ich hab noch einen teil!:
Nachdem Lea den Boden endlich wieder fertig hatte, war es schon fast Abend.
Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen und Dunst lag auf den Wiesen.
Müde schleppte sich Lea in den Sklaventrakt und betrat ihr Zimmer.
Es war sehr karg eingerichtet und schmal. An einer Wand standen längs zwei Betten. An der Wand gegenüber ein einfacher Holztisch, zwei Stühle und eine Kommode. Als einen besonderen Luxus empfand Lea das kleine Fenster, das den Blick auf den hinteren Garten freigab.
Das Zimmer war zwar ohne jeden Schnickschnack und beinhaltete nur das nötigste, aber Lea genügte es.
Sie trat auf die Kommode zu und wusch sich mit dem angenehm sauberen Wasser den Staub und Dreck von der Haut. Danach fühlte sie sich gleich besser.
Ihr besonderer Schatz war ein kleines Stück Spiegelscherbe, das sie einmal auf dem Marktplatz gefunden hatte. In diesem betrachtete sie nun ihr Gesicht und wischte einen letzten Dreckspritzer von ihrer Nase. Dann steckte sie ihn vorsichtig wieder zwischen ihre wenigen Wäschestücke in ihrem Kommodenabteil.
Erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett fallen.
„Oh Göttin! Wenn mich Rukan weiterhin so provoziert, dann weiß ich nicht, wie ich das aushalten soll!“, dachte sie.
Sie hatte einen starken Willen, und es fiel ihr oft schwer, alles klaglos hinunterzuschlucken, was ihr an den Kopf geworfen wurde.
Aber wenigstens hatte sie hier eine gute Freundin gefunden, mit der sie wirklich über alles reden konnte: Naomie.
Genau in diesem Moment trat Naomie durch die niedrige Tür.
„Ach Lea, du bist ja schon da! Hier, ich hab dir was aus der Küche mitgebracht.“, meinte sie erfreut.
Lea setzte sich auf und Naomie reichte ihr ein Fladenbrot mit etwas Gemüse und Obst.
„Das Obst ist von Pedro.“, fügte Naomie zwinkernd hinzu.
Lea liebte Obst. Manchmal naschte sie auch heimlich von irgendwelchen Feigenbäumen aus dem Tempelgarten, wenn der alte Gärtner einmal absichtlich nicht hinschaute und ihr später immer nur schmunzelnd zunickte, wenn sie sich bei ihm mit einem glücklichen Kuss auf die Wange bedankte.
Pedro war wie ein Großvater zu ihr und drückte öfters mal ein Auge zu. Er war es auch gewesen, der ihr die Eingewöhnung im Tempel erleichtert hatte.
„Oh, danke Naomie! Du bist ein Schatz!“, lächelte Lea und nahm sich von den süßen Früchten.
Angeregt plaudernd verspeisten die Beiden das gesamte Fladenbrot und das Obst.