Kapitel 19 – Rettungsmaßnahmen
Lily Evans lief durch die Schulkorridore, vorbei an wütenden Gemälden, die sich über die Störung beschwerten und ihr Flüche hinterher riefen. Sie rannte so schnell, dass sie den fast kopflosen Nick gar nicht bemerkte und glatt durch ihn hindurch spurtete. Ein eisiger Schauer überkam sie, in dem Moment als sich ihre Körper berührten und ihr war es, als würde sich ihr Magen zusammenziehen. Aber sie hatte jetzt keine Zeit darüber nachzudenken! Sie musste zu Dumbledore und zwar so schnell wie möglich. Sie war bald da, nur noch einen Flur und dann würde sie schon vor dem Wasserspeier stehen! Sie hatte gar keine Zeit, sich um die möglichen Konsequenzen zu kümmern, alles was zählte war die Sicherheit ihrer Freunde.
Plötzlich stieß sie gegen ein massives Hindernis: Professor Slughorn. Er sah sie verwundert an und schüttelte den Kopf. „Ms. Evans, was machen sie so spät noch in diesem Teil des Schlosses? Sie sollten längst im Bett sein!“ Er packte sie etwas unsanft am Arm und wollte sie in den Gemeinschaftsraum führen, aber Lily wehrte sich mit aller Kraft. Sie kämpfte so lange gegen den Griff des Lehrers an, bis dieser schließlich nachgeben musste und sie losließ. „Ich muss zu Dumbledore, sofort!“ Keuchte sie und sah den Zaubertrankmeister bittend an. „Es heißt Professor Dumbledore und das können sie auch morgen erledigen. Er ist sicherlich auch schon zu Bett gegangen!“ Lily war der Verzweiflung nahe, sie musste an diesem Mann vorbei und zwar sofort! Er nahm sie wieder an der Schulter und zog sie unsanft in Richtung Gryffindor Turm. Lily nutzte ihre Chance und trat mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte auf Slughorns Fuß. Der schrie empört auf und wollte sie zur Rede stellen, aber die junge Hexe war zu flink für ihn. Sie lief schnurstracks zu dem Wasserspeier und schlüpfte durch den geheimen Gang in das Büro des Direktors, Slughorn dich auf ihren Fersen.
Lorelai sah sich verzweifelt um, Voldemort war eben zurückgekehrt und hielt nun ein Buch in seinen langen, bleichen Fingern. Sie wagte kaum zu fragen um was es sich handelte, denn tief in ihrem Herzen kannte sie die Antwort schon. „Du hast Recht, das ist sie. Ich habe lange danach gesucht und musste viele Menschen befragen.“ Bei den letzten Wörtern erschien ein eisiges Lächeln auf seinem Gesicht und seine Augen funkelten gefährlich. „Du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet, Voldemort! Wie sind die Zettel in den Gryffindor Turm gekommen?“ Insgeheim fragte sich Lorelai selbst warum sie so eine Frage stellte! War sie wahnsinnig geworden? Gespannt beobachtete sie seine Reaktion und kämpfte gleichzeitig die drohende Panik nieder. „Eine der Schülerinnen hat mir geholfen, Maureen. Du kennst sie doch, ein furchtbar eitles Mädchen… Allerdings erinnert sie sich nicht mehr an die kleinen Gefallen, die sie für mich erledigt hat!“
Er hatte Mauren mit einem Imperius Fluch belegt und keiner hatte es bemerkt! Die Wahrheit war wie ein Schlag ins Gesicht für Lorelai! Sie hatte es das ganze Jahr nicht bemerkt… „Du warst, wie ich schon sagte, eine wesentlich härtere Nuss. Ich habe an deine Eitelkeit appelliert, aber das hat nichts geholfen. Glück für mich, dass du so neugierig bist…“ Er sprach nicht laut, aber etwas in seinem Tonfall war bedrohlicher als alles, was sie bisher erlebt hatte. „Und nun wirst du mir helfen!“ Er legte das Buch, die Quelle der Weisheit auf ein Pult in der Raummitte und musterte sie von dort aus. „Lieber sterbe ich!“ Fauchte sie zurück und sie meinte es ehrlich. Lorelai würde, egal wie viel Angst sie auch haben mochte, egal wie kalt ihr war und wie sehr ihr zum Weinen zu Mute war, niemals Voldemort helfen! „Das können wir einrichten!“ Er hob die Hand und die Schlange erwachte. Sie schlängelte sich bedrohlich auf Lorelai zu, die sich panisch nach einer Fluchtmöglichkeit umsah auch wenn sie wusste, dass es keine gab.
