So, etwas kürzer und ich bin auch grad in Eile, habe also nicht Zeit, auf Reviews näher einzugehen - nächstes Mal, okay?
Kapitel 6 – Malfoy Manor
Dear Isobel, I hope you're well and what you've done is right
I wish you well and hope you're safe tonight
Isobel
Die großen, schmiedeeisernen Tore öffnen sich langsam und nahezu geräuschlos, streifen bedächtig über das nachtfeuchte Gras. Etwas an der bloßen Szenerie sollte mich wohl so sehr beeindrucken wie die Größe des hell erleuchteten Hauses.
Blumenbeete scheinen hier einen pietistischen Status zu haben: religionsgleich, aber in mächtigen, unbeweglichen Schranken. Hier werfen keine Kinder versehentlich einen Ball in die Lilien, hier scheinen überhaupt nie Kinder gewesen zu sein.
„Hier entlang“, weist Lucius höflich darauf hin, dass ich seit geschlagenen fünf Minuten vor den Rosensträuchern stehe.
Macht. Ich wusste nie, was sie auszulösen vermag, eine einzige Schreibfeder.
Oder dass ich so anfällig dafür bin. Bittende, beinahe unterwürfig höfliche Blicke von Männern, die in ihrem Leben noch keinem Weasley die Hand geschüttelt haben und sich nach Desinfektionszaubern erkundigen, sollte es je ein Bettler wagen, sie um einen Sickel zu bitten.
Leises Kratzen einen goldenen Federspitze auf dickem, rauem Pergament, ein Gefühl wie warmer Honig, der einem über die Zunge rinnt. Und die Ahnung, wie viel mehr davon ich haben könnte…
„Meine Familie erwartet uns im Salon.“
Verdammt! Das hatte ich nicht bedacht. Draco Malfoy in Lebensgröße, und das an meinem zweiten Ferientag!
Der polierte, schwarze Marmorboden gibt ein leises, kaltes Klicken für jeden Schritt wieder und ich wünsche mir auf einmal mehr als alles andere in der Welt Pfennigabsätze. Nur für dieses Geräusch.
„Meine Frau, Narcissa. Du erinnerst dich vermutlich…?“
Falls ich im zarten Alter von drei Jahren je einer sehr dünnen, sehr blonden Frau mit Eisblick und hoch getragenem Kinn begegnet sein sollte – es ist mir entfallen, entschuldigen Sie vielmals, Madam.
„Mein Sohn, Draco. Ihr kennt euch bereits aus Hogwarts.“
Definiere: Kennen. Falls es etwas mit nicht beachten und hin und wieder einem verächtlichen Seitenblick zu tun hat, liegt er da nämlich gar nicht so falsch.
Dracos Lippen kräuseln sich. Gepaart mit einem giftigen eisgrauen Blick ist das die unzensierte Version von „Meine fünftes Schlafzimmer bekommst du nicht – und wehe, du setzt dich zum Essen neben mich!“
Getrieben von was auch immer ihm Lucius gerade hinter meinem Rücken androht, reicht er mir die Hand. Desinfektionszauber im Hinterkopf, versteht sich von selbst.
„Du kannst es selbstverständlich nach deinen Vorstellungen etwas umgestalten“, lügen Narcissas lachsfarbene, schmale Lippen. Wag es ja nicht, schwingt in ihren Worten mit.
Teure Tapeten in einem sanften beige schimmern goldfarben im Licht des Kronleuchters. Meine Augen brauchen einige Sekunden, um zu erkennen, dass es sich dabei um den Druck eines Wappens handelt, das millionenfach auf den Wänden vertreten ist.
Etwas ist anders, als im großen Salon, in den Essräumen, den Gängen, die ich bereits gesehen habe. Etwas in den filigranen Verzierungen des Spiegels, den schneeweißen viktorianischen Möbeln mit ihren detailverliebten Schnitzereien, wie dem Frisiertischchen direkt unter dem Spiegel – dieser Raum wurde von einer Frau gestaltet, mit aller Mühe, die ein weibliches Wesen mit sehr viel Geschmack (und zuviel Freizeit) aufbringen kann.
„Das wäre Dracos Zimmer geworden, wenn er ein Mädchen geworden wäre.“ Ihr wehmütiger Blick wandert über die zarten Muster der Vorhänge, die hochmütig lächelnden, eisblonden Mädchen in pastellfarbenen Seidenkleidern.
„Und es welchem Grund steht das Zimmer seit fünfzehn Jahren leer? War ihnen ein Kind genug?“ Nun, das war nicht die höflichste Antwort, aber zumindest konnte ich „So groß ist der Unterschied nun auch wieder nicht!“ zurückhalten.
