noch etwas und erhob sich dann leise und vorsichtig. Als sie fast an der Tür angelangt war, kam ein „Nein, bitte nicht!“ von Ginny und sie kehrte zurück an ihr Bett, um noch einmal nach ihr zu sehen. Doch Ginny schien nur im Schlaf geredet zu haben.
Als Hermine aus ihrem Zimmer kam, stieß sie beinahe mit Ron zusammen, der offenbar gerade auf dem Weg zu ihr gewesen war.
„Geh mal zu Harry“, sagte er ihr und lächelte sie an, doch sie sah, dass er sich sehr dazu zwingen musste. #
„Er ist wach. Er hat’s mir erzählt“, fügte er dann noch hinzu. Hermine nickte, doch bevor sie sich zu Harry begab, ermahnte sie ihren Freund mit Nachdruck:
„Ron, sei nicht zu hart mit Ginny. DU hast nur Harry Sichtweise gehört. Ich kenne ihre und ich sage dir, verlier kein Wort über sie und denke nicht zu schlecht von ihr.“
Ron, der sie fragend ansah, wartete offenbar auf weitere Erklärungen, doch Hermine wollte schnell zu Harry.
„Später, okay? Und mach, was ich dir gesagt hab!“ Ron klappte bei diesem etwas harscheren Ton der Mund leicht auf, doch er nickte kurz und sah sie noch einmal traurig an, bevor er sich abwandte und nach unten verschwand.
Harry war halb liegend, halb sitzend auf einem Kissen in seinem Bett platziert. Er sah zwar immer noch schlimm zugerichtet aus, doch um einiges besser als am Vorabend und so schaffte es Hermine ihm ein Lächeln zu schenken, bevor sie sich auf den Stuhl neben seinem Bett niederließ. Sie wusste, dass Harry es nicht mochte, bemitleidet zu werden, trotzdem konnte Hermine ihren Blick kaum verbergen und sich nicht zurückhalten ihn zu fragen, wie es ihm ginge.
„Besser“, antwortete er knapp.
„Wie ist das...“, setzte Hermine nach einiger Zeit des Schweigens an, doch Harry viel ihr ins Wort.
„Ich wurde von Todessern angegriffen, als ich alleine draußen war.“ Er setzte kurz ab.
„Ja, ich weiß! Äußerst kluger Schachzug von mir“, fügte er leicht lächelnd hinzu, als er Hermines tadelnden Blick sah, den sie nicht vor ihm verstecken konnte.
„Und wie ist das...?“ Hermine zeigte auf die Stelle, an der am Vorabend die große Platzwunde gewesen war, die jetzt allerdings von einem dicken Verband, der um Harrys Kopf gewickelt war, verdeckt wurde.
„Greyback“, knurrte Harry.
„Wenn man sich Bill anschaut, habe ich ja noch Glück gehabt.“ Er schnaubte verächtlich.
„Aber bis zur Hochzeit nächste Woche werde ich sicher wieder fit sein.“ Hermine blickte ihn traurig an.
„Hör zu, ich will nicht drüber reden, okay?“, meinte Harry einen Tick zu laut, als er den Gesichtsaudruck seiner Freundin sah. Hermine, die gerade den Mund geöffnet hatte, schloss ihn wieder und wandte ihr Gesicht von ihm ab.
„Tut mir leid...“, murmelte er nach kurzer Zeit. „Es is’ nur, dass...“
Doch Hermine, die mit Schrecken in Harrys feuchte Augen schaute, lächelte ihn gütig an. Er erwiderte ihre Freundlichkeit mit einem dankbaren Nicken seinerseits. Sie schwiegen wieder eine Weile. Dann erhob sich Hermine. Vor der Tür blieb sie zögernd stehen.
„Gib ihr 'ne Chance sich zu erklären, Harry!“, sagte sie- dann war sie verschwunden.

Die Tage bis zu Bills und Fleurs Hochzeit waren sehr anstrengend für Hermine. Sie musste vielen Aufgaben gerecht werden: Mrs. Weasley, die alle mit in die Hochzeitsvorbereitungen mit einbezog, teilte ihr ständig kleine Aufgaben zu, die sie erledigen musste, außerdem waren Fleurs Eltern mit Fleurs kleiner Schwester Gabrielle angereist (Hermine fragte sich, wie eigentlich überhaupt noch Leute ins Haus passten) und Harry, der schon wieder einigermaßen fit war, beschäftigte sich immer öfter und eindringlicher mit dem doch sehr gereiften jungen Mädchen, was Ginny regelmäßig heulend zusammenbrechen ließ und somit Hermines Trost und Anteilnahme gebraucht wurde. Zusätzlich wollte sie natürlich noch irgendwie Zeit mit Ron alleine haben, doch um die zu bekommen, mussten sie sich meistens irgendwo tief im Garten verstecken und selbst dort war man nicht mehr allzu sicher vor Unterbrechungen. Eine gute Sache hatte es ja gegeben: wenigstens Malfoy hatte sich kein einziges Mal blicken lassen.
Bill und Fleur heirateten an einem Dienstag und der Garten, in dem ein kleiner Traualtar und einige Bänke aufgestellt worden waren, war mit Gästen gefüllt. Obwohl nur Leute aus dem Orden, die Familie Weasley, Fleurs Eltern, Gabrielle, Harry und Hermine da waren und der Rasenteil des Garten nicht gerade klein war, wurde es doch schon sehr eng zeitweise. Besonders eng wurde es für Harry und Ginny, die Probleme bekamen sich aus dem Weg zu gehen. Hermine konnte die Trauung gar nicht richtig mit verfolgen, da sie die meiste Zeit damit beschäftigt war, Ginny Hand zu halten, die sich immer verzweifelter, um ihre klammerte, als Fleurs Schwester, eine der Brautjungfern, Lupin, der die Hochzeit vollzog, die Ringe reichte.
Hermine war heilfroh, als der Tag endlich vorbei war, was sie traurig machte, denn eine Hochzeit war eigentlich etwas Fröhliches. Doch wirklich glücklich waren an diesem Tag wohl nur Mrs. Weasley, der das Leid ihrer Tochter durch den Stress völlig entgangen war, und Bill und Fleur. Fleurs Eltern wirkten auch nicht mehr ganz so freudig, da Harry sich die meiste Zeit fast nur mit Gabrielle beschäftigte, obwohl sie gerade erst 12 war, jedenfalls nach Hermines Schätzung.
Am Abend, als Mrs. Weasley sie endlich hatte gehen lassen und Bill und Fleur für ihre Hochzeitsnacht im Kamin verschwunden waren, um in ein Hotel zu reisen, saßen Hermine und Ron unter einem großen Baum, der leise im lauen Sommerwind über ihnen raschelte, im Garten und ließen den doch sehr anstrengenden Tag ausklingen. Hermine hatte Ron inzwischen Ginnys Sichtweise erzählt und war froh gewesen zu hören, dass er sie bereits an Harry weiter gegeben hatte. Doch in Hermines Augen gab es im Moment kaum Hoffnung für die beiden.
