Spoiler!! Ich sag’s trotzdem gerne noch mal, auch wenn offiziell die Spoilerzeit rum ist. Wer den letzten Band nicht gelesen hat, sollte folgenden Oneshot nicht lesen.
Die Lyrik am Anfang ist von Schrottgrenze - Lied vom Schnee.
Ich hab vor einiger Zeit angefangen, das zu schreiben. Hab irgendwann aufgehört und nun das Ende gefunden. Vielleicht mag der Oneshot nicht viel aussagen oder hergeben, aber die Gefühle sind teils meine eigenen. Außerdem mag ich damit einer guten Freundin gedenken.
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Das Lied vom Schnee
Ich lege mich in den Schnee
Nichts tut mehr weh
Alles um mich herum
wird still und stumm
Ich liege einfach da
und werde selbst polar
Und wer immer mir das Leben gab
ich schenk’s dem Schnee in dieser Nacht
Langsam legte sich eine kalte lilienweiße Hand auf die fein geschwungene Mamorstatue, umklammerte das kalte Gestein, als wollte sie die darin gefangene Seele wieder an sich reißen. Doch alle Hoffnung war zu spät. Er konnte nichts für ihn tun und nun musste er damit leben. Doch es war so schwer. Er fühlte sich so einsam und zerbrochen.
Ein kalter Wind wehte durch den Friedhof, ließ das filigrane Flügeltor ächzen und strich über die kahlen Baumkronen hinweg. Letzte Sonnenstrahlen spendeten dem Ort der Toten noch letzten Trost und verblassten hinter dem dunklen eisigen Wolkenbruch.
Sachte ließ sich eine Schneeflocke auf den feuerroten Haarschopf der trauernden Person nieder. Welch irrsinniger Kontrast sich dadurch ergab, diese zarte Schneeflocke gefangen in diesem brennenden Meer der Sehnsucht.
Stoßweise formten sich kleine Wolken um den trockenen, nach Luft ringenden Mund. Die Lippen waren rau und die Kälte spiegelte sich in der bläulichen Farbe wider. Doch all das nahm George nicht wahr, denn der Schmerz seiner tiefen Trauer quälte ihn mehr, als die erstarrende Kälte in seinen Gliedmaßen.
Schwermütig überlebe ich den Tag, paralysiert vom Schmerz des Verlustes. Mein Herz… es rast wie wild! Meine Gedanken… sie schreien und drehen sich nur noch um dich… Ich kann nicht atmen. Jeder Luftzug brennt in meinen Lungen wie Feuer! Fühle mich benommen, in einem Zustand der völligen Orientierungslosigkeit.
Sachte strich er über die geschwungene Gravur, die besagte, dass Fred Weasley, geliebter Sohn, Bruder und Freund, hier seine letzte Ruh gefunden hatte.
Ich spüre deine Aura. Sitze Tag für Tag in meinem Zimmer und lausche, dass ich deine Schritte wieder wahrnehme. Schließe meine Augen und stelle mir vor wie du in der Tür stehst. Lachend, froh und lebendig! Doch dann öffne ich meine Augen und sehe nur einen vereinsamten Türrahmen. Einen Türrahmen, durch den wir so oft gegangen sind. Einen Türrahmen, der der Zugang zu unserem Reich der Ideen war. Und heute? Übrig geblieben ist ein Türrahmen, zerfurcht von der dahin schreitenden Zeit, die Ideen verglommen und vergessen in der Einfältigkeit meiner Selbst.
Wieso ich hier bin? Ich musste aus dem Haus. Ich ersticke darin. Ersticke an den Erinnerungen, den Geräuschen und den Gedanken an dich. Die kleinsten Dinge lassen mich zurückzucken, erstarren und jagen mir einen erneuten schmerzhaften Hieb durch mein Herz.
