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[HP] Königskinder (Ootp mal aus einer anderen Perspektive)

SweetNemesis
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[HP] Königskinder (Ootp mal aus einer anderen Perspektive)

Beitragvon SweetNemesis » Di 06 Mai, 2008 00:12

Königskinder

Bild



Autor: Moi.[/font]

[font='Times New Roman']Altersbeschränkung: NC-16 [/font](zur Sicherheit)
[font='Times New Roman']
Genre: Drama/Romanze/"Dark" Story [/font]
[font='Times New Roman']
Hauptcharakter: Isobel Weathers, Adam Sauveur, Draco Malfoy, Lucius Malfoy, Albus Dumbledore, Severus Snape, Weasley Zwillinge

[/font]
[font='Times New Roman']Inhaltsangabe: [/font][color=#003366][font='Times New Roman']Adam Sauveur, 17, reinblütig, ist Hogwarts' Vorzeigeschüler und der ganze Stolz seiner Mutter Athene, der Leiterin der Mysterienabteilung. Als er sich um seine Mitschülerin Isobel zu sorgen beginnt und sich mehr und mehr zu ihr hingezogen fühlt, nimmt sein letztes Schuljahr eine düstere Wendung.

Isobel selbst scheint nur eine von vielen begabten Ravenclaws zu sein, bis der Tod eines weiteren Mitschülers Erinnerungen in ihr weckt und sich wie aus dem Nichts ihr Pate um das Sorgerecht für sie bemüht. Draco Malfoy steht kurz davor, sein fünftes Schuljahr in Hogwarts zu beginnen, entwickelt währenddessen eine fieberhafte Zuneigung für Isobel.
Dann bricht unter sieben Siegeln der Verschwiegenheit ein verleugneter Krieg in der Zaubererwelt aus, dessen Folgen sich bis nach Hogwarts auswirken und in die sich die Teenager mal mehr, mal weniger gegen ihren Willen, verstricken.

Bevor das Schuljahr 1995/96 vorüber ist, werden alle drei eine unverzeihliche Tat begangen haben.









[size=18]Prolog


In your eyes I am complete.



Isobel
In Ravenclaw haben wir eine klare Hierarchie.
Erstens: Wir sind die Elite. Slytherins ringen uns eine widerwillige Anerkennung ab, Gryffindors Bewunderung. Über Hufflepuffs brauchen wir erst gar nicht zu sprechen.
Es ist natürlich nicht so, dass wir auf andere herabsehen, nie im Leben! Wir betrachten sie, auf Augenhöhe, aber aus Distanz. Ihre verzweifelten Bemühungen, ihren waghalsigen Leichtsinn, ihre nichtigen kleinen Intrigen. Weise lächelnd.Wir haben das nicht nötig.

Da ist Neid, purer, giftiger Neid. Nirgendwo in Hogwarts werden oberflächlichere, bedeutungslosere Freundschaften geschlossen als in Ravenclaw.
Dieses Paar, das gleich nach seinem gemeinsamen Abschluss geheiratet hat, weißt du noch, die beiden, die jetzt vier Kinder haben und unten in St. Ludwig’s Village leben? Hier ein Tipp, da wir schon mal so vertraulich plaudern: Das waren keine Ravenclaws. Zu keiner Zeit, in keinem Jahrgang. Ravenclaws ziehen nicht nach St-Was-weiß-ich-wo. Ravenclaws heiraten nicht mit achtzehn Jahren. Ravenclaws ziehen nach London, haben höchstens zwei Kinder und ein Abonnement wichtiger Zeitungen.

Slytherins haben diese erzwungene Solidarität. Natürlich. Jeder hasst sie. Buhu. Für Slytherin musst du nicht besonders schlau, mutig, besonders irgendwas sein. Du kommst an, bist mindestens halbblütig, behauptest, reinblütig zu sein und gehörst dazu.

Hufflepuff ist vom Prinzip her ähnlich. Nur musst du dich hier nicht verstellen, klarer Vorteil. Die Welt weiß, dass du ein Loser bist. Streng dich an. Sammle Hauspunkte, sei gut, lieb, brav (tu wenigstens so!).
Du wirst zu viele enge Freundschaften schließen, direkt nach deinem Abschluss… nun ja, das hatten wir ja schon. Deine vier bis zwölf Kinder, die du wahlweise auch mit einem Gryffindor hast (die friedlichste Hausinterkommunikation, Gryffindors sind schließlich soziale Menschen und überaus stolz, ab und an mal was fürs gewöhnliche Fußvolk zu tun) werden sehr glücklich in St. Ludwig’s sein.

Gryffindors… unsere Helden. Das sachlich gesehen interessanteste, glorreichste, gemischteste Haus. Die allgemeine Erwartungshaltung ist natürlich hoch. Sie erwarten keine außerordentlichen schulischen Leistungen, keine Strebsamkeit. Nein, hier musst du etwas Außergewöhnliches vollbringen!
Sei auffällig. Sei laut. Sei komisch. Beleidige Snape (So, dass es alle hören können). Überliste Filch. Halt dich von den Dunklen Künsten fern und die Welt des unbegrenzten Leichtsinns steht dir offen, das applaudierende Publikum zu deinen Füßen. Eigentlich sind die Hälfte aller Gryffindors leichtsinnige Hufflepuffs.

Wir sind die Elite. Wir sind weder die mutigsten, dafür sind wir zu schlau, noch die geschicktesten Intriganten, das haben wir nicht nötig, noch die fleißigsten, dafür sind wir zu gut.

Ich bin eine von ihnen. Und es gibt nichts in meinem Leben, auf das ich stolzer bin. Ich bin gut in Verwandlung, sehr gut sogar, annehmbar (für eine Ravenclaw) in den meisten Fächern, bemitleidenswert in Zauberkünste und Pflege Magischer Geschöpfe (die ich beide abwählen werde).
Fächer wie Wahrsagen benutze ich, um meinen Notenspiegel aufzupolieren. Schund. Wortklauberei. Aber man muss nichts lernen. Kann sich in die letzte Reihe setzen und Hausaufgaben machen, das ist ruhiger als in der Bibliothek, die Leute dort sind so unangenehm wach und lebhaft.
Ich habe langes Haar, das weder schwarz noch auffällig braun ist und um das Cho mich glühend beneidet. Quidditch finde ich amüsant-lächerlich (Verhältnis 50:50). Ich trage eine Schuluniform, ein ernstes Gesicht und den Kopf gesenkt, wie alle hier.

Mein Tagebuch ist mit einem Fluch gesichert, von dem ich nicht einmal weiß, woher ich ihn kenne und um den mich jeder Slytherin beneiden würde. Meine Eltern sind Ministeriumsangestellte. Büromenschen. Muggelgeborene. Man sagt das hier nicht allzu laut, auch wenn wir so tun, als wären wir so anders als die Slytherins. Erfolgsmenschen sind immer wieder überraschend engstirnig, vielleicht ist das ja ihr Geheimnis.
Zuletzt geändert von SweetNemesis am Sa 28 Jun, 2008 19:18, insgesamt 1-mal geändert.

Fleur Clearwater
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Beitragvon Fleur Clearwater » Sa 17 Mai, 2008 13:58

örrsinn hat geschrieben:Das war bisher nur der Prolog, oder?

Irgendwo sehr interessant, diese ganze übertriebene und hochgespitzte Charakterisierung der Häuser. Ich finde es ist mal was ganz anderes und ich bin gespannt weiter zu lesen. Sofern du weiterschreibst? *etwas verunsichert auf die Beitragsanzahl schaut*

Einzig allein die Codes die ab und an da stehen nerven beim Lesen.


