Schnellen Schrittes ging Lea die Tempelstraße entlang, und bog in die Alleestraße ein.
Trotz dem es noch früh am Morgen war, war auf der Straße schon reger Betrieb.
Köche, Mägde und andere Bedienstete bahnten sich ihren Weg durch die Menschenmenge und die voll beladenen Ochsenkarren.
Lea genoss das seltsame Gefühl von Freiheit, dass sie immer verspürte, wenn sie einmal unbeobachtet außerhalb des Tempelgeländes herumlaufen durfte. Als sie an einer besonders schönen dunkelrosa Blumenranke vorbeikam, pflückte sie sich eine Blüte ab, und steckte sie sich kokett ins Haar.
Je weiter Lea die Alleestraße zum Markt hinunter lief, desto größer wurde der Menschenstrom, von dem sie sich einfach mittreiben ließ.
Der Marktplatz lag etwas unterhalb des Tempelviertels und wurde von einem auf Säulen getragenen Dach überspannt, damit es in der brennenden Mittagshitze erträglich warm war.
Ehe sie es sich versah, war sie mitten im Getümmel aus Käufern und Verkäufern.
Hier gab es wirklich alles, was das Herz begehrte: Stände überladen mit fein gewebten, bunten Tüchern, duftende Gewürzläden, mit Gewürzen, die aus fernen Ländern hierher geschifft wurden, jede Menge Tische mit den exotischten Früchten, Schmuck, dass es nur so glitzerte und funkelte, Stände mit Singvögeln in allen Farben, an einem Stand duftete es nach frisch gebackenem Fladenbrot und in der Mitte führten Gaukler und Artisten ihre neuesten Tricks vor.
Lea kam an einem Stand vorbei, bei dem ein Mann ohne Unterbrechung rief: „Bänder, schöne, bunte Bänder! Hier, in allen Farben! Rote, blaue,...“ Er erblickte Lea und sprach sie an: „na junge Dame? Woll‘n Sie nicht auch so ein wunderschönes Band für ihr Haar? Hier das blaue würde perfekt zu Ihren Augen passen...“
„Nein, danke, ich habe kein Geld.“, entgegnete Lea liebenswürdig und lächelte.
„Oh, ... na dann... Bänder, schöne, bunte Bänder!“, fing der Händler wieder das rufen an.
Lea ging weiter und quetschte sich zu einem Stand durch um für Romilda die versprochenen Sachen einzukaufen.
„Was darf ich ihnen anbieten mein Kind?“, fragte die runzlige, alte Frau hinter dem Tisch, der mit Gemüse und Obst überladen war.
„Ich hätte gern Artischocken und von diesen hier noch etwas.“, antwortete Lea und deutete auf einen Korb mit seltsam geformten, grüne Früchten.
Die Alte wog ihr das gewünschte ab, und Lea bezahlte mit einem Silberstück aus ihrem Lederbeutel, den sie schnell wieder in den Falten ihres Rockes verschwinden ließ. Denn auch auf Attlan gab es Diebe und Taugenichtse, die das Gedränge nutzten, um an ein wenig Geld zu kommen.
Langsam schlenderte sie über den Markt, und an den verschiedensten Ständen vorbei.