Soo, hier ist mal eine kleine Exkursion von meiner eigentlichen Haupt-FF... aber ich hab mal ein bisschen Abwechslung gebraucht, und hatte da so eine kleine Eingebung.
Ist noch ausbaufähig, das gebe ich zu, aber lest es euch trotzdem bitte durch und sagt mir, was ihr davon haltet.
Koste es, was es wolle
Ich, James Potter, habe ein scheinbar perfektes Leben. Ich habe eine wunderschöne Frau, das bezauberndste Baby der Welt und jede Menge Freunde.
Doch mein Leben ist die Hölle.
Und das aus gutem Grund.
Wieder einmal komme ich von einem anstrengenden Arbeitstag, der meine Nerven bis aufs Äußere strapaziert hat, nach Hause.
Nach Hause.
Das, was ich mein Zuhause nenne, war mein einstmaliges so verhasstes Elternhaus.
Ich hatte es geerbt, nachdem meine Eltern bei einer Mission ums Leben gekommen waren.
Ich habe an ihrer Beerdigung keine einzige Träne vergossen.
Verdammt nochmal, sie waren niemals für mich da. Sie waren kalt, herzlos und unnahbar, so wie ich es niemals werden wollte.
Doch genau jetzt in diesem Augenblick, bin ich nicht mehr weit davon entfernt so zu werden und ich hasse mich selbst dafür.
Ich gehe in die Küche.
Lily steht mal wieder am Herd und dreht sich nicht um, obwohl ich genau weiß, dass sie gehört hat, wie ich die Küche betreten habe.
Ich gebe ihr von hinten einen Kuss auf die Wange.
So wie immer.
Dann laufe ich auf Harry zu, der vor Freude lacht, mich endlich wieder zu sehen. Da ist er jedoch der Einzige.
Ich gebe ihm einen Kuss auf die stark verwuschelten Haare, die bestimmt mal so unbändig werden würden wie meine, und lächle ihn an.
Er quietscht vergnügt auf.
So wie immer.
Mein Leben ist reine Routine und ich hasse es aus tiefster Seele. Es bringt mich täglich aufs Neue um, dieses Haus zu betreten und der Frau in die Augen zu sehen, die ich nicht geheiratet habe.
Nein, Lily ist längst nicht mehr dieselbe, wie sie es vor drei Jahren war. Jung, unbeschwert und sorglos.
Ich erkenne sie einfach nicht wieder.
Doch wahrscheinlich bin ich auch nicht mehr derselbe Mann, den sie damals geheiratet hat.
Die Zärtlichkeiten und Berührungen, die mir früher einst so wichtig waren und die voller Liebe geradezu sprühten, sind stumpf und oberflächlich geworden.
Die Luft ist raus - aus unserer Beziehung und aus allem.
Ich gleiche einer leeren Hülle und lasse es über mich ergehen, weil ich es einfach als meine Pflicht sehe, dass wenigstens meine Frau glücklich ist.
Doch ich weiß, dass sie es nicht ist.
Meine Freunde können mir auch nicht helfen. Sie verstehen mein Problem nicht - sie verstehen mich einfach nicht.
Der Einzige, der mich immer verstanden hat, war Sirius.
Doch er ist nicht da. Er ist im Ausland. Mission vom Orden.
Es könnte sein, dass ich den Menschen, der für mich wie ein Bruder ist, vielleicht nie wieder sehe.
Doch ich muss darüber stehen. Ich muss es für meine Familie ertragen und für mich selbst.
Ich muss es ertragen, zu sehen, wie die Welt da draußen im Chaos versinkt, und zu wissen, dass ich verdammt nochmal nichts dagegen tun kann.
"Du kommst spät.", spricht mich Lily nun an ohne sich mir zuzuwenden.
"Ich weiß... es gab eine Menge Stress im Büro und -"
"Du kommst immer zu spät, James."
Sie hat Recht.
Doch ich würde es ihr nicht sagen.
Sie darf einfach nicht wissen, dass ich jeden Tag freiwillige Überstunden mache, nur um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen.
Um nicht ihren Schmerz sehen zu müssen.
Denn ich weiß nicht, wie lange ich dem standhalten könnte, bevor ich zerbrechen würde.
"Es geht nicht, James.", sagt sie tonlos.
Ich weiß genau, was sie meint.
Sie meint unsere Beziehung und ich gebe ihr Recht.
Es geht einfach nicht.
Doch ich würde sie nicht gehen lassen. Nicht jetzt, nicht heute und auch nicht morgen.
Ich weiß, dass sie unter der kalten Schale, die sie sich im Laufe der Jahre angeeignet hat, immer noch das Mädchen ist, das ich liebe.
Und zwar von ganzem Herzen.
"Ich habe mich heute für Scheidungspapiere erkundigt."