Mein Herz verkrampft sich, als wolle es den Schmerz nicht loslassen. Als hege es die Angst, dass ich dich ohne diesen Schmerz vergessen würde. Doch wie kann ich dich vergessen? Du bist ein Teil von mir. Und wirst es immer sein. Wieso nur konnte ich dich nicht retten? Wieso nur.. es ist meine Schuld!
Langsam kniete sich George in den Schnee. Es war ihm egal, ob der Schnee zu Wasser schmolz, sich in seinen Kleidern festsetzte und sich durch die Fasern auf seine Haut fraß. Völlige Gleichgültigkeit der Welt gegenüber hatte ihn übermannt und in eine tiefe dumpfe Welt der Einsamkeit geführt. So viele Verluste mussten die Menschen in dem brutalen Kampf gegen Lord Voldemort hinnehmen, um der Nachwelt ein schöneres Leben zu sichern. Doch was war mit den Verwundeten, wie sollten sie weiterleben? Wie sollten die wunden Seelen verheilen? Die schmerzhaften Narben würden wohl immer daran erinnern.
Mir fällt alles so schwer. Wasser wird in meinem Rachen zu Staub, lässt mich husten und nach Atem ringen. Doch das alles ist Nichts verglichen mit dem, was mir fehlt. Was wird aus all unseren Ideen, unserer Zukunft, unseren Phantasien und Träumen? Wie soll ich das alleine schaffen? Ich flehe dich an, komm zurück! Lass mich nicht alleine. Nimm mich mit in deine Welt, aber lass mich nicht alleine. Bitte….
Eine heiße Träne der tiefsten Trauer rann über die kühle Wange hinab und tropfte lautlos in den kalten Schnee. Die Träne tauchte in das kalte glitzernde Meer ein und verschwand, ein kleines Loch hinterlassend. Die beutelnde Kälte kroch langsam die Gliedmaßen des Trauernden hoch.
Wie soll ich ohne dich leben? Es tut so weh. Ich.. ersticke.
Ein erschütterndes Schluchzen durchdrang die Stille der Toten und zeugte von der schmerzhaften Trauer des Verlustes. Sachte lehnte George seine Stirn an den kalten Grabstein, als würde er dadurch mit Fred sprechen können. George schloss seine geröteten Augen und ließ seinen Gedanken freien lauf. Wie lange er hier so dasaß wusste er nicht mehr, er hatte die Zeit verloren. Ein Wolkenbruch war nieder gegangen, verdunkelte die Umgebung und bettete alles in einen nasskalten Nebelschleier der Schwermut ein. Sollte er hier sterben, es wäre ihm egal gewesen.
Ein Zucken auf Georges Schulter ließ ihn zutiefst erschrecken. Seine müden Augen blickten durch die angehende Dunkelheit. Vor ihm stand ein Mädchen mit feuerroten Haaren. Sie sah traurig und besorgt aus. Sie bedeutete ihm, mit ihm mitzukommen.
Nickend stand er auf, blickte seiner kleinen Schwester tief in die Augen. Vielleicht sollte er dankbar dafür sein, was ihm noch geblieben war. Er musste stark sein, musste weiterleben. Für ihn selbst und Fred. Er musste beweisen, dass Fred nicht umsonst gestorben war. Natürlich würde ein langer harter Weg vor ihm liegen, es würde nicht einfach werden. Doch er wusste, dass jemand für ihn da war. Weinend umarmte George seine Schwester. „Danke Ginny!“
Der wilde Tanz der Schneeflocken nahm George die Sicht. Eine Shilouette war zuerkennen in dem Schneegestöber. Doch im nächsten Augenblick verschwand die Shilouette mit einem heftigen Windstoß und die Schneeflocken wirbelten davon. Zusammen machten sich die beiden Weasleys auf den Heimweg. Langsam und behutsam schloss Ginny das Friedhofstor, ließ einen letzten Blick über die Ruhestätte gleiten und eine kleine Träne fiel hinab in den Wind und wurde davon getragen in die weiten der Welt.
… may you rest in peace…