„Er hat doch genug Lasten zu tragen. Warum musste das mit Ginny jetzt auch noch passieren?“ Sie seufzte. Ron sah sie traurig an.
„Ich hoffe, dass das alles bald vorbei ist...“, sagte Ron leise nach einer Weile. Hermine legte ihre Hand auf sein rechtes Bein und lehnte sich an seine Schulter. Ron kippte jedoch zur Seite und zog sie auf sich herauf. Hermine gluckste leise und ließ sich auf dem in letzter Zeit so selten auftretendem Glücksgefühl treiben. Langsam wanderte Rons Hand unter ihr Top, doch dieses Mal gab sie ihrem Verlangen nach und dachte nicht einmal daran ihn aufzuhalten.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:37

Kapitel 11
Als Hermine am nächsten Morgen glücklich grinsend zum Frühstück kam, blieb die von Mrs. Weasley sonst so freundliche, warmherzige Begrüßung aus. Sie schien Hermine gar nicht zu sehen und reagierte auch nicht darauf, als das verwirrte Mädchen ein zweites Mal ein „Guten Morgen!“ an sie richtete. Verwundert suchten Hermines Augen nach Ron, der jedoch mit Essen beschäftigt war und trafen dann Ginnys, die sie zu sich hinüber winkte.
Immer noch perplex bahnte sie sich ihren Weg ans andere Ende des Tisches und ließ sich auf den Stuhl zwischen Ron und Ginny sinken. Fragend sah Hermine ihre Freundin an.
Ginny erwiderte ihren Blick mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck und räusperte sich etwas nervös. Hermine gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen endlich mit der Sprache herauszurücken und zögernd sagte Ginny: „Ähm... Mum hat euch gestern... gesehen.“
Hermine musste erst einmal kurz überlegen, bevor sie verstanden hatte, was sie soeben gehört hatte. Ihr klappte erschrocken die Kinnlade hinunter und sie sah entgeistert in Mrs. Wealseys Richtung, die Bill gerade einen frischen Toast brachte.
„Guten Morgen!“, gluckste Ron auf einmal neben ihr und küsste sie auf den Mund, just in dem Moment als seine Mutter hinüber gesehen hatte. Einen Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, doch dann hatte Mrs. Weasley sich schon wieder abgewandt und war in der Küche verschwunden. Hermine kniff die Augen zusammen. Ron sah sie interessiert an.
„Hast du etwa Herpes oder warum war das jetz’ falsch, dass ich dich...?“, fragte er sie.
Hermine öffnete die Augen wieder und biss sich auf die Lippen.
„Deine Mum... hat uns gesehn!“, antwortete sie ihm mit erstickter Stimme. Ron, der sich gerade ein besonders großes Stück Marmeladentoast in den Mund gestopft hatte, brauchte eine Weile um zu realisieren, was Hermine meinte. Dann fing er heftig an zu husten – ein großer Teil seines Toasts war beim Schlucken offenbar in der Luftröhre hängen geblieben. Tonks, die neben ihm saß, klopfte ihm lachend auf den Rücken.
Hermine blickte, immer noch fassungslos, zu Ginny hinüber und legte ihren Kopf schließlich verzweifelt in ihre Hände.
„Oh nein...“, murmelte sie. Ginny legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte: „Warum auch gerade im Garten?“
Ron, der nun wieder ohne Probleme atmen konnte, starrte etwas ratlos zu Hermine hinüber. Diese stand ohne etwas gegessen zu haben vom Tisch auf und ging zurück in ihr Zimmer. Sie wollte nur noch raus, weg von Mrs. Weasley!
Erst als sie die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, fühlte sie sich vollkommen sicher. Sie lehnte sich mit dem Kopf gegen die Tür und schlug ihn langsam in regelmäßigen Abständen dagegen.
„Ja bitte?“ Hermine hüpfte hoch vor Schreck und drehte sich ruckartig um.
„Harry, man hast du mich erschreckt...“
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er sie grinsend.
„Jah, bestens!“, gab sie in sarkastischem Ton zurück. „Was ist denn der Grund für deinen erschreckenden Besuch?“, wollte sie nun von ihm wissen und ihr gelang es ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.
„Wir haben noch einen... einen anderen Horcrux. Da waren’s nur noch zwei...“ Hermine strahlte ihn kurz an und Harry blinzelte sie freudig an.
„Hey, klasse!“, rief sie und ging zu ihm hinüber, um ihn zu umarmen. Auf einmal ging die Tür auf und Mrs. Weasley kam mit einem kleinen Wäschestapel ins Zimmer. Beim Anblick von den auseinander fahrenden Harry und Hermine, stockte sie, zog die Augenbrauen zusammen und verschwand samt Wäschestapel wieder aus dem Zimmer.
„Aaaargh, na ganz toll!“, würgte Hermine durch zusammengebissene Zähne hervor und ließ sich verzweifelt aufs Bett fallen. „Kann der Tag noch schlimmer werden?“
„Wieso? Was...?“ Harry sah sie verdutzt an.
Hermine verzog qualvoll ihr Gesicht und begann zu erklären: „Gestern, da... da hat sie Ron und mich im Garten gesehen als wir...“
„Ja und?“, fuhr Harry dazwischen. „Sie hat Ginny und mich auch schon mal erwischt.“
„Ja, aber nicht beim...“ Harrys Augen weiteten sich vor Überraschung. Dann konnte er nicht anders, er musste lachen.
„Oh, na toll... Warum auch im Garten?“, prustete er. Hermine hatte ihren Kopf wieder in ihre Hände gelegt, als die Tür sich abermals öffnete und ein etwas bleicher Ron ins Zimmer stiefelte.
„Das ist nicht zum Lachen!“, blaffte er den immer noch vor sich hin glucksenden Harry an.
„Schon gut! Aber Hermine wird dir sicher gleich was Besseres zu erzählen haben...“ Damit verließ Harry, immer noch grinsend, die beiden.
„Was?“, fragte Ron sofort.
„Sie haben noch einen Horcrux“, antwortete sie ihm.
„Oh, bleiben noch... zwei?“ Hermine nickte zustimmend und Ron lächelte freudig.
„Und – was machen wir jetzt?“, lenkte sie das Gespräch wieder auf ein ernsteres Thema.
„Ich hab keine Ahnung...“, gab er ihr zurück und kratzte sich an der Stirn. Sie schwiegen beide ein paar Minuten. Dann hörten sie unten aufgeregte Stimmen.
Als sie unten ankamen, fragten sie Ginny, die noch etwas bleicher als sonst wirkte, was geschehen sei.
„Malfoy – er ist weg“, antwortete sie ihnen mit bebender Stimme.
„Wie weg?“, hakte Ron sofort nach.
„Weg! Er ist weder hier, noch im Hauptquartier, noch sonst irgendwo auffindbar.“
„Aber, er ist doch...“, stammelte Ron.
„Ja, Ron. Gut erkannt, er ist unser Geheimniswahrer!“, hauchte Hermine, der die Luft weggeblieben war.
„Und wenn ihn jetz die Todesser haben, dann...“, überlegte er weiter.
