@Anso: Hey du! *knuff* Tut mir wirklich Leid, dass du solange nichts von mir gehört hast - ich hab echt ein schlechtes Gewissen. Umso mehr freut es mich natürlich, dass die überarbeitete Version sogar besser gefällt... jaja, der arme James muss ziemlich leiden. Ich hoffe, dir gefällt das 13. Kapitel auch besser
@George: Uh, George, vielen Dank. Es freut mich total, dass dir die Kapitel gefallen, schließlich bist du auch schon ewig bei meiner FF dabei. Danke für dein Lob, wirklich, das bedeutet mir viel.
Zu dem Kapitel an sich: Es hat mir wieder Probleme bereitet. Enorme. Meine Beta war zwar begeistert, doch ich weiß nicht, ob ihr das genauso seht. Es passiert nicht viel und irgendwie doch so viel. Ich hoffe, dass ihr die Wichtigkeit dieses Kapitels verstehen werdet, auch wenn ich das nicht ganz so gut rüberbringen konnte.
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13. Von Gefühlen gegen die Vernunft und Remus
Mir hatte es im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen. Ich stand einfach nur da und starrte Potter an. Dieser fuhr sich jetzt durch sein Haar, was mich aus meiner Erstarrung löste und zurück in die Realität beförderte.
„Könntest du das bitte wiederholen, Potter?“, fragte ich verwirrt.
Er sah mich an. Sein Blick war abweisend.
„Verlieb dich nicht in mich.“ Er sprach, als würde ihm jedes einzelne Wort unsägliche Schmerzen bereiten. „Ich würde nicht damit umgehen können.“
Auf einmal war meine Fassungslosigkeit wie verflogen und ich sah ihn an, als wäre er völlig übergeschnappt geworden.
„Wieso sollte ich mich in dich verlieben, Potter?“ Ich versuchte spottend zu klingen, doch aus irgendeinem Grund wollte es mir nicht gelingen. Potters Miene blieb ernst und ausdruckslos. Unergründlich.
„Tu es einfach nicht, okay?“ Seine Stimme klang jetzt ein wenig gereizt und steigerte meine eigene Wut nur noch.
„Du bist nicht der Nabel der Welt, Potter! Nicht jeder liegt dir zu Füßen“, erwiderte ich hitzig.
Sein Gesicht wurde bitter. „Ich weiß. Dann haben wir uns also verstanden, denke ich.“ Er wandte den Blick von mir ab. „Wir sehen uns, Evans.“ Er verließ unseren Gemeinschaftsraum, ohne sich noch einmal umzublicken.
Fassungslos blieb ich noch eine Weile stehen und starrte auf die Tür, durch die Potter vor ein paar Sekunden verschwunden war. Dann schnaubte ich und stampfte mit dem Fuß auf dem Boden. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Dass ich mich nach ein paar Küssen Hals über Kopf in ihn verliebt hätte? Dass ich ihn nun heiraten und ein Kind von ihm wollte?
Aber sicher doch.
Nur über meine verrotete und in Asche zerfallene Leiche.
Ich war nur genervt von dieser Cécile gewesen, schließlich war sie der Grund, warum ich nicht weiter mit Potter üben konnte und somit war sie auch schuld daran, dass ich keine Zeit mit Jonathan verbringen konnte. Alles war ihre Schuld. Und Potters natürlich. Nur wegen seines aufgeblasenen Schädels musste er mal wieder denken, dass sich alles nur um ihn drehte. Als ob ich mich jemals in ihn verlieben könnte... pah!
Wütend stieß ich die Tür zum Badezimmer auf und verschloss sie. Natürlich hatte ich Gefühle für Potter. Ich hatte sie immer, wenn er mich küsste oder wenn ich einfach nur bei ihm saß. Sie begannen mich jedes Mal aufs Neue auszufüllen und ich fühlte mich irgendwie berauscht und gleichzeitig quälte es mich. Aber das war doch keine Liebe! Ich wusste, was Liebe war. Ich hatte es einmal in einem Buch nachgeschlagen. Liebe war eine innige Freundschaft und Verbundenheit. Liebe war, wenn man den anderen mochte. Und ich mochte Potter garantiert nicht. Also war ich auch nicht in ihn verliebt. Ich mochte Jonathan.