Dem schließe ich mich mal an ... klingt spannend. Wann gehts weiter?
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Mausii
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Beitragvon Mausii » Sa 17 Mai, 2008 14:01

Ich schließe mich meinen beiden Vorrednern auch an.
Das hört sich bis jetzt alles sehr interessant an!

lg

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Beitragvon Elphaba » Sa 17 Mai, 2008 21:19

Ja, das klingt schon einmal sehr interessant.
Auf jeden Fall super geschrieben, besonders der erste Satz und macht neugierig :P
Isobel ist ein interessanter Charakter und man weiß nicht so recht was man von ihr halten soll, sie kommt beim ersten Eindurck arrogant rüber und scheint sehr überzeugt von sich.
Ihre Beschreibung der Häuser finde ich aber irgendwie sehr zutreffend. :)

Bin schon gespannt wie es weitergeht!

lg, Elphi

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Beitragvon Dark Lúthien » Sa 17 Mai, 2008 21:42

Wow, ich mag den Stil wahsinnig gerne.
Ich hab bisschen reingesehen und war sofort gefesselt. Diese "abgehackten" Sätze, dieser Ausdruck und die Wirkung des Inhalts sind super!

Wir sind die Elite. Wir sind weder die mutigsten, dafür sind wir zu schlau, noch die geschicktesten Intriganten, das haben wir nicht nötig, noch die fleißigsten, dafür sind wir zu gut.


Bei dem Satz musste ich lachen. Fragt mich nicht wieso, aber ich finde in deiner Schreibweise ist ein toller "Witz" und "Pepp" drin. Den finde ich klasse.

Es liest sich alles so schön flüssig und ich will unbedingt mehr lesen! *____*

Also ich bin wirklich völlig gefesselt, auch wenns bis jetzt noch nicht viel war. Aber ich will UNBEDINGT wissen wies weitergeht :mrgreen:

*Haramis*
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Beitragvon *Haramis* » So 15 Jun, 2008 16:47

oh... schade, dass es noch nicht mehr gibt!
ich finde den ersten TEil deiner FF eifnach genial. es ist wirklich mal ganz was anderes und wenn ich ehrlich bin: das is ganauso beschrieben, wie ich mir die Ravies immer vorgestellt hab - hochnäsig, etwas eigensinnig, zurückhaltend, für sich sein, sittsam, ja nicht auffallend.. etc. dein schreibsitl ist echt mega-klasse! er ist zurgleich ernst und doch einfach zum lachen (also ich mein, so wie du schreibst, biltzt ein ganzer Sack Humor hervor.. ^^)
ich freu mich auf mehr!
schreib bald weiter
LG
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Beitragvon SweetNemesis » Sa 28 Jun, 2008 19:17

Hi, ihr Lieben! Erstmal danke für die vielen Kommis, ich war leider eine Weile nicht mehr am Board... :wink:
Hier nun aber der neue Teil, ich hoffe, ihr mögt ihn! :D Habe extra nochmal durchgesehen, wegen der störenden Extras" im Prolog! :wink:

____________________________________________________________________________________________


Kapitel 1 – Weltennacht
Soundtrack auf youtube

And it's not a cry you can hear at night
It's not somebody who's seen the light
it's a cold and it's a broken


Isobel
Eine sanfte Brise streicht über den Irrgarten, aufgeregtes Getuschel in den Zuschauerreihen. Eine packende, aufregende Atmosphäre, ohne die das hier doch ziemlich öde wäre.
Bis auf diesen unglaublich interessanten kräuterkundlichen Aspekt, exorbitante Riesenhecken zu bestaunen. Alle Hufflepuffs haben also doppelt so viel Spaß. Noch ein Fach, das ich abwählen werde.

Ich fange Chos angespannten Blick auf, sie umklammert wie verrückt irgendein idiotisches Armband. Ihre Mundwinkel zucken und sie wirft mir einen bemüht wütenden Blick zu.
Diggory. Klar.
Cho mit Diggory aufzuziehen ist ein Riesenspaß. Ihre Wangen färben sich in einem zarten rosa, der Blick senkt sich, flackernd vor prickelnden Erinnerungen. Sie spielt mit einem beliebigen Gegenstand, lässt ihre Fingerkuppen darüber streicheln. Und sie lächelt als hätte sie Rowenas Diadem gefunden. Vielleicht hat sie das auch. Irgendwie.
Es ist schwer, Diggory zu verachten. Er ist Vertrauensschüler und gut in Verwandlung. Sein Aussehen fand ich eigentlich nie relevant. Es gibt besser aussehende Jungs in Hogwarts, die mich kalt lassen.
Außerdem ist er Champion, das ist beinahe Ravenclaw.

Zu behaupten, ich wäre nicht auf das Ergebnis gespannt, wäre eine saubere Lüge. Ich habe zwanzig Galleonen darauf gesetzt, dass Blondie mal wieder als erste gerettet werden muss. Eigentlich sollte man ja mit den Armen nicht um Geld wetten, aber, meine Güte, diese beiden werden nach Hogwarts säckeweise Galleonen scheffeln.

Rotes Licht, wieder und wieder, glühende Funken gegen den mittlerweile samtig dunkelblau gefärbten Himmel. Ich bin um zwanzig Galleonen reicher und das Rennen wird praktisch langweilig. Wir gewinnen. Diggory, Potter, wen schert das noch?

Die Nacht hüllt sich um das Quidditchfeld, senkt sich schwer über die turmhohen Hecken. Fackel lassen ihre Flammen über die angespannten Gesichter zucken.
Fleur wird von Madame Maxime und ihren Eltern umsorgt, Krum von seiner Familie. Beide sind totenbleich im Gesicht, vermeiden es, einander anzusehen. Fleur starrt vor sich hin, ihre blauen Augen leer und müde, die Hand schlaff auf irgendeiner beliebigen französischen Schulter abgelegt.

Mein Blick fällt auf Snape, der sich unruhig über den linken Arm reibt. Dumbledore, dessen Faust seine goldene Uhr umklammert. Die Schüler von Beauxbatons, Durmstrang, Eltern, Lehrer…
Mir wird schlagartig kalt. Etwas stimmt hier nicht. Jemand fehlt. Wo zum Teufel ist Karkaroff?
Moody wechselt ein paar Worte mit einer Lehrerin, die ich von hinten auf diese Entfernung nicht erkenne. Sein seltsames blaues Auge ist im Kopf verschwunden, ein Muster von Flammenschein über all seinen Narben.
Ich mochte ihn nie. Die Flüche, die er uns gezeigt hat. Seine gewalttätige Einstellung gegenüber dunklen Magiern, mit der festen Überzeugung, moralischer, ein besserer Mensch zu sein. Immer Wachsam! Crucio.
Wenn alle Auroren so sind, na dann amen.

Tumult bricht aus, alle rennen, schreien, manche klatschen. Jemand ist zurück, jemand hat es geschafft. Warum fühlt sich das alles so falsch, so verzerrt an?
Kämpfe mich nach vorn, Cho klammert sich an mich.
Schwarze Haare. Potter. Gryffindor also.
Dumbledore hat sich über ihn gebeugt. Und direkt unter ihm… mein Magen zieht sich unangenehm zusammen, da ist dieses schwerelose, bitter-drückende Gefühl – eine Hand, wachsweiß, kraftlos, leblos.
„Oh mein Gott!“
„Was ist denn los?“
„Wer hat jetzt gewonnen?“
„Er ist tot!“
„Cedric Diggory…“
„Tot!“
Schreie werden laut, Panik und ich sehe dieses dünne, schweißgebadete Gesicht, das sich unter sehr unordentlichem Haar unserem Schulleiter entgegen hebt. „Er ist zurück!“, formt der Mund, die Lippen starr, tränenüberströmte Wangen und seine Augen leuchten vor Panik und Erschöpfung im Schein der Flammen.