„Dann sind wir hier nicht mehr sicher!“, beendete Hermine seinen Satz.
„Meine Schuld“, murmelte Ginny nur noch und sackte dann auf dem Boden zusammen. In der Aufregung und dem Getümmel war es offenbar niemandem aufgefallen, außer Ron, Hermine und – Harry. Dieser wurde kurz etwas bleich, hiefte dann aber mit Rons Hilfe den leblos am Boden liegenden Körper hoch und die zwei Jungs brachten Ginny in Begleitung von Hermine in das Zimmer der Mädchen, wo sie sie auf ihrem Bett ablegten und Hermine sofort begann sie zu versorgen. Harry stand die ganze Zeit etwas abseits und beobachtete die beiden Mädchen nur, doch sogar Ron bemerkte die innere Unruhe und Besorgnis seines Freundes um Ginny. Sobald Ginny wieder bei Bewusstsein war, verließ er jedoch schlagartig das Zimmer, damit sie ihn nicht sehen würde.

Ginny schlief sehr unruhig in dieser Nacht und auch Hermine fand wenig Schlaf. Im Flur hörte sie immer wieder jemanden vorbeilaufen. Sie schätzte, dass es Ordensmitglieder waren, die zu einm Wachdienst eingeteilt worden waren. Sie fühlte irgendwie, dass kaum jemand ein Auge zutun konnte und ihre Vermutung bestätigte sich am nächsten Morgen am Frühstückstisch, als sie in die eingefallenen Gesichter der anderen Bewohner des Fuchsbaus blickte. Niemand sprach während des gesamten Frühstücks ein Wort, bis auf Lupin. Er erhob sich, als er den Kampf mit seinem Toast aufgegeben hatte mühselig vom Stuhl.
„Ich bitte euch, dass ihr zu jeder Zeit wachsam seid und eure Zauberstäbe griffbereit habt. Wir wissen nicht, was passieren wird und wo Draco sich gerade aufhält oder ob Lord Voldemord unseren Aufenthaltsort bereits kennt.“ Er machte eine kurze Pause, dann sprach er weiter.
„Ich werde die nächsten paar Tage voraussichtlich mit den anderen Wehrwölfen verkehren, da heute Nacht Vollmond ist. Es wird zu jeder Zeit jemand vom Orden hier sein und für eure Sicherheit sorgen.“
Damit endete er und verließ den Raum. Alle schwiegen bedrückt.
Hermine, die keinen Bissen herunter bekam, schmierte einen Toast für Ginny und machte sich wieder auf den Weg nach oben, dicht gefolgt von Ron und – Harry.
Ginny hatte sich wieder etwas erholt, doch als sie Harry sah, senkte sie sofort den Kopf und fummelte nervös an ihren Fingern herum.
„Wie geht’s dir?“, fragte Harry mit der sanftesten Stimme, die er ihr gegenüber über die Lippen brachte. Sie sah ihm einen kurzen Moment in die Augen und er hatte alle Mühe ihrem Blick standzuhalten, doch er wandte seine Augen nicht von den ihren.
„Gut“, antwortete Ginny schließlich mit erstickter Stimme und griff nach dem Toast, den Hermine ihr hinhielt, während sie Ginny Zauberstab auf die Kommode neben dem Bett legte. Ginny hatte es sehr wohl registriert, sagte aber nichts. Sie hatte verstanden, dass sie dank ihr nun nicht einmal mehr im Fuchsbau wirklich sicher waren.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:37

Kapitel 12
Es herrschte allgemein große Unruhe in den nächsten Tagen, da immer wieder Ordensmitglieder ein- und ausgingen. Zudem geschah es äußerst oft, dass man, wenn man um eine Ecke bog auf einmal einen Zauberstab vor dem Gesicht hatte, wenn die Person, die auf der andern Seite der Ecke stand, etwas schreckhaft oder ängstlich war. Es wurde im Großen und Ganzen wenig geredet und wenn doch, dann über nichtige Themen, wie das Wetter, Essen oder Quidditsch. Desto ungewöhnlicher war das Gespräch, das Ron und Hermine ungewollt mitbekamen, als sie sich zu zweit in einer Besenkammer im Keller beschäftigten. Da sie schlecht einfach zu zweit aus diesem herausplatzen konnten (das wäre doch ein bisschen unangenehm gewesen), waren sie sozusagen gezwungen, den Worten, die unmittelbar vor ihrem Versteck gesprochen wurden, zu lauschen.
„Haben sie unter den Wehrwölfen irgendetwas erfahren können, ob Sie- Wissen- Schon- Wer unseren Standort bereits kennt?“, hörten die beiden Professor McGonagalls Stimme.
„Wie Sie sehr gut wissen, Minerva, können Wehrwölfe in ihrer verwandelten Form nicht in einer menschenähnlichen Sprache kommunizieren…“, antwortete ihr Lupin mit ruhiger Stimme.
„Nein, Remus, Sie irren sich! Man weiß nicht, ob sie kommunizieren können… Die meisten erinnern sich nur nicht daran, nachdem sie zurückverwandelt sind!“, fuhr McGonagall dazwischen. Ron und Hermine hörten Lupin leise lachen.
„Ich habe noch mit keinem Wehrwolf geredet, der dazu im Stande war“, beruhigte Lupin sein Gegenüber. „Der einzige, der dazu eventuell im Stande sein könnte, wäre Greyback. Bei dem ist man sich sowieso nicht sicher, wann er verwandelt ist und wann nicht.“ Als Lupin geendet hatte, lachte er kurz und trocken auf.
„Ich komme nicht darauf, was Sie daran komisch finden“, bellte McGonagall im Flüsterton.
„Verzeihen sie mir Minerva… Man verändert sich bei einer solchen Arbeit, sie wissen das sicher selbst…“, gab Lupin nun wieder in ernsterem Ton zurück. Dann konnten die beiden im Schrank nur noch hören, wie sich zwei paar Füße die Treppe hoch entfernten.

„Meinst du wirklich, dass Wehrwölfe sich untereinander verständigen können, wenn sie verwandelt sind?“, fragte Ron Hermine. Sie saßen mit Harry im Zimmer der Jungs und Hermine hatte gerade ihre Erzählung geendet, der Harry aufmerksam gefolgt war.
„Ich weiß es nicht… Alles was ich gelesen habe, war in etwa das, was Lupin und McGonagall gesagt haben…“, antwortete sie in Gedanken versunken.
„Mal was anderes, Harry“, erwachte Hermine nach einigen Sekunden des Schweigens aus ihrer Denkstarre. „Weist du wie es um Hogwarts steht? Hatt McGonagall dir gegenüber etwas erwähnt?“
Harry schüttelte traurig den Kopf.
„Aber ihr wisst, ich werde nicht eher…“, sagte er ernst.
„Ja, wissen wir“, fiel ihm Ron ins Wort, der diese bedrückenden Worte nicht ausgesprochen hören wollte.