Manchmal kam es mir so vor, als wäre Potter ein Dämon, aufgestiegen aus meiner persönlichen Hölle nur um meine Beziehung mit Jonathan zu zerstören.
Ich seufzte und schüttelte den Kopf, als ich erkannte, wie lächerlich meine Gedanken waren. Ich wusste nicht, was Liebe war. Kein bisschen. Doch ich wusste, dass es keine Liebe war, die ich für Potter empfand.
Verlieb dich nicht in mich.
Ganz plötzlich, als würde ich mich zu schwach fühlen, um noch aufrecht stehen zu können, sackte ich zu Boden.
Verlieb dich nicht in mich.
Seine Worte hallten in meinem Kopf. Immer und immer wieder. Es war, als hätte er sie dort eingepflanzt, nur um mich zu quälen. Ich wusste auch nicht warum, aber irgendetwas in mir war zerbrochen, als Potter diesen Satz ausgesprochen hatte.
Verlieb dich nicht in mich.
Nicht, nicht...
Ich war frustriert und völlig verwirrt. In mir tobte ein Gefühlschaos, das ich wohl niemals wieder unter Kontrolle bringen konnte. Vielleicht sollte ich Potter ignorieren. Vielleicht sollte ich mich nur noch auf Jonathan konzentrieren. Eine kleine Stimme in meinem Kopf flüsterte, dass es mir nicht gelingen würde. Ich glaube, sie hatte Recht.
Ich seufzte. Ich brauchte dringend Ablenkung. Ich ließ meinen Blick durch das Badezimmer schweifen. An der Badewanne blieb er hängen. Das war es. Ich musste ein Bad nehmen und mich erst einmal wieder beruhigen. Danach würde die Welt sicher wieder ein wenig besser aussehen.
Ich schnappte mir meinen Zauberstab und durch einen simplen Auffüllungsspruch stiegen auch schon sogleich warme Dämpfe in der Luft auf. Ich zog mich rasch aus und ließ mich in die behagliche Wärme der gigantischen Badewanne sinken. Ich schnurrte entspannt auf. Genau das hatte ich jetzt gebraucht.
Ich stieß noch einen wohligen Seufzer aus, schloss die Augen und dachte einfach an gar nichts mehr...
Ich wusste nicht, wie lange ich in der Badewanne gelegen und vor mich hingedöst hatte, doch auf einmal vernahm ich gedämpfte Stimmen, die aus unserem Gemeinschaftsraum zu kommen schienen. Abgrundtiefe Wut stieg in mir auf. Hatte Potter es etwa gewagt, diese Cécile nun auch noch mit in unseren Gemeinschaftsraum zu bringen?
Mit einem Satz war ich aus der Badewanne gesprungen, zog rasch einen blütenweißen Bademantel an und wickelte ein Handtuch um meine nassen Haare.
In einem Schwung riss ich die Tür auf und sah wohl gerade aus wie der Todesengel höchstpersönlich, da ich nun in ein zwei ziemlich erschrockene Gesichter starrte.
Das eine gehörte selbstverständlicherweise Potter und das andere... nicht Cécile.
Unbewusst atmete ich auf.
Mit einem Mal hatte ich unsagbar gute Laune. Ich wollte Potter zu verstehen geben, dass sich meine Welt nicht ständig um ihn drehte. Er sollte verstehen, dass er mir egal war. Ich hoffte nur, dass ich es endlich auch verstehen würde.
„Hallo Remus!“, sagte ich fröhlich und ließ mich neben ihn auf die Couch sinken.
„Eh, hey Lily“, antwortete er mit einer noch sehr verdutzten Miene.
