Oookay, ich melde mich zurück. Mit einem Cookie, aber Heikchen fand ihn süß, also... tut mir Leid.
Warnung vorweg: Er ist verrückt. Man merkt, wie süchtig ich bin. Und eigentlich ist er mir auch peinlich. Aber wen stört's, die Welt soll es trotzdem sehen.
Altersbeschränkung: Ab 12. Wenn ihr's aushaltet.
Genre: Romantik/Humor
Summary: Ironie, das Frühstück und eine Lily Evans, die glaubt durchzudrehen - garantiert. Das alles und noch etwas mehr (das an James Potters Lippen hängt) führen zur allseits bekannten Wendung.
One-Shot.
Ratet, welches Pairing.
Und auf geht's:
Diese Lippen
Man sollte diese Lippen wirklich verbieten. Ich glaube fest daran, dass da irgendetwas nicht mit stimmt. Was, wenn jemand dadurch zu Schaden kommt? Ein Schüler könnte davon abgelenkt werden und wer-weiß-wohin laufen oder stolpern, sich verletzen... Na gut, ich übertreibe.
Aber wie die Dinge stehen, werde ich sicher noch verrückt werden.
Oh! Moment, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Lily Evans, bin eine Siebklässlerin an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei und nicht fasziniert von James Potters Lippen.
„Lily?“
Das war Claire, eine meiner Freundinnen. Sie grinst, ganz so, als hätte sie mich bei etwas ertappt. Ich sehe mich um. Der Frühstückstisch sieht normal aus, Gryffindors wie Hufflepuffs neben uns scheinen laut, aber ausgelassen wie immer. Und ich konzentriere mich aufs Essen, die Hexenwoche und... Potter. Aber das hat sicher keiner bemerkt.
„Was ist los?“, frage ich.
„Darf ich fragen, wen du eigentlich anstarrst?“ Wieder lächelt sie gewinnend. So was nennt sich Freundin!
„Nein, darfst du nicht.“ Ich versuche, ausdruckslos zu bleiben. „Und falls doch, mein Toast geht dich nichts an.“
Das ist natürlich eine glatte Lüge, ich esse schon gar nichts mehr, weil ich so beschäftigt mit anderen Leuten bin. Aber es hilft und Mary McDonald, die rechts neben mir sitzt, lacht. Zufrieden mit mir wende ich mich tatsächlich von allen Leuten, die Potter hießen, ab. Vielleicht habt ihr es noch nicht bemerkt, aber der Junge mit den schwarzen Haaren ein paar Plätze weiter ist der einzige, der diesen Nachnamen trägt.
Anscheinend lässt sich Claire jedoch nicht beirren. „Du hast jemanden angeguckt.“
„Äh, hab ich das?“, antworte ich gespielt überrascht. Sie wird das durchschauen. Aber selbst wenn... „Vielleicht ganz kurz, aber ich sag dir, das hat nichts zu bedeuten.“
„Wer war es denn?“ Das war wieder Mary.
Ich runzle gekonnt die Stirn, aber Claire antwortet für mich. Merlin, ihr Blick sagt schon alles. „Wenn ich Lilys Blickwinkel richtig verfolgt habe und meine hellseherischen Fähigkeiten mich nicht im Stich lassen, denke ich... James Potter?“
Verdammt. Warum kennen mich eigentlich alle so gut?
„Wie auch immer. Potter hatte sein halbes Frühstück im Gesicht hängen, wieso soll ich da nicht rübergucken?“
„Weil es vielleicht offensichtlich war, dass du nicht entsetzt, sondern mehr neugierig und gefesselt warst?“ Okay... es muss wohl stimmen.
Nachdenklich sehe ich noch einmal zu Potter und seinen Freunden. Man kann nicht sagen, dass er keine Manieren hat. Notiz an mich: Die Ausrede schleunigst aus LARFPN* streichen.
Er sieht vielleicht auch gar nicht schlecht aus, wie er mit seinen Freunden redet... Stopp, das wird auch gestrichen.