„Uns fehlt noch etwas von Griffindor und Voldemords Schlange Nagini. Diese wird wohl am schwierigsten werden… Sie hält sich immer in seiner Nähe auf, soweit wir informiert sind. Jedenfalls hat das auch… Dumbledore gesagt“, stellte Harry fest, wobei seine Stimme gegen Ende des Satzes etwas zittrig wurde.
„Und, schon eine Spur?“, hakte Hermine übertrieben neugierig nach und Harry sah sie kurz dankbar an, dafür dass sie seine Unsicherheit einfach übergangen hatte.
„Nein, das einzige, was er zurückgelassen hat, ist in Hogwarts… Sein Schwert...“, antwortete er und verfiel ins Grübeln.

Die Anspannung im Haus wurde immer dann automatisch größer, sobald die Dunkelheit hereinbrach und mit ihr die Ungewissheit und Unsicherheit jeden Bewohner übermannte. Im Dunkeln war es noch schwieriger irgendetwas frühzeitig wahrzunehmen und sich zurechtzufinden, außerdem waren die Todesser des Nachts bekanntermaßen viel aktiver, als wenn es hell war.
Harry und Ginny waren mittlerweile zu der stillen Vereinbarung gekommen, möglichst normal miteinander umzugehen, was Hermine besonders erleichterte, da sie nun wieder mit allen drei ihrer Freunde etwas machen konnte ohne Streit zu befürchten. Es machte sie aber trotzdem äußerst traurig die beiden getrennt zu sehen und sie merkte es nicht nur bei Ginny, die immer mal wieder noch mit roten Augen anzutreffen war, dass sie sich die Beziehung wieder zurückwünschte – nein, auch bei Harry merkte sie, dass es nicht leicht für ihn war. Hermine hatte mit ihrer Freundin auch nicht mehr über die Sache mit Malfoy geredet und nagte oft noch an der Frage herum, ob er sie nun wirklich vergewaltigt hatte oder nicht. Sie wollte Ginny aber auch nicht darauf ansprechen, da die allgemeine Situation im Haus schon alle Nerven forderte und deswegen alle weiblichen Wesen sehr sensibel und emotional geworden waren, während alle männlichen Bewohner eher schnell aufbrausten.
Als endlich einmal wieder Professor McGonagall im Fuchsbau zum Abendessen bei ihnen war, wurde sie sofort von allen anwesenden Hogwartsschülern bestürmt mit der Frage, ob ihre Schule wieder pünktlich zum eigentlichen Unterrichtsbeginn in einer Woche geöffnet werden würde oder nicht.
„Es tut mir wirklich leid, ich werde morgen Eulen an alle Familien der Schüler schicken und ihnen mitteilen, dass der Beginn des Schuljahres erst einmal um einen Monat verschoben wird…“, antwortete ihre Schulleiterin mit ungewöhnlich kratziger Stimme und sah sie traurig an. Hermine konnte nicht anders, sie hatte Tränen in den Augen.
„Das is‘ nich’ fair…“, murmelte sie leise und ließ sich von Ron in den Arm nehmen. McGonagall kniff ihre Lippen zusammen, sodass sie gar nicht mehr zu sehen waren und legte Hermine einen flüchtigen Moment die Hand auf die Schulter, dann setzte sie sich ein paar Meter weiter auf einen freien Stuhl neben Lupin und verfiel mit ihm in angeregtes Flüstern. Als Hermine sich, ihm ein kleines Lächeln schenkend, aus Rons Umarmung löste, sah sie Harry einen Moment an, dessen Mine sich verfinstert hatte.
„Nicht mehr lange, dann haben wir ihn…“, grummelte er und sie spürte plötzlich eine Kraft, die ihren Freund umströmte, die sie sonst nur von Dumbledore gekannt hatte. An den erstaunten Blicken von Ginny und Ron erkannte sie, dass auch ihre beiden Freunde diese Ausstrahlung wahrnahmen und als Harry Ginny direkt in die Augen schaute, wurde die Kraft noch größer. Harry lachte über die verwirrten Gesichter seiner Freunde und fragte verwundert: „Was ist denn in euch gefahren? Wächst mir irgendwas aus der Nase?“
Die drei schüttelten, immer noch wie im Bann von dem eben Gefühlten, den Kopf und wechselten schnell das Thema. Harry wirkte kurz noch etwas verdutzt, ging aber dann auf die Frage, die ihm Hermine gestellt hatte, ohne Umschweife ein.
Als die Nacht hereinbrach, wurde es wieder unruhiger im Haus. Um sich nicht von der allgemeinen Hektik anstecken zu lassen, gingen Harry, Ginny, Ron und Hermine nach dem Essen in den Garten hinaus und setzten sich im hinteren Teil auf eine Mini- Lichtung zwischen ein paar Büschen, um sich die Sterne am glasklaren, dunklen Himmels anzusehen. Sie saßen so eine Weile schweigend beieinander, bis Harry plötzlich aufsprang.
„Er kommt! Er weiß es, er kommt hier her!“, flüsterte er in die Nacht hinaus.
Seine Freunde schauten ihn verwirrt und ängstlich an.
„Bist du… bist du dir sicher?“, fragte Ron und er klang etwas panisch.
„Ja!“ Hermine konnte im Licht der Sterne Harrys Konturen klar erkennen und sie sah, wie sich sein Gesicht zu einem Lächeln verzog.
„Harry, warum… warum lachst du?“ Ginny sah ihn aus aufgerissenen Augen an.
„Das war nicht ich“, antwortete er leise, doch Hermine konnte wieder die Kraft spüren, die er auf einmal ausstrahlte. Harry blickte jedem seiner Freunde einmal kurz und eindringlich in die Augen, da hörten sie auch schon Schreie vom Haus her und Harry rannte gefolgt von Ginny, Ron und Hermine in Richtung des Fuchsbaus davon.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:38

Kapitel 13
Harry war nicht direkt zum Haus gerannt, sondern hatte sich rechts gehalten um einen Blick darauf erhaschen zu können, was vor dem Fuchsbau vor sich ging. Er hatte allerdings zu spät abgebremst und stand nun nur ungefähr zwanzig Meter entfernt vom offiziellen Hauseingang. Erschrocken blieb er stehen. Hermine sah, wie Harry in einem kurzen Moment des Schocks wie erstarrt stehen blieb, doch war das so ungefähr das Unklügste, was er hätte tun können. Hermine, Ginny und Ron standen versteckt hinter einem Busch und Hermine, die dicht hinter Harry stand, hatte das Geschehen vor dem Haus genau im Blick: Einige Todesser standen, in schwarze Mäntel und Masken gehüllt und die Zauberstäbe bereit haltend, in einem Halbkreis um den Eingang herum. Etwas weiter vorn und nicht in den Halbkreis eingereiht entdeckte Hermine eine sich am Boden krümmende Gestalt und eine große, dünne daneben, von der sie nicht wollte, dass sie ihr den Kopf zuwandte. Sie war sich sicher, wer es war und als die von schwarzem Samt umspielte Figur, die sich undeutlich vom dunklen Nachthimmel abhob, langsam den Kopf in ihre Richtung drehte, zitterte sie leicht. Und dann sah sie ihn. Lord Voldemord. Er trug keine Maske. Seine roten Augen leuchteten durch die Finsternis und Hermine glaubte schlitzartige Nasenlöcher zu erkennen. Ihr stockte der Atem. Er hatte sie entdeckt. Harry würde jetzt keine Chance bleiben… Sie hatten nicht einmal alle Horcruxe… Sie waren so gut wie verloren. Hermine hätte Harry am liebsten am Kragen gepackt und ihn wenigstens außer Sichtweite gezogen, aber sie war unfähig auch nur den kleinsten Teil ihres Körpers zu bewegen. Sie starrte einfach nur zu den funkelnden Augen hinüber und wartete, dass sich etwas tat. Doch es geschah nichts. Harry machte vorsichtig ein paar Schritte rückwärts und noch immer machte Voldemord keinerlei Anstalten einen Fluch auf sie loszuhetzen oder ihnen in irgendeiner Weise etwas anzutun.