Ich lächelte. „Wie geht es dir?“ Doch bevor Remus antworten konnte, hatte Potter ihn schon unterbrochen. „Evans, willst du dir nicht mal ein bisschen mehr – ähm, anziehen?“, fragte er und ich stellte überrascht fest, dass er nervös klang. Es brachte ihn also aus der Fassung mich so zu sehen? Gut zu wissen.
Doch ich beschloss einfach an meinem Plan festzuhalten und nicht auf ihn einzugehen.
„Was machst du denn hier, Remus?“, fragte ich und ignorierte Potter völlig.
„Sirius ist mit Emily unterwegs, Peter muss noch eine Menge Hausaufgaben machen und mir war langweilig. Deshalb haben James und ich hier ein bisschen Schach gespielt.“ Er deutete auf das Schachbrett, das auf dem Tisch lag und ich vermutete, dass ich sie wohl mitten im Spiel unterbrochen hatte.
„Kann ich vielleicht eine Runde mit dir spielen?“, fragte ich Remus zuckersüss und schlug kokett mit den Wimpern auf. Remus schien nun aufrichtig verwirrt und lief knallrot an. „Also, klar, wenn du –“
„Verdammt, Evans! Was soll das denn jetzt schon wieder?“, rief Potter aus und seine Gesichtszüge spannten sich an. Ich kannte ihn schon gut genug, um zu wissen, dass er kurz vor einer Explosion stand.
Doch ich zeigte mich ungerührt.
„Oh, Remus, wie geht es dir eigentlich? Ist total mieses Wetter draußen, oder?“ Ich kicherte gespielt und legte meine Hand auf seinen Arm. „Ja, stimmt, da hast du –“
„Lass Remus gefälligst raus aus der Sache!“, unterbrach Potter Remus abermals.
Jetzt blickte ich genervt auf und sah, dass Potter vor mir stand und mich wütend anfunkelte.
„Welche Sache denn, Potter? Es gibt keine Sache zwischen uns!“, sagte ich eiskalt. Meine Augen waren zu Schlitzen verengt. „Im Übrigen wüsste ich nicht, was dich das angeht, wenn ich mit Remus rede, Potter.“
Potter blickte mürrisch drein und ich sah, dass er seine Hände anspannte. Dann seufzte er und ließ sich zurück auf die Couch fallen. Doch der wütende Ausdruck wich kein bisschen von seinem Gesicht.
„Hast du Verwandlung schon gemacht?“, wandte ich mich nun wieder an Remus. „Die Hausaufgaben habe ich überhaupt nicht verstanden.“
„Ich hab es gestern schon gemacht“, sagte Remus. „Du kannst es von mir haben.“ Er lächelte leicht.
„Oh, Remus, du bist so ein Schatz!“ Ich strahlte ihn an und drückte ihm unbeabsichtigt einen Kuss auf die Wange. Remus schien wohl genauso erstaunt wie ich über mein Handeln, doch das war nichts im Vergleich zu Potter. Er war wieder aufgesprungen und starrte uns an. Sein Gesicht war rot geworden und ich bemerkte, wie er mit wütender Miene meine Hand fixierte, die immer noch auf Remus’ Arm lag. „Evans, du –“
„Verlieb dich nicht in mich“, äffte ich ihn nach und bereute es im selben Augenblick wieder. Was sollte nur Remus denken?
Potters Anspannung löste sich, sein Gesicht wurde entspannt, doch er starrte mich fassungslos an. Im nächsten Augenblick schüttelte er den Kopf, lief fluchend in sein Zimmer und knallte die Tür zu. Doch ich hatte nicht einmal mehr die Zeit Remus einen verwunderten Blick zuzuwerfen, als seine Tür auch schon wieder aufgerissen wurde. „Ich will mit dir reden. Sofort“, zischte Potter gefährlich leise und ich zuckte zusammen.
„Was ist, wenn ich aber nicht mit dir reden will?“, fragte ich stur.
„Evans.“ Er stöhnte kurz auf. „Bitte versuch einmal in deinem Leben nicht deinen Dickkopf durchzusetzen und tu, was man dir sagt.“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn bewusst nicht an. Was nahm er sich denn heraus mich als Dickkopf zu bezeichnen? Er war ja wohl hier derjenige mit dem aufgeblasenen Schädel!
