Hier ist mal wieder ein One-Shot von mir.
Pairing: Lily/James
Rating: K
Disclaimer: Gehört (leider) alles JKR. Ich verdiene kein Geld hiermit.
Inhalt: Lily wacht nach einer durchgefeierten Nacht an James' Seite auf. Er entschuldigt sich, hält alles für einen Fehler und will gehen. Doch sieht Lily das genauso?
Es gibt mehr, als wir sehen.
Hmm. Schön warm. Warm und kuschelig. Hmm. Aber Moment mal. Irgendetwas liegt doch auf mir. Und nein, es ist keine Decke.
Augen aufmachen wäre vielleicht eine gute Idee, oder was meint ihr? Ja. Bestimmt. Aber irgendwie graut es mir davor, was ich gleich entdecken werde. Kennt ihr das auch? Die nackte Angst vor Etwas, von dem ihr nicht wisst, was es ist? Ja? So geht es mir gerade.
Doch trotzdem öffne ich ganz zaghaft meine Augen. Ha! Ich bin eben die Königin der Coolness. Ich öffne nun endgültig meine Augen - todesmutig - und das Erste, was ich erblicke, ist eine Hand. Eine Hand, die auf meinem nicht bekleideten Bauch liegt.
Sagte ich schon, dass mein Bauch nicht bekleidet ist?! Lily an Coolness - bitte kommen!
Oh, so ein verdammter Mist.
Ich hatte gestern wohl doch etwas zu heftig in Emilys Geburtstag reingefeiert, als ich es eigentlich wollte.
Jetzt muss ich auch die Konsequenzen tragen. Ich muss einen Blick auf meinen Bettnachbar werfen. Aber, was wenn es jemand total Ekelhaftes wie zum Beispiel Schniefelus Snape ist und ich mich mein Leben lang dafür hassen werde?
Vielleicht sollte ich auch einfach nur aus dem Bett steigen, ihn nicht anschauen und versuchen, das Ganze zu verdrängen?
Nein. Keine gute Idee. Ich muss also einen kurzen Blick wagen. Augen zu und durch!
Ich lasse meinen Blick über die Hand auf meinem Bauch auf das Gesicht wandern und entdecke schwarzes verwuscheltes Haar und - keine Brille. Die scheint wohl in unserem - ahm, naja, Eifer verloren gegangen zu sein.
Aber das Gesicht, in das ich blicke gehört eindeutig James Potter. Obwohl man seine haselnussbraunen Augen gerade nicht erkennen kann, weil er sie geschlossen hat. Aber hey, ich kenne das Gesicht, das ich jahrelang nur angeschrien habe.
Ich atme erleichtert aus. Puuh. Also kein Snape. Nur Potter. Moment mal! Nur Potter?!?
Ich zucke heftig zusammen. Das ganze Bett wackelt und endlich wacht James auf und blinzelt mich verschlafen an.
Er schaut erst verwirrt, doch dann bemerkt er wohl auch seine Hand auf meinem Bauch und seine Augen weiten sich entsetzt.
Er zieht seine Hand weg und mir wird augenblicklich kalt.
Dann springt er entsetzt auf, reißt in seinem Eifer die Bettdecke mit sich und purzelt auf den Boden.
Wäre die Lage nicht so ernst, hätte ich jetzt vermutlich gelacht.
Er steht auf, die Bettdecke schützend vor sich gehalten und sieht mich immer noch entsetzt an.
"Evans, oh Merlin.. das wollte ich nicht. Wir hatten beide zuviel Alkohol und du weißt ja, wie -"
"Still.", sage ich nur.
Er schaut mich verwirrt an und noch bevor mich mein Verstand aufhalten kann, nehme ich James bei der Hand, ziehe ihn zu mir herunter und küsse ihn.
Er setzt sich auf die Bettkante und braucht einige Sekunden lang, um zu begreifen, was gerade vor sich geht, bis er den Kuss erwidert und mich genauso leidenschaftlich küsst, wie ich es tue.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich gerade dabei bin, das Dümmste in meinem Leben zu tun?
Und doch weiß ich, dass es richtig ist. Ich weiß es einfach. Ist das nicht verrückt?
Plötzlich löst sich James entschieden von mir und sieht mich misstrauisch an.
"Was war das?", fragt er.
Ich zucke mit den Schultern. "Ein Kuss, denke ich."
Er rollt mit den Augen und sieht mich an. "Das weiß ich auch. Ich meine - warum?"
Ich sehe ihn an und muss mir ein Grinsen verkneifen. In seinen Augen steht immer noch die pure Furcht geschrieben und er hat wohl Angst, dass ich gerade nicht richtig bei Verstand bin und ihm den Kopf abreißen werde, sobald ich wieder bei Besinnung bin.
Wider Willen muss ich kichern.
Das scheint James' Theorie, dass ich gerade nicht ganz klar im Kopf bin, nur zu bestätigen und er rutscht ängstlich ein Stück von mir weg.
"Evans.. weißt du, was ich glaube?", fängt er plötzlich an. "Das ist bei dir noch der Restalkohol. Ich weiß, dass du mich nicht magst, und das nie getan hättest, wenn du nicht soviel getrunken hättest. Es war ein Fehler und es tut mir Leid, okay?
Ich will nur, dass du glücklich bist und das bist du mit mir nicht. Das hast du mir oft genug gesagt. Und ich habe es eingesehen. Ich werde jetzt gehen."