„Na gut. Du hattest Recht, Claire.“ Hoffentlich ist die Sache damit abgehakt.
„Schön, dass du das einsiehst.“, antwortet sie, aber es geht noch weiter: „Du weißt nicht zufällig, warum du dauernd hinguckst?“
Ich seufze leise. Jetzt bin ich fällig. „Keine Ahnung. Irgendwie... gucken meine Augen einfach zu ihm.“
Zu meiner ehrlichen Überraschung, sagt keiner mehr ein Wort. Okay, Mary ist nun damit beschäftigt, Sirius Black (bester Freund und Mit-Unruhestifter von Ja... Potter) anzustarren. Ich hoffe wirklich, nicht auch so ausgesehen zu haben.
Und Claire? Sie behält einfach diesen lächerlichen, wissenden Gesichtsausdruck.
„Oh mein – seht ihr das?“, sage ich plötzlich entsetzt, senkte meine Stimme zu einem Wispern und vergesse alles um mich herum.
„Was ist jetzt?“
Ich atme tief ein. „Diese Lippen. Seit wann sind die so?“ Es dauert noch einen Moment, bis ich weiß, was mich so irritiert. „Er hat Sahne am Mund!“
Es ist offiziell: Heute ist nicht mein Tag. Claire beginnt zu kichern, Mary dreht sich wieder um und kann offenbar nicht glauben, dass sie das gerade von mir gehört hat. Normalerweise mache ich so etwas ja auch nicht. Nur Potter bringt mich so um den Verstand.
„Also...“, fängt Claire an. „Ich finde es ganz süß.“
Die beiden prusten wieder los. Mein Blick geht erst verärgert zu den beiden, dann zurück zu den sahnebeschmierten Lippen. Kann er nicht einmal eine Serviette benutzen?
Ich schüttle den Kopf. Ist doch nichts weiter, Lily, früher hättest du nicht mal dahin geguckt, versuche ich mich zu beruhigen. Außerdem, wo kommt die Sahne beim Frühstück eigentlich her?
„Wow, ich wusste gar nicht, dass du so sehr an James interessiert bist.“, sagt Mary nach ein paar Sekunden.
„Was? Wie kommst du darauf?“
Sie scheint es nicht ganz zu verstehen, aber genau das tue ich ja auch nicht. Oh, großer Merlin.
„Ähm, du starrst ihn an, nur weil er Sahne am Mund hat... das ist, tut mir Leid, Lils, etwas verrückt.“
„Ja, aber du darfst Black ansabbern, was?“, gebe ich zurück.
Mit mir stimmt ganz sicher etwas nicht, ich wollte Mary auch nicht so angiften... aber ehrlich, wie kann man so lange Sahne um den Mundwinkel geschmiert haben, und es nicht bemerken?
Ehe ich richtig nachgedacht habe, bin ich aufgestanden. Meine Füße dachten wohl einfach, sie sollten das tun, auch wenn ich sicher lieber sitzen geblieben wäre.
Aber gut. Der Gedanke war klug – Potter, meine Freundinnen, die mich ins Kreuzverhör nehmen, einziger Ausweg... Flucht! Ja, das würde es sein.
„Ich geh schon mal vor, wir haben gleich Zaubertränke, oder nicht?“, sage ich, nutze es aus, dass die beiden stutzig geworden sind und gehe. Wieder kann ich nur hoffen, dass er nichts davon bemerkt hatte.
In der Eingangshalle hole ich erst einmal Luft. Ich bin selbst nicht ganz sicher, ob ich gleich weinen will, oder lachen, oder wütend werden. Mein Herz schlägt aus irgendeinem Grund rasend schnell.
Lippen. Potters Lippen. Was sollte daran so toll sein?
Die Antwort auf meine Frage kommt ein paar Sekunden später aus der Großen Halle. Ich blinzle und hoffe fast, mir das einzubilden. Dann wäre ich durchgeknallt, aber würde nicht alles schon wieder sehen müssen.