Ich kann mich nicht aufhalten, trete langsam Schritt für Schritt vorwärts. Der weiche Spielfeldrasen gibt unter meinen flachen Schuhen nach, die Spitzen bohren sich in nachtfeuchte Erde.
Schritt für Schritt. Weicher Untergrund, Chos Hand hat sich schon lange aus meiner gelöst, weiches braunes Haar auf immergrünem Grund, die Haut wie Asche. Seine grauen Augen, wie leere Fenster, kalt und bedeutungslos. Er ist tatsächlich tot.
Ich sollte etwas spüren, irgendwas. Sollte weinen, panisch schreien, aber da ist nichts, gar nichts, nur einen kalte Gleichgültigkeit für dieses leblose Stück Fleisch, die mein Herz zusammenpresst. Hebe meinen Blick und sehe in all die Trauer, den Schmerz, Fassungslosigkeit, Hilflosigkeit. Wieso weine ich nicht?

Ein Paar Augen erwidert meinen Blick, weich, ein strahlend helles blau, erfüllt von eben der Trauer die sich wie ein Schleier über alles hier gelegt zu haben scheint. Aber er sieht direkt zu mir, als ahne er, was für eine Verräterin ich bin.
Die blauen Augen verschwimmen in einem Dunst von Menschen, Flammen, Schweigen, vor sie schieben sich wieder Diggorys graue Thestralenaugen.

Ich habe das alles schon mal gesehen.


And remember when I moved in you
The Holy Dark was moving too
And every breath we drew was Hallelujah




____________________________________________________________________________________________

Credits:
Der Titel "Weltennacht" ist Loons Gerringers "HP u. d. Goldene Festung" entnommen, meiner absoluten Lieblings-FF.
"Hallelujah" ist ein traumhaft schöneer Song von Rufus Wainwright. Wer ihn sich anhören möchte, hier der Link nochmal: http://de.youtube.com/watch?v=cNQu9rP7xwI
Zuletzt geändert von SweetNemesis am Fr 11 Jul, 2008 01:34, insgesamt 1-mal geändert.

*Haramis*
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Beitragvon *Haramis* » Di 01 Jul, 2008 19:42

Oh ist das gut!! das is echt mega toll geschrieben. es macht Isobels Abstand-Haltung klar und ist doch soo mysteriös, so voller Geheimnisse - undurchsichtig. ich finde es ist voller Spannung geshcrieben, lässt einen fast nicht atmen vor lauter Spannulng- fesselt einen, verwirrt einen (nicht auf die herkömmliche Art - also das es schlecht oder verwirrend geschrieben ist, sondern auf einge ganz andere ARt und Weise. mhh is so ne Mysteriensache.. ichkanns nciht richtig beschreiben (= )

ich finde Isobels Einstellung shcon etwas beunruigend. sie sit soo.. kalt - unnahbar. die Fragen, die sich jetzt stellen, nach diesem einen Kapitel sind zahlreich, obwohl ich denke, dass sie in Zukunft, in den nächsten Kapiteln vielleicht geklärt werden - vielleicht aber auch nciht:
- was verbindet Isobel mit Cedirc? oder ist es das gar nciht und sie meint nur die Reaktionen die sie nicht wie die anderen zeigt/fühlt?
- sind das Dumbeldors Augen, die sie ansehen?
- wieso ist sie eine Verräterin? Weil sie nichts fühlt außer kalte Gleichgültigkeit?
- was hat sie so gemacht? warum ist sie nur so voller Verachtung für alles andere?
- wieso hat sie das schon einmal gesehen? den toten Körper oder die ganze Situation? hat sie vl. Visionen???

naja, es gibt noch viiiel mehr, was ich wissen will! ich hoffe du postest demnäscht wieder was... ich bin jetzt schon gespannt, leider sind deine Chaps ja etwas kurz..

alles liebe
Mara
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Dani California

Beitragvon Dani California » Fr 04 Jul, 2008 20:11

Hey ho Sweet Nemesis ;)

So, jetzt schaff ich's auch mal zu reviewen :D

Also, deine Königskinder-FF gefällt mir echt super O.o
Weiß zwar noch nicht, warum's ausgerechnet "Königskinder" heißt, aber ein vielversprechender Titel ist's schon ^^

Dein Schreibstil ist echt super, Isobel kann ich iwie noch nicht so recht einordnen... Aber inhaltlich auch tollig - ich mag's, dass man mit Isobal denkt, fühlt und "reist" - ohne allwissenden ERzähler ist's spannender ;)

Wie Mara schon sagt, was da mit Cedric läuft, wüsst ich auch gern :hm: Da bleibt noch Platz für meehr ^^ :twisted:

Und "ich hab das alles schon mal gesehen" erst O.o was da wohl noch kommt... schnell weiterschreiben :D

SweetNemesis
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Beitragvon SweetNemesis » Do 10 Jul, 2008 21:39

Hallo, ihr Lieben! Und danke für eure Antworten - jetzt erstmal ein paar Antworten, damit ihr einen besseren Überblick bekommt... wobei ich gerne ein-, zwei Fragen über einen längeren Zeitraum unbeantwortet lasse, da ihre Enthüllung geplant ist. Also: Schreibt mir eure Fragen, ich kucke was sich beantworten lässt ohne zu spoilern (meistens ca 30%) und schreeibe dann jedem ein Review, sofern ich die Zeit dazu finde.

Die Kapitel werden ab Kap. 3 etwas länger, 4/5 und 14 sind recht kurz, sonst sehe ich meist zu, dass ich mindestens 1500-1800 Worte schreibe, oft ist es mehr.

So, und jetzt ab ins Detail! :wink:

Haramis: Freut mich, dass es dir gefällt! Zu deinen Fragen: Isobel verbindet nichts mit Cedric, ausser dass er Chos Freund ist, sie hat auch keine Visionen. Nennen wir es ein De-ja vue, als sie Cedrics toten Körper dort liegen sieht. Sie ist ein verschlossener, unterkühlter, oft arroganter Charakter, aber auch eine Spielerin. Und hier ein Hinweis, der dich hoffentlich nicht verrückt macht, weil er dir gar nichts bringt: Sie hat es von väterlicher Seite geeerbt :wink:
Diese "Verräter" Stimmung empfindet sie, weil sie nicht um ihren Schulkameraden Cedric trauern kann, das hängt mit sehr, sehr alten Erinnerungen zusammen... lass mich nachdenken... Kapitel 7, Die verlorene Generation... ja, da trifft sie auf einen Menschen, bei dem der HP vertraute Leser sich denken kann, woher ihre Art kommt.
Und wessen Augen das waren, erfährst du im nächsten Kapitel, da stelle ich Hauptchara Nr. 2 vor. Isobel hat ihn übrigens schon einmal erwähnt.^^ ("Es gibt besser aussehende Jungs in Hogwarts, die mich kalt lassen.")
Und weil du das alles berechtigterweise zu kurz fandest, poste ich im Anschluss Kap. 3! :wink:

Dani California: Hach... du hast schonmal einen Namen *zu summen anfang* Also, hier nochmal sorry wegen der Verzögerung (Ich sag jetzt nicht "aus technischen Gründen", das sagen immer die Schaffner von Zügen von oder nach Ulm :roll: ) und vielen Dank für dein Kompliment. Isobel ist schwierig zu überschauen, ich wollte auf keinen Fall, dass sie oder Adam berechenbar werden. Sie habe ich selbst geschaffen, leichte Anlehnungen an Snapes Art waren nicht beabsichtigt, werden aber während der ersten 5 Chaps von manchen Lesern gesehen. Frag mich nicht, warum. Adam dagegen ist gezielt an zwei etwas ältere Charas zu ihrer Jugendzeit angelehnt und bis jetzt hat jeder auf Sirius und James getippt - weit daneben! Aber Ratebeiträge nehme ich immer gern entgegen :wink:

Hier noch schnell der Soundtrack: Placebo, Post Blue (YouTube) Und weiter gehts :D







Kapitel 2 – Reinblüterregeln


You’ll soon find out that some wizarding families are better than others.
You don’t want to go making friends with the wrong sort, do you?