„Er kann uns nicht sehen…“, murmelte Harry, der mittlerweile neben Hermine stand, leise.
„Aber… aber…“, stammelte Ginny.
„Ich glaube, Malfoy hat ausnahmsweise mal seine Klappe gehalten“, beantwortete er die Frage, die allen gerade durch den Kopf schwirrte und grinste höhnisch dabei. Dann wandte er sich an seine Freunde.
„Egal, was ihr tut: Geht auf keinen Fall aus diesem Haus raus!“
Er hatte nicht laut gesprochen, aber mit einer Bestimmtheit, dass niemand der drei auch nur wagte ihm zu widersprechen. Hermine konnte wieder die Kraft spüren, die ihren besten Freund umgab und wie durch ein Wunder legte sich ihre Angst etwas.
„Ginny, ich liebe dich“, murmelte Harry dann, sah Ginny aber nicht in die Augen. Dann rannte er in Richtung der Terasse davon. Ron und Hermine, die die etwas perplexe Ginny hinter sich herzog, folgten ihm so gut es ging. Als sie sich dem Garteneingang in den Fuchsbau näherten, konnten sie immer wieder die Schreie von Innen hören. Hermine vernahm außerdem Geräusche, die sich anhörten wie ein Hund, als sie keuchend die Türschwelle übertrat und in ein völlig zerstörtes Wohnzimmer traten, dass nicht mehr allzu viel mit einem solchen gemeinsam hatte. Das einzige, was noch hing, war die alte Uhr mit den zwölf Zeigern. Alle Zeiger zeigten auf „Tödliche Gefahr“ – alle bis auf einen: Ginnys Zeiger war schlicht und einfach auf „Zu Hause“ gerichtet. Hermine betrachtete die Uhr einen Moment überrascht, besinnte sich dann aber schnell wieder, mit was sie es hier eigentlich zu tun hatten und das dies wohl ein ungeeigneter Moment war, einer etwas ältlichen, sich irrenden Uhr ihre Aufmerksamkeit zu schenken und folgte Harry, der sich zwischen den Trümmern zum Eingang schlängelte, von woher die sehr beunruhigenden Geräusche kamen.
Hermine wollte gerade um die Ecke lucken, als auch schon ein rotfarbener Fluch an ihr vorbei flog und sie sich gerade noch an die Wand quetschen konnte, um ihm auszuweichen. Ron, der hinter ihr war, hatte sich geduckt und Ginny zu Boden gedrückt, die irgendwie immer noch nicht ganz klar zu sein schien.
Abermals schaute Hermine vorsichtig um die Ecke und der Anblick, der sich ihr bot, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren: Lupin, McGonagall, Bill und Tonks standen blutüberströmt an die Haustür gepresst und versuchten sich mit allen Mitteln eine Kreatur vom Leib zu halten, von der Hermine nicht ausmachen konnte, was genau es war. Das Wesen, stand auf zwei Beinen, war aber halb gebückt und strömte einen Geruch aus, der Hermine sehr an Blut erinnerte. Seine behaarten Hände, oder besser gesagt Klauen, mit den gelben Krallen kamen den vier Ordensmitgliedern immer wieder gefährlich nahe. Das Gesicht, wenn man es so nennen konnte, glich eher dem einer tierischen Bestie mit menschlichen Zügen, als einem Menschen und Hermine sah mit Ekel die gefletschten, durch das Blut rot gefärbten Zähne, die sich aus dem geöffneten Mund wölbten. Für Hermine gab es keinen Zweifel mehr - es konnte sich nur um Greyback handeln.
Harry hatte damit begonnen Greyback Flüche auf den Hals zu hetzen und versuchte ihn von der Tür wegzubewegen und Hermine, Ron und Ginny, die durch den Schreck wieder bei der Sache war, taten es ihm gleich. Es gelang ihnen zwar, das haarige Wesen von der Tür abzulenken, doch das hatte den Nachteil, dass dieses es nun auf sie abgesehen hatte. Es sprang in ihre Richtung und stürzte sich auf Ron, der schützend den Arm über sein Gesicht hielt, wodurch Greyback nur dessen Arm zu fassen bekam. Hermine ließ vor Schreck beinahe ihren Zauberstab fallen, doch von der Tür her kamen schon Flüche, um die Bestie von Ron zu verscheuchen, aber die Flüche hatten kaum Wirkung auf Greyback. Hermine stand nur da und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hätte gerne geschrieben, doch eine unbekannte Macht hatte ihr die Kehle zugeschnürt.
„Nein!“, schrie Harry Lupin zu, der gerade die Tür öffnen wollte. „Er ist draußen! Lass die Tür zu!“ Lupin hatte die Türklinke schon heruntergedrückt, doch ließ sie auf Harry Rufen sofort los und stolperte ein paar Schritte zurück, was ein grober Fehler gewesen war.
Greyback stürzte nämlich in genau dieser Sekund, wo die Tür ungeschützt war, auf die Türklinke und öffnete sie.
„Weg!“, schrie Harry und sie flohen in alle Richtungen. Hermine war Harry und Tonks in den Garten hinterher gerannt, dicht gefolgt von Ginny. Aus dem Augenwinkel hatte sie gerade noch gesehen, wie Ron von Bill und Lupin die Kellertreppe hinuntergezogen worden war. Sie hätte gern auf der Stelle kehrt gemacht, aber sie wusste, dass sie ihn dann erst recht nie mehr wieder sehen würde, da sie sich damit ihr eigenes Grab geschaufelt hätte. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als die Schreie und Rufe der hereinstürmenden Todesser hinter sich zu ignorieren und hinter den andern her in den Garten zu fliehen.
Im Garten allerdings versteckten sie sich nicht, wie Hermine es zuerst vermutet hatte, sondern Harry, Tonks und Ginny wandten sich um, mit erhobenem Zauberstab auf die nahenden Todesser wartend und Hermine tat es ihnen, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, gleich.
Sobald die schwarzen, vermummten Gestalten in reichweite waren, feuerten beide Seiten wild drauf los, wodurch in den Reihen der Todesser schon einige zusammen sackten und bewegungslos im Gras liegen blieben, da die hinteren ohne auf die Kumpanen vor ihnen zu achten einfach Flüche abgeschossen hatten.