Klong.
Ich lasse das Glas fallen, das ich zuvor in der Hand gehalten hatte.
Harry beginnt zu weinen, doch ich nehme es nicht richtig wahr.
Ich stehe einfach mitten in der Küche und starre Lily an, die ihren Blick entschieden dem Boden zugewandt hat.
"Du hast was?"
Ich zittere vor Wut.
Ich habe mich immer bemüht unsere Beziehung aufrecht zu erhalten. Ich war ein guter Vater und ich habe auch versucht ein guter Ehemann zu sein.
Ich habe es versucht.
Doch jetzt weiß, ich dass ich gescheitert bin.
"Oh, komm schon James.. du weißt doch auch, dass es so nicht weitergehn kann."
Ich spüre, wie immer mehr Wut in mir hochsteigt.
Es schmerzt mich, sie so leichtfertig über uns reden zu hören. Als wäre ihr alles nichts wert gewesen. Als wäre ich ihr nichts wert gewesen.
Ich lasse sie meine Verärgerung spüren, ich will, dass sie weiß, wie sehr mich ihre Worte getroffen haben.
Ich schleudere eine Pfanne gegen die Wand, zerbreche Teller und Gläser, die wahllos im Raum standen.
Doch es befreit mich nicht. Es geht mir dadurch nicht besser. Kein bisschen.
Harry weint nun schon etwas lauter, doch ich beachte ihn nicht.
Auch Lily rührt sich kein bisschen. Sie hat sich während meinem Tobsuchtsanfall keinen Millimeter von der Stelle bewegt.
Doch jetzt sieht sie mich endlich an.
Purer Trotz steht in ihrem Gesicht geschrieben.
"Komm schon James, schlag mich. Das möchtest du doch. Erst lässt du deine Wut an meinen Habseligkeiten aus und dann an mir, hab ich Recht? Komm schon, das ist es doch was du willst. Das ist es, was du doch schon so lange willst. Komm schon, tu es!"
Sie provoziert mich.
Sie weiß ganz genau, wie sich mich auf die Palme bringen kann.
Doch ich werde ihr diese Genugtuung nicht geben.
Ich habe meine Frau niemals geschlagen, und ich würde es auch jetzt nicht tun.
Doch sie weiß ganz genau, wie sie dieses kleine Spielchen weitertreiben kann, bis ich -
"Ich hasse dich.", höre ich sie flüstern.
Ich erstarre.
Ich fühle, wie ich ein tiefes schwarzes Loch falle, das kein Ende zu nehmen scheint.
Das ist genug.
Sie hatte die Grenze überschritten.
Ich schreite auf sie zu und packe sie hart unter ihrem Kinn.
Meine andere Hand ist weit ausgestreckt und ich bin bereit zuzuschlagen.
Ich bin bereit...
...doch ich kann es nicht.
Ich kann es einfach nicht.
Verdammt.
Lily sieht mich aus ihren großen grünen Augen an. Sie zwinkert nicht einmal.
Ich blicke zurück und sehe endlich in ihr die Frau, in die ich mich verliebt habe. Ihre Augen spiegeln den Schmerz wieder, den ich fühle, doch auch Liebe.
Ja, Liebe.
Dann laufen ihr mehrere Tränen ihre Wange hinab und ich lasse geschockt von ihr ab und trete ein paar Schritte zurück.
Lily sieht mich immer noch mit ausdrucksloser Miene an - doch sie weint bittere Tränen.
Und es ist wegen mir.
Ich spüre, wie etwas in mir stirbt.
In diesem Augenblick wird mir klar, dass es nichts Schlimmeres auf der Welt gibt, als Lily Potter zum Weinen zu bringen.
Nichts.
Ich trete erneut auf sie zu und nehme sie bei den Händen.
Sie wendet den Blick nicht von mir ab, doch immernoch rinnen ihr leise Tränen ihre Wangen hinab.
Ich küsse sie.
Einfach so.
Nicht sanft, sondern leidenschaftlich, ja schon fast etwas grob.
Sie beginnt sofort den Kuss zu erwidern, wie ich überrascht feststelle - jedoch habe ich auch keine Sekunde daran gezweifelt.
Wir beide wissen, dass mehr in diesem Kuss liegt, doch was genau, kann ich noch nicht sagen.
Doch wir sollten es herausfinden.
Ich würde verdammt nochmal alles für dieses Mädchen tun - ich würde sogar sterben, wenn es denn irgendeinen Sinn hätte.
Wir wissen, dass wir unsere Differenzen nicht mit diesem einem Kuss aus der Welt schaffen können, doch es ist ein Anfang.
Und wir werden um unsere Beziehung, um unsere Liebe kämpfen.
Koste es, was es wolle.
Ende.