Adam
Als ich klein war, hat meine Mutter mich oft mit in ihr Studierzimmer genommen und mir von ihrer Arbeit erzählt. Es waren fantastische, für ein Kind reichlich verwirrende Geschichten von Prophezeihungen, Zeitumkehrern, Forschung und Geheimnissen. Ich mochte es, von ihren Geheimnissen zu hören.

Meine Mutter ist keine besonders mysteriöse Person, zumindest nicht auf dem gesellschaftlichen Parkett, wenn du verstehst. Reiner Selbstschutz, vermute ich. Sie trägt Kostüme, eine strenge, zweigeteilte Form der Umhänge, die bei Ministeriumshexen nicht unüblich sind und bei der Arbeit meist eine Lesebrille. Ihr dunkelblondes Haar war, seit ich mich erinnern kann, dezent hochgesteckt, das halblange Stirnhaar nach links frisiert. Lippenstift und ein weiches, vanilliges Parfüm, dezent, versteht sich von selbst.
Doch es ist viel mehr ihre Ausstrahlung, die sie umgibt, ihr Auftreten. Wenn sie einen Raum betritt, sitzt du automatisch gerade, bringst dein Haar, deine Kleidung in Ordnung.
Ich habe noch nie einen erwachsenen Mann erlebt, der nicht aufgesprungen wäre um ihr mit einer unterwürfigen Neigung des Hauptes die Hand zu reichen. Nicht, weil sie eine schöne Frau wäre, und das ist sie, sondern einfach, weil ihre bloße Anwesenheit gestandene Männer mehr einschüchtert, als Professor Snape einen Elfjährigen in seiner ersten Stunde Zaubertränke.
Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich liebe meine Mom! Und ich bewundere sie, wirklich.
Sie hat mich früh gelehrt, was es bedeutet, reinblütig zu sein. Etwas Besseres zu sein. Ich habe es nie richtig verstanden, aber wieso rebellieren. Fünf einfache Regeln und dein Leben ist um einiges leichter.

1.) Du hast die besten Gene, die ein Zauberer bekommen kann, dafür habe ich gesorgt. Bevor du dich mit jemandem anfreundest, bringe seinen Blutstatus und grundlegende Details über sein Elternhaus (bezüglich kriminellen Vorgeschichten, Squibs, Ehen mit Muggeln ecetera) in Kenntnis.

Diesen Rat habe ich, so gut es ging, ignoriert, man weiß in Gryffindor, wer welche Abstammung hat und mich absichtlich zum Außenseiter machen – nein danke.

2.) Vermeide es in Hogwarts a) für Hufflepuff (dafür bist du zu gut, ich erwarte schließlich etwas von dir) und b) für Slytherin (zu viele Halbblüter mit erfundenem Stammbaum) ausgewählt zu werden.

Der sprechende Hut hat Hufflepuff nie in Erwägung gezogen, tatsächlich aber geschlagene fünfhundert rasende Herzschläge über die drei anderen Häuser philosophiert. Warum ich schließlich in rotgoldenen Schlafsälen aufgewacht bin? Keine Ahnung.

3.) Verabrede dich nie und unter keinen Umständen mit einem Mädchen, bevor du nicht den Zauberstab aller vier Großeltern mit eigenen Augen in Gebrauch sehen durftest.
Romantik kannst du dir immer noch erlauben, wenn ich mir sicher bin, keine Halbblüterenkel zu bekommen.


Wohlgemerkt: Ich war elf Jahre alt. Mädchen waren seltsam bis abstoßend.
Das hat sich schnell geändert. Und ich glaube nicht, dass es in Hogwarts so viele reinblütige Mädchen gibt, wie ich schon geküsst habe. Ehrlich nicht.

4.) Sorge unter allen Umständen dafür, dass unser Name nicht in Verruf kommt. Deine Familie ist älter als Hogwarts, also mach ihm mit deinen Leistungen alle Ehre.

Bla, bla, bla. Ich habe die besten Noten meines Jahrgangs. Das muss reichen.

5.) Triff dich nicht mit Mädchen deines Jahrgangs aus Ravenclaw.

Diese Regel habe ich nie verstanden aber aus irgendeinem Grund als einzige stets befolgt. Ich meine, nicht, dass die Versuchung groß gewesen wäre. Der Jahrgang direkt danach, das hätte sich verkompliziert, dank des steigenden Attraktivitätsfaktors. Andererseits – nein!
Da ist gerade mal Cho, nicht mein Typ, und Isobel, deutlich attraktiver als Cho, nur ist ihr kleiner Finger leider arroganter als das Quidditchteam von Slytherin. Dass Isobel die schönsten Hände der ganzen Schule hat, ist da auch keine Entschuldigung.
Vielleicht hat es damit zu tun, dass Mum selbst in Ravenclaw war.

Cedric also. Ich kann nicht behaupten, dass wir besonders gute Freunde gewesen wären, obwohl wir als Vertrauensschüler stets miteinander zu tun hatten.
Cedric ist so ein Gut-Mensch gewesen, vermutlich hat ihm meine Art, querfeldein zu daten, nicht besonders gefallen. Kann sein, dass ich mal was mit seiner besten Freundin – wie-hieß-sie-gleich?, – hatte. Oder er sah es nicht so gern, wenn man die Regeln für seine Freunde etwas lockerer auslegt.
Aber, mein Gott, Wenn ich es bei den Weasley Zwillingen nicht tue, macht das auch keinen Unterschied. Die beiden tun sowieso, was sie wollen, es wäre reine Energieverschwendung. Und Image schädigend.
(Nicht, dass wir besonders eng befreundet wären, meine Mutter würde Zustände kriegen!)

Ich mochte ihn. So, wie man einen Klassenkameraden eben mag. Und es war ein furchtbares Gefühl, ihn dort liegen zu sehen, nicht zu wissen, wie das passieren konnte. Ein Unfall, heißt es an einer Stelle, Mord, an einer anderen. Potter, flüstern grausame kleine Stimmen, um mich herum, manchmal auch in meinem Kopf.

Man weiß nie, wie weit ein Mensch bereit ist, zu gehen.

SweetNemesis
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Beitragvon SweetNemesis » Do 10 Jul, 2008 21:59

Soundtrack: Virgin State of Mind, K's Choice


Kapitel 3 – Der Moment der Wahrheit

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As happens sometimes, this moment settled and hovered and remained.
And sound stopped and movement stopped for much, much more than a moment.


Isobel
Es sind diese Tage, an denen ich mit niemandem mehr reden möchte, keine Menschen um mich ertrage, keine Gerüche, Stimmen, Körper. Wenn mir bloße Nähe die Luft zum Atmen nimmt.
Chos Tränen, ihr bitteres, leises Schluchzen in der Nacht. Wir sind alle wach, aber keiner sagt was. Manchmal schleicht Marietta rüber und nimmt sie in den Arm wie ein kleines Kind.

Und ich werde den Gedanken nicht los, dass ich auch ein kleines Kind sein möchte. Auch getröstet werden möchte. Dafür, dass ich nicht weinen kann. Dass ich nie mit jemandem darüber reden konnte, wovon die Schulkutschen gezogen werden.
Der durchschnittliche Ravenclaw weiß natürlich von Thestralen, aber deswegen reden wir nicht über sie. Das führt zu Gefühlausbrüchen. Cho darf das. Cho hat einen Grund. Ich nicht. Oder?
Keine Ahnung, mit wem ich reden will, ich will nur diese bleierne Einsamkeit abstreifen, will fühlen, wie man Sommerregen auf der erhitzten Haut fühlt, Tropfen für Tropfen.
Es ist schwer zu sagen, was ich fühlen will, alles, wenn es nur diese gähnende Leere füllt.