„Bitte“, hörte ich ihn auf einmal noch leise sagen und ich hob den Kopf und sah ihn an. Er sah verzweifelt aus. So, als würde er nicht wissen, was richtig und was falsch war.
„In Ordnung...“, sagte ich ergeben. „Du entschuldigst mich, Remus?“ Ich erhob mich und Potter trat einen Schritt zur Seite, dass ich in sein Zimmer gehen konnte. Dann schloss er die Tür hinter uns. Ich schluckte. Ich sah Potter an, dass er immer noch wütend war und tippte nervös von einem Bein auf das andere. Eine Weile sah er mich finster an, seine Hand hielt krampfhaft an etwas fest und ich spürte schon wieder wie dieses seltsame Gefühl in meiner Magengegend mich durchströmte als er mich mit seinen durchdringenden braunen Augen ansah. Schlussendlich war es dann doch ich, die das angespannte Schweigen durchbrach – nur um seinen Augen wenigstens für einen Moment lang zu entfliehen.
„Wieso bist du so ausgetickt?“, fragte ich atemlos. Noch immer ruhte sein Blick auf mir.
„Da fragst du noch? Was sollte diese Aktion mit Remus?“, fragte er aggressiv. Ich konnte fast hören, wie es in ihm brodelte.
„Ich habe mich nur mit ihm unterhalten“, sagte ich unschuldig. „Ich kann auch nichts dafür, wenn du es nicht verkraftest, wenn ich mit ihm –“
„Ich kann es verkraften.“, zischte er bedrohlich.
„Das sah aber überhaupt nicht danach aus!“, provozierte ich ihn weiter, der Tatsache völlig bewusst, dass er jeden Moment ausflippen könnte. „Ich dachte schon, du würdest Remus schlagen.“ Ich holte tief Luft. „Oder mich“, fügte ich erstickt hinzu und Potter zuckte zusammen und starrte mich geschockt an. Dann wurde sein Gesicht weich.
„Lily, ich würde nie –“
„Und wie kommst du überhaupt darauf, dass ich mich jemals in dich verlieben könnte, Potter!“ Ich bemerkte, dass ich wieder einmal dabei war, mich in Rage zu reden, doch es kümmerte mich in diesem Augenblick nicht. Ich wollte meine Wut an ihm auslassen. „Es dreht sich nicht alles immer nur um dich!“
Ein Anflug von Ärger zuckte wieder über sein Gesicht.
„Wie kannst du nur denken, dass ich mich in dich verlieben könnte!“, schrie ich ihn an und trat einen Schritt näher auf ihn zu. Tränen sammelten sich in meinen Augen. „Wie kannst du das nur denken! Ich könnte nie in meinem Leben in einen so arroganten, verdammten –“
Doch bevor ich meinen Satz zu Ende sprechen konnte, hatte Potter mich um meine Hüfte gepackt und gegen die Wand gedrängt. Ich spürte den kalten Felsen in meinem Rücken und sog scharf die Luft ein. Nicht schon wieder! Er drängte seinen Körper dicht an meinen, hielt meine Handgelenke fest und ließ mir somit keine Chance zu entkommen. Ich keuchte. „Potter, du –“
Doch er ließ mich meinen Satz nicht zu Ende sprechen. Er presste seinen Mund hart auf meinen. Meine Augen weiteten sich entsetzt, doch ich wehrte mich nicht.
Potter hielt meine Hände in einem Klammergriff, doch er trotzdem achtete darauf, mir nicht weh zu tun. Er würde mir niemals weh tun, das wusste ich.
Dann löste sich Potter von mir; sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und er sah mir direkt in die Augen. Meine Lippen brannten von seinem harten Kuss und eine Träne lief über meine heißen Wangen, doch ich wusste, dass Potter sie im dunklen Zimmer nicht sehen konnte. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht. Dann, ganz plötzlich und unerwartet begann mich eines der starken Gefühle, die ich für Potter empfand, so stark zu überrollen, dass ich nur einen einzigen Ausweg sah.