Als letztes trat die große, hagere Gestalt durch die Terassentür hinaus in die lauwarme Nacht, dicht gefolgt von der Schlange Nagini. Ohne auch nur einen Moment zu überlegen, schoss Hermine einen Fluch auf die Schlange ab, doch Voldemord, der von dem allgemeinen Durcheinander kurz etwas abgelenkt gwesen zu sein schien, wehrte ihn mit einer lässigen Bewegeung seines Zauberstabs ab und befahl seine Schlange mit der Hermine so fremd klingenden Sprache wieder zurück ins Haus. Dann sah Voldemord Hermine direkt in die Augen und sein dünner Mund formte sich zu einem höhnischen Grinsen. Einen kurzen Augenblick standen sie so da, dann, blitzschnell, kam ein Fluch aus seinem Zauberstab geschossen und ein Schmerz jenseits allem, was Hermine je gespürt hatte, durchdrang ihren Körper. Sie schrie. Sie konnte nicht anders, als zu schreien. Sie konnte nicht mehr denken. Das einzige, was ihr durch den Kopf ging, war, dass es aufhören sollte. Sie wollte lieber sterben, als diesen Schmerz eine Sekunde länger zu ertragen. Dann hörte er endlich auf. Hermine lag regungslos am Boden, stark keuchend und wollte sich keinen Zentimeter mehr von der Stelle rühren.
„Hermine, steh auf!“, schrie Ginny. „Steh auf, mach schon!“ Dann spürte sie, wie eine starke Hand sie am Kragen packte und in eine aufrechte Stellung beförderte. Es war Harry gewesen, der nebenher gerade noch einen Todesser geschockt hatte. Er schien während der nächtlichen Ausflüge Übung bekommen zu haben und stand den anderen Ordensmitgliedern, was Duellieren anging, in keinster Weise nach. Als er Hermine wieder auf die Beine gebracht hatte, flüsterte er ihr ins Ohr: „Hermine, Nagini gehört dir. Beeil dich! Geh vorne rum!“
Und mit diesen Worten stieß er sie sanft von sich weg, worauf Hermine kurz stolperte, aber dann in Richtung des vorderen Teils des Hauses davonrannte. Drei Flüche sausten knapp an ihr vorbei, als sie zum andern Ende des Gartens lief.
Bevor sie um die Ecke bog, kniete sie sich hinter dem Busch nieder, von dem aus sie ein paar Minuten vorher das erste Mal in das schreckliche Gesicht Voldemords geblickt hatte. Ihr schauderte noch einmal kurz, doch dann widmete sie ihre ganze Konzentration wieder dem Auftrag, den ihr Harry erteilt hatte.
Vor dem Haus waren noch drei Todesser postiert, die unruhig umhergingen und sich immer wieder hektisch umsahen, dann wieder kurz stehen blieben um zu lauschen, um dann wieder ihren Gang fortzusetzen.
Hermine überlegte kurz, wie sie sie am besten erledigen konnte, nahm dann ihren ganzen Mut zusammen, zauberte sich in einen schwarzen Umhang mit tiefer Kapuze, ging ein paar Schritte zurück und rannte dann so schnell es ging um die Ecke, laut keuchend.
„Schnell, hinter mit euch!“, schnaufte sie mit verstellter Stimme. Die Todesser hatten sich zu ihr umgewandt und sie konnte erahnen, dass sie sie durch ihre Masken misstrauisch anstarrten.
„Macht schon!“, rief sie, doch die drei Gestalten bewegten sich nicht und Hermine wurde mulmig zumute. Fest umklammerte sie ihren Zauberstab und wartete, was geschehen würde.

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:38

Kapitel 14
Nach ein paar Sekunden, wurde Hermine ungeduldig. Sie hatte das beängstigende Gefühl, dass die Todesser durchaus gemerkt hatten, dass sie keine von ihnen war. Ihr Gefühl wurde bestätigt: Langsam bewegten sich die Todesser auf sie zu und Hermine erschauderte.
„Bitte, ihr werdet gefoltert…“, sagte sie dann trotzig und wollte gerade den Zauberstab heben^, um sich die Todesser vom Leib zu halten, doch diese waren stehen geblieben und einer von ihnen lachte kurz höhnisch auf. Doch plötzlich machte ein anderer Todesser rasch einen Schritt auf Hermine zu, entwaffnete sie, riss ihr die Kapuze vom Kopf und zog an ihren Haaren, um sie zu zwingen ihm das Gesicht zuzuwenden. Hermine verzog keine Miene, auch nicht, als die in Schwarz gehüllte Figur sie zu Boden warf. Sie stand sofort wieder auf und streifte den Boden unauffällig mit suchenden Blicken ab um ihren Zauberstab zu finden, doch es war zwecklos. Es war einfach zu dunkel.
„Dann halt nach Muggelart“, murmelte Hermine, hechtete blitzschnell hinter die Hausecke und kroch in einen Busch, den stechenden Schmerz an den Rippen, auf denen sie gelandet war, ignorierend. Sie lauschte den verwirrten Stimmen der Todesser und hörte, wie sie um die Ecke schauten und an der Hauswand entlang liefen. Ganz dicht schweiften ihre Umhänge an dem Busch vorbei, in dem Hermine saß und nicht wagte sich zu bewegen. Sie hatte den Atem angehalten, als die drei vermummten Gestalten wieder zurückkehrten und abermals an ihr vorbeiliefen.
„Es hat keinen Zweck“, knurrte einer der Todesser. „Der dunkle Lord hat gesagt, wir sollen den Eingang bewachen, also bleiben wir hier. Diese eine Göre macht es nicht aus.“
Die andern beiden lachten kurz. Hermine atmete auf vor Erleichterung. Doch dann kam ihr, dass sie ihren Zauberstab immer noch nicht hatte. Wie sollte sie so Nagini töten? Sie lauschte kurz den Geräuschen, die vom hinteren Teil des Garten an ihr Ohr drangen. Es war wohl immer noch ein großer Kampf in Gange. Aber wie lange würden sie noch standhalten? War schon jemand getötet worden? Hermine schüttelte ihren Kopf, wie um den Gedanken daraus zu verbannen. Dann befreite sie sich so leise wie möglich aus dem Busch; sie konnte einfach nicht nur da sitzen und warten. Irgendetwas musste sie tun. Nur was?
„Guten Abend, Miss Granger“, wisperte eine leise Stimme hinter ihr. Erschrocken fuhr sie herum. Doch, wen sie da sah, schockte sie noch viel mehr. Vor ihr stand eine großer, dünner Mann und lächelte sie gütig aus dem wohlbekannten Gesicht mit der Hakennase und dem silbernen Bart an.
„Professor Dumbledore?“, keuchte Hermine und starrte ihn ungläubig an. Ihr Gegenüber lächelte immer noch und nickte.
„Was…was…“, stammelte Hermine.