Sonnenstrahlen überhitzen meinen trägen Körper, die großen, hitzeweichen Steine unter meinem Bauch, wie Teerbelag. Der Stoff meines weißen Sommerkleids klebt an meiner Haut, das Haar hängt schwer und störend warm im Nacken.
Vor mir ein mit bedeutungslosen Zeilen gefülltes Buch, damit niemand auf den Gedanken kommt, mich anzusprechen.
In der Ferne stecken die Weasleys die Köpfe zusammen, Erstklässler bespritzen sich und jeden, der nicht schnell genug rennen kann, mit wahren Wasserfluten und Adam Sauveaur spielt mit Alicia Spinnets Haarsträhnen. Diese Woche ist also sie die glückliche, die sein makelloses Antlitz besabbern und sich an seinem hohlen Kopf erfreuen darf.
Wir sind alle eine große glückliche Familie.

Noch eine Woche bis zum Ferienbeginn.

Eine Wolke schiebt sich vor die Sonne.
Ein Donnergrollen.
Erste, lauwarme Tropfen auf meiner halb verglühten Haut – so war das nicht gemeint!



Adam
Bücher, Handtücher, Zeitschriften, Süßigkeiten unter die Arme geklemmt, rennen sie aufs Schloss zu. Ich verlangsame meine Schritte, bleibe zurück. Kühler Regen, Tropfen für Tropfen eine Erfrischung.
Ich weiß nicht, warum ich den Kopf wende, zu den Steinen am See zurück blicke. Sie liegt immer noch da, das unvermeidliche Buch einer vorbildlichen Ravenclaw unter den Bauch geschoben, die angewinkelten Beine baumeln in der Luft hin und her, ich kann die dunkelrot schimmernden Fußnägel auf ihren Bahnen beobachten, die Tropfen, die über ihr feuchtes Haar rinnen, das Kleid, das wie eine zweite Haut am Körper klebt und im nassen Zustand mehr preis gibt als beabsichtigt.
Das ist vermutlich einer dieser Momente, in denen man der Etikette nach diskret beiseite sieht, möglichst den Raum oder Ort verlässt. Und es ist einer dieser Momente, in denen man einfach nicht weg sehen kann.
Verzweifelt versuche ich, meine Augen davon abzuhalten, den niederprasselnden Tropfen auf ihrem Weg durch das offene, feuchte Haar, über die bronzefarbene Haut, zu folgen. Versage. Meine Füße, meine Beine verweigern sämtliche Dienstbefehle, die ich, wenn ich ehrlich bin, nie so gemeint habe.
Lass es sein, Adam! Das ist Schwachsinn. Das ist… Isobel! Dieselbe Isobel, die dich alle zwei Wochen fragt, wieso du nicht in Hufflepuff gelandet bist, die dein nächtliches Treffen mit Megan Bones dezent an McGonagall weiter geleitet hat, die…
Und dann ist da wieder dieser erstarrte Blick im Fackelschein. Dieses wächserne, starre Gesicht, und dieser Ausdruck in den Augen, den ich weder deuten noch in irgendeine Gefühlsklasse einordnen konnte. Er erschien mir am ehesten emotionslos, aber etwas in mir wehrt sich noch immer dagegen, Isobel diese Gefühlsarmut beim Anblick eines toten Mitschülers zuzuschreiben.

„Willst du nicht reingehen?“
Sie wendet den Kopf eher zögerlich, das Gesicht noch nasser als ihr Kleid, blinzelt hektisch. Wenn Männer Drachen zu sehr lieben fällt ins feuchte Gras.
„Ist das ein Buch aus der Bibliothek?“
Sie springt auf, das komische Buch an ihre Brust gepresst, rennt mit dem ersten heftigen Regenschauer los, in dieselbe Richtung wie ich. Bei den Bootsschuppen sehe ich nur noch die Tür hinter ihr zuschlagen.
Ich sollte sie ignorieren, weiter laufen, hoch zur Schule, sollte meine Kleidung wechseln, mich in den Gemeinschaftsraum setzen und Fred und George ab und zu strenge Blicke zuwerfen. Sollte mit Katie wie verabredet Snapes Aufsatz bearbeiten. Sollte…

Die niedere, alte Holztüre knarrt, aber wenigstens klemmt sie nicht. Durch die verschmutzten Fensterscheiben am anderen Ende der Hallen fällt gefiltertes Licht, wenn auch nicht viel davon. Der Regen prasselt über das Glas, über das Dach, ohne etwas von dem seit Uhrzeiten dort anhaftenden Schmutz abzuspülen.
Die Boote schwanken leicht im Wasser, das den dürftigen Lichteinfall reflektiert und Muster davon quer durch die Halle tanzen lässt, wie in einer Therme. Die schweren alten Holzbalken der Decke ächzen, aber das haben sie wohl schon immer getan.
Sie sitzt auf den morsch wirkenden Stufen zu den kleinen Bootsstegen, die Beine angewinkelt, das Gesicht gegen die Wand gelehnt.
Ich hatte Recht. Sie hat geweint, vorhin am See.

„Hau ab, Sauveur!“
Es ist ein guter, ein brillanter Vorschlag. Ich kann weinende Mädchen einfach nicht sehen, da werde ich zum tapsigen Volltrottel. Stottere.
„Ähm, kann ich dir… irgendwie…“ Da, bitte! Ich stottere sonst nie!
“Ist alles in Ordnung?”
„Sicher. Alles gut, alle haben sich lieb und tanzen auf Blumenwiesen zwischen Schmetterlingen, sie singen den Schulsong und springen über Bäche aus Milch und Honig.“ Pause. „Mach die Tür hinter dir zu, wenn du gehst.“

Die Stufen knarren verdächtig, auf ihnen liegt zentimeterdick Staub.
Ich würde mich gern dichter neben Isobel setzen, als ich ihr ein Taschentuch reiche, aber sie hat ihren Zauberstab dabei. So dumm bin ich auch nicht, selbst wenn ich mir vorübergehend etwas unzurechnungsfähig vorkomme.
Sie zupft mit zitternden Fingern an dem Stoff, und für den Bruchteil einer Sekunde berühren sich unsere Hände, streift ihre Haut meine. Ich versuche verzweifelt, ruhig zu atmen, um das aufkommende Glühen in meinem Bauch zu beruhigen.
„Ist es wegen Cedric?“
Sie sieht mir zum ersten Mal direkt in die Augen, sichtlich irritiert. Und da ist etwas wie Angst, aber ich kann mich auch täuschen.
„Wieso sollte ich Diggory hinterher heulen? Bin ich Chang?“
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber das ist schon wieder absurd. Isobel und der liebe nette Hufflepuff, der Junge war zu Hufflepuff, um ihr mehr als eines dieser müden Lächeln abzuringen, ein spöttisches Zucken dabei im Mundwinkel.
„Nein.“
Sie nickt, mehr zu sich selbst als zu mir.
„Willst du darüber reden?“
ihr Mund öffnet sich für einen Moment, sie holt tief Luft, schließt ihn wieder.
„Nicht mit mir?“
Unsere Knie berühren sich und mein Herz schlägt schneller, als je zuvor. Kann mich nicht von ihrem Blick lösen. Jetzt ist er nicht emotionslos. Aufgewühlt, verwirrt. ich weiß nicht mehr, was ich hoffen kann, darf, will.