Ich packte ihn um seine Krawatte und platzierte seufzend wieder meine Lippen auf seinen; gab mich ihm hin. Ich wusste sowieso, dass ich keine Chance gegen ihn hatte und außerdem fing ich so langsam an, die seltsamen Gefühle zu mögen, die er in mir verursachte. Es fühlte sich zugleich so richtig und zugleich doch so falsch an. Doch im Moment gewann das richtige Gefühl die Überhand und ich ließ seufzend meine Hand in sein Haar wandern. Ich konnte sagen, dass Potter überrascht war, doch keinesfalls abgeneigt. Eine Hand schloss sich fest um meine Hüfte und zog mich näher an seinen Körper. Das Handtuch rutschte von meinem Haar.
Eigentlich war der Kuss wie jeder andere und doch war etwas anders. Etwas Grundlegendes. Potter ließ seine warmen Lippen über meine gleiten, doch diesmal war es verzweifelter, besitzergreifender. Er hielt mich so dicht wie nur möglich an sich gepresst, so als hätte er Angst ich würde mich im nächsten Augenblick einfach in Luft auflösen. Es war, als würde er mich brauchen, um überleben zu können. Doch ich war auch nicht besser. Gierig ließ ich meine Hände über sein hübsches Gesicht wandern und schlang ein Bein um seine Hüfte. Mit einem kurzen Ruck hob er mich hoch und ich schlang auch noch das andere Bein um seine Hüften. Noch immer strich er zärtlich mit seinen Lippen über meine und ich küsste ihn genauso sanft und dennoch fordernd zurück. Es war wie ein Kampf gegen die Vernunft. Uns war beiden bewusst, dass es falsch war, was wir taten und dass dieser Kuss schon längst nichts mehr mit Unterricht zu tun hatte und doch konnten wir nicht genug voneinander bekommen. Irgendetwas anderes lag im Moment in der Luft, doch ich konnte nicht sagen, was. Es war, als ob ich nicht mehr ohne seine Berührungen leben konnte und wenn ich doch sterben musste, dann wollte ich in diesem Kuss ertrinken. Es war auf viele Arten so falsch und doch fühlte es sich so richtig und vor allem zu gut an, um aufzuhören. Und irgendwie meinte ich zu fühlen, dass es ihm genauso erging.
Verlieb dich nicht in mich, hallte es irgendwo fern in meinem Kopf, doch es schien mir zu unsinnig um darauf zu hören, es schien mir zu unsinnig, aufzuhören.
Jetzt ließ Potter behutsam seine Zunge über meine Unterlippe streichen. Mein Herz pochte wie verrückt – ich wusste irgendwie, dass es diesmal keine Unterbrechungen geben würde.
Ich öffnete zuerst zögernd, aber dann bereitwillig meinen Mund und ließ Potter den Kuss intensivieren. Er schien sogar meine Angst zu bemerken und fasste mich fester. Genießerisch sog ich tief seinen Duft ein und fühlte mich augenblicklich wieder beruhigt.
Sanft, fast spielerisch strich er mit seiner Zunge über meine und verwickelte sie in einen süssen Kampf. Ich war dankbar, dass Potter mich festhielt, ansonsten wäre ich wohl schon längst ein Häufchen auf dem Boden gewesen. Ich versuchte nun es ihm gleichzutun. Blitzschnell und etwas hastig schoss meine Zunge erst über seine Unterlippe und erforschte dann ungeschickt seinen Mund. Ich spürte, wie sich Potters Mund unter meinen Lippen zu einem Lächeln verzog.
Dann löste er sich von mir und ich schnappte nach Luft. Sein Atem ging heftig auf meiner erhitzten Haut. Er legte seine Stirn auf meine und sah mir direkt in die Augen.
Dann ließ er seine Hand in meine sinken und umschloss sie. Ich schluckte. Dieser Moment war soviel intimer, als der Kuss und ich senkte betreten den Blick zu Boden.