Sirius trat frustriert gegen einen der Baumstämme! Sie suchten schon eine Ewigkeit aber sie hatten nichts gefunden! Irgendwo schwebte Lorelai in großes Gefahr, dass konnte er fühlen auch wenn er keine direkte Verbindung zu ihr aufbauen konnte! Es machte ihn krank, er konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass ihr etwas passierte! Er musste sie retten, egal wie. Remus, der rechts neben ihm suchte, standen Schweißperlen auf der Stirn und James blinzelte mit Mühe die Tränen zurück. Für die beiden Jungen war Honey eine ihrer besten Freundinnen, fast schon eine Schwester und sie wollten sich gar nicht erst vorstellen, was mit ihr passierte. Moony lehnte sich erschöpft gegen einen der Büsche und spürte, wie die Pflanze nach hinten nachgab. Er rettete sich mit einem Sprung nach vorne und starrte für einen Moment fassungslos auf das Gestrüpp. „Padfoot, Prongs! Hierher!“ Die beiden kamen angerannt und gemeinsam bogen sie die störrischen Zweige zur Seite. Zum Vorschein kam ein dunkler Gang, der tief in die Erde hineinführte. Ohne nachzudenken kletterte Sirius hinein…
Sie saß im wahrsten Sinne des Wortes wie das Kaninchen vor der Schlange! Das Tier kam immer näher, Lorelai musste etwas tun! In Ermangelung eines besseren Planes verwandelte sie sich in einen Falken und schwebte schnell an der Schlange vorbei, die wütend zischelte und versuchte nach ihr zu schnappen. Aber Honey war zu schnell für sie und flog unter den gefährlichen Giftzähnen hindurch, um den Kopf des Tieres und landete neben dem Pult, hinter dem immer noch Voldemort stand. Der hob die Hand und die Schlange schlief augenblicklich wieder ein. „Eindrucksvoll, schade dass dir das nichts nützt!“ Er zwang sie mit einem Zauberspruch zur Rückverwandlung, sie stand nun direkt vor ihm und blickte ihn mit ängstlichen Augen an. Voldemort schlug das Buch auf und blätterte darin. Zu Lorelais Überraschung waren alle Seiten weiß und unbeschrieben!
„Professor Dumbledore, etwas ganz furchtbares ist passiert!“ Die letzten Ereignisse sprudelten nur so aus Lily heraus als sie das Büro des Direktors betrat. Er unterbrach sie nicht ein einziges Mal und bedeutete Slughorn, der mitten in den Erzählungen der Schülerin hereingeplatzt kam, still zu sein. Kaum war Lily fertig sagte Dumbledore mit belegter Stimme: „Professor, Miss Evans kommt augenblicklich zurück in den Schlafsaal. Sie bekommt keine Strafe!“ Der Lehrer wollte protestieren aber er hatte keine Chance. „Keine Sorge, ich kümmere mich um die anderen!“ Damit rauschte Dumbledore hinaus, seinen Zauberstab fest in der Hand, und ließ die beiden in seinem Büro zurück. Der alte Zauberer wusste, dass er nicht viel Zeit hatte, wenn er seine Schüler alle retten wollte. Dass, was er seit so langem befürchtet hatte war also tatsächlich eingetreten und er hatte es nicht verhindern können!
Lorelai sah Voldemort ausdruckslos an. „Du hast eine seltene Gabe, du kannst dieses Buch lesen. Nun, fang an und versuch nicht mich anzulügen!“ Sie war verzweifelt, wie sollte sie das anstellen? Sie hatte keine Ahnung wovon er sprach und so rührte sie sich nicht von der Stelle. „Crucio.“ Flüsterte Voldemort leise und ein unglaublicher Schmerz durchfuhr Lorelais Körper. Sie fiel auf die Knie und schrie laut auf! So etwas hatte sie noch nie erlebt! Sie hatte von den unverzeihlichen Flüchen gehört aber das überstieg jegliche Vorstellungskraft. Sie wollte nur, dass es aufhörte! Endlich ließ der Schmerz nach und sie blickte zu ihm auf. Er hatte es sichtlich genossen, sein Zauberstab deutete immer noch auf sie. „Ich kann das bis in alle Ewigkeit wiederholen und glaub mir, es wäre mir eine Freude!“ Mit zitternden Knien stand sie auf, sie unterdrückte die Tränen, die in ihre Augen stiegen und ging zu dem Pult. Ratlos blickte sie auf die leere Seite als sie einen ohrenbetäubenden Knall hörte!