„Hast du schon mal einen Thestral gesehen?“
Irgendwo in meinem Hinterkopf entsteht die leise Ahnung, dass das hier zu groß, zu bedeutend für mich ist. Und der Rest meiner Sinne beschäftigt sich mit der Tatsache, dass man das Grübchen in ihrer linken Wange auch erkennen kann, wenn sie nicht lächelt.
„Sie sind größer als Pferde, viel größer und… und ihre Flügel haben etwas fledermausartiges, wie klebriges Leder und ihre Augen – ihre Augen sind viel größer und schimmernder als in den Büchern und wenn sie schnauben, haben sie einen kühlen, feuchten Atem, und wenn sie Blut riechen, weiten sich ihre Nüstern und sie werfen den Kopf hin und her und schauben vor Vorfreude…“
Während sich ihre langen, schlanken Finger immer tiefer in mein Tashentuch graben, versuche ich, Hagrids Unterrichtsstunde über Thestrale in Erinnerung zu rufen, aber da sind nur Worte, leere Worte und Fleischfetzen, die im Nichts verschwinden. Für mich könnten die Viecher auch einen Unsichtbarkeitsumhang tragen.
„Wie lange kannst du sie denn schon sehen?“
Sie starrt auf ihre nackten Füße, den Staub darunter, den weinroten Nagellack. „Ich hab sie immer gesehen. Ich hab nur noch nie mit jemandem darüber reden können.“
Sie holt Luft, schüttelt unwillig den Kopf. Ein paar Wassertropfen aus ihrem Haar landen auf meiner Haut, im Gesicht, auf der Schulter. Da ist dieser unbändige Drang, nach ihrem Haar zu greifen; ich verstehe mich selbst langsam nicht mehr.
Sie redet weiter, stockend, vermutlich nur, um irgendetwas zu tun, wirft mir unsichere Seitenblicke zu, ihr Arm so dicht neben meinem, dass es mir bei jeder Berührung Blitze quer durch die Blutlaufbahn jagt, und sie stockt, wieder und wieder…

„Kannst du etwas für dich behalten?“ Ich sehe ihr direkt in die Augen, sie sind leicht gerötet und glühen vor Entschlossenheit. Feueraugen.
„Klar.” Ich krächze. Wieso krächze ich?
Sie befeuchtet sich die Lippen, auf denen ein unwirkliches, träumerisch bitteres Lächeln liegt, ein Lächeln, das sich nicht auf ihre dunklen Augen erstreckt. Streicht sich eine feuchte Strähne nach hinten, die wieder in ihr Gesicht gleitet, als wäre nie etwas Derartiges geschehen.
„Wenn ich im Unterricht ein Lob oder eine Strafe bekomme, fühle ich nichts. Es sind nur Worte, verstehst du? Worte, Punkte… Wenn ich die Thestrale sehe, fühle ich nichts, erinnere mich an nichts. Ich fühle nichts, wenn ich umarmt werde. Wenn ich Musik höre, sind es nur Schallfrequenzen, die an meinem Ohr vorbei plätschern. Wenn ich ein Geschenk bekomme, kann ich kein Glück empfinden. Ich empfinde nichts für Chang, oder Edgecombe, oder Diggory, wenn er gerade mal tot auf dem Boden rum liegt. Ich habe keinen Lieblingslehrer, und kein Lieblingsfach und ich bin vermutlich die einzige Nicht-Slytherin, die nicht einmal Snape hasst, ich… ich kann in die Gesichter meiner kleinen Geschwister sehen, und dann lediglich ihren Namen nennen, wenn ich in King’s Cross abgeholt werde, ist es jedes Mal eine so gleichgültige Angelegenheit, genau so gleichgültig wie mir das Gesicht jedes einzelnen Menschen auf der Straße ist. Ich habe keine Ahnung, wann ich mich das letzte Mal auf etwas gefreut, oder mich vor etwas gefürchtet habe, wann ich je glücklich oder wirklich zornig oder nur, nur zufrieden war. Ich will – einfach nur irgendwas fühlen, verstehst du?“
Sie beißt sich auf die Unterlippe, senkt nicht den Blick. Ich sehe die einzelnen Tränen an ihren Wimpern, merke erst jetzt, wie nah wir mittlerweile beieinander sitzen. Streiche mit der Hand über ihren Arm, wie ferngesteuert. Kühle, glatte, unglaublich weiche Haut, viel zu gut, um von mir berührt zu werden. Sie starrt mich weiter nur an, die Lippen leicht geöffnet, das Haar wirr und feucht und zum ersten Mal in unserem Leben haben wir etwas gemeinsam. Gänsehaut.
Ihre Lippen sind noch weicher, sanfter, schmecken nach Pfefferminze, nach Erdebeeren und Sommerregen. Zittern leicht, für einen Augenblick. Und dann hört die Welt auf, sich zu drehen. Einfach so.
Die zarte Haut ihrer Handflächen, auf meinem Hals, meinen Armen, meine Nasenspitze an ihrer Wange und ihr langsam trocknendes, knisterndes Haar, überall. Ihr warmer Körper, ganz nah an meinem. Ich kann ihr Herz schlagen hören. Sehe dieses weiche, sanfte lächeln in ihrem Mundwinkel, von dem ich schon immer wusste, dass es irgendwo existieren muss, Grübchen in ihrer Wange, und ein Glühen, ein Hunger in ihren Augen, der uns beide verschlingen wird.
Lange, schlanke Arme schlingen sich um meinen Rücken, verschieben mein T-Shirt, ihre Hand auf meiner nackten Haut und ihre Zunge, die nach noch mehr Minze schmeckt…

„Adam? Adam!“

Wir rappeln uns hoch, rücken Kleidung und Haare zurecht, stolpern überstürzt auseinander, ich ins Tageslicht, sie hinter den nächsten Mauervorsprung. Das Licht ist unglaublich hell und kalt, der Wind frisch, und doch ist da noch ein Rest Junihitze, der in der Luft liegt.

„Dumbledore sucht dich.“ Fred. Oder George.
„Dringend.“ Halt, nein, das ist Fred, definitiv.
„Er will dich schon dieses Jahr zum Schulsprecher ernennen.“
„Und zur Schulsprecherin.“ Das ist… ach, vergiss es. Einer von beiden eben.
„Es kommt einfach keiner an dich ran, Alter.“
„Wir wären auch furchtbar neidisch…“
„… wenn wir gehirnlose kleine Regelfanatiker wie du wären.“
„Hey, haben wir dir schon unser Nasblutnugat vorgeführt?“
„Wir wollen es nächstes Jahr an wehrlosen kleinen Erstklässlern ausprobieren, damit du deine autoritären Muskeln etwas spielen lassen kannst…“
„Er meint deine imaginären Muskeln.“

Ich schiele über Freds oder Georges Schulter zurück über die feuchten Wiesen zum Bootsschuppen, der da alt und abbruchreif vor dem schimmernden Wasserspiegel steht, neben ihm die alte Buche. Isobel ist nicht mehr da.

Then gradually time awakened again and moved sluggishly on. The moment was gone.

kleinermagier
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Beitragvon kleinermagier » Fr 11 Jul, 2008 11:27

ich bin begeistert, das beste seit langem =)

Serena
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Beitragvon Serena » Fr 18 Jul, 2008 19:49

Hu.. Also.. wovon alle sprechen, deine Königskinder.
Ich habe mich mal schwer konzentriert und habe gelesen. Und du hast mich sehr gut unterhalten.