Tränen sammeln sich in meinen Augen, als er seine Ankündigung wahr macht und beginnt seine Sachen anzuziehen.
Nein, James. Du liegst falsch.
Ich hätte ihn jetzt gerade am Liebsten ins Gesicht geschlagen um ihm nur ansatzweise zu zeigen, wie sehr mich seine Worte verletzt haben.
Es war ein Fehler...
Sagt mir, kennt ihr das Gefühl vollkommen zu sein? Kennt ihr das Gefühl, euch nur als Teil eurer Selbst zu fühlen? Ja?
Doch dann kommt dieser eine Mensch, der für euch die Welt bedeutet, eure Gefühle in der Schwebe hängen lässt und eure Welt auf den Kopf stellt.
Dann spürt ihr es endlich. Ihr seid vollkommen. Das ist mir gestern Nacht passiert.
James denkt vielleicht, dass ich nicht mehr zurechnungsfähig war, doch ich war es.
Ich war mir ganz genau im Klaren darüber, was vor sich ging und auch, dass ich das alles wollte.
Und genau in diesem Augenblick, als sich James gerade seinen Pullover über den Kopf zieht, wird mir klar, was ich für ihn empfinde.
Mir wird klar, warum ich ihn all die Jahre abgewiesen habe.
Ich hatte Angst von ihm zurückgewiesen zu werden. So wie er es jetzt gerade getan hat.
Ich wollte nie irgendein Mädchen von James sein. Ich wollte sein Mädchen sein. James' Mädchen.
Mir wird klar, dass ich nie wieder irgendjemand anderen, als ihn küssen möchte. Ich möchte bei ihm sein. Ihn um mich herum haben. Ich brauche ihn.
Ein leiser Schluchzer lässt mich erzittern.
James, der sich gerade seine Schuhe bindet, sieht zu mir auf. Er setzt sich zu mir auf das Bett und sieht mich an. "Es tut mir wirklich Leid. Bitte versuch mich nicht dafür zu hassen, okay?"
Wie naiv bist du eigentlich, James? Merkst du denn überhaupt nichts? Läufst du blind durchs Leben? Merkst du nicht, wie falsch du die ganze Zeit schon gelegen hast?
Doch wie wertvoll jemand für uns ist, bemerkt man erst, wenn man ihn verloren hat. Ist es nicht immer so? Ironie des Schicksals, nicht wahr?
Ich blicke auf, versuche einen Weinkrampf zu unterdrücken und sehe ihm in die Augen.
Er blickt mich liebevoll an und eine gewisse Sehnsucht in seinen Augen, sagt mir, dass noch nicht alles verloren ist. Dass nichts verloren ist.
Während er den Blick von mir abwendet, und in Richtung Tür läuft, überlege ich fieberhaft nach einer Lösung.
Das Einzige, was mir einfällt ist... meine Mutter. Meine Mutter und ein Spruch, den sie mir vor langer Zeit einmal nahe gelegt hatte.
Ein Spruch, den ich mir zu Herzen genommen hatte. Mein liebster.
James hat schon die Tür erreicht und wirft einen letzten flüchtigen Blick auf mich, als ich das Wort ergreife.
Ich weiß, dass es jetzt nicht mehr an ihm liegt, um uns zu kämpfen. Er hat jahrelang getan. Jetzt bin ich an der Reihe. Nur ich.
"James.", sage ich nur.
Er hält inne. "Ja... Lily?"
Er macht einen Schritt auf mich zu und ich gebe mir einen Ruck und rede weiter.
"Denkst du, dass wenn Schatten auf unser Leben fallen, es immer irgendwo ein Licht gibt, das es sich lohnt zu suchen?"
Er blickt mich verständnislos an. Doch er denkt nach. Gut so. Denk nur weiter nach.
Ich höre es in seinem Kopf förmlich rattern, als er noch einen Schritt näher auf mich zu geht.
"Lily, du -"
"Denk nur weiter nach, James. Aber verlier dich dabei nicht. Sieh dich nur um. Aber denk dabei auch daran, dass es manchmal Dinge gibt, die man mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann."
Er sieht mich noch immer an, doch er scheint so langsam zu verstehen. Kluger Junge.
Er nimmt die letzten Schritte, die noch zwischen uns liegen und bleibt direkt vor mir stehen. Dann geht er in die Hocke.
Ohne jedoch den Augenkontakt ein einziges Mal zu unterbrechen.
"Ist das eine Art von 'Ich liebe dich', Lily Evans?"
Ich blicke schnell auf mein Kissen, im festen Glauben, dort die Antwort finden zu können und spiele aufgeregt in meinem Haar.
Dann fasse ich einen Entschluss.
Ich hatte sieben Jahre lang genug Zeit damit verbracht, Angst zu haben und musste nun einen Schlussstrich ziehen.
Ich musste mich meinen Ängsten stellen.
"Es kann eines werden. Wenn du es nur zulässt." sage ich leise und blicke ihm fest in die Augen.
Und jetzt hat er endlich begriffen. Ich sehe ein leichtes Lächeln über sein Gesicht huschen, als er mein Kinn anhebt und mich zärtlich küsst.
Das Gefühl der Vollkommenheit rauscht wie eine Welle über mich und trägt mich mit sich.
Sag mir, James: Spürst du es auch?
Ende.