„Evans.“, sagt er beruhigend. Mir läuft ein Schauder über den Rücken, der ganz sicher nicht da sein sollte. „Geht’s dir gut?“
Er sieht mich schief an, und ich hoffe, nicht zu blöd auszusehen: Seine Lippen hypnotisierten mich.
„Oh, natürlich. Claire hat mich aufgeregt, und ich dachte mir, ich könnte einfach schon früher zu Zaubertränke gehen.“, sprudle ich drauf los. „Weißt du, wir hatten doch auch diese Amortentia-Sache bei Slughorn auf, ich wollte eigentlich noch mal drüber gucken. Dann könnte ich heute Nachmittag statt zu lernen endlich mal wieder rauskommen, und ich möchte auch nicht hinterherhinken...“
Die Vernunft in mir meldet sich endlich zurück. Ich verstumme. Oder war das wegen Potter? Bloß nicht hingucken, ermahne ich mich. Nicht zu den Lippen...
„Hattest du keinen Hunger mehr?“, fragt er. Als ob ich diese Frage nicht erwartet hätte. „Ich hab dich beobachtet. Du hast kaum was gegessen, nur gelesen und geredet.“
Das kann doch nicht wahr sein! Er hat zu mir geguckt, das ist einfach... Ironie. Und das schlimmste an der Sache ist: James hat auch geredet, gerade eben, und ich habe ihn angestarrt. Ihn und seine Lippen. Bzw. die Sahne darauf.
Bitte., flehe ich stumm. Bitte, bitte, mach einfach das Zeug von deinem Mund.
Es ist simpel: Seine Lippen sind perfekt.
Das erklärt doch alles: Männer können keine schönen Lippen haben, außer sie heißen Potter. Ich hätte nie gedacht, dass rosa männlich sein kann. Sie wirken elegant, und passen in sein schmales Gesicht. Claire hat Recht: Sie sind auch noch süß. Ich habe einen Grund gefunden!
„Ähm...“, murmle ich. Die Frage fällt mir zum Glück wieder ein. Und die Antwort? „Na ja, ich hab schon Hunger, aber ich hab doch keine Zeit mehr, und...“
Ich breche ab. Es funktioniert nicht mehr. Irgendwas muss schleunigst passieren, seine Lippen müssen verschwinden, oder ich werde etwas sehr Dummes tun.
Sahne... Sahne an James’ Mund. Hunger. Nicht gut.
Was kann ich denn verlieren? Er will mit mir ausgehen, er ist mir nachgelaufen, und er wirkt einfach... unwiderstehlich. Er scheint seit ein paar Wochen auch nicht mehr so nervig zu sein. Und wenn, dann doch auf eine niedliche Art und Weise.
Lily Evans hat das gerade erkannt, freut euch!
„Tut mir Leid, James, aber du hättest wirklich auf dein eigenes Essen achten sollen. Wahrscheinlich wirst du mich jetzt für verrückt halten, das zu machen, vielleicht wirst du es auch hassen, aber... ich kann nicht mehr. Ich – ach, vergiss es.“
Sein Mund steht offen und ich küsse ihn einfach. Jungen haben es wirklich raus, bei solchen Aktionen verwirrt zu sein, aber auch gleichzeitig nach zwei Sekunden schon zurückzuküssen.
Mhmm... diese Lippen sind göttlich! Sie fühlen sich wunderbar an, kühl, weich, sanft... mit ein bisschen Sahne obendrauf.
Diese Idee hätte mir viel früher kommen sollen.
Er hält mich eng bei sich fest, und ich will nicht aufhören. Er hat sicher eine gute Ahnung davon, wie hilflos ich gegenüber ihm bin, den Lippen, den Haaren, allem.
Er wäre nicht James Potter gewesen, wenn er das nicht wüsste.
„Lily?“, wispert er und lächelt, während er mich küsst.
„Was ist?“
Er streicht mir über die Wange „Du hast da ein bisschen Sahne.“
Oh, Claire wird das sicher ziemlich witzig finden. Aber mich kümmert das nicht.
Denn die Erkenntnis des Tages ist: Sahne macht sexy.
Ende.
*Lilys Ausreden-Register für Potter-Notsituationen
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