Es ist am Anfang scher, sich an die abgehackten und unvollständigen Sätze, fehlende Informationen, zu gewöhnen. Aber man findet im Laufe der Zeit hinein.
Isobel's Selbstbetrachtung ist sehr interressant und sarkastisch bis witzig. Die Geschichte hat ihre Facetten und entwickelt diese ganz eigene Farbe. Da ist dieser bleierne grün - blaue Schleier, der sich über das Gelände des Geschehens legt. Man spürt die Kälte und fühlt mit den Charaktern mit.
Es ist spannend, die Informationen Häppchen für Häppchen zu bekommen. Was ist das Geheimnis der beiden? Und doch entschliesst sich Isobel, Adam zu küssen.
Die strengen Regeln von Adams Mutter hatten mich an Slytherin denken lassen, zu meiner Verwunderung war es Gryffindor. Ein sehr interessantes Pairing und dann noch diese Umgebung!
Lehrer spielen bisher keine Rolle, was auch mal eine Motivation zum Lesen bringt!
Alles in allem ist deine FanFiction schön zu lesen, auch, wenn du den Spannungsbogen für meinen Geschmack zu oft los lässt und wieder im Nichts landest. Vielleicht mangelt es mir auch an Konzentration.
Hier und da haben sich ein paar Tippfehler eingeschlichen, besser nochmal den Beta nachschauen lassen. ;)

Mein Fazit: Du überlässt dem Leser viel Denkarbeit, das kann auch Dauer zu anstrengend werden. Sonst eine sehr schöne Handung!

Liebe Grüße,
See
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SweetNemesis
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Beitragvon SweetNemesis » So 20 Jul, 2008 01:55

kleinermagier: Danke :D --> :oops:

Serena: Freut mich, dass dir mein Stil gefällt, auch wenn du ihn etwas ungewöhnlich findest. Du hast Recht, ein paar Gedankensprünge sind v.a. in den ersten Kapiteln noch drin... wird gegen später besser, ich arbeite da ständig gegen an, da ich leider dazu neige.
Tippfehler sollte mein Rechtschreibprogramm eigentl. anzeigen :roll: Ist aber nicht so praktisch wie ein Beta. Ich hab mal eine Weile nach einem gesucht, haben sich nur Leute mit "Ich find alles, was du schreibst, so toll - ich würds gern machen, wüsste aber nicht, was ich kritisieren soll" gemeldet. Leider. Falls du jemanden weißt, ich bin für Angebote zu haben :wink:









Kapitel 4 – Ein bedauerlicher Irrtum

29. Juni 2006, 02.11 Uhr
Wenn du in einen Spiegel siehst, wen oder was siehst du dort? Jemanden, der dir gefällt? Die Person, die du immer sein wolltest? Fältchen, hier und da etwas zu viel Speck, ein erstes graues Haar? Oder bist du einer dieser Menschen, denen ein Spiegel lediglich als kurze Bestandsaufnahme gilt, etwa mit der Randnotiz, innerhalb der nächsten fünf Minuten eine Haarbürste zu benutzen oder das T-Shirt zu wechseln?
Bist du je vor einem Spiegel gesessen und konntest dich nicht vom Anblick dieser fremden Person vor dir lösen? Man weiß nie, was sie anstellen könnte… um zwei Uhr morgens im Badezimmer. Es ist dunkel, da sind Schatten, die Kerzen werfen ein flackerndes Licht in den Raum und ich muss mich von Zeit zu Zeit umdrehen, sicher gehen, dass dort niemand ist. Ein paar Augen starrt mir im Spiegel entgegen. Dunkel, nahezu unglaublich groß; früher hätte ich sie einfach mit „braun“ betitelt. Alles scheint auf einmal fremd, unheimlich.
Hast du je in den Spiegel gesehen und das Gefühl gehabt, du kennst diese Person nicht?

Der Brief liegt immer noch in meinem Nachttisch, sicher verwahrt, nicht abgeschlossen. Hoffe ich, dass ihn jemand findet? Fragen stellt? Ich will schreien, mich unter der Bettdecke verkriechen, rennen, so weit ich kann –


Sehr geehrte Miss Weathers,

Wir möchten Ihnen hiermit unser herzliches Beileid zu Ihrem
Verlust aussprechen.

Außerdem sehen wir uns gezwungen, Sie zu einer Anhörung
in die Abteilung für Magisches Familienrecht vorzuladen,
um den Verbleib des Sorgerechts aufzuklären.
Man wird sie am 30. Juni in King’s Cross abholen, bitte
warten Sie dort auf weitere Anweisungen.

Des Weiteren sind wir in der Verpflichtung, Sie darüber zu
informieren, dass die bereits angemeldeten Ansprüche auf
das Sorgerecht für Sie Ihrer Einwilligung bedürfen, in diesem
Fall sollte die Angelegenheit jedoch mit einer Unterschrift
Ihrerseits abgeschlossen werden können.

In Anteilnahme,
Herbert Nott
Abteilungsleiter Erb- und Familienrecht



Puzzleteile, kleine, sinnlose Tausenderpuzzles fügen sich zusammen, während mein Weltbild unwesentlich größere Risse vorweisen kann.
Das stimmt alles nicht, das ist einfach nicht wahr! Ich bin nicht volljährig, das werde ich erst nächsten März, wozu sollte dann eine Unterschrift von mir gelten?
Ich weiß von keinem Verlust, meine Eltern sind nicht tot, sie liegen friedlich in ihrem großen Ebenholzbett in York und schlafen, einander den Rücken zugewandt, in ihren identischen, gestreiften Pyjamas. In wenigen Stunden werden sie aufwachen, mit meinen Geschwistern frühstücken, sich hinter ihre Schreibtische im Ministerium begeben, auf denen gerahmte, sehr schlecht fotografierte Familienbilder stehen, und ihrer Arbeit nachgehen. Nächstes Jahr kommt Susan nach Hogwarts und wir…

Der Seifenspender zerschellt mit einem lauten Widerhall auf dem Boden, Porzellanscherben schlittern quer über den Boden. Ein scharfer Schmerz schießt von meiner Ferse direkt in die Blutbahn. Sie haben nie von einem Aufnahmebrief für Susan geschrieben. Sie hätten geschrieben, wenn Susan in Hogwarts angenommen worden wäre!
Ich versuche krampfhaft, eine Erinnerung an Susan herbei zu rufen, irgendwas. Ein seltsames Ereignis, das die Metaphysik infrage stellt. Eine briefliche Erwähnung meiner Mutter, etwa, aber nicht einmal…
Susan. Ein kleines, sehr spitzes, blasses Gesicht. Sommersprossen. Blondes, dünnes Haar, das nach Lavendel duftet. Das ist alles. Mehr weiß ich über meine kleine Schwester nicht.
Ob der Brief auch sie gemeint hat?

Es ist nicht wahr, ich sage es mir immer wieder im Stillen vor, du bildest dir das bloß ein! Du würdest Trauer, Wut, Fassungslosigkeit empfinden, nicht Hunger, gute Güte. Es ist eine Verwechslung. Die pure Verwechslung mit einer volljährigen Schülerin mit ähnlichem Namen. Armes Ding.

Meine Zehen sind Eis, als ich auf leisen Sohlen den Schlafsaal betrete. Eis, das unter die Wärme der kuscheligen, blauen Decke geschoben wird. Ich bin Eis. Und hungrig.
Meine Augenlider werden schwerer und schwerer.
Ich fühle Adams Lippen auf meinen, sanft, schwerelos, fühle Wärme, fühle Licht. Regen trommelt gegen die Fenster, ich presse mein Gesicht ins Kissen. Morgen stellt sich heraus, dass alles nur ein Traum war. Ich werde Adams nächstes Lächeln erwidern, ohne einen schweren Pergamentumschlag in meinen Händen. Alles wird gut. Alles ist gut...