„Ich denke, das hat Zeit bis nachher“, unterbrach er sie. „Folgen sie mir und keine weiteren Fragen bitte.“ Er war an ihr vorbeigelaufen und lugte vorsichtig um die Ecke.
„Den brauchen sie sicher“, fügte er dann noch hinzu und hielt Hermine, ohne sie anzusehen, ihren Zauberstab hin. Sie griff danach und versuchte so gut es ging, alle Fragen zu unterdrücken, die ihr auf der Zunge brannten.
Dumbledore war schon um die Ecke gebogen und als Hermine hinter ihm vor das Haus trat sah sie gerade noch, wie er auch den letzten Todesser mit einem Schwenk seines Zauberstabs außer Gefecht setzte und zur Haustür eilte. Er öffnete die Tür und ging beiseite, um Hermine durchzulassen.
„Ladies first“, sagte er und schmunzelte. Sie nickte kurz als Zeichen des Dankes und trat ein. Das Haus war völlig ruhig und als Dumbledore die Tür hinter ihnen schloss, hörte man nur noch ganz leise, wie aus der Ferne, den Kampflärm aus dem Garten. Hermine bekam bei dem Gedanken an ihre Freunde, die draußen um ihr Leben kämpften ein schlechtes Gefühl. Sie hatte Angst.
Fragend sah sie ihren ehemaligen Schulleiter an, der blinzelte ihr zu, drehte sich um und stieg die Treppen nach oben. Sie sah ihm etwas verdutzt hinterher.
„Ach ja, ich tippe darauf, dass Nagini sich, für Voldemord abrufbereit, in der Nähe der Gartentür aufhält…“, sagte er, lief aber weiter die Treppe hoch. Hermine zog die Augenbrauen hoch. Jetzt war Dumbledore einfach so hier aufgetaucht, als ob es das Normalste der Welt gewesen wäre, dass ein tot geglaubter Mensch des Weges spaziert kommt, drei Todesser eliminiert und dann wieder verschwindet ohne ein Wort zu verlieren.
„Äh, Professor...“, fing Hermine an. „Was… was tun sie? Soll ich… ich… etwa allein...?“
Er wandte sich milde schmunzelnd zu ihr um.
„Ich muss noch etwas erledigen. Gehen sie doch schon einmal vor. Ich bin mir sicher, Harry hatte seine Gründe, dass er Sie dazu ausgewählt hat, den letzten Horcrux zu zerstören.“
„Den… den letzten, Sir?“
Hermine sah ihn verwundert an.
„Ja, den letzten, Miss Granger“, antwortete er ihr, immer noch lächelnd. „Und wenn sie mich jetzt entschuldigen würden… Ich würde jetzt gern den vorletzten zerstören.“ Mit diesen Worten verschwand er nach oben.
Hermine war für einen Augenblick wie festgewachsen und starrte einfach nur auf den leeren Fleck, wo vor ein paar Sekunden noch ihr tot geglaubter Schulleiter gestanden hatte. Doch dann tat es draußen einen besonders lauten Knall und sie erwachte aus ihrer Starre.
„Komm schon, du Idiot! Da sterben vielleicht grad deine Freunde und du stehst hier blöd rum“, spornte sie sich selber an und stürmte dann in Richtung Wohnzimmer davon. Bevor sie eintrat, lugte sie jedoch erst einmal vorsichtig in den Raum hinein. Sie konnte aber nirgendwo eine Schlange entdecken und so ging sie vorsichtig und wachsam umherschauend weiter hinein. Sie versuchte auf ungewöhnliche Geräusche zu lauschen, doch durch den Krach von draußen, der im Wohnzimmer viel lauter zu hören war als noch im Eingang, war dies äußerst schwierig.
Unsicher drang sie weiter ins Zimmer vor und vermied dabei bewusst in die Nähe von irgendwelchen Lücken oder Nischen zu kommen. Die Angst, dass Nagini dort plötzlich hervor schießen konnte, war zu groß. Hermine kam ungeschadet und ohne das geringste Zeichen von der Anwesendheit einer Schlange entdeckt zu haben, bei der Tür an. Sie ließ noch einmal prüfend den Blick im Zimmer umherstreifen, doch sie entdeckte immer noch nichts. Plötzlich hörte sie Schritte von draußen, die immer näher kamen. Ruckartig drehte sie sich um und sah panisch aus dem Fenster, doch das war ein grober Fehler gewesen. Sie spürte, wie sich etwas Großes, Spitzes in ihren linken Arm rammte und als sie der Quelle des Schmerzes nachging, schaute sie in zwei knallgelbe Schlitzaugen.
Es war zu spät, Hermine war einen Moment unaufmerksam gewesen und das hatte sie ihr Leben gekostet.
Langsam wich die Schlange zurück, die Augen nicht von ihrem Opfer lassend. Hermine spürte, wie sich das Gift in ihrem Körper ausbreitete. Ihre Knie sackten unter ihr zusammen und sie konnte sich gerade noch mit ihrem gesunden Arm aufstützen. Um sie herum wurde alles langsam dunkler. Sie fing an zu keuchen. Wie aus der ferne hörte sie jemanden rufen…

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Beitragvon Tonx » Fr 06 Apr, 2007 13:38

Kapitel 15„Hermine! Hermine! Komm schon!“
Sie öffnete verwirrt die Augen. Das erste was sie sah, war ein Schopf von roten Haaren und ein ihr bekanntes Gesicht mit zwei besorgt dreinschauende Augen, das sich dann aber zu einem Lächeln formte.
„Ron“, stöhnte sie schwach.
Ihr tat alles weh und sie bebte am ganzen Körper, doch sie versuchte, sich hinzusetzen und mit Rons Hilfe gelang es ihr. Ihre Umgebung verschwamm immer wieder vor ihren Augen, doch mit der Zeit wurde es besser. Sie hörte wieder Schritte und auch Ron drehte sich erschrocken und in Alarmhaltung zur Gartentür um, doch sie hatten Glück: es war nur Dumbledore.
„Hat sie schon…?“, richtete er sich an Ron und sah ihn fragend an. Als dieser den Kopf schüttelte, zog Dumbledore etwas besorgt die Augenbrauen hoch. Gerade als Hermine fragen wollte, was sie denn schon hätte tun sollen, wurde ihr plötzlich schlecht und sie konnte sich gerade noch zur Seite neigen, um ihren Mageninhalt nicht über Ron zu entleeren.
„Ah“, machte Dumbledore nur, grinste vergnügt und reichte ihr einen Trank.
„Mr. Weasley, schauen Sie zu, dass Mrs. Granger den trinkt und dann brauchen wir sie beide wieder im Garten“, hörte Hermine ihn zu Ron sagen, bevor er wieder aus der Gartentür hinaustrat.
„Ach, und Mr. Weasley…“ Ihr ehemaliger Schulleiter hatte sich noch einmal umgewandt. „Guter Schlag, den sie da haben…“ Und mit einem Augenzwinkern verschwand er eilig in Richtung des Hauptgefechts.
Hermine hatte bereits den Trank heruntergekippt und sie spürte, wie es ihr zunehmend besser ging. Sie konnte schon wieder klar sehen, schlecht war ihr auch nicht mehr und ihr Körper hatte aufgehört wie wild zu zittern.