„Lucius war sehr glücklich darüber, einen Sohn zu haben. Männer seiner Art können nicht viel mit einem kleinen Mädchen anfangen, ein Sohn ist in ihren Augen ansehnlicher, sie können ihn zu ihrem Erben erziehen, ihm so viele Dinge geben, die sie selbst gern in ihrer Kindheit gehabt hätten…“ Sie verstummt, ihre lachsrosa Lippen lächeln wehmütig, die eisblauen Augen sehen unbewegt auf den Frisiertisch.
„Wir hatten natürlich damals schon vor, dir dieses Zimmer zu geben, aber Lucius hatte einige Schwierigkeiten bürokratischer Art. Und als meine Schwester dann verurteilt wurde, mussten wir uns distanzieren, wir hatten schließlich einen einjährigen kleinen Sohn, den es zu beschützen galt.“ Sie nickt, mehr zu sich selbst, als zu mir. Ihre kühle, glatte Stimme bekommt einen weichen Klang, wenn sie von Draco spricht.
„Nun, du bist sicher erschöpft. Deine Kleidung“, sie dehnt das Wort, als würde sie Textilien dieser Art nicht einmal berühren können, „ist in den Schränken neben dem Frisiertisch. Der Rest deines Eigentums wurde in diesem Schrank untergebracht. Wir sehen uns dann morgen früh.“
Und weg ist sie. Schon wirkt der Raum wärmer. Was vermutlich an dem aufflammenden Kaminfeuer liegt. Es ist ein interessantes Gefühl, nicht tröstend oder gar einladend, aber allein der Gedanke, dass dieser Raum mit der Größe des Gemeinschaftsraumes von Ravenclaw und einem Mobiliar, von dessen Ertrag sich sämtliche Weasleys ein schönes Leben für die nächsten drei Generationen machen könnten, all das ist seit fünfzehn Jahren mein…
„Miss? Tibby hat den Kaffee der jungen Miss.“
Tassengroße, mattgrüne Augen tauchen in meinem Traum über Ebenholzfasane und gefährliche, spitze Federn, aus denen Blut tropft, auf.
Der intensive Duft nach einem ungesunden Überfluss an Koffein lässt mich die Surrealität dieser faltigen kleinen Gestalt in meinem Zimmer vergessen. Ich beuge mich nach rechts, um den Wecker auszuschalten, nur – da ist kein Wecker.
„Möchte Miss sich ankleiden? Tibby soll Miss in die Essräume führen, Miss.“
Langsam kommt alles zurück. Die Adoptionspapiere. Nott. Malfoy.
Das Geschöpf namens Tibby klettert über einen Stuhl auf den Boden zurück, über dessen Lehne sie meine Bluse für sehr ernste oder sehr feierliche Anlässe (oder beides auf einmal) und meinen Schulrock gehängt hat.
Großartig. Eine Hauselfe hat die Macht, mich wissen zu lassen, wie underdressed ich für dieses Haus bin. Einfach großartig.
„Narcissa, das Mädchen braucht neue Kleidung.“ Lucius Malfoy spricht das Wort so gedehnt aus, als handle es sich dabei um eine Besorgung, die schon vor Wochen hätte gemacht werden sollen und vor der sich seine Gattin seither aus müßigen Gründen gedrückt hat.
„Ich weiß.“ Sie nippt an einer winzigen Tasse mit einer hell schimmernden Flüssigkeit.
„Ich hatte schon einen Besuch bei Madam Malkins mit Draco geplant, das wird sich nun natürlich etwas – verlängern.“ Sie wirft einen flüchtigen Blick auf meine durchgetretenen Lieblingsschuhe.
Nun, alle Familien haben ihre eigene Art von Smalltalk am Frühstückstisch.
Ich sollte definitiv dazu beitragen.
„Und, kannst du auch Thestrale sehen?“
Draco lässt die Silbergabel Omelett sinken und starrt mich an wie einen gekrönten Hauselfen auf Dumbledores Stuhl. Lucius Morgenprophet sinkt um eine Etage.
„Natürlich nicht“, antwortet er, entsetzt auf die Krone starrend. „Wie…?“
„Nun, da ich sie mit elf Jahren sehen konnte, nachdem ich acht Jahre an einem Ort verbracht habe, an dem diesen Juni die ersten Leichen aufgetaucht sind, nahm ich an, es wäre… nicht ungewöhnlich.“
Dieser Blick ist göttlich! Das ist noch besser als zum Frettchentag!
„Wundervolles Wetter, nicht? Wie geschaffen fürs Shopping.“
And who he would become, all the things he'd have done
And would he be stronger than his father
Don't punish yourself, leave it well alone