Susan tanzt auf bloßen Füßen um Cedric Diggory durch das alte Bootshaus, während Professor Snape sich weinend über seinen linken Arm beugt, auf dem ein grün-silberner Blitz schimmert. Und immer wieder die Worte „Wie lange kannst du sie schon sehen?“…


29. Juni 2006: 19.20Uhr
Es ist nicht wahr. Der Zug läuft in King’s Cross ein, wie jeden Sommer, die Sonne wird untergehen, noch bevor ich in York bin, ein glühender Feuerball. Ein Quietschen auf den Schienen, Qualm, und der Tumult bricht los.
Schreie, winkende Arme, Schrankkoffer, Eulen, Katzen, überall. Ich mag Vögel nicht besonders. Um mich herum drängen sich Eltern und ihre Kinder, jüngere Gesechwister. Horden von Großfamilien. Jede Menge Weasleys wieseln über den Bahnsteig, der sich langsam lehrt.
Sie sind nicht gekommen.
Sie haben sich nur verspätet.
Sie sind nicht da.
Es ist ihnen was dazwischen gekommen, etwas Wichtiges. Irgendwas.

„Miss Weathers?“ Die beiden Männer tragen identische, marineblaue Umhänge mit Bügelfalten, Ministeriumsabzeichen auf der Brust und ernste, offizielle Gesichter.

Es ist wahr.





Und noch eins, weils so kurz war ^^ Und weil Chap 4 etwas verwirrend ist ohne Chap 5, dessen Ende so ziemlich in die Haupthandlung einführt ;)





Kapitel 5 – Der Pate

Morning comes in paradise, morning comes in light
Still I must obey, still I must invite


Isobel
Ein Büro wie jedes Andere.
Jedes Andere, zu dem ein zu gut gekleideter, zu gut verdienender, reinblütiger Zauberer weißer Hautfarbe gehört, der mit Upperclassakzent Worte ausspricht, die kein normaler Mensch versteht, geschweige denn in seinen Alltag einbaut.
Das Mahagoniholz schimmert sanft, die gerahmten Fotos drehen mir ihren versilberten Rücken zu. Durchs Fenster strömt eine frische Brise herein, frisch, und doch nicht kalt, was Schwachsinn ist, im Juni unter der Erdoberfläche.
Die alte Standuhr hinter mir gibt ein leises Klicken von sich, nach jeder Minute.
Herbert Nott schlägt eine weitere Seite in den unheimlich wichtig wirkenden Papieren um, die schwere Hornbrille auf seine krumme Nase geschoben. Klick. Noch eine. Räuspert sich von Zeit zu Zeit gewichtig. Ich mag Männer, die sich beim Lesen räuspern, nicht. Klick.
Er wirft mir hastige Blicke zu, zerstreut, müde, leicht überfordert.
Wirft der Uhr längere, ungeduldige Blicke zu.
Eine ansteckende Form von Ungeduld.
Klick.
Klick.
Klick.

“Warten Sie auf jemand Bestimmten oder nur auf ihren Feierabend?“
Dieser surreale Ort und seine unwirkliche Belüftung lassen mich die Worte kaum bereuen, nicht einmal vor diesem reichen alten Mann mit seinem Siegelring und dem goldenen Briefbeschwerer.
Er blickt auf, als sei er überrascht, mich immer noch vor sich zu sehen. Wo sollte ich denn hin? Zurück in den Tropfenden Kessel? In dieses große, leere Zimmer, in dem mein aufgeklappter Koffer verloren in der Ecke auf dem Boden steht, direkt neben dem Fenster mit verdächtig guter Sicht auf Gringotts?
Irgendetwas stimmt mit diesem Zimmer nicht, das schwöre ich, und es ist nicht der sprechende Wandspiegel mit seinen anzüglichen Kommentaren.
Es ist beinahe klinisch sauber. Die Fenster sind unnatürlich groß für den Tropfenden Kessel, ebenso das Badezimmer. Wer bezahlt diese Rechnung?

„So… Isobel.“
Ja. Das bin ich.

“Genießen Sie Ihre Ferien?”
„Ich hatte nie bessere.“

Er nickt bedächtig, seine Hände fahren wieder und wieder über das bedächtig schimmernde Mahagoni. Faszinierend. Der Mann lebt abseits jeglichen Sarkasmus’.
“Ja, Theodor genießt es auch sehr. Sie kennen meinen Sohn Theodor?“ Er weist auf eine Fotografie, die ich nicht sehen kann.
„Natürlich.“ Keine Ahnung, wer das sein soll. Jemand aus Hogwarts, Slytherin, vermutlich. Einer dieser kleinen Aufschneider a la Draco Malfoy ohne Schneid und Anstand aber mit hervorragend geschnittenen Umhängen.
Er nickt wieder, seine Hände schwitzen, ich kann es von hier aus sehen.

„Möchten Sie… vielleicht etwas Krokant?“

Während ich gelangweilt den Kopf schüttle, denke ich darüber nach, welche Sorte Mensch bei 32 Grad Celsius im Schatten Blätterteigkrokant anbietet und wieso dieser Schreibtischtäter mich einerseits siezt, andererseits wie ein Kind behandelt.
Die Welt ist voller Rätsel.

„In dem Brief, den ich bekommen habe, stand etwas von Sorgerecht – jemand wollte…“
„Oh, ja, natürlich!“ Er tupft sich mit einem bestickten Taschentuch die Stirn ab. „Natürlich, natürlich. Nun, sehen Sie, Ihre leiblichen Eltern…“
Klick.
Klick.
Klick.
“Meine – was?”
“Ihre leiblichen Eltern, ihre biologischen – nun Sie wissen schon, jedenfalls hat man selbstverständlich nicht vorgesehen, dass Sie von Muggeln adoptiert werden, und daher-“

Mein Kopf fühlt sich schwerelos an, er schwebt irgendwo unter dem polierten goldenen Kronleuchter. Noch mehr Tausenderpuzzles, und ich bin langsam leicht überfordert.

„… Nun, jedenfalls hat er von Ihrem tragischen Schicksalsschlag erfahren und sich nun erneut um eine Vormundschaft bemüht, er hatte bei seinem letzten Versuch, nachdem Ihre leiblichen Eltern nicht mehr … bei Ihnen sein konnten, geringfügige rechtliche Schwierigkeiten, da war die Schwester seiner Frau…“, er tupft sich wieder und wieder über sein inzwischen gerötetes Gesicht, und eine leise, höhnische Stimme, flüstert mir zu, dass ich den Mann nervös mache. Er hat ein schlechtes Gewissen. Fahrige Hände, Wortfetzen, Schweißausbrüche bei kühler Zimmertemperatur – die Classics.
Wortfetzen.
Ich sollte wohl zuhören.
Wo waren wir? Mein Pate, richtig. Vater von Freund vom Sohn. Theobald, nein, Theonott, nein...
“... Ein alter Freund von mir, wir kennen uns seit Jahren, wundervolle Familie, Sie werden sich sehr wohl fühlen bei...”
Die Tür schwingt auf. Wie dramatisch.
Und auf einmal macht alles Sinn.

… In diesem Fall sollte die Angelegenheit jedoch mit einer Unterschrift Ihrerseits abgeschlossen werden können …

Natürlich. Das Hotelzimmer. Diese Leichtigkeit, wie alles schon im Voraus entschieden zu sein scheint, ohne die klimpernden Galleonen auch nur zu erwähnen. Alte Bekannte… die vor vierzehn Jahren rechtliche Schwierigkeiten hatten… natürlich…

„… Lucius!“

I have called you creature, I have called you son
If you have a father or if you haven’t one
Even if I come back, even if I die
Is there some idea to replace my life

Serena
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Beitragvon Serena » So 20 Jul, 2008 11:02

Uff... schwere Kost, diese beiden Chapter. Ich habe beim Lesen Theorien entwickelt, die ich für mich behalte. Und dein Schreibstil ist wesentlich besser geworden, im Vergleich zum letzten Teil. Unglaublich! Es ist einfacher, den Sätzen zu folgen und du machst die Spannung genau richtig und zündest den Knalleffekt im absolut perfekten Zeitpunkt. Peng.

Grandios. Ich bin sehr angetan und bleibe dran.

Was den / die Beta angeht, so würde ich zumindest, was Tippfehler betrifft, gern helfen.
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