„Meinst du, du kannst aufstehn?“, fragte Ron sobald er sah, dass es ihr besser ging. Er schaute immer wieder hastig über die Schultern und horchte auf jegliches ungewöhnliches Geräusch.
Hermine nickte entschlossen und sie schaffte es sogar ohne Rons Hilfe auf ihre Beine zu kommen und stehen zu bleiben. Besorgt sah sie sich im Zimmer um und machte einen Satz nach hinten: Vor einer Couch, die am anderen Ende des Zimmers stand, lag der leblose Körper Naginis. Das wäre an sich ja ein erfreulicher Anblick gewesen, aber der Kopf der Schlange lag etwa einen halben Meter entfernt vom Körper in einer blauen Blutlache. Jetzt sah Hermine auch, dass Ron, der ,sie besorgt musternd, neben ihr stand, auf das Schwert von Griffindor gestützt stand, dessen Klinge ebenfalls mit einer blauen Flüssigkeit verschmiert war. Hermine klappte der Mund auf.
„Ich kam rein, als die sich Schlange ein zweites Mal beißen wollte. Dumbledore war auch gerade gekommen und da ich näher an Nagini dran war, hat er mir das Schwert zugeworfen und ich hab einfach draufgehauen. Dumbledore hat ihr dann schnell das Gegengift für dich abgezapft und dir gegeben“, erklärte Ron ihr rasch und, trotz der brenzlichen Situation in der sie steckten, konnte Hermine kurz ein kleines stolzes Lächeln über seine Lippen huschen sehen. Sie schloss ihren Mund wieder, ließ ihren Blick über den vorher von Greyback attackierten Arm von ihm schweifen, der aber völlig unversehrt aussah und sagte dann: „Lass uns lieber gehen. Ich denke, sie könnten Hilfe gebrauchen.“
„Bist du sicher, dass du…?“, setzte Ron an.
„Super sicher!“, fiel ihm Hermine mit Nachdruck ins Wort und schob ihn vor sich durch die Tür hinaus.
Als sie den Ort des Gefechts erreichten, war es schwierig auszumachen, wer zu wem gehörte. Von der einst so klaren, kühlen Nachtluft war nichts mehr übrig und über dem gesamten Garten lagen Rauchschwaden. Überall sausten Flüche in allen möglichen Farben durch die Gegend und beleuchteten immer wieder mal Gestalten.
„Na toll“, murmelte Ron. „Und wie sollen wir jetzt hier…?“
Doch Hermine hatte bereits ihren Zauberstab gezückt und formte einige komplizierte Bewegungen damit, worauf ein Windstoß aufkam und den Rauch wegblies. Ron wollte begeistert etwas sagen, doch dazu kam er nicht, denn dadurch, dass der Rauch verschwunden war, hatten die Todesser nun auch sie beide entdeckt und es flogen schon einige Flüche in ihre Richtung. Sie duckten sich unter den grünen Avada- Kedavra- Flüchen weg, während sie die restlichen Flüche mit einem Schildzauber abwehrten.
Ron hatte Hermine hinter seinen Rücken geschoben und zog sie mit sich ans andere Ende des Schlachtfeldes, wo Ginny gerade alle Hände voll zu tun hatte, da sie von drei Todessern gleichzeitig attackiert wurde. Einen der drei erledigte Hermine mit einem gezielten Schocker schon im Hinrennen und als sie und Ron bei Ginny angelangt waren, übernahm er den, der seiner Schwester gerade den Crutiatusfluch auf den Hals hetzen wollte und sie den andern, der es nun wiederum auf Ron abgesehen hatte.
„Ich helf’ Harry“, brüllte Ginny, die im Moment keinen Gegner hatte, und rannte in die Mitte des Gefechts. Hermine, deren Gegenüber gerade taumelnd zu Boden fiel, schaute ihr hinterher und entdeckte Harry, der sich mit Voldemord duellierte, aber eindeutig den Kürzeren zog. Immer wieder ertönten markerschütternde Schreie aus seiner Richtung, doch die grünen Lichtblitze, die Voldemord aus seinem Zauberstab alle paar Sekunden abgab, erreichten Harry nie: Dumbledore, der sich ein paar Meter weiter mit mehreren Todessern gleichzeitig duellierte, wehrte die Todesflüche, die in Harry Richtung flogen, allesamt mit einer lässigen Bewegung seines Zauberstabs ab.
Hermine war einen Moment unaufmerksam gewesen, doch Ron, dessen Gegner inzwischen regungslos im Gras lag, hechtete auf sie drauf, sodass der durch die Luft sausende Fluch Hermine knapp verfehlte. Ron schockte ihn und Hermine legte sie mit einem kleinen Wink ihres Zauberstabs in Fesseln. Dann sahen sie sich um, wem sie als nächstes zur Hilfe kommen könnten, doch sie wurden abgelenkt.
„Lass sie in RUHE!“, schrie Harry so laut, dass für eine kurze Zeit alle den Kampf vergaßen und die Köpfe zu ihm umwandten. Nur Dumbledore nutze den kleinen Moment der Unaufmerksamkeit und setzte vier Todesser außer Gefecht.
Hermine und Ron beobachteten weiter wie gebannt das Geschehen, während die anderen ihren Kampf fortsetzten.
Ginny kniete keuchend im Gras und Voldemord wehrte laut lachend alle Flüche ab, die Harry in seine Richtung feuerte. Zwischendurch zwang er Ginny immer wieder mit dem Cruciatusfluch zurück auf den Boden, wo sie vor Schmerzen schrie. Ron wollte losrennen, doch Hermine hielt ihn fest.
„Nein!“, sagte sie, denn auf der anderen Seite hatten sich zwei Todesser ihrer Gegner entledigt und eilten nun auf sie zu.
„Hermine, was… Lass mich! Wir müssen ihnen helfen!“, brüllte Ron sie panisch an. Die zwei Todesser, die es auf sie abgesehen hatten, kamen zum Glück nicht weit, denn sie wurden von den überall durch die Luft schwirrenden Flüchen getroffen.
Ginny schrie schon wieder wie am Spieß und nun hielt es auch Hermine nicht mehr aus. Es war ihr egal, ob sie von einem Fluch getroffen werden würden, sie wollte nur ihren Freunden helfen. Sie setzte auch schon zum Rennen an, doch gerade in diesem Moment hatte Voldemord einen grünen Lichtblitz in Ginnys Richtung geschossen. Ron und Hermine blieben vor Schock stehen. Harry hatte im Eifer des Gefechts den Todesfluch für seine Ginny zu spät bemerkt und Dumbledore musste sich gerade selbst wehren, folglich hatte er dieses Mal keine Möglichkeit den Fluch aufzuhalten.
Ginny, die erneut dabei war sich zu erheben, wurde von dem grünen Strahl in die Seite getroffen, rollte zu Seite und blieb leblos liegen. Hermine blieb das Herz stehen. Das konnte einfach nicht, das konnte nicht passiert sein.