Sirius kroch voran, seine Freunde dicht hinter ihm. Alles um ihn herum war dunkel, er spürte die nasse Erde und die Wurzeln der Bäume über ihm. Wo würden sie herauskommen? Es war ihm egal, ihn leitete nur noch ein Gedanke: Er musste zu Lorelai! Plötzlich spürte er, wie der niedrige Gang anstieg, erst langsam, dann immer steiler. Schließlich stand er in einem viereckigen Raum ohne Fenster. Nur eine Tür war an der Nordseite angebracht, sie war aus massivem Stahl oder Eisen und stark verrostet. Hinter ihm tauchten zuerst James und danach Remus auf, beide von oben bis unten mit Erde und Schlamm beschmiert und mit aufgeschürften Ellbogen, Knien und Händen, so wie er selbst. Die drei sahen sich an, dann blickten sie auf die Tür und nickten dann. „Bombarda!“ Der Stahl gab nach und zerbarst mit einem lauten Knall!
„Lorelai!“ Es war Sirius, sie hatte sich noch nie zuvor so sehr gefreut ihn zu sehen und gleichzeitig wollte sie ihn wegschicken. Ihm durfte nicht passieren, dass würde sie nicht ertragen! Voldemort sah die drei Jungen an und lächelte eiskalt. „Nagini, ein kleines Abendessen für dich!“ Die Schlange näherte sich den Jungen Zauberern schnell und unerbittlich, Lorelai wollte ihnen helfen aber eine Hand packte sie fest am Arm. Die langen Fingernägel bohrten sie in ihr Fleisch und eine unnatürliche Kälte kroch zu ihrer Schulter und weiter zu ihrem Herzen.
Die Schlange war stark und nicht durch einfache Zaubersprüche zu besiegen, wie die drei Jungen schnell feststellten. Sie hatte die Freunde fest im Blick, ihre Zunge zischelte zwischen ihren gefährlichen Giftzähnen hervor und machte das Tier noch bedrohlicher. „Was nun?“ James sah die anderen hilflos an, doch die hatten auch keine Idee! „Wir trennen uns! Sie kann uns nicht allen gleichzeitig folgen!“ Damit lief Remus nach links davon während sich James und Sirius nach rechts wandten und zurück in den Raum liefen, in dem der Eingang lag! Nagini folgte den beiden, sie schnappte immer wieder nach ihnen, aber sie konnten jedes Mal zur Seite springen! Aber dann war es soweit, die Schlange hatte Sirius in eine Ecke gedrängt und baute sich drohend vor ihm auf. Gleich würde sie zubeißen, was sollte er tun? Seine Gedanken rasten, Adrenalin floss durch seine Adern. Sie holte zu dem tödlichen Biss aus, er konnte nicht ausweichen! Nagini schnellte nach vorne und biss so fest zu wie sie konnte – aber ihre Zähne schlugen ins Leere. Ein großer Hund zwängte sich an ihrem immensen Körper vorbei und sie rannte durch den Raum zurück zu ihrem Herren!
James kauerte an der Wand als Nagini an ihm vorbei glitt, er war fürs erste gerettet! Seine Freunde aber noch nicht. Er stürmte zu der Tür, durch die der diamantbesetzte Schwanz der Schlange eben verschwunden war und sah etwas Schreckliches! Sirius war von einem Crucio Fluch zu Boden gerissen worden aber der wahre Horror erwartete James noch! Moony, er rannte vor der Schlange weg aber sie holte immer mehr auf! Gleich hatte sie ihn… Die scharfen Giftzähne wühlten sich tief in das linke Bein des Jungen, der zu Boden stürzte und gequält aufschrie. Blut lief auf den Steinboden, die Wunden sahen schrecklich aus! James lief zu seinem Freund um ihn zu beschützen und feuerte ein paar Sprüche auf die Schlange ab, um sie abzulenken!
Lorelia konnte ihnen nicht helfen, Voldemort hielt den Zauberstab auf das gerichtet, was sie am meisten liebte auf der Welt. Er würde Sirius töten, da bestand kein Zweifel! Dieses triumphierende Lächeln auf seinem Gesicht machte sie so wütend, dass sie alles andere vergaß! Am liebsten hätte sei ihm die Augen ausgekratzt, sich auf ihn gestürzt aber Sirius wäre tot bevor sie Voldemort auch nur erreicht hätte. Ihr Freund lebte noch, dass konnte sie spüren aber Remus… Sie sah den Angriff, sah wie er zu Boden stürzte und wie James zu seiner Rettung eilte! Und dann riss sie ein Blitz zu Boden, er versengte ihren Arm und hinterließ einen tiefen Kratzer. Sie knallte mit der Stirn auf den kalten Stein, sie sah noch ein Licht aufblitzen und dann wurde alles schwarz um sie herum…