Ich musste total geisteskrank sein. Ich hatte mich gerade mit James Potter – meinem größten Feind – hemmungslos geküsst. Ging es denn noch schlimmer? Oh ja.
Ich hatte jede einzelne Sekunde lang genossen. Wir hatten eine Grenze überschritten, das wusste ich, doch es war, als mussten wir es tun, gerade weil wir wussten, dass es falsch war.
„Das war krank“, keuchte Potter. Sein warmer Atem kitzelte meine Haut. Oh, na super, wir verfügten über Telepathie. „Vielen Dank, Potter, du kannst auch ganz toll küssen“, erwiderte ich sarkastisch. Er seufzte, ließ meine Hand los und setzte mich auf dem Boden ab. „Das meinte ich nicht“, sagte er leise und nun flackerte etwas in seinen Augen auf. Schuld? Trauer?
Er ließ sich auf sein Bett sinken, drückte den Daumen und den Zeigefinger an seinen Nasenrücken und schien angestrengt über etwas nachzudenken.
„Woran denkst du?“, flüsterte ich.
„Dass es mir Leid tut“, sagte er jetzt und ich sah ihn gepuzzelt an. Ich konnte hören, dass seine Stimme leicht zitterte. „Ich hätte dich nicht so überstürmen sollen... ich hatte nicht das Recht dazu.“ Ich konnte sehen wie sich im dämmrigen Licht des Zimmers sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse verzog, doch ich wusste nicht wieso. Schließlich war er derjenige gewesen, der mir gesagt hatte, dass ich mich nicht in ihn verlieben sollte.
„Ist schon... okay. Ich meine es ist doch – wegen Jonathan, also...“ Meine Stimme war brüchig. Ich wusste, dass es schon längst nicht mehr mit Jonathan zu tun hatte. Doch sein Verlieb dich nicht in mich hallte mir nun stärker in den Ohren als jemals zuvor.
„Ja.“ Potter richtete sich auf. „Ja, wir tun das wegen dir und Jonathan.“ Seine Stimme war hart und ich schluckte. Ich hatte keine Ahnung, warum sich auf einmal Tränen in meinen Augen bildeten.
Doch auf einmal hörte ich ihn leise lachen. Es war kein ganz fröhliches, das konnte ich ganz genau sagen. Doch trotzdem lachte er und ich konnte die schwachen Umrisse eines Grinsens auf seinem Gesicht ausmachen.
„Also Evans, ich muss sagen, das war... feucht.“
„Aber es war okay, ich meine, es war gut!“, fügte er schnell hinzu, als er meinen geschockten Blick bemerkt hatte. „Aber Evans, du hast schon mal mit deinem Hund geübt – Gib es zu!“, sagte er noch und lachte sich über seinen eigenen, dämlichen Witz schlapp.
„Haha. Super Spruch, Potter“, sagte ich trocken und versuchte mein rotes Gesicht zu verbergen. „Wollen wir wieder zu Remus?“
„Oh, verdammt.“ Potter schlug sich gegen die Stirn. „Den hab ich ganz vergessen... dann gehen wir lieber mal.“
Ich lief aus dem Schlafzimmer, dicht gefolgt von Potter. Im Gemeinschaftsraum erwartete uns bereits ein bis über beide Ohren grinsender Remus. Mir schwante Böses.
„Na, war die Unterhaltung gut?“, fragte er und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
„Ahm, ja.“, sagte Potter leicht verwirrt und wechselte einen kurzen Blick mit mir.
„James“, begann Remus. „Ich weiß nicht so recht, ob Rot wirklich deine Farbe ist...“, sagte er und bemühte sich ganz eindeutig, nicht in Lachen auszubrechen.
„Wa –“, begann Potter und ich bemerkte nun panisch sein, mit meinen Küssen überdecktes, Gesicht. Oh du heiliger Merlin!
„Ach und das nächste Mal wenn ihr rumknutscht... nehmt euch ne Haarbürste mit“, fuhr Remus fort, konnte sich nun nicht mehr halten und schüttete sich aus vor Lachen.
Oh... verdammt.